'GERMANISTISCHE MEDIÄVISTIK' KOMMENTIERTES VORLESUNGSVERZEICHNIS (KVV) FÜR DAS WINTERSEMESTER 2009/2010

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Transkript:

UNIVERSITÄT STUTTGART INSTITUT FÜR LITERATURWISSENSCHAFT ABTEILUNG 'GERMANISTISCHE MEDIÄVISTIK' KOMMENTIERTES VORLESUNGSVERZEICHNIS (KVV) FÜR DAS WINTERSEMESTER 2009/2010 Im Lehramtsstudiengang brauchen Sie für die Zulassung zur Zwischenprüfung Leistungsnachweise (Scheine) über zwei Lehrveranstaltungen der 'Germanistischen Mediävistik'; im BA- Studiengang sind sie ebenfalls obligatorisch (für 'M I' gibt es fünf Leistungspunkte, für M 'II' vier): 'Mediävistik I', 'Mediävistik II'. Im Grundkurs 'Mediävistik I' lernen Sie Mittelhochdeutsch (und werden in die Geschichte der deutschen Sprache eingeführt). Im Proseminar 'Mediävistik II' werden Sie in die mittelhochdeutsche Literatur (und die Grundlagen des Faches Mediävistik) eingeführt. KVV ist online, Anmeldung für MI, MII und HS über ILIAS ab 14.09.09!

VORLESUNGEN Im BA-Studiengang werden für eine Vorlesung zwei Leistungspunkte vergeben. Braun Minnesang als Kunst Die Vorlesung möchte den Minnesang und damit jene eigentümliche Art der Liebeslyrik vorstellen, die sich im Mittelalter ausbildet: eine Lyrik, die dem Publikum Freude schenken möchte, indem das Ich sein Leid besingt, das dadurch entsteht, dass es von der Geliebten zurückgewiesen wird und ihr dennoch in Treue zugewandt bleibt. Diese Konstellation agieren äußerst kunstvolle Texte aus, deren Signatur vom Modus spielerischer Variation bestimmt wird. Der systematische Teil der Vorlesung erörtert Fragen wie die der Aufführung, der Überlieferung, der Metrik usw., der historische zeichnet die Entwicklung der Gattung im 12. und 13. Jahrhundert nach. Dabei sollen zentrale Autoren (Kürenberger, Hausen, Reinmar, Morungen, Walther, Neidhart) und Genres (Werbelied, Wechsel, Frauenlied, Tagelied) vorgestellt werden. Zur Vorbereitung: Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters. Edition der Texte und Kommentare von Ingrid Kasten, Übersetzung von Margherita Kuhn, Frankfurt/Main 2005 (DKV Tb); Günther Schweikle: Minnesang, 2., korrigierte Aufl., Stuttgart 1995 (SM 244). Zeit: Do. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 2.11 Beginn: 22.10. Mitarbeiter der Abt. Germanistische Mediävistik Kanonische Texte Die Vorlesung 'Kanonische Texte' ist speziell für Anfänger aller germanistischen Studiengänge gedacht. Für Studierende der neuen BA-Studienordnung ist ihr Besuch obligatorisch. Sie eröffnet ein zweisemestriges Modul (Basismodul 2), in dem die literaturwissenschaftlichen Abteilungen der 'Germanistischen Mediävistik' und der 'Neueren Deutschen Literatur' zentrale Texte der deutschen Literaturgeschichte vorstellen, interpretieren und aus unterschiedlichen methodischen Perspektiven betrachten. Im Wintersemester stehen ausgewählte Werke des Mittelalters im Vordergrund, aus denen sich anhand exemplarischer Analysen Orientierungen für die historische Gliederung vormoderner Literatur und für die literatur- und kulturwissenschaftlichen Voraussetzungen ihres Verständnisses ergeben. Ein detailliertes Programm mit Erläuterung des Lektürepensums wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben. Zeit: Di. 11.30 13.00 Uhr Ort: M 12.01 Beginn: 20.10. Azenbergstraße 12

SEMINARE I: GRUNDKURSE Um wissenschaftlich mit mittelalterlichen deutschen Texten arbeiten zu können, müssen Sie in der Lage sein, sie zu lesen. Das lernen Sie in "Mediävistik I". Es geht in den Seminaren aber nicht nur um die Vermittlung von Übersetzungsfähigkeiten, sondern Sie sollen die morphologischen und grammatischen Besonderheiten etwa des Mittelhochdeutschen im Zusammenhang der Geschichte der deutschen Sprache verstehen. Weiter lernen Sie, mittelalterliche Texte stilistisch und metrisch zu analysieren. Im BA-Studiengang werden für einen 'M I'-Grundkurs fünf Leistungspunkte vergeben. Die Anmeldung erfolgt über ILIAS ab 14.09.09 MEDIÄVISTIK I (Einführung in die Sprachgeschichte: Mittelhochdeutsch) Es werden 8 Tutorien zu Mediävistik I angeboten, diese sind nicht seminargebunden. Auch hierfür müssen Sie sich über ILIAS anmelden. Räume und Zeiten werden noch bekannt gegeben. Bohr Mo. 15.45 17.15 M 17.12 Junghahn Di. 15.45 17.15 M 11.71 Junghahn Do. 15.45 17.15 M 11.01 Schenkenhofer Di. 17.30 19.00 M 17.12 Szöbb Di. 09.45 11.15 M 11.62 Szöbb Mi. 15.45 17.15 M 2.11 Volpert Do. 11.30 13.00 M 11.62 Ebert Schwänke Textmaterialien werden 2 Wochen vor Semesterbeginn im Sekretariat für Germanistische Mediävistik als Kopiervorlage zur Verfügung gestellt. Zeit: Do. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 17.98 Beginn: 22.10.

