Informationen für Patienten und Angehörige



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Transkript:

Schwarzer Hautkrebs Informationen für Patienten und Angehörige Vorwort 1

2 Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser, Sonne, Wärme, strahlender Sonnenschein wer denkt dabei schon an Gefahr? Für viele Menschen gehört hier ein kleiner Sonnenbrand fast schon dazu. Dass die gleichen Sonnenstrahlen, die für schönes Wetter und Sommersprossen sorgen, unsere Haut schädigen können, spielt an einem Sonnentag zunächst keine Rolle aber später vielleicht. Sonnenbrände zählen nämlich zu den größten Risikofaktoren für Hautkrebs. In dieser Broschüre sind die wichtigsten Informationen zum Thema schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) zusammengestellt. Sie soll Ihnen als Betroffene und Angehörige gleichermaßen hilfreich sein. Wir wollen Ihnen verständlich erklären: Wie entsteht ein malignes Melanom? Welche Therapien stehen zur Auswahl? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Wie kann ich einem Rückfall vorbeugen? Wer unterstützt mich und meine Familie? Auf den folgenden Seiten werden daher verschiedene Aspekte der Krankheit, Diagnose, Therapie sowie Nachsorge und Rehabilitation beleuchtet. Engagierte Ärzte, die täglich Melanompatienten betreuen und die Krankheit erforschen, erläutern in ergänzenden Interviews, mit welchen Methoden sie Patienten behandeln und welche Hilfe sie ihnen darüber hinaus anbieten. Auf einige Fachbegriffe konnten die Autoren allerdings nicht verzichten schon deshalb nicht, damit Sie im Dialog mit den Medizinern wissen, wovon diese genau sprechen. Um Ihnen das Verständnis zu erleichtern, sind alle verwendeten Begriffe in einem abschließenden Glossar noch einmal aufgeführt. Die Randnotizen in der Broschüre sollen Ihnen helfen, sich inhaltlich schnell zurechtzufinden. Professor Rudolf Stadler ist Chefarzt der Hautklinik am Johannes Wesling Klinikum Minden. Sicherlich können wir Ihnen nicht alle Fragen beantworten. Auch ersetzt die Broschüre nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt. Verstehen Sie sie daher bitte als Grundlage, um sich auszutauschen und all die Dinge anzusprechen, über die Sie mehr erfahren möchten oder die Ihnen unklar sind. Ergänzend finden Sie im Anhang Adressen von beratenden Organisationen, an die Sie sich ebenfalls wenden können. Ich hoffe, dass Ihnen die Broschüre einen umfassenden Überblick über das maligne Melanom verschafft. Wenn Sie sich gut aufgeklärt fühlen, haben wir viel erreicht. Für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen Kraft und eine große Portion Optimismus: Denn die Mehrzahl der Patienten mit malignem Melanom können wir heilen. Ihr Professor Rudolf Stadler Chefarzt der Hautklinik am Johannes Wesling Klinikum Minden, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Vorwort 03

03 Professor Rudolf Stadler Vorwort Diagnose: Hautkrebs 06 Die Haut 28 Aufbau und Funktion Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Therapieansätze Kriterien für die Entscheidung 08 12 15 16 20 Wie entsteht Krebs? Auftreten und Ausbreitung Was löst Hautkrebs aus? Ursachen und Risikofaktoren Hautkrebs frühzeitig erkennen Das Hautkrebs-Screening Hautkrebs feststellen Diagnose und Stadieneinteilung Der Patient ist mit der Diagnose nicht allein Professorin Dorothée Nashan steht Betroffenen nicht nur medizinisch zur Seite 29 32 35 36 38 Kurative oder palliative Therapie? Das Behandlungsziel ist ausschlaggebend Operation Entfernung des Tumors Bestrahlung Ablauf der Therapie Chemotherapie Ablauf der medikamentösen Behandlung Zielgerichtete Therapie Neuer Wirkstoff hemmt das Tumorwachstum 24 Diagnoseverfahren Untersuchungen bei Hautkrebs 42 Gute Therapien für das metastasierte maligne Melanom Dr. Jochen Utikal über neue Wirkstoffe, die das Behandlungsspektrum enorm bereichern 04 Inhalt

Leben mit der Erkrankung 44 Nach der Therapie Rehabilitation und Nachsorge 46 Die Nachsorge ist Ihre Lebensversicherung Dr. Carmen Loquai rät Patienten, die Termine gewissenhaft wahrzunehmen 49 51 Familiäre und fachliche Unterstützung Die Krankheit ansprechen und Hilfe annehmen Zeit zum Leben Umgang mit Trauer und Angst 54 Hilfreiche Adressen 58 Unsere Experten 60 Glossar 67 Impressum Inhalt 05

