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Transkript:

education 5.08 Amtliches Schulblatt des Kantons Bern l Feuille officielle scolaire du canton de Berne thema l dossier 8 Berufseinstieg l Insertion professionnelle Wunschdenken und Realität zusammenführen Anleitung zur Optimierung der Berufswahlvorbereitung. Concilier désir et réalité Guide: optimisation de la préparation au choix professionnel. Erziehungsdirektion des Kantons Bern l Direction de l instruction publique du canton de Berne l www.erz.be.ch

editorial Martin Werder Leiter Fachbereich Kommunikation Chef du Domaine spécialisé Communication Foto: Christoph Heilig Liebe Leserinnen und Leser Überrascht blicken Sie vielleicht auf die Neuausgabe des EDUCATION ich freue mich, wenn sie Ihnen gefällt! Eine Zeitschrift ist herausgefordert, mit den aktuellen Entwicklungstrends in Layout, Typografie und Struktur Schritt zu halten. Das Primat in der Themenwahl hat stets das Interesse der Leserinnen und Leser. Sowohl in der thematischen als auch in der gestalterischen Ausrichtung sind wir als Redaktion gefordert, uns laufend selbstkritisch zu hinterfragen. Nach vier Jahren haben wir uns entschieden, die Zeitschrift einer grundlegenden Überprüfung zu unterziehen. Aus e-ducation wurde EDUCATION. In Gruppengesprächen konnten sich Lehrpersonen aller Stufen kritisch mit dem Heft auseinandersetzen. Geleitet hat die Untersuchung das Institut für Kommunikation und Medienwissenschaften der Universität Bern. Die Redaktion hat daraus Folgerungen gezogen und sie in der vorliegenden Ausgabe umgesetzt. Jede Lehrperson soll wissen, wo sie ihre Informationen abholen kann. Deshalb wurde die Struktur der Rubriken wesentlich vereinfacht. Neu gliedert sie sich in: Magazin Thema Volksschule Mittel- und Berufsschulen PHBern Weiterbildung Amtlicher Teil. Das Gewicht der Themen wird sich wie von einer Mehrheit gewünscht künftig noch stärker auf die Unterrichtspraxis und den Schulalltag der Volksschule sowie der Sekundarstufe II verlagern. Wir wollen darauf Wert legen, klare Positionen herauszuarbeiten, Pro und Kontra abzuwägen. Damit entsprechen wir einem vielseitigen Wunsch unserer Leserinnen und Leser nach besserer Orientierung. Die PHBern wird in jeder Ausgabe in Form von Kurzmitteilungen und Veranstaltungshinweisen über Neuerungen an der Hochschule informieren und einen Überblick über ihr breites Weiterbildungsangebot geben. Zu ausgewählten Themen werden Dozierende, Forschende oder weitere Mitarbeitende der PHBern als externe Fachleute redaktionelle Beiträge beisteuern. martin.werder@erz.be.ch Chères lectrices, chers lecteurs, C est peut-être un œil étonné que vous jetterez sur le nouveau numéro d EDUCATION. J espère qu il vous plaît! Une revue se doit de suivre les tendances en matière de mise en page, de typographie et de structure. Les thèmes restent avant tout choisis en fonction de l intérêt des lectrices et des lecteurs. La rédaction s efforce de se remettre en question en faisant preuve d autocritique tant sur le plan thématique que sur celui de la conception graphique. Après quatre ans d existence, nous avons décidé de soumettre la revue à une évaluation de fond. e-ducation est devenue EDUCATION. Des membres du corps enseignant de tous les degrés se sont réunis en groupes de discussion sous la direction de l Institut des sciences de la communication et des médias de l Université de Berne pour se pencher de façon critique sur la revue. La rédaction en a tiré des conclusions et a adapté la présente édition. Tous les enseignants et toutes les enseignantes doivent savoir où trouver ce qu ils et elles cherchent. La structure des rubriques a donc été fortement simplifiée et se présente de la façon suivante: Magazine Dossier École obligatoire École moyenne et professionnelle Partie officielle. Comme le souhaite la majorité des personnes ayant participé à l étude, une importance encore plus grande sera accordée à la pratique de l enseignement et au quotidien dans les établissements de la scolarité obligatoire et du cycle secondaire II. Nous tenons à faire ressortir des positions claires, peser le pour et le contre et répondre ainsi au souhait d un grand nombre de lecteurs et lectrices d être mieux orientés. La PHBern vous informera dans chaque numéro, sous forme de brèves communications ou d annonces de manifestations, des nouveautés la concernant et donnera un aperçu de son large éventail de formations continues. martin.werder@erz.be.ch education 5.08 3

inhalt Sommaire Magazin Magazine 03 editorial 04 Magazin l Magazine thema l dossier Berufseinstieg l insertion professionnelle 08 Physikerin oder tierpfleger? Die Berufswahl wird für viele Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen zu einem echten Prüfstein. Die Erziehungsdirektion will aus diesem Grund die Verbindlichkeit der Berufswahlvorbereitung erhöhen. 14 «das neue Rahmenkonzept zur Berufswahl ist eine gute Hilfestellung» Interview mit Peter Schwab und Stefan Beck, Sekundarschule Kirchberg. 21 Formation postscolaire reconnue par les jeunes Multiplicité des filières, augmentation du nombre des professions, conjoncture, les jeunes doivent désormais choisir leur voie de manière responsable. Bientôt, avec le soutien du «case management» pour celles et ceux qui présentent des handicaps face à l insertion professionnelle. 24 «die Schule dürfte ruhig etwas wirtschaftsfreundlicher sein» Im Gespräch mit Jürg Blaser, Wifag Maschinenfabrik AG Bern. Aus dem Regierungsrat Übertrittsverfahren in die Sekundarstufe Das Übertrittsverfahren in die Sekundarstufe I wird im Kanton Bern immer wieder kontrovers diskutiert. So hat jüngst der Regierungsrat zu diesem Thema auf eine Interpellation aus dem Grossen Rat geantwortet. In seiner Antwort bestätigt der Regierungsrat die hohe Bedeutung des Übertrittsverfahrens für die Kinder und deren Eltern. Aber auch die Schulbehörden, insbesondere die Lehrpersonen, welche die Empfehlungen für den Übertritt erarbeiten, werden gelegentlich durch die Eltern unter Druck gesetzt. Ein Blick auf die Anzahl Rekurse gegen Übertrittsentscheide der Schulkommission zeigt, dass entgegen der landläufigen Meinung die Rekurse nur marginal zugenommen haben. 0,4% der Eltern rekurierten demnach im Jahre 2007 gegen einen Übertrittsentscheid. Die Einführung einer Sekundarprüfung in strittigen Fällen wird in der Antwort vom Regierungsrat nicht als gangbare Lösung empfunden. Damit eine optimale Koordination mit den bevorstehenden Änderungen im Bildungsbereich (Totalrevision des Volksschulgesetzes) Volksschule l École obligatoire 26 Bubenprogramme am tochtertag: «Macho-turnen», Babywickeln etc. Der Erziehungsdirektor bittet die Schulen, auch am diesjährigen Tochtertag vom 13. November ein spannendes Bubenprogramm durchzuführen EDUCATION beleuchtet dieses Anliegen und bietet Anregungen. Mittelschule Berufsschule l Écoles moyennes et professionnelles 36 informatik neues ergänzungsfach: Gelernt wird, wie der computer funktioniert, und nicht, wie man ihn nutzt Die Informatik wird neues Ergänzungsfach. Im Gespräch mit EDUCATION erläutern Thomas Balsiger, Rektor, und Martin Lehmann, Informatiklehrer, wie das neue Fach am Gymnasium Bern-Kirchenfeld unterrichtet wird und wie es ankommt. PHBern 44 Schulen wie unternehmen führen? Interkantonale Tagung für Schulleiterinnen und Schulleiter in Murten. 50 Weiterbildung l Formation continue 52 amtliches l informations officielles 55 cartoon HarmoS Mit 121:13 Stimmen hat der Grosse Rat in der Septembersession den Beitritt des Kantons Bern zur Interkantonalen Vereinbarung HarmoS beschlossen. Derzeit läuft dazu die Referendumsfrist. Der Entscheid des Grossen Rates zeigt, dass die Politik im Kanton Bern Vertrauen in die Volksschule hat. Ich bin sehr froh, dass in unserem Kanton die ideologische Debatte über die Schule, welche derzeit in der Schweiz lanciert wird, keinen Widerhall gefunden hat. Anstatt Schaukämpfe über angebliche «Kuschelpädagogik» und Zucht und Ordnung in unseren Schulzimmern zu führen, zeigt unser Parlament Vertrauen in die Arbeit unserer Kindergärtnerinnen und in die Arbeit der Volksschule ganz allgemein. Allzu grosse Veränderungen wird HarmoS für unseren Kanton nicht bringen. Und doch. Zwei Dinge werden uns stark beschäftigen: Zum Ersten der zweijährige Kindergarten. Mit dem von HarmoS verwendeten Begriff «Einschulung nach dem vollendeten 4. Altersjahr» gehört der Kin- Foto: Adrian Moser 4 education 5.08

