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1 20. 9. 2015 Joh 11, 1-45 Wir haben Trinitatiszeit. Es ist die Zeit, wo anhand von verschiedensten biblischen Texten christliches Leben, christliches Denken vor Augen geführt wird. Am heutigen Sonntag, außerhalb einer speziell geprägten Zeit, ist es die Frage nach unserem Umgang mit dem Tod. Eigentlich gehört diese Frage an das Ende des Kirchenjahres, es gehört zum Totensonntag. Aber vielleicht ist es gut so, dass es auch noch einen anderen Sonntag im Jahr gibt, an dem man außerhalb direkter Betroffenheit, wie sie uns am Ewigkeitssonntag begleitet, über den Tod nachdenken kann. Wir haben dazu das Evangelium des heutigen Tages gehört. Die Auferweckung des Lazarus. Ich hatte diese Woche Urlaub von Dienstag an Urlaub und dachte am Montag: schreib schon mal deine Predigt, dann musst du dich nicht während deines Urlaubes dransetzen. Aber es ging irgendwie nicht. Ich bekam keinen rechten Zugang zu dieser Geschichte, die mir nur schon seit meinem Studium vor 35 Jahren vertraut ist. Die Geschichte höre ich nicht nur jedes Jahr, ich sehe sich auch, wenn ich mit meinen jüngsten Konfirmanden einen Jesusfilm

2 schaue, in dem diese Geschichte vorkommt. Und doch ist sie für mich schwer zu greifen. Was will diese Geschichte? Warum wird sie erzählt? Ist es wirklich nur eine Vorwegnahme der Auferstehung Jesu? Und gerade wenn man weiß, dass der Evangelist Johannes gerne geistliche Aussagen in eine Geschichte verpackt, dann möchte ich schon gerne verstehen, was diese Geschichte erzählt. Und dann beim mehrfachen Lesen der Geschichte fiel mir etwas auf. In der deutschen Übersetzung der Bibel sind ja Überschriften eingefügt. Die stehen so im Original nicht, helfen uns aber, dieses Dicke Buch ein wenig zu ordnen. Über unserer Geschichte steht: die Auferweckung des Lazarus. Liest man so eine Überschrift, dann erwartet man ja, dass nun in entsprechender Breite über die Auferweckung gesprochen wird. Wer war der lazarus, was hat er gemacht? Wie ist er zu Tode gekommen? Wie ging das mit der Auferweckung? Was ist danach passiert? Viele Fragen, die einem da durch den Kopf gehen. Und dann lesen wir diese Geschichte. Und dann stutzt man ein wenig. Was wird eigentlich von Lazarus erzählt.

3 Am Anfang, dass er erkrankt ist. Woran wird nicht gesagt. Es wird eine schwere Erkrankung gewesen sein, denn die Schwestern - Maria und Martha - machten sich große Sorgen. Sie schickten jemanden los, um Jesus davon zu informieren. Natürlich mit der unausgesprochenen Bitte, dass Jesus komme, um den Bruder zu heilen. Von Jesus wird gesagt, dass er den drei Geschwistern auch sehr zugeneigt war: er hatte Martha lieb und ihre Schwester und Lazarus. Mehr wird nicht gesagt. Von den insgesamt 45 Versen dieses Textes sprechen nur insgesamt zwei von der Person des Lazarus. Am Ende wird erzählt, dass Jesus zu Lazarus spricht: Lazarus komm heraus. Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst im die Binden und lasst ihn gehen! Sie merken, das ist doch ungewöhnlich. Warum wird jetzt nicht erzählt, wie alle sich freuen, zusammen essen und trinken und Lazarus nach der Heilung wieder ein ganz normales Leben führt. Es wird nur gesagt, dass vielen von den Juden an Jesus glaubten.

4 Es scheint also nicht um Lazarus zu gehen, sondern zum einen natürlich um Jesus, um seine Bedeutung, und zum anderen um die Angehörigen von Lazarus, um diejenigen, die mit dem Abschied leben müssen. Und wenn das so ist, dann wird die Aussage Jesus am Schluss plötzlich ganz wichtig. Löst ihm die Binden und lasst ihn gehen. Meine Vorstellungen gehen jetzt nicht hin zu dem Film meiner Konfirmanden, in der Lazarus dann herauskommt und die Binden von sich schüttelt und alle anderen ihn in den Arm nehmen. Bisher habe ich mir das auch immer so vorgestellt, aber irgendwie greift das nicht, wenn man genau liest, dass es nicht um Lazarus geht. Ich bin sehr hängen geblieben an dem Schluss: lasst ihn gehen. Wie ist das, wenn jemand stirbt? In der Regel fällt es uns doch schwer den oder die Sterbende loszulassen. Wir möchten nicht, dass jemand aus unseren Leben geht, wir möchten ihn festhalten. Wir versuchen alles, damit die Gesundung voranschreitet. Und der Kranke macht, solange er kann auch mit. Alle möglichen und alle unmöglichen Dinge werden probiert, um der Krankheit, um dem nahenden

