Der Feuerwehrhistoriker Märtyrertod vor 1700 Jahren

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Transkript:

Der Feuerwehrhistoriker Märtyrertod vor 1700 Jahren Florian beschäftigt internationale Historiker überarbeitet von Rudolf Schmidt Dass sich hinter diesem Namen mehr verbirgt, als ein Funkruf und ein dummer Spruch, konnten die etwa 100 Teilnehmer aus 10 Nationen auf der 11. Tagung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF mit Sitz in Pribyslav (Tschechien) in Linz erfahren. Gastgeber war der Oberösterreichische Landesfeuerwehrverband, Tagungsstätte die Landesfeuerwehrschule. Die Verehrung des HL. Florian und anderer Schutzheiliger bei den Feuerwehren lautete das Leitthema der Tagung. Die Verehrung von Schutzheiligen, in protestantisch geprägten Regionen unbekannt, hat in Gebieten mit überwiegend katholischer Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Sankt Florian, die Heilige Barbara, die heilige Agatha und andere werden dort, regional unterschiedlich, als Schutzheilige gegen Feuergefahr angerufen. Das größte "Verbreitungsgebiet" hat dabei der bis jetzt noch nicht heilig gesprochene St. Florian. Nur wenige Fakten sind über ihn bekannt. Die ältesten Überlieferungen besagen, dass Florianus, Kanzleivorstand des Stadthalters von Lauriacum (heutiger Name Lorch), damals römisches Kastell an der Enns, wegen seines Bekenntnisses zum Christentum zum Tode durch Ertrinken (mit einem Stein beschwert, damit der Leichnam nicht wieder auftauchen und der Hingerichtete da mit zum Märtyrer werden könne), verurteilt wurde. Am 5. Mai 304 soll er von einer Brücke in die Enns gestürzt worden sein. Der Tote soll jedoch flussabwärts ans Ufer gespült und dort von einer Witwe geborgen worden sein. Diese soll ihn dann an der Stelle begraben haben, an der heute das Stift St. Florian steht. Um das Jahr 800, so eine alte Schrift, wurde Florianus bereits als Schutzheiliger verehrt. Schutzheilige sollen vor Gefahren, gegen die es keine irdische Abwehr gibt und bei denen nur

beten hilft, das Schadenfeuer (und vor allem das Höllenfeuer) wurde über Jahrhunderte lang als solche Gefahr angesehen, helfen. Da nun aber Wasser gegen Feuer hilft, kann ein Schutzheiliger auch eine fromme Seele unbeschadet durch das Höllenfeuer geleiten. Wohl wegen seiner Todesart wurde St. Florian dazu auserkoren. Die meisten Darstellungen zeigen ihn deshalb auch mit einem "Schaff", dem hölzernen Schöpfgefäß und brennenden Gebäuden. Nur folgerichtig, dass ihn später auch die Feuerwehr als Schutzpatron annahm. 1700 Jahre sind seit der Urteilsvollsteckung vergangen - dieses "Jubiläum" ist der Anlass für das "Floriansjahr 2004" und war auch bestimmend für Tagungsort und -thema der internationalen Feuerwehrhistoriker beim CTIF. 18 inhaltsschwere Vorträge beleuchteten das Thema aus den verschiedenen Gesichtspunkten und ließen auch den Raum zwischen den wenigen historisch belegten Fakten und dem Glauben frei. Florian ein Zivilist Der Märtyrertod des römischen Beamten hat nur wenige Spuren hinterlassen. Horst Lathan fasste wesentliche Ergebnisse der CTIF-Tagung zusammen. Zwar wird Florian im allgemeinen als römischer Soldat dargestellt, doch ist dies falsch. Es gilt als sicher, dass Florian als Beamter sein Geld verdiente. Somit ist davon auszugehen, dass er Zivilkleidung trug... Florians Grab wurde nie gefunden, Historiker unterstellen, dass sein Leichnam nach Rom geschafft wurde. Das Märtyrium galt in jener Zeit als höchstes Glaubensbekenntnis. Lathan wollte vieles genau wissen - vor allem, wann Florian heilig gesprochen wurde. Er verwies hier auf seinen Schriftwechsel mit Kardinal Ratzinger und die Kongregation für Heil- und Seligsprechung im Vatikan. Bericht aus :FEUERWEHR 1-2/04 www.ub-feuerwehr.de Bild von der Westseite unseres Feuerwehr-Gerätehauses

