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Transkript:

Schnee und Lawinen in Vorarlberg Winterbericht des Lawinenwarndienstes Saison 23 / 24

Impressum: Verleger und Herausgeber: Land Vorarlberg Landhaus A-691 Bregenz Redaktion: Ing. Andreas Pecl Landeswarnzentrale / Lawinenwarnung Tel. #43()5574/511 DW 21126 Handy: #43()664/6255 76 E-Mail: andreas.pecl@vorarlberg.at unter Mitarbeit von: D.I. Hermann Wirth, Landeswasserbauamt Bregenz Hydrographischer Dienst, Landeswasserbauamt Bregenz Dr. Andreas Rudigier, Montafoner Museen - Schruns Fotos: Titelbild: Christian Burtscher, Nüziders; 21.2.24 im Faludrigatal; südwestliche Höhenwinde transportierten Saharastaub und sorgten für außergewöhnliche Stimmungen Seite 3: Landespressestelle Seite 8 + 18: Ing. Bertram Klehenz, Schafbergbahnen Gargellen Seite 2 unten: DI Stefan Dönz, Schruns Seite 21: Alpingendarmerie Seite 38 oben und unten: Insp. Karl Schuchter, Gendarmerie alle anderen: Lawinenwarndienst Vorarlberg / Ing. Andreas Pecl Druck: Hecht Druck Ges. m. b. H. & Co KG Industriestraße 7 A-6971 Hard Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 2

Vorwort des Landeshauptmannes zum Winterbericht 23/24 des Lawinenwarndienstes 5 Jahre nach dem Lawinenwinter 1953/54, welcher in unserem Land über 12 Menschenleben forderte, bietet sich in Vorarlberg heute ein ganz anderes Bild. Dank umfangreicher Investitionen von Bund, Land und Gemeinden wurden in den letzten Jahrzehnten viele durch Lawinen bedrohten Verkehrswege und Siedlungsgebiete gesichert. Neben Aufforstungen und permanenten technischen Verbauungen wurden dabei aber auch raumplanerische Maßnahmen umgesetzt und Warnsysteme eingerichtet. Diese weiter zu verbessern muss auch zukünftig ein Ziel sein. Die Wintersaison 23/24 bescherte den Schigebieten und Tourismusregionen zufriedenstellende Umsätze und den Wintersportlern überwiegend gute Bedingungen. Durch die verantwortungsbewusste Arbeit des Lawinenwarndienstes, der örtlichen Lawinenkommissionen, verschiedenen Sicherheitsverantwortlichen, Einsatzkräften und Bereitschaftsdiensten wurden auch die Tage mit örtlich großer Lawinengefahr ohne nennenswerte Schäden überstanden. Diesen sowie auch den Beobachtern des Lawinenwarndienstes sei an dieser Stelle für ihren wertvollen Einsatz im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung, Gäste und Wintersportler gedankt. Dr. Herbert Sausgruber Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 3

Inhalt: Einleitung und Allgemeines Der Witterungsverlauf im Spätherbst und Winter 23/24 und sein Einfluss auf das Lawinengeschehen Lawinenkommissionen und Sicherungspflichtige Kurswesen Aus- und Weiterbildung für Lawinenkommissionen Unterstützung und Mitwirkung bei externen Kursen und Veranstaltungen Sonstiges Gefahrenstufenverteilung in der Wintersaison 23/24 Tagung der ARGE österreichischer Lawinenwarndienste in Galtür und Meeting Lawinenwarndienste und IVBV in Zürich 5 Jahre danach Lawinenkatastrophe in Vorarlberg im Winter 1953/1954 Verbreitung der Lawinenlageberichte Lawinenereignisse und Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung in Vorarlberg und Österreich in der Wintersaison 23/24 Auswertung von Lawinenunfällen 199/91 bis 1999/2 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 4

Einleitung und Allgemeines Winterbericht Saison 23/24 Der vorliegende Bericht stellt wiederum eine Zusammenfassung und Dokumentation der vergangenen Wintersaison 23/24 aus der Sicht des Vorarlberger Lawinenwarndienstes dar. Er beinhaltet unter anderem eine Beschreibung des Witterungsablaufes und dessen Einfluss auf das Lawinengeschehen, erlaubt einen Einblick in die Tätigkeit und Arbeitsweise des Lawinenwarndienstes sowie eine Zusammenfassung über Lawinenereignisse und Lawinenunfälle mit Personenbeteiligung. Weiters wird über einige andere spezifische Auswertungen und Kennzahlen informiert. In Gedenken an die Lawinenopfer des Winters 1953/54 sind auch diesen schrecklichen Tagen mehrere Seiten gewidmet. Ebenso wurden Lawinenunfälle aus den 9er Jahren aufgearbeitet. Schematische Darstellung und Kurzbeschreibung der bewährten Arbeitsweise des Lawinenwarndienstes für die überregionale Lawinenwarnung Auf Grundlage von Informationen der über 2 automatischen Messstationen und von speziell ausgebildeten Beobachtern des Lawinenwarndienstes, den Prognosen verschiedener Wetterdienste, eigenen Geländeerkundungen, externen Rückmeldungen zur Schnee- und Lawinensituation und sonstigen Informationen erfolgt in Bregenz täglich die zentrale Verarbeitung, Auswertung und Interpretation der umfangreichen schnee- und wetterspezifischen Daten. Die aktuelle Beurteilung erfolgt sodann in Form des Lawinenlageberichtes mit der Gefahreneinstufung entsprechend der einheitlichen, 5- teiligen europäischen Gefahrenstufenskala. Ergänzend wird die Beurteilung in einer Gefahrenkarte (Internet) visualisiert. Wetterdienste eigene Beobachtungen Weitere Informanten Externe Rückmeldungen benachbarte Lawinenwarndienste Autom. Meßstationen Beobachterstationen Sonstige Informationen Landeswarnzentrale / Lawinenwarndienst Auswertung / Interpretation / Beurteilung Erstellung des Lawinenlageberichtes Fax / E-Mail Internet Tonband 1588 Teletext / Radio Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 5

