DIE MAGISCHE WELT DER PFLANZEN Wussten Sie dass eine Knospe, z.b. von einem Apfelbaum, im letzten Moment entscheidet ob sie eine Blüte oder ein Blatt wird. Dies war einer der ersten Sätze, die Frau Dr. Brigitte Klemme (Gundermannschule Deutschland) während meiner Ausbildung zum Kräuterpädagogen, zu uns Absolventen sagte. Natürlich wurde diese Entscheidung relativiert mit evolutionären Erklärungen wie, im Vordergrund stehe die Arterhaltung und wenn es einen langen kalten Winter gäbe, dann würden mehr Blüten, als in einem milden Winter, entstehen. Trotzdem hatte sich dieser Satz bei mir so eingeprägt, dass er mich nicht mehr los ließ. Das Wort entscheidet impliziert doch, dass hier eine Intelligenz, ein Bewusstsein vorhanden ist. Eine Intelligenz die sich dem Menschen entzieht. Und doch. Woher hatten die Alten ihr Wissen? Nur durch Beobachtung oder auf Grund von Versuch und Irrtum? Ich begann zu recherchieren und entdeckte Altes und auch Neues, dass ich Ihnen hier präsentieren möchte. Ich möchte Sie auf eine Reise einladen in das Reich des Unsichtbaren und doch immer Präsenten in das Reich unserer heimischen Pflanzen. Günther Lassi
Bereits der Mensch der Urzeit, der, wie wir heute wissen, weit intelligenter war und Kultur besaß, wusste über die magische und heilende Wirkung von Pflanzen Bescheid. Durch das Eingebunden Sein der frühen Pflanzer und Viehzüchter in die natürlichen Abläufe des Jahreskreislaufes und ihre unmittelbare Abhängigkeit von der Natur, hatten diese natürlich auch eine andere Weltsicht als wir heutigen Menschen. Alles was sie umgab, war beseelt. Alles war Manifestation von Kräften, mit denen diese Menschen unmittelbar kommunizieren konnten. Zu unterscheiden wären vielleicht nur die verschiedenen Zugänge der jeweiligen Kulturen. Der Jäger und Sammler kommunizierte anders als der sesshafte Bauer. Doch beiden war die Aufrechterhaltung einer kosmischen und somit auch irdischen Ordnung wichtig, um ihr Überleben zu sichern. Um diese Ordnung immer wieder herzustellen, waren Riten notwendig. Sie dienten in erster Linie dazu, den ursprünglichen, den paradiesischen Zustand wieder herzustellen und so die Schöpfung zu erneuern. Daraus entstand auch unser Brauchtum, dessen archaische Wurzeln meist vergessen sind. Dennoch spiegeln sie sich im heutigen, meist von der Kirche übernommenen, Festkreis des Jahreslaufes. Besonders Pflanzen, die in ihrer Vielfalt dem Menschen nahe standen, waren eng mit dem Brauchtum und seinen Riten verbunden. Sie waren nicht nur Nahrung, sondern auch Heilmittel für Körper und Seele. Besonders Bäume wurden wegen ihrer Menschennähe verehrt. Durch den Zyklus Frühling, Sommer, Herbst und Winter zeigen sie uns auch heute noch den ewigen Wandel des Werden und Vergehens auf. Doch auch in dem unscheinbarsten Pflänzchen wurden seine heilsamen Kräfte erkannt und diese Wirkung zum allgemeinen oder persönlichen Wohle genutzt. Dieses alte Wissen, lange Zeit als Aberglaube verpönt, findet heute so manche Bestätigung durch die moderne Wissenschaft.
Volksmedizin Volksmedizin umfasst das in der Bevölkerung von einer Generation zur nächsten überlieferte Wissen über Krankheiten, Heilmethoden und Heilmittel. Sie bildet damit eine wesentliche Grundlage der Schulmedizin. Volksmedizin reicht bis in die Anfangsgründe der Menschheit zurück. Neben dem Erfahrung Sammeln durch reines Ausprobieren - z.b. von Heilpflanzen oder von Heilmitteln tierischen bzw. mineralischen Ursprungs stehen Beobachtungen etwa von Tieren, die bei Krankheit instinktiv gewisse Pflanzen fressen. Doch ist es nicht eigentlich vermessen, dem Frühmenschen das Wissen um die Heilkräfte der verschiedensten Pflanzen und anderen tierischen und mineralischen Stoffen abzusprechen? Ist das auch noch heute propagierte Prinzip von Versuch und Irrtum wirklich der Weisheit letzter Schluss? Eine, erst seit ca. 5 Jahren, neue Wissenschaft könnte der Schlüssel zur Erforschung des so genannten alten Wissens sein. Der Aeskulapstab
Die BIO Semiotik! Biosemiotik versteht Leben als Kommunikation über Systeme von Zeichen. Das betrifft sichtbare, hörbare und riechbare Zeichen ebenso wie chemische Moleküle, elektrische Reize oder Berührungsreize. Die Biosemiotik hat ihre Wurzeln in der Zoosemiotik, die sich seit den 1960er Jahren mit Verständigungsprozessen von Singvögeln, Hunden oder Bären beschäftigt. Dass Tiere über Zeichen kommunizieren, hat eindruckvoll auch der österreichische Nobelpreisträger Karl von Frisch an Bienen nachgewiesen. Diese hoch komplexe Kommunikation findet zwischen allen lebenden Systemen statt, vom Größten bis zum Kleinsten. So verständigen sich Bäume, Säugetiere, Insekten, Kräuter, pflanzliche und tierische Zellen. Auch auf molekularer, atomarer und Teilchenebene findet diese Kommunikation statt. Einen großen Einfluss auf diese Kommunikation, haben die Botenstoffe. Um ganz unwissenschaftlich zu fragen: könnte es sein, dass mit Kommunikation auch das intuitive Wissen der Altvorderen gemeint ist, die anscheinend mit den Heilmitteln kommunizierten. Ob Naturheiler, Geistheiler, Wender oder Schamane, sie alle dürften diesen kommunikativen, letztlich intuitiven, Zugang haben. Er steht damit auch jedem von uns offen, oder nicht? Was meinen Sie?
