Predigt am Sonntag Jubilate (17. April 2016) 2. Korinther 4,16 18 Illustrationen zu Platons Höhlengleichnis!

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FORM V: TRAUERGOTTESDIENST OHNE BESTATTUNG ÜBERSICHT

Transkript:

Predigt am Sonntag Jubilate (17. April 2016) 2. Korinther 4,16 18 Illustrationen zu Platons Höhlengleichnis! Liebe Gemeinde! Jubilate, heißt dieser Sonntag, aber worüber sollte man sich besonders angesichts des heutigen Predigttextes schon freuen, worüber dabei jubilieren? Zunächst konfrontiert uns der Apostel mit einigen extremen Gegensätzen. So etwa mit der Trübsal auf Erden, dem Verfall des äußeren Menschen, wie er wörtlich schreibt. Dem stellt er die ewige und glanzvolle Herrlichkeit bei Gott gegenüber. Er spricht vom Gegenüber des Sichtbaren, dessen also, was alle sehen, was uns vor Augen liegt. Und dies im Gegensatz zum Unsichtbaren, auf das Christen mehr achten, das für sie wichtiger ist, weil es mit dem ewigen Bereich Gottes zu tun hat. Denn dies ist ja der andere darin enthaltene Kontrast: zeitlich - also hier auf Erden, sichtbar, gegenüber ewig - also gewissermaßen im Himmel, unsichtbar. Wer ein wenig Philosophiegeschichte kennt, fühlt sich dabei auch an Plato erinnert, mit dem Reich der Ideen im Gegensatz zu dessen flachen Abbildern in dieser Welt, die wir wahrnehmen, weil und solange uns keine höhere Erkenntnis der Dinge gewährt wird. Ich komme drauf gleich zurück. Doch zurück zum ersten Vers unseres Predigttextes. Dort spricht Paulus vom inneren und äußeren Menschen: Der äußere Mensch verfällt, damit denkt der Apostel an unseren Leib, obgleich das nicht nur unser irdischer Körper ist.

Und dann der innere Mensch, der ständig erneuert werde. Das sind wir als Christen im Zustand der Taufe und des Glaubens. Als Menschen, die sich hoffentlich weniger dieser Erde als mit Gott im Himmel verbunden fühlen. Als Menschen, die wissen, dass sie ihr Dasein nicht einfach der biologischen Geburt, sondern der himmlischen Macht Gottes verdanken. Schwierige Verse in einem kurzen Abschnitt, und wir haben ja nur einen kleinen Ausschnitt aus diesem vierten Kapitel im 2. Korintherbrief herausgegriffen. Kann so etwas jemand verstehen? Immerhin richteten sich diese Zeilen nicht exklusiv an philosophisch geschulte Leser, sondern an die konkrete Gemeinde im griechischen Korinth. Das waren nicht nur gebildete Denker, sondern teilweise auch schlichte Leute. So wie das heute in unseren Gemeinden auch der Fall ist, ärmere und reichere, gebildetere und im Geiste einfachere Gläubige. Darunter bunt gemischt Menschen, die etwa fließend Latein sprechen, bis hin zu solchen, die kaum einen Satz Englisch verstehen. So ist das heute wie entsprechend damals, und so soll es aber auch sein, dass alle dazu gehören, zu einer christlichen Gemeinde, ohne Ansehen der Person Was, wir müssen es zugeben, in der Theorie leichter klingt als dann in der Wirklichkeit. Denn natürlich mögen oder respektieren wir nicht alle Menschen gleich, wir kommen einfach nicht mit allen gleich gut klar. Und dennoch ist es unsere Aufgabe, alle diese anderen Menschen als Kinder Gottes mit den gleichen Rechten und Pflichten zu sehen wie wir selbst. Auch das hängt damit zusammen, dass wir in Wahrheit nicht einfach einer Organisation oder einem Verein angehören. Sondern Kirche ist immer auch Teil des unsichtbaren Reiches Gottes. Besonders interessant im Predigttext ist auch die Gegenüberstellung von unsichtbar und sichtbar. Paulus spricht genauer von dem, was gesehen wird und von dem, was 2

von uns nicht gesehen wird. Ich habe es schon erwähnt: Der Philosoph Platon hatte bereits 500 Jahre v. Chr. das Unsichtbare für das eigentlich Wichtige erklärt - nämlich das Reich der reinen Ideen. In seiner Vorstellung sind Ideen nicht einfach nur Gedanken, sondern reine und wirkliche, für uns aber unsichtbare Urbilder. Die für uns sichtbaren Dinge, die wir mit den Augen sehen, sind dagegen lediglich unvollkommene Abbilder dieser absoluten Wahrheiten, sind nur Phänomene. So gibt es für Platon die Idee des absolut Guten - im Reich der Sinne und Dinge, also in unserer alltäglichen Welt, können wir das Gute aber nur sehr begrenzt erkennen und verwirklichen. Oder es gibt laut Platon im Reich der Ideen eine perfekte Vorstellung, ein Urbild von dem, was ein Kreis ist. Dieser Kreis existiert als reine mathematische Idee, wie ein absolutes Vorbild, und ist wahrer als jeder gezeichnete Kreis, denn wir anfertigen oder sehen können. Denn nichts in unserer Welt der Sinne ist vollkommen, sondern eben nur ein vergängliches Abbild der ewigen. Platon hat diesen Unterschied von absoluter Wahrheit und unseren schwachen Wahrnehmungen davon sehr schön und konkret mit einem Gleichnis erläutert, das Sie als Bild und Grafik in der Hand halten: [Erläuterung Höhlengleichnis]. 3