Magazin Magazine Foto: zvg erreicht werden könne, soll eine mögliche Anpassung des Verfahrens nicht vor 2012 erfolgen, so der Regierungsrat weiter. Aus dem Regierungsrat Motion: Kleinkinder sollen Fremdsprachen lernen In einer SP-Motion aus dem Grossen Rat wurde der Regierungsrat Anfang Jahr damit beauftragt, «einen Massnahmenkatalog zu erarbeiten, um das Erlernen der zweiten kantonalen Amtssprache im Kleinkinderalter (Krippen) zu fördern». Der Regierungsrat begrüsste in seiner Antwort auf die Motion das Grundanliegen, Fremdsprachen bereits im Kindesalter zu fördern. Trotzdem habe er sich entschieden, keinen Massnahmenkatalog zu erarbeiten. Begründet hat der Regierungsrat seinen Entscheid damit, dass bei den Kleinkindern unter zwei Jahren zuerst die Kompetenzen in der Erstsprache ausreichend gefördert werden sollen. Im Weiteren würden in Krippen und Tagesstätten sehr viele Kinder ausländischer Herkunft betreut. Diese müssten bereits eine Fremdsprache lernen, sodass «weitere Massnahmen für die zusätzliche Fremdsprachenförderung nicht prioritär» seien. Der Kanton prüfe dagegen eine finanzielle Unterstützung beim Stadtberner Projekt «Primano». Grundsätzlich hält der Regierungsrat in seiner Antwort fest, dass eine Vorverlegung und Verstärkung des Fremdsprachenunterrichts gerade erst im Gang sei. Im Sprachenkonzept des Kantons Bern seien ausserdem die Anliegen des Motionärs enthalten. In der September-Session lehnte der Grosse Rat den Vorstoss mit 72 zu 59 Stimmen ab. dergarten neu zur obligatorischen Volksschulzeit, und unser Kanton muss flächendeckend einen zweijährigen Kindergarten anbieten. Realisieren werden wir das mit der Totalrevision des Volksschulgesetzes auf 2012. Wichtig dabei ist: Der Kindergarten bleibt Kindergarten ein kindergerechter Einstieg in die Volksschulzeit. Ein späterer Eintritt in den Kindergarten wird auch in Zukunft möglich sein. Der Regierungsrat hat klar signalisiert, dass ihm eine flexible Lösung vorschwebt. Ein zweiter Punkt von HarmoS, zu welchem es in unserem Kanton eine wesentliche Anpassung braucht, sind die Bildungsstandards im 2., 6. und 9. Schuljahr und damit einhergehend die Schaffung eines gemeinsamen Deutschschweizer und Westschweizer Lehrplans. Zur Stärkung des Vertrauens in die Volksschule und zur Sicherstellung der Qualität sind Standards und gemeinsame Lehrpläne sicher vernünftige Schritte. Die Einführung darf aber die Schule nicht zum reinen «Output-Denken» verführen. Bildung ist mehr als messbarer Output. Bildung entsteht in einem menschlichen Prozess zwischen Schülern und Lehrkräften. Das werden wir bei der Umsetzung der Standards nie aus den Augen verlieren. So sollen die Standards für das verwendet werden, wofür sie grossen Nutzen bringen können als Zielvorgaben für die einzelnen Stufen und ihre Lehrpläne, zur Überprüfung, ob die Volksschule insgesamt ihre Ziele erreicht. Die meisten anderen Punkte von HarmoS wie Tagesschulangebote oder Fremdsprachenvorverlegung sind in Bern bereits beschlossen oder in Umsetzung. Damit gibt HarmoS der bernischen Bildungspolitik einen verlässlichen nationalen Rahmen und stützt sie ab. Nicht mehr und nicht weniger. Ein positiver Schritt für Bern. Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor des Kantons Bern bernhard.pulver@erz.be.ch Synthèse Lors de la session de septembre, le Grand Conseil a approuvé, avec 121 voix contre 13, l adhésion du canton de Berneàl accord intercantonal HarmoS. Le délai référendaire court actuellement. Selon le conseiller d État Bernhard Pulver, cette décision montre la confiance que la politique du canton de Berne accorde àl école obligatoire. HarmoS n entraînera pas de modifications majeures dans le canton de Berne. A partir de 2012, la fréquentation de l école enfantine pendant deux ans fera partie intégrante de la scolarité obligatoire et devra être généralisée, bien que des solutions flexibles soient prévues. L introduction des standards de formation permettra de s assurer que l école obligatoire atteint bien ses objectifs. La plupart des autres points d HarmoS, tels que les modules d école à journée continue ou l avancement des cours de langues étrangères, ont déjà été décidés ou sont même en cours de mise en œuvre dans le canton de Berne. education 5.08 5

