Brutvogelkartierung im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 60 Stöffers Kamp II in der Gemeinde Emlichheim, Landkreis Grafschaft Bentheim
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1 Brutvogelkartierung im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 60 Stöffers Kamp II in der Gemeinde Emlichheim, Landkreis Grafschaft Bentheim Im Auftrag der Samtgemeinde Emlichheim Hauptstraße Emlichheim durchgeführt von Dipl. Ing. (FH) Landschaftsentwickler Gero Gülker Am Iland 10d, Uelsen
2 1. Einleitung Die Samtgemeinde Emlichheim plant mit dem Areal des Bebauungsplans Nr. 60 Stöffers Kamp II die Ausweisung eines neuen Baugebietes. Das Plangebiet mit einer Größe von ca. 4,7 ha liegt im Nordwesten der Stadt und besteht aus dem Flurstück 139/11, Flur 19 in der Gemarkung Emlichheim (s. Abb. 1). Der vorliegende Bericht beschreibt die aktuelle Situation der Brutvogelarten in dem Untersuchungsraum und den direkt angrenzenden Flächen und Strukturen. Der vorliegende Brutvogelbericht ist Bestandteil der Bauleitplanung. 2. Methode und Material Für die Erfassung der Brutvogelfauna wurde das Plangebiet des Bebauungsplanes Nr. 60 Stöffers Kamp II während der Brutperiode (März-Juni) untersucht. Die künftige Zuwegung von der Berliner Straße gehört ebenfalls zum Untersuchungsraum. Die Grenzen bildet im Norden der Kanal, im Westen die Sportanlagen von Union Emlichheim, im Süden die Berliner Straße und im Osten das vorhandene Baugebiet (Kurzer Weg, Buchenstraße etc.). Nach Rücksprache mit Herrn Kerperin (Landkreis Grafschaft Bentheim, Abt. Natur und Landschaft) vom ist das Gebiet fünf Mal zwischen Ende März und Anfang Juni begangen worden. Auf eine Abend- bzw. Nachtbegehung wurde verzichtet. Abb. 1: Untersuchungsraum Als Erfassungsmethode diente die modifizierte Revierkartierung nach SÜDBECK et al. (2005). Diese Art der Kartierung eignet sich für Flächen in abwechslungsreicher Umgebung bis max. 100 ha. Die Begehungen erfolgten immer entlang derselben Kontrollroute. Die Strecke führte jeweils um die Außengrenze der Untersuchungsfläche und erlaubte den ganzflächigen Einblick in den Untersuchungsraum. Im Bereich der künftigen Zuwegung, von der Berliner Straße, führte die
3 Kontrollroute durch den Gehölzbestand hindurch, um in dem unübersichtlichen Terrain eine optimale Einsicht zu erhalten. Abb. 2 Gehölzbestand im Bereich der künftigen Zuwegung Begonnen wurden die Zählungen kurz vor/bei Sonnenaufgang, da die Gesangsintensität um diese Tageszeit bei den meisten Arten am höchsten ist. Die Bestimmung des Arteninventars erfolgte primär über den Gesang und die Rufe der Vögel. Parallel dazu wurde das Gebiet systematisch mit optischen Hilfsmitteln auf Brutvögel hin kontrolliert. Die verhörten und gesichteten Vögel wurden nach Anzahl, Verhaltensweise und revieranzeigenden Merkmalen unterschieden und in Feldkarten (Maß1:2000) eingetragen. Eine zusammenfassende Darstellung aller Beobachtungen bzw. Reviere ist als Anhang beigefügt. Es wurden jeweils Tage mit guten Wetterbedingungen gewählt, an denen kein Regen und kein bzw. nur leichter Wind herrschte. Tabelle 1: Begehungstermine und Witterungsbedingungen Datum Temperatur (bei Zählbeginn) C C C C C Witterung bewölkt und leicht nebelig; leichte Brise leicht bewölkt; windstill bewölkt; leichte Brise aus West heiter; windstill bewölkt windstill Bei den Begehungen wurden alle revieranzeigenden Vögel erfasst. Dazu gehörten singende Männchen, balzende und sich paarende Tiere, futter- bzw. nistmaterialtragende Vögel, sowie Nester und Jungvögel. Als optische Hilfe dienten dabei ein Fernglas des Typs Swarowski EL 10X42 und eine Kamera der Marke Canon + Canon 300 mm 1:4 L IS + 1,4 Converter.
