Marian Hoefnagel. Anne Frank, ihr Leben

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Transkript:

Marian Hoefnagel Anne Frank, ihr Leben

Spaß am Lesen Verlag www.spassamlesenverlag.de Anne Frank, ihr Leben ist für Leser mit Sprachniveau A2/B1 geschrieben worden. Zitate von Anne Frank und anderen Personen sind vereinfacht. Die Chronologie von Annes ursprünglichem Tagebuch ist losgelassen. Die Fotos der verschiedenen Zimmer des Hinterhauses sind entstanden, als das Haus vor einigen Jahren zeitweise als Spielfilmkulisse eingerichtet war. Verfasserin: Marian Hoefnagel Texte Anne Frank: ANNE FRANK-Fonds, Basel Niederländischer Originaltitel: Anne Frank, haar leven Deutsche Übersetzung: Bettina Stoll Translations Umschlagentwurf & Gestaltung: Nicolet Oost Lievense Familienfotos Anne Frank: Anne Frank Stiftung, Amsterdam/ ANNE FRANK-Fonds, Basel, Anne Frank Stiftung/Allard Bovenberg, USHMM, Washington/Mark Chrzanowski, Niederländisches Institut für Kriegsdokumentation, Amsterdam, Imperial W Museum, London 2014 Spaß am Lesen Verlag, Münster Alle Rechte vorbehalten. Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers vervielfältigt, einer automatisierten Datenbank gespeichert oder in irgendeiner Art und Weise elektronisch, mechanisch, in Form von Fotokopie Aufnahmen oder auf andere Art und Weise veröffentlicht werden. ISBN 978-3-944668-13-0

Alle schwierigen Wörter in diesem Buch sind schräg und unterstrichen gedruckt. Diese Wörter werden ab Seite 96 in der Wörterlist erklärt.

Anne Frank, ihr Leben Am 12. Juni 1929 wird in Deutschland ein Mädchen geboren. Es ist ein glückliches Mädchen. Sie hat einen Vater und eine Mutter, die sie beide lieben. Sie hat eine Schwester, die in sie vernarrt ist. Sie wohnt in einer schönen Stadt: Frankfurt am Main. Hier wohnen auch viele Verwandte. Sie kommen alle, um das kleine Mädchen zu sehen. Und alle finden sie goldig. Das Mädchen bekommt den Namen Anne. Annelies Marie Frank, ein ganz normaler Name. Niemand weiß in dem Augenblick, dass sie nicht lange leben wird. Niemand weiß, dass sie nicht älter werden wird als 15. Niemand weiß, dass sie weltberühmt werden wird. Und doch wird alles so geschehen. Die kleine Anne ist ein liebes Baby und später ein niedliches Kind. Sie ist ganz anders als ihre drei Jahre ältere Schwester Margot. Margot ist ein ruhiges Kind und tut, was die Mutter sagt. Im Gegensatz zu Anne. Anne redet viel und stellt viele Fragen.

Beunruhigt Anne und Margot verbringen eine unbekümmerte Zeit. In der Nachbarschaft wohnen viele andere Kinder. Sie spielen jeden Tag miteinander. Sie wissen nicht, dass sich ihre Eltern Sorgen machen. Große Sorgen. Die Familie Frank besitzt eine Bank. Viele Familienangehörige und Verwandte arbeiten bei der Bank. Auch Annes Vater. Es ist keine große Bank. Dennoch ist die Familie mit der Bank reich geworden. Jetzt laufen die Bankgeschäfte aber immer schlechter. Leider. Doch Familie Frank ist noch lange nicht arm. Übrigens geht es nicht nur dieser Bank schlecht. Allen Banken in Deutschland geht es schlecht. Und allen Fabriken. Und allen Geschäften. In Deutschland herrscht Krise. Viele Menschen sind arbeitslos. Aber Annes Eltern machen sich noch mehr Sorgen. Um den neuen Führer in Deutschland. Er heißt Adolf Hitler und hasst Juden. Er gibt den Juden die Schuld für die schlechten Zeiten in Deutschland. Das ist natürlich Unsinn. Aber viele Deutsche finden, dass Hitler recht hat. Sie denken auch, dass die Juden an der Krise schuld sind. Und dadurch fangen sie auch an, die Juden zu hassen. Hitlers Anhänger werden Nazis genannt. Hitler macht es den Juden in Deutschland sehr schwer. Es gibt neue Gesetze gegen Juden. Auf einmal dürfen Juden nicht mehr für die Gemeinde arbeiten. Oder als Lehrer. Sie verlieren ihre Arbeit. Und jüdische Kinder müssen in der Schule woanders sitzen. Sie werden von den Klassenkameraden geärgert.

