Junger Beton in " stark" angreifendem Wasser

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Junger Beton in " stark" angreifendem Wasser Von Wolfram Rechenberg, Düsseldorf *) Übersicht Im allgemeinen wird empfohlen, frisch eingebauten Beton mindestens 7 Tage lang gegen Zutritt von chemisch angreifendem Wasser zu schützen. Hiervon abweichend wurden bei der Untersuchung Betanwürfel mit 10 cm Kantenlänge schon im After von 3 und 6 Stunden in "stark" angreifendes, suffathaltiges und kohlensäurehaltiges Wasser über längere Zeit eingelagert. Die Betone aus 4 verschiedenen Zementen wiesen einen Wasserzementwert von 0,55 und einen Zementgehalt von rd. 280 kg/m 3 auf. Durch mechanische Prüfung mit dem Kugelschfaghammer und durch chemisch-analytische Ermittlung der Eindringtiefe des Sulfats wurde festgestellt, daß es tür den chemischen Widerstand der Betone ohne Bedeutung war, wenn sie bereits kurz nach der Herstellung den "stark" angreifenden Flüssigkeiten ausgesetzt wurden. 1. Einleitung und AufgabensteIlung Nach DIN 4030 [1] wird das Angriffsvermögen von " Wässern vorwiegend natürlicher Zusammensetzung" nach drei Graden unterschieden : " schwach", "stark" und " sehr stark" angreifend, Ein Wasser wird daher je nach dem bei der Analyse ermittelten Gehalt betonangreifender Bestandteile einem der drei AngriHsgrade zugeordnet. Für die Beurteilung dienen u. a. der Gehalt an kalklösender Kohlensäure (C02 in mg/i) und an Sulfat (S04 2 - in mg/i). "Stark" angreifendes Wasser wird u. a. durch einen C02-Gehalt von 30 bis 60 mgtl gekennzeichnet oder durch einen Gehalt von 600 bis 3000 mg S04 2 - je Liter. In DIN 1045 [2] wird für Beton, der " starkem" Angriff ausgesetzt wird, verlangt, daß die Wassereindringtiefe nach DIN 1048 höchstens 3 cm beträgt und der Wasserzementwert 0,50 nicht überschreitet. Für die Beurteilung der Wassereindringtiefe (Dichtigkeit) gilt in der Regel ein Prüfalter von 26 Tagen. Diese Bedingung ist ' ) Auszug aus dem Vortrag von S. Sprung und W. Rechenberg: Die Beständigkeit vo n Beton gegen chemischen Angriff. Tech nisch -wissenschaflliche Tagung des Vereins Deutscher Zemenlwerke in Hamburg, September 1974, 57

mit einem sachgemäß zusammengesetzten und verdichteten Beton B 11 ohne Schwierigkeit zu erfüllen. Dazu gehört auch, daß der Beton in den ersten 7 Tagen gegen Austrocknen geschützt wird. Man setzt dabei stillschweigend voraus, daß das angreifende Wasser erst nach angemessener Erhärtung des Betons einwirkt, daß der Zement also weitgehend hydratisiert ist und dementsprechend das vom nichtgebundenen Wasser herrührende Volumen an Kapillarporen sich bereits weitgehend vermindert hat. Wird der frische Beton unmittelbar oder in jungem Alter dem angreifenden Wasser ausgesetzt, wie beim Schütten unter Wasser oder beim Bauen im Grundwasser, z. B. wenn hierbei nur eine Wasserhaltung