4 Bei der Revierkartierungsmethode sind nachfolgend auch Fehlerquellen zu nennen, die verhaltens- bzw. populationsökologisch begründet sind: - Neben den in der Brutzeit ständig anwesenden Paaren treten lose Verbindungen, Polygamie, unverpaarte Männchen und nur kurzzeitig ansiedlungswillige Individuen auf. Bei Kleinvögeln sind solch Phänomene i. d. R. ohne individuelle Markierung nicht erkennbar. Polyterritoriale und unverpaarte Männchen werden meist als Reviere registriert. - Bei vielen Arten lässt nach der Verpaarung die Gesangsintensität in der Regel deutlich nach. Besonders versteckt lebende Arten sind dann nur noch schwer nachzuweisen. - Durchzügler singen regelmäßig bei der Rast und können Reviervögel vortäuschen. Fehlinterpretationen können weitgehend i. d. R. durch die zu erbringende Wiederholungsregistrierung minimiert werden. 3. Ergebnisse Die 22 nachgewiesenen Vogelarten werden in Tabelle 2 mit dem zugehörigen Rote-Liste- Status Deutschlands und Niedersachsens dargestellt. Die Ergebnisse der Erfassung wurden in Brutnachweis, Brutverdacht und Brutzeitfeststellung unterschieden. Bei der angegebenen Anzahl in den Spalten Brutnachweis und Brutverdacht der folgenden Tabelle handelt es sich um die Revieranzahl im Untersuchungsgebiet. Die Angaben in der Spalte Brutzeitfeststellung beziehen sich auf einzelne Vögel, die kein revieranzeigendes Verhalten gezeigt haben und überwiegend als Nahrungsgast beobachtet werden konnten. Bei der Auswertung und Zuordnung des jeweiligen Status fand eine grobe Orientierung nach SÜDBECK et al. (2005) statt. Die Arten werden in systematischer Reihenfolge nach SVENSSON et al. (2011) aufgeführt. Tabelle 2: Artenliste der Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet Art Teichhuhn Gallinula chloropus Hohltaube Columba oenas Grünspecht Picus viridis Buntspecht Dendrocopos major Heckenbraunelle Prunella modularis Rotkehlchen Erithacus rubecula Gartenrotschwanz Phoenicurus ochruros Singdrossel Turdus philomelos Misteldrossel Turdus viscivorus Amsel Turdus merula Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla Brutnachweise Brutverdacht Brutzeitfeststellung Rote Liste Niedersachsen Rote Liste Deutschland 1 V _V 2 3
5 Zilpzalp Phylloscopus collybita Zaunkönig Troglodytes troglodytes Grauschnäpper Muscicapa striata Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca Kohlmeise Parus major Blaumeise Cyanistes caeruleus Schwanzmeise Aegithalos caudatus Kleiber Sitta europaea Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla Star Sturnus vulgaris Buchfink Fringella coelebs V _ 2 Legende Rote-Liste-Status: 3= gefährdet V= Arten der Vorwarnliste Rote Liste der Brutvögel Deutschlands (GRÜNEBER, C et al. 2015) und der Roten Liste für Brutvögel in Niedersachsen und Bremen (KRÜGER, T. & B. OLTMANNS 2015) Alle heimischen Brutvögel sind durch internationales Recht, Europarecht und Bundesrecht entweder besonders oder sogar streng geschützt. In der aktuellen Roten Liste Niedersachsen werden von den festgestellten Arten der Gartenrotschwanz, der Grauschnäpper, der Trauerschnäpper und der Star als gefährdet eingestuft. Das Teichhuhn ist in der Roten-Liste Deutschland in der Vorwarnliste eingestuft. Die übrigen Brutvögel gelten laut Rote-Liste Niedersachsen als nicht gefährdet. Das Ergebnis der Erfassung der Brutvögel im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 60 Stöffers Kamp II ergab 21 potenzielle Brutvogelarten. Außerdem nutzte wahrscheinlich eine Vogelart (Grünspecht) das Gebiet nur zur Nahrungssuche. Bei den festgestellten Vogelarten handelt es sich fast ausschließlich um euryöke Arten, die keine besonderen Anforderungen an ihren Lebensraum stellen und wenig spezialisiert sind. Diese ubiquitären Arten sind in der intensiv genutzten Landschaft häufig vertreten und sind in der Regel in ihrem Bestand nicht gefährdet. Das zeigt auch die Verteilung der Arten im Untersuchungsgebiet sowohl räumlich als auch artspezifisch (s. Anhang). Die häufigsten Vogelarten im Untersuchungsgebiet waren der Zilpzalp, die Kohlmeise, die Blaumeise, der Zaunkönig, die Mönchsgrasmücke und das Rotkehlchen. Diese Arten sind
