Nr. 263 Gesetz über die Schlichtungsbehörde für Miete und Pacht. (Stand 1. August 2008)

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Transkript:

Nr. 6 Gesetz über die Schlichtungsbehörde für Miete und Pacht vom 7. Juni 994* (Stand. August 008) Der Grosse Rat des Kantons Luzern, nach Einsicht in die Botschaft des Regierungsrates vom 8. Mai 99, beschliesst: I. Allgemeines Inhalt Das Gesetz regelt die Zuständigkeit der Schlichtungsbehörde bei Streitigkeiten aus Miete und nichtlandwirtschaftlicher Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen sowie das zugehörige Verfahren, insbesondere a. die Organisation der Schlichtungsbehörde, b. die Beratung durch die Schlichtungsbehörde, c. das Einigungsverfahren vor der Schlichtungsbehörde, d. das Verfahren vor der Schlichtungsbehörde als Entscheidsinstanz, e. das Verfahren vor der Schlichtungsbehörde als Schiedsgericht. Sinngemässe Anwendung von Bestimmungen der Zivilprozessordnung Soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, sind die folgenden Bestimmungen des Gesetzes über die Zivilprozessordnung (ZPO) vom 7. Juni 994 auf die Verfahren vor der Schlichtungsbehörde sinngemäss anzuwenden: a. die 8 4 über den Ausstand, * K 994 und G 994 9; Abkürzung GSMP GR 99 75 Fassung des Ingresses gemäss Änderung vom 8. April 008, in Kraft seit dem. August 008 (G 008 56). SRL Nr. 60a. Auf dieses Gesetz wird im Folgenden nicht mehr hingewiesen.

Nr. 6 b. die 44 56 über die Parteien, c. die 74 78 über Zustellungen und Vorladungen, d. die 79 8 über die Fristen, e. die 90 und 9 Absatz über die Wiederherstellung. II. Organisation der Schlichtungsbehörde Sitz und Aufgaben Im Kanton Luzern besteht eine Schlichtungsbehörde mit Sitz in Luzern. Sie erfüllt alle Aufgaben, die ihr das schweizerische Obligationenrecht (OR) 4 im Zusammenhang mit der Ordnung der Miete und der nichtlandwirtschaftlichen Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen überträgt. Sie ist Hinterlegungsstelle gemäss Artikel 59g Absatz OR und genehmigt die Formulare zur Mitteilung von Kündigungen und Mietzinserhöhungen (Art. 66l Abs. und 69d Abs. OR). 4 Zusammensetzung Soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, amtet die Schlichtungsbehörde in Dreierbesetzung, bestehend aus dem Präsidenten oder einem Vizepräsidenten und je einem Mitglied als Interessenvertreter der Vermieter und der Mieter. Der Präsident und bei seiner Verhinderung ein Vizepräsident bezeichnet im Einzelfall die Mitglieder der Schlichtungsbehörde. 5 5 Wahl Der Regierungsrat wählt den Präsidenten, einen oder mehrere Vizepräsidenten sowie auf Vorschlag von Verbänden und andern Organisationen, die hauptsächlich die Interessen der Vermieter oder der Mieter wahrnehmen, je sechs bis zehn Mitglieder der Schlichtungsbehörde. 6 Verfahrensleitung Der Präsident oder ein Vizepräsident leitet das Verfahren. Er kann einzelne Aufgaben delegieren. 4 SR 0. Auf dieses Gesetz wird im Folgenden nicht mehr hingewiesen. 5 Fassung gemäss Änderung vom. Februar 999, in Kraft seit dem. Mai 999 (G 999 8).