Reich Der rote Mund und andere Minnereden Das Seminar dient vornehmlich dem Erwerb mittelhochdeutscher Sprachkompetenz. Im Zentrum stehen Übersetzungsübungen und eine Einführung in die mediävistische Sprachwissenschaft mit den Schwerpunkten Lautwandel, Verbgrammatik, mittelhochdeutsche Syntax und Metrik, die den Studierenden Einstieg in das Leben mittelhochdeutscher Texte ermöglichen sollen. Als Textgrundlage wird dienen mehrere Minnereden, die in der ersten Sitzung als Kopie bereitgestellt werden. Zeit: Mo. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 17.24 Beginn: 19.10. Rheinwald Hartmann von Aue: Gregorius Ausgabe: Hartmann von Aue: Gregorius. Hrsg. von H. Paul und B. Wachinger. Niemeyer: ATB 2. Tübingen 2004 15. 11,00 Die Teilnehmerzahl ist auf 30 beschränkt. Zeit: Mi. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 17.12 Beginn: 21.10.

SEMINARE II: PROSEMINARE "Mediävistik II" ist eine Einführung in die historische Besonderheit mittelalterlicher Texte und in die besonderen Methoden ihrer Analyse (die sich nicht wenig von denen der Analyse moderner Texte unterscheiden). Es geht um Fragen der Überlieferung und der Edition dieser Texte, um ihre (sozialen) Orte und Träger und um die Bedeutung der volkssprachlichen Texte im Umkreis des mittelalterlichen Wissens; es geht um eigentümliche Logiken (Geschichtsbild und Wahrheit, Präsenz und Repräsentanz, Allegorie und mehrfacher Sinn...) und Gattungen (Epen, Sangsprüche, Schwänke...), um den Zusammenhang von Texten mit den Bauten und Bildern der Zeit.... Voraussetzung für die Teilnahme ist der erfolgreiche Besuch des Grundkurses "Mediävistik I". Im BA-Studiengang werden für ein 'M II'-Proseminar vier Leistungspunkte vergeben. Die Anmeldung erfolgt über ILIAS ab 14.09.09 MEDIÄVISTIK II (Einführung in die mittelalterliche Literatur) Es werden 4 Tutorien zu Mediävistik II angeboten, diese sind nicht seminargebunden. Auch hierfür müssen Sie sich über ILIAS anmelden. Räume und Zeiten werden noch bekannt gegeben. Baier Di. 11.30 13.00 M 17.91 Baier Do. 14.00 15.30 M 2.03 Karaman Do. 11.30 13.00 M 17.51 Schefczik Di. 09.45 11.15 M 11.42 Becker Walther von der Vogelweide (Sangspruchlyrik) Nicht umsonst hat Thomasin von Zerclaere geklagt, Walther habe tûsent man betœret, denn er macht die Sangspruchlyrik, die sich vor ihm auf Gnomik, Welt- und Lebensklagen beschränkt hat, zu einem Medium politischer Dichtung - polemisch, scharfzüngig, parteiisch. Neben preisenden und mahnenden Sprüchen an die Adresse der geistlichen und weltlichen Herren seiner Zeit reflektiert er auch philosophische, ethische und religiöse Fragen unter dem Blickwinkel, wie man zer welte solde leben. Als Minnesänger, der Spruchdichtung macht, und als Spruchdichter, der Minnesang vorträgt, mischt er innovativ die überkommenen Rollen und macht sie souverän und treffsicher seinem Ausdruckswillen dienstbar. Das Proseminar widmet sich anhand repräsentativer Sprüche (mit Ausblicken auf die Minnelyrik) diesen verschiedenen Aspekten von Walthers Sangspruchdichtung. Dabei ist die Beschäftigung mit Fragen der Aufführung, der Überlieferung und der Editionsprinzipien ebenso notwendig wie die Auseinandersetzung mit den Problemen der Texttypen und der Varianz der Texte. Notwendige Voraussetzungen für den Erwerb des Scheines sind neben der regelmäßigen Teilnahme und Vorbereitung die Bereitschaft zur mündlichen Mitarbeit und die selbstständige Interpretation eines Sangspruches als Hausarbeit.