Haar Pigmentzelle Proteinschicht (Basalmembran) Oberhaut Schweißdrüse Haarzwiebel Blutgefäß Lederhaut Nerv Fettgewebe Unterhaut Blutgefäß Die Haut besteht aus drei Schichten: Ober-, Leder- und Unterhaut. Als äußere Schutzhülle des Körpers nimmt sie verschiedenste Aufgaben gleichzeitig wahr. Die Haut Aufbau und Funktion Über die Haut atmet und fühlt der Mensch. Mit etwa zwei Quadratmetern Fläche ist die Haut das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen: Über die Haut atmet und fühlt der Mensch. Als äußere Schutzhülle wehrt sie außerdem Druck, Verletzungen, Keime, UV-Strahlen, Bakterien und Pilze ab. Sie kann Wärme speichern, durch Schwitzen die Körpertemperatur regulieren und dient als Ausscheidungsorgan. Darüber hinaus wandelt sie ein körpereigenes Hormon durch UV-Strahlung in Vitamin D um, das die Knochen stärkt. Die Haut setzt sich aus drei Schichten zusammen: Ober-, Leder- und Unterhaut. Oberhaut (Epidermis): Die Oberhaut ist die äußere Schicht, die den Menschen von seiner Umwelt abschirmt. Sie besteht im Ganzen aus drei Ebenen: Zuerst kommt die Hornschicht, darunter befinden sich die Stachelzellen, gefolgt von den Basalzellen. Von der Beschaffenheit der Hornschicht hängt es auch ab, wie die Haut aussieht so können 06 Diagnose: Hautkrebs

etwa die Blutgefäße nach außen durchschimmern, wenn diese Schicht eher dünn ist. Im Rhythmus von circa vier Wochen erneuert sich die Oberhaut komplett, weil permanent alte Zellen abgestoßen und neue gebildet werden, die an die Oberfläche wandern. Je nach Körperregion ist die Oberhaut unterschiedlich stark ausgeprägt. Während sie am Augenlid sehr dünn ist, sind die Schichten auf den Fußsohlen und Handinnenflächen wesentlich dicker. In der Oberhaut sitzen zudem pigmentbildende Zellen, die Melanozyten. Sie sorgen für den Farbstoff Melanin, der die Haut bräunt und sie somit vor der Sonne schützt. Zum Schutz vor der Sonne bräunt der Farbstoff Melanin die Haut. Lederhaut (Dermis, Corium): Unter der Oberhaut befindet sich die dickere Lederhaut, das elastische Bindegewebe des Körpers. Sie ist die stärkste Schicht und gibt der Haut ihren Halt. In der Lederhaut liegen Blut- und Lymphgefäße, Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen sowie Haarfollikel und Nervenfasern, die für Tastempfindungen zuständig sind. Die Lederhaut ist eng mit der Oberhaut verbunden und versorgt sie mit Nährstoffen und Sauerstoff. Unterhaut (Subcutis): Das Bindeglied zwischen Haut und Muskulatur ist die Unterhaut, ein stark dehnbares Bindegewebe. Sie setzt sich aus Fettgewebe, Blutgefäßen, Haarwurzeln und Nerven zusammen. Ihre Aufgaben: Organe, Muskulatur sowie Knochen gegen Druck und Stöße abpolstern, den Körper vor Kälte bewahren und Wärme speichern. Die Haut erneuert sich in einem regelmäßigen Ablauf: In der untersten Schicht der Oberhaut, der Basalzellschicht, entstehen immer neue Basalzellen. Sie schieben die darüberliegenden Zellen ständig weiter nach oben. Nach und nach trocknen diese aus und bilden schließlich die äußerste Hülle, die Hornschicht. Als kleine Schüppchen lösen sich die abgestorbenen Hornzellen dann von der Oberhaut und zwar täglich. In einem regelmäßigen Ablauf erneuert sich die Haut. Ungefähr ab dem 25. Lebensjahr zeigen sich leichte Anzeichen, dass die Haut altert. Sie wird dünner und verliert ihre Spannkraft, erste Falten treten auf. Der Grund: Die Haut erneuert sich langsamer, während sich das Fettgewebe der Unterhaut zurückbildet. Insgesamt enthält sie nun weniger Feuchtigkeit. Bestimmte Faktoren können den Prozess der Hautalterung noch verstärken. Stress, wenig Schlaf, Alkohol, Nikotin und Sonnenlicht hinterlassen im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren. UV-Strahlen sind dabei besonders gefährlich. Als natürlichen Schutz produzieren die Melanozyten aus der Oberhaut das Pigment Melanin, um die Haut dagegen abzuschirmen. Doch das ist kein Freifahrtsschein für ausgiebige Sonnenbäder: Häufige, lange Aufenthalte in der Sonne und vor allem Sonnenbrände schädigen die Haut langfristig und vor allem irreparabel. Diagnose: Hautkrebs 07

