Lukas 1, Matthäus 1, 18-25

Transkript

1 Lukas 1, Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria. 28 Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! 29 Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Du hast Gnade bei Gott gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, 33 und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. 34 Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß? 35 Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, sie, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr. 1 Matthäus 1, Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war und sie nicht in Schande bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu verlassen. 20 Als er noch so dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. 22 Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):

2 23»Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns. 24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus. 2 Lukas 2, Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

3 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. 3 Matthäus 2, Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): 6»Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. 12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land. 13 Als sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir's sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen. 14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten

4 15 und blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1):»Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«predigt Alle Jahre wieder feiern wir Weihnachten. Hier in der Villamont, aber auch in unseren Familien. Alle Jahre wieder, so beginnt auch ein Weihnachtslied. Alle Jahre wieder da hat jede Familie ihre Tradition. Mit oder ohne Weihnachtsbaum, mit oder ohne Plätzchenbacken, mit oder ohne Geschenke. Da ist meistens genau festgelegt, wer, wann, wo und bei wem eingeladen ist. Alle Jahre wieder nicht umsonst hatte Vicco von Bülows alias Loriot Fernsehserie Weihnachten bei Hoppenstedts so viel Erfolg, auch heute noch, fast 40 Jahre später. Aber Alle Jahre wieder, stimmt das so? Nehmen Sie sich einmal einen kleinen Moment Zeit und erinnern Sie sich an die Weihnachtsfeste, die Sie am meisten geprägt haben. Vielleicht merken Sie es: Weihnachten ist mit vielen Gefühlen und Sehnsüchten verbunden. Alle Jahre wieder, wirklich? In einem Jahr kann sich so viel ändern. 4 Kinder werden geboren, Menschen sterben, andere werden geheilt, Ehen werden geschlossen, Beziehungen scheitern, Arbeitsplätze werden wegrationalisiert, neue Stelle werden geschaffen

5 An Weihnachten merken wir, wie viel sich in einem Jahr verändern kann. Und dort, wo wir unserem Ideal nach Friede und Harmonie nicht nachkommen konnten, spüren wir das ganz besonders. Ja, Friede und Harmonie verbinden wir mit Weihnachten. Warum eigentlich? War dieses Ereignis, an das wir uns an jedem Weihnachtsfest erinnern, denn so friedvoll und harmonisch? Von Friede und Harmonie bermerke ich in der Geschichte von der Geburt Jesu wenig. Eine junge, unverheiratete Frau, die ganz plötzlich ungewollt schwanger wird. Sie weiss nicht, wer der Vater ist. Ihr Verlobter Josef ist es auf jeden Fall nicht. Und Josef spielt natürlich mit dem Gedanken, sie zu verlassen, als er von der Schwangerschaft erfährt. Da ist auch keine Spur von heiler Welt, als die Geburt Jesu bevorsteht. Maria und Josef finden keine Herberge und müssen mit einem Stall und einer Krippe vorlieb nehmen. Die ersten Besucher sind nicht die Grosseltern, nein, es sind die Hirten vom Feld. Die nächsten Besucher sind die Weisen aus dem Morgenland, die zuerst Herodes Unmut umspielen müssen, bevor sie dann endlich das Kind finden. Eine im Grunde genommen unmögliche Geschichte. Niemand erwartete den Heiland zu diesem Moment weder seine zukünftigen Eltern, noch die Hirten oder die Weisen aus dem Morgenland. 5 Und trotzdem Gott wird Mensch auf diese Weise. Alles läuft anders als geplant oder erhofft. Und gerade da geschieht das göttliche Ereignis. Gott wird Mensch auf anderen Wegen, als die, die wir uns vorgestellt hätten.

