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1 MAMA SUCHEN Lisa kommt von der Schule nach Hause. Mama ist nicht da. Seltsam, denkt Lisa, Mama ist sonst immer da. Mama?, ruft Lisa. Keine Antwort. Mama!, ruft Lisa noch einmal. Mama muss wieder her! Lisa schreibt für Papa einen Zettel: Lieber Papa, Mama ist weg, ich muss sie suchen gehen. Wir sind gleich zurück. Das hofft sie wenigstens. Lisa weiß nicht, wo ihre Mama stecken könnte. Aber sie will sie wiederhaben. Unbedingt! Lisa liebt ihre Mama. Ihre herzensgute, kleine, feine Mama. So eine Mama gibt es kein zweites Mal. Ohne sie geht es gar nicht. Lisa legt ihre Schultasche hin und schmiert ein paar Brote. Sie räumt allen Schulkram aus der Tasche und stopft die Brote und eine Flasche Sprudel hinein, dann zieht sie los. 7

Sie geht aus dem Haus, die Straße lang, am Bäcker und an der Kirche vorbei, Richtung Schulhaus. Da kommt ihr ihre Lehrerin entgegen. Lisa, was machst du denn hier? Die Schule ist doch aus. Ich weiß, sagt Lisa. Aber ich muss Mama suchen, sie ist nicht zu Hause. Mama ist sonst immer zu Hause. Dann komm ich besser mit, sagt die Lehrerin. Die Lehrerin heißt Frau Fisch, was etwas seltsam ist, wenn man ein Mensch ist. Finden jedenfalls Lisa und ihre beste Freundin Alina. Aber Frau Fisch ist nett, nichts gegen sie einzuwenden. Wo sollen wir denn suchen?, fragt Frau Fisch. Nehmen wir das Auto? Au ja, sagt Lisa, mit dem Auto suchen ist gut. Da werden wir Mama bestimmt schnell finden. Je schneller, umso besser. Frau Fisch hat einen knallroten Sportwagen. Lisa wusste gar nicht, dass ihre Lehrerin so ein Auto fährt. Es passt zu ihrem Namen. Das Auto ist ein schneller, feuerroter, wendiger Fisch, auch wenn Skorpion draufsteht. Frau Fisch und Lisa steigen ein. Das Auto braust los. Lisa denkt ganz fest an ihre Mama. Wo kann sie nur sein? Wohin fahren wir?, fragt Lisa nach einer Weile. So weit weg kann Mama doch gar nicht sein. Frau Fisch antwortet nicht. Sie hält das Steuer fest in den Händen. Lisa hat Vertrauen zu Frau Fisch, schließlich ist sie ihre Lehrerin. Lisa freut sich über die rasante Fahrt. Es kribbelt lustig im Bauch. Fast vergisst sie ihre Mama. Sie fahren vom Tag in die Nacht. Da, plötzlich, tritt Frau Fisch voll auf die Bremse. Die Reifen kreischen, und das Auto kommt zum Stehen. Frau Fisch drückt auf einen Knopf. Das Autodach faltet sich nach hinten, und Lisa sieht über sich den unendlich weiten Sternenhimmel. Sie schaut und staunt. Ich bin gleich wieder da, sagt Frau Fisch. Bevor Lisa etwas sagen kann, öffnet Frau Fisch die Tür und steigt aus. Sie geht durch den Sand zum Wasser und verschwindet darin. Frau Fisch!, schreit Lisa ihr hinterher. Doch Frau Fisch ist weg. Und, Lisa hat es genau gesehen, anstelle ihrer zwei Beine hatte die Lehrerin einen Fischschwanz wie eine Seejungfrau. Du meine Güte, denkt Lisa. 8

