Erfahrungsbericht Lund 2010/2011 Zu Beginn meines Berichtes möchte ich ausdrücklich betonen, wie unglaublich bereichernd ein Aufenthalt im Ausland ist. Dabei ist es meiner Meinung nach so ziemlich egal, für welches Land und für welche Stadt man sich entscheidet. Wichtig ist einfach nur, dass man sich in die neue Situation stürzt und sich treiben lässt, denn nur so wird die Zeit zur besten eures Lebens! Vorbereitung Um die Zeit allerdings genießen zu können, solltest du dich vor Reiseantritt gut vorbereiten. Das heißt, besonders für Lund, sich schon weitaus vorher um Unterkunft zu kümmern. Mit dem Online- Bewerbungsformular könnt ihr euch gleichzeitig für eine Wohnung bewerben. Eure Bewerbung geht dann in die dortige Housing Office ein und ihr werdet auf eine Warteliste gesetzt. Man kann sogar schon direkt angeben welches Gebiet man zum Wohnen bevorzugt. Empfehlenswert ist dabei Delphi oder Sparta, wobei man sich allerdings auch auf nächtliche Unruhen einstellen muss. Dafür leben dort auch viele schwedische Studenten und die Uni ist jeweils in 10 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen. Falls ihr allerdings vom Housing Office keine Unterkunft bekommt, da die Wohnungssituation von Jahr zu Jahr katastrophaler wird, gibt es auch die Option in einer der zwölf Nations zu wohnen. Ein guter Rat meinerseits: Bewerbe dich auf jeden Fall für einen Wohnplatz beim Housing Office und erkundige dich gleichzeitig bei lokalen Internetseiten über Wohnungsanzeigen. Die bekanntesten hierbei sind www.bopoolen.se oder www.blocket.se (die zweite ist zwar auf Schwedisch, aber mit Google translater ausreichend zu entziffern). Ich habe nämlich den Fehler gemacht mich erst zwei Wochen vor Abreise darum zu kümmern, da ich immer noch auf der Warteliste stand und zu lange auf einen Platz gehofft habe. Im Endeffekt habe ich dann im letzten Moment für die ersten zwei Wochen ein viel zu überteuertes Appartment in Malmö bekommen und musste die erste Zeit morgens um 3 Uhr aufstehen um dann um 5 Uhr beim Housing Office um eine Wohnung betteln zu können. Über bopoolen habe ich dann eine Unterkunft gefunden. Diese befand sich allerdings in einem Familienhaus in einem 10km nördlich von Lund liegenden Dorf. Die erste Zeit war für mich relativ schwer, da die Züge selten fuhren und mein Weg vom Bahnhof bis zur Wohnung nochmal 15 Minuten an einer Landstraße entlangging. Doch da ich mich mit der Familie sehr gut verstanden habe und somit das schwedische Dorfleben kennenlernen durfte, war ich sehr froh. Wenn ihr jedoch ein Erasmusjahr mit vielen Parties und internationalen Studenten verbringen wollt, rate ich euch eher in der Stadt etwas zu suchen. Alles andere kann nämlich sehr umständlich sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt während eurer Vorbereitungszeit, neben allen anderen Papier- und Unterschriftenkram für die Uni vor Ort, ist die Bankverbindung. Um unnötige Gebühren zu sparen empfehle ich ein Konto bei der SEB, mittlerweile Santander Bank, zu eröffnen. Denn so könnt ihr kostenlos mit eurer Visakarte bezahlen und mit der Maestro Karte in einer SEB-Bank Geld abheben. Achtet auch darauf, dass eure Eltern oder eine Vertrauensperson die Vollmacht über euer Konto erhält, da ihr in Schweden nichts am Schalter überweisen könnt. Daher auf jeden Fall auch das Onlinebanking einrichten lassen, damit ihr vor Ort unabhängig Überweisungen einrichten könnt. Wenn ihr das Bewerbungsformular ausfüllt könnt ihr dabei auch angeben, ob ihr einen Schwedisch Intensivkurs für die ersten zwei Wochen belegen wollt. Das kann ich nur ganz stark befürworten, denn es bringt ausschließlich positive Punkte mit sich. Da die ersten zwei Wochen zur Orientierung dienen und ihr noch keine Kurse an der Uni habt, ist der Sprachkurs ein sehr schöner Zeitvertreib. Des Weiteren lernt ihr dabei sehr leicht und sehr viele neue Menschen kennen. Neben diesen tollen Nebeneffekten lernt ihr die schwedische Sprache