Textausgabe (bitte anschaffen und zur ersten Sitzung mitbringen): SCHWEIKLE, Günther (Hg.): Walther von der Vogelweide, Werke. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Bd. 1: Spruchlyrik. Stuttgart 1994 (= Reclam UB: 819), ISBN 3-15-000819-0. Zur Vorbereitung wird dringend empfohlen: Thomas BEIN: Walther von der Vogelweide. Stuttgart 1997 (=Reclam UB 17601), ISBN 3-15-017601-8. Manfred Günter SCHOLZ: Walter von der Vogelweide. Stuttgart, 2. Aufl. 2005 (= Sammlung Metzler 316), ISBN 3-476-12316-2. Helmut TERVOOREN: Sangspruchdichtung. 2., durchgesehene Auflage, Stuttgart/Weimar 2001 (Sammlung Metzler Bd. 293), ISBN 3-476-12293-X. Wichtige Ausgaben und Sekundärliteratur werden in einem Seminarapparat in der Institutsbibliothek bereitgestellt. Zeit: Mi. 15.45 17.15 Uhr Ort: M 17.25 Beginn: 21.10. Bolta ungehiure crêatiure II Begegnungen in der Anderwelt Nach dem Proseminar ungehiure creatiure I im Sommersemester, in dem Drachenkämpfe in der Heldenepik thematisiert wurden, werden nun die Begegnungen mit verschiedenen anderweltlichen Figuren in der Artusepik untersucht. Zumeist treten sie als Gegner der Aventiure suchenden Artusritter auf, die es zu bezwingen gilt, um Ruhm und Ehre des Ritters zu vergrößern doch es gibt auch Minnedamen, Helfer und Boten, die eine anderweltliche Konstitution aufweisen und dem Ritter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das Seminar wird sich sowohl Gegner (Clinschor im Parzival, Mabonagrin im Erec) als auch Minnedamen (Florie im Wigalois), Helfer (Gansguoter in Diu Crône) und Boten (Cundrie im Parzival) anschauen und ihre jeweilige Funktion für den Erzählkontext erarbeiten. Dazu wird ein Reader bereitgestellt, der vor der ersten Sitzung im Sekretariat abgeholt werden sollte. Zur Vorbereitung sollten die jeweiligen Artikel des Verfasserlexikons gelesen werden: Wolframs von Eschenbach Parzival, Hartmanns von Aue Erec, Wirnts von Grafenberg Wigalois und Heinrich von dem Türlin Diu Crône. Zu Beginn des Seminars wird eine Textkenntnisklausur über einen der vier Artikel geschrieben. Zeit: Mi. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 17.16 Beginn: 21.10. Braun Feenliebe: Konrads Partonopier und Thürings Melusine Wenn man sich als mittelalterlicher Mann nicht versieht, kann man statt an eine gewöhnliche Frau auch an eine Fee geraten. Die Verbindung mit einem jenseitigen Wesen ist gleichermaßen bedrohlich wie faszinierend: bedrohlich, weil sie die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern verkehrt und das Seelenheil des Menschen gefährdet; faszinierend, weil sie außergewöhnliche Chancen auf erotisches und materielles Glück bietet. Dieses Glück ist freilich nie von Dauer, da der Mann das Tabu verletzt, dessen Wahrung für die Fee die Bedingung für die Ehe und das macht das Scheitern fatal für ihre Erlösung ist. Das Seminar möchte das narrative Potential dieser Konstellation anhand zweier Texte ausloten, nämlich Konrads von Würzburg Partonopier und Thürings von Ringoltingen Melusine. Indem der erste aus dem 13. Jahrhundert und der zweite aus dem 15. Jahrhundert stammt, bietet sich zudem die Möglichkeit, elementare literaturgeschichtliche Fragen an die Texte zu richten. Zur Vorbereitung: Beide Texte sollten bis zum Semesteranfang gelesen sein. Für den Partonopier ist eine Kopiervorlage im Sekretariat erhältlich bitte bringen Sie ein Exemplar in die erste Sitzung mit, die Melusine gibt es bei Reclam (RUB 1484). Teilnehmerzahl: 30, Anmeldung über ILIAS ab 14. September 2009. Zeit: Di. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 11.71 Beginn: 20.10.

Rheinwald Höfische Verserzählungen Zu den spannendsten mittelhochdeutschen Texten, die uns überliefert sind, gehört auch eine Reihe von kleineren Erzählungen, die meist nicht viel mehr als 2000 Verse umfassen und deren Handlung im höfischen Umfeld angesiedelt ist. Neben dem anonym überlieferten Mauritius von Craûn gibt es eine Reihe von Texten illustrer mhd. Dichter wie Hartmann von Aue (Der Arme Heinrich, Gregorius) und Konrad von Würzburg (Der Welt Lohn, Das Herzmäre, Heinrich von Kempten). Die Forschung tut sich bisher schwer, diesen Texten eine passende Textsortenbezeichnung zuzuweisen, da keine der üblichen Kategorien wie Höfischer Roman, Schwank oder Märe ihren strukturellen und thematischen Eigenarten wirklich gerecht wird. Daher wird sich das Seminar anhand der oben genannten Texte mit Überlegungen beschäftigen, welche gemeinsamen Paradigmen auszumachen sind, wobei das Hauptaugenmerk auf die Verknüpfung innerweltlicher und transzendenter Lesarten in den Texten gerichtet sein wird. Vor dem Hintergrund der Textarbeit werden außerdem folgende einführende Fragestellungen behandelt: Gattungen und Formen mittelalterlicher Dichtung Autor und Publikum im Mittelalter Überlieferung mittelalterlicher Literatur: Mündlichkeit und Schriftlichkeit Edition mittelalterlicher Texte Alterität mittelalterlicher Texte Die Texte werden zum Download auf Ilias bereitgestellt (ab ca. 01. Oktober 2009). Voraussetzung für den Erwerb des Scheins sind regelmäßige Teilnahme am Seminar, 2-3 Schreibaufgaben und eine Abschlussklausur. Zeit: Mi. 11.30 13.00 Uhr Ort: M 36.21 Beginn: 21.10. Seidenstraße 36

