Auf der Makro-Pirsch



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Auf der Makro-Pirsch Langsam wird es Frühling und die Krokusse knospen aus dem Boden. Zeit, die Kamera auf Makrotauglichkeit zu testen und die Ausrüstung zu checken. Für hochwertige Nah- und Makrobilder braucht man gutes Fotogerät je besser, desto besser. Ein kritischer Blick in die Fototasche des Makro-Jägers (Text: Christian Haasz/jw Fotos: Manfred Huszar) Die wichtigsten Tricks für Nahaufnahmen Wenn Sie noch keine Erfahrung in der Makrofotografie haben, suchen Sie sich zunächst ein paar geeignete Objekte. Das können Münzen, Miniatureisenbahnen, Früchte oder Blumen sein, an die Sie zum Fotografieren nah herangehen müssen. Wichtig: Die Motive sollten für den Anfang unbeweglich sein, um die Aufnahmesituation nicht zu erschweren. Wenn Sie zunächst mit ein paar Blumen üben selbst nicht so perfekte Fotos exotischer Blüten können als 20 x 30-Ausdruck toll wirken, besorgen Sie sich größere Blüten. Um einen Blick für Hintergründe, Strukturen und einen vorteilhaften Bildausschnitt zu entwickeln, sind flächige Blüten am besten geeignet. Stellen Sie Ihre Kamera entweder auf den Automatik- oder, falls vorhanden, auf den Mak - romodus ein und fotografieren Sie die Blüte zunächst frontal aus relativ geringer Entfernung. Achten Sie darauf, einen passenden Hintergrund zu wählen (farblich stimmig, die Struktur sollte nicht stören). Wie dicht Sie im Makromodus herangehen können oder müssen, erfahren Sie im Kamerahandbuch. In den meisten Fällen beginnt der Makrobereich bei etwa 30 cm. Mit manchen Kameras bzw. Spezialobjektiven können Sie auf bis zu weniger Zentimeter an Ihr Motiv herangehen. Verwenden Sie ein stabiles Stativ! Sorgen Sie im Freien für Windschutz. Jede kleine Bewegung durch Wind führt zu Bewegungsunschärfe; das Bild ist dann selten noch verwendbar. Besorgen Sie sich eine Graukarte und arbeiten Sie mit dem manuellen Weißabgleich (siehe Kamerahandbuch). Nur so können Sie sicher sein, dass die Farben bunter Motive richtig wiedergegeben werden. 30 Foto Praxis 3/12

Online-Infos: Die meisten Fotografen, die sich für Nah- und Makromotive begeis - tern, haben schon im Alter von ein paar Jahren die Faszination des Genres entdeckt. Man blickt durch das erste Mikroskop oder durch die Lupe des Opas und findet kleine Motive plötzlich wahnsinnig interessant. Scheinbar vertraute Dinge erhalten bei der Vergrößerung eine völlig neue Ausdruckskraft. Hält sich diese Begeisterung über die Jahre hinweg bis zum Kauf der ersten Kamera, hat man gute Chancen, ein gutes Gefühl für die Gestaltung von kleinen Dingen in der Fotografie zu entwickeln. Wenn dem Winter langsam die kalte Puste ausgeht und der Frühling die ersten Blumen aus dem Boden drückt, kann man beim Spaziergang schon mal die Augen offenhalten und sich ab und zu je nach heimatlichem Landstrich mit der Kamera nach draußen wagen. Die Systemfrage Eine ganz persönliche Erfahrung des Autors besagt, dass man nie genug Ausrüstung dabei haben kann. Denn sonst verpasst man etwas. Dafür auch beim Sonntagsspaziergang gut 6 kg Ausrüstung mit sich herumzutragen, kann durchaus logisch erscheinen. In diesem speziellen Fall ging es zwar um die Tierfotografie, doch ernsthaft interessierte Makrofotografen können durchaus mit dem Aus- rüstungsgewicht für Natur-Tele-Fotos mithalten, wenn sie in den Rucksack packen, was man für perfekte Nahaufnahmen in der Natur so braucht. Die Frage ist nur: Kompakt, System/EVIL oder DSLR? Nah