Ich wünsche mir ein Schaukelpferd Die schönsten Weihnachts gedichte und -geschichten Jan Thorbecke Verlag
Für die Schwabenverlag AG ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Maßstab ihres Handelns. Wir achten daher auf den Einsatz umweltschonender Ressourcen und Materialien. Alle Rechte vorbehalten 2015 Jan Thorbecke Verlag der schwabenverlag AG, Ostfildern www.thorbecke.de Gestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart, Saskia Bannasch Illustrationen: Saskia Bannasch Druck: CPI Ebner & Spiegel, Ulm Hergestellt in Deutschland ISBN 978-3-7995-0652-6
Inhalt 8 Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2, 1 20 32 Johann Gottfried von Herder Weihnachtsgesang 10 Theodor Fontane Noch ist Herbst nicht ganz entflohn 34 Peter Hille Die Weihnachtsfee 12 13 Rainer Maria Rilke Advent August Heinrich Hoff- 37 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Weihnachten mann von Fallersleben Der Weihnachtsbaum 38 Klabund Weihnacht 14 Joachim Ringelnatz Vorfreude auf Weihnachten 40 Hermann Lingg Weihnachtsgedicht 15 Achim von Arnim Weihnachtlied 41 Conrad Ferdinand Meyer Weihnacht in Ajaccio 16 Ernst Moritz Arndt Der Weihnachtsbaum 42 Clara Müller- Jahnke Des Blinden Weihnachtsabend 18 E.T. A. Hoffmann Der Weihnachtsabend 44 Selma Lagerlöf Die heilige Nacht 26 27 29 31 Otto Julius Bierbaum Schneelied zu Weihnachten Richard Dehmel Weihnachtsglocken Emanuel Geibel Weihnacht Karl Henckell Alter Berliner Weihnachtsmarkt 52 54 55 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Weihnachtslied Joachim Ringelnatz Weihnachten Rainer Maria Rilke Es gibt so wunderweiße Nächte
56 Martin Luther Vom Himmel hoch 91 Friedrich Hebbel Die Weihe der Nacht 59 Matthias Claudius Vor Gott gehts göttlich her 92 Eduard Mörike Die heilige Nacht 60 Catharina Regina von Greiffenberg Der Heiligen Jungfrau Maria Wiegenlied 94 Friedrich Spee Ein kurtzes Poetisch Christgesang, vom Ochs, vnd Eselein bey der Krippen 65 Johann Wolfgang von Goethe Weihnachten 96 Joachim Ringelnatz Schenken 66 Joseph Freiherr von Eichendorff Die Flucht der heiligen Familie 98 Jean Paul Geschichte eines Pfefferkuchenmannes 67 Theodor Fontane Zu Weihnachten 1856 100 Theodor Fontane Zum 24. Dezember 68 Conrad Ferdinand Meyer Friede auf Erden 101 102 Wilhelm Busch Der Stern Johann Wolfgang 70 Rainer Maria Rilke Vor Weihnachten 1914 von Goethe Christgeschenk 74 Luise Büchner Die Geschichte vom Christkind-Vogel 103 Richard Dehmel Furchtbar schlimm 84 Theodor Storm Weihnachtsabend 105 Paula Dehmel Weihnachtschnee 87 Christian Morgenstern Winternacht 106 Theodor Fontane Des armen Mannes Weihnachtsbaum 89 August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Was bringt der Weihnachtsmann? 108 110 Theodor Storm Knecht Ruprecht Sebastian Brant Schenken und Bereuen
112 Heinrich Seidel Der kleine Nimmersatt 143 Anna Ritter Weihnachten 115 Rainer Maria Rilke Argwohn Josephs 145 Friedrich Wilhelm Weber Christbaum 116 Johann Peter Hebel Die Mutter am Christabend 146 Paul Gerhardt Ich steh an deiner Krippen hier 118 Karl Gerok Vor Weihnachten 149 Angelus Silesius Du allerschönstes Bild 120 Robert Reinick Der Weihnachtsaufzug 150 O. Henry Das Weihnachtsgeschenk 123 Fred Endrikat Der Wald schläft 156 Jochen Klepper Die Nacht ist vorgedrungen 124 Hermann Löns Der allererste Weihnachtsbaum 158 Rainer Maria Rilke Geburt Christi 131 132 135 136 138 139 140 Anna Ritter Vom Christkind Paula Dehmel Sankt Niklas Auszug Ludwig Thoma Heilige Nacht Detlev von Liliencron Weihnachtslied Heinrich Hoffmann Weihnachtslied Christian Morgenstern Das Weihnachtsbäumlein Arno Holz Und wieder nun lässt aus dem Dunkeln 159 Joseph Freiherr von Eichendorff Weihnachten 160 163 Karl Gerok Ihr Kinder, herein! Theodor Storm Weihnachtslied 164 Johann Wolfgang von Goethe Epiphanias-Fest 166 167 168 Wilhelm Wackernagel Die heiligen drei Könige Heinrich Heine Die Heilgen Drei Könige Bildnachweis
Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2, 1 20 Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger von Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und siehe, des HERRN Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HERRN 8
leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HERR kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.
