Hygiene Medical Advice Medizinische Beratung Dr. Helmut Pailer

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Transkript:

Hygiene 2010-2011

Seminarleiter www.medical-advice.at Ärztlicher Dienst der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse +43664 4201946 Email: helmut.pailer@a1.net

Scabies Krätzmilbe; Sarcoptes scabiei Krätze, medizinisch Scabies oder Acarodermatitis, ist eine weitverbreitete parasitäre Hautkrankheit des Menschen. Die halbkugelförmigen, 0,3 mm großen Weibchen bohren sich in die Oberhaut (Epidermis) und legen dort in den Kanälen (Milbengänge) Kot und ihre Eier ab. Ihre Absonderungen bringen Bläschen, Vesikeln, Papulovesikeln, Papeln, Pusteln, Blasen, Quaddeln, Infiltrationen und als Sekundärläsionen Krusten, Kratzwunden und Furunkel hervor. Die Inkubationszeit beträgt etwa 3 bis 6 Wochen.

Scabies Symptome Finger, Handgelenke, Gesäß, Genitalien, Ellbogen, Achseln, hinter den Ohren, Gürtelgegend, Knie, Gelenkbeugen und am liebsten in den Hautfalten. Störend ist das konstante, hartnäckige Jucken in den verschiedensten Schweregraden, das nicht durch die Milben selbst, sondern durch eine allergische Reaktion auf den Milbenkot hervorgerufen wird. Auch nichtbefallene Körperstellen, z. B. das Gesicht, können allergische Reaktionen zeigen, so daß ein Juckreiz an Stellen, die eigentlich selber nicht befallen werden, nicht gegen eine Infektion spricht. Der klassisch beschriebene bestialische Juckreiz tritt bei leichtem Milbenbefall meist nur nachts und durch die Bettwärme auf, da die Milbe bei warmer Haut aktiver wird. Durch das oft automatische und intensive Kratzen entstehen die Läsionen

Scabies Behandlung Das wirksamste Medikament ist eine 5-prozentige Permethrin-Salbe (Lyclear), die in der Regel nach einmaliger Anwendung die Krätzemilben abtötet. Permethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide, das trotz besserer Wirksamkeit gegen die Milben für den Menschen weniger toxisch wirkt als die früher eingesetzten Lindan-Zubereitungen. Während der Behandlung sollten alle Gegenstände, mit denen andere Personen in Kontakt kommen, regelmäßig desinfiziert werden, um eine Übertragung zu verhindern. Ebenfalls ist auf häufige Reinigung von Bett- und Leibwäsche zu achten. Diese sollte nach Möglichkeit bei mindestens 60 C gewaschen werden. Wenn dies nicht möglich ist, kann die Wäsche für einige Tage beispielsweise in Plastiksäcken fest eingelagert werden, um den Milben die Nahrungsgrundlage zu entziehen.

Hygienemaßnahmen und Entwesung Der Wechsel der Körper- und der Unterkleidung sowie der Bettwäsche und gegebenenfalls der Bettdecken sollte alle 12 bis 24 Stunden vorgenommen werden. Die Handtücher sind zweimal täglich zu wechseln. Ein Wechsel der durch das Krätzemittel via Haut imprägnierten Nachtkleidung ist erst nach einigen (bei Lindanmitteln i. d. R. vier) Tagen angezeigt. Die Mittelrestwirkung macht die Milben befallsunfähig.

Hygienemaßnahmen und Entwesung Die Oberbekleidung braucht nur in Ausnahmefällen entwest zu werden, z. B. durch mind. siebentätiges Durchlüften oder chemische Reinigung. Für Bettwäsche, Unterbekleidung, Blutdruckmanschetten und Handtücher reicht dafür das normale Waschen bei 60 C aus. 14-tägiges Unbenutztlassen der Textilien in Plastiksäckchen schädigt die Milben so, daß sie nicht mehr befallsfähig sind. Möbel, wie Betten, Sessel und Fußbodenbeläge sind mittels starker Staubsauer von Milben befreibar. Ein wiederholtes Staubsaugen ist im Falle von Scabies norvegica unverzichtbar. Plüschtiere und Schuhe können schnell durch Einfrieren milbenfrei gemacht werden.

