Fortbildungsveranstaltung für Strahlenschutzsachverständige. Sergio Giannini, 2. Dezember 2015

Ähnliche Dokumente
Entsorgung / Deponierung von leicht radioaktiven Abfällen

Informationsveranstaltung

Geplantes Schutzkonzept der revidierten StSV

Überprüfung Abwasserkontrollanlagen von Jodtherapiepatientenzimmern

was ist neu für die Nuklearmedizin mit der revidierten Strahlenschutzverordnung?

Strahlenschutz. Radioaktivität Strahlenschutz Grenzwerte

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Das 10 µsv Konzept: Gibt es eine ungefährliche Dosis?

Wegleitung L Wegleitung zur Erstellung von betriebsinternen Weisungen für den Strahlenschutz

Natürliche Radionuklide

Jahrestagung des LIA.nrw 2017 Offene radioaktive Stoffe: Ein wichtiges Thema im Arbeitsschutz

44. Jahrestagung des Fachverbandes für Strahlenschutz, Karlsruhe 2012

28. Einsatzleiterseminar - Hafnersee Strahlenbelastung und Risiko für Einsatzkräfte

Iod-Uptake: Was bedeutet das?

Auswertung. D10: Radioaktivität

Grundlagen der Freigabe

Hintergrundinformation zu Polonium - 210

Merkblatt L Wegleitung zur Erstellung von betriebsinternen Weisungen für den Strahlenschutz

Iod-131-Therapie: Information für das Pflegepersonal

Die Überwachung der Emissionen des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM)

Entsorgung von Abfällen mit vernachlässigbarer Radioaktivität aus dem Abbau kerntechnischer Anlagen

Gefährdungsbeurteilung für den Umgang mit radioaktiven Stoffen in Schulen Blatt 1: umschlossene radioaktive Stoffe

Tritium in der Uhren- und Rüstungsindustrie

Ohne Schilddrüse leben e.v.

Wegleitung L Strahlenschutz an Ausbildungsstätten

Institut für Transurane Strahlenexposition durch Emission

Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein

Totalrevision der Verordnungen im Strahlenschutz

Verordnung über die Gebühren im Strahlenschutz

Umweltbericht Firmenporträt

Originaltext. Der Schweizerische Bundesrat und die Regierung des Fürstentums Liechtenstein sind wie folgt übereingekommen:

Musterlösung Übung 4

Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen

Verordnung über die Gebühren im Strahlenschutz

Strahlenschutz bei handgehaltenen Röntgenfluoreszenz-Spektrometern

Physik für Mediziner im 1. Fachsemester

Strahlenschutzgrundsätze für die Radioiod-Therapie

Merkblatt. Entsorgung von Rückständen aus Heizungen und Tankanlagen

Fachkommission Strahlenschutz

Erläuterungen zur Freigabe. 09. September 2014

Fachgespräch AKW-Rückbau - Mammutaufgabe und Konfliktherd. Vortrag Strahlungsgefährdung im Vergleich

Examensaufgaben RADIOAKTIVITÄT

Skript zum Masterpraktikum. Studiengang: Radiochemie. Radioaktivität und Strahlenschutz

Examensaufgaben RADIOAKTIVITÄT

Abschätzung der Strahlenrisiken nach dem Unfall in Fukushima. Die Erfahrungen seit dem Unfall von Tschernobyl :

Empfehlungen zum Verhalten von Patienten nach Therapie mit radioaktivem Iod

Strahlenschutz-Update

Strahlenquellen. Strahlenarten. Ultraviolett (UV) Licht / Wärme (IR) Laser. Röntgenstrahlung. Radioaktivität. Elektromagnetische Felder (EMF), HF, NF

Technische Mitteilung Hinweis W 253 Dezember 2008

Rheinüberwachung / Radioaktivität

Abschlussbericht zum Aufsichtsschwerpunkt Radiojod-Therapie- Patientenzimmer

Gammaspektroskopie. Typische Detektoren: Szintillationszähler: (NaI, CsI, Plastik- oder Flüssigszintillator, ) Ge Detektoren (hohe Energieauflösung)

Der Strahlenschutzbeauftragte eine Frage der Ehre?

