"Kapellmeistersuche" Überraschend versus vorbereitet?

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Transkript:

2015 "Kapellmeistersuche" Überraschend versus vorbereitet? Emil Pfitscher MV-Übersaxen Seminararbeit zum ÖBV-Führungskräfteseminar 2014/2015 18. April 2015

Inhaltsverzeichnis 1 ÖBV-Führungskräfteseminar... 2 2 Einleitung... 3 3 Überraschend versus vorbereitet?... 3 4 Was tun, wenn der Kapellmeister geht wie einen Neuen finden?... 5 4.1 Vorstellungen des Vereins!... 5 4.2 Was für Fragen hat ein Kapellmeister... 6 4.2.1 Allgemeine Fragen eines Kapellmeisters:... 7 4.2.2 Musikalische und praktische Fragen eines Kapellmeisters:... 7 4.3 Erstellen einer Ausschreibung... 8 4.3.1 Wie und wo kann geworben werden... 9 4.4 Auswahl eines Kapellmeisters... 9 5 Resümee:... 10 6 Erklärung des Verfassers:... 11 7 Eidesstattliche Erklärung:... 11 8 Quellen, Literaturverzeichnis:... 12 9 Anlagen... 13 1

1 ÖBV-Führungskräfteseminar Emil Pfitscher Abschlussarbeit: "Kapellmeistersuche" Überraschend versus vorbereitet? Geleitet von: Elmar Rederer Richard Wasle Peter Mörwald 2

2 Einleitung Da ich selbst das Amt des Kapellmeisters bei der BM-Klaus ausübe und in meinem Heimatverein, dem MV-Übersaxen, seit 25 Jahren aktiv tätig bin - davon 10 Jahre als Kassier und 11 Jahre in verschiedenen anderen Ausschuss Tätigkeiten - denke ich, dass ich ein paar hilfreiche Tipps an interessierte Führungskräfte in den Vereinen geben kann. Es ist mir ein großes Anliegen, die Frage zu erkunden, was passiert, wenn wir einmal keinen Kapellmeister mehr haben. Wir in Übersaxen haben hier offensichtlich einen fruchtbaren Boden, denn in unserer 30 Mann Kapelle können wir 5 Kapellmeister vorweisen. Diese Besonderheit ist ein übersaxner Spezifikum, wenn man bedenkt, dass sonst in den Musikbezirken ständig Musikkapellen auf der Suche nach neuen Kapellmeistern sind. Hier setzt meine Arbeit an, bereits frühzeitig Vorbereitungen zu treffen, damit im Ernstfall die Grundstrukturen für die Kapellmeistersuche bereits vorhanden sind und man unverzüglich loslegen kann. In dieser Arbeit befasse ich mich mit dem ganzen Organisationsspektrum rund um den Kapellmeister, beginnend von der Suche, über den Eintritt bis hin zum Austritt und hoffe, dass diese Diplomarbeit dabei Musikkollegen, die in die Situation geraten, sich mit diesem Thema befassen zu müssen, hilfreich sein kann. Es ist mir ein persönliches Anliegen, mit dieser Diplomarbeit einen allgemeinen Leitfaden für dieses Personalthema zu schaffen und hoffe, dass dieser Leitfaden durch verschiedene Anregungen anderer Musikanten ergänzt wird und wachsen kann. So kann eine Hilfe für Musikvereine auf Kapellmeistersuche entstehen. Es ist mir vollkommen bewusst, dass es verschiedenste Wege und Möglichkeiten gibt, die zum gewünschten Erfolg führen. Hier präsentiere ich keine vollständige Übersicht dieser Möglichkeiten, sondern einige praxiserprobte Vorgehensweisen und Gedanken. Jeder Interessierte nehme sich daraus, was er brauchen kann und ergänze bzw. komplettiere nach seinem Belieben. 3 Überraschend versus vorbereitet? Oft treffen Entwicklungen einen Verein überraschend und zum schlechten Zeitpunkt. Gegen viele Zumutungen kann sich ein Verein auch nicht wirklich wappnen, wie dies auch im folgenden Zitat von Nagel / Wimmer in Bezug auf Unternehmen ausgeführt wird. Anders verhält es sich allerdings bei dem Umstand, dass Funktionsträger in einem Verein eine begrenzte Wirkungsdauer haben, so auch der Kapellmeister. Künftige Entwicklungen in einer vielschichtigen Umwelt abzuwägen und deren Bedeutung für das eigene Unternehmen zu beurteilen, ist ein besonders schwieriges Unterfangen, dies umso mehr, als es sich dabei um ein schlecht strukturiertes Problemfeld handelt: mit der Unzulänglichkeit der Prognosemethodik einerseits und den nur unzureichend erfassbaren künftigen Entwicklungen andererseits. (Nagel, Wimmer 2014: 129) Dieser Untertitel soll zum Nachdenken anregen. So ist es eine nicht selbstverständliche Leistung, die von einem Kapellmeister erbracht werden muss, der bei jeder musikalischen Tätigkeit dabei ist, und oft wird erwartet, dass er der Erste und der Letzte ist. Man muss deshalb gefasst sein, dass eine solche Belastung dazu führen kann, dass der Kapellmeister eines Tages wieder mehr Zeit für sich braucht. Im Folgenden versuche ich, einen Überblick zu den Aufgaben und Funktionen, die das Wesen eines Kapellmeisters ausmachen, zu geben: 3