und Makro geht natürlich sowohl mit Kompakten als auch mit System- bzw. EVIL-Kameras und DSLRs. Prinzipiell liefern Kameras mit größeren Sensoren qualitativ besser verwertbares Ausgangsmaterial. Das heißt, je höher die Auflösung bei gleicher Pixelgröße, desto besser. Ob Sie nun mit einer guten Kompakt- bzw. Bridgekamera losziehen oder gleich zur DSLR mit Spezialobjektiv greifen, hängt von Ihren Ansprüchen (und finanziellen Möglichkeiten) ab. Weder von einem Handy noch von einer kleinen Lifestyle-Kamera sollte man vernünftige Nah- und Makroaufnahmen erwarten. Eine gute Bridgekamera mit moderatem Zoomobjektiv (nicht unbedingt ein Megazoom) ist für ansehnliche Bildqualität anfangs völlig ausreichend. Das Highend-Beispiel in dieser Klasse ist die gerade erst vorgestellte Canon PowerShot G1x, die sich aufgrund eines sehr großen Sensors (ca. 18 x 15 mm) durchaus mit einer Four-Thirds-Systemkamera messen kann. Sollen es irgendwann mal Bilder in Galeriequalität werden, darf der Sensor ruhig größer und das Objektiv besser werden. EVIL-System oder DSLR sind fast unausweichlich. www.zoomyboy.com Weblog unseres Fotografen Manfred Huszar In der Wildnis Grundsätzlich ist klar, mit einer Kompakten hat Dies ist eine Euphorbia lactea, eine in Thailand beheimatete Sukkulente. Unter Webcode* FPH59W sehen Sie ein Makingof des Fotoshootings für diese außergewöhnliche Pflanze Foto Praxis 3/12 31

paktkameras schärfer, brillanter und rausch ärmer aussehen. Bildqualität ist der Vorteil der Dickschiffe, der Nachteil liegt im Gewicht der Ausrüstung. Während eine Kompakte maximal ein paar hundert Gramm wiegt, kann eine DSLR samt Objektiv und Stativ mehrere Kilo auf die Waage bringen. In fast jeder Hinsicht einen Kompromiss stellen die Systemkameras dar. On the Road und abseits des Waldwegs belasten die Wechselobjektivkameras mit meist elektronischem Sucher die Schultern des Trägers wenig mehr als eine Getränkeflasche, wobei die Bildqualität der von Kompakten schon deutlich überlegen ist. In Sachen Robustheit gegen Witterungseinflüsse, Dreck und Staub gibt es kaum Unterschiede, lediglich die Profiversionen großer Es muss nicht immer ein Makroobjektiv sein, dieses Bild z. B. wurde mit einem alten manuellen Minolta MD 50 mm 1,7 plus einem 12-mm- Zwischenring gemacht Eine Libelle im Flug an einer Pflanze: Das ist die hohe Kunst der Makrofotografie, da der richtige Augenblick des Auslösens entscheidet man nicht viel zu schleppen. Verfügt die Kamera über ein spezielles Aufnahmeprogramm für Nahaufnahmen, lassen sich wunderbar Schnappschüsse machen, ohne an die Belichtungseinstellungen denken zu müssen. Und wenn es etwas professioneller sein soll, darf man ruhig ein leichtes kleines Stativ in den Rucksack packen, weil die Kamera ja nicht allzu viel Gewicht auf die Waage bringt. Neben dem kompakten Maßen dürfte der größte Vorteil einer Kompaktkamera im kleinen Sensor liegen. Halt mal! Zuvor hieß es doch, der Sensor sollte möglichst groß für beste Qualität sein? Stimmt, aber die kleinen Sensoren von Kompaktkameras haben trotzdem einen Vorteil hinsichtlich der Bildgestaltung. Durch den kleinen Abbildungsmaßstab ein kleines Objekt wird auf einem sehr kleinen Sensor klein abgebildet wird die Schärfentiefe automatisch ausgedehnt. Die Schärfentiefe hängt aufgrund optischer Gesetze vom Abbildungsmaßstab und von der Blende ab. Gerade bei sehr kleinen Motiven wie Insekten oder Blüten kann dieses Plus an Schärfentiefe tolle Bilder hervorbringen, wenn man