Auch die jüdische Familie Frank hat es schwer. Anne Frank, 2 Jahre alt Anne Frank verbringt eine unbekümmerte Zeit. Sie weiß nicht, dass ihre Eltern große Sorgen haben. Adolf Hitler in Nürnberg, 1927 Am Anfang ist Hitlers Partei klein. Danach gewinnt er immer mehr Anhänger.

Ein neues Leben Annes Eltern entschließen sich dazu, Deutschland zu verlassen. Sie wollen in die Niederlande, nach Amsterdam. In den Niederlanden gibt es keinen Diktator wie Hitler. In den Niederlanden haben Juden dieselben Rechte wie alle anderen Menschen. Annes Vater wird Geschäftsführer bei Opekta. Dies ist eine deutsche Firma mit einer neuen Filiale in Amsterdam. Opekta verkauft Produkte, die man zum Einkochen von Marmelade braucht. Annes Eltern gehen zuerst nach Amsterdam, ohne die Kinder. Margot und Anne bleiben eine Weile bei ihrer Oma in Deutschland. Das gefällt ihnen, denn sie mögen ihre Oma sehr. Annes Vater fängt mit seiner Arbeit bei Opekta an. Und Annes Mutter sucht eine Wohnung. Genau wie heute ist es nicht leicht, eine Wohnung in Amsterdam zu finden. Glücklicherweise gibt es Wohnungen in einem neuen Stadtviertel. Es heißt Rivierenbuurt. An der Adresse Merwedeplein findet Annes Mutter eine Wohnung. Jetzt können die Mädchen nachkommen! Margot kommt als Erste in Amsterdam an. Sie ist sieben Jahre alt und muss zur Schule. Die kleine Anne ist drei und bleibt etwas länger bei der Oma in Deutschland. Aber ein paar Monate später kommt sie auch in die Niederlande. Pünktlich zum Geburtstag von Margot. Anne wird als Geschenk für Margot auf den Tisch gesetzt. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Margot, sagen die Eltern. Das ist dein Geschenk. Es ist das schönste Geschenk des Tages. Die Familie ist wieder beisammen. Wir haben wieder unser eigenes Leben, sagt Annes Vater. Hier sind wir sicher. Hier sind w frei.

Wir fangen in den Niederlanden neu an. Die Familie ist wieder beieinander und in Sicherheit. Aber Annes Mutter vermisst Deutschland und ihre Familie. Sie kennt wenig Leute in Amsterdam. Und sie kann noch kein Niederländisch. Für ihren Mann sind es lange Arbeitstage bei Opekta. Das Unternehmen ist jung. Es gibt viel zu tun. Sie ist viel alleine. Denn auch die Mädchen sind tagsüber weg. Margot geht in die Grundschule. Und Anne geht in den Kindergarten.

