Ödipus. Eine illustrierte Zusammenfassung nach der Sage von Gustav Schwab und Wikipedia. Lateinklasse 3F/G der OS Düdingen

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Transkript:

Ödipus 1

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Ödipus Eine illustrierte Zusammenfassung nach der Sage von Gustav Schwab und Wikipedia Lateinklasse 3F/G der OS Düdingen unter der Leitung von Magnus Moser Texte Tiziana Antonietti Illustrationen Rebecca Huber Tiziana Antonietti Manuela Huber Gedruckt beim Amt für Material und Drucksachen, Granges-Paccot anno 2010 3

I Kinderwunsch Vor sehr langer Zeit lebte in Theben ein Königspaar, das glücklich miteinander regierte. Alles, was König Laios und Königin Iokaste noch zu ihrem Glück fehlte, war ein Sohn, nicht zuletzt um die Dynastie fortzusetzen. 4

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II Laios sucht das Orakel auf Laios sehnte sich so sehr nach einem Erben, dass er das Orakel Apolls in Delphi aufsuchte. Dieses offenbarte ihm jedoch Schreckliches: Laios, Sohn des Labakos! Dir soll ein Sohn gewährt werden. Aber wisse, dass dir vom Geschick bestimmt ist, durch die Hand deines eigenen Sohnes das Leben zu verlieren. Dies ist das Gebot des Kroniden Zeus, der den Fluch des Pelops erhört hat, dem du einst den Sohn geraubt hast. Nun erinnerte sich Laios, dass er, als er in seiner Jugend des Landes verwiesen worden war, bei Pelops Zuflucht gefunden hatte. Laios war aber für diese Wohltat nicht dankbar und hatte dessen Sohn bei Festspielen entführt. Nun erhielt er also die Strafe dafür. Um dem schrecklichen Schicksal zu entgehen, welches das Orakel prophezeit hatte, entschloss sich das Königspaar zur Trennung. 6

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III Das Kind wird ausgesetzt Doch die Liebe über alle Grenzen führte das Königspaar wieder zusammen und bald darauf wurde ihnen ein Sohn geboren. Kaum war das Kind auf der Welt, erinnerten sich Iokaste und Laios, welch schreckliche Zukunft das Orakel Laios prophezeit hatte. Um die Erfüllung des Orakelspruches zu verhindern, befahlen sie einem Hirten, den nur drei Tage alten Säugling im gefährlichen und wilden Gebirge Kithäron auszusetzen. Doch der Hirte hatte Mitleid mit dem Jungen, dem die Füsse durchstochen und zusammengebunden worden waren, und übergab ihn einem anderen Hirten im selben Gebirge, der jedoch unter dem Schutze von König Polybos von Korinth stand. Seinen Auftraggebern jedoch erklärte er, er hätte seinen Auftrag erfüllt. Das Königspaar nahm also an, das ausgesetzte Kind werde nicht lange überleben. 8

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IV Aufgenommen in Korinth Der Hirte des Polybos löste die Fesseln des Knabens, den er wegen seiner aufgeschwollenen Füssen Ödipus nannte. Er brachte ihn zu seinem Herrscher, Polybos von Korinth. Dieser empfand Mitleid mit dem Jungen und übergab ihn an seine Gemahlin, die für ihn wie für einen eigenen Sohn empfand und sorgte. So lebte er viele Jahre lang glücklich in Korinth, wo er die Liebe seiner Zieheltern erfuhr und zu einem Mann heranreifte. 10

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V Ödipus zweifelt Durch einen Zufall sollte sich jedoch Ödipus Leben jäh ändern. An einem Festmahl rief ein neidischer Korinther Ödipus zu, er sei nicht der echte Sohn des Polybos. Ödipus hegte von da an wirklich Zweifel an seiner Herkunft und grübelte lange darüber nach, ohne es jemanden merken zu lassen. 12