Nr. 6 7 Geschäftsordnung Der Regierungsrat erlässt eine Geschäftsordnung für die Schlichtungsbehörde. III. Verfahren vor der Schlichtungsbehörde. Beratung 8 Der Präsident, die Vizepräsidenten oder die Mitarbeiter der Schlichtungsbehörde beraten die Parteien in Miet- und Pachtfragen. Die Beratung kann auch an den andern Amtshauptorten durchgeführt werden. Orte und Zeiten der Beratung werden öffentlich bekanntgemacht.. Einigungsverfahren 9 Einigungsversuch Wird eine Kündigung angefochten, die Erstreckung von Miet- oder Pachtverhältnissen beantragt oder die Herausgabe hinterlegter Mietzinse verlangt, führt die Schlichtungsbehörde den Einigungsversuch durch. 6 In allen andern Fällen versucht der Präsident oder ein Vizepräsident eine Einigung. Kommt keine Einigung zustande, führt die Schlichtungsbehörde in Dreierbesetzung einen Einigungsversuch durch, soweit die Parteien nicht darauf verzichten. 0 Gesuch Das Gesuch um ein Einigungsverfahren ist schriftlich bei der Schlichtungsbehörde einzureichen. In besondern Fällen kann das Gesuch mündlich gestellt werden. Das Gesuch hat ein Rechtsbegehren zu enthalten. Unterlagen Dem Gesuch um ein Einigungsverfahren sind die anspruchsbegründenden Unterlagen beizulegen. 6 Fassung gemäss Änderung vom. Februar 999, in Kraft seit dem. Mai 999 (G 999 8).

4 Nr. 6 Die Schlichtungsbehörde kann die Parteien auffordern, innert Frist ergänzende Unterlagen einzureichen. Kommt eine Partei dieser Aufforderung nicht nach, kann sie gemäss 0 als kostenpflichtig erklärt werden. 7 Rechtshängigkeit Die Streitigkeit wird mit der Einreichung des Gesuchs rechtshängig. Das Gesuch gilt als eingereicht, wenn es der Schlichtungsbehörde oder der schweizerischen Post oder einer schweizerischen diplomatischen oder konsularischen Vertretung übergeben ist. Aufschiebende Wirkung Die Kündigungsanfechtung und das Begehren um Erstreckung des Miet- oder Pachtverhältnisses haben aufschiebende Wirkung. 4 Vorprüfung Erachtet sich die Schlichtungsbehörde als unzuständig, fällt sie einen Erledigungsentscheid in sinngemässer Anwendung des 0 ZPO. 5 Vorladung zur Verhandlung Die Schlichtungsbehörde lädt die Parteien zur Verhandlung vor. Sie teilt der Gegenpartei spätestens mit der Vorladung die Rechtsbegehren des Gesuchstellers mit. 6 8 Vertretung Die Berechtigung zur Parteivertretung regelt das Gesetz über das Anwaltspatent und 9 die Parteivertretung (Anwaltsgesetz) vom 4. März 00. Zusätzlich sind zur Vertretung berechtigt: a. Familienmitglieder, b. Liegenschaftsverwaltungen der betroffenen Mietobjekte, c. Verbandsvertreter. Der Vertreter hat sich durch schriftliche Vollmacht auszuweisen. 7 Fassung gemäss Änderung vom. Februar 999, in Kraft seit dem. Mai 999 (G 999 8). 8 Fassung gemäss Änderung vom 6. Juni 00, in Kraft seit dem. Oktober 00 (G 00 7). 9 SRL Nr. 80

Nr. 6 5 6a 0 Persönliches Erscheinen Die Parteien haben persönlich vor der Schlichtungsbehörde zu erscheinen. Lässt sich eine Partei vertreten, kann sie bei Vorliegen besonderer Gründe von der persönlichen Erscheinungspflicht entbunden werden. 7 Ausbleiben der Parteien Erscheint der Gesuchsteller ohne genügende Entschuldigung nicht, wird das Verfahren durch Erledigungsentscheid beendet. Erscheint die Gegenpartei ohne genügende Entschuldigung nicht, gilt der Einigungsversuch als gescheitert. Die nichterschienene Partei wird gemäss 0 kostenpflichtig. 8 Verhandlung Die Verhandlung ist nicht öffentlich. 9 Verhandlungsprotokoll und Weisungsschein Die Schlichtungsbehörde führt über den Einigungsversuch ein Protokoll in sinngemässer Anwendung des 9 ZPO. Wird zwischen den Parteien eine Einigung erzielt, ist sie in ihrem vollen Wortlaut in das Protokoll aufzunehmen und von den Parteien sowie vom verfahrensleitenden Präsidenten oder Vizepräsidenten zu unterzeichnen. Die Parteien erhalten einen Auszug aus dem Protokoll. Kommt keine Einigung zustande, ist dies im Protokoll zu vermerken. Der verfahrensleitende Präsident oder Vizepräsident stellt den Weisungsschein aus, soweit die Schlichtungsbehörde nicht einen Entscheid zu fällen hat. 4 Ausführungen der Parteien, die nicht zu protokollieren sind, dürfen im nachfolgenden Prozess nicht berücksichtigt werden. 0 Offenhalten des Protokolls Mit Zustimmung der Parteien kann die Schlichtungsbehörde während längstens zweier Monate das Protokoll offenhalten. Die Offenhaltungsfrist ist im Protokoll und im Weisungsschein festzuhalten. 0 Eingefügt durch Änderung vom 6. Juni 00, in Kraft seit dem. Oktober 00 (G 00 7).