Wie entsteht Krebs? Auftreten und Ausbreitung Was unterscheidet Krebszellen von gesunden Zellen? Der menschliche Körper besteht aus Billionen von Zellen, die sich in verschiedene Zelltypen gliedern. Wie schnell eine Zelle wächst, sich teilt oder abstirbt, hängt von ihrer Herkunft ab. Darmzellen sind beispielsweise sehr kurzlebig. Sie werden über den Stuhl ausgeschieden und müssen ständig neu gebildet werden. Auch Zellen des Knochenmarks teilen sich schnell, denn aus ihnen entstehen Blut- und Immunzellen, die der Körper laufend benötigt. Dagegen wachsen andere Zelltypen etwa Nervenzellen nur sehr langsam. Zwischen der Neubildung und dem Absterben von Zellen herrscht ein streng kontrolliertes Gleichgewicht: Denn gesunde Zellen teilen sich nur, wenn es für den Körper sinnvoll ist. Bei Krebszellen ist das natürliche Gleichgewicht von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört, da sich die Erbsubstanz, der genetische Code (DNS), verändert hat (siehe Grafik Zellteilung). So kann eine Mutation von Teilen der DNS bereits zur Folge haben, dass eine Zelle keine Tumor-Suppressor-Proteine mehr bildet. Diese Proteine steuern den Zellzyklus also das Wachstum, die Teilung und den Zelltod. Außerdem fördern Mutationen die Entstehung von Krebsgenen (Onkogenen). Sie sind vorher natürliche Bestandteile der Erbsubstanz. Sind die Gene aber defekt, können sie dazu führen, dass die Zelle Eigenschaften von Krebszellen Ursprünglich normale Gewebezellen vermehren sich unkontrolliert und entwickeln sich entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung und Funktion. So werden sie zu Krebszellen. Gesunde Zellen warten auf externe Befehle, bevor sie sich teilen. Viele Krebszellen können diese Wachstumssignale jedoch nachahmen und leiten so selbst die Zellteilung ein. Krebszellen wachsen in gesundes Gewebe ein, obwohl dessen Zellen Botenstoffe abgeben, die eine weitere Vermehrung verhindern sollen. Zellen eines bösartigen Tumors ignorieren diese Signale. Auch wenn schwere Schäden am Erbgut vorliegen, umgehen Krebszellen das Selbstzerstörungsprogramm. Der programmierte Zelltod bleibt aus, sodass die Krebszellen nur noch vom Immunsystem gezwungen werden können, sich selbst zu zerstören. Krebszellen regen nahe gelegene Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden, die die wachsende Gewebemasse mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Angiogenese). Krebszellen können sich von ihrem Entstehungsort lösen und an anderen Stellen im Körper Ableger bilden (Metastasierung). 08 Diagnose: Hautkrebs

Zellteilung bei gesunden Zellen und bei Krebszellen Eine gesunde Zelle durchläuft von ihrer Entstehung bis zu ihrer Teilung eine Art Zyklus. Das gilt für alle Zellarten, auch wenn der Zyklus jeweils unterschiedlich schnell verläuft. Vor der Zellteilung wird die genetische Information, die sich in den Chromosomen befindet, verdoppelt. So hat jede der neu gebildeten Zellen wieder den vollständigen Chromosomensatz. Bei der Teilung einer Zelle werden die verschiedenen Bestandteile der Mutterzelle auf die Tochterzellen aufgeteilt, indem zwischen ihnen Zellgrenzen, die Zellmembranen, ausgebildet werden. Dabei entstehen zwei Tochterzellen. Zellteilung irreparabler Zellschaden Zellteilung gesunde Zelle irreparabler Zellschaden keine kontrollierte Selbstzerstörung Krebszelle kontrollierte Selbstzerstörung Tumorwachstum sich auch dann teilt, wenn sie eigentlich ruhen sollte. Der gesunde Ablauf der Zellteilung wird demnach außer Kraft gesetzt: Die Zelle kann Signale und Informationen nachfolgend nicht mehr korrekt verarbeiten. Solche Fehler werden normalerweise repariert, indem Wächtergene dafür sorgen, dass die defekte Zelle abstirbt. Geschieht das nicht, setzt sich die Zellteilung fort, obwohl keine weiteren Zellen benötigt werden. Die häufigsten Krebserkrankungen der Haut sind der weiße und der schwarze Hautkrebs. Zum weißen Hautkrebs zählen das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom. Letzteres wird auch Stachelzellkarzinom oder Spinaliom genannt. Diese Krebsarten treten vorwiegend an Körperpartien auf, die über viele Jahre der UV- Strahlung besonders ausgesetzt waren zum Beispiel an der Nase, den Ohren, am Nacken und bei Männern mit Glatze auch auf der Kopfhaut. Der Basalzellkrebs bildet in der Regel keine Tochtergeschwulste (Metastasen), das Stachelzellkarzinom erst ab einer gewissen Größe. Die häufigsten Krebserkrankungen der Haut: weißer und schwarzer Hautkrebs Diagnose: Hautkrebs 09