Einfach holländisch Immer mehr Menschen aus Deutschland ziehen in die Rivierenbuurt. Jüdische Deutsche, wie die Familie Frank. Sie sind alle vor Hitler geflüchtet. Sie haben alle Angst vor dem Judenhass der Nazis bekommen. Schon bald haben Annes Eltern neue Freunde gefunden. Margot und Anne haben viele neue Freundinnen. Freundinnen aus der Nachbarschaft und Schulfreundinnen. Sie sind fast alle jüdisch und kommen fast alle aus Deutschland. Margot und Anne lernen schnell Niederländisch. Denn das hören sie jeden Tag. Auch mit den deutschen Freundinnen reden sie Niederländisch. Denn sie wollen am liebsten einfach holländisch sein. Meine Eltern sprechen so schlecht Niederländisch, sagt eine Freundin von Margot. Ich muss sie immer verbessern. Und dann schäme ich mich. Für die Kinder aus Deutschland ist es wichtig, niederländisch zu sein. Deshalb will Margots Freundin keine deutschen Kleider tragen. Nicht diese Dirndl mit Puffärmeln, Schürze und Jäckchen. Denn dann sehen andere schon von weitem, dass sie aus Deutschland kommt. Und das will sie auf keinen Fall. Margot ist sehr gut in der Schule. Sie hat immer gute Noten. Aber Anne ist nicht so ein Wunderkind. Sie ist unruhig im Unterricht. Sie will immerzu mit den Freundinnen plaudern und lachen. Und dann hat sie natürlich nicht so viel Zeit zum Aufpassen. Sie kann aber gut Geschichten erzählen. Diese Geschichten denkt sie sich oft mit dem Vater aus. Ich will später Bücher schreiben, sagt sie zum Klassenlehrer. Dieser Wunsch geht in Erfüllung. Einige Jahre später fängt sie an, Tagebuch zu führen. Es wird das berühmteste Tagebuch der Welt.

Angst vor Verboten In der Nacht vom 10. Mai 1940 passiert etwas Furchtbares: Die deutsche Armee greift die Niederlande an. Hitler hatte versprochen, dies nicht zu tun. Deshalb fühlten sich die Juden in den Niederlanden sicher. Aber in nur einer Nacht ändert sich alles. Viele Juden begehen an diesem Tag Selbstmord. Sie haben Angst vor dem, was die Nazis vorhaben. Annes Eltern haben natürlich auch Angst. Aber zu Anfang ändert sich für sie eigentlich nicht so viel. Margot und Anne gehen wie gewohnt zur Schule. Ihr Vater arbeitet hart bei Opekta. Und die Mutter kümmert sich um den Haushalt. Aber dann kommen die Judengesetze: Juden müssen einen Judenstern tragen. Juden müssen ihr Fahrrad abgeben. Juden dürfen nicht mit der Straßenbahn fahren. Juden dürfen nicht mehr Auto fahren. Juden dürfen nur zwischen 15 und 17 Uhr einkaufen. Aber nur in jüdischen Geschäften. Juden dürfen ab acht Uhr abends nicht mehr auf die Straße oder in ihrem Garten sitzen. Juden dürfen nicht ins Theater oder ins Kino. Juden dürfen nur zu einem jüdischen Friseur. Juden dürfen nicht Sport treiben. Juden dürfen nicht ins Schwimmbad, auf den Tennisplatz oder aufs Hockeyfeld. Juden dürfen keine Christen zu Hause besuchen. Juden müssen jüdische Schulen besuchen. Und so weiter. Auch Anne leidet immer mehr unter diesen Judengesetzen. Im Sommer darf sie nicht schwimmen gehen. Im Winter darf sie nicht eislaufen. Vor allem das Letzte findet sie schade

Sie hat gerade neue Schlittschuhe bekommen. Und ihr gefällt das Eislaufen so gut. So geht das Leben weiter. Juden dürfen das nicht und das nicht und das nicht. Annes Freundin Jacqueline sagt: Ich trau mich gar nichts mehr. Denn ich habe Angst, dass es verboten ist. Eines Tages erfahren Annes Eltern, dass alle Juden nach Deutschland müssen. Es ist erst nur ein Gerücht. Aber Annes Eltern machen sich Sorgen. Sie erzählen den Töchtern nichts. Sie wollen nicht, dass Margot und Anne Angst bekommen.