Scheuer Minnereden Auf die Frage, was Minne sei, antworten neben Minnesang als lyrischer und höfischem Roman als epischer Form der Minnereflexion im Spätmittelalter zunehmend Dichtungen, die, in zum Teil umfangreichen Sammelhandschriften gebündelt, das Feld ihres Gegenstandes diskursiv ausmessen: Vom Preis der adligen Dame bis zum Loblied auf die gute fut, das weibliche Geschlechtsorgan, lässt die Minnerede kein Objekt, kein Motiv, keine sprachliche Struktur des Begehrens, keine Strategie seiner Lenkung aus. Das Ergebnis ist eine Enzyklopädie des Erotischen, die mit dem Begriff der "Minnedidaktik" allein nicht hinreichend beschrieben ist. Vielmehr reagiert die Minnerede, wie es scheint, im Modus exemplarischer Rede auf das wohl rätselhafteste und am schwersten zu beobachtende Phänomen der mittelalterlichen Adelskultur mit einer hyperbolischen Sprachproduktion, die höchst artifiziell, gelegentlich mechanisch daran arbeitet, jene Fülle einzuholen oder zu simulieren, wie höfische Freude, der hôhe muot der Adelswelt, sie verspricht. Durch die (vergleichende) Lektüre verschiedener Minnereden und mit Blick auf ihre Mitüberlieferung in ausgewählten Manuskripten (wie dem cgm 270) werden wir versuchen, eine Phänomenologie der Minne und derjenigen rhetorischen und dialektischen Denkmuster zu rekonstruieren, mit denen mittelalterliche Autoren das Unsichtbare evident machen möchten. Bei der Auseinandersetzung mit den Texten werden kleinere Übersetzungs- und Essayaufgaben während des Semesters eine wichtige Rolle spielen, mit deren Hilfe die Teilnehmer grundlegende Techniken der Literaturanalyse einüben sollen. Ein Reader wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt. Lit. (zur Vorbereitung): Wolfgang Achnitz: Minnereden. In: Forschungsberichte zur Internationalen Germanistik: germanistische Mediävistik. Teil 2. Hg. v. Hans-Jochen Schiewer. Bern etc. 2003 (= Jahrbuch für Internationale Germanistik, Reihe C, Bd. 6), S. 197-255 (mit Bibliographie) / Ludger Lieb u. Otto Neudeck (Hgg.): Triviale Minne? Konventionalität und Trivialisierung in spätmittelalterlichen Minnereden. Berlin 2006 (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, 40). Zeit: Do. 11.30 13.00 Uhr Ort: M 17.99 Beginn: 22.10. Seidl Nibelungenlied Das Nibelungenlied ist sicherlich einer der prominentesten Texte der mittelhochdeutschen Literatur. Das Epos um Siegfried, Kriemhilt, Gunther und Prünhilt erzählt von Brautwerbung, von Heldentaten, List, Verrat und Rache, und es bedient sich dabei höfischer wie heldenepischer Erzählelemente. Das Seminar will in detaillierter Textbeobachtung und -interpretation die unterschiedlichen Handlungsstränge und Erzählstrukturen analysieren und die Figurenzeichnungen herausarbeiten. Dabei wird es zugleich in zentrale methodische Zugänge der Forschung zum Nibelungenlied (Formelhaftigkeit, Mündlichkeit/ Schriftlichkeit, heldenepisches vs. höfisches Erzählen, Figurenanthropologie u.a.) einführen. Zur Anschaffung empfohlen: Das Nibelungenlied. Nach der Ausgabe von Karl Bartsch herausgegeben von Helmut de Boor. 22. revidierte und von Roswitha Wisniewski ergänzte Auflage, Nachdruck (Deutsche Klassiker des Mittelalters) Wiesbaden 1996 oder, wer eine Ausgabe mit nhd. Übersetzung bevorzugt: Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch/- Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor ins Neuhochdt. übers. und kommentiert von Siegfried Grosse. Durchgesehene und verbesserte Auflage (RUB 644) Stuttgart 2004. Weitere Literaturhinweise folgen in der ersten Sitzung und im Laufe des Seminars. Zeit: Di. 15.45 17.15 Uhr Ort: M 17.99 Beginn: 20.10.

SEMINARE III: HAUPTSEMINARE Voraussetzung für die Teilnahme an einem Hauptseminar der Mediävistik sind im Lehramtsstudiengang die Zwischenprüfungen in Germanistischer Mediävistik und in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft, im BA-Studiengang die Proseminarscheine in Mediävistik ('M II') und Neuerer Deutscher Literatur. Im BA-Studiengang werden für ein Hauptseminar sechs Leistungspunkte vergeben. Sofern in den einzelnen Kommentaren nichts anderes vermerkt ist, müssen Sie zu Beginn eines jeden Hauptseminars nachweisen, dass Sie sich in der vorlesungsfreien Zeit darauf vorbereitet haben und also über Grundkenntnisse des zu verhandelnden Gegenstandes verfügen. Das kann etwa in der Form eines Textkenntnistests geschehen. Die Anmeldung erfolgt über ILIAS ab 14.09.09 Braun Drängelnde dörper oder: Neidharts Minnesang Mit den dörpern hat Neidhart Figuren erschaffen, die sich in der wohltemperierten Welt des Minnesangs einigermaßen fremd ausnehmen: Sie drängeln, wo man gemessen zu schreiten hätte; sie tuscheln, wo man für alle hörbar zu reden hätte; sie sind gewalttätig, wo man sich zu kontrollieren hätte; sie begrapschen Frauen, wo man diese aus der Ferne zu verehren hätte kurz: Sie bevölkern eine Gegenwelt. Um deren Regeln beschreiben zu können, ist es notwendig, sich zunächst mit dem klassischen Minnesang vertraut zu machen, was im ersten Teil des Seminars geschehen soll. Im zweiten Teil wollen wir uns dann in die faszinierende Welt Neidharts hineinbegeben, deren Drastik sich gleichwohl einem genauen künstlerischen Kalkül verdankt. Zur Vorbereitung: Die Lieder Neidharts, hg. v. Edmund Wießner, fortgeführt von Hanns Fischer, 4. Aufl. revidiert von Paul Sappler. Mit einem Melodienanhang von Helmut Lomnitzer, Tübingen 1984 (ATB 44); Günther Schweikle: Neidhart, Stuttgart 1990 (SM 253). Teilnehmerzahl: 30, Anmeldung über ILIAS ab 14. September 2009. Zeit: Mo. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 17.52 Beginn: 19.10.