Musikalischer Leiter Zuständig für Jugendausbildung Ensemble Leitung Seelsorger und Psychiater in allen Bereichen Motivationstrainer Polizist in den Proben Terminplaner Er wird für Vieles verantwortlich gemacht, was in einem Verein auf musikalischer Ebene und im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit passiert. Sobald es auf musikalischer Ebene Niederlagen zu verzeichnen gibt wie bei Wertungsspielen, wird hier die ganze Verantwortung analog einem Trainer im Sport auf den Kapellmeister fokussiert. Es macht solange Spaß, solange alles gut läuft und alle zufrieden sind. Aber Vorsicht: mit den Jahren wird man vereinsblind und es kann passieren, dass er in einen Alltagstrott verfällt. So können Fehlentwicklungen leichter ihren Lauf nehmen. Es ist wichtig dem Kapellmeister wie jedem anderen Vereinsmitglied mit konstruktiver Kritik ein Feed Back zu geben, damit Ungereimtheiten sofort aus der Welt geräumt werden können. Dies dient auch einer fortlaufenden Klärung der Positionen und Missverständnisse würden erst gar nicht aufkommen. Musikalisch ist der Kapellmeister verantwortlich für: Notenauswahl auf Register abgestimmt Beurteilung - was kann jeder Musikant Welche Stufe Spielt der Verein? Probenbesuch Pünktlichkeit Es kann nicht vom Kapellmeister erwartet werden, dass er alle diese Aufgaben allein und in Eigenverantwortung fehlerfrei meistert. Auch der Akku des vorbildlichsten Menschen wird bei dieser Herkulesaufgabe seinen Geist eines Tages aufgeben. Vielmehr ist es notwendig, den Vereinsgeist oder Teamgedanken so weit zu vertiefen, dass viele dieser Leistungen gemeinsam erbracht werden können. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, wird damit nicht verhindert, dass ein Kapellmeister eines Tages geht, aber es besteht eine Kommunikationsbasis, die dies ankündigt und geregelt ablaufen lässt. Seitens des Kapellmeisters kann es nur fair sein, wenn er den Verein so früh wie möglich über den Wechsel bzw. Austritt informiert und ihm genügend Zeit für eine Kapellmeistersuche gibt. Doch muss ein Ende angesetzt werden. Es gibt genügend Zielpunkte, die einen Wechsel gut zulassen. Nach einem Konzert Nach musikalischen Events Nach einer größeren Pause usw. 4