5 Sterben zu entgehen. Holt Jesus, den Wunderheiler, der hat schon so vielen geholfen. Er kann auch uns helfen. Das war der Wunsch der Schwestern. Wärest du da gewesen, er wäre nicht gestorben. Unsere Klage an den fernen Gott in schweren Stunden ist in diesen Worten zu hören. Warum bist du nicht da? Warum hilfst du nicht? Wer bist du, dass du das Leid nicht siehst? Was immer auch unsere Worte sind, sie laufen alle auf dasselbe hinaus: wir wünschen es uns anders und Gott möge es richten. Am Ende der Geschichte steht: und lasst ihn gehen. Nicht: komm zurück in die Gemeinschaft, lasst uns essen und trinken und feiern, sondern die Worte: lasst ihn gehen. Da höre ich nicht als medizinische Anweisung, den Kreislauf in Schwung zu bringen, sondern ich höre es anders, dieses: lasst ihn gehen. Jesus hat eine Tür geöffnet, die Tür in ein anderes Leben, in die Zukunft Gottes. Er hat die Tür der Auferstehung geöffnet, aber eben nicht als eine Rückkehr in das alte Leben, sondern als Anfang in ein neues Leben. Lasst ihn gehen.

6 Ich höre das als Aufforderung, das Ende eines Menschen anzunehmen. Wenn es denn soweit ist, dass ein Mensch gestorben ist, dann müssen wir ihn gehen lassen. Das ist natürlich unendlich schwer. Der Mensch hat doch zum Leben dazugehört, und oft sich es viele Jahrzehnte, die man miteinander verbracht hat. Gewohnheiten, die sich entwickelt haben. Man hat sich aufeinander verlassen, hat den anderen gebraucht in verschiedenen Bereichen. Und mit einem Mal fehlt der Mensch an allen Ecken und Enden. Es wäre doch so schön, wenn er oder sie noch da wäre. Wir binden uns an das Gewesene, umwickeln den Verstorbenen gleichsam mit unseren Gedanken und Wünschen. Es kann aber auch ganz anders sein. Die Beziehung war nicht so gut, aber gerade auch deshalb spukt der Mensch weiter in den Gedanken, besetzt das eigene Leben. Wir werden gemeinsam eingewickelt in eine Beziehung, die uns bindet und unfrei macht. Und nun sagt Jesus: lasst ihn gehen. Trauer ist oft so schwer, weil wir es mit uns so schwer haben, den anderen gehen zu lassen. Die Bindung an das Alte, an das Gewohnte, an das, was wir so gerne anders hätten, das macht es uns schwer, im

7 Leben voranzugehen. Es macht es uns schwer, in das neue Leben ohne den Verstorbenen hineinzufinden. Es muss ja, aber das Innere kommt da noch nicht hinterher, es ist so gebunden an das, was war und nicht mehr ist. Was kann uns helfen, hier herauszufinden? In der Mitte der Geschichte gibt es das Gespräch zwischen Martha und Jesus. Da sprach Marta zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird - bei der Auferstehung am Jüngsten Tage. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?

8 Sie spricht zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. Jesus spricht mit Martha über die Auferstehung. Martha sagt. ja irgendwie glaube ich daran. Es wird schon etwas danach geben. Aber das ist weit weg und das hat mit mir nichts zu tun. Das ist eine religiöse Wahrheit, aber die hat mit meinem Leben nichts zu tun. Ich trauere um Lazarus und das ist es, was mein Leben bestimmt. Aber genau das ist es, was Jesus verändern will. Es geht nicht um eine religiöse Wahrheit, sondern darum, darauf zu vertrauen. Er sagt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Schau auf mich, auf das, was mit mir geschehen ist. Dann öffnet sich etwas in deinem Leben. Wer nämlich der Auferstehung Jesu vertraut, der wird leben, und da kann auch der Tod, der irgendwann für jeden kommt, auch nichts gegen tun. Wer glaubt, der wird sehen, dass es nicht darum geht, dass Lazarus oder wer auch sonst immer, ins eigene Leben zurückkommt, sondern das es darum geht, dem Leben offen gegenüber zu stehen. Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Das heißt: wer