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VI Ödipus stellt seine Eltern zur Rede Am nächsten Morgen stellte er Merope und Polybos zur Rede und verlangte von ihnen eine Auskunft zu dieser Aussage. Sie nahmen Stellung zu der Aussage, jedoch wurden nicht klare Worte gesprochen, was die Zweifel des Ödipus noch weiter nährten. Auch die Liebe der Worte, mit der seine Zieheltern ihn zu beruhigen versuchten konnte ihn nicht davon abhalten das Orakel von Delphi aufzusuchen. Dort hoffte er aufs sehnlichste auf die Widerlegung der Aussage. 14

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VII Das Orakel prophezeit erneut Aber dieses Orakel weissagte ihm das Gleiche wie damals seinem Vater, nur mit anderen Worten: Du wirst deinen eigenen Vater ermorden, deine Mutter heiraten und den Menschen eine verabscheuungswürdige Nachkommenschaft hinterlassen. Angst machte sich in Ödipus breit. Er wollte nicht glauben, dass er Hand an seinen Vater legen sollte und seine Mutter heiraten würde. Also entschloss er sich, nicht mehr nach Theben zurückzukehren und schlug den Weg nach Böotien ein. 16

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VIII Prophezeiung 1 erfüllt sich Auf seinem Weg kam er an einer Kreuzung zwischen Delphi und der Stadt Daulia vorbei, wo ihm ein Wagen mit einem Mann, einem Wagenlenker und zwei Dienern entgegenkam. Der Wagenlenker trieb Ödipus ungestüm aus dem Wege, als er diesen so zielgerichtet auf den Wagen zukommen sah. Doch Ödipus wich nicht aus und versetzte dem Wagenlenker einen Stoss, als sie sich kreuzten. Der Alte, der auf dem Wagen sass schlug Ödipus mit seiner schweren Waffe hart auf den Kopf, daher stiess Ödipus den Greis mit einem Stock vom Wagen. Ein Handgemenge entstand, wobei Ödipus alle erschlug und weiterzog. Ödipus war sich sicher, dass er aus Notwehr gehandelt hatte und dass die Männer nicht höheren Ranges waren, da diese nicht besondere Abzeichen trugen und nicht besonders gekleidet waren. Doch er wusste nicht, dass er Laios, den König von Theben und seinen Vater soeben getötet hatte. So wurde der erste Teil der Prophezeiung erfüllt. 18

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IX Vor den Toren Thebens Bald kam er zu den Toren der Stadt Theben, vor denen die Sphinx auf einem Stein lauerte, die die Stadt seit einiger Zeit heimsuchte und niemanden in die Stadt einliess, der ihre Rätsel nicht lösen konnte. Die Unglücklichen, die das Rätsel nicht lösen konnten, wurden von ihr zerrissen auf aufgefressen. Mittlerweile hatte nun Kreon, Bruder der Königin, und Witwe Iokaste die Herrschaft von Theben übernommen Es kam soweit, dass auch Kreons Sohn das Rätsel der Sphinx nicht lösen konnte und von der Sphinx getötet wurde. So entschloss sich Kreon zum Versprechen, dass derjenige, der das Rätsel lösen sollte, Iokaste zur Frau nehmen durfte. Ödipus hatte sich entschlossen Theben aufzusuchen, weil ihn sowohl der Preis, wie auch die Gefahr reizten. Er liess sich folgendes Rätsel vorlegen 20

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X Das Rätsel der Sphinx Bild 10 Es ist am Morgen vierfüssig, am Mittag zweifüssig und am Abend dreifüssig. Unter allen Geschöpfen wechselt es allein die Zahl seiner Füsse; aber eben wenn es die meisten Füsse bewegt, sind die Kraft und die Schnelligkeit seiner Glieder am geringsten. Ödipus lächelte, als er das Rätsel hörte, weil es ihm nämlich nicht schwierig erschien. Des Rätsels Lösung ist der Mensch, sagte er der am Morgen seines Lebens, ein schwaches und kraftloses Kind, auf seinen zwei Füssen und seinen zwei Händen krabbelt; ist er stark geworden, so geht er am Mittag seines Lebens nur auf den zwei Füssen; ist er endlich als Greis am Abend seines Lebens angekommen und der Stütze bedürftig, so nimmte er den Stab als dritten Fuss zu Hilfe. Das Rätsel war nun gelöst und weil sich die Sphinx so schämte stürzte sie sich aus Verzweiflung in den Tod. 22