Das maligne Melanom ist der gefährlichste Hauttumor. Ein malignes Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, ist der gefährlichste Hauttumor. Er entsteht, wenn sich pigmentbildende Zellen (Melanozyten) in bösartige Zellen umwandeln. Da die Krebszellen ungehemmt wachsen, bildet sich schnell ein Gewebeüberschuss, der Tumor genannt wird. Von einem bösartigen Tumor spricht man jedoch erst, wenn die Zellen unkontrolliert weiterwachsen, in benachbartes gesundes Gewebe eindringen und es zerstören. Dabei können sie mit dem Blut- und Lymphstrom in andere Körperregionen vordringen, sich dort ansiedeln und vermehren: Es bilden sich Tochtergeschwulste, sogenannte Metastasen. Melanome können bereits frühzeitig in die Lymphknoten und in andere Organe metastasieren. Schwarzer Hautkrebs tritt prinzipiell überall am Körper auf auch an Stellen, die kaum oder so gut wie nie der Sonne ausgesetzt werden, zum Beispiel im Genitalbereich, an den Fuß- oder Fingernägeln oder unter den Fußsohlen. Maligne Melanome können sich entweder aus einem bestehenden Leberfleck oder spontan neu entwickeln. Darüber hinaus bilden sie sich an den Schleimhäuten, zum Beispiel in der Nase: Dort gibt es nämlich ebenfalls pigmentbildende Zellen. Bei Frauen entsteht ein malignes Melanom bevorzugt an den Beinen, am zweithäufigsten am Rumpf (Körper ohne Hals, Kopf, Beine und Arme). Über die Hälfte aller malignen Melanome bei Männern entwickelt sich am Rumpf, am zweithäufigsten sind die Beine betroffen. Danach folgen bei beiden Geschlechtern der Kopf- und Halsbereich sowie die Arme. Die meisten Melanome, etwa 80 Prozent, werden im Frühstadium entdeckt und können geheilt werden. Der Schwerpunkt dieser Broschüre liegt auf dem bösartigsten Hautkrebs, dem malignen Melanom. Auf seltene Krebsformen wie das Kaposisarkom, das Fibrosarkom und das kutane Lymphom wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Sechs Arten von malignen Melanomen Dermatologen unterscheiden sechs Melanom-Typen: superfiziell spreitendes Melanom (oberflächlich, SSM), noduläres Melanom (knötchenförmig, NM), Lentigo-maligna-Melanom (linsenförmig, LMM), akrolentiginöses Melanom (ähnelt dem LMM, an Handflächen und Fußsohlen sowie unter den Nägeln, ALM), nicht klassifizierbares Melanom (UCM), sonstige Melanome. 10 Diagnose: Hautkrebs

Mit über 50 Prozent tritt das superfiziell spreitende Melanom am häufigsten auf. Es wächst zunächst langsam als brauner oder schwarzer Fleck horizontal an der Hautoberfläche (superfiziell). Später dringt es tiefer in die Haut ein und bildet Knötchen. Noduläre Melanome machen etwa 20 Prozent dieser Tumoren aus. Sie sind aggressiv, wachsen nur wenig an der Hautoberfläche und stattdessen schon frühzeitig in die Tiefe. Der Knoten ist dunkelbraun oder bläulich-schwarz. Das superfiziell spreitende Melanom tritt in über 50 Prozent der Fälle auf. Dem Lentigo-maligna-Melanom voraus geht eine Gewebeveränderung, die sich als flacher, brauner Fleck darstellt. Sie kann über Jahre auf einer extrem sonnengeschädigten Hautpartie wachsen, beispielsweise im Gesicht. Als Lentigo-maligna-Melanom wird der Fleck dann bezeichnet, wenn er vertikal in die Haut einwächst und Knötchen bildet. Es erkranken hauptsächlich ältere Menschen daran. Lentigo-maligna-Melanome treten in neun Prozent aller Fälle auf. Das akrolentiginöse Melanom ist mit vier Prozent eher selten und bildet sich unter den Fuß- und Fingernägeln, an den Handinnenflächen oder unter den Fußsohlen. Es breitet sich zunächst horizontal auf der Haut aus, später wächst es vertikal mit Knötchenbildung. In drei Prozent der Fälle können die Ärzte das Melanom keinem der Untertypen zuordnen und es wird als nicht klassifizierbar eingestuft. Die sonstigen, vereinzelt auftretenden Formen machen gemeinsam knapp fünf Prozent aller malignen Melanome aus. Dazu gehören unter anderem das maligne Melanom auf großem kongenitalem (angeborenem) Nävus, das desmoplastische Melanom, das Ballonzellmelanom, das spitzoide Melanom und der maligne blaue Nävus. Gut und bösartige Geschwulste Die Haut kann von gut und bösartigen Tumoren betroffen sein. Im Gegensatz zu bösartigen Tumoren wachsen gutartige Geschwulste nur am Ort ihrer Entstehung. Sie können angrenzendes Gewebe verdrängen, aber nicht zerstören. Wenn die Ärzte gutartige Tumoren entfernen etwa Zysten oder Lipome, untersuchen sie die Proben anschließend unter dem Mikroskop, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich ungefährlich sind. Diagnose: Hautkrebs 11

Was löst Hautkrebs aus? Ursachen und Risikofaktoren Warum sich bei einem Menschen ein Tumor bildet und bei einem anderen nicht, können Wissenschaftler bei vielen Krebserkrankungen bis heute nicht erklären. Sicher ist allerdings: Es gibt nicht nur eine Ursache. Bei Hautkrebs ist die Lage eindeutiger: Zu den größten Risikofaktoren zählen übermäßige UV-Strahlung und Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit. Die Strahlen sowohl von der Sonne als auch von Solarien schädigen nämlich die Erbsubstanz in den Zellen, sodass sich ihr genetischer Code verändert. Aus diesen Zellen können schließlich bösartige Krebszellen werden. UV-Strahlen schädigen die Haut nachhaltig. Die ultraviolette (UV-)Strahlung der Sonne teilt sich in drei Arten: UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen. Sie sind für das menschliche Auge unsichtbar und werden in Nanometern gemessen. Je kurzwelliger bzw. energiereicher die Strahlen sind, desto mehr schaden sie dem Menschen. Während UV-A- und UV-B-Strahlen in unterschiedlicher Intensität auf die Erde treffen, wird die UV-C-Strahlung bereits in der Atmosphäre komplett gefiltert. UV-A-Strahlen erreichen die Erdoberfläche relativ ungehindert. Sie regen die Produktion von Melanin an, dem braunen Farbstoff, der die Haut bräunt. Deshalb werden Häufigkeit von Hautkrebs Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 16.000 Menschen an einem malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Die Erkrankungsrate hat sich seit den 1980er-Jahren verdreifacht. Menschen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren sind besonders häufig betroffen. Bei Frauen beträgt das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 58 Jahre, bei Männern 64 Jahre. Zwischen fünf und zehn Prozent der Melanome treten in erblich vorbelasteten Familien auf. In Mitteleuropa liegt die Zahl der Neuerkrankungen beim malignen Melanom jährlich bei zehn bis zwölf Fällen pro 100.000 Einwohner, in Australien sogar bei 50 bis 60 Fällen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand gehen Experten davon aus, dass die Häufigkeit weiter zunehmen wird. Am weißen Hautkrebs erkranken nach Angaben der Europäischen Hautkrebsstiftung in Deutschland etwa 250.000 Menschen jährlich. Das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom (auch Stachelzellkarzinom oder Spinaliom) gehören dabei zu den häufigsten Hautkrebserkrankungen. 12 Diagnose: Hautkrebs