Magazin Magazine Hochschulen neue Masterstudiengänge an der BFH Seit September 2008 werden an der Berner Fachhochschule BFH weitere Masterstudiengänge angeboten. Durch die neuen Masterstudiengänge haben die Studierenden die Möglichkeit, sich noch spezifischer für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Die Masterstudiengänge bauen auf dem Bachelorabschluss auf und vermitteln ein zusätzlich vertiefendes und spezialisiertes Wissen. Während des Studiums lernen Studierende, wissenschaftlich zu arbeiten und selbstständig Forschungsprojekte durchzuführen. Somit erwerben sie mit dem Master Kompetenzen, die zu qualifizierter Arbeit befähigen. Im Einzelnen bieten die verschiedenen Departemente der Fachhochschule Master in Engineering, Wood Technology, Business Administration und Social Work, diverse Master of Arts im Departement der Künste und einen Master of Science in Sports an. Um zu einem Masterstudiengang zugelassen zu werden, müssen Interessierte ein Bachelordiplom oder einen gleichwertigen Abschluss vorweisen. Bei der Sozialen Arbeit und den Künsten erfolgt die Zulassung über selektive Eignungsabklärungen. Alle Masterstudienreglemente der BFH wurden im August 2008 durch den Erziehungsdirektor, Regierungsrat Bernhard Pulver, genehmigt. Weitere Informationen zu den einzelnen Studiengängen sind auf www.bfh.ch zu finden. Der Master of Arts ist nur einer der neuen Studiengänge. Foto: Berner Fachhochschule Foto: Museum für Kommunikation Bildung &Vermittlung im Museum für Kommunikation neuland betreten Das Museum für Kommunikation bietet ein umfassendes Bildungs- und Vermittlungsprogramm, das ergänzend zu den Ausstellungen Aspekte des Kernthemas Kommunikation aufgreift. Der Workshop «digi-news.ch» und die Führung «Total Immersion» sind zwei spezielle Angebote innerhalb dieses Programms. Beim Workshop «digi-news.ch» produzieren Schulklassen eine Onlinezeitung. Damit leistet das Museum auch einen Beitrag zum «Jahr der Informatik». Bei «Total Immersion» können Schulklassen das Museum für Kommunikation in einer Fremdsprache entdecken. Kontakt: Gallus Staubli, Leiter Bildung & Vermittlung, 031 357 55 19, g.staubli@mfk.ch; www.mfk.ch education 5.08 7

thema dossier «Tierpflegerin möchte ich werden.» Sybille 8 education 5.08

thema dossier Berufseinstieg Physikerin oder tierpfleger? Martin Werder Fotos: Iris Krebs die Berufswahl wird für viele Jugendliche, eltern und Lehrpersonen zu einem echten Prüfstein. Kritisch wird die Situation dann, wenn die Jugendlichen leistungsschwach, wenig motiviert oder fremdsprachig sind. die erziehungsdirektion will aus diesem Grunde die Verbindlichkeit der Berufswahlvorbereitung erhöhen, frühe Standortbestimmungen und eine individuelle Betreuung von gefährdeten Jugendlichen einführen. Die Chance, eine Lehrstelle zu finden, war selten so gut wie dieses Jahr. Grund für die Entspannung ist unter anderem die gute Wirtschaftslage, welche die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter ansteigen lässt. Vermehrt haben Jugendliche auch den Direkteinstieg von der Realschule in die Berufslehre geschafft, was in den letzten Jahren nur einer kleinen Minderheit vorbehalten war. Optimistisch stimmt auch die hohe Ausbildungsquote der letzten Jahre: 92 bis 95 Prozent der 20-Jährigen konnten einen Berufsabschluss oder eine gymnasiale Matura vorweisen. Diese Tendenz zeichnet sich auch beim diesjährigen Jahrgang ab. Über 800 Jugendliche waren am 1. Juni 2008 im deutschsprachigen Kantonsteil noch auf der Suche nach einer Anschlusslösung. Dies sind zirka 5 Prozent aller Schulaustretenden. Gleichzeitig wurden jedoch einige hundert Lehrstellen als offen gemeldet. Offene Lehrstellen gab es vor allem in jenen Berufen, welche von den Jugendlichen unregelmässige Arbeitszeiten oder körperlichen Einsatz abverlangen wie Fleischfachmann-frau, Küchenangestellte/r, Restaurationsangestellte/r. Bei den Polymechaniker/innen besteht das Problem, dass keine Jugendlichen gefunden werden, welche die Anforderungen erfüllen. Offensichtlich sind die Anstrengungen der Lehrstellenförderer an einem kritischen Punkt angelangt. Das Problem scheinen nicht so sehr die fehlenden Lehrstellen zu sein, sondern das Matching. Es gibt offene Lehrstellen in Bereichen, welche von Jugendlichen nicht besonders gesucht sind. Zudem haben nach wie vor Jugendliche mit ungenügender Begleitung von zu Hause, mit Motivationsproblemen, ungenügenden schulischen Leistungen oder auch mit Migrationshintergrund vermehrt Mühe, eine Lehrstelle zu finden. Weg zum Berufsentscheid Orientierungslosigkeit und niedriger Selbstwert Gefühle dieser Art können bei Jugendlichen sehr dominant sein. Dabei tauchen Fragen auf wie: «Habe ich überhaupt Neigungen oder Begabungen, die sich für eine Berufslehre eignen?» Viele Jugendliche spüren das Gewicht des Entscheids, den sie selbstverantwortlich treffen müssen. Tatsächlich verlangt die Berufswahl von den Jugendlichen eine anspruchsvolle (selbst-)analytische Leistung: Sie müssen sich mit dem eigenen Profil intensiv auseinandersetzen und zu einer realistischen Einschätzung ihrer Möglichkeiten gelangen. Wunschdenken und Realität können dabei recht weit auseinanderliegen. Was kann die Schule leisten? Für einen erfolgreichen Einstieg in eine Berufslehre oder in eine Mittelschule ist eine gute Berufswahlvorbereitung entscheidend. Im Zentrum steht zwar immer der oder die Jugendliche, doch ein wichtiger Faktor ist, wie dieser Prozess durch Eltern und Lehrperson begleitet und gestützt wird. Die Schule hat gemäss Lehrplan den Auftrag, die Jugendlichen in ihrer Selbsteinschätzung zu coachen. Sie soll sie animieren, «Perspektiven für die künftige Tätigkeit in der Berufswelt zu entwickeln». Wie gut die Lehrpersonen (und natürlich die Eltern) die Jugendlichen für das Thema der Berufswahl motivieren können, ist absolut zentral. In den verschiedenen Regionen des Kantons haben die Schulen praxisorientierte Modelle und Methoden entwickelt, wie sie die Jugendlichen erfolgreich an die Berufswahl heranführen können. Das neue Rahmenkonzept knüpft an dieses bestehende Wissen und Erfahrungen in der Berufswahlvorbereitung an. Zum andern verpflichtet es die Schulen, ihre Berufswahlvorbereitung zu überprüfen und, wo nötig, anzupassen. Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung hat sich zum Ziel gesetzt, grössere Verbindlichkeit zwischen Schule und Berufsberatung herzu stellen. Jedes Berufsberatungs- und Informationszentrum teilt den Schulen beispielsweise eine für sie zuständige Beratungsperson education 5.08 9