6 Nr. 6. Entscheidsverfahren Einleitung Soweit die Schlichtungsbehörde Entscheide zu fällen hat, leitet sie unmittelbar nach dem gescheiterten Einigungsversuch das entsprechende Verfahren ein. Verhandlung Soweit notwendig, lädt die Schlichtungsbehörde die Parteien zu einer weiteren Verhandlung vor. Für das Erscheinen und die Vertretung der Parteien gelten die 6 und 6a. Die Verhandlung ist nicht öffentlich. Ausbleiben der Parteien Erscheint der Gesuchsteller ohne genügende Entschuldigung nicht, wird das Verfahren durch Erledigungsentscheid beendet. Erscheint die Gegenpartei ohne genügende Entschuldigung nicht, wird gemäss 5 entschieden. a Unentgeltlicher Rechtsbeistand Eine Partei kann beim Präsidenten oder bei einem Vizepräsidenten die Bestellung eines unentgeltlichen Rechtsbeistands im Sinn des 5 ZPO verlangen, wenn a. ihr die Mittel fehlen, um neben dem Lebensunterhalt für sich und ihre Familie die Verfahrenskosten aufzubringen, b. das Verfahren nicht aussichtslos erscheint, c. ein Rechtsbeistand trotz Offizialtätigkeit der Schlichtungsbehörde zur gehörigen Führung des Verfahrens benötigt wird. Zuständigkeit und Verfahren richten sich sinngemäss nach den ff. ZPO. 4 Entzug der aufschiebenden Wirkung Offensichtlich verspätet eingereichten Gesuchen kann die Schlichtungsbehörde die aufschiebende Wirkung gemäss entziehen. Der Entzug der aufschiebenden Wirkung kann nur mit der Hauptsache zusammen angefochten werden. Fassung gemäss Änderung vom 6. Juni 00, in Kraft seit dem. Oktober 00 (G 00 7). Eingefügt durch Änderung vom 6. Juni 00, in Kraft seit dem. Oktober 00 (G 00 7).

Nr. 6 7 5 Entscheid Die Schlichtungsbehörde entscheidet aufgrund der Akten, der Vorbringen der Parteien und allfälliger eigener Abklärungen. Das Verhalten der Parteien im Verfahren, namentlich die Verweigerung der Mitwirkung bei der Sachverhaltsermittlung, kann mitberücksichtigt werden. Der Entscheid ist kurz zu begründen. 6 Eröffnung Der Entscheid wird den Parteien in der Regel mündlich eröffnet. Der Entscheid ist schriftlich auszufertigen und unter Hinweis auf die Möglichkeit eines Weiterzugs an den Richter gemäss 5 Absatz b zuzustellen. 4. Schiedsgerichtsverfahren 7 Verweis Für das Verfahren vor der Schlichtungsbehörde als Schiedsgericht gilt das Konkordat über die Schiedsgerichtsbarkeit. 8 Einigungsversuch Dem Schiedsgerichtsverfahren hat in jedem Fall ein Einigungsversuch gemäss 9 Absatz voranzugehen. Das Gesuch um ein Einigungsverfahren ist gemäss 0 bei der Schlichtungsbehörde einzureichen. 5. Kosten 9 Grundsatz Das Verfahren vor der Schlichtungsbehörde ist kostenlos. 0 Ausnahme Bei leichtfertiger oder mutwilliger Prozessführung können der fehlbaren Partei die amtlichen Kosten und eine Entschädigung für Parteikosten der Gegenpartei ganz oder teilweise auferlegt werden. SRL Nr. 60d