Entsorgung von Abfällen mit vernachlässigbarer Radioaktivität aus dem Abbau kerntechnischer Anlagen - Das 10 Mikrosievertkonzept -

3. Mediationssitzung Institut für Transurane TOP 2: Emissionen am Standort des ITU (Standort KIT Campus Nord) - Genehmigungssituation -

Radioanalytik in der Bioanalytik

Checklisten für die Inaktivierung von biologischen Abfällen aus Laboratorien der Sicherheitsstufe 1 und 2:

Gefährdung durch Polonium-210 ( Po)

Ergänzende Umgebungsüberwachung des Standortes Gorleben 2012

MÖGLICHE INKORPORATION NATÜRLICHER RADIONUKLIDE AN (TE)NORM-ARBEITSPLÄTZEN DIANA WALTHER

Strahlenphysik Grundlagen

Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität (KSR)

- Meldung eines Wechsels der Strahlenschutzbeauftragten an die Aufsichtsbehörde

Zusammenhang. Aktivität Zählrate - Dosisleistung. Strahlungsquelle Aktivität Becquerel. Strahlenbelastung Äquivalentdosisleistung

Die Folgen des Verzichts auf Grenzwerte für Radionuklide in der CH-Gesetzgebung sowie. Biomonitoring von Milchzähne und Muttermilch

DATENSAMMLUNG 2. Übersicht über die Strahlenarten 2. Aktivität und Dosiseinheiten 3. Halbwertsschichten 5. Naturkonstanten 5

Fortgeschrittene Experimentalphysik für Lehramtsstudierende. Teil II: Kern- und Teilchenphysik

Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein

Hygiene in der Pflege,

Stand: Freigabebescheid Nr. (Nummer des Freigabebescheids, sobald diese bekannt ist) nach 29 StrlSchV:

ibmt Ziel des Praktikums Fragen zum Selbststudium

Formular für Stellungnahme zur 2. Ämterkonsultation Revision der Verordnungen im Strahlenschutz

Ionisierende Strahlung

Radium-226 in Wasserproben aus der ehemaligen Deponie Lischenweg Biel/Bienne 3. Juli 2014

1. Physikalische Grundlagen

Was ist Radioaktivität? Und warum ist sie schädlich?

Autor: M. Zehringer Rheinüberwachung / Radioaktivität. Anzahl untersuchte Proben: 67 Anzahl beanstandete Proben: 0

Inhaltsverzeichnis. 1 Einführung in den Strahlenschutz der Feuerwehr

Radioiodtest I-131. Arbeitsanweisung zur Durchführung eines prätherapeutischen Radioiodtestes und der therapeutischen Herddosisbestimmung.

Kantonales Laboratorium. Autor: M. Zehringer. Rheinüberwachung / Radioaktivität. Anzahl untersuchte Proben: 65 beanstandet: 0

Jahresbericht 2006 Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität zu Köln (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

UMC St Radboud. Ambulante Radiojodtherapie

Darstellung der behördlichen Überwachung von Emissionen radioaktiver Stoffe aus dem Kernkraftwerk Philippsburg bei Betrieb und Revision

Radiologische Konsequenzen einer Freisetzung für den Raum Aachen

Freigabe und Entsorgung von radioaktiven Reststoffen

Wegleitung L Baulicher Strahlenschutz für PET-Einrichtungen

Anwendung der Radioaktivität

Jahresbericht Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin. der Universität zu Köln. (Direktor: Prof. Dr. med. H. Schicha)

Deponierung freigegebener Abfälle aus Kernkraftwerken

40 Jahre Personendosimetrie am KBS

30. Oktober 2014 MED Ausbildungszentrum am AKH Linz, Paula-Scherleitner- Weg 3, 4020 Linz

Radioaktivitätsmessungen in der Gamma-Messstelle des Österreichischen Ökologie-Instituts. anlässlich des Unfalls in Fukushima, Japan

trahlenschutz-eu-anpassungsgesetz, (BGBl. I Nr. 146/2002 i.d.f. aus 2004)