thema dossier zu, die Kontinuität und Vertrauen in die gemeinsame Zusammenarbeit bringen soll. Die Kontaktperson unterstützt die Schulen bei Beratungen, in der Erstellung von Konzepten und führt in Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen Einführungsveranstaltungen für Jugendliche und Eltern zur Berufswahl durch. Die Bemühungen der Schule stossen dort an Grenzen, wo die tatkräftige Unterstützung der Eltern fehlt. Wenn Probleme im privaten Umfeld eintreten, müssen diese mit einem externen Case Management der Berufsberatung gelöst werden. Die Ausgestaltung ist noch in der Projektphase. Ab 2009 wird Case Management Berufsbildung unter dem Namen «Take off erfolgreich ins Berufsleben» umgesetzt. Berufswahlvorbereitung mit vier Elementen Die bisherige Berufswahlvorbereitung beschränkte sich auf den Unterricht und das zugrunde liegende Konzept. Neu hinzu kommen nun Standortbestimmungen in der 7. und 9. Klasse sowie das Berufswahldossier. Damit umfasst das gesamte Verfahren nun vier Grundelemente. 1 Schuleigene Berufswahlvorbereitungskonzepte Jede Schule erstellt oder überarbeitet ihr eigenes Berufswahlkonzept. 2 Standortbestimmungen Ende erstes Semester der 7. Klasse und Anfang 9. Klasse findet eine Standortbestimmung statt. Die Jugendlichen werden anhand einer kantonal erarbeiteten Einschätzungshilfe beurteilt. 3 Berufswahlunterricht in den Klassen Die Klassenlehrpersonen sind gemäss Lehrplan 95 verantwortlich dafür, dass in ihrer Klasse Berufswahlunterricht erteilt wird. Sie können diesen wie bis anhin selber erteilen oder an eine Fachlehrperson delegieren. 4 Berufswahldossier Die Schulen sind beauftragt, mit den Schülerinnen und Schülern ein Berufswahldossier zu führen. Zu allen Elementen stehen Planungshilfen unter www. erz.be.ch/fachportal Bildung zur Verfügung. Chancen verbessern: Vorlehre und 10. Schuljahre Wenn der Einstieg in den gewünschten Lehrberuf nicht auf Anhieb gelingt, kann eine Vorlehre die richtige Lösung sein. Während dreier Tage sind die Lernenden im Vorlehrbetrieb, während zweier Tage können sie in der Berufsfachschule ihre schulischen Kompetenzen aufbessern. Vorlehren dienen oft als Sprungbrett in eine Lehre. Häufig ist der Vorlehrbetrieb nach einem Jahr willens, für den Lernenden eine Lehrstelle zu schaffen und ihn weiter auszubilden. Im Sommer 2008 entschieden sich rund 30 Prozent der Schulaustretenden für ein berufsvorbereitendes Schuljahr, ein privates 10. Schuljahr oder ein privates Zwischenjahr. Das berufsvorbereitendes Schuljahr zur gewünschten Lehrstelle hat an Beliebtheit eingebüsst Nichtsdestotrotz: Zwischenlösungen sind nach wie vor für viele fremdsprachige Jugendliche und besonders für jene aus der Realschule eine unabdingbare Voraussetzung, um ihre Chancen auf dem Stellenmarkt wahrzunehmen. Quelle: Christoph Salzmann, BSLB BWV in der Schule Angebote BIZ 7. Schuljahr 8. Schuljahr 9. Schuljahr 1. Semester 2. Semester 1. Semester 2. Semester 1. Semester 2. Semester Zielsetzung Erziehungsdirektion Steuerung und Programmbereinigung BSLB und regionales Schulinspektorat Berufswahlvorbereitung in der Klasse Forum Ausbildungsnews Jahresplanung BIZ-Schule Berufswahldossier Standortbestimmung Einführungsveranstaltungen für Jugendliche und Eltern Individuelle Angebote für Schülerinnen und Schüler Standortbestimmung Take off runder Tisch Case Management Individuelle Förderungsmassnahmen runder Tisch Individuelle e Begleitung 10 education 5.08

thema dossier Zweijährige Grundbildung für praktisch Begabte Jugendliche mit schwächerem Leistungsprofil haben im Allgemeinen die schlechteren Karten auf dem Lehrstellenmarkt. In der zweijährigen Gundbildung wird diesen Defiziten Rechnung getragen: Sie bezieht die vorwiegend praktische Begabung und die mässigen schulischen Leistungen der Jugendlichen gezielt in die Konzeption des Curriculums mit ein. Ihre Ausbildung schliessen die Jugendlichen mit einem Attest ab. Junior Job Service und Junior Job Coaching Lehrstellensuchende können sich beim Berufsberatungsund Informationszentrum ihrer Region melden. Adressen Berufsinformationszentren BIZ: www.be.ch/berufsberatung. Die offenen Lehrstellen finden sich im Internet unter www.erz.be.ch/lena oder www.berufsberatung.ch/dyn/ 1235.asp Synthèse Choisir un métier mais lequel? Le choix professionnel constitue pour beaucoup de jeunes, de parents et d enseignants une réelle épreuve. Celle-ci s avère encore plus ardue lorsque les jeunes ont de faibles résultats scolaires, se montrent peu motivés ou sont d origine étrangère. La préparation au choix professionnel est déterminante pour s orienter dans la bonne filière d apprentissage ou d école moyenne. C est le jeune bien évidemment qui se trouve au centre de ce processus, mais la manière dont il est accompagné et soutenu dans sa décision par ses parents et les enseignants compte beaucoup également. Conformément au plan d études, l école a pour mission d encadrer les jeunes dans leur autoévaluation. Elle doit les inciter à se projeter dans leur activité future, dans le monde du travail. Le Service d'orientation professionnelle s est fixé comme objectif de développer l engagement de l école dans l orientation des élèves. Les centres d orientation professionnelle indiquent par exemple à chaque école un interlocuteur unique responsable de ses dossiers. La préparation au choix professionnel comprend désormais quatre éléments fondamentaux: 1 Des concepts de préparation au choix professionnel propre à chaque école. Chaque école établit ou revoit son propre concept dans ce domaine. 2 Des bilans individuels. Des bilans individuels sont réalisés à la fin du premier semestre de la 7 ème et au début de la 9 ème. 3 Une préparation au choix professionnel dans les classes. 4 Un dossier de préparation au choix professionnel. Les écoles sont chargées de constituer avec l élève un dossier de préparation au choix professionnel. die neuerungen im detail Eine Standortbestimmung soll die Aufmerksamkeit auf jene 5 bis 10 Prozent Jugendlichen lenken, die eine zusätzliche Betreuung für den Übergang in die Sek II benötigen (vgl. Case Management). Den Lehrpersonen fällt dabei die Aufgabe zu, mittels Kriterienkatalog eine umfassende Einschätzung der Leistungen und des Verhaltens vorzunehmen. Diese Beurteilung muss sich auf die Analyse der Berufswahlreife, der Sach-, Lern-, Arbeits- und Sozialkompetenz sowie der Entscheidungsfähigkeit der Jugendlichen beziehen. Erhöhte Bedeutung erhalten Fragen zum persönlichen Engagement, ob der oder die Lernende eine Schnupperlehre absolviert, die Berufsberatung konsultiert und ausreichende Unterstützung bei Bewerbungsschreiben erhält. Die Standortbestimmungen werden mit den Eltern und Jugendlichen besprochen und danach wenn nötig Förder- und Begleitmassnahmen eingeleitet. Umsetzungshilfen für die Standortbestimmungen Anfang 9. Klasse stehen unter www. erz.be/ Fachportal Bildung zur Verfügung (siehe Rahmenkonzept Berufswahlvorbereitung). Diejenigen für die 7. Klasse folgen zu Beginn 2009. Take-off erfolgreich ins Berufsleben Etliche Jugendliche sind bedingt durch ihre persönliche Situation auf mehr Support und auf eine angemessene Betreuung durch die Klassenlehrperson angewiesen. Im Fachjargon wird diese Aufgabe als «internes Case Management» bezeichnet. Die Schulen sind verantwortlich, eine solche Massnahme im Rahmen ihres Bildungsauftrags zu ergreifen. In komplexen Fällen wird das «externe Case Management» beigezogen. Es ist der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung angeschlossen und betreut diejenigen Schülerinnen, die Ende der Schulzeit noch keine Anschlusslösung haben, bis zum Abschluss einer Ausbildung der Sekundarstufe. Berufswahldossier Alle Jugendlichen sollen wissen, wo sie in der Berufswahl stehen. Das Rahmenkonzept der Berufsberatung formuliert einen verbindlichen Auftrag an die Schulen, die Jugendlichen zur Führung eines Berufswahldossiers anzuhalten. Eine Dokumentensammlung mit Zeugniskopien, Auswertung der Schnupperlehre, Absagen von Lehrbetrieben hilft ihnen, sich zu orientieren und sorgfältig ihre Berufswahlentscheide zu treffen. Sie können sich damit jederzeit gegenüber Lehrbetrieben, Schule, Eltern und Berufsberatung ausweisen. Eine Vorlage dazu kann vom Fachportal Bildung der Erziehungsdirektion heruntergeladen werden. education 5.08 11