Ich finde das auch heute noch äußerst aufregend, und wichtig auch für die Worte des Apostels Paulus. Denn auch seine Sätze können wir nur recht verstehen und richtig einschätzen, wenn man diesen in seiner Zeit weithin bekannten Hintergrund beachtet. Auch den einfacheren, aber religiös interessierten Leuten war damals klar, dass es ein geistiges, für uns unsichtbares ewiges Reich geben muss, und im Gegensatz dazu unsere eher materielle, körperbezogene und vergängliche Welt der Sinne. Paulus aber verweist uns in seinem Gegensatzpaaren darauf, dass wir diese Welt vor unseren Augen, die so vergänglich ist, nicht für das Wichtigste halten sollen. Sie ist zwar durchaus Schöpfung Gottes, aber nicht mehr in ihrer ursprünglichen Idee und Reinheit. Von den biblischen, symbolisch zu verstehenden Erzählungen aus dem Paradies und vom Sündenfall durch Eva und Adam wissen wir, dass diese Erde eine gefallene Welt ist, unvollkommen und vergänglich. Bei Paulus ist das aber nicht nur Philosophie um der Erkenntnis Willen. Sondern er schöpft daraus konkrete Hoffnung in einem Leben, das auch für ihn persönlich 4

schwierig ist. Und er versteht dabei ganz genau, dass die Kraft zu dieser Hoffnung nicht aus ihm selbst kommt. Und schon gar nicht aus den Möglichkeiten, die ihm als verwundbarem, sterblichen Menschen zur Verfügung stehen. Sondern die Macht, die wirklich etwas Besseres aus seinem Leben machen kann, kommt von Gott: aus dem unsichtbaren, ewigen Bereich des Himmels, die den inneren Menschen ständig neu macht an Seele und Geist. Dort also, wo nach unserem Glauben Gottes Herrlichkeit uns alle mit in ihren Bann zieht, wie von einem Sog erfasst uns aus der Not hier hinüber rettet in die Ewigkeit. Den Unterschied zwischen unserer alltäglichen Welt und dem unsichtbaren Reich Gottes haben auf eine sehr schlichte, dabei wahrhaftige Weise die berühmten Sätze aus dem kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exúpery auf den Punkt gebracht, die wir wohl alle kennen: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Und dieses Herz ist für uns als Christen das Zentrum des Glaubens. So gesehen stimmt es gut mit Paulus oder in dem Sinne auch Platon überein. Bleibt noch die Frage, was wir mit diesen Gedanken an das unsichtbare, wahre und ewige Reich des Himmels für unser tägliches Leben praktisch anfangen können. Ich denke, vor allem können wir etwas von diesem Gefühl der Hoffnung mitnehmen, die Aussicht auf ein wesentlich besseres Leben, das Platon uns vermittelt und Paulus im Sinne des christlichen Glaubens verspricht: Wenn wir etwa verzweifelt sind, vielleicht aus enttäuschter Liebe, oder weil wir persönlich versagt haben in Beruf, Schule oder Familie. Wenn wir krank sind und unser Körper äußerlich verfällt und wir nichts 5

dagegen tun können. Wenn wir allgemein mit dem Älterwerden und Altern nicht klarkommen. Wenn das, was wir sehen in dieser Welt an Gräueltaten, Leid und Elend uns mit Abscheu erfüllt und verzweifeln lässt. Und wenn wir genau spüren, dass all das Schöne und Gute, das uns in dieser Welt auch begegnet, genauso vergänglich ist wie alle anderen Dinge hier. Auch das Schöne muss sterben, wusste schon der Dichter Friedrich Schiller. Dann besonders können wir an die Worte aus unserem Predigttext heute wie auch an das Höhlengleichnis denken: Das hier ist nicht alles. Es ist zeitlich, voller Trübsal und Not, und nichts bleibt. Und gerade vom so Guten und Schönen in dieser Welt wissen wir: Auch dieses vergeht, wir können nichts festhalten. Und wir sind zwar von Natur aus nicht für die Ewigkeit bestimmt. Aber es gibt eine andere, geistige Welt, die ist nicht so. Die ist ganz anders. Dort herrscht der ewig Gute, dort bestimmt der Gott der absoluten Liebe durch und mit Jesus Christus. Dort ist die Herrlichkeit des Himmels anzutreffen. Und jene Welt ist zwar für unsere irdischen Augen unsichtbar, dennoch existiert sie ewig. Sie vergeht nicht. Und wir sollen ihr begegnen, ihr wieder begegnen, dorthin zurückkehren, wie immer man das ausdrücken will. Das, finde ich, ist eine gute Aussicht voller Hoffnung und Frieden auch schon jetzt in unserer Zeit, und darüber lässt sich in der Tat jubeln. Womit ich meine Frage vom Anfang beantwortet hätte. Darauf können wir bauen - auf das, wie Paulus sagt, was zwar unsichtbar, aber ewig ist. Ein echter Grund, sich zu freuen und tatsächlich heute von Jubilate zu sprechen. Amen. 6