Die sechs Hauttypen Ein sensibler Umgang mit der Sonne ist besonders wichtig. Über welchen Zeitraum ein Mensch sich gefahrlos in der Sonne aufhalten kann, hängt von seinem Hauttyp ab. Die Einteilung richtet sich nach äußeren Erscheinungsmerkmalen wie Haut und Haarfarbe und danach, wie die Haut auf Sonne bzw. UV Strahlung reagiert. Es werden sechs Hauttypen unterschieden (nach Fitzpatrick)*: Typ 1 (keltisch): helle, sehr empfindliche Haut, Sommersprossen, blonde oder rote Haare, helle Augenfarbe, bräunt gar nicht, meist Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa zehn Minuten einen Sonnenbrand Typ 2 (nordisch): helle, empfindliche Haut, blonde Haare, manchmal Sommersprossen, bräunt langsam, häufig Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 20 Minuten einen Sonnenbrand Typ 3 (Mischtyp): mittelhelle Haut, braune Augen und Haare, bräunt langsam, manchmal Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 30 Minuten einen Sonnenbrand Typ 4 (mediterran): dunkle Haut und Haare, braune Augen, bräunt schnell, selten Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 45 Minuten einen Sonnenbrand Ein sensibler Umgang mit der Sonne ist besonders wichtig. Typ 5 (dunkel): dunkle Haut und Augen, schwarze Haare, selten Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 60 Minuten einen Sonnenbrand Typ 6 (schwarzer Typ): schwarze Haut und Haare, dunkle Augen, sehr selten Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 90 Minuten einen Sonnenbrand *Vgl. www.hautkrebs-screening.de künstliche UV-A-Strahlen in Solarien eingesetzt. Sie dringen aber auch bis in die Lederhaut vor und zerstören das Bindegewebe. Die Haut verliert ihre Geschmeidigkeit, altert schneller und bekommt Falten. Weiterhin beeinträchtigen UV-A-Strahlen das Erbgut in den Zellen der Oberhaut. Von den UV-B-Strahlen gelangen etwa zehn Prozent auf die Erde, den Großteil filtert die Ozonschicht. Für die Oberhaut sind diese Strahlen besonders gefährlich. Die Verletzungen zeigen sich zunächst in Form eines Sonnenbrands, der in verschiedenen Diagnose: Hautkrebs 13

Schweregraden auftreten kann die Haut wird rot, heiß und schwillt an. Die nachhaltigen Schäden in den Zellen sind jedoch viel gravierender: Jahre später können aus ihnen bösartige Krebszellen entstehen. Das Risiko für Hautkrebs steigt mit der Menge der aufgenommenen UV-Strahlung und jedem einzelnen Sonnenbrand. Die Wirkung der UV-Strahlen kann zudem variieren: In den Bergen, am Meer und am Äquator sind sie stärker. Auch im Sommer ist bei klarem Himmel mehr Strahlung messbar als an einem bewölkten Wintertag. Das höchste Risiko, ein malignes Melanom zu entwickeln, haben Menschen die zahlreiche Leberflecke aufweisen (mehr als 40), die sehr helle, empfindliche Haut haben, die sich häufig in der Sonne aufhalten und/oder viele Sonnenbrände hatten, vor allem in der Kindheit, die regelmäßig ein Sonnenstudio besuchen, in deren Familie bereits Hautkrebs aufgetreten ist, die selbst schon ein Melanom hatten. Sonnenregeln Unabhängig vom Hauttyp gilt es bestimmte Verhaltensregeln im Umgang mit der Sonne zu beachten, um das Risiko einer Hautkrebserkrankung zu verringern: Meiden Sie die Sonne in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr. Tragen Sie Kleidung aus leichten, luftdurchlässigen Materialien, die die Haut schützen: ein Shirt mit langen Ärmeln, einen langen Rock oder eine dreiviertellange Hose; Schuhe, die über den Fußrücken reichen; eine Kopfbedeckung, idealerweise mit Nacken- und Ohrenschutz. Setzen Sie eine Sonnenbrille mit UV-A- und UV-B-Schutz auf. Cremen Sie alle unbedeckten Körperstellen mit einem Sonnenschutzmittel ein, das Ihrem Hauttyp entspricht. Wählen Sie einen hohen Lichtschutzfaktor (mindestens 25; achten Sie auf UV-A- und UV-B-Schutz). Tragen Sie die Lotion bereits 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne auf. Wählen Sie eine wasserfeste Sonnencreme, wenn Sie baden gehen möchten. Denken Sie daran, den Schutz danach wieder aufzufrischen. Ziehen Sie sich vor dem Baden ein T-Shirt über. Vermeiden Sie jede Rötung der Haut, insbesondere Sonnenbrände! Verzichten Sie auf das Bräunen im Solarium. Vgl. www.hautkrebs-screening.de 14 Diagnose: Hautkrebs