Theodor Fontane Noch ist Herbst nicht ganz entflohn Noch ist Herbst nicht ganz entflohn, Aber als Knecht Ruprecht schon Kommt der Winter hergeschritten, Und alsbald aus Schnees Mitten Klingt des Schlittenglöckleins Ton. Und was jüngst noch, fern und nah, Bunt auf uns herniedersah, Weiß sind Türme, Dächer, Zweige, Und das Jahr geht auf die Neige, Und das schönste Fest ist da. Tag du der Geburt des Herrn, Heute bist du uns noch fern, Aber Tannen, Engel, Fahnen Lassen uns den Tag schon ahnen, Und wir sehen schon den Stern. 10
Rainer Maria Rilke Advent Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird, Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen Streckt sie die Zweige hin bereit, Und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit. 12
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Der Weihnachtsbaum Von allen den Bäumen jung und alt, Von allen den Bäumen groß und klein, Von allen in unserm ganzen Wald, Was mag doch der allerschönste sein? Der schönste von allen weit und breit Das ist doch allein, wer zweifelt dran? Der Baum, der da grünet allezeit, Den heute mir bringt der Weihnachtsmann. Wenn Alles schon schläft in stiller Nacht, Dann holet er ihn bei Sternenschein Und schlüpfet, eh einer sichs gedacht, Gar heimlich damit ins Haus hinein. Dann schmückt er mit Lichtern jeden Zweig, Hängt Kuchen und Nüss und Äpfel dran: So macht er uns Alle freudenreich, Der liebe, der gute Weihnachtsmann. 13
Joachim Ringelnatz Vorfreude auf Weihnachten Ein Kind von einem Schiefertafel-Schwämmchen Umhüpft rennt froh durch mein Gemüt. Bald ist es Weihnacht! Wenn der Christbaum blüht, Dann blüht er Flämmchen. Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt Uns mild. Es werden Lieder, Düfte fächeln. Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt, Wird dann doch gütig lächeln. Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes Alle unfeindlich sind einmal im Jahr! Uns alle Kinder fühlen eines Baumes. Wie es sein soll, wies allen einmal war. 14
Achim von Arnim Weihnachtlied Mündlich. O du mein Mopper, wo willt du hinaus, Ich kann dir nicht erzählen Meine güldene Klaus: Laß klinken, laß klanken, Laß all herunter schwanken; Ich weiß nicht, soll ich hüten Ochs oder Schaf, Oder soll ich essen Einen Käs und ein Brod. Bei Ochsen und bei Schafen Kann man nicht schlafen, Da tut es sich eröffnen Das himmlische Tor, Da kugeln die Engel Ganz haufenweis hervor. 15
Ernst Moritz Arndt Der Weihnachtsbaum 1847 Steht er da, der Weihnachtsbaum, Wie ein bunter, goldner Traum, Spiegelt Unschuldkinderglück, All sein Paradies zurück. Und wir schaun und denken dann, Wie uns heut das Heil begann, Wie das Kindlein Jesus Christ Heut zur Welt geboren ist; 16
Wie das Kind von Himmelsart Lag auf Stroh und Halmen hart, Wie der Menschheit Hort und Trost Erdenelend hat erlost. Also stehn und schauen wir Gottes Lust und Gnade hier: Was uns in dem Kindlein zart Alles heut geboren ward. Blüh denn, leuchte, goldner Baum, Erdentraum und Himmelstraum, Blüh und leucht in Ewigkeit Durch die arme Zeitlichkeit! Sei uns Bild und sei uns Schein, Daß wir sollen fröhlich sein, Fröhlich durch den süßen Christ, Der des Lebens Leuchte ist. Sei uns Bild und sei uns Schein, Daß wir sollen tapfer sein Auf des Lebens Pilgerbahn, Kämpfend gegen Lug und Wahn. Sei uns Bild und sei uns Schein, Daß wir sollen heilig sein, Rein wie Licht und himmelklar, Wie das Kindlein Jesus war. 17