während des Betonierens vorgesehen wird, so erhebt sich die Frage. wie sich solcher Beton gegenüber einem " stark" angreifenden Wasser verhält. Im allgemeinen wurde bisher empfohlen, den jungen Beton 7 Tage. besser 14 Tage lang vor dem Zutritt eines "stark" ang reifenden Wassers zu schützen. Die nachfolgenden Untersuchungen wurden als Beitrag zu der Frage durchgeführt. ob diese mit großem technischen und wirtschaftlichen Aufwand verbundene Empfehlung notwendig ist. Der Arbeitsplan zu den Untersuchungen des Forschungsinstituts der Zementindustrie wurde im Jahre 1969 aufgestellt. Mit den Untersuchungen wurde im Januar 1970 begonnen. 2. Untersuchungen 2.1. Obersicht Um die Wirkung des chemischen Angriffs in möglichst kurzer Zeit beurteilen zu können, wurden Betone mit einem Zementgehalt von rd. 280 kg/m 3 hergestellt; ihr Wasserzementwert betrug 0.55 und war damit höher als der in DIN 1045 festgelegte. Die daraus hergestellten 10-cm-Würfel wurden im Alter von 3 oder 6 Stunden. 12 Stunden, 1 Tag und 7 Tagen in Lösungen von Magnesiumsulfat oder Natriumsulfat, von kalkangreifender Kohlensäure sowie zum Vergleich in destilliertes Wasser eingelagert. Die in Wasser, Magnesiumsulfatlösung und kalklösender Kohlensäure lagernden Würfel wurden nach einer Lagerungsdauer von 1, 2. 4 und 8 Monaten mit dem Kugelschlaghammer nach DIN 4240 geprüft. Außerdem wurden nach zweijähriger Einlagerungsdauer aus den in Natriumsulfat gelagerten Würfeln Bohrkerne entnommen und daran durch chemisch-analytische Prüfungen die Sulfate!ndringtiefe ermittelt. 2.2. Zemente Da die Versuche im Januar 1970 begonnen wurden, sind vier Zemente verwendet worden, die zur damaligen Güteklasse Z 275 gehörten (DIN 1164, Ausgabe Dezember 1958). Es waren dies je ein gewöhnlicher Portlandzement (PZ) und Hochofenzement (HOZ) und je ein Portlandzement (PZ,S) und Hochofenzement (HOZ.S), die nach ihrer Zusammensetzung damals als "sulfatwiderstandsfähig" bezeichnet wurden. In Tafel 1 sind die Normfestigkeit, die spezifische Oberfläche, der Tricalciumalumi- 58

Tafel 1 Normfestigkeit. spezifische Oberfläche, rechnerischer Gehalt an Tricalciumaluminat und Hüttensandgehalt der Zemente, geprüft nach DIN 1164 (Ausgabe 1970), Blatt 7, Blatt 4 bzw. Blatt 3 Eigenschaften des Zements PZ PZ, S HOZ HOZ, S I Normlestigke it in kp/cm 1 N, 20' 230 '" - N, - - - 263 N" 467 569 476 449 Spezifische Oberfläche in cm 2 / g Trlcalciumaluminatgehall in Gew.-Ofo 2990 3160 3310 3980 11,1 0, ' - - HÜllensandgehalt - - " 78 in Gew.-Ofg S03-Gehalt in Gew.-% 2,70 2,07 2,78 2,84 natgehalt, der Gehalt an Hüttensand und der Sulfatgehalt der Zemente aufgeführt. Diese Prüfungen wurden bereits nach DIN 1164, Ausgabe Juni 1970, durchgeführt. 