den Schärfenpunkt ganz bewusst, also am besten manuell, setzt. Umgekehrt bedeutet dieser Zusammenhang auch, dass man eine DSLR mit Vollformatsensor deutlich stärker abblenden muss (kleinere Blendenöffnung), um die gleiche oder zumindest annähernd ähnlich ausgedehnte Schärfentiefe zu erzielen. Je kleiner ein Motiv, desto knapper wird die Schärfentiefe im Bild, weshalb Profis bei winzigen Dingen oft Bildreihen mit unterschiedlichen Fokusebenen schießen, die dann am Computer zu einem Bild mit gesteigerter Schärfentiefe verrechnet werden. Die großen Sensoren der DSLR-Klasse lassen die Bilder im Vergleich zu Kom- 32 Foto Praxis 3/12

DSLR-Systeme sind gegen Wasser und Staub geschützt falls das Objektiv ebenfalls entsprechend abgedichtet ist. Alle anderen Kameras sollte man nicht in den Dreck schmeißen und bei Regen tunlichst abschirmen. Kleiner Tipp: Wechseln Sie das Objektiv so wenig wie möglich draußen. Und wenn, dann so schnell und kontrolliert wie möglich. Denn eine verirrte Ameise oder auch schlicht Dreck in einem empfindlichen Makroobjektiv kann extrem nervig sein Praxistipps für die Kompakten Besitzer von digitalen Kompaktkameras haben neben Nahlinsen, die man zum Vergrößern eines Motivs vor das Objektiv schrauben kann, kaum Möglichkeiten, den Blick auf kleine Dinge zu erweitern. Daher sind Kompaktkameras hinsichtlich der Bildgestaltung immer ein wenig eingeschränkt. Ein großer Vorteil der kleinen Kameras ist jedoch, dass die Naheinstellgrenzen oft bei wenigen Zentimetern liegen. Sie können sich also extrem nah an die Motive heranwagen wenn auch oft nur mit Weitwinkelbrennweite. Möchten Sie zur optischen Verdichtung des Motivs lieber mit einer längeren Brennweite des eingebauten Zoomobjektivs arbeiten, vergrößert sich dadurch auch der Motivabstand. Bei leichtgewichtigen Kompakten Gerade mit dem ungewöhnlichen Anschnitt erzeugt dieses Bild Aufmerksamkeit Spezielle Makroblitze Für alle, die sehr häufig mit kleinen Objekten zu tun haben, kann ein spezielles Makroblitzgerät bzw. ein Ringlicht für Nahaufnahmen sinnvoll sein. Blitzgeräte haben den Vorteil, deutlich mehr Licht zu erzeugen als Dauerlichtgeräte wie LED-Ringlichter. Die Steuerung von Mak - roblitzen ist dafür etwas schwieriger, da man sich nicht uneingeschränkt auf die automatische TTL-Steuerung durch die Kamera verlassen kann. Üblicherweise besitzen Makro- oder Ringblitze zwei Blitzröhren, deren Leistung man unabhängig regulieren kann. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass die Ausleuchtung frontal und flach wird. Makroblitzgeräte sind allerdings deutlich teurer als LED-Ringlichter (siehe auch Zubehör ab Seite 40). Foto Praxis 3/12 33

Auch eine vermeintlich schon verblühte Blume, hier ein Löwenzahn, kann noch als Makromotiv herhalten Symphonie in Gelb und Rot heißt dieses Bild unschwer zu erkennen, warum Wechselobjektive Um in Bezug auf Brennweiten, Lichtstärke und Spezialeigenschaften eine größere Auswahl zu haben, braucht man eine Kamera mit der Möglichkeit des Objektivwechsels. Da der Markt für DSLR-Objektive schon deutlich länger existiert, ist hier die Auswahl viel größer als bei den relativ jungen Systemkameras. Gerade bei Spezialoptiken wie Makroobjektiven ist es zurzeit noch schwieriger, echte Schnäppchen hinsichtlich Qualität und Preis/Leistung zu machen. Meist gibt es nur vom jeweiligen Hersteller passende Objektive. Allerdings dürften sowohl die Kamerahersteller als auch Fremdhersteller wie Sigma oder Tamron bald auf den Sys - tem-zug aufspringen und genügend Glas ins Programm nehmen, das man an Micro-Four-Thirds- oder andere Sys temkameras anschließen kann. Es ist eine Frage der Akzeptanz von Sys - temkameras, ob und wann die Fremdhersteller passende Objektive entwickeln und ins Programm nehmen. Grundsätzlich brauchen Sie für Nahkommt ein Problem besonders zum Tragen, das bei einer schweren DSLR- Ausrüstung weniger Bedeutung hat: Kamerabewegungen durch Wind. Bei der Arbeit mit einer auf einem Stativ befestigten Kompaktkamera müssen Sie schon bei leichtem Wind darauf achten, dass der Aufbau nicht in Schwingungen gerät. Das betrifft übrigens nicht nur die Kamera, sondern natürlich auch fast jede Art von Naturmotiv. Ein großer Regenschirm, der seitlich gehalten oder aufgestellt wird, leistet gute Dienste, um Kamera und Motiv vor Wind zu schützen. Ein weiteres Problem bei einer Kompaktkamera: Steht die Sonne ungünstig und fällt strahlendes Tageslicht mehr oder weniger direkt ins Objektiv, müssen Sie sich aufgrund der oft fehlenden Gegenlichtblende an- ders behelfen. Nehmen Sie ein großes Stück schwarzen Karton mit, den Sie dann so über Kamera und Objektiv halten, dass das Sonnenlicht abgeschattet wird. 34 Foto Praxis 3/12

aufnahmen in freier Wildbahn nicht unbedingt ein spezielles Makroobjektiv mit fester Brennweite. Zwar ist die Bildqualität signifikant besser als mit einem Standardzoom und die Optiken bieten teils Maßstäbe bis zu 1:1. Ein Motiv von einem Zentimeter Größe wird also auf einem Sensor in Lebensgröße abgebildet und nimmt auf dem Sensor die gleiche Größe wie in Wirklichkeit ein. Je größer aber die kleinen Motive sind, desto weniger fallen nicht optimal getroffene Feinheiten und Details ins Gewicht. Fragen Sie sich am besten vor einer Fototour, welche Motive Sie fotografieren wollen und wie hochwertig die Daten sein müssen. Wirklich wichtiges Zubehör Nah- und Makroaufnahmen klappen in den allermeisten Fällen nur mit einem vernünftigen Stativ wirklich gut. Wirklich gut ist ein Dreibeinstativ dann, wenn es für das Gewicht der Kamera geeignet ist. Sind Sie oft im Moor auf der Suche nach Insekten? Dann bedenken Sie, dass die Stativfüße in den Boden sinken. Hier helfen kleinere Holzplatten oder spezielle Teller zum Anschrauben an die Stativfüße. Weil für maximale Schärfentiefe kleine Blenden nötig sind, die durch relativ lange Verschlusszeiten von der Kameraautomatik kompensiert werden, verhindert ein Stativ am besten in Kombination mit Fern- oder Selbstauslöser, dass Sie Ihre Aufnahmen verwackeln. Dies ist das nächste wichtige Zubehörteil, das sinnvoll ist und nicht viel kos - tet: der Fernauslöser. Je weniger Sie die Kamera berühren, desto besser. Ob Kabel oder Funk spielt keine Rolle, es geht nur ums berührungslose auslösen. Bis auf einen Regenschutz (Plastiktüte) und ein gutes Reinigungstuch für Objektiv und Filter ist alles andere an Zubehör entweder Luxus, Spielerei oder nicht wirklich wichtig. Natürlich, ein guter Polfilter hilft Re - flexe auf feuchten Blättern zu vermindern und die Farben zu intensivieren. Das kann den Belichtungshilfe Histogramm Sehen Sie im Handbuch Ihrer Kamera nach, ob die Vorschaufunktion ein Histogramm bietet. Das Histogramm ist die zuverlässigste Möglichkeit zur Kontrolle der Helligkeitsverteilung. Es zeigt in einer Grafik, ob die aufgenommenen Tonwerte innerhalb des von der Kamera erfassbaren Helligkeitsspektrums liegen. Ist eine Aufnahme über- oder unterbelichtet, sind Teile der grafischen Darstellung des Histogramms an den Rändern abgeschnitten. Schön zu erkennen ist hier der Schärfepunkt, der genau auf den Marienkäfer ausgerich tet ist Foto Praxis 3/12 35

