Erfahrungsbericht Singapore Management University Name: Austauschprogramm: Studienfach: Austauschjahr: Land: Gastuniversität: Anton Mayr Fakultätspartnerschaft TUM- BWL SS2014 (Januar- Mai) Singapur Singapore Management University 1
Vorwort Da es bereits unzählige Berichte zu den Punkten Vorbereitung und Singapur an sich gibt, werde ich diese Punkte sehr knapp halten und auf andere Themen weiter eingehen. Auch empfehle ich allen Interessierten einen Blick in die anderen Erfahrungsberichte für Informationen zu potentiellen Wochenendtrips. Wer sollte nach Singapur gehen Die TUM bietet eine Vielzahl an Austauschprogramme mit Universitäten in unzähligen Ländern an, weswegen man einige Minuten bereits vor der Bewerbung damit verbringen sollte, sowohl die richtige Universität als auch die richtige Stadt zu wählen. Meiner Meinung nach gibt es ein paar Gründe, die für und gegen Singapur sprechen: + Singapur dient für viele westliche Firmen als Tor zum asiatischen Markt. + Singapur investiert sehr stark in Start- Ups und hat eine lebhafte Start- Up- und Finanzszene. + Singapur eignet sich ideal als Ausgangspunkt um (den Rest von) Asien zu erkunden. Singapur ist teuer Singapurer sind nicht sehr offen gegenüber Ausländern. Der Arbeitsaufwand für die Universität ist vergleichsweise hoch. Man spricht dort nicht sauberes Englisch, sondern Singlisch Meiner Meinung nach sind Studenten mit Interesse in Start- Ups und der Finanzwelt genau richtig in Singapur. Diese haben die Möglichkeit hier aus einem sehr großen Kursangebot mit genau diesem Hintergrund auszuwählen (Investmentbanking, Asian Market, Quantitative Trading Strategies, Entrepreneurial Finance, Strategy, Global Mega Trends, Financial Markets and Instituations etc.). Man kann auch seine Professoren zum asiatischen Bereich abseits des Seminarsaals befragen und sich den chinesische Markt und die chinesische Art Geschäfte zu machen erklären lassen. Summa summarum, man kann sehr viel Wissen und sehr gute Kontakte gewinnen, wenn man sich auf das Thema und den Markt einlässt. Dies ist in München auf Grund des anderen Fokus und Marktes nicht ohne weiteres möglich und ein wirkliches Plus für mich. 2
Ebenso ist man in Singapur genau richtig, wenn man gerne essen oder trinken geht. Es gibt unzählige sehr gute Restaurants, Bars und Clubs. Jedoch sind die Preise hoch (20Euro/Drink; 80Euro/Essen) und die Gesetze sehr strikt. Es gibt jedoch auch Hawker Center (ca.5 Euro/Essen) und Ladies Night (gratis Getränke für Frauen), welche den Geldbeutel schonen. Ein weiterer Nachteil von Singapur ist der Kontakt zu Singapurianern. Diese sind nicht sehr offen gegenüber Ausländern, wodurch man sehr schwer mit diesen in Kontakt kommt. Glücklicherweise ist Singapur jedoch ein Melting Pot. So bin ich oft mit meinen Nachbarn (Chinesen und Indern) zum Essen gegangen. Auch kommt man mit lokalen Studenten durch die vielen Gruppenarbeiten in Kontakt, was jedoch auch nicht immer leicht ist (siehe weiter unten). Administrative Informationen Ihr werdet von der Singapore Management University (SMU) sehr viele Mails und Reminder erhalten die euch durch den kompletten administrativen Prozess führen werden. Sprich Kursauswahl, Orientierung, Visums, etc. Da sich hier auch das ein oder andere ändert, rate ich sehr stark dazu, diese Mails genau durchzulesen und einfach Stück für Stück zu befolgen, anstatt