2.3. Zuschlag Die Zuschlaggemische entstanden aus Rheinsand und Rheinkies der Korngruppen 0/0,2 mm, 0/ 3 mm, 1/2 mm, 2/7 mm, 7/ 15 mm und 15/ 30 mm. Die mittlere Kornrohdichte des Zuschlags betrug 2,63 kg/ dm 3 ; er bestand vorwieg end aus kieseligem Gestein. Die Kornzusammensetzung der Zu sch laggemische entsprach Sieblinie E der DIN 1045, Ausgabe November 1959: Anteile bis 0,2 3 7 15 30 mm Beton M Beton N 9 9 24 24 43 43 60 82 60 100 100 Gew.-O/o Gew.-Ofo 2.4. Beton Für die Lagerung in Wasser, Magnesiumsulfatlösung und kalklösender Koh lensaure wurde mit jedem der 4 Zemente ein Beton M mit 30 mm Größtkorn und für die Lagerung in Natriumsulfatlösung entsprechend ein Beton N mit 15 mm Größtkorn hergestellt. Zement, trockener Zuschlag und Wasser wurden bei rd. 20 oe in ein em 150-1-Zwangsmischer 120 Sekunden lang gemischt. Die Betone wiesen Verdichtungsmaße zwischen 1,22 und 1,38, Zementgehalte von rd. 282 ± 3 kgj m 3 und einen einheitlichen Wasserzementwert von 0,55 au f. Mit Ausnahme des Betons aus dem 59

gewöhnlichen Portlandzement neigten die Betone zu einem geringen Wasserabsondern. Die mit einem Aufsatzkasten versehenen Würfelformen 10 cm. 10 cm. 10 cm wurden in zwei Schichte n gefüllt. Jede Schicht wurde 15 Sekunden lang auf einem Rütteltisch (Schwingungszahl 3000/ min, Schwingungsbreite rd. 1 mm) mit einer geringen Auflast ve rdichtet. Nach dem Verdichten wurde der Aufsatzkasten mit dem darin befindlichen Beton abgenommen und die obere Fläche bündig mit den Formoberkanten abgestrichen. Der Beton lagerte bis zum Einsetzen in die Flüssigke iten unter feuchten Tüchern bei rd. 20 C. Zur Kennzeichnung der Beton-Druckfestig keit W28 wurden je 3 Würfel der 4 Betone N nach D1N 1048 gelagert und im Alter von 28 Tagen geprüft. Es fanden sich für Beton aus Rohdichte kg/ dm 3 PZ PZ,S HOZ HOZ,S 2,35 2,36 2,35 2,36 551 595 502 477 2.5. Lagerungsflilsslgkeiten 2.5.1. Allgemeines Die Würfel aus den Betonen M wurden in Wasser, in eine Lösung von Magnesiu msulfat und in eine wäßrige Lösung von kalkangreifender Kohlensäure eingelagert. Als Lagerungsbehälter dienten Polyäthylenwannen, die je 24 Würfe l und 50 I Flüssigkeit enthielten. Die mit derselben Flüssigkeit gefüllten Behälter standen über Heber miteinander in Verbindung. Di e Flüssigkeiten mit der kalkangreifenden Kohlensäure und mit dem Magnesiumsulfat wurden je mit einer kleinen Kreiselpumpe im Kreislau f geführt (Strömungsgeschwindigkeit etwa 40 Uh). Das destillierte Wasser wurde im gleichen Rhythmus wie die Magnesiumsulfatlösung gewechselt (siehe unter 2.5.2). Die Würfe l der Betone N wurden in ruhende Natriumsulfatl ösung eingelagert. Für je 15 Würfel standen 33 1 Lösung zu r Verfügung. Da an den Würfeln lediglich die Eindringtiefe des Sulfats festzustellen war, entfielen wassergelagerte Würfel. 2.5.2. Magnesiumsulfat Die Lösung wurde aus 3,1 g Magnesiumsulfat (MgS04. 7 H20) je Liler Lösung hergestellt. Das entsprach einem Sulfatgehalt von 1200 mg 804 2 -/1. Sobald der Sulfatgehalt der Lösung auf 900 bis 890 mg S04 2~ /1 abgefallen war, wurde sie erneuert. 2.5.3. Kalkangreifende Kohlensäure Das Lagerungswasser wurde in einer Kunststoffflasche außerhalb der Lagerungsbehälter mit gasförmigem Kohlendioxid angereichert. Dabei stellte sich anfänglich ein Gehalt an kalkangreifender Kohlensäure von 110 bis 130 mg C02/t ein, der in dem Maße 60

