Im Paradies des Alphabets Die Entwicklung der lateinischen Schrift Materialien für den Unterricht Aufgaben 1. Lesen Alte Handschriften zu lesen, braucht etwas Übung, aber man kann es lernen. Hier sind drei Ausschnitte aus St. Galler Handschriften, die auch in der Ausstellung zu sehen sind. Probiere sie zu lesen und schreib auf, was du lesen kannst. a) Capitalis quadrata (Cod. Sang. 1394, S. 15) http://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/1394/15 Hinweise: Das A, das über der ersten Zeile steht, ist eine Korrektur. Es ist vor dem darunterstehenden E zu ergänzen. Der Buchstabe V kann für zwei Laute stehen: U oder V. Zusatzfrage: Obwohl die Buchstaben der Capitalis quadrata sehr genau unseren heutigen Grossbuchstaben entsprechen, sind die beiden Verse vielleicht nicht einfach zu lesen. Woran liegt das? Klosterhof 6d, Postfach, 9004 St.Gallen / Schweiz Telefon +41 71 227 34 17, Fax +41 71 227 34 18 stibi@stibi.ch, www.stiftsbibliothek.ch
2 b) Karolingische Minuskel (Cod. Sang. 268, S. 31) www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0268/31 Diese Handschrift enthält ein Grammatiklehrbuch des angelsächsischen Gelehrten Alkuin von York (gestorben 804). Es ist in Form eines Dialogs zwischen Schüler (discipulus, abgekürzt D) und Lehrer (magister, abgekürzt M) geschrieben. Hinweise: Es gibt zwei Ligaturen (Verbindungen zwischen zwei Buchstaben). Die erste ist und steht für st. Die zweite,, steht für et. Ausserdem gibt es ein als Zeichen für ae. Worttrennung am Zeilenende ist nicht durch einen Trennstrich gekennzeichnet. Zusatzfrage: Zwei Buchstaben kommen hier in zwei verschiedenen Formen vor (von denen jeweils nur eine auf eurem Einführungblatt abgebildet ist). Welche Buchstaben sind es und wie sehen sie aus?
3 c) Karolingische Minuskel im Folchart-Psalter (Cod. Sang. 23, S. 80) www.e-codices.unifr.ch/de/csg/0023/80 Hinweis: Auch hier gibt es Worttrennung am Zeilenende ohne Trennstrich. In der vorletzten Zeile steht eine Abkürzung ( mit einem Querstrich darüber). Sie steht für deus (= Gott ). Die Interpunktionszeichen sind etwas anders als heute: Der Punkt unten (in Zeile 1) steht für eine kurze, der auf mittlerer Höhe mit einem Komma darüber (in Zeile 3) für eine mittlere und der oben (in Zeile 5) für eine lange Pause. Zusatzaufgabe: Suche die Handschriften in der Ausstellung und notiere, wann und wo sie geschrieben wurden.
4 2. Schreiben Wenn die St. Galler Mönche ausprobieren wollten, ob Feder und Tinte in Ordnung waren, schrieben sie manchmal probatio pennae (= Federprobe ). Schreibe selbst die Wörter probatio pennae in verschiedenen Schriften. Du kannst zusätzlich auf der nächsten Seite den Vers Adnexique globum zephyri freta kanna secabant, der alle Buchstaben des Alphabets enthält, abschreiben. Wahlweise kannst Du auch die Buchstaben dieses Verses in die richtige Reihenfolge des Alphabets bringen. a) Capitalis quadrata b) Karolingische Minuskel c) Gotische Textura
Welche Buchstaben kommen in diesem Vers mehrfach vor? Wie oft? 5
6 Zusatzaufgabe: Welche Buchstaben fallen Dir bei der Capitalis quadrata und der karolingischen Minuskel als ungewöhnlich auf? Welche sind anders als unsere heutigen Grossoder Kleinbuchstaben?
7 3. Entdecken Vergleiche die vier Alphabete auf dem Einführungsblatt mit dem Alphabet, das du in der Schule gelernt hast. Welche Buchstaben fehlen? Capitalis quadrata: Karolingische Minuskel: Gotische Textura: Humanistische Minuskel: Hier ist noch einmal der Alphabetvers, dieses Mal in humanistischer Minuskel, die unserer heutigen Schrift am nächsten ist. Schreibe ihn in deiner eigenen Schrift ab. Welche Unterschiede fallen dir auf? In der Ausstellung sind nur zwei Handschriften in Majuskelschriften (Grossbuchstabenschriften). Welche Handschriften sind das und wie heissen die beiden Schriften?
8 Welche Schriften sind besonders schwer zu lesen? Woran könnte das liegen? Welche Schriften in der Ausstellung gefallen dir besonders gut? Warum? Probier einmal selbst ein Pangramm (einen Satz, in dem alle Buchstaben des Alphabets vorkommen) zu erfinden. Die Buchstaben dürfen mehr als einmal vorkommen.