sich auf teilweise veraltete (jedoch gutgemeinte) Berichte zu verlassen. Ihr habt auch bereits 1-2 Monate vor eurer Abreise die Möglichkeit an einem Buddy- Programm teilzunehmen. Dieses Programm stellt euch eine/n lokalen Studenten/in zur Verfügung die ihr bzgl. Handyverträge, Wohnungssuche oder Bankkonten fragen könnt. Wohnungssuche Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Man geht ins Commonwealth Hostel in welchem die SMU ein paar Zimmer angemietet hat und an Austauschstudenten vermietet. Das hat den Vorteil, dass man nicht nach einer Wohnung suchen muss, keine Angst haben muss, dass etwas schief geht, da ja die Uni dahinter steht, und man vergleichsweise wenig Geld (ca. 2200 S$ für 4 Monate) bezahlt. Nachteilig ist, dass man ca. 30 Minuten Fahrzeit an die Uni und in die Innenstadt hat und am Abend öfters mal mit dem Taxi heimfahren muss da in der Regel nach Mitternacht keine U- Bahnen mehr fahren. Ein anderer Punkt ist, dass man sich sein Zimmer mit einem anderen unbekannten Austauschstudenten teilen muss. Das kann zu einer guten Freundschaft führen, aber natürlich auch zu einigen Komplikationen wenn man divergierende Ansichten hat. 3
Die andere Alternative, welche ich gewählt habe, ist sich privat eine Wohnung zu suchen. Dies bietet mehrere Luxusvorteile: Man kann zur Uni laufen, hat eine nette Aussicht, ist der eigene Herr in seinem Zimmer und kann auch ohne Probleme Gäste (Schwester, Eltern, Freundin, etc.) empfangen. Hier lohnt es sich auf jeden Fall mal den Austauschstudenten vor euch eine Mail zu schreiben, da man unter Umständen deren Zimmer gleich kostengünstig übernehmen kann. Ein anderer Punkt, den man noch bei der eigenen Wohnung beachten sollte, ist den Mietvertrag genau zu lesen bzw. umzuschreiben oder nachzuverhandeln. Im Allgemeinen haben in Singapur die Vermieter fast alle Rechte auf ihrer Seite weswegen man sich besser vertraglich absichern sollte! Es kommt immer wieder vor, dass ein Vermieter seine Mieter abziehen möchte und zu hohe Preise verlangt oder im Nachhinein aus dem Wohnzimmer 2 Zimmer macht. Deswegen rate ich euch entweder die komplette Wohnung zu mieten oder euch schriftlich die Anzahl der maximalen Personen in der Wohnung und den Erhalt der Raumstruktur, etc. vertraglich zusichern zu lassen. Die Singapore Management University Die SMU befindet sich sehr zentral und bietet ausgezeichnete und moderne (die SMU ist noch keine 20 Jahre alt) Räumlichkeiten an. Zu den Einrichtungen gehören ein Fitness Studio, ein Swimming Pool, eine ausgezeichnete Bibliothek, etc. Des Weiteren ist die SMU ähnlich der Unis der Ivey League (im Besonderen Wharton) aufgebaut. Das heißt, kleine Gruppen, viele Präsentationen und Gruppenarbeiten. Leider ist die SMU jedoch auch ein Ort der Gegensätze. Ich hatte dort herausragende aber auch abgrundtief schlechte Professoren. Es gab Professoren die während Präsentationen eingeschlafen sind, die Benutzung von Handies und Laptops verboten hatten und die erarbeiten Gruppenberichte ohne Einwilligung der Studenten und ohne ein Zitat für ihre Doktorarbeit genutzt haben. Es gibt jedoch auch Professoren, welche den Studenten Praktika vermitteln und sich am Samstag mit den Studenten treffen um ihre Arbeiten durchzugehen. Summa summarum: Die Uni bietet alles was man braucht, Wissen wird gut vermittelt, jedoch sollte man sich genau umhören welcher Professor gut ist und welcher eher vermieden werden sollte. 4