Braun Historizität der Metapher? Zur Bildlichkeit der mittelhochdeutschen Literatur Alle Literatur lebt, darauf wird man sich rasch verständigen können, von ihrer Bildlichkeit. Insofern nimmt das Seminar einen Sachverhalt in den Blick, der für jede Literaturwissenschaftlerin und jeden Literaturwissenschaftler elementar ist. Zusätzlich stellt es aber die Frage, ob und inwiefern der poetische Bildgebrauch eine historische Dimension besitzt. Funktionieren, so hat die Forschung unlängst gefragt, Metaphern im Mittelalter anders, weil sie an die Rhetorik gebunden sind? Gibt es bestimmte Formen bildhafter Rede, etwa die Allegorie oder die Katachrese, die für das Mittelalter oder wenigstens für bestimmte seiner Epochen oder Gattungen besonders typisch sind? Sind Bilder im Mittelalter konkreter zu denken als in der Moderne? Solche und verwandte Fragestellungen möchte das Seminar anhand unterschiedlicher Textbeispiele angehen. Es setzt deshalb sowohl die Bereitschaft voraus, sich in verschiedene Bereiche der mittelalterlichen Literatur einzuarbeiten, als auch die, sich auf eher theoretische Texte einzulassen. Das Material für die erste Sitzung wird per Mail zugeschickt; die Textauszüge und die Sekundärliteratur für das restliche Semester werden dann als Reader zur Verfügung gestellt. Teilnehmerzahl: 30, Anmeldung über ILIAS ab 14. September 2009. Zeit: Mi. 11.30 13.00 Uhr Ort: M 51.02 Beginn: 21.10. Herdweg 51 Rheinwald Edition: Johannes von Zazenhausen, Passionshistorie Die Lehrveranstaltung knüpft an das im Wintersemester 2008/09 begonnene Editionsprojekt an, dessen Gegenstand die Erarbeitung einer mittelalterlichen Primärquelle von den Anfängen (Sichtung der in Stuttgart zu Verfügung stehenden Handschriften) über mehrere Stationen (Lektüre und Transkription der Quellen, Vergleich verschiedener Überlieferungsträger, Anwendung textkritischer Verfahren, Erstellung eines diplomatischen Abdrucks) bis hin zur fertigen Edition darstellt. Im dritten Projektsemester setzen wir die Transkription mehrerer Textfassungen fort und werden an der Erstellung eines Stemmas arbeiten. Von der Passionshistorie des Johannes von Zazenhausen sind zwölf Überlieferungsträger bekannt, zwei davon werden in der Württembergischen Landesbibliothek aufbewahrt. Eine Edition liegt bisher nicht vor. Das Projekt ist auf mehrere Semester angelegt; wer über einen längeren Zeitraum hinweg (2-3 Semester) dabei bleiben kann, hat die Gelegenheit an einer Publikation mitzuarbeiten. Willkommen sind daher auch Teilnehmer, die keinen Hauptseminarschein mehr benötigen, aber am Gegenstand des Projektes interessiert sind. Voraussetzungen: Zwischenprüfung in Germanistischer Mediävistik und Neuerer Deutscher Literatur, für Neuinteressenten der gleichzeitige Besuch der Übung Von der Handschrift zur Ausgabe: Einführung in die Editionswissenschaft sowie die Bereitschaft, sich über das normale Maß hinaus zeitlich zu engagieren. Vorort-Termine (z.b. in der WLB) sind zu erwarten. Es werden außerdem zusätzliche Besprechungstermine für die Transkriptionsgruppen angeboten. Wer einen Hauptseminarschein erwerben möchte, muss an einem Eingangstest teilnehmen. Textgrundlage: Bein, Thomas: Textkritik. Eine Einführung in Grundlagen germanistischmediävistischer Editionswissenschaft. Frankfurt a. M, New York 2008 Die Teilnehmerzahl ist auf 20 beschränkt. Zeit: Do. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 17.16 Beginn: 22.10.