St. Florian erscheint als römischer Soldat mit Brustpanzer, Federhelm und Soldatenstiefeln. Mit der Rechten hält der Nothelfer einen auf dem Oberschenkel liegenden großen Humpen. Daraus gießt er das Wasser auf Gebäude, aus dessen sämtlichen Maueröffnungen bereits Flammen schlagen. Gab es Sankt Florian? Florians Ursprung: Vom Wasserheiligen zum Feuerheiligen Die mündliche Überlieferung Die Heiligenlegende des Florian ist. wie so viele andere ihrer Art. von Zusätzen und Ausschmückungen beladen. Der Begriff "Legende" stammt aus dem Mittellateinischen und meint ursprünglich die Gottesdienstlesung des Heiligenlebens an dem betreffenden Gedenktag. Diese Lesungen waren im Mittelalter für die des Lesens und Schreibens weitgehend unkundige einfache Bevölkerung der Ausgangspunkt von Geschichten und Abenteuererzählungen, die weitererzählt wurden und deren Überlieferungen so einer vielfältigen Eigeninterpretation ausgesetzt war. Florian im Berner Codex Die Legende des Florian von Lorch ist eine der älteren Erzählungen und man datiert seinen Märtyrertod auf das Jahr 304. Im Zusammenhang mit dem Zerfall des Römischen Reiches ging zwar die Schriftkultur zurück, dennoch lassen sich die Angaben. die der Florianlegende zugrunde liegen, so genau datieren, daß die Wahrscheinlichkeit der wahren Existenz des Florian von Lorch heute als bewiesen gilt. Die Hauptquelle für die Florianslegende ist der im 8 Jahrhundert in Metz entstandene Berner Codex in dem die Handschrift Martyrologium Hieronymianuin eingearbeitet ist, die bis ins 5. Jh. n. Chr. zurückreicht und die zu den ältesten Quellen für unsere heute noch gültigen Heiligenlegenden gehört. Schon im Berner Codex wird der heute noch gültige 4. Mai als Tag des Heiligen Florian genannt. Es heißt dort: >et in nurico ripense loco Lauriaco natale Florian ex principe officii presidis < was bedeutet, daß in dem Ort Lorch in der Region der römischen Provinz Noricum Florian, ehemals römischer Beamter (der Zivilverwaltung) geboren wurde. Zum Zeitpunkt dieser Schilderung (dürfte Florian nicht mehr Beamter bei den Römern gewesen sein. was aus der Formulierung >ex principe< hervorgeht. Vermutlich wurde Florian aus dem Staatsdienst entfernt, weil er Christ war. Wir befinden uns in einer Zeit als Kaiser Diokletian (284-305 n.chr.), der durch seine rigorosen Christenverfolgungen in die Geschichte einging, das Römische Reich regierte. Diokletian er erließ 297 n.chr. ein Edikt. nach dem alle Christen aus Staatsämtern ausscheiden mußten, sie bekamen eine Art Berufsverbot für den öffentlichen Dienst. Das heißt im Falle Florians, daß dieser sich dem für seinen Beruf notwendigen Abschwören vom Christentum widersetzt haben muß und also lieber auf diese Amtsstellung verzichtete als auf seinen Glauben. Es wird lediglich darauf hingewiesen, daß er mit einem Stein beschwert in die Donau gestürzt wurde, bis ihm seine Augen brachen. Jemanden zu ertränken. indem man seinen Leib mit einem Stein beschwerte,