Nun steigt auch sie aus dem Auto. Sie fürchtet sich nicht. Das Meer ist spiegelglatt. Millionen von Sternen blinken am Himmel, es ist eine einzige Pracht. An den Sternen hat Lisa sich bald sattgesehen. Dafür baut sie ein Haus aus Sand. Es wird ein schönes Haus. Als Lisa eine Sternschnuppe fallen sieht, erinnert sie sich, dass man sich dabei etwas wünschen kann. Sie hat großen Hunger und großen Durst und muss an Limonade und Kuchen denken. Doch das will sie sich nicht wünschen. Nein, sie wünscht sich einen kleinen Bruder. Endlich steigt Frau Fisch wieder aus dem Wasser. Auf zwei Beinen. Als Mensch. In all ihren Kleidern. Nass ist sie nicht. In der Hand hält sie etwas Grünzeug. Du hast sicher Hunger und Durst, sagt sie zu Lisa. Lisa nickt. Sie würde Frau Fisch gerne fragen, was sie denn im Meer gesucht hat. Frau Fisch aber geht zum Auto. Sie öffnet den Kofferraum und nimmt einen Korb heraus, einen kleinen Tisch und zwei Stühle. Bald sitzen Lisa und Frau Fisch am schön gedeckten Tisch und lassen es sich schmecken. Frau Fisch hat an alles gedacht. Sie lässt Lisa auch von dem seltsamen Grünzeug kosten, das sie aus dem Meer mitgebracht hat. Lisa kaut zuerst vorsichtig, doch das Kraut schmeckt 10 11

überraschend gut. Es schmeckt wie alles zusammen, das sie besonders gern hat. Und wieder will sie Frau Fisch fragen, was sie denn im Meer gesucht hat, woher der Fischschwanz auf einmal kam und warum sie vom Meerwasser nicht nass wurde. Aber dann vergisst Lisa ihre Fragen. Frau Fisch erklärt Lisa den Sternenhimmel. Dazu liegen sie beide im Sand und schauen in den Himmel hinauf. Lisa staunt, wie viel Frau Fisch über den Sternenhimmel weiß. Lehrerinnen wissen zwar viel. Aber Frau Fisch scheint den Sternenhimmel in- und auswendig zu kennen. So viel müsste selbst eine Lehrerin nicht wissen. Ein paar Sternbilder kann auch Lisa benennen. Natürlich den Kleinen und den Großen Wagen, aber auch Orion und den Kleinen Hund. Als Letztes zeigt Frau Fisch ihr den Skorpion am Himmel. So, sagt Frau Fisch, Schulstunde beendet, jetzt fahren wir los. Wir wollten doch deine Mama finden. Stimmt, sagt Lisa. Erst jetzt erinnert sie sich wieder, worum es bei dieser Fahrt geht. Beide stehen auf, räumen alles ins Auto und brausen wieder los. Lisa sieht die Landschaft draußen vorbeiflitzen. Sie fahren in den Tag. Alle Farben vermischen sich. Lisa kann gar nicht mehr sagen, ob das Auto fährt oder fliegt. Dann schläft sie ein bisschen. Als Frau Fisch sie weckt, sind sie schon fast bei Lisa zu Hause angekommen. 12 13