Der Witterungsverlauf im Spätherbst und in der Wintersaison 23/24 und sein Einfluss auf das Lawinengeschehen Oktober 23 kalt und niederschlagsreich Überdurchschnittliche Niederschlagsmengen und insgesamt recht tiefe Temperaturen sorgten bereits im Oktober für eine frühe Schneedecke in mittleren und hohen Lagen. Am 5. 1. fiel Schnee bis unter 1 m, am 24.1. dann bis in die Täler. Am 8.1. wurde in Zürs mit 63 cm die seit 1961 für 8. Oktober größte Gesamtschneehöhe gemessen. Im zweiten Monatsdrittel blieb es überwiegend trocken, bevor dann ab 2.1. erneut Kaltfronten stellenweise Schnee bis in tiefe Lagen brachten. Gegen Monatsende stiegen die Temperaturen wieder etwas an. Im Oktober 23 lagen die Temperaturen deutlich unter und die Niederschläge mehr als doppelt über den langjährigen Durchschnittswerten. Besonders in höher gelegenen Schattenhängen und im Hochgebirge blieb die Schneedecke über das Monatsende hinaus erhalten. Da aus Sicht des Lawinenwarndienstes keine außergewöhnliche Situation vorlag war im Oktober keine spezielle Warnung erforderlich. 26.1.24: Bereits Ende Oktober fiel Schnee bis in tiefere Lagen. Blick vom Hohen Kasten (CH) nach Übersaxen und Laterns November 23 recht warm und wenig Niederschlag In hochalpinen Regionen war zu Monatsbeginn bereits eine verhältnismäßig mächtige Schneedecke vorhanden. Niederschlag fiel am 1.11., kurz vor und nach Monatsmitte und gegen Monatsende, wobei dieser im nördlichen Rheintal und nördlichen Bregenzerwald durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich war. In den südlichen Regionen lagen die Monatsniederschlagssummen deutlich unter den langjährigen Mittelwerten. Die höchsten Tagesniederschlagssummen wurden bei den meisten Messstationen des hydrographischen Dienstes am 28.11. gemessen. Sie lagen meist über 2 mm. Der höchste Wert wurde an diesem Tag mit 54,5 mm in Dornbirn / Ebnit registriert. Der Lawinenwarndienst informierte am 28.11. erstmals über die Schnee- und Lawinensituation. Mit weiterer Abkühlung und zeitweise kräftiger Windtätigkeit schneite es bis gegen 6 m. Am 29.11. wurde die Lawinengefahr örtlich als erheblich beurteilt. Dabei wurde besonders auf die oberhalb ca. 2 m schwache Bindung des Neu- und Triebschnees zur dort in schattseitigen Geländebereichen vorhandenen, großteils verharschten Altschneedecke, hingewiesen. Spontane Lawinenabgänge wurden auf Grund der noch geringen Gesamtschneehöhen nur in kleinem Ausmaß erwartet. Im Hochgebirge war die Situation jedoch bereits etwas kritischer einzuschätzen und die Schneedecke blieb dort durch Windeinfluss und Triebschneebildung störanfällig. Insgesamt wies der November im ganzen Land überdurchschnittliche Temperaturen auf. Eine Ausnahme war Bregenz, wo bedingt durch mehrere Nebeltage - der langjährige Mittelwert nur um,5 Grad überschritten wurde. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 6

Dezember 23 relativ mild und unterdurchschnittliche Niederschläge Der Dezember begann recht sonnig und mild. Dies führte in mittleren und sonnseitigen Lagen wiederum zum Abbau der Schneedecke von Ende November. Oberhalb ca. 23 m trat bereits wieder eine günstige Verfestigung ein, wobei sich besonders in Kammlagen durch verstärkte Windtätigkeit auch vermehrt Triebschneeansammlungen bildeten. Bis zum 14.12. wurde die Lawinengefahr als überwiegend gering beurteilt. Auf den 15.12. brachte eine Nordwestlage besonders den Staulagen der nördlichen Landesteile oberhalb ca. 12 m 15 bis 4 cm Neuschnee. Mit 65 bis 9 cm Neuschnee innerhalb von 4 Stunden und zeitweise stürmischer Windtätigkeit verschärfte sich die Lawinensituation. Am 16.12. morgens wurden auf den Messfeldern des Lawinenwarndienstes in Zürs 47 cm, am Körbersee 54 cm und auf Faschina 59 cm Neuschnee gemessen. Oberhalb ca. 19 m wurde die Lawinengefahr sodann in den neuschneereichen Landesteilen als groß beurteilt. Bis zum 2.12. wurde es dann wiederum zunehmend milder und recht freundlich, wodurch sich die Situation allmählich entschärfte. Am 21.12. traf aus Westen die nächste Kaltfront ein und brachte auf den 22.12. Schnee bis in die Niederungen. In Kombination mit zeitweise stürmischen Winden stieg auch die Lawinengefahr wieder auf erheblich an. In weiterer Folge blieb es sonnig und sehr kalt, bevor auf den Weihnachtstag und bis zum 28.12. die Temperaturen wieder deutlich anstiegen. Dies führte wiederum zum Rückgang der Lawinengefahr, wobei speziell Kammlagen und Triebschneebereiche in höheren Lagen noch heikler beurteilt wurden. Mit sonnigen Phasen, wechselnder Bewölkung und zeitweise leichten Schneefällen blieb die Lawinengefahr dann bis Ende Jahr überwiegend mäßig. 26.12.23, Aufstieg Güntlespitze, Bregenzerwald: Viel Sonne und tiefe Temperaturen ermöglichten in den Weihnachtstagen herrliche Tiefschneeerlebnisse in Vorarlbergs Bergwelt Gefahrenstufen Dezember 23-23 Berichte 9 Häufigkeit / Tage 8 7 6 5 4 3 6 9 7 Gefahrenstufen Dezember 23 in ca. % 4% 26% 3% 2 1 1 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala 4% gering mäßig erheblich groß sehr groß Der Dezember wies an annähernd 2/3 der Tage recht günstige Bedingungen mit geringer und mäßiger Gefahr auf. An den restlichen Tagen war die Lawinensituation deutlich heikler. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 7

Jänner 24 leicht zu warm und in den Staulagen viel Niederschlag Der Neujahrstag war in den Bergen sonnig und kalt. Bis zum 4.1. prägten Sonne, Wolken, unergiebige Schneeschauer und recht tiefe Temperaturen die Witterung. Die Lawinengefahr war vorwiegend gering. Mit 5 cm auf 12 m, 9 cm auf 2 m und ca. 15 cm auf 24 m lagen die Gesamtschneehöhen zu dieser Zeit im Bereich der Mittelwerte der letzten 15 Jahre. In der Nacht auf 5.1. leitete eine kräftige Nordwest- Westströmung eine unbeständige Witterungsphase ein. Mit Schneefällen, Wind und deutlicher Erwärmung stieg in den Folgetagen besonders in den nördlichen Regionen die Lawinengefahr auf Stufe 3 erheblich an. Die Situation war auf Grund des eher ungünstigen Schneedeckenaufbaues primär für Wintersportler heikel. Die spontane Lawinenaktivität beschränkte sich auf Grund der Erwärmung auf kleinere Locker- und Nassschneelawinen. Dies vor allem in tieferen und mittleren Höhenlagen. Auf 1.1. fielen in allen Landesteilen 3 bis 4 cm Neuschnee. Zunehmend starke bis stürmische Winde führten dabei zu umfangreichen Verfrachtungen des Neu- und lockeren Altschnees und verbreitet zu erheblicher Lawinengefahr. Weitere Schneefälle, zwischendurch Regen bis gegen 2 m und zeitweise stürmische Windtätigkeit verschärften die Lage zusehends. Während dieser Tage kam es auch zu einigen glimpflich abgelaufenen Lawinenunfällen. 14.1.24, Gargellen: Die ergiebigen Schneefälle Mitte Jänner erforderten auch in den Schigebieten zahlreiche Maßnahmen, wie z. B. künstliche Lawinenauslösungen. Am 14.1., nach erneut kräftigen Niederschlägen wurde sodann vor großer Lawinengefahr gewarnt. Dies auf Grund des oberhalb ca. 22 m ungünstigen Schneedeckenaufbaus, der Triebschneeansammlungen und der schwachen Bindung des Neu - schnees zur Altschneedecke. In tieferen Lagen wurde auf Grund der Schwächung der Schneedecke durch den vorangegangenen Regen vermehrt mit weiteren, spontanen Nassschneelawinen gerechnet. Bereits auf 16.1. brachte die anhaltende Westwetterlage den Staulagen der nördlichen Regionen erneut 2 bis 3 cm, in Langen 45 cm Neuschnee. Bis zum 2.1. blieb die Lawinengefahr oberhalb der Waldgrenzen auf Grund von wenig Sonne, Wind und immer wieder leichten Schneefällen erheblich. Auf den 21. schneite es anhaltend und zeitweise intensiv. Im Rätikon, der Silvretta und im Verwall 3 bis 45 cm, nördlich des Klostertales und Walgaus 3 bis 5 cm. Die Lawinengefahr wurde erneut als groß beurteilt. Innerhalb von vier Tagen betrug der Neuschneezuwachs verbreitet 65 bis 9 cm. Auf Grund der raschen Setzung, längeren sonnigen Abschnitten und leicht steigenden Temperaturen ging die Lawinengefahr bis zum 24.1. wieder auf überwiegend mäßig Stufe 2 -, in höheren Lagen auf erheblich Stufe 3 zurück. In der Nacht auf 25.1. fielen in den nördlichen Regionen erneut 25 bis 3 cm, im Süden des Landes 5 bis 15 cm Neuschnee, wodurch die Situation oberhalb ca. 2 bis 22 m besonders für Wintersportler heikel blieb. Mit Ausnahme des 26.1. dominierte bis zum 3.1. veränderliches und kaltes Winterwetter. In dieser Zeit fielen nördlich des Klostertales und Walgaus 7 bis 1 cm, in den südlichen Regionen 4 bis 6 cm Neuschnee und die Lawinengefahr blieb somit bis zum Monatsende gebietsweise erheblich. In Zürs wurden im Jänner 25 Tage mit Schneefall verzeichnet. Die aufsummierten Neuschneewerte ergaben insgesamt 285 cm. Mit 14 cm lag die Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 8

