Das Wort Gottes für diese Predigt lesen im Buch des Propheten Jesaja im 63. und 64. Kapitel:

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Transkript:

Gemeinde: Predigt für die Adventszeit Kanzelgruß: Gnade sei mit euch von dem, der da war und der ist und der kommt: Jesus Christus. Amen. Das Wort Gottes für diese Predigt lesen im Buch des Propheten Jesaja im 63. und 64. Kapitel: 15 So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich. 16 Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater;»Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. 17 Warum lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind! 18 Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. 19 Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, 64 1 wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, 2 wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten - und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! - 3 und das man von alters her nicht vernommen hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren. Von unserem Herrn und Erlöser geliebte Gemeinde; vom Himmel wird immer wieder einmal geredet. Er bietet ein anschauliches Bild.

Darum nennt einer seinen Film: 'Der Himmel über Berlin'; eine andere den Titel ihren Buches über das geteilte Deutschland: 'Der geteilte Himmel'. Der Himmel gilt als Sitz Gottes und der Engel; im Entsetzen sagen die Menschen: 'Um Himmels willen!' In einem Kirchentagskanon heißt es: 'Der Himmel geht über allen auf, auf alle über.' Aber dann wird es auch ganz direkt: es gibt Tage, die so beginnen, dass einer ahnt, daraus kann nicht mehr viel werden. Es ist völlig wolkenverhangen, kein Sonnenstrahl schafft es durch zu kommen. Man merkt, wie die Stimmung vom Himmel abhängig ist. Und man hofft, er reißt doch noch auf, lässt die Sonne doch noch durch. Dann kann es mit dem Tag noch etwas werden. Keiner kann dazu selbst etwas tun, nur: hoffen, der Himmel werde sich öffnen. "Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt'. So war eine Aufschrift zu finden auf der Wand eines Kellers in Köln am Rhein, wo sich einige Juden während des Krieges versteckt gehalten haben. Dieser Satz wird einem erfundenen Testament vorangestellt eines der letzten Kämpfer im Warschauer Ghetto. Unmittelbar vor seinem Tod schreibt der Verfasser eine Botschaft an Gott, deren Inhalt die Klage über Gottes Abwesenheit ist: 'Etwas ganz besonderes geht vor auf der Welt, und es hat einen Namen: Jetzt ist die Zeit, da Gott sein Gesicht verbirgt.' Und schließlich, etwas später wird Gott direkt angesprochen: 'Nun sagst Du vielleicht, dass es jetzt keine Frage von Sünde und Strafe ist, sondern dass es eben so ist, wenn Du Dein Gesicht verhüllst und die Menschen ihren Trieben überlässt?` Dann will ich Dich aber fragen, Herr, und diese Frage brennt in mir wie ein verzehrendes Feuer: Was noch, oh, sag es uns, was noch muss geschehen, damit Du Dein Gesicht vor der Welt wieder enthüllen wirst?' Die Nähe der geschichtlichen Erfahrung von Juden im 3.Reich zu dem Klagegebet aus dem Buch des Propheten Jesaja macht die Worte aktuell. Wahrscheinlich fehlt uns nicht nur die eigene Erfahrung, sondern sogar die Vorstellung davon, was Menschen durch- und mitmachen müssen, damit sie so beten. Die Sonne nicht sehen - sicher erleben wir das in diesen Tagen hin und wieder; und manchmal bei den sogenannten Herbststürmen ahnen wir, was es bedeutet, wenn Wolken und Winde am Himmel zeitweise die Sonne besiegen. Aber dass es eine grundsätzlich bestimmende Lebenssituation wird, dass die Sonne nicht