war als Todesstrafe für Christen weit verbreitet, da man so verhindern wollte, daß sie >auferstehen< wie es ihrem Glauben entsprach. Gesicherte Grunddaten zu Florian Zusammengefaßt ergeben diese wenigen weitgehend gesicherten Daten ein Bild von einem Mann, der zu Beginn des 4. Jahrhunderts für seinen Glauben einstand, so daß er zunächst seinen Beruf und dann sogar sein Leben verlor. Weil es wahrscheinlich ist, daß er in Konflikt mit der römischen Besatzungsmacht geriet. Der Grund dafür dürfte ebenso sein christlicher Glaube gewesen sein. Soweit der Stand der "Ur" Überlieferung bis zum 8 Jahrhundert. Wandel durch schriftliche Überlieferung In den folgenden Jahrhunderten des Mittelalters, angefangen in der Karolingerzeit, wurde seit Pippin und dann vor allein dessen Sohn, Karl I. des Großen, das Reich neu geordnet. Karl versuchte sein großes Reich besser zu organisieren Durch die strikte Vereinheitlichung von Schreibweisen und damit der Möglichkeit eines besser funktionierenden Austausches nahmen die Schreibstuben in den Klöstern zu, und die auf mündlichen Überlieferungen basierende Geschichtsvermittlung im Mittelalter wandelte sich langsam zu einer schriftlichen Kultur. Das erklärt auch die starke Zunahme an überlieferten Heiligenlegenden und deren immer stärker werdenden Ausschmückung, durch die man eine Überhöhung der überlieferten Legenden erzielen wollte. Unter diesem As-pekt sind auch die heutigen Bestandteile unserer Florianslegende zu sehen. Der ausgeschmückte Florian Seit dieser Zeit wird Florian nun oft in Rüstung als römischer Legionssoldat abgebildet, was einzig damit zusammenhängt, daß die Textquelle im Berner Codes falsch gedeutet und die Tatsache, daß er aus seinem Amt schon ausgeschieden war, nicht berücksichtigt wurde. Abgesehen davon war Florian ein Zivilbeamter. Ebenso wird in den neueren Fassungen von einem Stadthalter namens Aquilinius berichtet, der aus Ärger darüber, daß sich für Florian kein Henker gefunden haben soll, selbst Hand angelegt habe und daraufhin erblindet sei, obwohl in der ältesten Überlieferung nur davon die Rede ist, daß Florians >Augen brachen<, das heißt, er starb. Inwieweit Florian seinen Glaubensgenossen zu Hilfe kommen wollte und dabei selbst verhaftet und verurteilt wurde, läßt sich in dem Berner Codex in dieser Form zwar nicht he-rauslesen, es scheint aber sicher zu sein, daß sich Florian in der Auseinandersetzung mit der römischen Macht soweit als standhafter Christ zeigte, daß er für seine Haltung durch seine Hinrichtung bestraft wurde. In den folgenden Jahrhunderten entstehen eine Reihe von Heiligenmythen. Auf die detaillierten Beschreibungen der Heiligen hin fühlten sich verschiedene Berufsstände angesprochen und erhoben die jeweiligen Märtyrer zum Schutzpatron ihres Standes. Die heutige Legende Die moderne Fassung des heiligen Florian erzählt von Florian als einem römischen Offizier, der 40 Glaubensgenossen zu Hilfe kommen wollte die die Römer in der Nähe einer Brücke gefangen genommen hatten. Der römische Stadthalter unterband den Einsatz Florians, ließ ihn verhaften und verhängte über ihn die sofortige Hinrichtung. Als sich niemand fand, der Florian den Mühlstein um den Hals binden wollte, legte der verärgerte Stadthalter selbst Hand an und stürzte Florian von der Brücke. Ob dieser frevelhaften Untat erblindete er sofort. Florian wurde an eine Sandbank

