Gesundheitliche Probleme der Milchschafbestände in der Schweiz

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Transkript:

Gesundheitliche Probleme der Milchschafbestände in der Schweiz Alfred Zaugg, Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK), CH-3362 Niederönz Übersicht über die Milchschafhaltung in der Schweiz In der Schweiz gibt es ungefähr 350 Milchschafhalter mit ungefähr 4'000 Milchschafen. Es wird vorwiegend die Rasse Ostfriesisches Milchschaf gehalten, aber auch die Rasse Lacaune ist mit ungefähr 1'000 Tieren vertreten. 167 Milchschafbetriebe mit 2'326 Milchschafen sind der Sektion Milchschafe des BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer) angeschlossen. Der BGK bietet Programme zur Maedi-Visna-Sanierung und zur Parasitenüberwachung an und berät die Betriebe bei gesundheitlichen Problemen. Sein Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit der Milchschafhaltung zu verbessern und die Betriebe darin zu unterstützen, qualitativ hochwertige und gesundheitlich unbedenkliche Produkte zu erzeugen. Grundsätzliches Ich möchte versuchen, die Erfahrungen aus über 20 Jahren eigener Milchschafhaltung und aus über 25 Jahren Gesundheitsberatung für die Milchschafbestände in der Schweiz zusammenzufassen. Die Schlussfolgerungen sollen den Milchschafhaltern helfen, Probleme zu vermeiden oder zumindest rasch zu erkennen, um den Schaden durch geeignete Massnahmen auf ein Minimum zu beschränken. Durch meine langjährige Beschäftigung mit Milchschafen bin ich zur Überzeugung gelangt, dass Milchschafe keineswegs, wie häufig angenommen, besonders krankheitsanfällige Tiere sind. Aber Milchschafe haben als Schafe und als Hochleistungstiere Bedürfnisse, denen entsprochen werden muss. Wer auf diese Bedürfnisse eingeht, wird mit Milchschafen nicht mehr Probleme haben als mit anderen Tierarten. Wer darauf nicht oder nur teilweise eingehen kann oder will, sollte keine Milchschafe halten. Gesundheitliche Bestandesprobleme 1. Lungenprobleme Milchschafe brauchen (wie alle Schafe) von Natur aus gut belüftete, trockene Ställe nach dem Grundsatz:"besser kalt und trocken als warm und feucht". Da die übliche Tiefstreue viel Wärme, Feuchtigkeit und Schadgase abgibt, haben ehemalige Rindvieh- oder Schweineställe oft im Verhältnis zur Fläche zuwenig Luftvolumen, so dass ein genügender Luftaustausch nicht verwirklicht werden kann. Dies begünstigt Infektionen mit Eitererregern (A. pyogenes, Streptokokken, Pasteurellen) bei Lämmern und erwachsenen Tieren. Diese Erreger verursachen bei Lämmern akute Lungenentzündungen und Todesfälle und bei adulten Tieren chronische Lungenentzündungen mit Husten und oft auch Nasenausfluss. Abmagerung und Leistungsabfall sind häufig beobachtete Folgeerscheinungen. In Betrieben mit Problemen mit