Hautkrebs frühzeitig erkennen Das Hautkrebs-Screening Im Gegensatz zu anderen Krebsarten gibt es für Hautkrebs eine verlässliche Vorsorgeuntersuchung: das Hautkrebs-Screening. Bei dieser Maßnahme untersuchen speziell ausgebildete Ärzte den Körper auf Anzeichen von Hautkrebs. Für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen seit 2008 alle zwei Jahre die Kosten viele Kassen zahlen sogar schon früher dafür. Außerdem wird keine Praxisgebühr fällig. Ziel ist es, einen möglichen Hautkrebs zeitnah zu erkennen. In der Regel führen Haus- oder Hautärzte die Hautkrebs-Screenings durch. Die Mediziner müssen allerdings zertifiziert sein, also eine entsprechende Fortbildung absolviert haben. In einem frühen Stadium kann die Krankheit geheilt werden. Vor der Untersuchung wird der Arzt mit Ihnen ein Gespräch über Ihren gesundheitlichen Zustand führen. Im Anschluss bittet er Sie, sich vollständig zu entkleiden. Das ist nötig, weil Hautkrebs selbst am After oder an den Genitalien ausbrechen kann. Der Arzt wird Ihren Körper dann gründlich untersuchen. Dabei schaut er auch auf die Kopfhaut, in den Mund, zwischen die Zehen und unter die Füße. Hat Ihr Hausarzt das Screening durchgeführt, wird er Sie bei einem Verdacht zu einem Hautarzt, einem Dermatologen, überweisen. Dieser Schritt bedeutet jedoch nicht sofort, dass Sie Hautkrebs haben! Der Dermatologe untersucht Sie erneut und entscheidet über das weitere Vorgehen. Für die Überweisung entstehen Ihnen keine Kosten. Die Praxisgebühr fällt erst dann an, wenn der Hautarzt eine Gewebeprobe (Biopsie) entnimmt. Diese ist nicht mehr Bestandteil des Hautkrebs-Screenings. Ist ein bestehender Leberfleck zu einem malignen Melanom geworden, dann äußert sich das meist wie folgt: Der Leberfleck hat seine Größe/seine Form/seine Farbe verändert, einen Knoten gebildet und/oder blutet, nässt, juckt oder schmerzt. Bei der Beurteilung kann Ihnen die ABCDE-Regel ( S. 16) helfen, nach der auch Ärzte Leberflecke einstufen. Sobald Sie feststellen, dass sich ein Leberfleck verändert hat, oder diesbezüglich unsicher sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen auch wenn Ihr letztes Hautkrebs-Screening weniger als zwei Jahre zurückliegt. Was kann ich selbst tun? Maligne Melanome gehen häufig aus vorhandenen Leberflecken (lat. Nävus; Mehrzahl: Nävi) hervor. Um festzustellen, ob Pigmentflecken sich verändert haben, sind auch Sie gefragt: Hautkrebs ist eine Krankheit, die Sie manchmal selbst sehen oder ertasten können. Achten Sie daher ganz genau auf Ihren Körper Sie kennen ihn schließlich am besten. Auf diese Weise tragen Sie dazu bei, dass eine eventuelle Krebserkrankung schon früh erkannt werden kann. Diagnose: Hautkrebs 15