abfiel, wie Calciumhydroxid aus den Würfeln in Lösung ging. Das Lagerungswasser wurde daher gewechselt, sobald der G ehalt an kalkangreifender Kohlensäure nur noch etwa 30 mg C02/1 betrug. Dieser Wert wurde zu Beginn der Lagerungsversuche schon etwa 5 Tage nach dem Wechsel der angreifenden Lösung erreicht, gegen Ende des Versudls erst nach etwa 30 Tagen. 2.5.4. Natriumsulfat Je Liter Wasser wurden 4.5 9 Natriumsulfat (Na2S04) entsprechend 3000 mg S04 2 -/1 gelöst. Die Lösung wurde erneuert, sobald sich ihr Gehalt auf 2800 mg S042-/1 vermindert hatte. 3. Lagerung in den Flüssigkeiten 3.1. Belon M Je 3 tür die Lagerung in Wasser, Magnesiumsulfat und kalkangreifender Kohlensäure vorgesehene Würfel wurden 6 bzw. 12 Stunden nach der Herstellung entformt und mit der Bodenplalte in den Flüssig keiten gelagert. Nach einem Tag wurde die Bodenplatte entfernt. Die anderen 6 Würfel wurden nach einem Tag entfo rmt. Drei dieser Würfel wurden unm ittelbar danach im Alter von 1 Tag und die drei anderen nach Wasserlagerung im Alter von 7 Tagen in die Flüssigkeiten eingesetzt. 3.2. Beton N Die in die Natriumsulfatlösung zur Bestimmung der EindringUefe des Sulfats einzusetzenden Würfel wurden auf 5 Flächen beschichtet. so daß nur an einer der frei gebliebenen Wand flächen Sulfat in den Beton eindringen konnte. Dazu wurde von je 3 Formen nach 3. 6 und 12 Stunden eine der 4 Seitenwände entfernt, die Abstreichfläche mit einer Glasplatte abgedeckt und das ganze unmittelbar danach in die Natriumsulfatlösung eingesetzt. Nach 1 Tag wurden alle Formteile und die Glasplalte entfernt und die 5 Würfelflächen mit einem Epoxidharzlack angestrichen. Die Würfel wu rd en anschließend wieder eingelagert. Weitere 3 Würfel wurden je im Alter von 1 bzw. 7 Tagen entformt und entsprechend mit Epoxidharzlack beschichte!. Die Würfel wurden unmittelbar nach der Besch ichtung wieder in die Natriumsulfatlösung eingelagert. 4. Prüfungen Nach 1, 2, 4 und 8 Monaten w urden die 3 zu sammengehörenden Würfel des Betons M aus den Flüssigkeiten genommen, mit einem trockenen Tuch abgetupft und mit dem Kugelschlaghammer nach DIN 4240 auf einer Seiten flädle an 8 Stellen geprüft. Danach wurden die Würfel erneut eingelagert. Die Eindruckdurchmesser sind in Tafel 2 zusammengestellt. Jeder Wert ist das Mittel aus der Prüfung an 24 Stellen. An den Würfeln des Betons N wurde die Sulfateindringtiefe nach 2jähriger Lagerung ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tafel 3 aufgeführt. 61