4 Was tun, wenn der Kapellmeister geht wie einen Neuen finden? Wer kennt nicht Situation, von heute auf morgen vor einem neuen Problem zu stehen? Wir haben keinen Kapellmeister mehr! Was ist in dieser Situation zu tun? Es muss doch musikalisch weitergehen! Schließlich sind wir ja ein Musikverein! Hier ein kleiner Leitfaden für mögliche Handlungsoptionen: Gründe für einen Austritt des musikalischen Leiters sind vielfältig: Private Situation Berufliche Veränderungen kommen oft zum Tragen und können sehr schnell eintreten. Gesundheitliche Gründe Altersgründe Es funktioniert im Verein etwas nicht, z.b. Unstimmigkeiten, die nicht gelöst werden können. Die Ausrichtung des Vereins hat sich musikalisch oder strukturell verändert. Durch einen Umzug kann die Funktion nicht mehr ausgeübt werden, zu weite Strecken sind zu bewältigen. Zu viel Zeitaufwand - kann als Hobby nicht mehr ausgeführt werden. Ein anderer Verein bietet attraktivere Möglichkeiten. TIPP: Einen Reisenden soll man nicht aufhalten. In den meisten Fällen ist es nicht sinnvoll, mit Überredungskünsten einen Kapellmeister zu halten. Es verzögert meist nur den Austritt und führt dann gerne zu einem sehr schnellen Abschied. 4.1 Vorstellungen des Vereins! Hier ist zu beachten, dass nicht nur die Vorstellungen des Vorstandes zu berücksichtigen sind. Musik und der musikalische Leiter sind ein Thema für den ganzen Verein und müssen auch von allen getragen werden können. Ein Verein ist ein komplexes, soziales System, wie im Folgenden von Nagel / Wimmer beschrieben: Organisationen lassen sich nicht einfach so umbauen und verändern, wie manche Strategiepläne nach dem Willen ihrer Architekten es sich so verstellen. Sie folgen keiner ingenieurmäßigen, technischen Logik. Es handelt sich dabei nicht um Maschinen, sondern stets um hochkomplexe, eigensinnige, lebendige, soziale Einheiten, die ihren historisch gewachsenen Erfolgsmustern folgen. (Nagel, Wimmer 2014: 11f) Daher sollte sich ein Musikverein vorbereiten und sich die unten gestellten Fragen für sich selbst beantworten, damit auf breiter Basis ein Konsens über die Kultur, die Strategien und die Aufgaben hergestellt ist. Je konkreter diese Fragen beantwortet sind und je breiter die Basis der Beantwortung ist, umso mehr ist man davor gefeit, in Krisensituationen wild um sich zu schlagen anstatt gezielt vorzugehen. 5