Der Kontrast der weißen Blätter zum schwarzen Käfer ist schon sehr stark, trotzdem scheint die Pflanze als gutes Versteck zu dienen entscheidenden Kick zum Profibild geben. Auch ein Einstellschlitten als Alternative zu Kugelkopf oder Neiger ist praktisch zum extrem exakten Fokussieren. Aber das alles ist dann doch ziemlich teuer. Und im Fall des Einstellschlittens eine große Portion Gewicht. Nahlinsen sind in Relation zu Preis und Gewicht in der Fototasche nützlich, verschlechtern aber die Abbildungsqualität des Objektivs. Wenn man mal ganz nah ran will, kann man mit einer (!) Nahlinse nicht viel falsch machen. Mehrere Linsen zu kombinieren, bringt absolut nichts, da erstens die Fassungen dazu führen, dass die Bildränder abgeschattet werden (Vignettierung) und sich zweitens die Qualitätsminderung summiert. Bei feinen Strukturen wie Insektenflügeln gehen wichtige Details verloren. Man sollte immer nur einen möglichst guten Filter vor das Objektiv schrauben. Eine Kombination aus Pol-, Skylight- oder UV-Filter zusammen mit einer Nahlinse liefert garantiert schlechte Ergebnisse. Wenn Sie mit einer Wechselobjektivkamera arbeiten, kann eine Sache tatsächlich bei vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis noch sehr nützlich sein: Zwischenringe. Diese Ringe, die es in verschiedenen Stärken gibt, in denen aber kein Glas steckt, vergrößern lediglich den Abstand zwischen Objektiv und Sensor, wodurch die Naheinstellgrenze verringert wird. Sie kommen also näher an ein Motiv ran, je dicker der Zwischenring ist. Der Einfluss auf die Bildqualität ist marginal, das zusätzliche Gewicht im Fotorucksack nicht der Rede wert. Licht in der Nahfotografie Die besten Bilder entstehen, wenn nicht nur Motiv und Bildgestaltung, sondern vor allem auch das Licht stimmt. Sind Sie draußen unterwegs, achten Sie deshalb zunächst auf Sonnenstand, Bewölkung und Farbtemperatur. Fotografieren Sie im Schatten, sind die Farben insgesamt kühler als im direkten Sonnenlicht. 36 Foto Praxis 3/12

Diese Farbstimmung muss man je nach Intensität durch den passenden Weißabgleich kompensieren. Steht die Sonne ohne Wolken hoch am Himmel, leuchten zwar die Farben, Schatten werden dabei aber härter und intensiver. Je nach gewünschter Lichtstimmung haben Sie verschiedene Möglichkeiten. Sie können die Schatten mit einem Reflektor aufhellen, das Sonnenlicht bzw. die Schatten mittels einer Diffusionsfläche (Transparentpapier, Diffusionsschirm etc.) weicher gestalten oder Sie setzen ein Blitzgerät ein. Wenn der Blitz dazu dienen soll, die Schatten aufzuhellen, benötigen Sie einen entfesselten Blitz, der per Kabel oder Funk mit der Kamera verbunden ist. Im Fall einer Gegenlichtsituation die Sonne steht hinter dem Motiv kann man mit dem Blitz von vorn das Motiv aufhellen und eine sehr ausgewogene Beleuchtung erzielen. Aber Achtung! Wenn Sie ein detailreiches und sich in die Tiefe erstreckendes Objekt direkt von oben oder von vorn mit einem Blitz oder einer Lampe anstrahlen, flachen die Strukturen ab. Machen Sie Ihre Nah- und Makrofotos also zunächst mit einer schräg seitlich positionierten Lichtquelle. Wegbegleiter Reflektor Arbeiten Sie für weichere und gleichmäßigere Ausleuchtung und zum Aufhellen von Schatten immer mit Reflektoren. Ein Spiegel oder eine mit Alufolie bespannte Fläche wirft das Hauptlicht