Tafel2 Zemen t PZ Prüfung von Beton M mit dem KugeJsch laghammer nach DIN 4240; Durchmesser der Eindrücke in mm Lagerungsdau er Lagerungsdauer Lage rungsdauer Alter in Wasse r in Magnesium In kalkangreifen- bei der sulfat der Kohlensäure Einla (Monate) (Monate) (Monate) gerung 1 2 4 8 1 2 4 8 1 2 4 I 8 6h 5,0 5,0 4,' 4,' 5,1 5,2 5,3 5,2 5,4 5,7 5,'... 12h 4,' 4,8 4,8 4,' 4,' 5,0 5,1 5,1 5,2 5,5 5,' 6,1 1 d 4,5 4,4 4,6 4,6 4,6 4,6 4,8 4,' 5,0 5,2 5,' 6,1 7 d 4,2 4,1 4,6 4,6 4,1 4,4 4,6 4,7 4,' 5,0 5,8 6, 1 6h 5,1 5,1 5,2 5,0 5,3 5,1 5,1 5,1 5,2 5,6 6,6 ') PZ,S 12 h 5,0 4,' 5,2 5,2 5,2 5,0 5,0 5,0 5,1 5,4 6,5 ') 1 d 4,' 4,8 5,2 5,2 5,0 4,8 4,' 5,0 4,' 5,3 6,2 ') 7d 4,6 4,4 4,' 5,1 4,6 4,4 4,8 4,' 4,7 5,2 6,2 ' ) 6h 5,4 5,0 5,0 4,' 5,3 5,1 4,9 4,' 5,4 5,6 6,1 6,3 HOZ 12 h 4,9 4,' 5,0 5,0 4,8 4,8 4,8 4,7 5,1 5,4 6,0 6,3 1 d 5,0 4,6 4,' 5,0 5,0 4,7 4,8 4,6 5,1 5,2 6,2 6,4 HOZ, S 1-7 d 4,8 4,3 4,8 4,8 4,5 4,3 4,6 4,5 4,7 4,7 5,9 6,3 6h 5,5 5,4 4,' 5,0 5,4 5,4 5,4 5,2 5,2 6,0 6,1 6,4 12h 5,0 5,0 4,' 4,' 4,6 5,1 5,2 5,0 4,8 5,8 6,2 6,4 1 d 4,' 4,' 4,' 4,' 4,4 4,8 5,1 4,' 4,4 5,7 6,2 6,2 7d 4,7 4,5 5,0 4,7 4,4 4,6 4,9 4,8 4,3 5,1 6,0 6,0 ' ) Nicht geprüft; Zementhaut z. T. abgetragen und Sandkörner z. T. hervor tretend. 4.1. Kugelschlagprüfung nach Lagerung in Magnesiumsul fatlösung Die Flächen der Würfel wiesen nach Augenschein keine Veränderung auf. Aus den in Tafel 2 aufgeführten Eindruckdurchmessern kann weder ein Einfluß des Alters bei Beginn der Einlageru ng noch der Lagerungsdauer abgeleitet werden. Es besteht auch praktisch kein Unterschied gegenüber den in Wasser gelagerten Vergleid1swürfeln. Demnach verhielten sich die Betone, die schon im Alter von 6 Stunden bis 1 Tag der Magnesiumsulfatlösung ausgesetzt worden waren, nach 1- bis Bmonatiger Einlagerung nicht anders als die Betone, die vo r dem Einlagern in die Magnesiumsulfatlösung 7 Tage lang erhärten konnten, und auch nicht anders als die entsprechenden Betone, die in Wasser lagerten. 62

4.2. Kugelschlagprüfung nach Lagerung in kalkangreilender Kohlensäure Beim Beton aus dem "sulfatwiderslandsfähigen" Portlandzement (PZ,S) waren die Würfelflächen z. T. stark aufgerauht (z. T. mit hervortretenden Sandkörnern). Die Flächen der Würfel aus den anderen 3 Zementen waren kaum merkbar angerauht. Aus Tafel 2 geht hervor, daß die Oberflächenfestigkeit der in ka lkangreifender Kohlensäure gelagerten Würfel mit der Dauer der Einlagerung abnahm, während sie bei den wassergelagerten Vergleichswürfeln anstieg, kenntlich daran, daß der Eindruckdurchmesser zu- bzw. abnahm. Ein Einfluß des Alters beim Einlagern lieb sich jedoch nimt erkennen. Der Beton, der schon nach 6 Stunden dem Angriff der kalkangreifenden Kohlensäure ausgesetzt worden war, verhielt sich demnach nicht anders als der Beton, der vor der Einl agerung 7 Tage lang erhärten konnte. 