Das erste Tagebuch Am Freitag, den 12. Juni 1942, wacht Anne schon um sechs Uhr früh auf. Das ist logisch, findet sie. Denn sie hat Geburtstag. Heute wird sie 13. Sie bleibt bis viertel vor sieben im Bett. Aber länger hält sie es nicht aus. Sie geht ins Wohnzimmer. Dort sieht sie die Geschenke au dem Tisch. Es gibt viele Geschenke. Aber das schönste ist das Tagebuch. Anne will, dass das Tagebuch ihre beste Freundin wird. Eine Freundin, der sie wirklich alles erzählen kann. Denn so eine Freundin hat sie nicht. Sie nennt diese neue Freundin Kitty. Annes Tagebuchbriefe fangen oft an mit Liebe Kitty. Anne fängt gleich mit dem Schreiben an. Als Einleitung schreibt sie: Ich hoffe, dass ich dir alles erzählen kann. Und dass du mir eine große Hilfe sein wirst. Dann erzählt sie etwas über ihre Familie. Und über die Klassenkameraden. Und sie schreibt, dass sie sich auf die Sommerferien freut. Aber ihr unbesorgtes Leben ist schnell vorbei. Am 5. Juli bekommt Margot einen Brief von der SS. Sie muss sich in Deutschland zum Arbeitseinsatz melden. Wenn sich Margot nicht meldet, wird die ganze Familie festgenommen. Anne kann es nicht glauben. Margot ist erst 16! Da soll sie alleine nach Deutschland! Anne weint. Das Kriegselend hat sie jetzt eingeholt. Margot Frank Margot ist erst 16, als sie einen Brief von der SS bekommt. Sie muss sich zum Arbeitseinsatz in Deutschland melden.

Tagebuch Anne bekommt zu ihrem 13. Geburtstag ein Tagebuch. Es wird ihre beste Freundin.

Plötzlich weg Eins ist sicher: Margot geht nicht nach Deutschland. Die Familie Frank will sich lieber vor den Deutschen verstecken. Sie will untertauchen. Margot und Anne sind völlig verwirrt. Sie fangen an, ihre Schultaschen vollzustopfen. Als erstes packt Anne ihr Tagebuch ein. Dann die Schulbücher, Lockenwickler, alte Briefe, Taschentücher und einen Kamm. Ich steckte die komischsten Sachen in die Tasche, schreibt sie ins Tagebuch. In der Zwischenzeit denkt sie darüber nach, wo sie wohl untertauchen werden. In der Stadt oder auf dem Land? In einem Haus oder in einer Hütte? Wie, wo? Denn Anne weiß von nichts. Abends bekommt die Familie Frank Besuch von Miep Gies. Sie arbeitet auch bei Opekta. Sie bringt ihren Mann Jan mit. Miep und Jan nehmen Schuhe, Kleider, Jacken, Unterwäsche und Strümpfe mit. Dies bringen sie zur neuen Unterkunft der Franks. Die Familie Frank darf nämlich selbst nicht mit den Koffern auf die Straße. Denn die deutschen Soldaten könnten denken, dass sie flüchten wollen. Anne geht an diesem Tag sehr spät ins Bett. Sie weiß, dass sie zum letzten Mal in ihrem eigenen Bett schläft. Trotzdem schläft sie sofort ein. Am nächsten Tag fällt warmer Regen. Trotzdem zieht sich die ganze Familie warm an. Als ob wir in einem Eisschrank übernachten müssen, schreibt Anne. Sie hat zwei Unterhemden an. Außerdem zwei Hosen, ein Kleid, einen Rock, eine Jacke und eine Sommerjacke. Dazu zwei Paar Strümpfe, dichte Schuhe, Mütze und Schal. Schon zu Hause erstickt sie fast Aber das ist die einzige Möglichkeit, noch mehr Kleider mitzunehmen. Das Frühstück bleibt auf dem Tisch stehen.