Hygienemaßnahmen und Entwesung Der Einsatz chemischer Mittel zur Entwesung milbentragender Gegenstände und Räume ist i. d. R. nicht erforderlich, da die o. g. nicht-chemischen Maßnahmen fast immer ausreichen. Ist die Anwendung chemischer Mittel nicht zu umgehen, werden als wirksame chemische Mittel Flüssigpräparate auf Malathion- und Puder auf Temephosbasis empfohlen. Nach der Entwesung kann eine sachgerechte Dekontamination und Reinigung der behandelten Gegenstände erforderlich sein.

Läuse Pediculidae

Läuse Die Menschenläuse (Pediculidae) sind eine Familie innerhalb der Tierläuse (Phthiraptera). Die Menschenläuse sind wie alle Tierläuse blutsaugende Parasiten. Ihre Stiche erfolgen mit dem langen Stechrüssel und erzeugen juckende Quaddeln. Die Entwicklungszeit vom Ei bis zur Geschlechtsreife dauert bei den Tieren etwa 25 Tage, die Adulten leben etwa 30 Tage.

Übertragung Der typische Übertragungsweg ist enger Kopfkontakt mit einer Person, die von Kopfläusen befallen ist. Vermutlich entstehen nahezu alle neuen Erkrankungen über diesen Weg. Gemeinsam benutzte Kopfkissen, Handtücher oder Kämme können theoretisch zu einer Infektion führen, in der Praxis ist das aber die Ausnahme, wie australische Forscher gezeigt haben. Kopfläuse sind ähnlich häufig bei Kindern, die ihre Haare regelmäßig waschen und solchen mit geringer Körperpflege. Im Gegensatz zu früheren Epochen ist Kopflausbefall in Deutschland nicht mit Armut assoziiert. Eine Studie in Braunschweig zeigte, daß Kopflausbefall bei Kindern mit Migrationshintergrund seltener war als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Es besteht auch kein konsistenter Zusammenhang zwischen Haarmerkmalen wie Farbe, Länge, Dicke und der Präsenz von Kopfläusen

Behandlung Zuerst ist der Nissenkamm (Zinkenabstand von weniger als 0,3 mm) ein wichtiges Mittel, um gegen die Kopfläuse vorzugehen. Zum leichten Auffinden der Kopfläuse und ihrer Nissen empfiehlt es sich, die Haare mit einem Nissenkamm über einem großen Bogen weißem Papier sehr sorgfältig auszukämmen. Auf dem Papier kann man danach sowohl Haare, an denen Nissen kleben, als auch Kopfläuse relativ gut erkennen. Im Handel sind ferner insektizidhaltige Shampoos, Gels und Sprays zur Bekämpfung erhältlich. Pyrethrum; sowie den künstlich hergestellten Stoffen Permethrin und Allethrin. Jede der im Folgenden genannten Bekämpfungsmethoden sollte streng nach den Vorgaben der Hersteller durchgeführt werden. Bei Anwendung eines Pedikulozides (Mittel gegen Läuse, Läusegift) ist eine Wiederholungsbehandlung nach acht bis zehn Tagen anzuraten, weil die Pedikulozide oft nicht auf die Eier wirken und während dieser Zeit noch Kopfläuse nachschlüpfen können. Unterläßt man die Wiederholungsbehandlung, paaren sich die nachgeschlüpften Kopfläuse und beginnen erneut Eier zu legen; die Behandlung war dann vergeblich.

Entwesung Schals, Mützen, Handtücher, Bettücher, Kopfkissenbezüge, Plüschtiere sollten bei mindestens 60 C gewaschen oder für zehn Minuten im Trockner behandelt werden. Wenn das Waschen nicht möglich ist, kann man die Gegenstände für vierzehn Tage bei Zimmertemperatur in einem dichten Plastikbeutel einschließen. Einen Tag lang bei 15 C in der Gefriertruhe lagern (muß richtig durchfrieren, bei großen Teddys oder Wolldecken ggf. Zeit zugeben.) Ein Absaugen von Polstermöbeln, Teppichen, Autositzen und dergleichen ist ebenfalls ratsam

Keine Wirkung Entgegen populärer Meinung hat häufiges Waschen der Haare keinen Einfluß auf den Befall mit Kopfläusen. Nissen sind durch einfache Haarwäsche nicht zu entfernen und lassen sich auch nicht ohne weiteres abstreifen. Ebenso sind Saunaaufenthalte, Fönen des Haares oder Benutzung von Trockenhauben keine Bekämpfungsmittel und führen möglicherweise sogar zu einer zusätzlichen Kopfhautschädigung.