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Transkript:

Zur Titelseite und den Umschlagseiten Dreiteiliges Porto Vorspann: Dass ein Porto aus zwei Teilen zusammengesetzt ist, kennen wir z.b. von den Teilbarfrankaturen (vor allem ab dem 24.8.1923). Ein Teil des Portos wurde in Marken verklebt, der Rest in bar (Geb.-bez.- Stempelabschlag, handschriftlich, Geb.-bez.-Zettel, Maschinenpostfreistempel, Registrierkassenstempel ) verrechnet. Dass das Porto aus drei Teilen zusammengesetzt ist, verdient schon eine ganz besondere Beachtung. In Frage kommen u.a. Mischungen aus Frei- und Dienstmarken plus Geb.-bez.-Anteil oder Inflationsbriefmarken in Verbindung mit Rentenpfennig-Marken (Übergangsfrankaturen) plus Baranteil. Auch andere Exoten sind theoretisch denkbar, aber ob sie auch in der Praxis vorkommen, ist fraglich. Der folgende Artikel aus: DER SAMMLER-DIENST, Coburg, Heft 25, 1962 sei anstelle einer weiteren Erklärung hier abgedruckt. Er bezieht sich auf den (auf der letzten Umschlagseite) abgebildeten Dienstbrief aus Klötze (Mischung aus Freimarken und Dienstmarken plus Baranteil). Warum Briefe sammeln? Daß das Brief-Sammeln gerade in letzter Zeit [1962; Anm. des Verfassers] so viele neue Liebhaber und Interessenten fand und ständig sich weiter ausbreitet, hat seine guten Gründe. Nicht allein an der Monotonie der seitenweisen Ansammlung einer Unzahl von Neuheiten mit hübschen oder weniger erbaulichen Ansichten liegt es, daß immer mehr Sammler ihre Katalogsammlung durch Briefe auflockern, daß solche aufgelockerten Sammlungen auf Ausstellungen zusätzliche Punkte sammeln können und das Interesse der Beschauer besonders auf sich ziehen, sondern es gewinnt eben die Tatsache Raum, daß Briefe viel mehr sagen, als lose Marken. Sammler von Altbriefen, von Briefen aus der Vormarkenzeit, müssen sich bei sehr alten Briefen noch mit Anschrift und Briefinhalt begnügen und daraus entnehmen, woher die Briefe kamen, wohin sie gingen und welcher Zeit sie angehören. Als dann Stempel Verwendung fanden, wurde das einfacher und vielseitiger, denn nun gewannen vor allem diese Stempel und postalischen Vermerke das Interesse, sie ermöglichten Forschen und Ordnen. Und als dann Briefmarken zur Entrichtung des Portos, ganz oder teilweise, in Verwendung kamen, wurde dies Sammelgebiet so vielseitig und inhaltsreich, wie es heute noch ist. Eine durchgeschnittene, halbierte alte Marke ist lose wertlos; auf ganzem Brief, auf dem die postseitige Halbierung durch Portorichtigkeit und übergehenden Stempel nachzuweisen ist, ist es eine große Seltenheit; eine 24-Pf-Thälmann-Marke der sowjetischen Zone ist eine Pfennigsache, wenn sie aber auf einem Brief nach Berlin ist und daneben ist ein Nachgebührvermerk, so handelt es sich um einen Postkriegsbrief, um eine bemerkenswerte und von Kennern recht gesuchte politische Dokumentation. Oder eine 5- Reichsmarkmarke der Vorwährungszeit mit Eckstempel erweist sich als 50-DPf-Marke, weil aus dem Brief ersichtlich ist, daß die Marke in den paar Tagen nach der Währungsreform zu ein Zehntel des Wertes verwendet wurde. Zensurvermerke, politische Werbetexte (und ihre Annullierung!), von Besatzungsmächten angeordnete Angaben über Briefinhalt usw., all das ist nur auf dem Brief zu finden und macht ihn zu Belegen der Zeit und Postgeschichte, während die lose Marke solcher Belege meist Massenware und kaum sammelnswert ist. Briefe der Inflationszeit 1919/23 fanden ja nun seit je bei den Sammlern und in den Katalogen besondere Beachtung, und berechtigt, weil sie uns diese traurige Zeit weit mehr als lose Marken in Erinnerung rufen. Wer erinnert sich denn sonst noch, daß es eine Zeit gab, in der ein einfacher Brief 80 und 100 Milliarden kostete oder daß man fünf Tage lang statt des Portosatzes von 80 Milliarden nur 20 Milliarden an Marken kleben mußte, weil diese plötzlich das Vierfache galten. Aus dieser Zeit soll Ihnen heute ein einfacher Dienstbrief eines Landjägeramtes vom 4. November 1923 umstehend gezeigt werden, der beweisen soll, wie viel aus einem solchen einfachen Brief gelesen werden kann und der trotz seiner billigen Marken vielleicht und sogar wahrscheinlich ein Unikum [Hervorhebung durch den Verfasser] darstellt. Denn wir behaupten, daß kaum ein Leser dieser Zeilen nach Betrachtung des Briefes seine Merkwürdigkeiten vollzählig festgestellt hat. Auffallen wird Ihnen, daß die absendende Dienststelle nicht mehr genügend Dienstmarken verfügbar hatte und darum für das Porto von 100 Millionen neben 40 Millionen in Dienstmarken 25 Millionen in Freimarken verwenden mußte (also Mischfrankatur Dienst- und Freimarken); daß aber überhaupt nicht genügend

Briefmarken für den einfachen Brief vorhanden waren, so daß neben den verklebten Briefmarken im Wert von genau 65 010 000 Mark noch 34 990 000 Mark in bar bezahlt werden mußten, denn das Briefporto betrug ja einhundert Millionen Mark (also neben der Misch- auch Teilfrankatur). Die Barzahlung bestätigte der Postbeamte mit Gewichtangabe, Barzahlungsbetrag und Name, wobei das Verhältnis der einzelnen Portozahlungsarten, nämlich 25 Prozent Frei-, 40 Prozent Dienstmarken und 35 Prozent Barzahlung schon recht selten ist, nachdem die Verwendung dieser drei Arten an und für sich schon kaum zu finden ist. Nun kommt aber erst das Einmalige, was wohl nur alten Inflahasen und Kennern des leider längst vergriffenen Büchleins von Infla-Altmeister Kobold: Inflationsbriefe sind Belege zur deutschen Post-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte [dieses Buch wurde als Band 44 der INFLA-Bücherei 1998 nachgedruckt und ist bei der INFLA-Literaturstelle erhältlich; Anm. des Verfassers] überhaupt auffiel: die sogenannte Markenwertspanne, worunter die vergleichsweise Gegenüberstellung des kleinsten, aber zum Porto gehörenden, verwendeten Markenwertes zum verwendeten Höchstwert verstanden wird. Für einen heutigen [1962; Anm. des Verfassers] einfachen Fernbrief wäre beispielsweise die höchstmögliche Markenwertspanne 1:15 (bei Verwendung einer 15-Pf- und fünf Stück Einpfennigmarken). Für die Inflationszeit sind Spannen von 1:200 öfter festzustellen, darüber aber schon selten. Auf dem nebenstehend gezeigten Brief ist nun der kleinste Wert die 200-Mark-Dienstmarke, der höchste Wert die 5 Millionen-Freimarke, das ist eine Markenwertspanne 1:25 000. Übersetzt auf einen heutigen [1962; Anm. des Verfassers] einfachen Fernbrief und einem Kleinstwert von 1 Pf müßte der höchste Wert also eine 250-DM-Marke sein! Darum schon wirtschaftsgeschichtlich interessant. Nun hat man aber bisher bei Teilfrankaturen (also Portozahlung teils Marken, teils bar) nicht die sogenannte Markenwertspanne, sondern die Spanne Markenwert : Portosatz in den Vordergrund gestellt und da gibt es für diesen Brief unglaublich erscheinende und einmalige Phantasiezahlen. Es ist also die kleinste Marke von 200 Mark dem Porto vom 4. November 1923 mit 100 Millionen gegenüberzustellen und das ergibt eine Spanne von 1 : 500 000 (in der Literatur bisher jedenfalls noch nicht genannt). Wäre die kleinste Marke mithin die 1-Pf-Marke, so hätte das Porto 5000,-DM betragen, für einen einfachen Fernbrief bitte! [1962; Anm. des Verfassers.] Dazu ist noch zu bedenken und der Briefansicht nicht zu entnehmen, daß ab Ende August 1923 die Verwendung von Dienstmarken schon beschränkt war. Ab 1. Oktober wurde dann für Reichsbehörden die Freimachung im Ablösungsverfahren wieder eingeführt, für alle Behörden aber die Portobarzahlung empfohlen, weshalb ja alle höheren Dienstmarkenwerte ab 100 Millionen mit echtem Stempel so selten, auf Brief aber bestimmt seltener als eine Sachsendreier zu finden sind. Jedenfalls wurden bisher Briefe schon mit höheren Dienstmarkenwerten, wie hier zwei Millionen, in Teilfrankaturen kaum gefunden, sind also immer Seltenheiten. Zur vollen Ausdeutung dieses Briefbeispieles ist noch zu erwähnen, daß das Briefporto von 100 Millionen vom 4. November 1923 nach dem Dollarkurs einem Zehntel Goldpfennig entsprach, so daß also die zum Porto gehörige 200-Mark-Marke des Briefes den fünfmillionsten Teil eines Goldpfennigs wertete und selbst die größte Fünf-Millionenmarke erst 0,005 Goldpfennig wert war. Selbst der vom Postbeamten als Barzahlung mit allerhand Zeitaufwand für Vermerk und Buchung bestätigte Portoteilbetrag von 35 Millionen war nur ein Fünfunddreißigstel Goldpfennig wert. Wenn uns diese Zahlen heute auch als Phantastereien anmuten, so muß doch erinnert werden, daß das einmal und vor nicht zu langer Zeit niederdrückende Wirklichkeit war, auch wenn es uns damals gar nicht so bewußt wurde. Ein einfacher Brief kann es uns aber recht deutlich vor Augen führen und in Erinnerung bringen und darum sind solche Briefe eben Dokumente der Post-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte und sie zeigen den himmelweiten Unterschied zwischen losen Marken und den gleichen Marken auf einem ganzen Brief. Dem Artikel von 1962 ist nur noch hinzuzufügen, dass der besprochene und abgebildete Brief am 4. November 1923 abgestempelt wurde. Es handelt sich um die 21. Portoperiode, die nur vier Tage Gültigkeit hatte.

Zur Titelseite Einschreiben-Fernbrief (2. Gewichtsstufe) von Nürnberg 1 nach Meiningen (Dienstbrief von der Bayerischen Staatsbank an die Bank für Thüringen ). Das Porto betrug am 25.8.1923 45 000 Mark. Hier liegt eine Mischung aus Freimarken und Dienstmarken (19 000 Mark) vor. Zusätzlich wurde der noch fehlende Betrag in Höhe von 26 000 Mark nicht sofort wie zu erwarten gewesen wäre in bar eingezogen, sondern der Betrag wurde gestundet (vgl. die Stempelabschläge Gebühr bezahlt und Gestundet, ). Zwischen Behörden gab es die Möglichkeit, Porto- oder Nachportobeträge gegen eine Gebühr stunden zu lassen. Die gestundeten Beträge wurden in ein Formular ( Stundungsgegenbuch ) eingetragen und bis zum 10. des Folgemonats bezahlt.

Zur 2. Umschlagseite Auslandsdrucksache von Berlin (20.11.23) nach Italien. Das Porto betrug 16 Milliarden Mark. Zuerst wurde eine 2 Milliarden-Marke aufgeklebt, der Maschinenpostfreistempel von Berlin mit Werteindruck 8 Milliarden kam dazu. Die immer noch fehlenden 6 Milliarden wurden in bar erhoben (vgl. handschriftlicher Eintrag). Einschreiben-Fernbrief von Düsseldorf-Eller (8.12.23) nach Augsburg. Das Porto betrug 300 Milliarden Mark oder 30 Rentenpfennig. Verklebt wurden 30 Milliarden Mark und 26 Rentenpfennig. Der fehlende Rentenpfennig wurde in bar erhoben (s. schwacher Geb.-bez.-Stempelabschlag plus Unterschrift rechts neben dem Einschreibzettel).

Zur 3. Umschlagseite Paketkarte von Köln (21.12.23) nach Langensalza. Das Porto betrug 60 Rentenpfennig oder 600 Milliarden Mark (bis 3kg, über 75 km). Verklebt wurden auf der Vorderseite 50 Rentenpfennig, auf der Rückseite 80 Milliarden Mark. Die fehlenden zwei Rentenpfennig wurden wohl in bar erhoben. Die zwei 50 Millionen- Marken dienten als eine Art Geb.-bez.-Zettel. Der handschriftliche Vermerk auf diesen zwei Vignetten könnte die Abkürzung für Gebühr bezahlt sein!?

Zur 4. Umschlagseite Die genaue Beschreibung dieses dreiteiligen Portos ist dem oben abgedruckten Artikel aus dem SAMMLER- DIENST, Coburg (s. oben) zu entnehmen. Heiner Scheerer