Gesamtschneehöhe um 5 cm über dem Mittelwert (siehe Graphik). Auch bei den restlichen Beobachterstationen des Lawinenwarndienstes waren die Schneehöhen ab etwa der ersten Jännerwoche bis zum Monatsende überdurchschnittlich. Maximum Mittel Minimum 23/24 Zürs Winter 23/24 im Vergleich mit langj. Max, Mit, Min 196/61-1996/97 45 4 35 3 25 2 15 23/24 1 5 Sept Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Schneeverlauf Okt 3 bis Jan 4 von Zürs - Winter 23/24 - im Vergleich zu Mittel- und Extremwerten (Quelle: Hydrographischer Dienst und Lawinenwarndienst Vlbg) Gefahrenstufen Jänner 24-31 Berichte Gefahrenstufen Jänner 24 in ca. % Häufigkeit / Tage 2 18 16 14 12 1 8 6 4 2 2 6 19 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala 4 13% 6% 19% 62% gering mäßig erheblich groß sehr groß Die zeitweise intensiven und häufigen Schneefälle im Jänner schlagen sich auch deutlich in der Gefahrenstufenverteilung nieder. An 19 Tagen wurde die Lawinengefahr als erheblich und an vier Tagen als groß beurteilt. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 9

Februar 24 gebietsweise wenig Niederschlag und warm Der Februar begann recht sonnig und mild. Dies begünstigte vorerst die Setzung und Stabilisierung der Schneemengen von Ende Jänner bis in höhere Lagen. Bis zum 7.2. war die Lawinengefahr überwiegend mäßig bis gering und es herrschten durchwegs günstige Bedingungen für Wintersportler. Besonders in tieferen und mittleren Höhenlagen war jedoch jeweils im Tagesverlauf zunehmend mit Nassschnee- und Grundlawinen zu rechnen. Auf den 8.2. leitete eine Westströmung einen Wetterumschwung ein und bis zum 1.2. viel recht ergiebiger Niederschlag. Mit anfänglichem Regen bis gegen 2 m gab es in Folge besonders in den Staulagen der nördlichen Regionen bis 6 cm, im Verwall, der Silvretta und im Rätikon 4 bis 5 cm Neuschnee. In Kombination mit starken bis stürmischen Winden stieg die Lawinengefahr verbreitet auf erheblich Stufe 3 an. Ein Zwischenhoch am 1.2. brachte nur eine kurze Beruhigung und bis zum 12.2. fielen erneut 15 bis 35 cm Schnee. In den Tagen darauf führten recht viel Sonne und ansteigende Temperaturen wieder zur Entspannung der Situation. Bis zum 2.2. herrschten überwiegend günstige Bedingungen mit geringer, in höheren Lagen mäßiger Lawinengefahr. Föhneinfluss und Erwärmung führten dann einerseits zu neuen Triebschneeansammlungen und andererseits zu einem Festigkeitsverlust der Schneedecke in tieferen Lagen. Vom 23.2. auf 24.2. bewirkten 25 bis 4 cm Neuschnee in den südlichen Regionen und 2 bis 35 cm weiter im Norden, erneut einen leichten Anstieg der Lawinengefahr. Bis zum Monatsende blieb es dann veränderlich und kalt mit leichten Schneefällen am 26.2. und 27.2. Die Lawinengefahr blieb somit vorwiegend gering, oberhalb der Waldgrenze mäßig. Die Schneehöhen an den Messstationen des Lawinenwarndienstes und Hydrographischen Dienstes lagen im Februar großteils über den langjährigen Mittelwerten. 14.2.24 Valschavieltal, Gaschurn: Mit ausreichend Schnee und immer wieder sonnigen Tagen zeigten sich die Wintersportregionen auch landschaftlich von ihren schönsten Seiten Gefahrenstufen Februar 24-29 Berichte Häufigkeit / Tage 2 18 16 14 12 1 8 6 4 2 5 19 5 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala Gefahrenstufen Februar 24 in ca. % 17% 17% 66% gering mäßig erheblich groß sehr groß Im Februar 24 wurde die Lawinengefahr zu etwa 2/3 als mäßig und jeweils zu 1/3 als gering und erheblich beurteilt. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 1