Pasteurellose könnte ein Impfprogramm hilfreich sein. Ein Impfstoff gegen Pasteurellose ist aber zur Zeit in der Schweiz nicht erhältlich. In Betrieben mit Lungenproblemen besteht nicht selten ein hochgradiger Befall mit kleinen Lungenwürmern, auch wenn in Kotproben keine Larven nachgewiesen werden. Es besteht der Verdacht, dass die kleinen Lungenwürmer unter Umständen auch als Wegbereiter für bakterielle Infektionen mehr Schaden anrichten, als bisher angenommen wurde. In Beständen mit Lungenproblemen ist die Untersuchung mehrerer Lungen geschlachteter Tiere zur genauen Diagnosestellung deshalb sehr wichtig. Bei einem starken Befall mit kleinen Lungenwürmern behandeln wir über drei Tage mit Mebendazol (Ovitelmin ). Neu in Betrieben ohne Milchproduktion oder bei Lämmern auch mit Doramectin (Dectomax ). Maedi-Visna, die ebenfalls die Lunge befällt, war vor Jahren in den grösseren Beständen verbreitet und führte zu massiven Verlusten durch chronische Abmagerung verbunden mit starkem Leistungsabfall. Aufgrund dieser Verluste waren nahezu alle befallenen grösseren Betriebe zu einer Sanierung gezwungen. Diese erfolgte durch die strikte Separierung der Lämmer bei der Geburt und deren künstliche Aufzucht oder durch die regelmässige Ausmerzung der Reagenten. Heute sind die meisten Herden saniert und werden nur noch zur Überwachung alle zwei Jahre untersucht. Theoretisch könnten Lungenentzündungen auch auf Lungenadenomatose zurückzuführen sein. Diese ebenfalls durch Viren verursachte Krankheit wurde jedoch in der Schweiz bei Milchschafen noch nie festgestellt. 2. Abortprobleme Aborte verursachen auch in Milchschafherden nicht selten Probleme. Sie werden in den meisten Fällen durch Infektionen verursacht. Wirtschaftlich von besonderer Bedeutung sind die durch die weit verbreiteten Chlamydien verursachten Aborte. Wenn diese Erreger neu in einen Bestand eingeschleppt werden, kann ein grosser Teil der Schafe während der Hochträchtigkeit verwerfen. In Milchschafbeständen sind die Schäden besonders gravierend, da neben den Verlusten an Lämmern meist auch die Milchleistung stark vermindert ist oder gar völlig fehlt. Durch die Behandlung der erkrankten Muttertiere, den Verlust der Lämmer und besonders durch den Verlust der erwarteten Milchleistungen können sehr grosse Schäden entstehen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Aborte immer sofort abgeklärt werden, damit bei der Diagnose Chlamydienabort die Herde sofort mit Antibiotika (Tetrazykline) behandelt und gleichzeitig gegen Chlamydien geimpft werden kann. Dadurch können weitere Schäden erfahrungsgemäss weitgehend verhindert werden. Momentan ist in der Schweiz nur ein inaktivierter Impfstoff registriert (Ovax Clamidia ). Bis jetzt haben wir damit nur gute Erfahrungen gemacht. Da die Erreger nicht aus einem Bestand getilgt werden können, muss der Impfschutz durch jährliche Nachimpfungen über mehrere Jahre aufrecht erhalten werden. 3. Abszesse Abszesse an der Körperoberfläche sind in einigen Herden ein Problem. Meist sind die Lymphknoten befallen und bei der Untersuchung von Eiterproben wird Pseudotuberkulose (Corynebacterium pseudotuberculosis) oder Morel Disease

(Staph. aureus subsp. anaerobicus) diagnostiziert. Ein erhöhtes Risiko besteht bei aus Frankreich importierten Tieren, auch wenn bei der Lieferung noch keine Abszesse sichtbar sind. Besonders die Pseudotuberkulose kann sich in 2 bis 3 Jahren zu einem schwerwiegenden Bestandesproblem entwickeln. Hygienische Bedenken bezüglich der Produkte und Tierverluste können in solchen Fällen eine aufwendige und teure Sanierung notwendig machen. 4. Durchfallerkrankungen Durchfälle sind bei Milchschafen ein häufiges Problem. Die Ursachen können vielseitig sein. Ein Mangel an Rohfaser in der Futterration - nicht selten in Kombination mit einem Eiweissüberschuss - ist eine der häufigsten Ursachen. Auch Infektionen mit Durchfallerregern durch verschmutztes Quellwasser konnten wir wiederholt feststellen. Selbstverständlich ist immer auch ein möglicher Endoparasitenbefall abzuklären. Durchfall kann wie alle Verdauungsstörungen Tierverluste durch Enterotoxämie (Breinierenkrankheit, Clostridieninfektion) zur Folge haben. Meist sind sehr gut entwickelte Jungtiere die ersten Opfer dieser Krankheit. In betroffenen Betrieben rechtfertigen die unvorhersehbaren und zum Teil massiven Tierverluste die Kosten eines Impfprogramms gegen diese Krankheit in jedem Fall. Eine vorbeugende Impfung aller Betriebe ist nach unseren Erfahrungen nicht notwendig, obwohl kein Betrieb vor dieser Krankheit sicher ist. 5. Parasitenbefall Wie bei allen kleinen Wiederkäuern ist auch beim Milchschaf eine dauernde Überwachung des Parasitenbefalls verbunden mit gezielten Behandlungen unerlässlich. In vielen Herden mussten wir Resistenzen gegen Benzimidazole feststellen, in einzelnen auch gegen Levamisol. Hilfreich ist das vom Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer angebotene Parasiten-Überwachungsprogramm. Mittels fünf Untersuchungen während einer Vegetationsperiode werden einerseits unnötige Behandlungen eingespart, anderseits starker Befall rechtzeitig erkannt und behandelt. Zudem lassen sich der Behandlungserfolg überprüfen und allfällige Resistenzen feststellen. In unseren Milchschafbeständen werden bevorzugt Mebendazol (Ovitelmin ) und Pyranteltartrat (Banminth und Exhelm ) eingesetzt, da diese Produkte ohne Wartezeit für die Milch eingesetzt werden können (gilt nur für die Schweiz!). Bei Lämmern kommt bei starkem Bandwurmbefall zusätzlich Praziquantel (Cestocur ) zur Anwendung. 6. Euterprobleme Bestandesprobleme mit Euterentzündungen beobachten wir eigentlich nur, wenn die Melkmaschinen nicht richtig gewartet oder eingestellt sind. Mangels Erfahrung der Techniker werden Pulszahl und Vakuum oft falsch eingestellt, was umgehend zum gehäuften Auftreten von Euterentzündungen führt. Deshalb muss bei Bestandesproblemen mit der Eutergesundheit immer zuerst die Melkanlage von einem Techniker mit Erfahrung mit Milchschafbetrieben überprüft werden. Je nach Fabrikat sind Pulszahl und Vakuum unterschiedlich einzustellen, so dass keine allgemeingültigen Empfehlungen abgegeben werden können. 7. Aufzuchtprobleme