Die Betten ziehen sie ab. Sie tun so, als hätten sie das Haus ganz plötzlich verlassen. Sie lassen Futter für Annes Katze Moortje da. Mit einem Brief an den Nachbarn. Er soll für die Katze sorgen. Und so laufen Anne und ihre Eltern durch den strömenden Regen. Miep hat Margot schon abgeholt. Sie sind zusammen mit dem Rad gefahren. Anne und die Eltern haben Schultaschen bei sich. Und vollgestopfte Einkaufstaschen. Und dann hört Anne endlich mehr über den Plan. Eigentlich wollte die Familie am 16. Juli untertauchen. Aber durch den Aufruf der SS ziehen sie jetzt zehn Tage früher um. Deshalb ist der neue Unterschlupf noch nicht ganz fertig. Das Versteck ist mitten in Amsterdam, an der Prinsengracht. In dem Gebäude, wo Annes Vater bis jetzt gearbeitet hat. Bei Opekta. Der hintere Teil des Hauses wird nicht benutzt. Annes Vater hat mit Freunden schon monatelang heimlich Möbel und Lebensmittel dorthin gebracht. Hier wird Anne über zwei Jahre lang wohnen: im Hinterhaus.

Das Hinterhaus Im Hinterhaus herrscht noch große Unordnung. Überall stehen volle Kartons. Annes Mutter und Margot legen sich auf die leeren Betten. Sie fühlen sich elend. Anne und der Vater wollen gleich alles in Ordnung bringen. Aber erst müssen sie Vorhänge haben. Sonst könnten sie von den Nachbarn entdeckt werden. Sie nähen Stoffreste aneinander. Die hängen sie mit Reißzwecken auf. Dann packen sie gemeinsam die Kartons aus. Und legen alles in die Schränke. Sie putzen den Fußboden. Am Abend sind sie noch lange nicht fertig. Aber jedenfalls können sie alle in einem sauber bezogenen Bett schlafen. Am nächsten Tag sind sie wieder von früh bis spät beschäftigt. Doch dann ist alles fertig. Miep hat eingekauft. Denn das können sie natürlich nicht selbst. Sie essen zum ersten Mal zusammen im Hinterhaus. Anne ist sehr zufrieden über die neue Unterkunft. Es ist hier feucht. Und alles ist schief, schreibt sie in das Tagebuch. Aber niemand, der in Amsterdam untergetaucht ist, hat so einen gemütlich eingerichteten Unterschlupf. Vielleicht niemand in ganz Holland. Das Hinterhaus ist ziemlich groß. Unten ist das Wohn-/Schlafzimmer der Eltern. Und das Zimmer, das Anne mit Margot teilt. Und ein kleines Badezimmer mit Waschbecken und Toilette. Anne richtet ihr Zimmer gleich gemütlich ein. Sie klebt Fotos von Filmstars auf die Wände. Und Ansichtskarten. Und Bilder aus Zeitschriften. Oben befindet sich ein großes Wohn-/Schlafzimmer mit einer Küche. Das wird das Zimmer von Herrn und Frau van Pels. Die Familie Pels wird auch im Hinterhaus untertauchen. Ihr Sohn Peter bekommt ein kleines Zimmer bei der Treppe zum Dachboden.

Anne findet es komisch, untertauchen zu müssen. Aber nicht furchtbar. Es ist, als ob wir in einer ganz seltsamen Ferienpension wären, schreibt sie. Eine merkwürdige Vorstellung vom Untertauchen, findet sie selbst. Aber so empfindet sie es eben.