geschwemmt, an der er von einem Adler bewacht wurde, damit ihn die Aasvögel nicht verzehrten, bis die Witwe Valeria des Weges kam, ihn auf einem von Ochsen gezogenen Karren zur Bestattung führen wollte. An einer bestimmten Stelle weigerten sich die Ochsen weiterzuziehen, worauf Valeria beschloß Florian an Ort und Stelle zu be-statten. Eben dort wurde zunächst eine Kapelle und später das berühmte Florianstift er-richtet. Florian und das Wasser Zu den Ochsen, die den Karren mit dem Leichnam Florians zogen, gibt es noch weitere Versionen, so zum Beispiel die, in der sich die Ochsen - völlig entkräftet - geweigert haben sollen weiterzuziehen und sich niederlegten, woraufhin eine Quelle entsprang, an der sich die Ochsen laben konnten. Erst dann waren sie in der Lage weiterzuziehen. So wurde Florian zunächst zu einem Heiligen des Wassers. Eine weitere Legendenbereicherung machte den Wandel vorn eigentlichen "Wasserheiligen" zum "Feuerheiligen" möglich. So soll Florian als Fünfzehnjähriger ein brennendes Haus gelöscht haben. Woher diese Variante kommt, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Die Wandlung Florians vom "Wasser-" zum "Feuerheiligen" ergibt sich daraus, daß das Element des Wassers in den wenigen fundierten Überlieferungen zur Genüge vorhanden ist, um es gegen das Feuer einzusetzen. Darstellungen - des Heiligen Florian Der Heilige Florian galt seit dem 12. Jahrhundert als Helfer gegen Hochwasser, Sturm und Dürre. Seine enge Beziehung zum Wasser - durch sein Martyrium (Brückensturz und Ertränkung) und durch die heilende Quelle in St. Florian - ließen ihn auch zum Schutzpatron gegen Feuersgefahr werden. Die Darstellung als Ritter mit Fahnenlanze erreichte seit der Spätgotik weite Verbreitung und hat sich seither bis heute kaum geän-dert. So findet er sich vor allem an Gebäuden der Feuerwehr, aber auch an privaten Wohnhäusern manch eines gläubigen Christen. Seit dem 13. Jahrhundert wurde er als jugendlicher Ritter dargestellt, in Kettenhemd und Mantel. Ab dem 15. Jahrhundert trägt er dann den Plattenharnisch, so zum Beispiel auf der Außenseite des linken Flügels des Altars der Schloßkapelle Tübingen - Kilchberg. Im 18. Jahrhundert wurde durch die Künstler dann diejenige Form gefunden, die den meisten seither angefertigten Darstellungen des Heiligen zugrunde liegt: St. Florian erscheint als römischer Soldat mit Brustpanzer, Federhelm und Soldatenstiefeln. Mit der Rechten hält der Nothelfer einen auf dem Oberschenkel liegenden großen Humpen. Daraus gießt er das Wasser auf Gebäude, aus dessen sämtlichen Maueröffnungen bereits Flammen schlagen. Häufig sind bei dem Heiligen auch die Attribute (Kennzeichen) des christlichen Soldaten, nämlich das Schwert und der mit einem Kreuz geziertem Schild. Die Lanze ist oft an ihrem oberen Ende mit einem Banner, einem Wimpel oder einer Fahne versehen; weis auf den, besonderen Rang des Heiligen hinweisen soll. Vereinzelt wird dem Heiligen ein Herzogshut oder auch ein Palmzweig, das Abzeichen aller christ-lichen Märtyrer beigegeben. Der Mühlstein als Hinweis auf das Martyrium wird bei neueren Darstellungen dem Heiligen nur sehr selten beigegeben. Fast im Gegensatz zu dieser vergeistigten Darstellung ist ein vom bayrischen Volks-mund überlieferter Reim zu sehen. "O heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an!" Dieser Spruch ist als ein sehr ironischer Hinweis auf leider oft anzu-treffendes, nur den Eigennutz in den Vordergrund stellendes Verhalten zu begreifen. Glücklicherweise praktizieren alle Feuerwehrleute das Gegenteil. Florian als Schutzpatron

Heute wird Florians Beistand Feuer und Wasserunglücke angerufen. Doch ebenso lebt die Phantasie seit Menschengedenken von Erzählungen und deren Ausschmückung. Diese Wandlung einer Historie in einem Mythos ist bei weitem nicht nur im kirchlichen Rahmen anzutreffen. In der gesamten Geschichtsschreibung werden Mittel eingesetzt, um aus einer wahren Geschichte eine interessantere "Story" zu machen. Das Bedürfnis nach Erzählungen und Geisterfindungen ist somit im Wesen des Menschen angesiedelt. Was wären Literatur und Medienwelt. wenn sie auf diese "erfinderische" Ader im menschlichen Geist verzichten würden. Man sollte sich nur des Ursprungs und des letztendlichem Wahrheitsgehalts bewußt sein. Neben den Feuerwehren hat Florian noch andere Patronate inne, die in ihrer Begründung hier nicht einzeln nachverfolgt werden, doch haben alle etwas mit Wasser oder Feuer zu tun. So zählen die Bierbrauer, Hafner, Köhler, Rauchfangkehrer, Schmiede und Zinngießer Flori-an zu ihren Schutzheiligen. Florian als entschlankter Schutzpatron Der Versuch, die Legende des Heiligen Florian einmal vom Ballast befreit darzustellen, soll jedoch auf keinen Fall ein Argument gegen den Heiligen als Schutzpatron sein. Vielmehr der Beweis dafür, dass Florian nicht wie andere Heilige ein reines Konstrukt der Phantasie ist sondern seinen Glauben standhaft vertrat und dafür auch in den Tod ging. Die grundlegende Tatsache, daß es sich in der Urform eine willensstarke und geradlinige Person handelt, kann vor allem für den Feuerwehrmann von heute ein Vorbild sein. Auch er wagt den Einsatz für andere, wodurch er letztendlich auch sein Leben aufs Spiel setzt. Quelle: Brandschutz - Deutsche Feuerwehr- Zeitung 2/1999 Christmut Präger / Gottfried Heinz. Überarbeitet von Rudolf Schmidt