natürlich ganz leicht (gerade für deutschsprachige) und es ist ein tolles Erfolgserlebnis, wenn man seinen ersten Kaffee auf Schwedisch bestellen kann. Einer der letzten Vorbereitungspunkte ist natürlich auch die Hinreise. Bis vor einem Jahr gab es noch die Option mit Ryanair von Frankfurt Hahn nach Göteborg zu fliegen, heute gibt es noch zwei günstige Alternativen. Wenn du früh genug buchst, findest du das Europaspecial der Deutschen Bahn für 39 Euro von Trier nach Kopenhagen. Von Kopenhagen aus brauchst du dann nur noch 45 Minuten mit dem Zug nach Lund fahren. Meistens findet man allerdings günstige Angebote von Germanwings von Köln/Bonn nach Kopenhagen. Dies ist denke ich die einfachste und günstigste Art nach Lund zu kommen. Bevor du dich mit den gepackten Koffern allerdings auf den Weg machst, check nochmal ob du auch ganz viele Kopien (und natürlich das Original) vom Letter of Acceptance dabei hast. Den wirst du in den ersten Tagen ganz oft brauchen, sei es zur Anmeldung an der Uni oder bei den Nations der Zettel ist Lebenswichtig. Ankunft und Orientierung Wenn du am Arrival Day ankommst, wirst du zunächst von Tutoren abgeholt und zur Uni gefahren. Dort kann es dann ein bisschen dauern. Man steht eigentlich den ganzen Tag an, um irgendwelche Unterschriften und Unterlagen abzuholen. Dabei lohnt sich aber die Warterei, denn es gibt kostenlose sim-karten vom Netzanbieter Comviq, womit du über die Erasmuszeit wirklich sehr günstig telefonieren kannst. Außerdem kann man Karten für die Welcoming-Party und für eine Art Spaß-Exkursion an die Ostküste kaufen. Beides, finde ich, lohnt sich sehr! Nebenbei kann man sich
auch günstig Bettwäsche, Kopfkissen, Decken und Handtücher kaufen, falls die Sachen nicht mehr ins Gepäck gepasst haben. Auffallend viele Studenten werden dich anquatschen, um für ihre Nation zu werben. Eine Mitgliedschaft in einer dieser Nations ist aus verschiedenen Gründen sehr nützlich. Eine Nation könnte man mit der deutschen Verbindung vergleichen, der Schwerpunkt liegt in Lund jedoch im Wesentlichen auf die Freizeitangebote, Parties und günstiges Essen, was man als Nation-Mitglied angeboten bekommt. Wie vorhin schon erwähnt werden auch von den Nations Wohnungen in WG s oder Zimmer in Wohnheimen angeboten. Ein Vorteil an diesen Wohnungen ist, dass sie in der semesterfreien Zeit kostenlos zur Verfügung stehen. Zumindest ist dies der Fall bei der Smalands Nation. Der Halbjährige Beitrag beträgt ungefähr 30 Euro und man kann sogar bei Veranstaltungen arbeiten und währenddessen kostenlos essen und trinken. Da es in Lund (und generell in Schweden) keine Mensa gibt, ist das Mittagsbuffet eine günstige Alternative. Lund ist eine Fahrradstadt und deshalb kommt man eigentlich auch gar nicht drum herum sich ein Fahrrad zu kaufen. Die Stadt ist zwar relativ klein aber trotzdem sehr weitläufig, das heißt um von einem Punkt zum anderen zu Fuß zu laufen kann es schon bis zu 45 Minuten dauern. Fahrräder sind jedoch relativ günstig denn innerhalb der ersten Wochen werden Exemplare, zwischen 50 und 100 Euro verkauft, die du dann am Ende deines Aufenthaltes auch wieder zum selben Preis verkaufen kannst, wenn du geschickt handelst. Eine gute Adresse hierbei ist zum Beispiel www.lundabocker.se, wo jedes Jahr Fahrräder von Studenten an- und verkauft werden. Lundaböcker ist nebenbei ein guter Tipp, wenn man gebrauchte Bücher oder Fahrradzubehör kaufen möchte. Falls du dich mit dem online-bewerbungsformular auch für eine Mentor Gruppe beworben hast, bekommst du ein paar Wochen vor Ankunft eine E-Mail von der dir zugeteilten Studentengruppe. Diese ist ausschließlich dazu da, dir das Einleben durch verschiedene Aktivitäten zu erleichtern. Mit der Gruppe hat man die Chance Studenten aus anderen Fachbereichen kennenzulernen. Ich persönlich habe dadurch Freunde gewonnen, die man vielleicht sonst nicht kennengelernt hätte. Universität Als ich nach Lund gegangen war musste ich für meinen Diplomabschluss noch den letzten Kurs in Kartographie belegen. Äquivalent dazu habe ich vor Ort den Masterkurs GIS advanced belegt und muss sagen, dass ich während dieser Zeit sehr viel bezüglich des Gebrauchs von ArcGIS gelernt habe. Aus diesem Grunde kann ich nur empfehlen eines der GIS Kurse zu besuchen, denn man arbeitet zwar selbstständig, aber pro Projekt mit verschiedenen Studenten und kann sich somit sein Wissen austauschen. Falls du Interesse an Entwicklungspolitik hast sind Kurse im Bereich
