Lutherkirche Karlsruhe

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Transkript:

"... und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen... " (EG 653,3) Ökumenische Friedensdekade 2009 in der Lutherkirche Karlsruhe am Gottesauerplatz Mo 9.11.09... Mauern, die Tore haben... (Offenbarung 21,19) Di 10.11.09... Mauern, die sichern... (Deuteronomium 3,5) Mi 11.11.09... Mauern, die vermeintlich sind... (Sprichwörter 18,11) Do 12.11.09... Mauern aus Menschen... (1 Samuel 25,16) Fr 13.11.09... Mauern, die Glaube brauchen... (Hebräerbrief 11,30) Sa 14.11.09... Mauern, die einladen... ( 1 Könige 5,13) Mo 16.11.09... Mauern verhindern... (Lukas 12,54-59) Di 17.11.09... Mauern überspringen... (2.Samuel 22,30 / Psalm 18,20) Im Anschluss finden Sie Gedanken zu den Abenden, die mir anvertraut wurden:

Mi 11.11.09... Mauern, die vermeintlich sind... (Sprichwörter 18,11) "Mauern überwinden", das weist darauf hin, dass Mauern da sind, "Mauern zwischen Menschen", wie wir gerade gesungen haben, Mauern ganz verschiedener Art. Menschen bauen Mauern um sich auf, weil sie meinen, dass sie solche Mauern bräuchten, etwa um sich zu schützen, sich und die eigene Identität. Um derartige Mauern geht es heute. Ein Bibelwort aus dem Buch der Sprichwörter soll unser heutiger Impuls sein: "Für den Reichen ist sein Vermögen wie eine feste Stadt, wie eine hohe Mauer - in seiner Einbildung." (Spr 18,11) - Der Reiche umgibt sich mit der Mauer seines Vermögens.- Warum? Wozu?- Machtstreben könnte dahinter stecken, oder Selbstbestätigung und der Drang zur Selbstdarstellung; auch der Wunsch nach möglichst absoluter finanzieller Unabhängigkeit könnte ein Grund sein. - Und wie wird es dem Reichen gehen hinter seiner Mauer? Kann sie seinen Erwartungen wirklich gerecht werden?- Ist es nicht vielmehr ein Sich-verschanzen vor der eigentlichen Wirklichkeit?- Da sitzt er nun in seiner Festung, der Reiche, und ist ziemlich einsam geworden, und dabei fühlt er sich so gar nicht sicher. Die Sorge treibt ihn nämlich um, man könnte versuchen, ihm das zu nehmen, was allein ihm wichtig scheint und heilig ist: sein irdisches Geld und Gut. Seine von ihm ausgeschlossene Umwelt beäugt ihn und sein ergattertes "Vermögen" mit Skepsis und Verachtung, nicht selten auch mit Neid und Missgunst. - Solche Ängste und Sorgen treiben den Heiligen Martin, dessen wir heute gedenken, nicht um. Gegen seinen Willen, einzig der Pflicht seiner Berufung folgend, wurde er zum Bischof von Tours ernannt.- Martin war auch ein "reicher" Mann. Aber sein wahrer Reichtum lag nicht im Anhäufen irdischer Güter, viel mehr in der Gabe des Teilens. Und natürlich fällt uns sofort jene Geschichte ein, die Martin zu einem der beliebtesten und populärsten Heiligen gemacht hat. Wir alle erinnern uns an die Abbildungen in unseren Schulbüchern, wie St. Martin, auf dem Pferd sitzend, seinen warmen Wintermantel mit dem Schwert in zwei Teile trennt, um einen armen Bettler vor dem Erfrieren zu bewahren. Und wie klug von ihm, dass er dem Bettler nur die Hälfte seines Mantels gab und die andere Hälfte für sich behielt. Das ist wahre praktizierte Nächsten-liebe! "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!" (Lev 19,18b) Das ist in höch-stem Maß vernünftig; damit hat Martin gleich zwei Menschen am Leben erhalten: den Bettler und sich selbst. Der Heilige Martin sah sein Vermögen nicht als Mauer, sondern als Geschenk, an dem er Andere und Ärmere teilhaben lassen wollte. Definitiv gehört Martin von Tours nicht zu jenen Reichen, über die Jesus sagte: "Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme." (Mt 19,24)