Die Medizin des Frühmenschen. Schriftliches gibt es natürlich nicht, doch archäologische Funde geben uns so manchen Hinweis darauf, dass der Frühmensch sehr wohl nicht ganz hilflos bei Unfällen und Krankheiten war. Ja sogar Schädeloperationen wurden bereits in der Frühzeit durchgeführt. Archäologische Funde belegen, dass bereits in der Steinzeit, also ca. 15.000 v.chr., chirurgische Eingriffe vorgenommen wurden. Die prähistorischen Menschen glaubten, Schmerz und Krankheit entstünden außerhalb des Körpers durch Geister und andere geheimnisvolle Kräfte und würden dann durch Körperöffnungen in den Kranken eindringen. Damit die feindseligen Mächte entweichen konnten, wurde die sog. Trepanation vorgenommen. Dabei wurde dem Leidenden mit Faustkeilen und bohrerähnlichen Instrumenten ein kleines Loch in den Schädel geschnitten. Tatsächlich erwies sich diese Methode - sofern der Eingriff überlebt wurde - gelegentlich als erfolgreich". Denn durch die Öffnung wurde manchmal der Schädelinnendruck beseitigt und somit chronische Kopfschmerzen behoben. Die ausgeschnittenen Knochenstücke galten als Wunder wirkendes Zaubermittel und wurden vermutlich als Amulette getragen. Trepanationen wurden zum Teil bis ins Mittelalter vorgenommen, in manchen Teilen Brasiliens und Australiens sogar bis ins 19. Jahrhundert n.chr.
Doch auch Pflanzen wurden zu Heilzwecken verwendet, wie ja das Beispiel unseres Ötzi beweist. Bei dieser 1991 gefundenen Leiche, die aus der Zeit des Neolithikums ca. 3340 v.chr. stammt, wurde der Birkenporling gefunden. Der Mann vom Tisenjoch allerdings hatte bei seinem Werkzeug einige Stücke Birkenporling bei sich. Er scheint also vor mehr als 5000 Jahren unter anderem um die blutstillende Wirkung des Pilzes gewusst und sich damit für seine Wanderung eigens ausgerüstet zu haben. Es ist ein deutliches Zeichen für vorausplanendes Denken, wenn man ein Heilmittel bei sich trägt in Erwartung möglicher Verletzungen. Doch sollten wir uns hüten, dem frühen Wissen um die natürliche Heilkraft von Pflanzen, Pilzen und tierischen Stoffen allzu viel Rationalität zu unterstellen. Vielmehr reihten sich empirische Beobachtungen in ein vorreligiöses magisches Weltbild ein. Um beim Ötzi zu bleiben: Wir wissen nicht, was er alles in dem Birkenporling sah, ob er ihn als Amulett, Zaubermittel oder heiliges Kleinod mitnahm. Doch gewiss ist, dass er nicht ausschließlich ein Instrument in ihm erkannte, das zur Blutstillung geeignet war. Denn reine Instrumentalisierung ist dem magischen Denken fremd. Es fragt nicht nach Ursache und Wirkung, sondern tradiert, was erfolgreich ist oder zu sein scheint. Magisches Denken existiert auch nicht getrennt von einer rationalen Lebenspraxis, sondern bestimmt jegliche Einschätzung und jeden Umgang mit der Welt und anderer Lebewesen.
ÖTZI Birkenporling Piptoporius betulinus Dem Birkenporling wird eine antibiotische Wirkung zugeschrieben. Er wird in Scheiben geschnitten und ca. 30 Minuten abgekocht. Der daraus entstehende Sud wird in geringen Mengen getrunken und soll bei Magenbeschwerden helfen. Außerdem können in Scheiben geschnittene Birkenporlinge als Wundauflage benutzt werden. Ebenso kann der Birkenporling als Ersatz für Zunderschwamm verwendet werden. Bei Ötzi wurden zwei Scheiben mit 5 cm Durchmesser, die er um den Hals trug, gefunden. Wie manchmal irrtümlich angenommen, ist der Birkenporling aber nicht halluzinogen.