Scheuer Richard Wagners Mittelalter-Phantasma Wenn es im literarischen Œuvre Richard Wagners einen Satz gibt, der bis in unsere Zeit Furore macht, dann lautet er: "Du siehst, mein Sohn, / zum Raum wird hier die Zeit." Er stammt aus dem ersten Akt des 'Parsifal' und wird von Gurnemanz an den jungen Helden gerichtet, als er ihn durch das wie von Zauberhand sich wandelnde Bühnenbild hindurch vom Wald in den mächtigen Kuppelsaal führt, wo gleich Amfortas und der Schrein mit dem Gral erscheinen werden. Der französische Strukturalist Claude Lévi-Strauss nennt diesen Satz in seiner Essaysammlung 'Der Blick aus der Ferne' (1983) "wohl die tiefgründigste Definition, die jemals vom Mythos gegeben wurde". Zugleich bringt sie das Prinzip der strukturalistischen Mythenanalyse auf eine prägnante Formel. Lévi-Strauss hat sie im Modell der Mythen-Partitur entfaltet, mit deren Hilfe unterschiedlich geführte Stimmen die einzelnen Mythosvarianten, ihre Verschiebungen, Verkehrungen und Umbesetzungen simultan notiert werden können, damit so der gesamte Resonanzraum des mythischen Denkens, seiner Fragen und Strategien zur Problemlösung betrachtbar wird. Das Seminar wird versuchen, Wagners eigene Adaptionen mittelalterlicher Großerzählungen 'Tristan' (Gottfried von Straßburg), 'Parzivâl' (Wolfram von Eschenbach) und 'Lohengrin' (Wolfram und andere) einem solchen systematischen Vergleich zu unterziehen, um die Differenz zwischen mittelalterlicher Rationalisierung der matière de Bretagne (keltischer Mythen) und moderner Remythisierung (des Mittelalters/des 19. Jahrhunderts) zu erkunden. Dabei soll über die strukturelle Schematisierung der tradierten Stoffe hinaus ein anderes Wagner-Zitat aus dem 'Lohengrin' nicht aus dem Blick geraten, in dessen Brautlied die Rede ist vom "Duftende[n] Raum, zur Liebe geschmückt": die Behandlung der Minnethematik und ihr Zusammenhang mit der medialen Produktion von Sinnesreizen, Affekten und inneren Bildern. Anlass des Seminars ist die für die Spielzeit 09/10 angesetzte Stuttgarter Inszenierung des Wagnerschen 'Parsifal' unter der Regie Calixto Bieitos. Angestrebt ist eine Zusammenarbeit mit der Dramaturgie der Staatsoper Stuttgart, für Interessierte zudem der gemeinsame Besuch einer Inszenierung. Da das Seminarprogramm äußerst lektüreintensiv sein wird und jeder Vergleich die Kenntnis aller Texte voraussetzt, ist bloßes "Mitlesen" während des Semesters unmöglich. Sie müssen daher die drei Libretti sowie die mhd. Romane von 'Tristan' und 'Parzivâl' mit seinem Loherangrin-Schluß (mindestens in Übersetzung) bereits zu Beginn des Semesters gelesen haben. Zum Seminar zugelassen wird nur, wer die Textkenntnisklausur in der Woche vor Semesterbeginn besteht (s. Aushang in der Abteilung 'Germanistische Mediävistik'). Lit. (zur Anschaffung): Richard Wagner: Tristan / Parsifal / Lohengrin (sämtlich erschienen in der Reclam Universal-Bibliothek) / Gottfried von Straßburg: Tristan. Bd. 1. Text. Hg. v. Karl Marold. Berlin 2004 / Wolfram von Eschenbach: Parzivâl. Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Mit einer Einl. v. Bernd Schirok. Übers. v. Peter Knecht. Berlin 2 2003. Zeit: Mi. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 11.62 Beginn: 21.10.

Seidl Alles auf Anfang. Althochdeutsche Sprache und Literatur Das Seminar beschäftigt sich mit der frühesten uns überlieferten Phase der deutschen Sprache, dem Althochdeutschen und seiner Textproduktion. Zentral sollen dabei sowohl sprachgeschichtliche wie literaturwissenschaftliche bzw. kulturgeschichtliche Zugänge sein. Das Seminar will deshalb einerseits grundlegende Kenntnisse des Althochdeutschen vermitteln und Entwicklungslinien zum Mittelhochdeutschen (etwa bezüglich der Lautgeschichte, der Morphologie oder der Semantik) aufzeigen. Zugleich wird es andererseits in das faszinierende Spektrum althochdeutscher Texte (Glossen, Zaubersprüche, geistliche Gebrauchstexte, philosophische Traktate, frühe Heldenepik) einführen. Fokussiert werden können dabei beispielsweise Fragestellungen nach dem Verhältnis von Volkssprache und Latein, von Kloster- und Adelskultur, von Verschriftung und Verschriftlichung, schließlich von Literarizität und Funktionalität. Das Seminar setzt keine Grundkenntnisse in der althochdeutschen Sprache und Literatur voraus, sondern will diese allererst vermitteln. Zur Anschaffung empfohlen: Althochdeutsche Literatur. Eine kommentierte Anthologie. Althochdeutsch/ Neuhochdeutsch. Altniederdeutsch/ Neuhochdeutsch. Übersetzt, herausgegeben und kommentiert von Stephan Müller. (RUB 18491) Stuttgart 2007. Weitere Literaturhinweise folgen in der ersten Sitzung und im Laufe des Seminars. Zeit: Di. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 3.02 Beginn: 20.10. Keplerstraße 11

ÜBUNGEN / LEKTÜREKURSE / KOLLOQUIEN Im BA-Studiengang werden für Übungen und Kolloquien drei Leistungspunkte vergeben. ÜBUNG Rheinwald Von der Handschrift zur Ausgabe: Einführung in die Editionswissenschaft Zu den Aufgaben des Literaturwissenschaftlers gehört es, Texte in ihren verschiedenen medialen Erscheinungsformen für den Benutzer zugänglich zu machen. Dies gilt ganz besonders für den Mediävisten, dessen Quellen bis ins Spätmittelalter hinein ausschließlich in handschriftlicher Form vorliegen. Die Editionswissenschaft ist aber nicht nur für den mediävistischen Bereich relevant, sondern nützt grundsätzlich auch dem Editionswesen neuhochdeutscher Literatur. Die Übung soll grundlegende Kenntnisse in den verschiedenen Bereichen der Edition und Textkritik bei mittelalterlichen Texten vermitteln: dazu gehören die Paläographie (Unterscheidung der wichtigsten Schriftarten), die Handschriftenkunde (Beschreibstoffe, Lagen, Seiteneinteilung, Einband, ) und die Textkritik (u. a. eine kritische Auseinandersetzung mit der Lachmann-Methode, New Philology). Die Übung richtet sich an Studierende aller germanistischen Studiengänge und Stufen und dient als Voraussetzung für das Editionsprojekt (siehe Semesterstufe III), dessen Ziel die Erarbeitung und Publikation mittelhochdeutscher Textzeugen ist. Einführende Literatur: Bein, Thomas: Textkritik. Eine Einführung in Grundlagen germanistisch-mediävistischer Editionswissenschaft. Frankfurt a. M., New York 2008 Bein, Thomas (Hrsg.): Altgermanistische Editionswissenschaft. Frankfurt a. M., New York 1995 Schneider, Karin: Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten: eine Einführung. Tübingen, 1999 Voraussetzung: Einführung in die Mediävistik I Wer einen benoteten Schein erwerben möchte, muss eine Bibliographie erstellen sowie ein Kurzreferat übernehmen. Regelmäßige Teilnahme wird vorausgesetzt. Zeit: Do. 11.30 13.00 Uhr Ort: M 17.13 Beginn: 22.10.

