Auf der Suche nach dem Nationalstil 2 Der Jugendstil Um 1900 suchen viele europäische Territorien nach einem eigenen architektonischen Ausdruck für ihre kulturelle und territoriale Eigenständigkeit. Dies gilt besonders für solche Länder, die sich über längere Zeit von Großmächten beherrscht und unterdrückt fühlten. Diese Bestrebungen lassen sich oft bis heute verfolgen. Gleichzeitig strebt der Jugendstil nach einer neuen, nicht von den historischen Stilen geprägten Ausdrucksform für alle Lebensbereiche. Die Bezeichnung Jugendstil geht auf die Zeitschrift Die Jugend zurück. Schottland im United Kingdom Charles Rennie Mackintosh Ungarn in der Habsburger Monarchie Ödön Lechner Finnland im Russischen Zarenreich Eeliel Saarinen Lettland im Russischen Zarenreich Konstantīns Pēkšens Katalonien unter den Spanischen Königen Antoni Gaudi Norditalien nach der Gründung des Königreichs Raimondo d Aronco Belgien nach der Begründung des Königreichs Victor Horta Österreich Otto Wagner Großherzogtum Hessen Josef Maria Olbrich Weimar-Sachsen-Gotha Henry van de Velde Paris Hector Guimard
Zentren der Jugendstilarchitektur in Europa um 1900
Ikone des Jugendstils Josef Maria Olbrich: Wien, Sezessionsgebäude (1898)
Otto Wagner: Wien, Eingangsgebäude zur U-Bahn
Hector Guimard: Paris, Eingangsgebäude zur U-Bahn
Norman Foster: Bilbao, Eingangsgebäude zur U-Bahn
Darmstadt, Künstlerkolonie Mathildenhöhe Bauausstellung Ein Dokument Deutscher Kunst (1901) Durchgeführt zur Förderung der kunsthandwerklichen Produktion und als Beweis der kulturellen Unabhängigkeit des Großherzogtums Hessen. Gezeigt wurden aufwändige Villen als Wohnung der beteiligten Künstler. Nachfolgeausstellungen in den Jahren 1904 (Mehrfamilienhaus), 1908 (Arbeiterwohnhaus) und 1914 (Mietwohnungsbau).
Darmstadt, Mathildenhöhe. Platanenhain (1833)
Darmstadt, Mathildenhöhe. Platanenhain (1833) mit zusätzlichen Plastiken der Jugendstilzeit
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Temporäre Eingangsbauten zur Ausstellung Ein Dokument Deutscher Kunst (1901)
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Atelierhaus, heute Ernst-Ludwig-Haus (1901)
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Atelierhaus, heute Ernst-Ludwig-Haus (1901), Eingang
Peter Behrens: Darmstadt, Mathildenhöhe. Eigenhaus Behrens
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Haus Glückert I (1901)
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Haus Glückert II (1901)
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Haus Christiansen (1901) - zerstört
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Haus Deiters (1901)
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Haus Habich (1901) stark verändert
Josef Maria Olbrich: Darmstadt, Mathildenhöhe. Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude (1908)
Darmstadt, Mathildenhöhe. Lageplan der Ausstellung 1908
Darmstadt, Mathildenhöhe. Gesamtansicht der Ausstellung von 1908
UNGARN Von 1000 bis 1301 Königreich. Danach unter wechselnder Fremdherrschaft. Von 1458 bis 1490 wieder selbständig. Danach unter osmanischer Herrschaft bis 1686. In der Folge unter österreichischer Herrschaft als Königreich Österreich-Ungarn bis 1918. Im gleichen Jahr Ausrufung der Republik Ungarn.
Bela Lajta: Budapest
Bela Lajta: Budpest, Nachtklub Parisiana (1909)
Bela Lajta: Budapest, Handelsschule
Bela Lajta: Budapest, Folklore-Architektur
Karoly Lyka, Bela Lajta und Ödön Lechner: Grabstätten auf dem Jüdischen Friedhof
Ödön Lechner: Budapest, Museum für Kunstgewerbe (1896)
Ödön Lechner: Budapest, Postsparkasse (1901)
Ödön Lechner: Budapest, Postsparkasse (1901)
Belgien Nach der Zugehörigkeit zu Österreich, Frankreich und den Niederlanden seit 1830 unabhängig. Bis heute auf der Suche nach der nationalen Identität.
Victor Horta: Brüssel, Maison Tassel (1894)
Victor Horta: Brüssel, Maison Tassel (1894)
Victor Horta: Brüssel, Maison Tassel (1894)
Victor Horta: Brüssel, Maison Tassel (1894)
Victor Horta: Brüssel, Maison Horta (1901)
Henry van de Velde: Jena, eigenes Atelierhaus (1907, 1992, 2013)
Henry van de Velde: Weimar, eigenes Atelierhaus (1907)
Henry van de Velde: Weimar, eigenes Atelierhaus (1907)
Henry van de Velde: Weimar, Kunstgewerbeschule (später: Bauhaus) (1907)
Die nordischen Staaten Finnland, Lettland Beide Staaten waren ursprünglich selbständig, wurden jedoch im 19. Jahrhundert dem Russischen Zarenreich angegliedert. Um die Jahrhundertwende entstanden jeweils nationalstaatliche Bewegungen, welche die Loslösung von Russland und die staatliche Unabhängigkeit forderten.