6 typische Brutvögel der lichten Laub- und Mischwälder, der offenen Siedlungsräume sowie von Feldgehölzen (GLUTZ VON BLOTZHEIM 2001, HÖLZINGER 1997). Bei der räumlichen Verteilung liegt der Schwerpunkt der Brutvogelreviere auf den mit Bäumen und Sträuchern bestockten angrenzenden Flächen. Besonders im nördlichen und südlichen Teil des Untersuchungsgebietes konzentrieren sich die Reviere. Hier wachsen Pflanzenarten wie z.b. Stieleiche (Quercus robur), Sandbirke (Betula pendula), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Stechpalme (Ilex aquifolium) und Brombeere (Rubus spec.). Im südlichen Teil dominiert die Waldkiefer (Pinus sylvestris) den Bereich der künftigen Zuwegung. Auch die westlich angrenzende Wallhecke bot zahlreichen Arten geeignete Habitate. Hier stocken zum Teil Stieleichen mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als einem Meter. Die bebauten Flächen im Osten dienten nur sehr wenigen Brutvögel als Bruthabitat. Die landwirtschaftliche Fläche (Kartoffelacker) im Zentrum des Untersuchungsgebietes diente keiner Vogelart als Brutplatz. Auffällig ist die hohe Anzahl von Kohl- und Blaumeisenrevieren in dem Untersuchungsraum. Die beiden Arten, sowie der Star, der Kleiber, die Hohltaube und der Trauerschnäpper, benötigen zur Reproduktion natürliche oder künstliche Nisthöhlen. In den teilweise alten Bäumen und Strukturen, die das künftige Bauland umgeben, sind demnach genügend geeignete Höhlen und Spalten vorhanden. Insgesamt konnten sechs Brutnachweise von fünf Vogelarten erbracht werden: - Die Hohltaube brütete in einem speziellen Nistkasten im nördlichen Bereich des Untersuchungsgebietes. Die künstliche Nisthilfe hing direkt an dem parallel zum Kanal verlaufenden Weg. Abb. 3 Nistkasten mit Hohltaube
7 - - Der Trauerschnäpper brütete ebenfalls in einem Nistkasten im nordöstlichen Teil des Gebietes. Die beiden Kohlmeisenpaare brüteten in natürlichen Baumhöhlen (alte Buntspechthöhle und Astloch) im nördlich angrenzenden Baumbestand und in der westlich angrenzenden Wallhecke. Hinter einem abstehenden Stück Baumrinde hat im Südwesten ein Gartenbaumläufer in einer Stieleiche sein Nest gebaut. Abb. 4 Niststandort des Gartenbaumläufers - Der Star brütete im Eingriffsbereich der späteren Zuwegung von der Berliner Straße. Hier diente eine verlassene Buntspechthöhle zur Jungenaufzucht. Abb. 5 Brutstandort des Stars Im Zuge der Erschließung bleiben sowohl die Gehölzstrukturen im Norden, als auch die Wallhecke in ihrem Bestand erhalten. Im Bereich der Zuwegung werden im südlichen Teil des Eingriffsbereiches einige Gehölze entfernt werden.
8 Von einer erheblichen Verschlechterung des Erhaltungszustands der potentiell betroffenen Brutvogelarten durch die Umsetzung der Planung ist somit nicht auszugehen. Qualitativ gleichwertige Lebensräume grenzen unmittelbar an das Plangebiet an. Somit haben die meisten Brutvogelarten Ausweichmöglichkeiten in direkter Umgebung bzw. sie nutzen die bisherigen Habitate.
9 4. Literaturverzeichnis GLUTZ VON BLOTZHEIM, U.-N. (2001): Handbuch der Vögel Mitteleuropas Band 1-14, genehmigte Lizenzausgabe ebook, Aula-Verlag GmbH, Wiesbaden. GRÜNEBERG, C. et al. (2015): Rote Liste der Brutvögel Deutschlands, 5. Fassung. Berichte zum Vogelschutz Nr. 52 HÖLZINGER, J. (1997): Die Vögel Baden-Württembergs. Band 3.2: Singvögel 2. Passeriformes-Sperlingsvögel: Muscicapidae (Fliegenschnäpper) und Thraupidae (Ammertangaren), Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart. KRÜGER, T. & B. OLTMANNS (2015): Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel - 7. Fassung, Stand Inform.d. Naturschutz Niedersachs. 27, Nr. 3 (3/07): SÜDBECK, P.; H. ANDRETZKE, S. FISCHER, K. GEDEON, T. SCHIKORE, K.SCHRÖDER & C. SUDFELD (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands. Hrsg. Peter Südbeck, Staatliche Vogelschutzwarte, Hannover Mugler Druck-Service GmbH, Hohenstein-Ernsttahl. SUDFELD, C. et al. (2012): Vogelmonitoring in Deutschland. Programme und Anwendungen. Naturschutz und Biologische Vielfalt Heft 119. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg. SVENSSON, L., P. J. GRANT, K. MULLARNEY & D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos Vogelführer. Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh - Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart.
10 Legende Brutnachweis Δ Brutverdacht Brutzeitfeststellung/Nahrungsgast Th= Teichhuhn Ht= Hohltaube Gsp= Grünspecht Bs= Buntspecht Hb= Heckenbraunelle Rk= Rotkehlchen Grs= Gartenrotschwanz Sgd= Singdrossel Md= Misteldrossel Am= Amsel Mg= Mönchsgrasmücke Zz= Zilpzalp Zk= Zaunkönig Gs= Grauschnäpper Ts= Trauerschnäpper Km= Kohlmeise Bm= Blaumeise Schw= Schwanzmeise Kl= Kleiber Gbl= Gartenbaumläufer St= Star Bu= Buchfink
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