Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/3195 13.06.2014 Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Dietmar Weihrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Fahrradmitnahme im S-Bahn-Verkehr zwischen Halle und Leipzig Kleine Anfrage - KA 6/8329 Vorbemerkung des Fragestellenden: Seit der Umstellung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Halle und Leipzig auf die neuen Personenwagen vom Typ Talent 2 gibt es Beschwerden wegen des fehlenden Platzes zur Mitnahme von Fahrrädern. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Vorbemerkung: Der Landesregierung sind Beschwerden wegen des augenscheinlich fehlenden Platzes zur Mitnahme von Fahrrädern in den neuen Fahrzeugen vom Typ Talent 2 bekannt. Die Ursachen für die Engpässe liegen vorwiegend in der derzeit noch nicht durchgängig vertragsgemäßen Bereitstellung von Fahrzeugkapazitäten durch die DB Regio AG. Auch werden die Kapazitäten zum Fahrradtransport durch Kurzstreckenreisende eingeschränkt, die sich trotz freier fester Sitzplätze auf Klappsitze setzen, wo sonst Fahrräder stehen könnten. Es ist Aufgabe der auf jedem Zug verfügbaren Kundenbetreuer, hier für eine zweckmäßige Platzausnutzung zu sorgen. Die DB Regio erarbeitet derzeit eine besondere Markierung der Fahrradabstellbereiche. Dadurch sollen Fahrgäste zum einen auf die Bereiche hingewiesen werden und - bei anderweitiger Platzverfügbarkeit - eine Nutzung der Klappsitze einge- Hinweis: Die Anlage ist als Objekt beigefügt und öffnet durch Doppelklick im Netz den Acrobat Reader. (Ausgegeben am 16.06.2014)
2 schränkt werden sowie zum anderen klare Vorgaben zu den zu nutzenden Bereichen und zur Freihaltung von Fluchtwegen gegeben werden. Die Auftraggeber befinden sich dazu mit der DB Regio AG in intensiven Gesprächen. Der frühe Zeitpunkt nach Betriebsaufnahme lässt allerdings auch noch keine Bewertung auf sicherer Grundlage zu. 1. Welche Regelungen zur Mitnahme von Fahrrädern sind in den betreffenden Nahverkehrsverträgen konkret getroffen worden? Im Verkehrsvertrag MDSB I sind folgende Regelungen konkret getroffen worden: Im Gebiet des MDV, im Land Sachsen-Anhalt sowie im VMS-Verbundgebiet ist die kostenfreie Fahrradmitnahme im SPNV zu gewährleisten. Weiterhin ist in der Leistungsbeschreibung des Verkehrsvertrags MDSB I zum Thema Mehrzweckraum und Abstellflächen vorgegeben: Im Zug muss pro angefangene 15 anrechenbare Sitzplätze eine Fahrradabstellmöglichkeit vorhanden sein. Das EVU (Eisenbahnverkehrsunternehmen - Einfügung für diese Antwort) weist die Anzahl der benötigten Fahrradstellplätze und deren Lage im Zug nach. 2. Wie viele Fahrradstellplätze und wie viele Sitzplätze bieten die aktuell eingesetzten Züge vom Typ Talent 2 zu welchen Tageszeiten und wie viele Fahrradstellplätze und Sitzplätze waren in den davor verwendeten Zügen zu denselben Tageszeiten vorhanden? Bis zum Start des MDSB-I-Netzes kamen auf den Linien RE 5 Halle - Leipzig über Flughafen (jetzt S 5X) und S 10 Halle - Leipzig über Schkeuditz (jetzt S 3) an allen Verkehrstagen und zu allen Tageszeiten einheitliche Zugkonfigurationen zum Einsatz. Es handelte sich um Doppelstockzüge mit je drei Wagen, die sich lediglich in der Innenausstattung unterschieden. Je nach Wagenbauart konnten im Zugverband zwischen 20 und 30 Fahrräder befördert werden. Mit der Neuvergabe der Leistungen zum Dezember 2013 wurde die Chance genutzt, die an den einzelnen Verkehrstagen und Tageszeiten unterschiedliche Fahrgastnachfrage durch einen wechselnden Fahrzeugeinsatz wirtschaftlicher zu gestalten. Die neuen Elektrotriebwagen Talent 2 kommen einzeln als Dreiteiler (150 Sitzplätze/12 Fahrradstellplätze) oder Vierteiler (200 Sitzplätze/15 Fahrradstellplätze) sowie in den Kombinationen Dreiteiler+Dreiteiler (300 Sitzplätze/24 Fahrradstellplätze), Dreiteiler+Vierteiler (350 Sitzplätze/27 Fahrradstellplätze) und Vierteiler+Vierteiler (400 Sitzplätze/30 Fahrradstellplätze) zum Einsatz. Die Sitzplatz- und Fahrradstellplatzkapazitäten variieren daher. Es stehen zwischen 150 und 400 Sitzplätzen bzw. 12 und 30 Fahrradstellplätzen zur Verfügung (siehe nachfolgende Tabellen).