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XI Ein Frevler in Theben Ödipus nahm Iokaste zur Frau, die ihm vier Kinder gebar. Zuerst die männlichen Zwillinge Eteokles und Polynikes, dann zwei Töchter, die ältere Antigone und Ismene. Diese Kinder waren zugleich seine Geschwister und seine Kinder. Das Geheimnis blieb lange unentdeckt und Ödipus herrschte glücklich an der Seite seiner Gattin Iokaste und war dem Volke ein gerechter König. Doch die Götter sandten nach einiger Zeit die Pest ins Land. Nichts half gegen die Pest, keine Heilmittel, keine Feste um die Götter zu besänftigen und auch kein Klagen. Eines Tages trat Ödipus aus seiner Burg um zu sehen, wieso die Stadt von Klagelauten und Opferrauch erfüllt war. Kurz zuvor hatte Ödipus seinen Schwager nach Delphi geschickt um das Orakel zu seiner misslichen Lage beraten zu lassen. So kam nun sein Bruder um ihn von seinem Ausflug zu berichten. Das Orakel hatte folgendes geweisssagt. Der Gott befahl den Frevler aus dem Lande zu schmeissen, den das Land beherberge hinauszuwerfen und nicht das zu tun, was keine Strafe zu sühnen vermöge; denn der Mord des Königs Laios laste als eine schwere Blutschuld auf dem Lande. 24

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XII Theresias deckt das Geheimnis auf Der König entliess das versammelte Volk und liess bekannt machen, dass derjenige, der etwas über die Ermordung von Laios wisse, es melde sollte. Der blinde Seher Theresias wurde herangeholt, damit er seinen Blick anwenden konnte, der fast dem wahrsagenden Apoll gleichkam. Ödipus trug ihm die Sorge vor, die ihn und das Land so quälte. Theresias schrie auf und wollte nach Hause, er wollte nicht das Schreckliche offenbaren, dass er gerade gesehen hatte. Das Volk umringte den Seher, Theresias warf sich vor Ödipus auf die Knie und Ödipus entbrannte vor Wut. Er beschuldigte den Blinden der Mitwissenschaft und beschuldigte ihn sogar als einen Handlanger. 26

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XII Iokaste bestätigt den Verdacht Theresias deckte endlich das Geheimnis auf, das über der Stadt lastete. Er selber, Ödipus, habe sein Urteil gesprochen, die Stadt besudelt. Er solle keinen beschuldigen als sich selbst. Er sei ein Vater- und Königsmörder und lebe mit seiner Mutter in einem fluchwürdigen Verhältnis. Ödipus wies alle Vorwürfe von sich. Er wollte dies nicht wahrhaben. Er beschuldigte Theresias ein Zauberer zu sein, doch der liess nicht von seinen Behauptungen ab. Iokaste probierte zu schlichten: Auch mein einstiger Mann bekam den Orakelspruch, er werde durch die Hand seines eigenen Sohn sterben, doch dieser wurde ins Gebirge geworfen und wurde keine drei Tage alt. Mein Mann wurde von Raübern am Kreuzweg erschlagen. Nun wurde Ödipus alles klar. Er liess sich das Aussehen von Laios beschreiben und immer klarer wurde seine Erinnerung an den Vorfall am Kreuzweg. Er liess einen Sklaven bringen, der am Kreuzweg vor Ödipus fliehen sollte. Noch bevor dieser ankam, kam ein Diener, der ihm vom Tode des Polybos, seines angeblichen Vaters, berichtete und ihn auf den Thron berief. Iokaste hielt dies für ein Zeichen, dass der Orakelspruch unerfüllt geblieben war und auch Ödipus hegte Zweifel am Orakelspruch. Er wollte jedoch nicht nach Theben gehen, da immer noch der zweite Teil des Spruches, die Heirat mit seiner Mutter in Erfüllung gehen konnte. 28