thema dossier «Ich möchte gerne Physiker werden.» Murat 12 education 5.08

thema dossier «Ich bin gerne in der Natur.» Susanne education 5.08 13

thema dossier Berufseinstieg «das neue Rahmenkonzept zur Berufswahl ist eine gute Hilfestellung» Interview mit Peter Schwab und Stefan Beck, Sekundarschule Kirchberg Peter Brand Wie bereiten die Berner Schulen ihre Jugendlichen auf die arbeitswelt vor? und was bringt ihnen das neue kantonale Rahmenkonzept zur Berufswahlvorbereitung? ein Gespräch mit Schulleiter Peter Schwab und Klassenlehrer Stefan Beck, die beide an der Sekundarschule Kirchberg arbeiten. Herr Beck, die Schule hat den auftrag, die Schülerinnen und Schüler auf den einstieg in die Berufswelt vorzubereiten. Welchen Stellenwert hat die Berufswahlvorbereitung in ihrem unterricht? Stefan Beck: Die Berufswahl nimmt einen wichtigen Platz ein. Der Startschuss dazu fällt jeweils zu Beginn des 8. Schuljahres. In der 7. Klasse machen wir ein paar vorbereitende Übungen dazu und beschäftigen uns beispielsweise mit dem Thema Ich-Findung. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten an der Frage «Wer bin ich?». Wie gehen Sie das Thema Berufswahl grundsätzlich an? Beck: Der Grundstein wird in der 8. Klasse gelegt. Ein wichtiges Element ist dabei die Projektwoche im Herbst, in der wir uns ausschliesslich der Berufswahl widmen. Die Schülerinnen und Schüler lernen beispielsweise die Berufsinformationen an unserer Schule kennen, erkunden die Arbeitswelt, besuchen das BIZ, führen Gespräche mit Lernenden aus den verschiedensten Berufsrichtungen und üben sich im Schreiben von Bewerbungen. Mit dieser konzentrierten und intensiven Form haben wir gute Erfahrungen gemacht. In der 9. Klasse geht es dann konkret um die Lehrstellensuche. Wie gewinnen Sie die Jugendlichen für das Thema ist es überhaupt nötig, sie zu motivieren? Beck: Nein, in der Regel müssen wir sie nicht gross motivieren. Die meisten sind bereits auf das Thema sensibilisiert und wissen durchaus, worum es geht. Spätestens in der Projektwoche realisieren sie, dass es nun ernst gilt. in den letzten Jahren war es für die Jugendlichen nicht immer einfach, einen ausbildungsplatz zu finden. Wie erfolgreich gelingt es ihnen, die Schülerinnen und Schüler in die arbeitswelt zu führen? Beck: Ich arbeite seit 13 Jahren hier und kenne keinen einzigen Fall, in dem keine Lösung gefunden werden konnte. Oft finden die Schülerinnen und Schüler sogar eine Lehrstelle im Wunschberuf, und nur wenige müssen auf eine Zwischenlösung zurückgreifen. Peter Schwab: Man muss dazu sagen, dass wir eine reine Sekundarschule sind. Das spüren wir deutlich, wenn es um die Lehrstellensuche geht. Wir setzen uns denn auch zum Ziel, unseren Jugendlichen den Übertritt in Berufsausbildungen mit erhöhten Ansprüchen und in weiterführende Schulen zu ermöglichen. in welcher art und Weise ermöglichen Sie den Jugendlichen praktische Berufseinblicke? Beck: Sie kommen sicher einmal in der Projektwoche auf ihre Rechnung. Da gibt es den Berufsinformationstag, an dem viele Betriebe unserer Region ihre Türen für die Jugendlichen öffnen. Zudem finden immer wieder Informationsanlässe statt. Und selbstverständlich absolvieren die Schülerinnen und Schüler auch individuelle Schnupperlehren. Wichtige Partner während der Berufswahl sind die eltern. Wie beziehen Sie diese in die Berufswahlvorbereitung mit ein? Beck: Eigentlich von Anfang an. Sie sind in der Regel froh, wenn sie einbezogen werden. Wir informieren sie am Elternabend näher über die Berufswahl und stellen ihnen Hilfsmittel zur Verfügung. Es gibt z.b. ein Lehrmittel mit einem Begleitbuch, das sich speziell an die Eltern richtet. Wir führen zudem eine kleine Dokumentation, aus der sie Unterlagen ausleihen können. Und ich mache sie auf die Website berufsberatung. ch aufmerksam. Was ist ihnen bei der arbeit mit den eltern besonders wichtig? Beck: Ich möchte, dass sie genau wissen, wer welchen Part übernimmt. Zu diesem Zweck zeige ich am Elternabend jeweils auf, was wir als Schule machen, was ich als Klassenlehrer mache und was wir von ihnen als Eltern erwarten. So sind die Rollen klar. Seit diesem Sommer gilt für alle Berner Schulen ein einheitliches Rahmenkonzept zur Berufswahlvorbereitung. Wie viel Veränderung bringt es für ihre arbeit? Beck: Nicht sehr viel. Wir hatten ja bereits ein funktionierendes schuleigenes Konzept. Es zeigt in groben Zügen, was wir im 7., 8. und 9. Schuljahr bezüglich Berufswahl tun. Nun haben wir es punktuell ergänzt und den Erfordernissen angepasst. Was ich gut finde: Das Konzept stellt sicher, dass alle Lehrkräfte in etwa gleich vorgehen. Schwab: Das neue Konzept bringt uns nicht in Rücklage. Es wirft nicht gleich alles über den Haufen und passt in unseren roten Faden. Wir fühlen uns auch nicht kontrolliert oder zu etwas gedrängt. Ich stelle mir aber vor, dass es im Kanton Bern Lehrkräfte gibt, die das Thema etwas vernachlässigt haben. Sie kommen 14 education 5.08