Scheuer / Maag Italienisch-deutsche Literaturkontakte im Mittelalter "Die literarischen Beziehungen zwischen Deutschland und den romanischen Ländern waren im Mittelalter - jedenfalls im Bereich der Volkssprache ganz einseitiger Natur: Deutschland war der nehmende, die Romania der gebende Teil." Joachim Bumkes Feststellung wird niemand bestreiten können: Sie bildet den Hintergrund, vor dem wir mit unserer Spurensuche beginnen werden. Dennoch lässt sie sich ergänzen und präzisieren. Denn zum einen bezieht sie sich vorwiegend auf die Überlieferung von höfischen Stoffen und Formen aus dem Altfranzösischen oder Provenzalischen und benennt nicht die für die italienisch-deutschen Literaturkontakte so auffällige Lücke in der deutschen Rezeption Dantes, die erst 1493 in Hartmann Schedels 'Weltchronik' einen ersten, für lange Zeit vereinzelten Reflex hervorbringt. Zum anderen hat sie ausschließlich genetische Textbeziehungen im Visier, also das Verhältnis von Vorlage und Übersetzung oder von Quelle und Einfluss. Sie betrachtet nicht die poetik- und wissensgeschichtlichen Voraussetzungen, die italienische und deutschsprachige Literatur des Mittelalters miteinander teilen. Solche Gemeinsamkeiten aber ermöglichen allererst, dass ein Geistlicher aus Friaul, Thomasin von Zerklaere, um 1215/16 als "welscher Gast" in deutscher Sprache eine gleichnamige Hof- und Minnelehre verfasst, dass mit dem Südtiroler Oswald von Wolkenstein im 14. Jahrhundert ein Liederdichter auftritt, der sich unter anderem an Dichtungen der sizilianischen Schule (Giacomo da Lentini) anlehnt, oder dass 1411 der Bozener Amtmann Hans Vintler die in der Wahrnehmungspsychologie des Thomas von Aquin verankerte Tugendlehre des 'Fiore di virtú' übersetzt und vermehrt. Es wird in unserem Seminar (das von Originaltexten ausgeht, aber in deutscher Sprache gehalten wird) darauf ankommen, aus der parallelen Lektüre der korrelierten italienischen und deutschen Texte jenen gemeinsamen Fond zu rekonstruieren, aus dem beide vormodernen Literaturen ihre Produktivität entwickeln. Zeit: Do. 15.45 17.15 Uhr Ort: M 17.92 Beginn: 22.10.

LEKTÜREKURSE Bolta Wirnt von Grafenberg: Wigalois Feen, Drachen, wilde Weiber, Chimären und Teufelsbündler der Wigalois Wirnts von Grafenberg bietet einen erstaunlichen Bestand anderweltlicher Figuren. Obwohl nur unwesentlich später geschrieben als der Parzival Wolframs von Eschenbach zählt man ihn zu den `nachklassischen Artusromanen. Seine unheimliche Atmosphäre und die Intensität seiner Bildlichkeit scheinen diese Zuordnung zu bestätigen und evozieren die Annahme einer mittelalterlichen Fantastik. Während unserer Lektüre werden wir überprüfen, ob Begriffe wie `nachklassisch, `fantastisch und `wunderbar zutreffend sind oder ob es einer anderen, imaginativ-phantasmatischen Argumentation bedarf, um der Erzählung gerecht zu werden. Wer den vollständigen Text sein Eigen nennen möchte, kann ihn bei degruyter erwerben: Sabine und Ulrich SEELBACH: Wirnt von Grafenberg. Wigalois. Berlin 2005. Für alle übrigen Teilnehmer wird ein Reader zur Verfügung gestellt, der vor der ersten Sitzung im Sekretariat abgeholt werden sollte. Zur Vorbereitung: Artikel zu Wirnt von Grafenberg im Verfasserlexikon Bd.10 (1999), Sp. 1252-1267. Zeit: Di. 14.00 15.30 Uhr Ort: M 17.21 Beginn: 20.10.