4.3. EIndringliefe des Sulfats in Beton N nach 2jähriger Lagerung In Natriumsulfatlösung Oie in Abschnitt 4.1 aufgeführten Feststellungen schließen nicht aus, daß Sulfat wegen der höheren Kapillarporosität eies nur wenige Stunden alten Betons tiefer in diesen eindringt als in älteren Belon und dadurch später Treibschäden hervorrufen kann. Daher wurde an Würfeln in einer Natriumsulfatlösung mit erhöhter 8ulfatkonzentration und nach längerer Einwirkungsze it als 6 Monate die Eindringtiefe des Sulfats ermittelt. Oie Würfel wurden nach 2 Jahren der Natriumsulfatlösung entnommen, mit Wasser abgespült und mit einem Tuch getrocknet. Von der ungesd'lützten Seitenfläche aus (Abschnitt 3.2) wurden Bohrkerne entnommen, die parallel zu dieser in 5 mm dicke Scheiben zerschnitten wurden. An jeder Scheibe wurde röntgenfluoreszenzanalytisch und chemisch-analytisch der Sulfatgehalt bestimmt und anhand des unlöslichen Rückstands und des Glüh~ verlustes auf den Zementanteil umgerechnet. Oie Ergebnisse sind in Tafel 3 aufgeführt. Oie der Lösu ng ausgesetzte Würfetfläche ließ nach Augenschein keine Veränderung erkennen. Bei allen Betonen war der Sulfatgehalt nur in der äußeren 5 mm dicken Zone deutlich höher als der des Zements; in den tieferen Zonen war der Sulfatgehalt demgegenüber nicht angestiegen. Die Erhöhung in der äußeren Zone war jedoch vom Alter der Wür ~ fel beim Einsetzen unabhängig. Der Sulfatgehalt des Betons wird demnach nur in einer dünnen Außenzone erhöht und dementsprechend der Sutfatwiderstand des Be tons praktisch nicht vermindert, wenn der Beton schon unmittelbar nach seiner Herstellung der angreifenden Sutfatlösung ausgesetzt wird. Diese Feststellung steht im Einklang mit Versuchsergebnissen vo n H.-G. Smolczyk und G. Blunk [3] an Prismen 1 cm. 4 cm. 16 c m, die in Natriumsulfatlösungen gelagert worden waren. 63

Tafel 3 Beton aus Sulfatgehalt (S03) des Betons N in Gew.-% bezogen auf Zementgehalt nach zweijähriger Lagerung in Natriumsulfatlösung Tiefen- Alter bei der Einlagerung zon e mm 3h 6 h I 12 h 1 d 7 d 0-5 3,9 3,8 3,8 3,9 3,7 Pl 7-12 2,7 2,7 2,8 2,7 2,8 14-19 2,8 2,6 2,9 2,7 2,9 21-26 2,5 2,6 2,9 2,6 2,5 28-33 2,5 2,5 2,_ 2,6 2,7 0-5 3,1 3,1 3,3 3,1 3,0 7-12 2,1 2,2 2,1 2, 1 2,2 PZ, S 14-19 2, 1 2,1 2,0 2, 1 1,_ 21-26 2,2 2, 1 2,3 1,8 2,0 28-33 2,0 2,2 1,8 2,3 1,8 0-5 4,1 4,3 4,2 4,2 4,2 7-12 2,7 2,_ 2,8 2,9 2,8 HOl 14-19 2,6 2,7 3,0 2,8 2.7 21-26 2,7 2,6 2,9 2,7 2,9 28-33 2,8 3,0 2,6 2,7 2,7-5 4,2 4,1 4,3 4,3 4,2 7-12 2,9 2,9 2,9 2,6 3,0 HOZ, 5 14-19 2,8 2,7 2,9 2,8 2,7 21-26 2,7 3,0 2,9 2,9 2.7 28-33 2,9 2,9 3,0 2,8 2,7 5. Zusammenfassung Bisher wurde empfohlen, frisch eingebrachten Beton wenigstens 7 Tage lang gegen den Zutritt chemisdl angreifenden Wassers zu schützen. Die Untersuchungen wurden durdlgeführt um festzustellen, ob und inwieweit der chemische Widerstand des Betons in höherem Alter vermindert