thema dossier Foto: Iris Krebs jetzt unter Druck und werden angehalten, eine professionellere Berufswahlvorbereitung zu betreiben. Lässt das vorgegebene Konzept genügend Spielraum für eigene ideen? Beck: Mich engt es nicht ein. Ich mache ja nicht zum ersten Mal Berufswahlvorbereitung. Bereits bisher schaute ich nach der Projektwoche mit meinen Kollegen, was sich bewährt hat und was nicht. Das werden wir weiterhin so halten. Schwab: Diejenigen Lehrpersonen, welche noch kein Konzept haben und die Schülerinnen und Schüler in Schnupperlehren schicken und ihnen sagen: «Schaut, dass ihr eine Lehrstelle findet», kommen jetzt auf die Welt. Sie müssen ein Konzept erstellen, den Stand der Dinge dokumentieren und Standortbestimmungen durchführen. das gilt vermutlich auch für alle neuen Lehrkräfte, die noch nie Berufswahlvorbereitung gemacht haben. Schwab: Für den Lehrer auf dem Land, der frisch beginnt und sich in alles reinknien muss, ist es ein Riesenaufwand. Wir sind hier bei uns in der glücklichen Lage, dass wir drei Klassenlehrer haben. Wenn einer neu ist, wird er von seinen Kollegen eingeführt. So ist das gut machbar. Zu den einzelnen neuerungen: Grundsätzlich soll die Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufsberatung verstärkt werden. Begrüssen Sie das? Beck: Auf jeden Fall. Wobei wir immer einen engen Kontakt zur Berufsberatung gepflegt haben. Neu ist, dass unsere Schule einer bestimmten Beratungsperson zugeteilt ist. Das hat den Vorteil, dass ich eine klare Ansprechperson habe. Schwab: Früher war das BIZ für uns in Burgdorf, irgendwo in der Oberstadt. Nun hat es ein persönliches Gesicht erhalten. neu wird am ende des 7. und zu Beginn des 9. Schuljahres eine Standortbestimmung durchgeführt. Welche erfahrungen machen Sie damit? Schwab: Die konkreten Erfahrungen stehen noch aus, aber das wird uns kaum Zusatzbelastung bringen. Es geht vor allem darum, diejenigen zu erfassen, die Gefahr laufen, keine Lösung zu finden. Das ist der Gedanke, der hinter dem Rahmenkonzept steckt. Problemfälle werden wir damit bei uns nicht eruieren, aber ich verstehe, dass dieses neue Element im Sinne eines Controllings gewünscht wird. Die Jugendlichen können besser erfasst und engmaschiger betreut werden. ein neues element sind auch die Berufswahldossiers, die nun jeder Schüler resp. jede Schülerin führt. Beck: Ich habe die Schülerinnen und Schüler schon immer ein Dossier zur Berufswahl führen lassen. So gesehen gibt es nicht viel zu ändern. Ich werde aber einige neue Elemente übernehmen z.b. die Checkliste für das Führen eines Telefongesprächs. Werden die Jugendlichen mit dem neuen Konzept insgesamt nun besser auf die Berufswelt vorbereitet als früher? Schulleiter Peter Schwab im Gespräch mit Klassenlehrer Stefan Beck. Beck: Ich denke, dass das neue Rahmenkonzept eine gute Hilfestellung ist. Ich sehe zwar keine weltbewegenden Veränderungen, aber das heisst noch lange nicht, dass es sinnlos wäre. Ich finde das Konzept gut. Es schafft mehr Verbindlichkeit. Das ist in meinen Augen wichtig. Schwab: Das ist der wesentliche Punkt. Mit dem neuen Konzept muss man mehr Rechenschaft ablegen. Damit kann ich gut leben. Synthèse Le choix professionnel tient une place importante à l école secondaire de Kirchberg. La préparation des élèves à l entrée dans la vie professionnelle s effectue au moyen d un concept de préparation au choix professionnel propre à l école. La «semaine de projet», qui a lieu chaque année à l automne, en constitue l un des éléments essentiels. A cette occasion, les jeunes se renseignent sur le monde du travail, visitent le centre d orientation professionnelle, discutent avec des apprentis et s exercent à rédiger des candidatures. Les parents sont très tôt impliqués dans cette préparation. Au cours d une soirée d information qui leur est spécialement consacrée, l école les renseigne précisément sur le choix professionnel, leur explique le rôle de chacun et leur indique où ils peuvent trouver les informations dont ils ont besoin. Le nouveau concept-cadre cantonal sur ce thème n a apporté que peu de changement à l école secondaire de Kirchberg. Celle-ci salue toutefois ce nouveau concept parce qu il ne remet pas tout en cause et qu il favorise malgré tout un engagement plus fort en matière d orientation professionnelle. Le concept de l école déjà existant est désormais mis à jour de manière ponctuelle pour s adapter aux nouvelles exigences. education 5.08 15

thema dossier «Ich möchte Uhrmacher werden.» Damian Foto: Iris Krebs 16 education 5.08

thema dossier Berufseinstieg Wie sind Sie zu ihrem Beruf gekommen? Umfrage Mathias Marti Fotos: zvg dr. christine Harte, Germanistin, Selbstständige unternehmerin und Hochschuldozentin Nach meinem Germanistik- und Publizistik-Studium stieg ich bei Trimedia Publikationen AG ein. Ich baute dort ein Lektorat für die Publikationenabteilung und die gleichnamige PR-Agentur auf. Danach habe ich in Germanistik promoviert. Mitte der 90er-Jahre betreute ich bei der Swiss Re ein breites Kommunikationsspektrum: von der Spezialbroschüre bis zum Manuskript. Schliesslich übernahm ich die Kommunikationsverantwortung für die E-business-Strategie der Swiss Re. Nach dem Millenniumswechsel implementierte ich bei Holcim Ltd als Brand Communications Managerin die Marke Holderbank-Holcim. Seit rund drei Jahren bin ich selbstständige Unternehmens- und Kommunikationsspezialistin (Carat-Box) und Hochschuldozentin für Kommunikation. Beat Sprecher, Sportredaktor Schweizer Radio drs Bei mir verlief es so wie bei vielen meiner jetzigen Berufskollegen. Als gelernter Primarlehrer wechselte ich als Redaktor zu Radio Piz. Ursprünglich sollte dies nur ein kurzes Intermezzo meiner beruflichen Laufbahn werden. Maximal vier bis fünf Jahre wollte ich den Beruf wechseln, um anschliessend wieder in die ruhigeren Schulstuben zurückzukehren. Aber erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Der Beruf blieb, und mittlerweile arbeite ich seit bald zehn Jahren bei diversen elektronischen Medien. Via Engadin Radio Piz kehrte ich nach einem Jahr zurück in meine Heimat nach Rapperswil zu Radio Zürisee. Die berufliche Reise führte mich anschliessend weiter zu U1 TV, um schliesslich vor etwas mehr als drei Jahren bei Radio DRS anzuheuern. Und dort bin ich bis heute geblieben. Patrik Morgenegg, dipl. automobil-mechatroniker, Bühler ag neuenegg Als begabter Rechner in der Schule und mit viel Interesse an Autos, Motorrädern und der Mechanik habe ich mich rasch für den Automechanikerberuf entschieden. In meiner Jugendzeit war ich dauernd damit beschäftigt, irgendwelche Motorräder, Töffli oder auch Automotoren auseinanderzuschrauben und wieder zusammenzusetzen. Nach meiner Lehrzeit bei einer Opel-Vertretung habe ich weitere Automarken kennen gelernt. Ich war unter anderem bei Mercedes-Benz, Renault und heute bei BMW/Mini tätig. Da der Beruf immer Neues bringt, bleibt er spannend und herausfordernd. Diese Herausforderung schafft man allerdings nur, wenn man sich ständig weiterbildet. Ich habe beispielsweise die Weiterbildung zum eidgenössisch diplomierten Automobildiagnostiker abgeschlossen und bin heute in einer mittelgrossen BMW-Vertretung als technischer Leiter tätig. Dabei führe ich ein Team von rund 20 Mitarbeitenden und leite das Lehrlingswesen, den Kundendienst und die Werkstatt. education 5.08 17