März 23 zeitweise sehr warm und viele Niederschlagstage Veränderlich und kalt begann auch der März. Leichte Schneefälle brachten bis zum 3.3. lediglich 5 bis 15 cm Neuschnee. Die Lawinengefahr war örtlich mäßig und bis 7.2. herrschten recht gute Bedingungen für Aktivitäten abseits gesicherter Pisten. Bis zum 9.2. fielen mit zeitweiligem Windeinfluss erneut 15 bis 35 cm, in der Silvretta 3 bis 6 cm Neuschnee, sodass die Lawinengefahr dort oberhalb ca. 2 m anstieg und als erheblich beurteilt wurde. Föhneinfluss und eine damit verbundene deutliche Erwärmung führten besonders in den typischen Föhngebieten der südlichen Regionen zur Störanfälligkeit der Schneedecke. In Folge kam es zu mehreren Schneebrettauslösungen durch Wintersportler. Eine Verschüttung am 13.3. endete dabei für einen Tourengeher leider tödlich. In den nördlicheren Regionen blieb während dieser Tage die Lawinengefahr überwiegend mäßig. Vom 16.3. bis 19.3. begünstigten einerseits viel Sonne und für die Jahreszeit teilweise zu milde Temperaturen die Setzung und Verfestigung der Schneedecke bis in hohe Lagen. Anderseits trat mit der Erwärmung in tieferen und mittleren Höhenlagen jeweils im Tagesverlauf eine deutliche Schwächung und zunehmende Durchfeuchtung der Schneedecke ein. Es kam somit zur vermehrten. Lawinenaktivität durch Nassschnee- und Grundlawinen. Nach kurzzeitigen Regenfällen bis 17.3.24 Faschina: Sehr milde Temperaturen und viel Sonne führten zu zahlreichen, größeren Grundlawinen. gegen 24 m folgte auf 22.3. eine Kaltfront mit Schnee bis in tiefe Lagen. Vom 21.3. abends bis 24.3. fielen in allen Regionen bis zu 5 cm Neuschnee. Mit mäßigem bis kräftigem Windeinfluss stieg somit die Lawinengefahr wieder auf erheblich Stufe 3 - an. In den Nordweststaulagen der nördlichen Landesteile betrug der Neuschneezuwachs auf den 25.3. erneut 3 bis 55 cm, sodass dort wieder vor großer Lawinengefahr gewarnt wurde. Ein kräftiges Hochdruckgebiet sorgte in den Folgetagen bis 3.3. für viel Sonne, allmählich wieder steigende Temperaturen, einen langsamen Rückgang der Lawinengefahr und wiederum recht günstigen Verhältnissen für Wintersportler. Gleichzeitig war jedoch wieder zunehmend mit Nassschnee- und Grundlawinen zu rechnen. Auflebende Südwinde führten zum Monatsletzten vor allem in Kammbereichen zu neuen Triebschneeansammlungen und stellenweise örtlich erheblicher Lawinengefahr. Gefahrenstufen März 24-31 Berichte 18 16 14 17 Gefahrenstufen März 24 in ca. % Häufigkeit / Tage 12 1 8 6 4 2 13 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala 1 3 % 42 % 55 % gering mäßig erheblich groß sehr groß Im März dominierten Tage mit den Gefahrenstufen 2 und 3 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 11

April 24 wechselhaft, recht warm und immer wieder Niederschläge Der April begann recht sonnig und mild. So herrschten am 1.4. und 2.4. recht günstige Bedingungen mit tageszeitlichem Anstieg der Gefahr durch Nassschnee- und Grundlawinen auf mäßig Stufe 2. Ab 3.4. leitete eine Störung aus Südwesten eine wechselhafte Witterungsphase ein. Diese hielt während der Karwoche an und brachte immer wieder Schauer, einzelne Gewitter und einen merklichen Temperaturrückgang. Schnee fiel dabei erneut bis unter 1 m Seehöhe. Vom 6.4. bis 8.4. betrug der Neuschneezuwachs oberhalb ca. 13 m 3 bis 7 cm. Mit gleichzeitig zeitweise kräftigem Westwindeinfluss stieg die Lawinengefahr oberhalb ca. 2 m wieder auf " erheblich" - Stufe 3 an. Ein deutlicher Anstieg der Temperaturen verbunden mit sonnigen Abschnitten und Auflockerungen führte auf Karfreitag den 9.4. wiederum zur günstigen Setzung und leichten Verfestigung der Neuschneedecke. Der Ostersamstag und Ostersonntag fielen ebenfalls wechselhaft aus. Die Lawinengefahr blieb somit überwiegend mäßig. Ab Ostermontag, den 12.4. ließen die Schneeschauer allmählich nach und es folgten einige recht freundliche Tage. Kurzzeitiger Föhneinfluss führte wiederum zum Anstieg der Temperaturen und auch zu Verfrachtungen und neuer Triebschneebildung in exponierten Lagen. Auf den 19.4. brachte eine Kaltfront eine deutliche Abkühlung und bis zum 2.4. oberhalb ca. 1 21.4.24 Kaltenberg, Verwall: In hohen Lagen war die Schneelage Ende April noch überdurchschnittlich. m 1 bis 25 cm Neuschnee. Sonnige und milde Tage führten in der Folge einerseits wieder zu günstigen Bedingungen mit jeweils geringer Lawinengefahr in den Vormittagsstunden. Andererseits trat jeweils im Tagesverlauf ein Festigkeitsverlust der Schneedecke ein, wodurch besonders an Sonnenhängen sowie in tieferen und mittleren Höhenlagen die Gefahr durch Nassschneeund Grundlawinen leicht erhöht war. Zudem förderte die Witterung dieser Tage den weiteren Schneedeckenabbau. Vom 26.4. bis zum 3.4. war es mit zunehmendem Föhneinfluss überwiegend sonnig. Nach jeweils klaren Nächten mit Abkühlung und Abstrahlung war die Lawinengefahr jeweils von einem deutlichen Tagesgang geprägt. Die Gesamtschneehöhen auf den Messfeldern des Lawinenwarndienstes gingen in diesen Tagen um 2 bis 3 cm zurück und lagen somit mit Ausnahme der hochgelegenen Stationen Bielerhöhe und Silvretta Nova unter den langjährigen Durchschnittswerten. Gefahrenstufen April 24-3 Berichte Gefahrenstufen April 24 in ca. % 25 Häufigkeit / Tage 2 15 1 5 9 21 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala 7 % 3 % gering mäßig erheblich groß sehr groß Der April bot mehrheitlich günstige Bedingungen mit überwiegend mäßiger und geringer Lawinengefahr. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 12

Arbeitsweise des Vorarlberger Lawinenwarndienstes Für die tägliche Lawinenlageberichterstellung und die Gefahrenbeurteilung in der Saison 23 / 24 stützte sich der Lawinenwarndienst wiederum auf Informationen aus dem Mess- und Meldestellennetz (8 Beobachterstationen und 2 automatische Messstationen), auf die Wetterdienste, auf eigene Erhebungen und schneespezifische Auswertungen im Zuge von Geländebegehungen und Erkundungsflügen sowie verschiedene externe Rückmeldungen zur Schnee- und Lawinensituation. Messnetzübersicht mit Beobachterstationen und einer Auswahl von automatischen Stationen Kennzahl Beobachterstation Seehöhe Beobachter 1 Langen am Arlberg 125 m Manfred Santer 3 Mittelberg / Baad 135 m Alois Hilbrand 5 Damüls 14 m Mathias Bischof 6 Faschina 15 m Alfred Schäfer 7 Körbersee 1675 m Fritz Schlierenzauer 8 Zürs 172 m Walter Reiter (88 Trittkopf 243 m Walter Reiter) 9 Vermunt/Bielerhöhe 23 m Mitarbeiter der VIW 1 Silvretta Nova 196 m Klaus Mattle Nachstehend finden sich einige Angaben und Graphiken von den Beobachterstationen über den vergangenen Winter 23/24. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 13