Wenn Sie als Führungskraft keine klare Vorstellung von Ihrer eigenen Vision haben, werden Sie andere Menschen nicht dazu inspirieren können, eine persönliche Vision zu entwickeln oder offen über ihre Träume zu sprechen. Und wenn Sie kein klares Bild von der gegenwärtigen Realität haben, klingt es wenig glaubwürdig, wenn Sie andere dazu auffordern, dieses Bild gemeinsam mit Ihnen zu betrachten. (Senge 2008: 228) Vereinsleitbild: Was will der Verein? Gibt es ein Vereinshandbuch, in dem Standardsituationen geregelt sind? Ist unser Ausschuss gut organisiert? Wann ist unser Wunsch-Probentag? Was soll der musikalische Leiter alles machen? In welchem Leistungsniveau spielen wir? Wollen wir bei Wertungsspielen mitmachen? Was ist der musikalische Höhepunkt in unserem Vereinsjahr? Entschädigung des Kapellmeisters? Ja/Nein, in welcher Höhe? Das ist nur ein kurzer Ausschnitt der möglichen Fragen. Diese können von Verein zu Verein variieren und sollen ergänzt werden. Die Beantwortung dieser Fragen entspricht einem Strategieprozess. Dafür soll man sich genügend Zeit geben und ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellen. Wichtig sind die Feed Back Schleifen vom Vereinsausschuss zu den Mitgliedern, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Wenn die oben genannten Fragen bestmöglich beantwortet sind, erleichtert dies eine gezielte Kapellmeistersuche ungemein. Wenn wir als Musikverein wissen, was wir wollen, wissen wir auch, wonach wir suchen müssen. TIPP: Es ist ungemein hilfreich, über ein Vereinsleitbild zu verfügen. In allen Belangen kann dieses Leitbild als Entscheidungshilfe und Orientierung dienen. Umso mehr ist es eine hilfreiche Grundlage bei der Suche nach einem neuen Kapellmeister. 4.2 Was für Fragen hat ein Kapellmeister Eine Musikkapelle neu zu übernehmen, ist für jeden Kapellmeister eine Herausforderung und auch hier stellen sich Fragen. Das Verhältnis Kapellmeister zu Musikkapellen ist ungleich. Heute kann sich ein Kapellmeister aussuchen, wo er wirken will. Daher überlegt sich ein Kapellmeister, der eine neue Aufgabe sucht, sehr wohl, worauf er sich einlässt. Er ist vorbereitet und über die Musikkapelle informiert, auf die er zugeht. Dies ist über Internet, zum Bespiel Homepage oder Facebook, genauso möglich wie über persönliche Kontakte und den Ruf einer Musikkapelle im Umfeld. Aus diesen Informationsquellen bildet sich der Bewerber eine Vorstellung und ein (Vor)urteil über eine Kapelle. Bei den ersten Kontakten sind neben den Sachfragen auch die weichen Faktoren sehr entscheidend. Kommen auf persönlicher Ebene Übereinstimmungen zustande und entwickeln sich daraus gegenseitige Sympathien. Hier kommt es auf das gegenseitige Geschick im Umgang und auf die Kommunikationsfähigkeiten der Verhandlungspartner an. An Sachfragen sind die unten angeführten zu erwarten, Ergänzungen und Abweichungen sind allenfalls möglich. 6

4.2.1 Allgemeine Fragen eines Kapellmeisters: Wann war die Vereinsgründung? Haussammlungen: Wie finden diese statt? Wie ist die Organisation der Vereinsleitung? Wie viel aktive Mitglieder hat der Verein? Wie ist die Besetzungsart, gibt es Schwachstellen? Sind wir in der Grundbesetzung ohne Aushilfen spielbar? Benötigen wir Aushilfen für ein Konzert und wie wird damit umgegangen? Sind Aushilfen nötig bei: Musikball, Platzkonzerten, Geburtstagen, Beerdigungen usw.? Ist eine Besetzungsliste vorhanden? In welcher musikalischen Literatur bewegen wir uns? In welcher Stufe spielt der Verein A/B/C/D/E Unter-/Mittel-/Oberstufe/ usw.? Ist ein Vizekapellmeister vorhanden? Was für einen Altersdurchschnitt hat der Verein? Wie hoch ist der Frauenanteil? Gibt es ein Jahreskonzert und wo findet es statt? Ist Interesse für Kirchenkonzerte vorhanden? Gibt es Programme der letzten Konzerte? Wer erstellt das Programm, gibt es einen Musikausschuss? Sind Konzert - Wettbewerbe ein Thema? Wird Marschmusik in Bewegung gelebt? Gibt es einen Stabführer? Anzahl der jährlichen Ausrückungen? Wer begleitet anderer Besetzungsformen (Spiel in kleinen Gruppen)? Wahrnehmung anderer Termine, Bezirk- und Landesversammlungen usw.? An welchen Sitzungen nimmt der Kapellmeister teil? Wer Pflegt den Kontakt zur Musikschule? 4.2.2 Musikalische und praktische Fragen eines Kapellmeisters: Wie hoch ist die Anzahl der jährlichen Proben? Was ist der beste Probentage und die Dauer? Wie ist der Probenbesuch im Schnitt? Wie ist die Aufnahme zur Musikkapelle geregelt? Wie ist der Jahresablauf geregelt? Gibt es fixe Jahrestermine und welche? Wie wurden die Teilproben bis jetzt gestaltet? Gibt es Unterstützung im Bereich Noten, Schriftverkehr? Wo will der Verein in 5 Jahren stehen? Wie viel Nachwuchs gibt es im Verein? Ist die Jugendbetreuung geregelt? 7