Aber wir wollten doch Mama finden!, sagt Lisa entrüstet. Jetzt haben wir sie verpasst. Schau aus dem Fenster und gib gut acht, sagt Frau Fisch. Das Auto fährt nun ganz langsam die Dorfstraße entlang. Da sieht Lisa ihre Mama auf dem Gehsteig. Mama!, ruft sie. Frau Fisch tritt auf die Bremse, das Auto stoppt. Lisa öffnet die Tür, springt aus dem Auto, rennt auf ihre Mama zu und umarmt sie stürmisch. Du meine Güte, sagt Mama. So sehr hast du mich vermisst, mein großes Mädchen? Wo kommst du denn her? Lisa erzählt ganz atemlos. Mama lacht lauthals. Du meine Güte!, sagt sie noch einmal. Das ist gut. Das ist unglaublich. Und das alles hast du zusammen mit Frau Fisch erlebt? Ja, sagt Lisa. Als sie sich umdreht, ist das Auto weg. Frau Fisch ist einfach weggefahren, sagt Lisa enttäuscht. Ich konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden. Du siehst sie ja schon morgen wieder, sagt Mama. Als ich nach Hause kam, warst du weg. Wo hast du denn gesteckt?, will Lisa nun wissen. Ich war nicht weg, sagt Mama. Ich war im Keller, um ein Glas Kompott fürs Mittagessen zu holen. Ich hörte dich nach Hause kommen. Und ich hörte dich rufen. Als ich wieder oben war, warst du schon weg. Du warst zu Hause?, fragt Lisa verwirrt. Ich habe dich sooo lange gesucht und war mit Frau Fisch sooo weit weg. Lisa versucht, mit den Armen zu zeigen, wie lang und wie weit. Ihre Arme reichen natürlich bei Weitem nicht. Wie auch immer, sagt Mama. Ich habe dich auch gesucht. Ich habe bei Alina angerufen und sie gebeten, sich zu melden, falls sie dich sieht. Dann habe ich mich selber auf den Weg gemacht. Mama, sagt Lisa, das alles ist höchst sonderbar. Scheint mir auch so, sagt Mama. Frau Fisch kann alles erklären, sagt Lisa. Soviel ich weiß, hat Frau Fisch gar kein Auto, sagt Mama. Sie hatte aber eins, entgegnet Lisa. Ein schnelles, rotes, das aussieht wie ein Fisch, mit Schiebedach und einer starken Bremse. Lass gut sein, sagt Mama. Jetzt bist du ja wieder da. Und du bist wieder da, sagt Lisa. Genau, sagt Mama. Wir haben uns wiedergefunden. Und das ist die Hauptsache. Hast du Hunger? 14 15

Nein, sagt Lisa. Ich habe ziemlich viel gegessen am Meer. Auch grünes Kraut. Ich glaube, ich muss jetzt hundert Jahre lang nichts mehr essen. Das werden wir ja sehen! Mama lacht wieder. Kommst du mit? Ich bin auf dem Weg zu Frau Dr. Schmiedlin. Bist du krank?, fragt Lisa. Nein, sagt Mama. Nur Kontrolle. Lisa geht mit zur Frauenärztin. Während Mama an der Reihe ist, bleibt Lisa im Wartezimmer. Das ist nicht unangenehm. Es gibt sogar einen Computer für Kinder. Und Spiele und Bücher. Lisa sitzt aber nur da und denkt über das Erlebte nach. Als Mama zurückkommt, ist sie sehr verwirrt. Lisa erkennt sie kaum mehr wieder. Vorher war ihre Mama fröhlich, jetzt ist sie ziemlich durch den Wind. Was ist los?, fragt Lisa. Mama schweigt. Ist es schlimm?, fragt Lisa erschrocken. Bist du doch krank? Nein, krank bin ich nicht, keine Sorge, sagt Mama. Sie lächelt und streichelt Lisa über die Wange. Mehr will sie jedoch nicht verraten. Erst am Abend lüftet Mama das Geheimnis. Sie hat in der Zwischenzeit ausführlich mit Papa geredet, zunächst am Telefon, dann unter vier Augen, als Papa zu Hause war. Wir bekommen noch ein Kind, sagt Mama. Du kriegst ein Geschwisterchen, Lisa. Ich kann es kaum fassen. Es ist wie ein Wunder. Mama und Papa umarmen sich. Und umarmen auch Lisa. Alle drei halten einander umschlungen. Hurra!, schreit Lisa. Ich bekomme ein Brüderchen! Ein Geschwisterchen, sagt Mama. Alles andere wissen wir noch nicht. Dann feiern sie alle drei. Sie werden eine größere Familie sein, so wie Lisa es sich schon lange gewünscht hat. Mama und Papa wollten ja auch noch ein Kind. Doch leider kam keines mehr nach Lisa. Sie hatten sich damit abgefunden, dass Lisa ein Einzelkind bleibt. Und jetzt das! 16 17