Beobachterstation Langen am Arlberg, 125 m Seehöhe Die Betreuung erfolgte auch in dieser Saison wiederum durch den langjährigen Beobachter Herrn Santer Manfred. Schneehöhen, Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Langen vom 12.12.3-3.4.4 Beobachterstation Mittelberg / Baad, 135 m Seehöhe Die Beobachterstation wurde in dieser Saison erneut von Alois Hilbrand betreut. 2 3 Mittelberg /Baad Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 1 \/ 1-1 -2-3 4 Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen, Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Mittelberg/Baad vom 12.12.3-3.4.4 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 14

Beobachterstation Damüls, 14 m Seehöhe Die Station in Damüls wird seit 1978 von Herrn Matthias Bischof betreut. 5 Damuels Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 2 1 1-1 -2-3 4 Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Damüls vom 12.12.3 3.4.4 Beobachterstation Faschina, 15 m Seehöhe Seit dem Winter 89/9 erfolgt die Betreuung durch Herrn Alfred Schäfer. 6 Faschina Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 2 \/ 1 1-1 Lufttemperatur [ C] - - - Schneetemperatur[ C] -2-3 4 Wind [Bft] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Faschina vom 12.12.3-3.4.4 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 15

Beobachterstation Zürs, 172 m Seehöhe Die Beobachterstation in Zürs wird seit 1981 von Herrn Walter Reiter betreut. 8 Zuers Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 2 \/ 1 \/ 1-1 -2-3 4 Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Zürs vom 11.12.3-3.4.4 Beobachterstation Körbersee, 1675 m Seehöhe Die Betreuung erfolgt seit mehr als 25 Jahren durch Herrn Fritz Schlierenzauer. 7 Koerbersee Dez 23 - April 24 3 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 2 1 1-1 -2-3 4 Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Körbersee vom 12.12.3-3.4.4 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 16

Beobachterstation Vermunt / Bielerhöhe, 23 m Seehöhe Die Betreuung erfolgt jeweils ab den Weihnachtstagen durch verschiedene Mitarbeiter der Vorarlberger Illwerke AG. 9 Vermunt Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] 2 1 1-1 -2-3 4 Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung -4 9 6 3 5 3 1 Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung der Beobachter von der Station Vermunt / Bielerhöhe vom 27.12.3-18.4.4 Beobachterstation Silvretta Nova, 196 m Seehöhe Seit der Saison 2/3 erfolgt die Betreuung der Station durch Herrn Klaus Mattle, Mitarbeiter der Silvretta Nova AG. 2 1 1-1 -2-3 4-4 9 6 3 5 3 1 1 Silvretta Nova Dez 23 - April 24 Schneehöhe [cm] Lufttemperatur [ C] Wind [Bft] Abgänge Gefahrenstufe(Tourengelände) - - - Einsinkt.u.Neuschneeh.[cm] - - - Schneetemperatur[ C] mit Verfrachtung 1.12. 3 15.12. 3 1.1. 4 15.1. 4 1.2. 4 15.2. 4 1.3. 4 15.3. 4 1.4. 4 15.4. 4 1.5. 4 LWD VBG Schneehöhen- und Temperaturverlauf, Windwerte, beobachtete Lawinenabgänge und persönliche Einschätzung des Beobachters von der Station Silvretta Nova vom 13.12.3-13.4.4 Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 17

Lawinenkommissionen und Sicherungspflichtige Viele der im Land tätigen Lawinenkommissionen und sonstigen Sicherungspflichtigen kamen auch im vorangegangenen Winter auf zahlreiche Einsatzstunden. Neben regelmäßigen Beratungen waren besonders Mitte Dezember, an mehreren Tagen im Jänner sowie gegen Ende März verantwortungsvolle Beurteilungen und Entscheidungen notwendig. Durch die gute und verantwortungsbewusste Arbeit aller örtlichen Lawinenkommissionen, Sicherheitsverantwortlichen, Einsatzkräfte und Bereitschaftsdienste wurden auch die heiklen Tage mit Stufe 4 im Winter 23/24 ohne nennenswerte Schäden überstanden. Dank rechtzeitig veranlassten Maßnahmen - wie z. B. Sperren oder künstliche Lawinenauslösungen - kam es weder auf Verkehrswegen und in Siedlungsgebieten noch im organisierten Schiraum zu ernsthaften Zwischenfällen mit Personen- oder Sachschäden. Mit ihrer Tätigkeit leisteten die Lawinenkommissionen und Sicherungspflichtigen sowie die Beobachter des Lawinenwarndienstes während des Winter 23 / 24 wiederum einen wesentlichen Beitrag im Interesse der Sicherheit der Bevölkerung, Gäste und Wintersportler. Die Lawinenkommissionen werden bei Bedarf in ihrer Tätigkeit vom Vorarlberger Lawinenwarndienst beratend unterstützt. 14.1.24, Gargellen: künstliche Lawinenauslösung im Bereich der Gargellner Köpfe zur Pistensicherung durch das Sprengteam der Schafbergbahnen Gargellen Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 18

Kurswesen Aus- und Weiterbildung für Mitglieder von Lawinenkommissionen Der Grundkurs, bei welchem die Schwerpunkte jeweils bei der Vermittlung der grundlegenden theoretischen und praktischen Kenntnisse über Wetter, Schnee- und Lawinenbildung sowie der Aufgaben und Tätigkeit von Lawinenkommissionen liegen, wurde mangels der erreichten Mindestteilnehmer erstmals seit 15 Jahren nicht durchgeführt. Beim Fortbildungskurs am 15. und 16.12.23 auf dem Hochjoch in Schruns referierte Dr. Franz Pflanzner vom Landesgericht Feldkirch aus der Sicht der Staatsanwaltschaft zum Thema Lawinen & Rechtsfragen. Weiters präsentierten Herr DI Stefan Dönz als Vertreter der Lawinenkommission Schruns und Herr Hartwig Mangeng, Betriebsleiter der Hochjochbahnen Schruns, deren Organisation, Rechtsgrundlagen, Arbeitsweise und Hilfsmittel zum Schutz von gefährdeten Verkehrswegen, Siedlungsbereichen und Pisten vor Lawinen. Im Rahmen einer kurzen Exkursion erfolgte auch die Besichtigung und Präsentation der verschiedenen Sicherheitseinrichtungen im Schigebiet der Hochjochbahnen. Dabei konnten wertvolle Erfahrungen ausgetauscht werden. Das Fachseminar fand am 17.12.23 in der Landesfeuerwehrschule in Feldkirch Altenstadt statt. Herr Bernhard Kiener von der Landeswarnzentrale stellte das Digitale Informationssystem für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (DIBOS) vor. Dieses im Aufbau befindliche Informations- und Kommunikationssystem soll künftig auch den Lawinenkommissionen als Instrument und Hilfsmittel zur Verfügung gestellt werden. Herr Dr. Richard Werner vom Umweltinstitut des Landes Vorarlberg referierte über Wetterlagen mit massiven Lawinenereignissen. Herr Prof. DI Dr. Karl Kleemayr, Arbeitsbereichsleiter Schnee- und Lawinen beim Institut für Alpine Naturgefahren und forstliches Ingenieurwesen der Universität für Bodenkultur in Wien zeigte die heutigen Möglichkeiten und Grenzen computerunterstützter Lawinenprognose auf. Gleichzeitig wurde dabei auch gemeinsam mit Herrn Markus Amann das Pilotprojekt ARIS Lech 24 vorgestellt. aris avalanche risk information system. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 19