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XIII Iokastes Tod Der Diener identifizierte ihn als den Täter, alle Zweifel waren behoben. Ödipus eilte zu seiner Gemahlin, die sich in ihre Gemächer zurückgezogen hatte. Er wollte sie töten. Doch sie hatte sich an einem Strick erhängt. Lange Zeit sah er sie an, starrte sie förmlich an. Er liess seine tote Frau mit zerrauftem Haar von der Decke runter. Dann nahm Ödipus eine ihrer Haarklammern und stach sich aus Verzweiflung mit einer Haarklammer von Iokaste die Augen aus, mit denen er dies sehen musste. Das Volk bemitleidete nun Ödipus und Kreon wollte den nun blinden Ödipus wieder ins Haus führen. Er übergab Kreon den Thorn, damit dieser das Volk führen konnte und liess Iokaste begraben. Er stellte seine Töchter unter den Schutz des neuen Herrschers. Er hatte sich ein schreckliches Schicksal erwählt, blind herumzuirren. Da äusserte er den Wunsch doch daheim bleiben zu wollen seinen Söhnen gegenüber, aber diese zeigten unerbittliche Härte, Selbstsucht und man stiess ihn mit einem Bettelstab aus dem Palast. 30

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XIV Ödipus und Antigone Die Töchter aber zeigten Treue und so blieb Ismene als Anwalt des Blinden im Palast und Antigone leitete nun die Schritte des Blinden. So zogen sie umher durch Wälder und Wüsten und Ödipus wollte die Götter um ihren Willen fragen, ob sie ihn in der Wüstenei des Kithäron pilgern lassen sollten. Sie suchten so nun wieder das Orakel von Delphi auf. Die Götter sahen, dass so ein Vergehen gebüsst werden musste, denn er hatte Schreckliches getan, aber solch eine Strafe sollte nicht ewig währen. 32

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XV Ödipus im Hain der Erinnyen Sie sagten, er würde erlöst werden, wenn er zu dem vom Schicksal bestimmten Land kommen würde, wo ihm die Rachegöttinnen, die Erinnyen, auch Furien genannt, Zuflucht bieten würden. Ihm erschien der Spruch schauerhaft, doch vertraute er auf die Götter und irrte weiter bettelnd in Griechenland mit Antigone umher. Eines Abends kamen die zwei in ein hübsches Dorf. Es befand sich nahe Athen. Ein Fussgänger hiess sie vom Ort, wo sie sich befanden, weggehen, da sie sich auf Kolonos, dem Hain der Eumeniden, niedergelassen hatten, dem Hain der Furien. Ödipus aber erkannte, dass er bestimmt war im Hain zu weilen und liess den Herrscher Theseus um Erlaubnis fragen. 34

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XVI Ödipus auf Kolonos Der König kam und liess Ödipus Dank seines ehrwürdigen Aussehens und seiner mitleidenswürdigen Geschichte im Hain Kolonos bei Athen bleiben, der ihm Schutz und Ruhe bot. Einige Wochen darauf kam Kreon um den alten Mann zu holen. Die Brüder in der Heimat bekriegten sich, doch Ödipus war mittlerweile dem gegenüber gleichgültig. 36

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XVII Ödipus Erlösung Eines Abends hörte er, wie die Götter ihn riefen. Er trat zu einer Tür, die in die Erde eingelassen war. Er verabschiedete sich von seinen Töchtern Antigone und Ismene und konnte in die Unterwelt, ins Reich der Schatten, absteigen, weil seine Reue die Götter verzeihen liess. 38

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