Kurse und Gruppenarbeiten Hier gibt es wieder positive Nachrichten: Soweit mir bekannt, haben alle Kurse eine Maximalgröße von 45 Studenten, und sind in der Regel in Seminarräume Abbildung 1: Seminarraum Singapore Management University Durch diese Anordnung ist es sehr leicht dem Dozenten zuzuhören und gemeinsam über ein Thema zu diskutieren. Auch wird Anwesenheit und Mitarbeit belohnt, was im Nachhinein oft den Lernerfolg erhöht, da man sich einfach kontinuierlich mit dem Thema beschäftigt. Das bedeutet jedoch auch, dass gute Noten sehr viel Aufwand bedürfen. Dies hat zwei Hauptgründe. Erstens ist die asiatische Kultur sehr Noten fokussiert, wodurch die Studenten Druck von ihren Familien und den Arbeitgebern haben um später einen gut bezahlten Beruf zu bekommen. Zweitens ist das Unterrichtsmodel sehr aufwendig. So gibt es in der Regel Bewertungen für die Anwesenheit, Mitarbeit, Präsentationen, ein Projekt und ein Midterm und Final (Klausuren). Für die Präsentationen und Projekte arbeitet man in der Regel mit 2-5 anderen Studenten zusammen, was regelmäßige (oft wöchentliche) Treffen bedeutet. Auch haben Austauschstudenten den Ruf, lieber zu reisen, als sich in den Gruppen einzubringen, weswegen die Studenten dort nicht sehr motiviert sind mit Austauschstudenten in einer Gruppe zu sein. In der Tat sind meist alle Austauschstudenten in einer Gruppe, sofern der Professor keine feste Einteilung festlegt. Hier lohnt es sich definitiv, sofern man mit lokalen Studenten in Kontakt kommen möchte, sich gleich eine lokale Gruppe zu suchen und diesen zu zeigen, dass man sich auch einbringen möchte. Auch sind die Projekte oft sehr arbeitsintensiv so habe ich beispielsweiße ein Paper mit 90 Seiten (4 Mitglieder, 20% der Endnote) und eines mit 45 Seiten (2 Mitglieder, 25% der Endnote) eingereicht. 5
Auch möchte ich noch anmerken, dass man bei 4 Kursen vollkommen ausgelastet ist. Der Arbeitsumfang kann hier, wegen der Projekte und Gruppenarbeiten, nicht mit der TUM verglichen werden. Fazit Singapur ist eine tolle Stadt in der man sehr viel lernen und erfahren kann. Man kann sehr viel reisen und an zahlreichen Nachtaktivitäten teilnehmen. Man sollte sich jedoch auch klar fragen, was man sich von seinem Auslandsaufenthalt erwartet. Ich war einerseits immer hin und hergerissen mit anderen Austauschstudenten wegzugehen und auf der anderen Seite mich in die lokalen Gruppen zu integrieren und mehr über den asiatischen Markt zu erfahren. Solltest du jedoch eher am Verreisen und Ausgehen interessiert sein, so möchte ich noch anmerken, dass es kaum möglich ist als Austauschstudent in einem Fach durchzufallen und, dass man sehr schnell mit anderen Austauschstudenten in Kontakt (Facebook Gruppen, Uni- Veranstaltungen, etc.) kommt. Auch ist es kein Problem Partner für das Reisen zu finden. Man sollte sich nur aus Fairnessgründen dazu entscheiden, entweder mit anderen Austauschstudenten in einer Gruppe zu sein, oder aktive in einer asiatischen Gruppe mitzuarbeiten, da manche Bewerbungen (vor allem bei Banken) an gewisse Mindestnoten (teilweise mindestens 3.8/4.0) geknüpft sind. Wie auch immer man sich entscheidet, ich bin mir sicher, dass Singapur eine tolle Erfahrung wird. Gerne stehe ich bei eventuellen Fragen unter der oben genannten E- Mail zur Verfügung. 6