Unterstützung und Mitwirkung bei externen Kursen und Veranstaltungen Der Lawinenwarndienst unterstützt auch präventive Maßnahmen zur Vermeidung und Reduzierung von Lawinenunfällen. Lawinengefahr ist immer Lebensgefahr! Oberstes Ziel für alle Wintersportler - seien es Snowboarder, Variantenfahrer oder Schitourengeher sollte es sein, Lawinenauslösungen und Verschüttungen durch den Verhältnissen angepasstes Verhalten zu vermeiden. Einer fundierten Ausbildung und Sensibilisierung des Risikobewusstseins kommt daher höchste Bedeutung zu. Auch in der vergangenen Saison wurden von der Initiative Sichere Gemeinden in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Lawinenwarndienst, dem Vorarlberger Bergführerverband, der Alpingendarmerie und dem Österreichischen Bergrettungsdienst wieder mehrere Lawinenkurse veranstaltet. In Theorie und Praxis wurden dabei Grundkenntnisse zu Stellenwert und Interpretation des Lawinenlageberichtes Tourenplanung Lawinenbildenden Faktoren Umgang mit dem Lawinenverschütteten- Suchgerät Strategien zur Entscheidungsfindung im Gelände Erste Hilfe beim Lawinenunfall sowie Grund- und Notfallausrüstung vermittelt. Insgesamt konnten sich dabei ca. 17 Personen ein wichtiges Basiswissen aneignen. LOW RISK ALSO FUN Winterwanderführer Immer mehr gefragt geführtes Wandern im Winter Vorarlbergs Wanderführer/innen haben die Möglichkeit eine Zusatzausbildung zum Winterwanderführer zu absolvieren. Dieses Ausbildungsmodul wird vom Vorarlberger Bergführerverband - Pflichtverband und Interessensvertretung der Berg- und Wanderführer - angeboten und veranstaltet. Dabei werden u. a. auch Grundkenntnisse über Schnee- und Lawinen vermittelt. Im Rahmen des Kurses in Gargellen im Dezember 23 konnte der Lawinenwarndienst seine Arbeitsweise vorstellen und den Teilnehmer/innen den Stellenwert und die Interpretation des Lawinenlageberichtes näher bringen. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 2

Alpingendarmerie Die Zusammenarbeit mit der Alpingendarmerie ergibt sich immer wieder im Rahmen der Kurse für Lawinenkommissionen oder den Ausbildungstagen der Alpingendarmerie. Oft auch nach Lawinenunfällen. Gemeinsame Erhebungen und gegenseitige Unterstützung erleichtern dabei die Dokumentation. Besonders wertvoll sind für den Lawinenwarndienst aber auch der Informations- und Erfahrungsaustausch mit den fachkundigen Beamten im Hinblick auf die aktuelle Schnee- und Lawinensituation und die regelmäßigen Rückmeldungen zur Verifikation der Gefahrenbeurteilung. Weiters natürlich die Möglichkeit von Erkundungsflügen mit dem Hubschrauber des BMI (Bundesministerium für Inneres). 14.1.24, Damüls: Alpingendarmen bei einer Übung in unterhalb der Ugaalpe Sonstiges Anlässlich der Sondertage der INATURA am 11. und 12. März 23 in Dornbirn standen die Experten des Lawinenwarndienstes Interessierten für Fragen und Informationen rund um das Thema Lawinen zur Verfügung. Im Rahmen einer Ausstellung wurden dabei auch die Organisation und Arbeitsweise sowie die Aufgaben des Lawinenwarndienstes präsentiert. Beim Sicherheitstag für Lehrlinge der Landes- und Gemeindeverwaltung am 29. März 23 in der Landesfeuerwehrschule in Feldkirch / Altenstadt wurde unter dem Titel Gefahren im Wintersport u. a. der Lawinenwarndienst und seine Aufgaben vorgestellt. Im Interesse der Prävention erfolgte dabei auch ein Appell an die Jugendlichen hinsichtlich Gefahren- und Risikobewusstsein sowie Verhalten bei ungünstiger Schnee- und Lawinensituation. Weiters wurden auch diesbezügliche Informations- und Ausbildungsmöglichkeiten aufgezeigt. Eine solide Grundausbildung über Schnee und Lawinen bietet Wintersportlern eine wichtige Basis für eigenverantwortliche Aktivitäten außerhalb des organisierten Schiraumes. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 21

Gefahrenstufenverteilung in der Wintersaison 23 / 24 Witterungsbedingt erfolgten am 28. und 29. November 23 die ersten Mitteilungen zur Schnee- und Lawinensituation. Weitere Informationen wurden jeweils am 3., 5. und 9. Dezember 23 herausgegeben. Vom 12. Dezember 23 bis zum 3. April 24 wurde sodann täglich ein aktueller Lagebericht erstellt. Am 2. Jänner wurde mittags ein Sonderlagebericht erstellt. Außergewöhnliche Niederschläge in der ersten Maiwoche erforderten am 5. und 7. Mai 24 erneut eine Information. Insgesamt wurden somit in der Saison 23 / 24 149 Lawinenlageberichte herausgegeben. Dabei ergab sich folgende Gefahrenstufenverteilung (Dez April): Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 an 22 Tagen an 72 Tagen an 44 Tagen an 6 Tagen an Tagen 8 Gefahrenstufenverteilung Winter 23/24 (144 Berichte bis 3.4.4) 72 7 6 Häufigkeit / Tage 5 4 3 22 44 2 1 gering mäßig erheblich groß sehr groß Gefahrenstufen lt. 5-teiliger Gefahrenstufenskala 6 Gefahrenstufenverteilung Winter 23/24 in % erheblich 31% groß 4% gering 15% mäßig 5% gering mäßig erheblich groß sehr groß Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 22

in Prozent Gefahrenstufenverteilung seit dem Winter 93/94 6 5 4 3 2 1 Winter 93/94 Winter 94/95 Winter 95/96 Winter 96/97 Winter 97/98 Winter 98/99 Winter 99/ Winter /1 Winter 1/2 Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Winter 2/3 Winter 3/4 nach der 5-teiligen europäischen Lawinengefahrenskala In der Wintersaison 23 / 24 wurde in 5 % aller Berichte die Lawinengefahr als überwiegend mäßig eingestuft. Vor erheblicher Gefahr (31 %) wurde im Vergleich zu den vorangegangenen zwei Wintern wieder etwas öfter gewarnt. Der Anteil von Tagen mit geringer Gefahr ist mit 15 % deutlich niedriger wie im Vorwinter. Große Lawinengefahr herrschte insgesamt an sechs Tagen (4 %). Vor sehr großer Lawinengefahr, Stufe 5, musste seit dem Winter 1998 / 1999 nicht mehr gewarnt werden. durchschnittliche Verteilung der Gefahrenstufen in % Winter 93/94 bis 2/3 36,1% 7,7%,9% 11,5% 43,8% gering mäßig erheblich groß sehr groß Der Vergleich des Winters 23/24 mit der durchschnittlichen Gefahrenstufenverteilung der vorangegangenen zehn Winter (93/94 bis 2/3) zeigt einen um knapp 1 % höheren Anteil der unteren Gefahrenstufen gering und mäßig zugunsten der höheren Gefahrenstufen von erheblich bis sehr groß. Der Anteil erheblich ist dabei gegenüber dem langjährigen Durchschnitt um ca. 5 % geringer. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 23