Vorwort 9 Allgemeine Strahlenschutzverordnung Teil: Allgemeine Bestimmungen Abschnitt: Grundsätze, Anwendungsbereich 19

Transkript:

Fortbildungsveranstaltung für Strahlenschutzsachverständige Sergio Giannini, 2. Dezember 2015

BAG-Bericht 2014 Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität in der Schweiz Radiologische Ereignisse Im Waschwasser der Abgase einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA von Basel) wurden im Juni, August und September 2014 hohe Werte von I-131 und Tritium gemessen. Die erreichten Werte deuten darauf hin, dass radioaktive Abfalle in nichtvorschriftsgemässer Weise entsorgt wurden. Die SUVA und das BAG ermitteln noch zu diesen Vorfallen. Die Folgen für Mensch und Umwelt waren allerdings vernachlässigbar.

Wie wurden diese Freisetzungen entdeckt? Das kantonale Laboratorium Basel untersucht regelmässig das Abwasser der Rauchgasreinigung der Kehrichts-verbrennung Basel (KVA) Die Monitoringberichte werden auf der Internetseite www.gesundheitsschutz.bs.ch/konsum-umwelt/berichte.html publiziert. Im Bericht vom 4.2.2015 "Abwassermonitoring der KVA Basel / Radioaktivität" wurden folgende Messwerte publiziert:

Bericht vom 4.2.2015?

Strahlenschutzverordnung, Anhang 2 Für I-131: 5 Bq/l 50 kbq

Geltungsbereich Die KVA Basel ist nicht bewilligungspflichtig, sie hat in der Regel keinen Umgang mit Radioaktivität. Die Betriebe im Einzugsgebiet der KVA sind bewilligungspflichtig. Ihre Abgabemengen sind durch die StSV, Anhang 2 geregelt.

Strahlenschutzverordnung, Anhang 2 Für I-131: 500 Bq/kg 50 kbq Bei der KVA können Spitzenwerte auftreten, obwohl jeder Betrieb die maximalen Abgabemengen einhält. Um solche Spitzen zu vermeiden, kann die Aufsichtsbehörde quellenbezogene Dosisrichtwerte festlegen.

Wo wird I-131 eingesetzt? Wenig I-131 wird in der Laboranalytik verwendet: Im Aufsichtsbereich der Suva: 2 Betriebe (keiner im Raum Basel) Gesamte bewilligte Menge am Lager: 250 MBq I-131 wird hauptsächlich in der Nuklearmedizin verwendet. Radioiodtherapien (gegen Schilddrüsenerkrankungen) werden peroral verabreicht (bis 7'400 MBq). Die Patienten sind zu Beginn hospitalisiert. 70% der Aktivität wird über Urin und Stuhl innerhalb von wenigen Tagen ausgeschieden. Die Spitäler sammeln die Ausscheidungen und lassen sie vor der Abgabe in die Kanalisation abklingen. Bericht des kantonalen Laboratoriums "Abwassermonitoring der ARA Basel / Radioaktivität"

Nichtvorschriftsgemässe Entsorgung? Laut VOQ dürfen I-131-Therapien bis 200 MBq an ambulanten Patienten / Patientinnen appliziert werden. 30% dieser Aktivität wird in der Schilddrüse gespeichert, der Rest wird über Urin und Stuhl innerhalb von wenigen Tagen in die Kanalisation ausgeschieden. Bei einem inkontinenten Patienten kann ein Teil der übrigen 140 MBq mit den Windeln in den Hauskehricht (d.h. in die KVA) entsorgt worden sein. Die festgestellte Abgabe (6'458 kbq 6.5 MBq) ist möglicherweise so entstanden.

Massnahmen Mit einer Eingangsmessung bei den KVA könnten solche Quellen mühelos gefunden werden und vor der Verbrennung in einem Abklinglager zurückgehalten werden. Das BAG strebt eine gesetzliche Möglichkeit an, um solche Messungen verlangen zu können (Revision der StSV).

Gefährdung Der höchste beobachtete Wochenmittelwert betrug 24 Bq/l. Die Einnahme von 1 Liter Abwasser aus der Rauchgaswaschanlage führt zu einer Dosis von: E 50 = A ing e ing E 50 = 24 Bq 2.2 E-08 Sv/Bq = 528 nsv = 0.528 µsv Die festgestellten Mengen stellen kein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar.

Bericht vom 4.2.2015?

Wo wird Tritium im Raum Basel eingesetzt? Analytik Verbrauch ~ 550 GBq/Jahr am Lager ~ 50'000 GBq Uhrenindustrie am Lager ~ 370 GBq Tritiumgas-Lichtquellen am Lager ~ 16'000 GBq

Verbrauch von Tritiumleuchtfarbe in Leuchtfarbenateliers in der Schweiz

Nichtvorschriftsgemässe Entsorgung? Die auf Grund der Messung der KW 35 geschätzte monatliche Abgabe im September 2015 betrug 4'000 MBq, d.h. 67-mal mehr als die erlaubte Abgabemenge. Die Betriebe mit Bewilligung pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde (Suva). Sie liefern regelmässig die Bilanzierung des H-3-Verbrauchs. Altlasten: Alle H-3 verarbeitende Schweizer Betriebe hatten (haben) eine Bewilligung, die Abgabe von Abfällen ist reglementiert, es sind keine Altlasten zu erwarten.

Woher könnten die Abgaben sonst kommen? Tritium-Gaslichtquellen (z. B. für Leuchtschilder der Flugzeugindustrie) sind im Ausland zum Teil zugelassen. Diese Quellen haben hohe Aktivitäten (bis ~400 GBq). In der Schweiz sind sie nicht erlaubt. Es gibt wenige Bewilligung für die Lagerung von Ersatzteilen. 4'000 MBq entsprechen der Tritiummenge in: 40 Uhren / Uhrenbestandteile mit Tritiumleuchtfarbe oder 4 Uhren mit Tritiumgaslichtquellen (TGLQ) oder?? kleine Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus dem Ausland (in der Schweiz nicht zugelassen). Ein Uhrenladen (Uhrmacher) kann bis 1'000 Uhren ohne Bewilligung lagern.

Räumung eines Kleinbetriebs aus früheren Zeiten

Massnahmen Tritium kann mit einer Eingangsmessung bei den KVA nicht gefunden werden (β-strahler mit kleiner Energie). Die in der Schweiz umgesetzten Mengen haben stark abgenommen. Erhöhte Messwerte treten selten auf.

Gefährdung Der höchste beobachtete Wochenmittelwert betrug 35 kbq/l. Die Einnahme von 1 Liter Abwasser aus der Rauchgaswaschanlage führt zu einer Dosis von: E 50 = A ing e ing E 50 = 35 E+03 Bq 1.8 E-11 Sv/Bq = 63 E-8 Sv = 0.63 µsv Die festgestellten Mengen stellen kein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar.

"Einzigartige, handgefertigte Artikel direkt von kreativen Menschen aus der ganzen Welt"

"Einzigartige, handgefertigte Artikel direkt von kreativen Menschen aus der ganzen Welt" Ursprünglich als Vatertag Geschenk, ist dieses Tritium-Fläschchen-Halter ideal für Wanderer, die ihre Anwesenheit, Radfahrer, Jogger oder jemand auf der Suche nach zusätzlichen Flair erklären will. Tritium ist ein Niedrigenergie-Beta-Strahler. Es ist nicht gefährlich, extern, aber es ist eine Gefahr für die Strahlung, wenn inhalative, Einnahme über Nahrung oder Wasser oder durch die Haut aufgenommen. Tritium hat eine kurze biologische Halbwertszeit, die sowohl die gesamten Effekte der einzelnen Vorfall Verschlucken verringert und Anhäufung von Tritium aus der Umgebung schließt.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit