Erfahrungsbericht Auslandspraktikum Rebecca Schulz gefördert durch das PROMOS-Stipendium des DAAD Mein Name ist Rebecca und ich studiere Molekularbiologie B. Sc. im fünften Semester an der Universität Bielefeld. Von Oktober bis Dezember 2014 habe ich zehn Wochen als Praktikantin an der Victoria University in Wellington, Neuseeland, gearbeitet. Ich wurde von der Arbeitsgruppe Reproductive Biology aufgenommen und habe dort mein eigenes kleines Forschungsprojekt durchgeführt. Meine größte Motivation für den Auslandsaufenthalt war die Herausforderung Veränderungen und neue Situationen zu meistern. Durch den Aufbruch ins Unbekannte erlebt man dieses sowohl im Praktikum als auch in der Freizeit und lernt dabei viel über sich selbst und eine Menge neue Menschen kennen. Außerdem wollte ich sehr gerne in ein englischsprachiges Land, da Englisch die Sprache der Wissenschaft ist, ich Spaß daran habe Englisch zu gebrauchen und ich meine Sprachkenntnisse verbessern wollte. Meine Wahl ist auf Neuseeland gefallen, da ich bereits als Schülerin drei Monate dort verbracht habe und das Praktikum eine ideale Gelegenheit geboten hat dieses wunderschöne Land noch einmal zu besuchen. Neben den vielen fachlichen und sprachlichen Erfahrungen im Labor habe ich mir so natürlich auch erhofft ein wenig Zeit für Reisen nach Abschluss meines Projekts zu haben und so die Teile des Landes, die ich noch nicht gesehen habe, zu erkunden. Um meinen Wunsch in die Tat umzusetzen, habe ich bereits im zweiten Semester begonnen mich in zahlreichen Arbeitsgruppen an verschiedenen Universitäten zu bewerben. Allerdings war es nicht einfach ohne jegliche Berührungspunkte zwischen neuseeländischen Universitäten und der Universität Bielefeld Kontakt zu möglichen Betreuern aufzunehmen. Letztendlich haben mir zufällige Kontakte meiner damaligen Gastfamilie geholfen, Kontakt zu Mitarbeitern der oben genannten Arbeitsgruppe herzustellen und schon sehr bald hatte ich einen Praktikumsplatz sicher. Natürlich war dabei sehr viel Glück im Spiel, aber ich hoffe so einen Kontakt hergestellt zu haben, der auch zukünftig Studierenden der Biologie hilft einen Auslandsaufenthalt in Wellington zu absolvieren. Obwohl mein Praktikum unbezahlt war, musste ich ein Arbeitsvisum für den zehnwöchigen Zeitraum beantragen, welches ca. 250 Euro gekostet hat. Dazu kamen einige andere Formalitäten, die vor meiner Abreise geklärt werden mussten: Ich habe eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, ich habe meine Wohnung in Bielefeld gekündigt, was einen Auszug und damit verbundene zahlreiche Adressänderungen und Abmeldungen beinhaltete, ich habe mich von der Universität Bielefeld für das Wintersemester beurlauben lassen, da ich mir so die Kosten für das NRW-Zugticket etc.
sparen konnte und musste mir Gedanken über die Finanzierung meiner Unterbringung in Neuseeland, den Flügen und alltäglicher Kosten machen. Da ich bereits seit Beginn des Studiums für diese Reise gespart hatte und ich keine Kosten für eine Wohnung in Bielefeld mehr zahlen musste, wäre es mir bereits ohne den Zuschuss des PROMOS-Stipendiums möglich gewesen den Aufenthalt durchzuführen. Jedoch wäre ich mit einem leeren Konto wiedergekommen, was die Wiederaufnahme einer Wohnung in Deutschland und laufende Lebenskosten hier erschwert hätte. Durch den Zuschuss des PROMOS-Stipendiums allerdings, waren sowohl meine Flugkosten als auch ein Teil meiner Unterbringung bezahlt, sodass ich mir weniger Sorgen um meine finanzielle Situation machen musste. In meinem Praktikum habe ich ein Projekt durchgeführt, in dem ich ein Enzymassay für die Messung eines Botenstoffes in Eizellen entwickelt habe. Die erste Woche habe ich vor allem für Literaturrecherche und Einarbeitung in das Thema genutzt. Die restliche Zeit habe ich im Labor verbracht und Versuche zur Optimierung des Assays durchgeführt. Meine Betreuerin hat mich ab dem ersten Tag bei jeder Frage unterstützt und stand mir bei Problemen immer mit Tipps und Ratschlägen zur Seite. Trotzdem hatte ich das Gefühl, das erste Mal vollkommen selbstständig im Labor zu arbeiten. Das lag zum Teil auch daran, dass die gesamte Arbeitsgruppe mich vom ersten Tag an willkommen geheißen und als Kollegin behandelt hat. Dadurch habe ich mich sehr schnell integriert und habe in einigen Kollegen neue Freunde gewonnen. Zum Ende meines Projekts habe ich meine Arbeit und ihre Ergebnisse in einem Vortrag für die neuseeländische Arbeitsgruppe zusammengefasst und einen Bericht erstellt, der auch von meinem deutschen Betreuer bewertet wird. Der Universitätsalltag hat für mich ein wenig anders zum deutschen Alltag ausgesehen, da ich an der Universität gearbeitet habe und keine Kurse als Studentin besucht habe. So hatte ich eher den Einblick eines Mitarbeiters in den Alltag. Eine Sache, die ich vermisst habe, ist die Mensa unserer Universität. An der Victoria University gibt es lediglich mehrere Kioske mit Fast-Food oder Snacks anstatt einer großen Cafeteria bzw. Mensa und dadurch entfiel die von mir geliebte gemeinsame Mittagspause mit Freunden. Ansonsten ist der Alltag an einer neuseeländischen Uni sehr ähnlich zu dem mir bekannten und anstatt der Mittagspause wurde dafür die gemeinsame Kaffeepause in unserer Arbeitsgruppe großgeschrieben. Somit kam der soziale Aspekt der gemeinsamen Arbeit nicht zu kurz. Darüber hinaus wurde ich von meinen Kollegen auch außerhalb der Arbeit zu gemeinsamen Essen oder Fußball- und Rugby spielen im Stadion eingeladen. Ich glaube, dass die sozialen Kontakte für mich eine der großen Vorteile eines Praktikums gegenüber einem Auslandsstudium sind (neben den
nicht anfallenden Studienkosten von mehreren tausend Dollar), denn durch die enge Zusammenarbeit fällt es leicht neue Kontakte zu knüpfen und zu erhalten. Nachdem ich mein Praktikum beendet habe, hatte ich zusätzlich noch ca. vier Wochen Zeit Neuseeland zu bereisen. Das hat meinen gesamten Aufenthalt noch einmal bereichert. Zu Neuseeland im Allgemeinen kann ich sagen, dass es ein Land mit wunderschöner Natur und weltoffenen Städten ist. An Wellington haben mir vor allem seine überschaubare Größe und das Leben am Meer gefallen. Die Menschen sind überall sehr offen, neugierig und es herrscht ein internationales Flair, da hier sehr viele Nationalitäten zusammenleben. Ich kann das Praktikum im Ausland, und speziell an der Victoria University, in jeder Hinsicht weiterempfehlen. Ich habe mir zuvor unbegründet Sorgen gemacht, denn jeder dort hat sich gefreut mich aufzunehmen und mir jederzeit weiterzuhelfen. Mein Englisch hat sich definitiv verbessert, aber die Sprache ist letztendlich nur ein Aspekt der Erfahrungen, die ich gemacht habe. Hauptsächlich hat mir mein Praktikum gezeigt, dass Veränderungen mich zwar dazu zwingen Altes zurückzulassen, aber ich definitiv mehr dazu gelernt und an positiven Momenten erlebt habe als ich zu Hause zurücklassen musste.
Blick vom Campus auf Wellington
Milford Sound Teil meiner Rundreise