Ist die Ausbildung durch die Musikschule gewährleistet und welche ist es? Gibt es eine aktive Jugendkapelle? Wer leitet die Jugendkapelle? Auftritte der Jugendmusik, wie viele? Gibt es Probenpausen (Ferien), wann und wie lange sind diese? Bezahlung, monatlich (10x / 12x) in welcher Höhe? Wie ist die Stellvertretung des Kapellmeisters geregelt bei Krankheit, Unfall? TIPP: Je umfangreicher die Sachfragen und die weichen Faktoren mit den einzelnen Kandidaten geklärt werden, desto weniger Überraschungen treten in der Folge auf! Wenn beim persönlichen Gespräch mit den Kapellmeisterkandidaten alles positiv oder mit vertretbaren Kompromissen durchgearbeitet wurde, steht einem Probedirigat nichts mehr im Weg. Das Probedirigat ist ausschlaggebend für die Meinungsbildung der Musikanten. Sollten diese auch positiv sein, wird dies die Entscheidung des Vorstandes und der Musikanten/Innen für den geeigneten Kandidaten um einiges erleichtern, und die gemeinsame Zukunft von Kapellmeister und Musikkapelle kann beginnen. TIPP: Ein neuer Kapellmeister bringt frischen Wind in die Organisation und wird manche Strukturen aufbrechen. Dies kann eine Chance oder eine Krise für die gesamte Musik bedeuten. Entscheidend ist die Bereitschaft Aller, sich einlassen zu können und Veränderungen positiv zu erleben. 4.3 Erstellen einer Ausschreibung Hier ist das Ziel, so viele geeignete Bewerber wie möglich an den Tisch zu bekommen. Für den Verein und den neuen Kapellmeister ist es eine Entscheidung für längere Zeit, die den Verein aus musikalischer Sicht prägen wird. Die Ausschreibung des Vereins soll attraktiv und gewinnend sein, Vorteile herausheben und Interesse erwecken, ohne zu viel zu versprechen. Die Ausschreibung soll geeignete Kandidaten ansprechen und Lust auf eine Bewerbung machen. Das rechte Maß an Informationen und deren Aufmachung ist wichtig. Oft gibt es Musikanten, die im Hauptberuf mit Werbung und Marketing zu tun haben und deren Wissen hier hilfreich sein kann. In der beigefügten Ausschreibung, die von der BM-Klaus erstellt wurde, ist ersichtlich, wie ein Ersatz für mich gefunden werden könnte. Es war mir ein großes Anliegen, dass die BM-Klaus die Ausschreibung selbst macht und nicht durch mich beeinflusst wird. Ich stand für Fragen gerne zur Verfügung, aber die schlussendliche Entscheidung musste der Verein treffen und tragen. Die BM-Klaus muss wissen, wie es musikalisch weiter gehen soll. TIPP: Je konkreter eine Ausschreibung gestaltet wird und je genauer beschrieben wird was der Verein will, desto besser wird die Auswahl der Bewerber sein. 8

