Vogelpark und Eulengarten Niendorf Der natürlichste Vogelpark Deutschlands T. Ratjen (15034) Nur wenige Kilometer neben den Urlaubshochburgen Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Travemünde liegt der Vogelpark und Eulengarten Niendorf an der Ostsee. Mit einer Fläche von ca. 70.000 m² und einem Wegenetz von ca. 2 km gehört dieser liebevoll angelegte Park damit sicherlich zu den Geheimtipps hierzulande. In diesem Jahr, am 13. Juni 2008, gab es ein Jubiläum zu feiern. Der Vogelpark, der bereits seit 1973 besteht, steht dann seit 25 Jahren unter der Leitung von Klaus Langfeldt. Aber für die Zukunft sieht es nicht allzu rosig aus denn die strengen EU Richtlinien fordern bis zum Jahresende einige gravierende Änderungen und wie in so vielen anderen Parks fehlen auch hier die finanziellen Mittel. Nachdem der beliebte Metelener Vogelpark bereits vor einigen Jahren seine Tore schließen musste steht nun ein weiterer Vogelpark vor dem aus wenn die Politik nicht helfend eingreift und zumindest einen Aufschub gewährt. Trotz all dieser Schwierigkeiten und bevorstehenden Feierlichkeiten nahm Klaus Langfeldt sich gern die Zeit mit mir durch den Park zu gehen und mir einige interessante Einblicke hinter die Kulissen zu gewähren. Der Vogelpark liegt in einem natürlichen Sumpfgebiet, große Schilfflächen mit reetgedeckten Tierhäusern und viele kleine Teiche bestimmen hier das Bild. Die Volieren und Gehege sind liebevoll in diese Umgebung eingefügt und beherbergen ca. 1300 Vögel in ca. 350 Arten. Diese Lage hat aber auch einen großen Nachteil. In
jedem Jahr hat man hier mit dem Wasser zu kämpfen, auf eine zugesagte Pumpstation die den Wasserspiegel im Park niedrig halten soll wartet man sehnsüchtig und so stehen große Teile im Frühjahr unter Wasser, Wege müssen neu aufgeschüttet und die schönen, reetgedeckten Schutzhäuser und Volieren oft aufwändig renoviert werden. Aber auch die Vogelgrippe wirkt sich immer noch auf die Besucherzahlen aus. Bei unserem Rundgang wurden viele Gäste persönlich begrüßt, ich fragte mich wo nur all die Touristen sind! Bei strahlendem Sonnenschein geht man hier an die Ostsee, bei schlechtem Wetter fährt man in die Ostseetherme oder ins Sea Life Aquarium, nur, wann geht man in den Vogelpark? Keine einfache Situation. Ein Rundgang Über eine kleine Brücke gelangt man in den neuen Teil der Anlage. Hier befindet sich ein großes Gehege in dem Jungfernkraniche und der Heilige Ibis meistens untergebracht sind, meistens deshalb, weil beide Arten sich frei im Park bewegen können und die Ibise sich sogar über Tage bis zu einer Entfernung von 70 km außerhalb des Parks aufhalten aber immer wieder hierher zurückkehren. Danach gelangt man in den Eulengarten. Klaus Langfeldt beherbergt hier die artenreichste Sammlung lebender Eulen der Welt. Zurzeit leben hier 45 Arten von denen schon 38 erfolgreich gezüchtet werden konnten. Es sind hier auch die wenig gezeigten Brillenkäuze, Malaienkäuze, Fisch- und Maskeneulen sowie Nepal- und Sumatra- Uhus zu sehen. Bei vielen Arten waren Jungtiere zu sehen und ich bekam auch die Gelegenheit wenige Tage alte Junge zu fotografieren, einige der Bilder können Sie im AZ Lexikon anschauen. In der folgenden Volierenanlage für Greifvögel sind Arten wie z. B. Bengalen-, Mönchs-, Schnee- und Kappengeier sowie Anden Kondore, Gaukler, Adler, Turmfalken und Sekretäre untergebracht.