Scheuer Nachleben der antiken Götter Zwischen 1929 und 1940 ist Jean Seznec der Beobachtung nachgegangen, dass die antiken Götter nicht etwa erst in der Renaissance wiederbelebt wurden, sondern durch das ganze Mittelalter hindurch in bestimmten "gedanklichen Systemen überlebten, die sich bereits am Ende der heidnischen Welt herausgebildet hatten." Diese Wissenstraditionen sahen in den Göttern historische Persönlichkeiten, allegorische Einkleidungen philosophischer Konzepte oder kosmische Symbole für die in der Natur wirkenden Kräfte. Ein christlicher Autor wie Konrad von Würzburg konnte vor diesem Hintergrund im Götterkatalog seines 'Trojanerkriegs' ein Panorama entfalten, in dem die heidnischen Gottheiten gleichzeitig als betrügerische Magier und als kulturstiftende Erfinder neuer Techniken und Künste erscheinen: und ob ein sinnerîche man /schœn unde niuwe liste vant, / der wart ouch bî der zît erkant / für einen got der selben kunst, /und truogen im die liute gunst / dur daz meisterlîche dinc, / daz alsô niuwer fünde ursprînc / von êrst ûz sînem herzen flôz. (V. 878-885). Seznecs Typologie historischer, moralischer, naturwissenschaftlicher und enzyklopädischer Auslegung des antiken Mythos soll in diesem Kurs erläutert, darüber hinaus aber auch um einen Aspekt erweitert und dadurch bis an die Wurzel zurückverfolgt werden, der sich seine Studie verdankt: an die von Aby Warburg geprägte Formel vom "Nachleben" der Antike. Dem technischen, rein quellenorientierten Verständnis von "Antikerezeption" hat sie zweierlei voraus: Sie richtet zum einen die Aufmerksamkeit nicht allein auf einen überlieferten Stoff und seinen Wiedergebrauch, sondern auf dessen inhärente bilderzeugende Dynamik in der Geschichte: auf "Pathosformeln" als Ein- und Ausfaltungen psychischer Energien, die sich vor allem im bewegten Beiwerk der Artefakte (für die Bildende Kunst: in Geste, Haarwurf, Gewanddrapierung) materialisieren. Zum anderen erlaubt ein solcher Blick auf's Marginale das Nachwirken jener Energie über eine lange Dauer hinweg auch dann zu verfolgen, wenn die Gestalten und Kontexte ihres Erscheinens längst gewechselt haben und unter radikal veränderten Bedingungen aktualisiert werden. Warburgs Leitfiguren für eine solche psychohistorische Dimension der antiken Götterwelt waren die Nymphen. Ihnen als "untergeordnete[n] Gottheiten ohne 'institutionelle' Macht" (Didi- Huberman, Ninfa Moderna) und ihrem amourösen Umfeld in antiken und mittelalterlichen Texten gilt das Hauptinteresse des Lektüreprogramms, das von Heinrich von Morungen bis zu Paracelsus reichen wird. Lit. (zur Vorbereitung): Jean Seznec: Das Fortleben der antiken Götter. Die mythologische Tradition im Humanismus und in der Kunst der Renaissance. Aus d. Franz. v. Heinz Jatho. München 1990 Zeit: Di. 15.45 17.15 Uhr Ort: M 17.17 Beginn: 20.10.

KOLLOQUIUM Schüppert Texte im Kontext Texte des Mittelalters werden gelesen und interpretiert in ihren Bezügen zum Alltag und zu Normen der Hörer und Leser ihrer Zeit. Es bieten sich an Beispiele aus der Narrenliteratur (Erasmus, Sebastian Brant, Murner), Fastnachtspiele und Schwänke (bes. Hans Sachs), evtl. auch zeitkritische Lieder der Carmina Burana. Eine Tagesexkursion zum Thema kann organisiert werden (Nürnberg? Straßburg? Frankfurt?). Textabsprache aus dem Teilnehmerkreis und eigene Vorschläge sind sehr willkommen. Zur Vorbereitung: Texte aus den Verlagen Niemeyer (bes. Narrenschiffausgabe) und Reclam. Beginn des Kolloquiums in der 2. Semesterwoche, um auch Studierende der Kunstgeschichte und Geschichte noch zu integrieren. Teilnahme für alle Semester, Qualifikation durch Übernahme eines kurzen Beitrags zur Diskussion. Credits: 3 LP Zeit: Di. 15.45 17.15 Uhr Ort: M 17.16 Beginn: 27.10.

VERANSTALTUNGEN FÜR EXAMENSKANDIDAT/INN/EN (nur in den Studiengängen 'Lehramt' und 'Magister') Bitte fragen Sie rechtzeitig Ihren Prüfer, ob die Teilnahme an seinem Examenskolloquium obligatorisch ist. Rheinwald Examenskolloquium Das Kolloquium findet 14tägig statt. Zeit: Di. 09.45 11.15 Uhr Ort: M 17.13 Beginn: 20.10. Scheuer Examenskolloquium Projekte Das Kolloquium ist für diejenigen gedacht, die sich von mir im kommenden Frühjahr mündlich oder schriftlich prüfen lassen möchten oder planen, ihre Qualifikationsarbeit in der Germanistischen Mediävistik zu schreiben. Bedingung zur Teilnahme ist, dass Sie durch eine persönliche Anmeldung während des laufenden Wintersemesters oder in den Feriensprechstunden von mir bereits als Prüfungskandidatin oder -kandidat aufgenommen worden sind. Das Examenskolloquium ist also keine Veranstaltung zum ersten Kennenlernen des Prüfers! Alle Teilnehmenden werden die Gelegenheit erhalten, eines ihrer Themen oder das Exposé ihrer Arbeit einzeln oder in einer Arbeitsgruppe vorzustellen und im Plenum diskutieren zu lassen. Neben der Klärung sachlicher und interpretatorischer Aspekte wird es darum gehen, die Art der Themen-Präsentation in der Prüfungssituation zu bedenken und durchzuspielen. Zeit: Mi. 17.30 19.00 Uhr Ort: M 17.25 Beginn: 21.10.