4.3.1 Wie und wo kann geworben werden Es gibt viele Möglichkeiten. Wie man es angehen will, ist eine Frage des finanziellen Aufwandes. Ich bin der Meinung, dass wir dabei mit kostengünstigen Medien arbeiten können. Anbei ein paar Anregungen, welche Medien dafür geeignet sind. Ich würde zuerst den Blasmusikverbandes um Hilfe bitten. Bei ihm findet man für solche Fälle Profis. Dort gibt es Listen von Musikanten, die an Dirigenten - Kursen teilnehmen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Interesse an der Aufgabe als Kapellmeister haben. In den meisten Fällen liegen dort auch Listen von Kapellmeisterkandidaten mit Interesse auf. Anbei noch ein paar Stichworte womit noch geworben werden kann. Mundpropaganda - wahrscheinlich das Beste Landes- und Bezirkskapellmeister informieren Blasmusikverband Newsletter E-Mail Versand Soziale Netzwerke / Facebook / WhatsApp Vereine Fragen, die in der gleichen Situation waren oder sind Inserieren in Fachzeitschriften und Zeitungen Aushang an Konservatorien und Musikschulen TIPP: Je mehr Menschen, Institutionen und Medien wissen, dass eine Musikkapelle einen Kapellmeister sucht, desto grösser ist der Zulauf von Interessenten. 4.4 Auswahl eines Kapellmeisters Wenn nun alles gut gegangen ist, sollten mit der davor geleisteten Arbeit einige Bewerbungen von Interessenten vorliegen. Ist dem nicht so, nicht den Kopf hängen lassen, wenn es länger dauert, geeignete Bewerber zu finden. Es ist ratsam, sich die notwendige Zeit zu nehmen und lieber mit Notlösungen zu überbrücken als etwas zu überstürzen. Es ist in erster Linie eine Entscheidung auf musikalischer Ebene, die den Verein langfristig nicht nur musikalisch sondern auch in gemeinschaftlicher Sicht nach vorne bringen soll. Für die Kandidatenauswahl ist es vorteilhaft, sich ein Profil zurechtzulegen, das sich aus den Erwartungen und Vorstellungen des Vereins ableitet. Das Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung bietet ein geeignetes Modell, anhand dessen ein solches Profil erstellt werden kann. In der Folge eine schematische Darstellung dieses Modelles und im Anhang ein Fragebogen, der als Ideengeber fungieren kann. 9

Psychische Konstitution Emotionale Stabilität Belastbarkeit Selbstbewusstsein Arbeitsverhalten Gewissenhaftigkeit Flexibilität Handlungsorientierung Soziale Kompetenzen Sensitivität Kontaktfähigkeit Soziabilität Teamorientierung Durchsetzungsstärke Berufliche Orientierung Leistungsmotivation Gestaltungsmotivation Führungsmotivation Die Dimensionen des BIP (nach Hossiep & Paschen, 1998) Möglichkeiten zu Überbrückung, bis ein geeigneter Kapellmeister gefunden und im Einsatz ist: Gespräch mit dem scheidenden Kapellmeister führen. Meist gibt es noch vorübergehende Lösungen, die er unterstützen wird. In den eigenen Reihen suchen. Sind Musikanten dabei, die den Musikverein kurzfristig musikalisch weiter leiten können? Projektlösungen anbieten. Gibt es Kapellmeister, die solche Projekte suchen, da sie sonst keine Möglichkeit haben, einen Verein das ganze Jahr zu begleiten? Im besten Fall ergibt sich eine längere persönliche Bindung, die eine weitere Kapellmeistersuche zur Gänze entfallen lässt. TIPP: Genügend Zeit bei der Auswahl lassen. Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die ihr für den Verein treffen dürft! 5 Resümee: Es ist für mich an dieser Stelle sehr wichtig, anzumerken, dass dieses Führungskräfteseminar, das der ÖBV organisiert, eine Bereicherung für jeden Teilnehmer darstellt und nur zu empfehlen ist. Einerseits sind es die Vortragendend, die alles bestens vorbereitet präsentieren und zum Besten geben. Andererseits regt es auch zu interessanten Diskussionen über allerlei Vereinsthemen an. Jeder Teilnehmer ist eine eigene Persönlichkeit. Man kann behaupten, alle kochen nur mit Wasser. Es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt nur ein Weiterkommen und eine Weiterentwicklung. Wichtig erscheint mir, dass das Erlernte nun nützlich in den Verein einfließen kann, Ziele gemeinsam leichter erreicht werden können und Probleme als Chance für eine Weiterentwicklung im positiven Sinn gesehen werden. 10