developement studies in der Humangeographie zu empfehlen. Dort hatte ich den ersten Kurs im Bachelor Programm besucht und dabei verschiedene Blickwinkel auf die Thematik erfahren. Neben den Schwedisch Sprachkursen werden auch weitere Kurse für Erasmusstudenten angeboten, die einem die Möglichkeit bieten in andere Themengebiete außerhalb des Studiums zu schnuppern. In diesem Fall habe ich Kurse in Archäologie, Globalisierung und Landeskunde belegt und viel Wissenswertes mitgenommen. Generell ist es meiner Meinung nach während der Erasmuszeit sehr einfach in Kurse aufgenommen zu werden, die einen unabhängig der eigenen Fachrichtung interessieren und die du vielleicht in deinem Fachbereich in Trier nicht belegen kannst. Die Universität Lund wurde 1666 gegründet und besteht noch heute aus sehr alten, prunkvollen Gebäuden, deren Innenleben wiederum sehr modern eingerichtet und ausgestattet sind. Da macht es sogar Spaß den Sonntagnachmittag in der Bibliothek zu verweilen. Alltägliches Leben Natürlich kann man das Leben eines Erasmusstudenten nicht gerade als alltäglich bezeichnen, trotzdem gibt es noch ein paar wertvolle Tipps für das Leben in Lund. Falls du nicht auf deine regelmäßigen Sportaktivitäten verzichten möchtest gibt es eine Sporteinrichtung namens Gerdahallen, die sich sogar direkt neben dem Geographie Gebäude befindet. Für einen Halbjahres Beitrag von rund 40 Euro kannst du als Student alle Kurse nutzen, die angeboten werden. Leider ist in dem Preis das Trainieren mit Geräten nicht einbezogen, jedoch gibt es ein vielfältiges Angebot an Aerobic-, Gymnastik- und Fitnesskursen. Mir persönlich haben Afro und Zumba Aerobic sehr gut gefallen. Da Lund nur 15 Minuten mit dem Bus vom Meer entfernt ist, lohnt es sich auch besonders in der Sommer- beziehungsweise Frühjahrszeit eine sogenannte JoJo-Card für Bus und Bahn zu kaufen. Die Fahrkarte kann man an Automaten aufladen und spart somit für jede Fahrt 20%. Für Studenten gibt es mittleierweile sogar noch einen zusätzlichen Rabatt. Die Fahrkarte lohnt sich auch, um mit dem Zug am Wochenende nach Helsingborg oder Malmö zu fahren. Kopenhagen ist ebenfalls eine Stadt, die immer wieder lohnenswert ist. Für einen Trip nach Dänemark würde ich aber eher das Öresundt-Rund-Ticket empfehlen. Das Ticket kostet umgerechnet rund 26 Euro, lohnt sich aber, da es für zwei Tage gültig ist, die Öresundbrücke und die Fähre mit einberechnet und für ganz Skåne gilt. Also, falls du mal Besuch aus Deutschland bekommst, bietet das Ticket eine willkommene Abwechslung.
Fazit Solltest du während deines Auslandaufenthaltes eher das Großstadtfeeling bevorzugen, ist Lund vielleicht nicht die geeignetste Stadt. Das heißt jedoch nicht, dass die Stadt keine Abwechslung bietet. Hier wirst du dich sehr schnell einleben und dich heimisch fühlen, denn Lund ist wie Trier zwar klein, aber voller Überraschungen. Außerdem ist die Lage perfekt, denn nur 15 Minuten von Lund und 30 Minuten von Kopenhagen entfernt kannst du an Wochenende den Großstadtflair genießen, um dann wieder nach Hause ins gemütliche Lund zurückzukehren. Ich, für meinen Teil, kann nur befürworten das Auslandssemester in Lund zu verbringen, denn es war bis jetzt die beste Zeit meines Lebens. Auch wenn die Vorbereitungszeit viel Zeit in Anspruch nimmt und die Ankunft in der neuen Umgebung nicht immer leicht ist, trau dich! Wage den Sprung ins kalte Wasser und lass dich treiben!