wird, wenn der Beton bereits wenige Stunden nach seiner Herstellung chemisch angreifendem Wasser ausgesetzt wi rd. Dazu wurden 1Q-cm-BetonwürfeJ im Alter zwischen 3 Stunden und 7 Tagen in Lösungen mit höheren Gehalten an Sulfat oder kalkangreifender Kohlensäure eingesetzt und 8 Monate bzw. 2 Jahre lang darin gelagert. Nach den Gehalten an Sulfat und kalkangreifender Kohlensäure gelten die verwendeten Lösungen nach DIN 4030 als chemisch "stark" angreifend. Zum Vergleich diente das Verhalten von Würfeln in destilliertem Wasser. Die Betone wurden aus je 2 Portland- und Hochofenzementen unterschiedlicher Zusammensetzung mit einem Zementgehalt von rd. 280 kg /m 3 und einem Wasserzementwert von 0,55 hergestellt. Eine Beurteilung nach Augenschein ergab, daß auch nach einer Lagerungsdauer von 8 Monaten in Magnesiumsulfatlösung bzw, von 2 Jahren in Natriumsulfatlösung die Flächen aller Würfel ohne Veränderung waren. Die Flächen der Würfel, die in dem kohlensäurehaitigen Wasser lagerten, waren nach 8 Monaten angeätzt. Beim Beton aus 3 Zementen erschien die Zement haut kaum merkbar angerauht. Beim Beton aus dem " su lfatwiderstandsfähigen" Portlandzement war die Zementhaut z. T. so weit abgetragen, daß 64

in stärker aufgerauhten Flächen die Sandkörner z. T. etwas hervortraten. Ein Unterschied im Verhalten der in verschiedenem Alter eingelagerten Würfel fand sich jedoch nicht. Eine Abhängigkeit der Einwirkung der angreifenden Flüssigkeiten vom Alter der Würfel bei der Einlagerung war auch mit der Kugelschlagprüfung nicht festzustellen. Ebenso war die chemischanalytisch bestimmte Eindringtiefe des Sulfats nach 2jähriger Lagerung in der Natriumsulfatlösung immer gleich groß, also unabhängig davon, ob die Betonwürfel schon im Alter von 3 Stunden oder erst im Alter von 7 Tagen der Natriumsulfatlösung ausgesetzt worden waren. Eine geringe Erhöhung des Sulfatgehalts war nur in einer 5 mm dicken Randzone der Würfel feststellbar. Man kann unterstellen, daß sich entsprechende Feststellungen auch mit Flüssigkeiten ergeben würden, die andere Säuren enthalten oder Ammoniumverbindungen oder andere Magnesiumverbindungen, die auf Beton nur lösend w irken, und nicht, wie das hier verwendete Magnesiumsulfat, lösend und treibend zugleich. Als Folgerung ergibt sich aus diesen Untersuchungen, daß es für den chemischen Widerstand des Betons ohne Bedeutung ist, ob der Beton bereits unmittelbar nach dem Einbau chemisch "stark" angreifenden Flüssigkeiten ausgesetzt wird oder erst nach 7tägiger Erhärtung. SCHRIFTTUM (1) DIN 4030 ~ Beurteilung betonangreifender Wässer, Böden und Gase. Ausgabe November 1969. 12] DIN 1045 - Belon- und Slahlbetonbau; Bemessung und Ausführung. Ausgabe Januar 1972. 13J Smolczyk, H.-G., und G. Blunk: Zum Verhalten von sehr jungem Beton gegen Sulfalwässer. Beton- Informationen 1972, H. 1, S. 2/9. 65