Eliel Saarinen (1873 1950) und Herman Gesellius (1874 1916): Helsinki, Hauptbahnhof (1919) und Wiborg, Hauptbahnhof
Eliel Saarinen (1873 1950) und Herman Gesellius (1874 1916): Helsinki, Nationalmuseum (1920)
Lars Sonck: Tampere (FIN), Dom (1907) Polvijärvi: St. Johannes der Täufer (1914)
Tarvaspää, Landhaus (1913)
Vuonislahti, Landhaus (1911)
Riga, Alberta iela - Michael Eizenstein
Katalonien Bis heute strebt die Region Katalonien mit der Hauptstadt Barcelona nach Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Madrid. Um die Jahrhundertwende formten die Architekten Antoni Gaudi (1852-1926), Lluís Domènech i Montaner (1850-1923) und Josep Puig i Cadafalch (1867-1956) eine eigenständige katalanische Architektur, die ihre Anregungen aus der mittelalterlichen Geschichte ebenso schöpfte wie aus der lokalen handwerklichen Tradition und eigenständiger Formfindung.
Antoni Gaudi: Palau Güell, Barcelona (1886)
Antoni Gaudi: Palau Güell, Barcelona (1886)
Antoni Gaudi: Palau Güell, Barcelona (1886)
Antoni Gaudi: Palau Güell, Barcelona (1886)
Barcelona, Antoni Gaudi: Casa Mila (1910)
Barcelona, Antoni Gaudi: Casa Mila (1910)
Barcelona, Antoni Gaudi: Casa Mila (1910)
Barcelona, Antoni Gaudi: Casa Mila (1910)
Antoni Gaudi: Park Güell, Barcelona (1914)
Antoni Gaudi: Park Güell, Barcelona (1914)
Antoni Gaudi: Sagrada Familia, Barcelona (unfertig)
Antoni Gaudi: Sagrada Familia, Barcelona (unfertig)
Antoni Gaudi: Sagrada Familia, Barcelona (unfertig) Chartres (1194)
Antoni Gaudi: Sagrada Familia, Barcelona (unfertig)
Schottland leidet noch heute unter der Vereinigung mit England zum Vereinigten Königreich von Großbritannien. Um die Jahrhundertwende versuchte der Architekt Charles Rennie Mackintosh (1868-1928), mit einer neuen, sehr reduzierten Formensprache, an die Architektur des tradierten Landhauses anzuknüpfen und gleichzeitig die regionale Eigenständigkeit herauszustellen.
Charles Rennie Mackintosh: Hill House (1903)
Charles Rennie Mackintosh: Hill House (1903)
Charles Rennie Mackintosh: Hill House (1903)
Charles Rennie Mackintosh: Glasgow school of Arts (1907)
Charles Rennie Mackintosh: Glasgow school of Arts (1907)
Charles Rennie Mackintosh: Glasgow school of Arts (1907)
Charles Rennie Mackintosh: Glasgow school of Arts (1907)
Charles Rennie Mackintosh: Glasgow school of Arts (1907)
Charles Rennie Mackintosh: Möbelentwürfe
Charles Rennie Mackintosh: Möbelentwürfe
Charles Rennie Mackintosh: Möbelentwürfe
Italien bestand bis 1861 aus einer Vielzahl von kleineren Territorien und Stadtstaaten. 1861 wurde das Königreich Italien ausgerufen, 1900 der König ermordet. In dieser Phase der Verunsicherung versuchten junge Architekten, unter ihnen Raimondo d Aronco (1857-1932), mit dem Stile Liberty der Gesellschaft eine neue und eigenständige Architektur zu geben, die schon bald auch von der Türkei unter den Osmanischen Sultanen aufgegriffen wurde. Startpunkt der Bewegung war die Ausstellung Esposizione d'arte decorativa moderna (1902) in Turin.
Raimondo d Aronco: Turin, Esposizione d'arte decorativa moderna (1902)
Turin: Esposizione d'arte decorativa moderna (1902)
Raimondo d Aronco: Istanbul, Hotel Ataman Istanbul, Türbe des Scheichs Zafir Effendi (1906)
Raimondo d Aronco: Istanbul Casa Botter (1901)
Raimondo d Aronco: Istanbul Nicht realisierte Entwürfe
Literaturhinweise Diana Barillari: Raimondo D'Aronco; Mailand 1995 Charlotte und Peter Fiell: Charles Rennie Mackintosh 1868-1928; Köln 2004 Klaus-Jürgen Sembach: Jugendstil - Die Utopie der Versöhnung; Köln 2007 Gabriele Fahr-Becker: Jugendstil; Königswinter 2007