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Bolivien - Land der Gegensätze Bolivien liegt ungefähr in der Mitte des Kontinents Südamerika. Deshalb hat es Grenzen mit vielen anderen Ländern, nämlich Brasilien, Peru, Paraguay, Argentinien und Chile. Das Land ist mit 1,099 Mio. km 2 etwa dreimal so groß Bolivia wie Deutschland, hat aber 10x weniger Einwohner, nämlich nur etwa 8,8 Millionen. Es gibt in Bolivien drei große und sehr verschiedene Landschaften. Das sind einmal der Altiplano, die Bergkette der Anden und das Tiefland im Osten. Der Altiplano ist eine riesige Hochebene zwischen zwei Bergketten. Dort liegt auch der Titicaca-See, das ist der Sucre größte und gleichzeitig auch der höchste See in Südamerika auf 4000 m Höhe. Leute wie wir, die nicht daran gewöhnt sind, auf so großer Höhe zu leben, können auf dem Altiplano die Höhenkrankheit bekommen, soroche genannt. Die ist sehr unangenehm und äußert sich von Schwächegefühl über Kopfschmerzen bis zu Durchfall. Auf jeden Fall wird man sehr kurzatmig dort oben und sollte daher am Anfang alles in Zeitlupe erledigen. Auf der einen Seite des Altiplano liegen die Anden, sie bilden in Bolivien zwei parallele Bergketten und werden bis zu 6.500 m hoch, das ist etwa dreimal so hoch wie die Zugspitze, der höchste Berg Deutschlands. Im Osten fließen viele Flüsse durch die Berge nach unten. Die tiefer gelegenen Täler, die durch diese Flüsse entstanden sind, heißen in Bolivien Yungas. Dort regnet es viel und alles ist grün und fruchtbar. Im Süden ist das Bergland aber trokken und unfruchtbar, weil es dort kaum regnet. Das Tiefland im Osten, in Bolivien Oriente (Spanisch für Osten ) genannt, nimmt den größten Teil des Landes ein und kann wieder in drei Gebiete unterteilt werden. Im Norden davon wächst ein dichter Regenwald wie im Amazonasgebiet Brasiliens. Ganz im Osten von Bolivien regnet es schon weniger als im Urwald, aber immer noch genug, so dass in dem Grasland große Rinderherden gehalten werden können. Im Süden des Tieflandes liegt ein trockenes Gebiet, der Chaco. Dort wachsen Sträucher und Dornbüsche, aber kein Getreide und Gemüse, denn es regnet kaum. In Bolivien gibt es also viele Gebiete, in denen nur wenige Menschen leben können, weil dort nur sehr wenig Getreide-, Gemüse- und Obstsorten angebaut werden können. Die Hauptstadt Boliviens heißt Sucre, aber La Paz ist mit über einer Million Einwohnern die größte Stadt, von der aus das Land auch regiert wird. Deshalb ist diese Stadt bekannter als Sucre. La Paz Cochabamba

Wo im Sommer Winter ist und im Winter Sommer 1 2 3 4 5 Bolivien liegt auf der südlichen Halbkugel, also auf der anderen 13 Seite des Äquators, der ja die Mitte der Erde markiert. Deshalb ist dort Winter, wenn bei uns Sommer ist und umgekehrt. Weihnachten wird dort also im Hochsommer gefeiert, anschließend gibt es bis Ende Januar Sommerferien! Obwohl Bolivien gar nicht so weit vom Äquator entfernt liegt (etwa so weit wie der südliche Teil von Indien!), herrscht nur im nördlichen Tiefland ein tropisches Klima mit durchschnittlich 25 C und viel Regen. Am meisten regnet es dort von Januar bis April, aber auch in den anderen Monaten ist es nicht gerade trokken. Die Flüsse überschwemmen in der Regenzeit immer viel Land. Mit durchschnittlich 2000 mm Niederschlag im Jahr regnet es im Norden Boliviens doppelt so viel wie in Deutschland (wo wir hier doch oft schon gerne weniger Regen hätten!), aber im Süden des Landes sind es nur noch 600 mm. Ebenfalls im Tiefland, aber im Osten davon, also in der Gegend um Santa Cruz, ist die erste Jahreshälfte die trockenere und auch die heißere. In den Höhen der Anden ist das Klima sehr kalt, Niederschlag fällt dort nur als Schnee. Auf dem Altiplano