thema dossier Jürg Blaser, HR-Manager und Leiter Lehrlingswesen, Wifag Bern Nach einer Ausbildung als Maschinenzeichner habe ich eine Weiterbildung auf FH-Stufe (HTL) abgeschlossen. Ich bin anschliessend als Projektingenieur eingestiegen und seit einigen Jahren bei der Wifag in verschiedenen Funktionen tätig. Angefangen hat diese interessante Zeit als Ausbildungsleiter der Zeichnungsabteilung. Via Gesamtleitung der Berufsbildung bin ich durch Weiterbildungen im Human- Resources-Bereich angekommen. Die Arbeit mit den Lernenden macht mir auch heute noch sehr viel Spass, und jeder erfolgreiche Lehrabschluss freut mich doppelt. Kurt Riegel, Selbstständiger Werber, Riegelwerbung.ch Mein Vater war Mechaniker und damals Hauswart und hatte keine Beziehungen, um mir eine Lehrstelle zu beschaffen. Ich habe mich bei der Berufsberatung für eine Maschinenzeichnerlehrstelle erkundigt. Ich weiss noch genau, wie es ablief: Die haben mir gesagt, ich solle doch (als Primarschüler) einen handwerklichen Beruf wie Maler, Schlosser, Maurer oder Mechaniker lernen. Das wollte ich nicht, so habe ich per Zufall eine Lehrstelle in einem kleinen Konstruktionsbüro gefunden. Im ersten Lehrjahr habe ich 40 Franken Lohn im Monat erhalten. Es war ein Kleinbetrieb mit dem Chef, einem Zeichner und einer Sekretärin. Im 2. Lehrjahr ist dann leider das Büro geschlossen worden (Konkurs). Ich wurde durch die Lehrlingskommission in die Firma Bieri Hydraulik im Liebefeld vermittelt. Dort konnte ich die Lehre abschliessen (die fehlenden Kenntnisse in Algebra und Geometrie habe ich mir in Abendkursen angeeignet. In der Primarschule hatten wir damals in diesen Fächern leider nicht viel mitbekommen). 1974 fand ich endlich eine Stelle bei der Feintool in Lyss als Messesachbearbeiter in der Werbeabteilung. Das war der lang gesuchte erste Einstieg in die Werbung. Danach habe ich am SAWI in Biel die Ausbildung zum Werbeleiter gemacht und bin über mehrere Anstellungen als Werbeberater ab 1986 zur Selbstständigkeit gelangt. Ich eröffnete meine Werbeagentur, die ich heute noch betreibe. annemarie daepp, ing. agronom eth, eidg. dipl. Steuerexpertin, executive MBa unibe, Finanzdirektion Kt. Be Auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, entschied ich mich, an der ETH Zürich Agronomie zu studieren. Während eines Studienzwischenjahres arbeitete ich in einem landwirtschaftlichen Treuhandbüro. Hier begann ich mich erstmals für das Steuerwesen zu interessieren. Nach Abschluss des Studiums war ich zuerst als landwirtschaftliche Fachbeamtin beim Steueramt des Kantons Aargau tätig, bevor ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin zur Abteilung Recht und Gesetzgebung der Steuerverwaltung des Kantons Bern wechselte. Parallel zur vielseitigen Arbeit bildete ich mich zur eidg. diplomierten Steuerexpertin weiter. Die Weiterbildung ermöglichte mir, die Bereichsleitung Unternehmensbesteuerung der Kreisverwaltung Bern-Stadt und danach der fusionierten Kreisverwaltung Bern-Mittelland zu übernehmen. Das Interesse an der Führungsaufgabe einerseits und den wirtschaftlichen Zusammenhängen andererseits bewog mich später, den Studiengang zum Executive MBA der Universitäten Rochester (New York) und Bern zu absolvieren. Mit dieser fundierten Grundlage habe ich Anfang 2008 eine neue Herausforderung als Vorsteherin des Kreisverwaltung Emmental-Oberaargau mit ihren knapp 100 Mitarbeitenden übernommen. Fotos: zvg 18 education 5.08

thema dossier «Mein Traum ist Fussballspieler.» Duhan Foto: Iris Krebs education 5.08 19