scheint? Das hieße ja: es gibt keine Liebe, die wir fühlen können. Und die letzte Folge wäre: es gibt keinen Gott, an den zu glauben sich lohnt. Ob jemand in seinem Leben schon einmal am Rande einer solchen Erfahrung gewesen ist? Wahrscheinlich ist es so: wer weit zurück schauen kann, weiß noch etwas von der Erfahrung des Volkes, dass ein Krieg massiv in das Leben und dann auch in die Seele und in den Glauben eingreift. Ob Menschen alles verloren haben, ihr Haus, ihren Besitz und fliehen mussten; ob sie nahe Menschen verloren haben; ob sie unter Angst vor Flugzeugen, Bomben und Panzern in Kellern verbracht haben. Das rückt nahe heran an das Volk Israel, dass unter dem übermächtigen Feind Babylon zu leiden hatte. Da blieb kein Stein auf dem andern; Jerusalem dem Boden gleich, der Tempel vernichtet; die jungen und klugen, die wichtigen Leute in der Gefangenschaft. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Glauben bei denen, die immer geglaubt haben, die sich auf ihren Gott verlassen haben, die gebetet haben; die, solange es gut ging, auch das Unverständnis, das Desinteresse und den Spott der Leute ertragen haben. Denn bei all dem hatten sie immer das feste Vertrauen, Gott steht zu uns; wir sind Abrahams Kinder. Wir sind auf der richtigen Seite; am Ende wird es sich herausstellen. So etwas wie Sicherheit des Glaubens sprach aus dem Vertrauen. Aber jetzt? Jetzt ist das Vertrauen verflogen und diese Kraft verbraucht; jetzt wäre eine echte Hilfe nötig; etwas, was den Glauben wieder auf die Beine bringt, ein Zeichen, eine Tat Gottes, die erkennen lässt: es lohnt sich, dran zu bleiben und schwere Zeiten durchzustehen. Diese Erfahrung ist aktuell geblieben; die machen Menschen nicht nur in den extremen Situationen von Krieg, Katastrophen und Gefangenschaft. Das erleben sie in persönlichen Krisen, in denen sie scheinbar von Gott verlassen sind. Eltern sorgen sich um den Glauben ihrer Kinder; bemühen sich um eine christliche Erziehung, leben vor und beten. Und doch müssen Viele von ihnen sehen, dass junge Menschen weg bleiben, sich nicht für ihre Kirche und Gemeinde interessieren, keine persönliche Beziehung zu Jesus Christus pflegen, nicht beten und in ihrem Leben keine Verbindung zu Gott ziehen. Treue Gemeindeglieder sehen, wie diese familiäre Erfahrung ihre Konsequenzen auf Gemeinde und Kirche hat: die Gottesdienstbesucher haben einen hohen Altersdurchschnitt - von den Beichtgottesdiensten gar nicht erst zu reden; die

Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen für die eigene Gemeinde in Form von Zeit und Ideen unter Zurückstellung persönlicher Interessen nimmt spürbar ab. Und das, obwohl Menschen treu die Hände falten, Gott um Hilfe, um Erweckung und Stärkung des Glaubens beten. Menschen geraten in Ehe- und Familienkrisen. Sie haben im vollen Bewusstsein eine Entscheidung füreinander getroffen und unter Gottes Segen gestellt. Sie spüren die Entfremdung, sie beten zu Gott und doch stellt sich die Gemeinsamkeit nicht mehr ein. Die Krise wird nicht überwunden, sie eskaliert, eine/r zieht aus, hat eine neue Perspektive für sich ohne die bisherige Familie. Eine Krankheit meldet sich im Körper, und sie zeigt sich bedrohlicher als erhofft. Jede Therapie wird von inständigen Gebeten begleitet - aber es bleibt nicht aus, dass Menschen mit einer todbringenden Krankheit kämpfen, ohne Aussicht auf Erfolg, auf Gesundheit. Das alles hat nicht die Dramatik und Tragweite dessen, was sich vor 2500 Jahren in Israel abspielte oder vor 60 Jahren in den Konzentrationslagern und Ghettos. Aber es lässt Menschen spüren, wie ihre Beziehung zu Gott nicht nur auf den Prüfstand kommt, sondern wie ratlos es machen kann, wenn Gott sich zurückzieht und schweigt. Das ist nicht das Problem derer, die ohnehin nicht glauben und von Gott nichts erwarten; es ist die Erfahrung derer, die glauben und beten - und es kommt nichts zurück. Was macht es mit unserem Glauben, wenn wir uns das vor Augen halten: Gott zieht sich zurück, er schweigt? Lässt es uns resignieren und aufgeben? Stürzt es uns in die Verzweiflung? Da wird die Klage des Volkes tatsächlich über Jahrhunderte hinweg aktuell: Christen fühlen sich wie Menschen, die zu Unrecht an Gott glauben. Das Leben beweist: es gibt ihn nicht. Es haben ganz offensichtlich die recht, die ohne ihn leben, die sagen: sie brauchen ihn nicht, weil es ihn nicht gibt, die spotten und sich lustig machen über die, die in die Kirche rennen. Es geht auch ohne Glauben an Gott, womöglich sogar besser, denn dann ist man wenigstens nicht enttäuscht. Aber es gibt doch etwas, das dagegen spricht, aufzugeben oder sich denen

anzuschließen, die gottlos leben. Wir haben eine Erfahrung gehabt in der Geschichte. Es lässt sich - natürlich persönlich und nicht als Beweis - nicht leugnen, dass Gott eingegriffen hat. Er hat uns geführt aus aussichtsloser Lage, er hat sich gezeigt und seine Liebe und Treue bewiesen. Darum nennen wir ihn auch 'Erlöser'. Freigekauft aus der Knechtschaft in Ägypten, aus der Gefangenschaft in Sünde und Tod. Das kann doch nicht ohne Bedeutung sein. Und so gehen die Menschen den direkten, verzweifelten Weg: ins Gebet. Lieber Vater, das kann doch nicht alles gewesen sein. Wenn Du von Deinem Thron herabschaust, dann muss es Dir doch in der Seele wehtun, wie Deine Menschen leiden. Ist es Dir egal? Natürlich sind wir selber schuld; das wissen wir sehr gut; wir haben es sicher nicht anders verdient, aber Du bist barmherzig, Du trägst doch selbst unsre Sünde. Willst Du, dass man Dich verspottet, weil wir leiden? Willst Du, dass die sich freuen und die Oberhand haben, die lauthals sagen: das haben wir schon immer gewusst? Willst Du das zulassen? Und mit ansehen, wie uns gar keine andere Wahl bleibt, als aufzugeben, ruhig zu sein und uns mit anderen Mächten einzulassen? Lieber Vater, mach doch den Himmel auf: sieh Dir an, wie es hier aussieht in den Ehen und Familien, in der Gemeinde und in der Kirche, in unserem Land, auf dieser ganzen Erde. Sieh es Dir an und dann komm herunter und tu etwas dagegen. Zeig, dass Du die Welt in der Hand hast, die Herzen der Menschen; zeig doch, dass es sich lohnt, Dir zu vertrauen und zu Dir zu beten. Tu irgendetwas, sodass die Menschen erkennen, wie gut es ist, zu Dir zu gehören. Dass jedes Ohr dich hört und jedes Auge dich sieht, Gott, weil du die so gut behandelst. Die Dir vertrauen. Es mag sein, nach der harten Klage überrascht der vertrauensvolle Schluss. Aber er nimmt die Spannung nicht. Auch uns nicht, die wir als Christen glauben, dass Gott sein Schweigen beendet hat. Er ist heruntergekommen, er hat gesehen wie es hier aussieht und er hat selbst darunter gelitten. Die Sorgen der Menschen sind nicht kleiner geworden. Aber zwei Dinge werden wir neu sehen: die Klage, auch die harte und vorwurfsvolle Klage gegen Gott hat ihr Recht, ihn zu erinnern an seine Treue und seine Barmherzigkeit. Die Bitte um Hilfe ist wichtiger als der Hinweis, was sich gehört. Und das zweite: dass Gott eingegriffen hat, indem er seinen Sohn in diese verlorene und brutale Welt geschickt hat, macht aus dem Wunsch eine feste Hoffnung: er kommt wieder. Noch einmal wird er den Himmel aufreißen und endgültig wohl tun denen, die ihm vertrauen. Gebe er es, dass wir dabei sind!

Amen. Kanzelsegen: Gemeinde: Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Predigtlied: ELKG 5 O Heiland, reiß die Himmel auf Verfasser: Pfarrer Andreas Schwarz Schwebelstraße 7 75172 Pforzheim Tel.: 07231 / 45 33 99 Fax: 07231 / 45 33 97 e-mail: pforzheim@elkib.de