Organisationen sind organisierte Kommunikation. Organisationen organisieren sich und ihre Kommunikation rund um ihre Produkte, Aufgaben und Ziele. Die Inhalte der organisationalen Kommunikation beziehen sich einerseits auf Themen der Arbeit: Fragen der Ökonomie (und des Marketings oder Controllings), der Technik (Maschinen, Geräte), Steuerung (Entscheidungsstrukturen, Strategien) und der Menschen (Kooperation, Klima, Kultur). (Seliger 2013: 175) 6 Erklärung des Verfassers: Diese Diplomarbeit hab ich für die allgemeine Anwendung der Musikvereine als Leitfaden und Ideensammlung geschrieben. Der Inhalt darf für andere Vereine in abgeänderter Form verwendet werden. Der Verfasser erklärt sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die vorgelegte Diplomarbeit auf der Homepage des ÖBV und des jeweiligen Landesverbandes veröffentlicht werden kann. Frauen und Männer sind hier gleichgestellt, zur sprachlichen Vereinfachung wird jedoch meist nur die männliche Form verwendet. 7 Eidesstattliche Erklärung: Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Seminararbeit selbstständig verfasst und in der Bearbeitung und Abfassung keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel benutzt, sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche gekennzeichnet habe. Die vorliegende Seminararbeit wurde noch nicht anderweitig für Prüfungszwecke vorgelegt.. Unterschrift. Datum - siehe auch Deckblatt 11

8 Quellen, Literaturverzeichnis: HOSSIEP, R. & PASCHEN, M. (1998). Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (BIP). Göttingen: Hogrefe. NAGEL Reinhard, WIMMER Rudolf (2014): Systemische Strategieentwicklung. 6. Aktualisierte und ergänzte Auflage. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. SELIGER Ruth (2013): Das Dschungelbuch der Führung. 4. unveränderte Auflage. Heidelberg: Carl-Auer Verlag GmbH. SENGE Peter, KLEINER Art, SMITH Bryan, ROBERTS Charlotte, ROSS Richard (2008): Das Fieldbook zur Fünften Disziplin. Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag. 12

9 Anlagen Ausschreibung für eine Kapellmeistersuche der BM Klaus Checkliste nach dem Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung 13

http://www.bmklaus.at/kapellmeistersuche Stand 20.03.2015 14

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Checkliste: inspiriert nach dem Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung (erstellt durch Andras Grabuschnigg/Nicola Kaiser 2014) Psychische Konstitution gar nicht trifft zu sehr Ich fühle mich ausgeglichen, Familie, Beruf und Freundeskreis sind stabil und geben mir Energie. Ich kann mit Belastungen gut umgehen und habe für mich Methoden entwickelt auch bei längeren Belastungsperioden meine Ruhe zu finden. Ich verfüge über die mentale Stärke, die körperliche Fitness und das notwendige Wissen und Können um meine Aufgaben gut zu erledigen. Soziale Kompetenz gar nicht trifft zu sehr Ich spüre Veränderungen auch geringfügige Befindlichkeiten in meinem Umfeld frühzeitig. Es gelingt mir leicht mit, auch mit mir fremden Personen in Kontakt zu treten. 18

Es gelingt mir gut mich in Gruppen einzufügen und neue Beziehungen aufzubauen sowie alte zu pflegen. Ich werte die Lösungskompetenz eines funktionierenden Teams sehr hoch und kann meine persönlichen Ziele denen des Teams unterordnen. Ich kann meine Argumente in Besprechungen und Gesprächen einbringen und besitze die Fähigkeit Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen. Arbeitsverhalten gar nicht trifft zu sehr Um meine Aufgaben zu erfüllen nehme ich auch grösseren Aufwand in Kauf. Es ist mir wichtig eine ordentliche Arbeit zu leisten. Es gelingt mir leicht, mich auf veränderte Situationen einzustellen. 19

Es ist wichtig die Dinge ausführlich zu besprechen und ebenso wichtig ist es ins Tun zu kommen. Berufliche Orientierung gar nicht trifft zu sehr Leistungsmotivation Es fällt mir leicht mich für meine Arbeit zu motivieren, neue Herausforderungen reizen mich und spornen mich zu Leistung an. Gestaltungsmotivation Ich habe ein klares Bild von der zukünftigen Entwicklung meines Aufgabenbereiches und richte die Organisation sowie die Strukturen des Bereiches darauf aus. Führungsmotivation Die Unmöglichkeit von Führung ist mir stets bewusst, trotzdem oder gerade deshalb arbeite ich unablässig an dieser Aufgabe. 20