thema dossier insertion professionnelle Formation postscolaire reconnue par les jeunes Jean-Marc Elmer il est loin le temps où l on pouvait se contenter de faire comme papa ou maman dans un marché du travail qui vous accueillait les bras ouverts. Multiplicité des filières, augmentation du nombre des professions, conjoncture, les jeunes doivent désormais choisir leur voie de manière responsable. et, bientôt, avec le soutien du «case management» pour celles et ceux qui présentent des handicaps face à l insertion professionnelle. «Choisir sa voie à la fin de la 9 e n est plus possible aujourd hui, explique Jacques Siegenthaler. Actuellement, le choix d une filière résulte bien davantage d un processus de maturation que fait l enfant entre sa 7 e et sa 9 e année.» Voilà plus de trente ans que le Directeur régional de l orientation professionnelle (OP) du Jura bernois observe, côtoie et accompagne les jeunes en quête d une formation postscolaire. «Plus le jeune est responsable et bien informé, plus il y a de sa part une prise de conscience qui permettra d éviter les échecs.» Comme la rupture du contrat en plein apprentissage. Dans notre canton, ce cas de figure se présente pour un cinquième des apprentis. «Voilà pourquoi nous avons très tôt développé notre collaboration avec les écoles», poursuit Jacques Siegenthaler. De fait, l orientation professionnelle commence véritablement en 7 e année. Le plan d étude prévoit dix leçons pour traiter des contenus essentiels. Avec comme objectifs généraux la découverte des étapes d un choix, l exploration du monde du travail, des métiers, des formations ainsi que des prestations de l orientation professionnelle. Une visite de classe à Tavannes ou dans les antennes de l OP à Moutier ou à St-Imier pour les Jurassiens bernois fait partie du programme. Entre octobre et juin, l OP envoie divers documents dans les écoles pour permettre aux parents et aux enseignants de participer activement à cette préparation au choix professionnel (PCP). A l aide d un classeur PCP contenant des fiches et autres outils pédagogiques, l enseignant (généralement de français) répartit ces dix leçons durant l année scolaire. En 8 e année, le nombre de périodes mises à disposition double. Les objectifs pour les élèves sont: connaissance des spécificités des métiers et des écoles en vue d un choix, centrage sur trois ou quatre voies de formation, capacité de comparer les exigences de ces voies de formation avec ses propres intérêts et compétences. Finalement, l élève devrait être capable de déterminer un ordre de préférence quant aux options qu il a choisies. Tout comme en 7 e année, la période, qui court d août à avril, est rythmée par l envoi de documentation spécifique en provenance de l OP. Enfin, en 9 e année, le plan d étude prévoit à nouveaux dix leçons servant à peaufiner ce qui a été projeté lors des deux années précédentes, ainsi que des stages en entreprise. Les objectifs sont plus pointus. L élève définit le choix d une profession ou d une voie d étude, assure sa réalisation. Tout en prévoyant une, voire deux solutions alternatives. Tout le monde ne joue pas toujours le jeu «Même si l école a toujours bien fait son travail, certains enseignants ne se rendent peut-être pas compte. Ils ont de bons élèves dont l avenir semble assuré et ils n insistent donc pas assez sur le processus de maturation nécessaire au bon choix, note Jacques Siegenthaler. Ainsi, tous ne jouent pas toujours le jeu de la PCP.» Effectivement, l organisation de la PCP est laissée au bon vouloir des différentes écoles. Il y a donc presque autant de façons de faire de la préparation au choix professionnel qu il y a d écoles. Un exemple venant de Moutier illustre ce propos. «Si j avais des pour-cent administratifs à disposition, nous aurions un responsable de l OP, nuance Pierre- Yves Monnin. Cela dit, n allez pas raconter que nous avons découvert l œuf de Colomb en matière de préparation au choix professionnel.» Dans son collège, l orientation professionnelle repose sur deux piliers. «D une part, nous invitons les parents des élèves de 8 e année à assister à une séance donnée par un conseiller en orientation, d autre part, les élèves qui ne se rendent pas au camp de ski en 8 e année (ndlr: il n est pas obligatoire) education 5.08 21

thema dossier sont astreints à une semaine hors cadre où deux collègues les coachent dans la préparation aux stages.» Participent également à cette semaine hors cadre les élèves de 9 e qui n ont encore rien en vue. «Nous avons instauré cette formule il y a deux ans et le succès est au rendezvous», se réjouit Pierre-Yves Monnin. Près de 35 élèves s inscrivent à cette semaine de coaching. Préparation au choix professionnel «Le conceptcadre qui se met en place devrait permettre de formaliser les activités de la préparation au choix professionnel et, donc, de faire en sorte que tous les enseignants tirent à la même corde», annonce Jacques Siegenthaler. Nom de code: «case management» (CM), par ailleurs un projet d envergure nationale présenté en 2007 à l occasion de la 3 e Conférence nationale sur les places d apprentissage. «L objectif, précise Jacques Siegenthaler, est que tous les jeunes jusqu à 24 ans aient en poche une formation de type secondaire II.» Répondant au doux nom de «Take off» dans notre canton, le CM devrait coûter 9,6 millions, dont 6,6 aux Bernois. L objectif est de repérer le plus tôt possible les élèves qui accumulent les handicaps face à l insertion profession- Synthese Lang ist es her, dass man sich in einem Arbeitsmarkt, der einen mit offenen Armen empfing, damit begnügen konnte, es seinen Eltern gleichzutun. «Heute ist die Laufbahnwahl vielmehr das Ergebnis eines Reifeprozesses, der bereits im 7. Schuljahr beginnt. Jugendliche, die verantwortungsvoll, gut informiert und sich der Bedeutung der Berufswahl bewusst sind, haben mehr Erfolg», erklärt Jacques Siegenthaler, Direktor der regionalen Berufberatungsstelle Berner Jura. Es gibt ebenso viele Möglichkeiten der Berufswahlvorbereitung, wie es Schulen gibt. Dazu ein Beispiel aus Moutier: «Hätte ich mehr Stellenprozente zur Verfügung, dann hätten wir einen Berufsberatungsverantwortlichen», differenziert Pierre-Yves Monnin. An seiner Schule besteht die Berufswahlvorbreitung aus zwei Säulen. «Auf der einen Seite laden wir die Eltern der Achtklässnelle, afin de les adresser au CM. «Il y aura un premier bilan dans le deuxième semestre de 7 e et un second au début de la 9 e, explique Jacques Siegenthaler. Puis, à travers la collaboration entre parents, enseignants et orientation professionnelle, tout sera mis en œuvre par le/la case manager engagé(e) à cet effet pour appliquer des mesures susceptibles d aider l enfant dans l atteinte de son objectif, à savoir une formation du secondaire II.» Concrètement, chaque école se verra attribuer un(e) spécialiste en orientation professionnelle. Celui-ci ou celle-ci organisera des réunions avec les enseignants responsables pour coordonner les activités de préparation aux choix. Les parents d élèves, eux, seront tenus de participer. Il fera également le lien avec le «case manager». Ce dernier interviendra pour des jeunes dont les problèmes ne peuvent être résolus par les parents, l école et le travail social en milieu scolaire. «Le concept-cadre démarre avec l identification des élèves à risque en 9 e. La mise en place effective de Take off se fera en janvier 2009. Une première évaluation aura lieu en 2010 et nous ferons un bilan en 2011. Puis les autorités fédérales et cantonales prendront une décision définitive quant au développement de ce projet», conclut Jacques Siegenthaler. ler an eine Sitzung mit einem Berufsberater ein. Andererseits müssen die Schülerinnen und Schüler, die in der 8. Klasse nicht ins Skilager gehen (dieses ist nicht obligatorisch), an einer Projektwoche teilnehmen, wo sie von zwei Kollegen für eine Schnupperlehre gecoacht werden.» An dieser ausserschulischen Woche nehmen auch Jugendliche des 9. Schuljahres teil, die noch nichts in Aussicht haben. Dieses Angebot wurde vor zwei Jahren eingeführt, der Erfolg lässt nicht auf sich warten. Rund 35 Schülerinnen und Schüler melden sich jeweils für diese Coaching-Woche an. Und falls alles nichts hilft, steht das Projekt Take off ein Case Management für schwierigere Fälle zur Verfügung. Die effektive Einführung von Take off erfolgt im Januar 2009. Für 2010 ist eine erste Evaluation vorgesehen, die erste Standortbestimmung ist für 2011 geplant. 22 education 5.08

thema dossier «Ich wünsche mir einen Job, mit dem ich zufrieden bin und auch Spass habe.» Claudio Foto: Iris Krebs education 5.08 23