3 a) ab 15.12.2013 (neuer Vertrag MDSB I) Lesebeispiel der nachfolgenden Tabellen: Montag - Freitag, 9-15 Uhr, 12/15/24 - Es treten im benannten Zeitbereich Fahrten mit 12, 15 und 24 Stellplätzen auf. Fahrradstellplätze je Zugfahrt S 3 über Schkeuditz ab Dez. 2013 (angebotene Mindestkapazität). Der konkrete Einsatz basiert auf einem Einsatzplan und kann bei jeder Zugfahrt unterschiedlich sein. Montag-Freitag 12*/15/24/27/30 12/15/24 12/15/24/27 12/15 Samstag 12/15 12/15/24/27 12/15/24 12/15 Sonntag 12 12 12/15/24/27 12/15 * betrifft in Halle Hbf. die Abfahrten 4.49 Uhr, 5.19 Uhr und 8.19 Uhr sowie Ankünfte 5.17 Uhr und 5.40 Uhr. Sitzplätze je Zugfahrt S 3 über Schkeuditz ab Dezember 2013 (angebotene Mindestkapazität). Der konkrete Einsatz basiert auf einem Einsatzplan und kann bei jeder Zugfahrt unterschiedlich sein. Tageszeiten bis 9 Uhr 9-15 Uhr 15-20 Uhr nach 20Uhr Montag - 150/200/300/350 150/200/300 150/200/300 150/200 Freitag /400 /350 Samstag 150/200 150/200/300 150/200/300 150/200 /350 Sonntag 150 150 150/200/300 /350 150/200 Fahrradstellplätze je Zugfahrt S 5X über Flughafen ab Dez. 2013 (angebotene Mindestkapazität). Der konkrete Einsatz basiert auf einem Einsatzplan und kann bei jeder Zugfahrt unterschiedlich sein. Montag - Freitag 12*/15/24/27 15/24 24/27 12/15/24 Samstag 12/15/27/30 27/30 12/27/30 15/30 Sonntag 12/15/27/30 15/27/30 15/27/30 12/15/27/30 *betrifft in Halle Hbf. die Abfahrt 4.14 Uhr sowie Ankunft 4.06 Uhr Sitzplätze je Zugfahrt S 5X über Flughafen ab Dez. 2013 (angebotene Mindestkapazität). Der konkrete Einsatz basiert auf einem Einsatzplan und kann bei jeder Zugfahrt unterschiedlich sein. Montag - Freitag 150/200/300/350 200/300 300/350 150/200/300 Samstag 150/200/350/400 350/400 150/350/400 200/400 Sonntag 150/200/350/400 200/350/400 200/350/400 150/200/350/400
4 b) bis 14.12.2013 Fahrradstellplätze je Zugfahrt RE 5 über Flughafen bis Dezember 2013 Montag - Freitag 30 30 30 30 Samstag 30 30 30 30 Sonntag 30 30 30 30 Sitzplätze je Zugfahrt RE 5 über Flughafen bis Dezember 2013 Montag - Freitag 350 350 350 350 Samstag 350 350 350 350 Sonntag 350 350 350 350 Fahrradstellplätze je Zugfahrt S 10 über Schkeuditz bis Dezember 2013 Montag - Freitag 20 20 20 20 Samstag 20 20 20 20 Sonntag 20 20 20 20 Sitzplätze je Zugfahrt S 10 über Schkeuditz bis Dezember 2013 Montag Freitag 280 280 280 280 Samstag 280 280 280 280 Sonntag 280 280 280 280 3. Wurde der Bedarf von Fahrradstellplätzen durch exemplarisch durchgeführte Zählungen von Fahrrädern auf der Bahnstrecke Halle-Leipzig ermittelt? Wenn ja, was waren die Erkenntnisse bzw. Ergebnisse dieser