von Sonne, Lampe oder Blitzgerät zurück und erhellt so im Schatten liegende Bildteile. Soll das vom Reflektor zurückgeworfene Licht weicher werden, verwenden Sie anstelle einer glänzenden Fläche eine Styroporplatte oder eine andere mattweiße Fläche (z. B. ein Blatt Papier). Kleiner Tipp dazu: Ein Re- Beeindruckend, wie sich dieser Käfer an dem dünnen Grashalm überhaupt halten, geschweige denn hochkrabbeln kann Auf den ersten Blick könnte man dieses Insekt als Bestandteil der Pflanze ansehen. Schön ist der Kontrast der weißen Flügel zum ockerfarbenen Hintergrund Objektivempfehlung Blüten, große Insekten (Größe ca. 10 cm) Makroobjektiv, Festbrennweite (von 50 bis 150 mm) Festbrennweite mit Zwischenringen oder Balgen Standardzoom mit geringer Naheinstellgrenze (von 50 bis 200 mm) Standardzoom mit Nahlinse Kleine Insekten und Strukturen (Größe ca. 5 cm und weniger) Makroobjektive, Festbrennweite (von 50 bis 150 mm) Festbrennweite mit Zwischenringen oder Balgen Festbrennweite mit Nahlinse Standardzoom mit Zwischenringen oder Balgen Foto Praxis 3/12 37

Dieser kleine Käfer ist auf dem Sprung. Mit seinen Komplementärfarben Rot und Grün konzentriert dieses Bild den Blick direkt auf das Hauptmotiv flektor dient nicht nur dazu, Licht zu streuen und die Ausleuchtung weicher zu gestalten. Im Freien ist z. B. eine an einem Stativ befestigte Styroporplatte ein guter Windschutz. Belichtungssteuerung und Aufnahmeprogramme Wie immer in der Digitalfotografie stellt sich auch in der Nah- und Makrofotografie die Frage: automatisch oder manuell? Soll man sich auf die Kameraautomatik verlassen und in diesem Fall das Aufnahmeprogramm für Nahmotive aktivieren oder soll man von Anfang an auf manuelle Kameraeinstellungen setzen? Wie nicht oft in der Digitalfotografie gibt es hier eine eindeutige Antwort: Für Schnappschüsse und erste Testaufnahmen die Automatik, wenn es mehr oder weniger professionelle Bilder werden sollen, kommt nur die manuelle Belichtungssteuerung in Frage. Denn in der Nahund Makrofotografie kommt es einfach zu sehr auf die Details an, als dass man die Entscheidungen über Blende, Weißabgleich, interne Bildbearbeitung oder Empfindlichkeit der Kamera überlassen sollte. Wollen Sie wirklich gute Fotos, gewöhnen Sie sich an die Belichtung mit dem Aufnahmeprogramm M. Wählen Sie zunächst den niedrigsten ISO- Wert für minimales Bildrauschen und feinste Details aus, stellen Sie dann eine kleinen Blende wie z. B. f/11 ein. Machen Sie je nach Lichtsituation eine Testaufnahme mit einer Verschlusszeit von 1/60 Sekunde und passen Sie die Verschlusszeit darauf aufbauend so an, dass das Motiv korrekt belichtet wird. Beim Weißabgleich sollten Sie entweder mit einer passenden Voreinstellung arbeiten oder professioneller eine Graukarte dabeihaben und den Weißabgleich manuell festlegen. Und wer es besonders gut machen will, stellt seine Kamera so ein, dass sie RAW-Bilder aufnimmt. Dadurch umgehen Sie die kamerainterne Verarbeitung des Bilddaten und das Speichern im verlust - behafteten JPG-Format. Wenn Sie die RAW-Entwicklung scheuen und trotz aller Nachteile mit JPGs arbeiten möchten, achten Sie auf jeden Fall auf die von der Kamera angebotenen Bildstile. Gerade bei farbenfrohen Blütenmotiven kann es passieren, dass die Kamerasoftware bei Farbsättigung, Kontrast Tipp: Licht vom Fenster Fotografieren Sie im Haus, können Sie das durch ein Nordfenster hereinfallende Licht nutzen. Dieses Licht ist diffus, weil die Sonne nicht direkt ins Fenster scheint. An trüben Tagen ist das Licht besonders weich. Es lässt sich zusätzlich aufweichen, indem Sie das Fenster z. B. mit Architekten papier oder Tuch verkleiden. In jedem Fall verursacht das Licht eines Nordfensters sanfte Schatten, die sich in Nah- und Makromotiven besonders gut machen. Zwei Hummelschwärmer an einer Nektarquelle das ist ein Glückstreffer für Fotografen 38 Foto Praxis 3/12