Angst Nur fünf Mitarbeiter bei Opekta wissen, dass sich Menschen im Hinterhaus verstecken. Das sind Johannes Kleiman, Miep Gies, Victor Kugler, Bep Voskuijl und ihr Vater Johan Voskuijl. Johan Voskuijl arbeitet im Lager. Die anderen Lagerarbeiter wissen nichts. Die untergetauchten Juden müssen deshalb still sein. Sie dürfen nur leise reden. Und keinen Lärm machen. In der Mittagspause sind die Arbeiter weg. Dann können die Menschen im Hinterhaus miteinander essen. Oft essen ein paar Helfer mit, das ist gemütlich. Abends und am Wochenende haben sie mehr Freiheit. Dann gehen sie oft nach unten. Denn im Büro steht ein Radio. Sie hören gemeinsam den Sender Radio Oranje. Radio Oranje wird aus England gesendet. So erfahren sie alle Neuigkeiten über den Krieg. Natürlich ist es verboten, Radio Oranje einzuschalten. Anne findet Radiohören deshalb auch sehr unheimlich. Sie hat Angst, dass sie entdeckt werden. Sie hat Angst, dass man sie alle erschießt. Auch nachts hat Anne Angst. Vor dem Gewitter, vor Schüssen und vor Flugzeugen.Sie kriecht dann am liebsten zu ihrem Vater ins Bett. Das wirkt vielleicht kindisch, schreibt sie ins Tagebuch. Aber man muss das mal erleben. Manchmal kann man sein eigenes Wort nicht verstehen. Anne gefällt es, wenn sie die Turmglocke der Westerkerk hört. Diese Kirche steht ganz in de Nähe des Verstecks an der Prinsengracht. Die Untergetauchten können die Kirchenglocken darum sehr gut hören. Sie schlagen jede Viertelstunde. Es ist so vertraut, schreibt Anne. Vor allem nachts.

Die Familie Frank 1941 Ein Jahr, bevor sie untertauchen müssen. Opekta 1941 Ein paar Mitarbeiter von Opekta. Von links nach rechts: Victor Kugler, Esther, Bep Voskuijl, Pine und Miep Gies. Die Nachnamen von Esther und Pine sind nicht bekannt. 1942 arbeiten sie nicht mehr für Opekta.

Ein richtiges Versteck Nach einer Woche zieht Familie van Pels ein: Hermann, Auguste und Sohn Peter. Sie sind wie die Franks auch Juden. Und sie kommen aus Deutschland. Anne freut sich über die neuen Mitbewohner. Sie findet es viel zu still im Hinterhaus. Sie denkt, dass es mit mehr Menschen im Haus auch gemütlicher wird. Peter kommt als Erster ins Haus. Er ist fast 16. Anne findet ihn verlegen und langweilig. Aber sie ist froh, dass er seine Katze Muschi mitgenommen hat. Anne hat ihre Katze Moortje nicht mitnehmen können. Sie vermisst sie sehr. Familie van Pels erzählt, was alles passiert ist. Sie haben eine Woche länger als die Franks draußen gelebt. Ihre Bekannten glauben alle, dass Sie plötzlich weggegangen sind, erzählt Herr van Pels. Anne, Margot und die Eltern schauen sich lachend an. Ihr Plan hat gut funktioniert! In den nächsten Monaten bekommen sie schlechte Nachrichten. Denn immer mehr Juden bekommen einen Aufruf der SS. Immer mehr Juden müssen nach Deutschland zum Arbeitseinsatz. Wenn sie sich nicht freiwillig melden, werden sie festgenommen. Johan Voskuijl baut einen großen Drehschrank. Den Schrank stellt er vor die Tür zum Hinterhaus, um den Zugang zum Versteck zu verbergen. So kann niemand sehen, dass sich hinter dem Schrank noch ein Teil des Hauses befindet. Das Hinterhaus ist jetzt ein richtiges Versteck geworden.