Tagung der ARGE österreichischer Lawinenwarndienste Die Expertenkonferenz 24 der ARGE der österreichischen Lawinenwarndienste sowie der benachbarten Lawinenwarndienste aus Südtirol und Bayern fand heuer am 26. und 27. Mai im ALPINARIUM in Galtür statt. Teilgenommen haben die Vertreter der Lawinenwarndienste aus den Bundesländern Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Tirol, Kärnten und Vorarlberg sowie der Leiter der Lawinenwarnzentrale Bayern. Dabei wurden u. a. folgende interessante Themen und Projekte diskutiert bzw. präsentiert: Länderberichte und Besonderheiten zum abgelaufenen Winter 23/24 Anwendung von WISKI Alpin und WISKI Web beim LWD Tirol Interaktive Karten im Internet Ein Pilotprojekt des LWD Tirol mit dem Institut für Kartographie in Wien Meteo Risk Extremwertstatistik; Präsentation und Information zum Stand des EU Interreg IIIb Projektes durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Regionalstelle Tirol Auswertung von Lawinenunfällen in Vorarlberg 199/91 bis 1999/; LWD Vorarlberg Umsetzung der Ergebnisse der Tagung der europäischen Lawinenwarndienste vom Mai 23 in München (Lawinenwarnzentrale Bayern) Weitere Harmonisierung der Lawinenlageberichte und Optimierung der gemeinsamen Internetplattform www.lawinen.at. Zudem fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Lawinenwarndienste gegenwärtiger Stand und zukünftige Entwicklung statt. Teilgenommen haben u. a. VertreterInnen des Bundesheeres, der Alpenvereine, der Staatsanwaltschaft Innsbruck, des Österreichischen Bergrettungsdienstes, der Bergführerverbände, des ASI Tirol und des Alpinariums Galtür. Meeting Lawinenwarndienste / IVBV (Internationale Vereinigung der Bergführerverbände) in Zürich Beim zweiten Meeting der europäischer Lawinenwarndienste und der internationalen Vereinigung der Bergführerverbände (IVBV) am 1. Juni 24 an der ETH in Zürich wurden die künftig intensivere Zusammenarbeit angestrebt und Möglichkeiten zum verbesserten Informationsfluss und Erfahrungsaustausch diskutiert. Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 24

5 Jahre danach Lawinenkatastrophe in Vorarlberg im Winter 1953/54 Der Winter Lawinenwinter 1953/54 hat in Vorarlberg viele Menschenleben und Sachschäden gefordert. 5 Jahre danach wurde dieser traurigen Tage gedacht. Dazu fanden mehrere Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen statt. Nachstehende, lediglich etwas gekürzte und unwesentlich geänderte Zusammenfassung der Ereignisse und Dokumentation wurde mit freundlicher Genehmigung der Montafoner Museen, Herrn Dr. Andreas Rudigier, zur Verfügung gestellt. Die Bilder dazu sofern nicht anders angeführt - stammen aus dem Archiv der Wildbach- und Lawinenverbauung, Bludenz. Vorarlberg versinkt im Schnee Die Wettersituation im Lawinenwinter 1953/54 war geprägt durch einen sehr milden Herbst, in welchem die Bauern sogar schon einige Frühjahrsarbeiten durchführen konnten. Erst gegen Weihnachten hin, gab es die ersten Schneeflocken, die sich in den Tälern aber nicht sehr lange halten konnten. Nach der Jahreswende kam dann der Wintereinbruch mit ergiebigen Schneefällen. Die Schneehöhe wuchs stetig (Neuschneemenge von 1 bis 17 Zentimeter innerhalb von 24 Stunden) und mit der Windtätigkeit verschärfte sich die Situation zusehends. Der lockere Neuschnee wurde durch den Wind stark verfrachtet, wodurch es gerade in höheren Lagen oberhalb der Waldgrenze zu umfangreichen Triebschneeansammlungen kam. Auch die tiefen Temperaturen, welche im Tal bei -5 C bis -7 C lagen, ließen keine optimale Verbindung der Schneeschichten zu. Im ganzen Land herrschte daher große Lawinengefahr. Bereits um den 9. Jänner 1954 wurden im Radio Meldungen über Lawinenabgänge aus den verschiedensten Talschaften des Landes gebracht. Bregenzerwald Am schlimmsten wurde im Bregenzerwald die Gemeinde Mellau heimgesucht. Es wurde von insgesamt 19 Lawinen berichtet. 35 Häuser mit 42 Haushalten mussten evakuiert werden, obwohl diese Häuser bereits 3 bis 5 Jahre alt waren und schon so manchen schneereichen Winter überstanden hatten. Das Lawinenjahr 1954 ging mit seinen 15 Todesopfern als eines der schlimmsten in die Geschichte des Bregenzerwaldes ein. Hirschau-Boden-Lawine in Schnepfau (Archiv WLV) Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 25

Großes Walsertal Im Großen Walsertal gab es keine Gemeinde, die nicht Lawinenabgängen betroffen war. Ganze Streifen im Landschaftsbild wurden verwüstet und zerstört. Am schwersten wurde die Gemeinde Blons vom weißen Tod heimgesucht. Hier waren bis zum 2. Jänner 5 Todesopfer zu beklagen. Mont Calf-Lawine, Blons: Blick talauswärts gegen den erhalten gebliebenen Ortsteil von Blons. Rechts die zerstörte Sennerei und die zerstörte Seilbahn (Archiv WLV), Bei den Rettungsmaßnahmen standen sieben Hubschrauber zur Verfügung. Ein solcher Flugeinsatz war in der Geschichte des österreichischen Rettungswesens noch nicht da gewesen, was die Situation für die beteiligten Personen erschwerte. Es fehlte an Erfahrung und an den speziellen Flugfähigkeiten, die man im hochalpinen Raum benötigte. Die Hubschrauber leisteten wertvolle Dienste, indem sie Verletzte, Medikamente und Lebensmittel transportierten. Landung eines amerikanischen Hubschraubers im Großen Walsertal (Archiv WLV) Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 26