In das anschließende große Schilfgebiet sind die Gehege für die Reiher, Störche, Gänse und Enten harmonisch eingefügt. Man muss sich schon Zeit nehmen um die Arten in den natürlichen Gehegen zu entdecken und oftmals hilft es auch später noch einmal bei dem einen oder anderen Gehege vorbei zu schauen. Hier findet man Reiherarten wie den größten heute lebenden, den afrikanischen Goliath-Reiher, oder auch die Purpur-, Grau-, Nacht-, Silber- Seiden-, Küsten-, Tiger-, Kuh- und Prachtreiher. Einige der verschiedenen Reiherarten schreiten auch erfolgreich zur Brut. Von den 19 Storchenarten die es auf der Welt gibt sind hier 15 Arten beheimatet. Die größte Kollektion Europas besteht aus: Weiß-, Schwarz-, Wollhals-, Abdim-, Sattel-, Jabiru-, Gelbschnabel-, Milch-, Bunt-, Amerikanischen Waldstörchen, Maguari-, Schwarzschnabel-, Afrikanische-Klaffschnabel-, Hammerkopfstörchen sowie den Afrikanischen Marabus und Sunda-Marabus. Obwohl hier viele seltene Arten gehalten werden ist die Storchenwiese mit unserem einheimischen Weißstorch für die Besucher doch immer der größte Anziehungspunkt. Von den 15 verschiedenen Kranicharten fühlen sich hier 10 Arten in der natürlichen Schilflandschaft sehr wohl und schreiten auch zum Teil zur Brut. Bei den Kranichen haben bereits die seltenen Mandschuren-Kraniche gebrütet, daneben Sarus- und Lilford-Kraniche, eine Unterart unseres Kranichs sowie die mit den Kranichen verwandte Riesenwaldralle oder Ypeca. Weiterhin können hier Europäische- / Grau-, Kanada-, die bei meinem Besuch sehr aggressiven Weißnacken-, Paradies-, Jungfern- sowie die Östl. und Westl. Kronenkraniche besichtigt werden. Auf den Teichen tummelt sich eine Vielzahl von verschiedenen Entenarten: Mandarin-, Höckerglanz-, Braut-, Rotschulter-, Reiher-, Moor-, Spieß-, Marmel-, Eiderenten, Witwen-, Gelbe-, Kubanische-, Eyton-, Herbst-, Wanderbaumenten, Brand-, Rost-, Paradies-, Radjah- und Australische - Karsarka. Eine stattliche Anzahl Gänsearten wie z. B. : Haus-, Höcker-, Grau-, Saat-, Bläss-, Streifen-, Nonnen-, Kanada-, Rotkopf-, Graukopf-, Magellan-, Hühner-, Orinoko- und die bei uns inzwischen häufigen Nilgänse werden im Park gehalten und teilweise auch nachgezogen!
Von den Nashornvögeln mit ihren imposanten Schnäbeln kann man hier in Niendorf einige Arten sehen; sie bewohnen ein Vogelhaus mit kombinierten Aussenvolieren. Die Nachzucht von Hornvögeln gelingt laut Klaus Langfeldt leider selten, doch ist es ihm gelungen von Doppelhorn-Vögeln, Trompeter-Hornvögeln, Grau - Tokos und Gelbschnabel - Tokos mehrfach Nachwuchs aufzuziehen! Zum Zeitpunkt meines Besuchs waren die Weibchen der Silberwangen- und Keulenhornvögel gerade eingemauert und man hoffte auf eine erfolgreiche Nachzucht. Mit den Hornvögeln sind unterschiedliche Fasanenarten vergesellschaftet. Neben diesen Volieren befanden sich die für verschiedene Exoten. Hier sind einige Arten der Glanzstare (Königs- und Dreifarbenglanzstar), Beos, Tauben (Kron- und Grünflügeltaube), Elsterhäher, China Bambushuhn, Nacktwangenblaurabe und Limikolen wie Kap- und Perutriel, Soldaten-, Waffen- und Cayennekiebitz untergebracht. Gegenüber dieser Volierenanlage tummeln sich zahlreiche Rosapelikane und Flamingos in ihrer Teichanlage. An die Liebhaber der Papageienarten wurde hier auch gedacht, doch werden hiervon nur wenige Arten gehalten. In mehreren Volieren nahe am Ausgang befinden sich hier Arten wie Venezuela- und Gelbwangenamazone, Goffin-, Nacktaugenkakadu, Bechsteinara, Großer und kleiner Vasapapagei, natürlich auch Graupapageien und eine gemischte Voliere mit Wellen-, Rosella-, Königs- und Nymphensittich. Bei einer guten Tasse Kaffee im kleinen aber gemütlichen Pavillon mit Terrasse beschlossen wir diesen interessanten Besuch und ich wünschte Klaus Langfeldt alles Gute und dass ein Weg gefunden wird den Park weiterzuführen. Da sorge ich schon für waren seine abschließenden Worte.
Und er hat Wort gehalten, nach einigen Umbauarbeiten hat der Park auch weiterhin seine Tore geöffnet und ist für einen Besuch wärmstens zu empfehlen. Info: Vogelpark Niendorf, An der Aalbeek, 23669 Timmendorfer Strand, Tel. 04503/4740 www.vogelpark-niendorf.de