8 Nr. 6 Die Bemessung dieser Kosten richtet sich nach den für das Vermittlungsverfahren vor dem Friedensrichter geltenden Ansätzen der Verordnung über die Kosten in den Zivilund Strafverfahren (Kostenverordnung) 4. 6. Rechtsmittel Nichtigkeitsbeschwerde Gegen Entscheide der Schlichtungsbehörde kann beim Obergericht Nichtigkeitsbeschwerde nach 65 ZPO erhoben werden, soweit das Gesetz nicht etwas anderes bestimmt oder ein Weiterzug gemäss 5 Absatz b an den Richter möglich ist. Aufsichtsbeschwerde Gegen Mitglieder und Mitarbeiter der Schlichtungsbehörde kann wegen verweigerter oder verzögerter Amtshandlung oder ungebührlicher Behandlung in einem Verfahren beim Obergericht Aufsichtsbeschwerde nach 86 ZPO erhoben werden. IV. Verfahren vor richterlichen Instanzen. Zuständigkeit Örtlich zuständig ist nach Artikel Absatz des Bundesgesetzes über den Gerichtsstand in Zivilsachen vom 4. März 000 5 der Richter am Ort der Sache. 6 Die sachliche Zuständigkeit richtet sich nach den Bestimmungen der ZPO. Ausweisungsbehörde nach Artikel 74g OR ist der gemäss ZPO zuständige Richter. Das Obergericht und das Amtsgericht stellen ein Doppel ihrer Urteile über angefochtene Mietzinse und andere Forderungen der Vermieter dem Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartement zu. 7 4 SRL Nr. 65 5 SR 7 6 Fassung gemäss Änderung des Gesetzes über die Zivilprozessordnung vom 9. November 00, in Kraft seit dem. Februar 00 (G 00 5). 7 Eingefügt durch Änderung vom. Februar 999, in Kraft seit dem. Mai 999 (G 999 8).

Nr. 6 9. Besonderheiten des Gerichtsverfahrens 4 Verfahrensart Das Verfahren, das vor dem erstinstanzlichen Richter und der Rechtsmittelinstanz Anwendung findet, richtet sich nach der ZPO. Abweichende Bestimmungen dieses Gesetzes bleiben vorbehalten. 5 Einleitung erstinstanzlicher Prozesse Der Prozess wird eingeleitet a. durch Einreichung einer Klage gemäss den 69 und 70 ZPO innert 0 Tagen nach dem Einigungsversuch vor der Schlichtungsbehörde oder nach unbenütztem Ablauf der Offenhaltungsfrist des Protokolls, b. durch Einreichung einer als Rechtsschrift gemäss den 69 und 70 ZPO verfassten Weiterzugserklärung innert 0 Tagen seit Zustellung des Entscheids der Schlichtungsbehörde. Die Fristen werden durch Gerichtsferien nicht verlängert. 6 Widerklage Der Beklagte kann Widerklage erheben, soweit es sich um Ansprüche gleicher Art aus dem Miet- oder nichtlandwirtschaftlichen Pachtrecht handelt und diese bereits im Einigungsverfahren vor der Schlichtungsbehörde geltend gemacht wurden. Die Widerklage ist ausgeschlossen, wenn der Beklagte keine Klageantwort einreicht. 7 Aufschiebende Wirkung Die Kündigungsanfechtung und Begehren um Erstreckung des Miet- und Pachtverhältnisses haben aufschiebende Wirkung. Der Richter kann die aufschiebende Wirkung entziehen, wenn die Begehren offensichtlich unzulässig sind. V. Schlussbestimmungen 8 Aufhebung von Erlassen Die Verordnung über Zuständigkeiten und Verfahren zur Erledigung von Streitigkeiten aus Miete und nichtlandwirtschaftlicher Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen vom 9. Mai 990 8 wird aufgehoben. 8 G 990 448 (SRL Nr. 6a)

0 Nr. 6 9 Hängige Verfahren Die Zuständigkeit einer Instanz, bei welcher ein Verfahren im Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes rechtshängig ist, besteht nach bisherigem Recht fort. Prozesshandlungen, die nach bisherigem Recht erfolgt sind, behalten ihre Wirkung. Im übrigen wird dieses Gesetz auch auf Verfahren angewendet, die im Zeitpunkt des Inkrafttretens rechtshängig sind. 40 Inkrafttreten Das Gesetz tritt am. Januar 995 in Kraft. Es unterliegt dem fakultativen Referendum 9. Luzern, 7. Juni 994 Im Namen des Grossen Rates Der Präsident: Anton F. Steffen Der Staatsschreiber: Viktor Baumeler 9 Die Referendumsfrist lief am. September 994 unbenützt ab (K 994 746).