9 auf Gott vertraut, wer Christus den Auferstandenen Gekreuzigten vertraut, der hat eine Lebensgrundlage, die immer nach vorne gerichtet und die immer offen ist. Ich kann den anderen gehen lassen, weil ich weiß: ich gebe ihn in Gottes Hände. Ich kann den anderen gehen lassen, weil ich darauf vertrauen, dass Gott für mich genügend Kraft und Möglichkeiten bereit hat, mir mein Leben offen und gut zu gestalten. Christus, das heißt: der Gesalbte, der Erlöser. Jesus holt uns mit seinem Kreuz und seiner Auferstehung gleichsam aus den falschen Bindungen heraus, er löst uns die Fesseln des Lebens, die uns an uns selber binden. Jesus löst diese Fesseln, die die Binden bei Lazarus. Und dann können wir gehen. Dann können wir gehen in ein anderes Leben, wir können Menschen loslassen, weil wir sie in ihr neues Leben bei und mit Gott ziehen lassen können. Wir können loslassen, um im Blick auf uns selber in eine neues Leben mit Gott ziehen können, darauf vertrauend, dass wir darin geborgen sind, auch wenn die irdische Geborgenheit im Augenblick genommen wurde. Das heißt nicht, dass wir nicht trauern dürfen oder sollen. Das gehört dazu, aber es gehört eben auch dazu, den anderen ziehen zu lassen, ihn in Gottes Zukunft gehen lassen.

10 Insofern ist richtig, was Johannes am Anfang der Geschichte sagt: Diese Krankheit des Lazarus ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes. Darum geht es: um Gottes Herrlichkeit und darum, sich diesem Gott anzuvertrauen. Lasst den Verstorbenen gehen - er ist geborgen. Lasst ihn gehen - er gehört nun zu Gott. Lasst ihn gehen - der Tod kann ihn nicht bei sich behalten, denn er gehört in Gottes Herrlichkeit. Lasst ihn gehen - und lasst euch von Gott beschenken in dem Leben, das er für euch bereit hat. Das erzählt mir die Geschichte vom Lazarus. Er darf tot sein, weil er bei Gott lebt. Und wir dürfen leben, weil Gott Leben für uns bereitet. Das macht unseren Glauben, das macht unsere Hoffnung aus. Und das dürfen wir uns sagen lassen, mitten in der Trinitatiszeit, mitten in der Lebenszeit. Amen Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.

Orgelvorspiel 11 Lied: 452, 1-5 Psalm 68 Eingangsliturgie Gebet Gott, manchmal bin ich wie tot. Bin innerlich leer, funktioniere im Alltag. Und frage: Ist da nicht mehr? Und dann suche ich dich, Gott des Lebens. Aufstehen möchte ich - gegen das, was tötet, auferstehen möchte ich und leben von dem Licht, das du uns geschenkt hast. So lass es leuchten dein Licht, hier in deiner Kirche, in deinem Gottes-Dienst, in unserem Leben. Geleite uns durch dein lebendiges Wort. Das bitten wir Amen. Lesung Lied 364, 1-4 Lesung Lied184 Predigt Lied 115, 1, 2, 5, 6 Abkündigungen Fürbittengebet Gott, wir vertrauen auf dein Wort, dass du alles neu machen willst.

So bitten wir dich, dass wir uns nicht von dem Friedlosen, Trostlosen und Hoffnungslosen gefangen nehmen lassen, 12 sondern allem deinen Frieden, deinen Trost und deine Hoffnung entgegenhalten. Hilf uns, dem Leben nachzuspüren, wo andere nur Tod sehen. Hilf uns, der Liebe Raum zu geben, wo andere sich mit Hass begegnen. Hilf uns, uns der Barmherzigkeit zu verschreiben, wo man nur gleichgültig nebeneinanderher lebt. Hilf uns, uns einzusetzen für die Rechte der Schwachen, die andere mit Füßen treten. Hilf uns, sensibel zu sein für die Hilferufe, die sonst niemand hört. Hilf uns, Freiheit zu schenken, wo andere Ketten anlegen. Hilf uns, Gerechtigkeit zu üben, wo sonst nur das Recht des Stärkeren gilt. Hilf uns, den Kranken von deinen Wundern zu erzählen, wo sonst nur Schweigen herrscht. Hilf uns, die Trauernden mit deinem lebendigen Wort der Hoffnung zu trösten, wo andere sich binden an

den Tod. 13 Hilf uns, den anderen im Abschied ziehen zu lassen, auf dass wir das Geschenk deines Lebens - hier wie dort - würdigen. Begleite uns mit deiner Herrlichkeit. Vaterunser Segen 163 Abk: Godi: 27. KE GU 4. 10. Erntedank Erntegaben: Fr. 17 Uhr Veranst.: Basarbasteln, Eröffnung ökumenischer Café-Treff