Zählungen? Bitte die Zählungen mit Datum, Uhrzeit und Anzahl der ermittelten Fahrräder pro Zugpendelbewegung aufführen. Der Bedarf von Fahrradstellplätzen wurde anhand der zum Vergabestart den Auftraggebern vorliegenden Daten ermittelt. Diese basieren auf kontinuierlichen, manuellen Fahrgastzählungen im Rahmen des Reisendenerfassungssystems (RES) der Deutschen Bahn AG. Gesonderte exemplarische Zählungen wurden nicht durchgeführt. Beim RES werden kontinuierlich manuelle Fahrgastzählungen durchgeführt, im Rahmen dessen je Streckenabschnitt auch die jeweilige Anzahl an Fahrrädern im Erhebungszug ermittelt wurde. Jede Zugnummer wurde hierbei je Zeitschicht innerhalb eines Fahrplanhalbjahres i. d. R. mindestens einmal mit einer Zählung erfasst, so dass pro Fahrplanjahr repräsentative Werte zur Fahrgastnachfrage einer Linie vorliegen. Diese Ergebnisse der Fahrgastzählungen stellte die DB Regio AG der NASA GmbH zur Verfügung.
5 Die Erkenntnisse bzw. Ergebnisse dieser Zählungen sind in der Anlage 1 dargestellt. Aus den vorgenannten Zählungen der Jahre 2007 bis 2009 liegen der NASA GmbH für die (damaligen) Linien S10 und RE5 die in Anlage 1 dargestellten Ergebnisse vor, die für das Vergabeverfahren maßgeblich waren. Die konkreten Erhebungstermine (Datum) der einzelnen Zählfahrten sind den Aufgabenträgern nicht bekannt. Erkenntnis aus diesen Zählungen war, dass zuzüglich einer Reserve für Nachfragesteigerungen die vorgegebenen Kapazitäten zur Bedienung der festgestellten Nachfrage im Regelfall ausreichend sind. 4. Gab es Zählungen zur Gesamtauslastung der neu eingesetzten Züge? Wenn ja, welche Ergebnisse lieferten diese Zählungen? Wurden die Möglichkeiten geprüft, besonders in den Stoßzeiten längere Züge einzusetzen? Nein, es gibt bislang keine Zählungen zur Gesamtauslastung der neu eingesetzten Züge. Möglichkeiten, in den Stoßzeiten längere Züge einzusetzen, wurden noch nicht geprüft. Dies erfolgt durch die Auftraggeber in Abstimmung mit der DB Regio AG dann, wenn mit einem angemessenen Zeitablauf ein eingeschwungener Betriebszustand entstanden ist und durch die DB Regio AG die vertraglich geschuldeten Fahrzeugkapazitäten bereitgestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Möglichkeiten für den Einsatz längerer Züge durch die Länge der Bahnsteige limitiert sind. 5. Wie viele Fahrräder passen maximal in ein Fahrradabteil des Talents 2, wenn die Fahrräder nebeneinander gestellt werden? In ein Fahrradabteil des Talents 2 passen qualitätsgerecht jeweils 4 Fahrräder. Diese Zahl liegt der Kapazitätsbetrachtung zugrunde. Für vierteilige Fahrzeuge hat die DB Regio AG 15 