Das sehr zarte, fast schon zerbrechlich wirkende Foto eines Osterkaktus Rhipsa - lidopsis und Schärfe übers Ziel hinausschießt oder auch mal den beabsichtigten Farbton nicht richtig trifft. Auf Motivsuche Was fällt Ihnen zum Stichwort Nahaufnahme ein? Viele denken vermutlich sofort an stimmungsvolle Bilder von traumhaft zarten Blüten, an Schmetterlinge, Bienen oder feine Details eines menschlichen Gesichts. Für die ersten Schritte in der Nah- und Makrofotografie sind Blumen und Blüten am besten geeignet. Zunächst strahlen viele Blüten eine ganz natürliche Ästhetik aus. Zudem lassen sie sich in jeder beliebigen Umgebung arrangieren und bewegen sich nicht, wenn nicht gerade der Wind ins Spiel kommt. Blumen findet man bei passender Jahreszeit draußen oder wenn es besonders ausgesuchte Exemplare sein sollen im Blumenladen. Sie glauben ja gar nicht, wie oft sich Profis auf der Suche nach der perfekten Blüte für eine bestimmte Aufgabe im Blumenladen herumtreiben. Insekten sind naturgemäß ab Frühling vermehrt zu finden, im Winter kann es höchstens mal die Kellerspinne sein. Fliegende Insekten lassen sich am ehes - ten an Blüten finden. Möchten Sie Nah- oder Makromotive im Studio arrangieren, lassen sich die Tiere an ihren Futterplätzen auch gut einfangen. Stehen Sie auf Fotos von Libellen? Dann gibt es eigentlich nur eine Tageszeit und einen Platz für Sie: das Morgengrauen und ein Teichufer. Am Morgen sind Insekten und speziell Libellen noch träge, oft auch noch mit Tau bedeckt (am ehesten ab August). Und da sich Libellen vor allem am Wasser herumtreiben, sollten Sie sich für solche Motive Balgengeräte und Umkehrringe vor Sonnenaufgang an den nächsten See mit naturbelassenem Ufer oder eine sumpfige, mit Schilf bewachsene Flusslandschaft begeben. Tipp für hartgesottene Makrofotografen: Man kann Insekten fangen und einfrieren, um sie in Ruhe arrangieren zu können. Das fotografische Objekt in dieser Form zu zerstören, trifft den Gedanken der Makrofotografie aber wohl in keiner Form. Investieren Sie lieber eine Portion mehr Geduld und warten Sie auf den richtigen Augenblick in freier Wildbahn. *Webcode eingeben auf www.fotopraxis-online.de. Spiegelreflexkameras können für die Nah- und Makrofotografie auch mit Balgengeräten und Umkehrringen ausgerüstet werden. Balgengeräte arbeiten nach dem gleichen Prinzip wie Zwischenringe, man kann die Entfernung zwischen Objektiv und Kamera jedoch stufenlos einstellen. Mit einem Umkehrring, der an einer Seite einen Anschluss für das Objektiv, an der anderen einen Kameraanschluss hat, kann man seine Objektive umgekehrt an eine Kamera anbringen. Das Objektiv wirkt dann wie ein Vergrößerungsglas. Dadurch bleibt die Abbildungsqualität des Objektivs erhalten. Professionelle Umkehrringe sind so ausgestattet, dass die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv weiterhin möglich ist. Diese Geräte kosten rund 300 Euro. Bei einfachen und sehr günstigen Umkehrringen (rund 10 Euro) werden Belichtungswerte und Fokussierung von Hand eingestellt (siehe auch Zubehör ab Seite 40). Foto Praxis 3/12 39