6 Marie hört dem Engel zu und sagt gelassen: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Maria weiss nicht, wie Josef reagieren wird. Aber sie vertraut. Josef hört auf den Engel in seinem Traum und nimmt Maria als seine Frau zu sich. Hätte er es nicht getan, wäre Maria zu der damaligen Zeit gesteinigt worden. Die Hirten auf dem Feld bekommen es mit der Angst zu tun, als sie den Engel sehen. Nichtsdestotrotz machen sich die Hirten auf die Suche und finden Maria, Josef und das Kind. Und den Weisen aus dem Morgenland geht es nicht besser. Auch sie müssen suchen, sich sogar bei Herodes erkundigen, der über die Geburt eines Königs gar nicht erfreut scheint. Auch danach keine Spur von Harmonie und Friede. Die Weisen und auch Josef, Maria und das Kind entgehen nur knapp Herodes Zorn. Also gar keine Harmonie, gar kein Friede in der Weihnachtsgeschichte? Doch! Ich spüre Frieden und Harmonie genau an dem Punkt, wo Maria, Josef, die Hirten und die Weisen sich auf Gott einlassen. Maria, Josef, die Hirten und die Weisen lassen ihre Vorstellungen über die Welt und Gott hinter sich und erfahren gerade dadurch einen inneren Frieden, den sie so wohl früher nie kannten. Maria, Josef, die Hirten und die Weisen lassen sich auf Gott ein und ihr Leben bekommt eine neue, unerwartete Richtung. 6 Gott wird Mensch. Und Gott braucht Maria und Josef, die Hirten und die Weisen, damit sie sich dem kleinen, verletzlichen Mensch in der

7 Krippe annehmen. Gott macht sich klein und hilflos und zeigt darin seine ganze Liebe zu uns Menschen. Und das berührt mich jedes Jahr an Weihnachten ganz besonders und mit den Jahren auch immer mehr. Gott kennt unser Menschsein. Er weiss, was es heisst, hilflos und abhängig zu sein, sich zu freuen, zu lachen und zu leiden. Er weiss, wie es ist, ein Mensch zu sein. Gott will uns nahe sein und wir dürfen ihm nahe sein. Für mich ist es ein zärtlicher Gedanke, ein zärtliches Gefühl zu glauben, dass Gott einer von uns geworden ist. Wenn ich etwas aus diesem Weihnachtsereignis in meinen Alltag mitnehmen möchte, dann doch dieses. Ich darf verletzbar sein und meine Verletzlichkeit zeigen. Wie das Kind in der Krippe darf ich Vertrauen haben. Ich darf lachen und weinen, traurig sein und auch wütend. Ich darf scheitern, wie viele Jahre später der erwachsene Mann Jesus am Kreuz. Und ich darf hoffen, staunen, zweifeln, lieben. Wie ein Kind es jeden Tag immer wieder tut. Und wie es das göttliche Kind in der Krippe tat. Weihnachten lädt mich ein, wahrhaft Mensch zu sein. So wie Gott zu uns Menschen herabgestiegen ist, so dürfen wier hinabsteigen in unsere Menschlichkeit. Nur wenn wir uns mit unserer Menschlichkeit aussöhnen und das heisst unser Aussehen, unser Körper, unser Lebensweg, unsere Erfahrungen, unsere Erfolge und Misserfolge, unser Alter können wir zum Himmel emporsteigen. An Weihnachten spüre ich wohl meine innere Zerrissenheit, meine enttäuschten Wünsche und meine Illusionen, meine Verletzungen und Kränkungen. Und dennoch spüre ich an Weihnachten ganz besonders in mir diesen Raum, der voller Friede ist, weil Christus selbst darin wohnt. 7

8 Angelus Silesius, ein religiöser Dichter des deutschen Barock, schrieb den bekannten Satz: Wär Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, doch nicht in dir: du bliebst noch ewiglich verloren. Gott wird Mensch auch heute noch. Du und ich - wir alle tragen Gottes Gesicht. Darüber können wir nur staunen und dankbar und froh sein. Deshalb: Frohe Weihnachten! Amen. 8