Fahrradplätze angeboten, da dies den Anforderungen der Auftraggeber entsprach, im Fahrzeug sind jedoch 16 Plätze vorhanden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass bei enger Schachtelung auf den für die Fahrradabstellung vorgesehenen Flächen auch eine größere Fahrradzahl transportiert werden kann. 6. Besteht die grundsätzliche Möglichkeit, die Sitze aus den Fahrradabstellflächen flexibel zu entfernen, um einem erhöhten Fahrradaufkommen (insbesondere im Sommerhalbjahr) gerecht zu werden? Die Möglichkeit, die Sitze aus den Fahrradabstellflächen flexibel zu entfernen, wird geprüft, wenn nach einem angemessenen Zeitablauf nach Vertragsbeginn ein eingeschwungener Betriebszustand entstanden ist und durch die DB Regio AG die vertraglich geschuldeten Fahrzeugkapazitäten bereitgestellt werden. Diese Prüfung wird insbesondere die Frage umfassen, ob zulassungsrechtliche Fragestellungen berührt sind und welcher Aufwand in genehmigungsrechtlicher und technischer Hinsicht dadurch entsteht.
35 30 25 20 15 10 5 0 00:57 03:53 04:53 05:23 05:53 06:23 06:53 07:23 07:53 08:23 max. Anzahl Fahrräder 08:53 09:23 09:53 10:23 10:53 11:23 11:53 12:23 12:53 13:23 13:53 14:23 14:53 15:23 15:53 16:23 16:53 17:23 17:53 18:23 18:53 19:23 19:53 20:23 20:53 21:23 22:23 22:53 23:53 Quelle: Deutschen Bahn AG; Reisendenerfassungsystem (RES) max. Fahrradbesatz Linie S10 Halle Hbf > Landesgrenze Abfahrtszeit ab Halle Hbf II/2009 I/2009 II/2008 I/2008 II/2007 I/2007
35 30 25 20 15 10 5 0 00:46 04:06 05:11 05:41 06:11 06:41 07:11 07:41 08:11 08:41 max. Anzahl Fahrräder 09:11 09:41 10:11 10:41 11:11 11:41 12:11 12:41 13:11 13:41 14:11 14:41 15:11 15:41 16:11 16:41 17:11 17:41 18:11 18:41 19:11 19:41 20:11 20:41 21:11 21:41 22:11 22:41 23:46 Quelle: Deutschen Bahn AG; Reisendenerfassungsystem (RES) max. Fahrradbesatz Linie S10 Landesgrenze > Halle Hbf Ankunftszeit in Halle Hbf II/2009 I/2009 II/2008 I/2008 II/2007 I/2007
max. Fahrradbesatz Linie RE5 Halle Hbf > Landesgrenze 35 II/2009 I/2009 II/2008 I/2008 30 II/2007 I/2007* 25 max. Anzahl Fahrräder 20 15 10 5 0 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00 * Für das 1.Halbjahr 2007 liegen keine Daten vo Quelle: Deutschen Bahn AG; Reisendenerfassungsystem (RES) Abfahrtszeit ab Halle Hbf in Stunde
max. Fahrradbesatz Linie RE5 Landesgrenze > Halle Hbf 35 II/2009 I/2009 II/2008 I/2008 30 II/2007 I/2007* 25 max. Anzahl Fahrräder 20 15 10 5 0 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00 00:00 * Für das1. Halbjahr 2007 liegen keine Daten vor Quelle: Deutschen Bahn AG; Reisendenerfassungsystem (RES) Ankunftszeit in Halle Hbf in Stunde