Montafon Die Lawinensituation im Montafon war wie überall sehr angespannt, da auch hier die Neuschneemengen sehr rasch zunahmen und durch den starken Wind große Schneeverfrachtungen erfolgten. Nachstehend die Chronologie der Ereignisse. Samstag, 9. Jänner 1954 Sonntag, 1. Jänner 1954 Montag, 11. Jänner 1954 Einsetzen der intensiven Schneefälle Erste kleinere Schneerutsche werden beobachtet. 11: Uhr Abgang der Wanglawine vom Kapellhang über das Bargustobel nach Gamprätz. Die Lawine verschüttete zwei Personen, die jedoch beide lebend geborgen werden konnten. 11: Uhr In der Parzelle Lutt, Bartholomäberg, geht eine erste Staublawine ab, die das kleine Feuerwehrhaus zerstört. 12: Uhr Abgang der zweiten Luttlawine ; diese zerstört das Haus der Familie Bitschnau. Obwohl die Nachbarn so schnell als möglich zu Hilfe eilten, konnte nur mehr der kleine Tilbert (mit schweren Verletzungen) lebend geborgen werden. 2:45 Uhr Die Montjolalawine löst sich in einer Breite von etwa 5 Metern direkt am Grat auf über 2 Meter am Ruha Egg und stürzt mit ungeheurer Zerstörungskraft bis ins Schrunser Tobel. Dabei wurden sechs Wohnhäuser und sieben Ställe vollständig zerstört. Von den 37 verschütteten Personen konnten 13 nur noch tot geborgen werden. Drei Personen starben infolge ihrer schweren Verletzungen. 21: Uhr Die Rettungsmannschaften treffen an den Unglücksorten ein und beginnen sofort mit der Suche nach Verschütteten. Die ersten Überlebenden werden geborgen. 21:5 Uhr Major Kobbe vom Landesgendarmeriekommando trifft mit 2 Mann der Gendarmerieschule Gisingen an der Unglücksstelle ein. Die Hangatobel-Drilliszug-Lawine in Partenen zerstört die Säge und den Stall des Franz Flöry. Ebenso wird das Haus Märk stark in Mitleidenschaft gezogen. Dienstag, 12. Jänner 1954 2:3 Uhr Die Rettungsaktion muss abgebrochen werden, da eine Nachlawine befürchtet wird und es daher für die Rettungsmannschaften zu gefährlich wird, sich weiter in der Lawinenschneise aufzuhalten. Das weitere Vorgehen für die frühen Morgenstunden wird besprochen, die bereits geborgenen und teils schwer verletzten Menschen werden auf Schlitten, Tragen und Bahren nach Schruns ins Krankenhaus St. Josefsheim gebracht, wo sie von Dr. Nemeczek ärztlich versorgt werden. Weitere Einsatzkräfte werden angefordert. 8: Uhr Die Bergungsarbeiten werden in verstärktem Umfang wieder aufgenommen, nachdem unter der Leitung von DI Rhomberg zusätzlich etwa 4 Arbeiter von den Vorarlberger Illwerken zu den Hilfsmannschaften dazugestoßen sind. Weiters treffen auch noch die Ortsfeuerwehren von Schruns, Tschagguns und Gantschier mit etwa 8 Mann an der Unglücksstelle ein. Die Schrunser Ärzte Hermann Sander und Herbert Sprenger errichten im Lawinengebiet eine Notfallstation zur Erstversorgung der Verletzten. 16: Uhr In den späten Nachmittagsstunden wird Hermann Salzgeber noch lebend aus den Trümmern geborgen. Dank dem Einsatzeifer der Hilfsmannschaften und deren Führung war es zu verdanken, dass die Bergung der Opfer bis zum Abend des 12.1.1954 beinahe vollständig abgeschlossen und dass vor allem eine große Zahl von Verschütteten lebend geborgen werden konnte. Leider kam für 16 Menschen jede Hilfe zu spät. Bild: Archiv Heimatmuseum Montafon Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 27

Klostertal Im Klostertal wurde am 11. Jänner kurz nach Mitternacht das Bahnhofsgebäude in Dalaas von der Muttentobellawine zerstört Eine Zuggarnitur, bestehend aus vier Schnellzugwaggons, einem Packwagen und einer E-Lok (119 t), wurde teilweise in die Tiefe gerissen. Weder auf der Bahnlinie noch auf der Bundesstraße war es möglich, Hilfskräfte nach Dalaas zu bringen. Wie durch ein Wunder waren alle Leute in den Waggons unverletzt geblieben, ebenso die Gäste aus dem Gasthof: Im Warteraum des zerstörten Bahnhofs fanden jedoch zehn Menschen den Tod. Bild links: Muttentobel-Lawine, Dalaas: Blick von der Gleisseite (Bergseite) auf den zerstörten Bahnhof von Dalaas mit dem erhalten gebliebenen westlichen Teil Bild rechts: Blick vom Bahnhof Dalaas talauswärts; im Vordergrund der aus den Gleisen geschleuderte Schellzugwaggon (Archiv WLV) Gesamtsituation Vorarlberg In Vorarlberg wurden insgesamt 388 Lawinen, Schneerutsche und Schneebretter registriert. Jene Lawinen und Schneerutsche, die nur die Bundesbahn betrafen (immerhin 154) sind hier nicht einmal berücksichtigt. Die hier abgebildete Karte mit den Lawinenabgängen beinhaltet nicht alle Lawinen, da besonders die abgelegenen Hochtäler während diesen gefährlichen Tagen gar nicht betreten und somit erfasst werden konnten. Lawinenkarte Vorarlberg 1954 (Archiv WLV) Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 28

Schadensbilanz des Lawinenwinters 1953/54 Verluste an Menschenleben Die Gemeinde Blons wurde vom Lawinenunglück am schwersten getroffen. Insgesamt forderte der weiße Tod allein in dieser Gemeinde 57 Menschenleben. Wie aus den Obduktionsberichten von Professor Franz Holzer (Universitätsklinik Innsbruck) hervorging, waren schwerste Körperverletzungen die häufigste Todesursache. Die mechanischen Verletzungen resultierten aus Einsturz der Häuser und übereinander geschobenen Balken, Trümmern und Mauerresten. Daneben dürften von den Lawinen mitgebrachte Baumstämme und Äste die Opfer verletzt haben. Auch örtliche Erfrierungen waren festzustellen. Bei Leichen, an denen keine Verletzungen nachzuweisen waren, ist der Tod offensichtlich durch Ersticken oder Erfrieren eingetreten. Gemeinde Anzahl Verschüttete Tot Bartholomäberg 37 16 Blons 118 57 Dalaas 3 1 Fontanella 18 1 St. Gerold 5 3 Schruns 4 3 Sonntag 23 13 Andelsbuch 5 1 Hittisau 9 7 Mellau 15 2 Schnepfau 4 3 Total 268 125 Einige Opfer hatten auch schwerste Lungenschäden durch den starken Luftdruck der Staublawinen, welcher den Menschen förmlich die Lunge zerriss. Gebäudeschäden Die Gebäudeschäden waren enorm und würden nach heutiger Bewertung auf etwa 2 Millionen Euro geschätzt. In den Bezirken Bludenz, Bregenz und Feldkirch wurden insgesamt etwa 6 Gebäudeschäden gemeldet Verluste an Tieren Von den verschütteten Tieren konnte nur ein geringer Teil lebend geborgen werden. Es wurden 4 Pferde, 1 Kühe, 6 Rinder, 35 Kälber, 1 Ochse, 1 Zuchtstier, 28 Ziegen, 25 Schafe, 49 Schweine, 29 Hühner und 64 Bienenvölker von den Lawinen zerstört. Mit gebrochenen Gliedern, tödlichen Verletzungen oder erwürgt an der Kette wurden sie während den Grabungs- und Bergungsarbeiten gefunden. Die höchsten Tierverluste hatte die Gemeinde Blons zu verzeichnen. Es folgten die Gemeinden Hittisau, Andelsbuch, Sonntag, Mellau, Bartholomäberg und Fontanella. Bild: Archiv WLV Lawinenwarndienst Vorarlberg Winterbericht 23/24 / Juni 24 / Seite 29