Streit Die Bewohner des Hinterhauses wohnen eng beieinander. Da sie nicht nach draußen können sehen sie sich den ganzen Tag. Dadurch gibt es häufig Streit. Vor allem zwischen Herrn und Frau van Pels. Sie streiten oft heftig miteinander. Sie schreien und brüllen sich an. Und meistens ist es ein Streit um nichts, findet Anne. Frau van Pels streitet sich auch mit Annes Mutter. Aber sie schreit und brüllt dabei nicht. Sie findet es zum Beispiel nicht ehrlich, dass immer ihre Teller benutzt werden. Und nicht die von Annes Mutter. Sie vergisst, dass die meisten Sachen den Franks gehören. Und dass sie die Sachen auch benutzt. Herr und Frau van Pels beklagen sich auch über Anne. Sie finden, dass Anne frech ist. Und dass sie keine Manieren hat. Sie finden Anne verwöhnt. Sie sagen: Man sollte sie besser erziehen. Anne ärgert sich sehr über die beiden. Sie müssten sich selbst mal anschauen. Anne findet, dass sie keine Manieren haben. Sie sagt das nicht laut, sondern schreibt es in ihr Tagebuch. Der Vater verteidigt Anne meistens. Ich finde, Anne ist sehr gut erzogen, sagt er eines Tages zu Frau van Pels. Sie hat schon eine Menge gelernt. Zum Beispiel, dass sie nicht auf Ihre Bemerkungen antworten soll. Anne ärgert sich nicht nur über Herrn und Frau van Pels. Sondern auch über ihre Mutter. Die Mutter hat zwar viel mehr Geduld als Herr und Frau van Pels. Aber auch die Mutter hat oft etwas an Anne auszusetzen. Und das passt Anne nicht. Der Einzige, den sie wirklich liebt, ist ihr Vater. Sie hat sogar einen Spitznamen für ihn: Pim. Pim bittet Anne, doch ein bisschen netter zu ihrer Mutter zu sein. Er fragt, ob Anne der Mutte nicht etwas mehr helfen kann. Aber Anne denkt nicht daran.

Ab und zu kommen Anne und Margot gut miteinander aus. Doch meistens findet Anne ihre Schwester zu langweilig, zu ruhig und zu perfekt.

Lesen und schreiben Das Leben der Untergetauchten ist langweilig. Natürlich müssen allerlei Aufgaben im Haushalt erledigt werden: der Abwasch, kochen, putzen, aufräumen. Aber das ist schnell getan. Jeden Tag bleibt viel Zeit übrig. Lesen, lernen und Radio hören: Damit beschäftigen sie sich. Anne, Margot und Peter haben ihre Schulbücher ins Hinterhaus mitgenommen. Jeden Tag müssen sie lernen: Französisch, Englisch und Geschichte. Erdkunde und Mathematik. Sonst kommen sie nicht mehr mit, wenn sie wieder in die Schule gehen. Französisch und Geschichte machen Anne Spaß. Aber Mathematik mag sie überhaupt nicht. Außerdem wird viel gelesen. Miep holt jede Woche fünf Bücher für sie aus der Bibliothek. Alle freuen sich, wenn die neuen Bücher gebracht werden. Peter und Margot sind 16. Sie dürfen alle Bücher lesen. Anne nicht. Sie möchte aber auch Bücher für Erwachsene lesen. Irgendwann bekommt sie doch so ein Buch in die Finger. Sie liest, dass ein Mädchen seine Periode hat. Anschließend schreibt sie: Wahrscheinlich bekomme ich bald meine Periode. Das merke ich an dem klebrigen Zeug in meiner Unterhose. Ich kann es kaum erwarten. Es erscheint mir so wichtig! Dann bin ich endlich erwachsen. Doch am allerliebsten schreibt Anne in ihr Tagebuch. Wenn sie trübsinnig oder traurig ist, ist das Tagebuch eine Stütze. Denn mit dem Schreiben verschwindet die Traurigkeit. Kitty ist jetzt wirklich ihre beste Freundin. Anne schreibt: Es tut so gut, dass ich meine Gedanken aufschreiben kann. Sonst würde ich völlig ersticken.

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