Nach den Erfahrungen vieler Betriebe führt die künstliche Aufzucht mit Tränkeautomaten immer wieder zu massiven Problemen. Durchfälle, Blähungen und in der Folge vermehrt Kümmerer haben viele Betriebe dazu gebracht, die Lämmer wieder während vier bis sechs Wochen an der Mutter natürlich aufzuziehen. Danach werden die Lämmer abgesetzt und erhalten nur noch festes Futter (hochwertige Pellets, Dürrfutter, Silage, später Gras). Empfehlungen für Milchschafbetriebe Zu den oben skizzierten Problemkreisen können aufgrund der gemachten Erfahrunfolgende Empfehlungen abgegeben werden: Als Hochleistungstiere sind Milchschafe übers ganze Jahr auf eine leistungsgerechte Fütterung angewiesen. Eine solche ist eine unabdingbare Voraussetzung für gute Leistung und gute Gesundheit. Milchschafe brauchen einen gut durchlüfteten Stall mit ausreichend Fläche und Luftvolumen. Mit Maedi-Visna befallene Herden sind auf die Dauer meist nicht wirtschaftlich. und müssen deshalb saniert werden. Entsprechend sind freie Herden vor einer Infektion durch Tierkontakte oder Tierzukäufe konsequent zu schützen. Bei Lungenproblemen sind Stallklima und Luftqualität auch in Bodennähe zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Mittels Untersuchung von Lungen geschlachteter Tiere sollte der Erreger festgestellt werden, um eine gezielte Therapie zu ermöglichen. Die Parasitenüberwachung und Bekämpfung muss den Gegebenheiten des Betriebes entsprechend und gezielt erfolgen (Kotproben!). Mindestens alle zwei Jahre muss die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel durch die Untersuchung von Kotproben acht Tage nach einer Behandlung überprüft werden. Die Einschleppung von resistenten Parasitenstämmen durch zugekaufte Tiere ist unbedingt zu vermeiden. Zugekaufte Tiere sind aufzustallen, gegen Parasiten zu behandeln (am besten mit Doramectin (Dectomax ) und acht Tage später mittels Kotprobe auf Parasitenfreiheit zu überprüfen (Wartezeiten beachten!). Aborte sind sofort abzuklären, um rechtzeitig gezielte Gegenmassnahmen ergreifen zu können. Werden Chlamydien festgestellt, ist die Herde sofort mittels Antibiotika und einer gleichzeitigen Impfung zu schützen. Durchfall im Frühjahr kann durch langsame Futterumstellung und Zufütterung von faserreichem Futter vermieden werden. In Betrieben mit Verlusten durch Enterotoxämie (Breinierenkrankheit) sind vorbeugende Impfungen einzuplanen. Neu installierte Melkmaschinen müssen durch einen erfahrenen Techniker mit für das jeweilige Produkt erprobten Werten eingestellt werden. Eine regelmässige fachkundige Wartung ist unabdingbar. Gesunde Bestände sollen nicht durch unüberlegte Zukäufe gefährdet werden. Für grössere Bestände empfiehlt es sich, nur noch Zuchtböcke - und diese nur aus bekannten, gesunden Herden - zuzukaufen. Dadurch wird die Gefahr der Einschleppung von Krankheiten möglichst tief gehalten. Es sollte nicht versucht werden Bestandesprobleme nur mit veterinärmedizinischen Behandlungen zu lösen. Solche werden ohne die Behebung der meist zugrunde

liegenden Mängel in der Haltung (Fütterung, Stallklima, Melktechnik, Betreuung) im besten Fall kurzfristige Erfolge zeigen.