Fr 13.11.09... Mauern, die Glauben brauchen... (Hebräerbrief 11,30) Vor 20 Jahren "fiel" die Berliner Mauer. Natürlich zunächst einmal nur im übertragenen ideologischen Sinn; sie stürzte nicht auf der Stelle und mit lautem Getöse ein. Der heutige Impulstext stammt aus dem Hebräerbrief und setzt uns genau auf diese Spur: "Aufgrund des Glaubens geschah es, dass die Mauern von Jericho einstürzten, nachdem man sieben Tage um sie herumgezogen war." (Hebr 11,30) - Aufgrund des Glaubens waren die Mauern von Jericho eingestürzt. - Aufgrund des Glaubens waren die Israeliten einst durch das Rote Meer gezogen, wie über trockenes Land. (Hebr 11,29) - Und dieses "aufgrund des Glaubens" passt genau so zu unserer neuesten deutschen Geschichte. Denken wir an die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche: Seit dem 20. September 1982 fanden sie jeden Montag statt, zunächst einfach als eine Möglichkeit des Gedankenaustausches. Mit wachsenden Besucherzahlen wurden die Friedensgebete auch politisch relevant. Doch dem Staat gelang es nicht, die Ausgestaltung und den Verlauf der Gebete irgendwie zu beeinflussen oder gar zu reglementieren. Im Anschluss an die Gottesdienste fanden immer öfter Aktionen vor der Kirche statt, die großes öffentliches Interesse erregten und eine gesunde Basis schufen für jene friedliche Revolution, die letztlich das Gefüge der innerdeutschen Mauer zum Einsturz brachte. Aufgrund jenes Glaubens, der vom DDR- Regime lediglich geduldet war. Kirche hatte sich nach Ansicht des DDR-Regimes auf eng gefasste kultische Aufgaben zu beschränken. Sich zum Glauben zu bekennen galt in der DDR als politisches Bekenntnis und konnte den praktizierenden Gläubigen manche Unannehmlichkeit einbringen. Doch so wie "Glaube Berge versetzt " (vgl.1 Kor 13,2), ist Glaubenskraft ebenso in der Lage Mauern einzureissen. - "Und dennoch sind da immer noch Mauern zwischen Menschen", Mauern zwischen Ost und West. Die Einheit ist wohl auf dem Papier vollzogen und in bestimmt vielen Bereichen, doch lange nicht in allen Köpfen. Auch dafür beten wir in dieser Friedensdekade. Möge unser Glaube uns helfen, solche und ähnliche Mauern zu überwinden, indem wir sie niederreissen, indem wir es wagen, unseren eigenen Schatten zu überspringen, der aus Vorurteilen besteht, die Intoleranz schaffen, und damit neue Mauern bauen und neuen Unfrieden stiften. "Aufgrund des Glaubens geschah es, dass die Mauern von Jericho einstürzten." - Aufgrund des Glaubens geschah es auch, dass die Mauer von Berlin ins Wanken geriet und letztlich einstürzte. Wie gut, dass es Kirchen gibt, in denen Menschen sich vom Wort Gottes berühren lassen, um dann zu versuchen, dieses Wort in Taten umzusetzen. Martin Buber sagte einmal:"zur Schöpfung gehört es, als Antwortende zu leben". - Die kirchliche

Friedensbewegung in der DDR setzte bereits 1980 mit der so genannten FRIEDENS- DEKADE ein erstes sichtbares Zeichen als Antwort auf das Wort Gottes. Zehn Tage im November eines jeden Jahres gehörten der Erarbeitung und Erörterung ganz verschiedener Friedensthemen, so, wie wir es heute auch tun. Danken wir den Kirchen, in diesem Fall vor allem der evangelischen Kirche. Nutzen wir die Friedensdekade als eine weitere Chance zur ökumenischen Begegnung. Mo 16.11.09... Mauern verhindern... (Lukas 12,54-59) Mauern errichten wir aus Angst davor, jemand könnte uns zu nahe treten, oder jemand könnte uns etwas wegnehmen wollen, was wir ihm nicht geben möchten, oder aus Furcht vor einer Bedrohung. - Im Grunde genommen hat die menschliche Sünde den Mauerbau erfunden; im Paradies-Garten gab es keine Mauern. Und aufgrund dieser menschlichen Sündhaftigkeit empfing Mose die Zehn Gebote am Sinai: Gott wollte von jeher verhindern, dass die Menschen Mauern zwischen sich aufbauen. Die Geschichte lehrt uns, dass Gott in diesem Punkt nicht allzu erfolgreich war. Bis heute ist es der Menschheit nicht gelungen, die Zehn Gebote wirklich zu befolgen und in die Tat umzusetzen. Sehr oft werden die

Zehn Gebote als Einschränkung empfunden, als Befehl, dem man sich verweigert, als Maßregelung, die man glaubt nicht nötig zu haben. Und dass viele so empfinden, liegt vielleicht auch an einer Übersetzung, die dem Original nicht ganz gerecht wird: "Du sollst nicht...", damit beginnt jedes Gebot. Nun gibt es aber im Hebräischen eine Zeitform, die es im Deutschen nicht gibt. Diese hebräische Zeitform, die hier verwendet wurde, trägt eine Zukunftsform in sich und wäre richtiger und originaler übersetzt mit: "Du wirst nicht...". Und plötzlich werden die Zehn Gebote zu einem Angebot Gottes, das letztlich dazu führen soll, dass man all das automatisch nicht mehr tun "wird", das man laut der Gebote ja auch nicht tun "soll", wenn man nur versuchen würde, seine Lebenshaltung wirklich und ernsthaft an diesen Zehn Geboten auszurichten. - Schließlich schickte Gott Seinen Sohn in die Welt, um den Menschen näher sein zu können. Vielleicht würde ja das Vorbild Jesu und die Gleichnisse, die er immer wieder erzählte, die Menschen doch davon überzeugen können, dass sie im Prinzip keine "Mauern" nötig hätten, würden sie sich nur an jene Ordnung halten, die Gott ihnen einst vorgeschlagen hat: Umkehren, noch ehe es zur Sünde oder zum Zerwürfnis kommt; umkehren vor dem Beginn des "Mauern Aufbauens". Eindringlich versucht Jesus das erneut, wie Lukas berichtet: "Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen." (Lk 12,58) Und schon wieder droht eine Mauer, die dabei ist, dem Menschen seine heißgeliebte Freiheit zu stehlen. Und nicht selten katapultiert der Mensch sich selbst hinein in dieses Gefängnis, aus Angst, aus Stolz, aus Überheblichkeit...- "Hörende" sollten wir werden, "Hörende und Sehende"; nur so besteht die Möglichkeit, auch "Umkehrende" zu werden und als Umkehrende könnten wir dann versuchen, Mauern tatsächlich zu verhindern. Martin Buber brachte es einmal mehr auf den Punkt: " Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut."