Deutlich skulptural geprägt Neubau einer Dreifeldsporthalle mit integriertem Kulturteil in Hamburg- Bergedorf anstelle des 2009 durch Brand beschädigten und daraufhin abgerissenen Vorgängergebäudes. Der neu entstandene Klinkerbau, dreiseitig eingefasst von hohem Baumbestand, markiert den nördlichen Endpunkt der bestehenden einbis dreigeschossigen Schulgebäude aus den 70er Jahren. Mit ihnen gemeinsam bildet der Neubau ein bauliches Ensemble, das sich um einen zentralen Schulplatz gruppiert. Über die Nutzung des hier beschriebenen Sport- und Kulturzentrums hinaus haben die planenden Hamburger Architekten BKS, unter der Projektleitung von Henning Scheid, eine neue architektonische Identität für den Standort geschaffen und gleichzeitig zur Beruhigung der vorgefundenen baulichen Heterogenität beigetragen. Skulpturales Raumkonzept Anders als das Vorgängergebäude ist der Neubau als Dreifeldsporthalle konzipiert und verfügt zusätzlich über einen separaten Kulturteil, der je nach Bedarf zugeschaltet werden kann. Beide Funktionsbereiche werden ergänzt um den längs des eigentlichen Sportfeldes verlaufenden Umkleidegang mit darüber liegender Zuschauergalerie, das auf der gegenüberliegenden Seite angeordnete Lager für Sportgeräte und schliesslich den stirnseitigen Erschließungsblock mit gemeinsamem, behindertengerechtem Eingang für Sportanlage und Kulturforum. Entsprechend wurde das Gebäude ein- bzw. zweigeschossig geplant. Die Volumina der genannten Funktionsbereiche sind additiv einander zugeordnet und prägen durch ihre gestaffelte Anordnung und die expressive Ausgestaltung der Dachlandschaften den skulpturalen
Gebäudeausdruck, der zugleich die Nutzung der neuen Anlage von aussen erahnen lässt. Korrespondierendes Fassadenbild Der Gebäudecharakter wiederholt sich sinngemäß in der Gebäudeaußenhaut. Ein unregelmäßig, reliefartig vermauerter Klinker erzeugt, architekturentscheidend, minimalistische Skulpturen. Ausgewählt wurde dafür ein schwarz durchgefärbter Stein des niederbayerischen Ziegelherstellers GIMA, Girnghuber GmbH, (Werksbezeichnung:»Pescara FKSG«), der in traditioneller Kohle-Salzbrand-Technologie, gefertigt worden ist und damit zugleich die handwerkliche hamburgische Backsteintradition zitiert. Der Stein ist extrem hoch gebrannt, so dass, ähnlich den alten Ringofenverhältnissen, die Klinker auf dem Ofenwagen leicht deformiert worden sind, dabei z.t. verkleben und auf diese Weise noch Reste der Steine der darüber liegenden Lage anhaften. Diese ungekünstelte Lebhaftigkeit des Scherbens wird noch unterstrichen durch das kräftige Farbspiel, das Kohlebrand und Salzglasur dem Klinker verleihen. Oberflächenbündige Verglasungen kontrastieren mit den taktilen Eigenschaften dieser rauen Klinkerfassaden und tragen zur Beruhigung der Flächen bei. Im Zusammenspiel mit einer sensiblen Detailreduktion sowie der asymmetrischen, präzise gesetzten Glasflächen entsteht so ein eigenständiger Gebäudecharakter, der, ebenso wie die äußeren Konturen, die Besonderheit der Nutzung unterstreicht und zugleich neugierig macht auf das Innere. Die transluzente Seitenverglasung sorgt für blendfreies Tageslicht. Die wenigen transparenten Verglasungen sind dagegen eher als Inszenierung gesetzt, als orientierender Ausblick in die Landschaft, aber auch als interessierter Einblick ins Gebäudeinnere. Farben definieren den Raum Im Inneren der Sporthalle herrschen Farben: Grün, Blau, Rot, natürliches Holz, - Farben als Ausdruck von Dynamik und Ruhe, - Farben allseitig an Wänden, Böden und Decken, - Farben als Definition des Raumes und nicht nur als bunter Anstrich. Der helle, tagesbelichtete Kulturraum wurde in weiß und schwarz gehalten mit Parkettfußböden in Naturholz und Akustikelementen aus rotem Samt, - ein multifunktionaler Raum, der die
Phantasie anregen soll. Die verwendeten Materialien und Ausbauten sind robust und gewährleisten eine dauerhafte wartungsarme Nutzung, ein Anliegen, das den Architekten wichtig war und das sie auch deutlich zum Ausdruck bringen wollten. Nicht nur visuelle Wahrnehmungen sollten vermittelt werden; die Gestaltung insgesamt ist ernst zu nehmen und auch didaktische Intensionen, insbesondere im Schulbau, sollten erkannt und respektiert werden. Und das scheint funktioniert zu haben: Neun Monate nach der Inbetriebnahme des Gebäudes konnte sich der Verfasser dieses Textes selbst davon überzeugen wie sorgfältig mit diesem Neubau, nicht zuletzt dank seiner Gestalt- und Materialqualität bisher umgegangen worden ist. Er steht da wie neu, - innen wie außen. Hier ist ein Haus entstanden, das den Ort neu und angemessen definiert, - ein Gebäude als Ausdruck seiner Nutzung, öffentlich und anregend, differenziert und einfach, nachhaltig in seiner Materialität und Zeitlosigkeit. 4.153 Zeichen
Projektdaten Projektname: Bauherr: Architekten: Tragwerksplanung: Haustechnik: EnEV: Brandschutz: Raumakustik: Vermessung: Außenanlagen: Klinker-Mauerwerk: Gesamt-Nutzfläche: Bruttogeschoßfläche: Bruttorauminhalt: Sporthallengrösse: Bauzeit: Dreifeldsporthalle mit Kulturforum in Hamburg-Bergedorf Schulbau Hamburg BKS Architekten BDA, Hamburg AHW Ingenieure GmbH, Hamburg IPV Ingenieur-Planung für Versorgungstechnik GmbH, Reppenstedt KAplus Ingenieurbüro Vollert, Eckernförde hppberlin, Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin Thilo Jensen, Beratungsbüro für Bau- und Raumakustik GmbH, Barsbüttel Vermessungsbüro Kruse, Pinneberg Planungsgruppe Hass, Rellingen GIMA Girnghuber GmbH, Marklkofen ca. 2.430 qm ca. 3.011 qm ca. 22.260 cbm ca. 45 x 27 x 7 m 13 Monate Fertigstellung: 2012 Gesamtbaukosten: ca. 6.100.000
Der dunkle kohle-gebrannte Klinker wurde unregelmäßig, reliefartig vermauert, um den skulpturalen Charakter des Gebäudes auch in seinem äußeren Erscheinungsbild zum Ausdruck zu bringen.
Südansicht mit dem davor liegenden, neu entstandenen zentralen Schulplatz. Die expressive Dachlandschaft macht die einzelnen Funktionsbereiche des Gebäudes ablesbar.
Die wenigen transparenten Verglasungen sind als Inszenierung gesetzt, als orientierende Ausblicke in die Landschaft.
Flächenbündige Verglasungen kontrastieren mit den taktilen Eigenschaften des reliefartig vermauerten Kohlebrand-Klinkers.
Fassadendetail: Ein hart gebrannter Klinker mit deutlichen, fertigungsbedingten Anschmelzungen benachbarter Klinkerschichten während des Brennprozesses, mit Kohle-Einschlüssen, und partieller Salzglasur, - unregelmäßig reliefartig vermauert.
Notausgang mit außenliegender Treppe auf der ansonsten tür- und fensterlosen Nordseite des Gebäudes.
Das Innere ist beherrscht von Farben als Ausdruck des Raumcharakters; hier der Umkleidegang mit den seitlichen Zugängen zu den Kabinen.