regnet es wenig. Die 12 10 11 Temperaturunterschiede sind im Tagesverlauf höher als im Jahresverlauf, d.h. tagsüber ist es im Januar und im Juli ähnlich warm und nachts ähnlich kalt, aber innerhalb eines Tages im Januar oder im Juli kann das Thermometer um 20-30 Grad schwanken. Nachts kann es Frost geben und tagsüber ist es in der Sonne sehr warm. Man empfindet diese Wärme als angenehm. Da der Altiplano aber sehr hoch liegt, ist die Sonneneinstrahlung sehr stark, so dass die Haut leicht verbrennt. Kaum tritt man dann von der Sonne in den Schatten, muss man schon wieder eine Jacke überziehen. 9 8 7 6 1 Kolumbien 2 Venezuela 3 Guyana 4 Surinam 5 Französisch Guayana 6 Brasilien 7 Uruguay 8 Paraguay 9 Arbentinien 10 Chile 11 Bolivien 12 Peru 13 Ecuador

Von Vicuñas, Viscachas und anderen Tieren In den Anden gibt es viele Tiere, die genau an die schwierigen Lebensbedingungen in den hohen Bergen angepasst sind, wo es nur hartes Gras zu fressen gibt. Eines davon ist sehr bekannt, nämlich das Meerschweinchen, das in Bolivien Cuy genannt wird. Es hat weder mit dem Meer noch mit Schweinen etwas zu tun, denn es ist ein Nagetier, das in den Bergen lebt. Aber in Deutschland wird es so genannt, weil es mit den Seefahrern übers Meer kam. Bei uns leben viele Meerschweinchen als Haustiere zum Streicheln, aber in Bolivien werden die meisten Arten im Haus gehalten, weil ab und zu eins davon in den Kochtopf wandert. In Bolivien ist gebratenes Meerschweinchen seit Jahrtausenden ein Festtagsgericht! Es gibt aber auch eine wild lebende Meerschweinchenart, die durch das Steppengras des Altiplano wuselt. Wer ebenfalls wild herumwuselt, allerdings eher in tiefer gelegenen Regionen, sind die Viscachas, ca. 60 cm lange Nagetiere mit einem buschigen Schwanz. Sie pfeifen wie Murmeltiere, fressen unheimlich viel Gras und wühlen viel Erde auf. Ihre flauschigen Felle sind sehr teuer. In einem ganz anderen Element lebt der König der Lüfte, der Kondor. Der Abstand zwischen seinen beiden Flügelspitzen ist über 3 m und er kann fast 60 Jahre alt werden, so alt wie jeder Durchschnitts-Bolivianer. Seine Eier legt er nicht in ein Nest, sondern in Felsnischen. Der Kondor lässt sich mit der sich erwärmenden Luft vormittags nach oben tragen und gleitet dann majestätisch über die Berge. Von den Indios wird der Vogel verehrt, weil er der Sonne am nächsten kommen kann. Ein anders Raubtier der Anden, der Puma, ist sehr selten geworden. Die wenigen Berglöwen, die es heute noch gibt, leben zurückgezogen in den Anden. Die Tiere, die den Menschen in den Anden am meisten nützen, sind die Lamas und ihre Verwandten, die Alpakas. Bevor Pferde, Rinder und Esel aus Europa kamen, waren die Lamas die größten Haustiere in Bolivien. Reiten kann man allerdings nur als Kind auf ihnen, denn sie können nur maximal 30 kg Last tragen. Alles an den Lamas wird genutzt. Die Haare werden zu Decken, Säcken und Seilen gemacht, das Fleisch wird gegessen (ist aber etwas zäh) und der getrocknete Kot dient zum Heizen. Lamas spucken, aber nur dann, wenn sie sich angegriffen fühlen. Die Alpacas werden heute eher wegen ihrer feinen weichen Haare gezüchtet, die eine schöne Wolle ergeben. Aber auch sie sind essbar und schmecken sogar viel besser als die Lamas. Außerdem gibt es noch Vicuñas und Guanakos, die auch mit den Lamas verwandt sind. Dort, wo es in Bolivien tropischen Regenwald gibt, ist die Tierwelt fast unüberschaubar. Das größte Raubtier dort ist der Jaguar, den man jedoch kaum je zu sehen bekommt, weil er auf leisen Pfoten durch den Wald schleicht und leider sehr selten geworden ist. Lärmiger sind da schon die Affen und die Papageien, die in den Bäumen sitzen. Und im Wasser warten Krokodile und Piranhas auf fette Beute.

Papas sind nicht viele Väter Was die Deutschen am liebsten essen ist...: Die Kartoffel, würden bestimmt alle Ausländer und auch viele Deutsche selbst sagen. Dabei gab es Kartoffeln, die in Bolivien auf den vertrauten Namen papas hören, vor 500 Jahren hier noch gar nicht, sie stammen nämlich aus den Anden. Dort wird die Knolle schon seit 5000 Jahren angebaut und es gibt davon 600 verschiedene Sorten! Erst als die spanischen Eroberer die Pflanze mit nach Europa brachten, haben die Menschen in Europa auch angefangen, Kartoffeln zu essen. Heute sind Kartoffeln eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Welt. Außerdem werden in Bolivien noch andere Pflanzen angebaut, die wir in Europa von dort übernommen haben und die teilweise von unserem Speisezettel gar nicht mehr wegzudenken sind, so wie die Tomate und die Bohne. Auch Mais und Kürbis werden in Bolivien viel gegessen. Eine typisch bolivianische Pflanze, die sogar noch auf über 4000m Höhe wächst, ist Quinoa. Diese Pflanze hat kleine Körnchen, die ähnlich wie Hirse aussehen, und diese Körnchen enthalten viel Eiweiß, Fett, Kalzium und Eisen und sind für die Ernährung sehr wichtig. Im Inka-Reich nannte man die Pflanze sogar Mutter der Getreide. Allerdings ist jedes der Quinoa-Körnchen von einer bitteren Schicht umhüllt, die praktischerweise keinem Vogel oder Käfer schmeckt. Diese Schicht muss man vor dem Kochen erst abwaschen. Und das Wasser, in dem sich diese Schicht auflöst, ist hinterher eine richtige Seifenlauge, mit der man die Haare, die Kleidung oder auch die geschorene Wolle der Schafe waschen kann. Die Quinoa-Körner, die es bei uns zu kaufen gibt, sind allerdings schon gewaschen. Kartoffelpflanze

Indios, Indígenas, Mestizen, Kreolen?... Bolivianer! 8,8 Millionen Menschen leben in Bolivien, davon wohnt über die Hälfte in Städten und der Rest auf dem Land. Etwas mehr als die Hälfte der Bolivianer sind sogenannte Indígenas, also indianische Ureinwohner, die Indianer Südamerikas. Der Name indio für diese Menschen wird in Bolivien als Abwertung empfunden. 30% sind Mestizen, so nennt man die Nachfahren von Indianern und Weißen, die aus Europa kamen, und 10% sind Weiße, die Kreolen genannt werden, wenn sie von Spaniern abstammen. Noch immer leben die meisten Indígenas auf dem Land und sind ziemlich arm, während die Weißen zur Mittel- und Oberschicht gehören und in den Städten wohnen. Da die Mehrheit der Bevölkerung Indianer sind oder von Indianern abstammen, ist die spanische Sprache, die die Eroberer mitgebracht haben, nicht die einzige Sprache. Als offizielle Sprachen gibt es in Bolivien auch noch Aymara und Quetschua. Das sind Sprachen, die von den Indígenas im Hochland gesprochen werden. Im Tiefland sprechen viele Menschen Guaraní, das heute auch zu den offiziellen Amtssprachen gehört, und im nördlichen Tiefland gibt es darüber hinaus mehr als dreißig verschiedene Völker, die alle eine eigene Sprache sprechen. Bolivien ist ein sehr junges Land. Nicht, weil es das Land noch nicht so lange gibt, sondern weil dort so viele junge Menschen leben. Fast die Hälfte aller Bolivianer ist jünger als 15 Jahre und nur ganz wenige sind älter als 64. In Deutschland ist das ganz anders, hier gibt es nämlich genau so viele alte Leute wie Kinder. Natürlich ist das so, weil die bolivianischen Frauen viel mehr Kinder bekommen als bei uns, nämlich im Durchschnitt 4 Kinder pro Frau. Aber leider gibt es in Bolivien auch deshalb nur so wenig alte Menschen, weil die Menschen dort nicht so alt werden wie in Deutschland. In Bolivien sind fast alle Menschen katholisch, ein paar Prozent sind auch evangelisch oder gehören einer anderen Religion an.

Coca-Cola ohne Coca Bolivien ist ein armes Land. Das heißt aber nicht, dass es dort nicht auch reiche Leute gibt, sogar sehr reiche, aber die große Mehrheit ist bitterarm. In Bolivien arbeitet auch heute noch fast die Hälfte der Menschen in der Landwirtschaft. Die Produkte, die dort geerntet werden, essen die Leute selbst oder sie verkaufen sie auf dem nächsten Markt, was nicht sehr viel Geld einbringt. Eines der wichtigsten Produkte der Landwirtschaft ist die Coca. Das sind Blätter eines Strauches, der vor allem in den fruchtbaren Bergtälern und im Tiefland wächst. Die Coca wird in Bolivien schon seit ewiger Zeit benutzt, um daraus Tee zu machen. Man kann die Blätter auch kauen. Beides hat eine ähnliche Wirkung, wie wenn man Kaffee trinkt, also man ist dadurch wacher und für kurze Zeit kann man dann besser arbeiten. Übrigens war früher in der Coca-Cola auch Coca, das heißt die Bestandteile, die diese wachmachende Cocapflanze Wirkung haben. Heute ist die Coca aber durch künstliche Zusatzstoffe ersetzt. Leider aber wird aus den Coca- Blättern durch einen chemischen Prozess auch die Droge Kokain hergestellt und weil die so teuer verkauft wird, bekommen die Bauern, die in Bolivien Coca anbauen und verkaufen, viel mehr Geld dafür, als wenn sie Lebensmittel anbauen würden. Und das verführt natürlich viele Bauern dazu, Coca anzubauen statt z.b. Tomaten, mit denen sie kaum etwas verdienen. Natürlich ist die Droge Kokain in Bolivien wie in jedem anderen Land verboten. Die Blätter an sich dürfen aber schon verkauft werden, denn wie gesagt, werden sie schon seit Jahrtausenden im Land von der Bevölkerung verwendet. Die USA hätten gerne, dass die Bauern in Bolivien kein Coca mehr anbauen, denn fast das gesamte Kokain, das in versteckten Fabriken irgendwo in Südamerika hergestellt wird, wird in den USA verkauft. Und dann hat die amerikanische Regierung ein Problem mit den vielen Leuten, die dadurch abhängig von der Droge werden. Bolivien verdient das meiste Geld mit seinen Bodenschätzen. Es verkauft an andere Länder Silber, Zinn, Kupfer, Zink, Blei und Wolfram. Außerdem wurde im Chaco-Gebiet, das sich für den Anbau von Lebensmitteln gar nicht eignet, Erdöl und Erdgas entdeckt. Trotzdem hat Bolivien sehr viele Schulden, denn da es selbst keine stabile Wirtschaft hat, muss es sich immer wieder Geld vom Ausland leihen. Außerdem ist auch die Arbeitslosigkeit ein großes Problem. In Bolivien sind prozentual noch viel mehr Menschen arbeitslos als bei uns. Viele versuchen deshalb, im sogenannten informellen Sektor zu arbeiten, d.h. sie verkaufen etwas oder stellen etwas her, aber sie sind nicht als Verkäufer oder Hersteller angemeldet und zahlen deshalb auch keine Steuern und keine Krankenversicherung.

Bolivien heißt mit Vornamen Simon Bolivien wurde vor sehr langer Zeit von verschiedenen Völkern besiedelt, die jeweils ihre eigene Kultur hatten. Die wichtigste war die Kultur von Tiahuanaco vor etwa 2000 Jahren. Sehr viel später, im 15. Jahrhundert, wurde das bolivianische Bergland von Peru aus erobert. Die Könige dort hießen Inkas und sie schafften es, ohne das Rad und ohne schnelle Reittiere wie Pferde trotzdem, ein sehr großes Reich zu erobern und viele Völker zu unterwerfen. Sie haben über die Jahrhunderte hinweg zum Beispiel ein Straßensystem gebaut, das über 15.000 km lang war, das ist mehr als die Flugstrecke von Deutschland nach Bolivien! Nachrichten wurden durch Läufer überbracht, so schaffte man es, eine Nachricht in einem Tag etwa 400 km weit zu tragen. Das ging wie beim Staffettenlauf, jeder lief ein paar Kilometer und gab dann seine Nachricht dem nächsten weiter, der losrannte und so weiter. Die Nachricht mussten sich die Läufer natürlich gut merken, denn wenn sie das so gemacht hätten wie bei Stille Post, dann hätten die Inkas sicher nicht so lange regieren können... Bis heute bewundern wir, wie die Inkas Gold verarbeitet haben und auch, wie sie es geschafft haben, riesige und tonnenschwere Steine so auf- und aneinander zu legen, dass nicht einmal die Klinge eines Taschenmessers dazwischen passt. Als im 16. Jahrhundert die Spanier mit ihrem Anführer Francisco Pizarro auch in Peru ankamen, hatten sie Glück. Die Inkas glaubten, dass einer ihrer Götter als weißer Mann wiederkehren würde und deshalb wurden die Spanier erst einmal sehr freundlich empfangen. So kam es, dass nur 180 spanische Soldaten es durch eine List schafften, die Inkas zu besiegen. So wurden Peru und Bolivien vom damaligen spanischen Kaiser Karl V. zum Vizekönigreich Peru gemacht. Für die beiden Länder war die Zeit unter der spanischen Herrschaft, die sogenannte Kolonialzeit, sehr schlimm. Die Europäer wollten nur Gold und Silber nach Europa bringen und viele Indios starben, weil sie in den Bergwerken so hart arbeiten mussten oder an Krankheiten, die aus Europa kamen und die die Indios nicht kannten. Die meisten Spanier dachten, dass die Indios gar keine richtigen Menschen seien und dementsprechend machte es ihnen auch gar nichts aus, dass so viele starben. So kam es, dass innerhalb von etwa 100 Jahren die Zahl der Indios in Peru und Bolivien von etwa 15 Millionen Menschen auf 1 Million abnahm. Nach weiteren hundert Jahren, in denen die Indios wie Sklaven in den Bergwerken und auf den Feldern arbeiten mussten, haben sie dagegen protestiert. Überall gab es nun Unruhen und Aufstände. Und dann kam Simon Bolívar. Dieser Mann kämpfte gegen die, die zu Spanien hielten und gewann. Das war 1824 und im Jahr danach wurde Bolivien ein unabhängiger Staat, der aus Dankbarkeit für seinen Einsatz für das Land den Namen seines Befreiers bekam. Überall in Bolivien findet man heute noch auf öffentlichen Plätzen Standbilder von Simon Bolívar.