Hautkrebs feststellen Diagnose und Stadieneinteilung Vielleicht haben Sie selbst eine veränderte Hautpartie bemerkt oder der Arzt hat bei Ihrem Hautkrebs-Screening einen verdächtigen Leberfleck entdeckt: Den Medizinern stehen nun verschiedene Wege offen, um herauszufinden, ob Sie tatsächlich an schwarzem Hautkrebs leiden. Um dem Verdacht nachzugehen, untersuchen die Ärzte Sie intensiv. Die Methoden, die sie dabei anwenden, fasst man unter dem Begriff Diagnostik zusammen. Nach Abschluss der Untersuchungen stellen die Ärzte dann eine Diagnose. Gibt es Krebsfälle in der Familie? Zunächst führt Ihr Arzt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Sie sollten ihm Ihre eventuell vorhandenen Beschwerden schildern und ungefähr einschätzen, wie lange diese bereits andauern. Der Dermatologe fragt Sie zudem, ob Sie an anderen Krankheiten leiden und wie Ihre medizinische Vorgeschichte lautet. Darüber hinaus ist es für ihn wichtig zu erfahren, ob in Ihrer Familie schon Hautkrebs oder andere Krebserkrankungen aufgetreten sind. Danach untersucht der Arzt wie beim Hautkrebs-Screening auch Ihre Haut. In manchen Fällen kann er schon mit bloßem Auge erkennen, ob sich ein Leberfleck verändert hat. Um sich die Muttermale noch genauer anzuschauen, benutzt er ein Dermatoskop. Dieses Untersuchungsgerät, das auch Auflichtmikroskop genannt wird, gleicht einer Lupe mit heller Lampe. Es hilft dem Arzt dabei, die tieferen Schichten der Haut eingehend zu betrachten. Bei der Beurteilung der Leberflecke orientiert sich der Dermatologe an der ABCDE- Regel. Sie hilft, einen gewöhnlichen Leberfleck von einem malignen Melanom abzugrenzen: Die ABCDE-Regel hilft dabei, Leberflecken einzuschätzen. A steht für Asymmetrie: Ist ein Leberfleck ungleichmäßig geformt? Sieht eine Hälfte anders aus als die andere? B steht für Begrenzung: Sind die Ränder des Leberflecks ausgefranst oder unscharf? C steht für Colour (Farbe): Weist das Muttermal unterschiedliche Farbtöne auf? D steht für Durchmesser: Ist der Durchmesser größer als fünf Millimeter? E steht für Erhabenheit: Wächst ein Leberfleck knotig in die Höhe oder ist ein neuer Knoten auf der Haut entstanden? Nach der Untersuchung mit dem Dermatoskop ist der Dermatologe meist schon in der Lage, eine vorläufige Diagnose zu stellen. Völlige Sicherheit bringt jedoch erst die Gewebe entnahme: Bei einem Verdacht entfernt der Dermatologe den Leberfleck dann 16 Diagnose: Hautkrebs

Clark Level Level I Level II Level III Level IV Level V Tumorzellen Oberhaut Tumor Lederhaut Unterhaut Das Invasionslevel nach Clark beschreibt, wie tief das Melanom in die Haut eingedrungen ist. Je nachdem, welche Schicht es bereits erreicht hat, erhalten die Krebszellen Zugang zum Blut- und Lymphsystem. Sie können dann in andere Körperregionen vordringen so entstehen Metastasen. im Rahmen einer Exzisionsbiopsie. Dabei schneidet er das ganze Pigmentmal heraus. Diese Maßnahme ist in der Regel nötig und sollte zeitnah stattfinden, um zu verhindern, dass der Tumor metastasiert. Für gewöhnlich führt der Arzt die Entnahme ambulant durch. Sie erhalten eine lokale Betäubung, sodass Sie an der betroffenen Stelle nichts spüren. Das entnommene Gewebe reicht der Dermatologe zur Analyse ins Labor weiter, wo die Diagnose Hautkrebs gegebenenfalls bestätigt wird. Wo sitzt der Tumor und wie groß ist er? Die feingeweblichen Untersuchungen geben weiterhin Aufschluss über den Typ des Melanoms, die Tumordicke (vertikale Tumordicke nach Breslow), die Eindringtiefe des Tumors in die Haut (Invasionslevel nach Clark), genetische Veränderungen des Tumors (Mutationen). Wenn der Arzt ein malignes Melanom bei Ihnen diagnostiziert hat, folgen weitere Untersuchungen, damit er umfassende Informationen über die Krankheit gewinnen kann: Wo sitzt der Tumor und wie groß ist er? Hat er bereits benachbarte Lymphknoten oder andere Organe befallen? Diese Informationen sind nötig, um das Stadium der Krankheit möglichst genau zu bestimmen und die Therapie entsprechend anpassen zu können. Welche Verfahren den Dermatologen hierfür zur Verfügung stehen, können Sie der Diagnose: Hautkrebs 17

Stadieneinteilung beim malignen Melanom Die Ergebnisse der TNM-Klassifikation lassen sich zusammengefasst verschiedenen Stadien zuordnen. Je größer die das Stadium markierende Zahl, desto fortgeschrittener die Krebskrankheit. Stadien Erläuterungen 0 in situ N0 M0 Das Melanom wächst nur in der Oberhaut. IA IB T1a T1b N0 N0 M0 M0 Es liegt ein Tumor vor, der auf höchstens zwei Millimeter angewachsen ist. Kein Hinweis auf Metastasen. fortgeschrittenes Stadium frühes Stadium IIA IIB IIC IIIA IIIB IIIC T2a T2b T3a T3b T4a T4b jedes T jedes T jedes T jedes T jedes T jedes T jedes T jedes T jedes T N0 N0 N0 N0 N0 N0 N1a N2a N1a N2a N1b N2b N1b N2b N3 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 M0 Der Tumor misst bis zu vier Millimeter Dicke oder mehr. Kein Hinweis auf Metastasen. Die Krebsgeschwulst hat Metastasen gebildet. Untergruppen dieses Stadiums unterscheiden sich je nach Art der Metastasen und danach, wie viele Lymphknoten befallen sind. IV jedes T jedes T jedes N jedes N M1a M1b Fernmetastasen sind in einem oder mehreren Organen nachweisbar (Lunge, Leber, Gehirn, Skelett). jedes T jedes N M1c T = Tumor N = Lymphknoten M = Metastase 18 Diagnose: Hautkrebs

Tabelle ab S. 24 entnehmen. Mithilfe der verschiedenen Untersuchungen stellen die Ärzte fest, ob und wie weit sich die Krankheit im Körper ausgebreitet hat. Dabei orientieren sie sich an einem Schema, das den Tumor gemäß bestimmter Kriterien beschreibt. Anhand dieser sogenannten TNM-Klassifikation lässt sich das Stadium der Erkrankung bestimmen, sodass die Mediziner die passende Therapie planen können. Ziel der Untersuchungen ist es, möglichst viel über den Tumor herauszufinden. Die TNM-Klassifikation gibt Auskunft über: T (Tumor): Ausdehnung des Tumors, N (Knoten, lat. Nodus): Fehlen bzw. Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen, M (Metastase): Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen. Für eine exakte Diagnose sind die Tumordicke, seine Eindringtiefe und eine nachweisbare Geschwürbildung (Ulzeration) wichtig. Dafür steht in der TNM-Klassifikation der Buchstabe T. Metastasen werden in lokale und regionäre Metastasen sowie in Fernmetastasen unterschieden. Lokale Metastasen entstehen nah beim Tumor, regionäre Metastasen in den Lymphknoten. Fernmetastasen heißen dagegen Geschwulste, die sich in anderen Organen oder Knochen angesiedelt haben. Zwei Drittel aller neu gebildeten Metastasen des malignen Melanoms überschreiten zunächst nicht die Lymphknotenregion. Einen Lymphknotenbefall kennzeichnet der Buchstabe N der TNM-Klassifikation, der Buchstabe M kennzeichnet Fernmetastasen. Diagnose: Hautkrebs 19

Der Patient ist mit der Diagnose nicht allein Professorin Dorothée Nashan steht Betroffenen nicht nur medizinisch zur Seite Professorin Dorothée Nashan ist Direktorin der Hautklinik Dortmund. Melanompatienten in frühen Stadien geht es sehr gut. Welche Gefühle ruft die Diagnose Krebs bei Patienten hervor? Der Patient ist zutiefst betroffen. Oft von persönlichen Erfahrungen geprägt münden die Gefühle immer in Angst und Schrecken. Wenn der Patient die Diagnose schwarzer Hautkrebs verstanden hat, glaubt er zu wissen, woran er ist. Und geprägt von den eigenen Fähigkeiten, mit derartigen Problemen umzugehen, sieht er die Zukunft. Können Sie sagen, wovor die Betroffenen am meisten Angst haben? Wir müssen die Befürchtungen der Patienten individuell erfassen. Grundsätzlich betreffen sie die Angst, zu vereinsamen, abhängig zu werden, nicht mehr zu funktionieren oder sich nicht mehr integrieren zu können. Dazu kommen die krankheitsbezogenen Aspekte: Bin ich nach einer Gesichtsoperation entstellt? Kann ich meinen Arm noch benutzen? Bekomme ich eine Chemotherapie? Vertrage ich die? Im Gegensatz zu anderen Krebsarten betrifft ein malignes Melanom viele jüngere Menschen, die mitten im Leben stehen. Unterscheiden sie sich beispielsweise von Lungen- oder Darmkrebspatienten? Ja und nein. Grundsätzlich geht es Melanompatienten in den frühen Stadien sehr gut. Nachgewiesen ist, dass Betroffene, die den Krebs überlebt haben, zum Teil sogar eine bessere Lebensqualität angeben als die durchschnittliche Bevölkerung. In Studien, in denen die Gesundheit von Krebspatienten im Allgemeinen untersucht wur de, schnitten Melanompatienten relativ gut ab. Natürlich fühlen sie sich schlecht, wenn sie die Diagnose erfahren, einen Rückfall erleiden oder wenn es nachher endgültig wird das sind enorme Belastungsmomente. Eine andere Publikation zeigte, dass es Patienten mit Melanom unter einer Therapie ähnlich ergeht wie Patienten mit Nierenzellkarzinom. Studien erfassen letztlich aber immer nur einzelne Faktoren, nicht das Gesamtbild. Ist es eine Hilfe, umfassend über die Krankheit im Bilde zu sein? Hilfreich ist, gut und verständlich aufgeklärt zu werden ein Wust an Informationen allein reicht nicht aus. Die Menge und die Intensität der Informationen richten sich dabei nach dem Verständnis und 20 Diagnose: Hautkrebs

Empfinden des Patienten: Oft können wir sie ihm lediglich in kleinen Happen und angepasst an seinen Krankheitsverlauf geben. Die Informationen sollen den Betroffenen aber in jedem Fall in die Lage versetzen, eine Entscheidung alleine oder mit dem behandelnden Arzt zu fällen. Häufig ist es sinnvoll, einen nahen Verwandten oder den Hausarzt ins Gespräch einzubeziehen, mit dem sich der Patient austauschen und beraten kann. Welchen Stellenwert hat das Internet bei der Suche nach Informationen? Das Informationsbedürfnis ist eine Typfrage. Viele Patienten suchen im Internet allerdings in einem solchen Ausmaß, dass sie irgendwann vor Angst an ihre Grenzen stoßen. Deshalb biete ich an, die gefundenen Ergebnisse zu besprechen, damit die Recherche auch nicht endlos wird: Der Betroffene liest alles, was er findet, jedoch nicht spezifisch zu seinem Melanom. Da müssen wir bremsen. Genauso gibt es immer noch den älteren Patienten, der seine Informationen ausschließlich von uns oder aus seinem privaten Umfeld erhält. Spielen Schuldgefühle eine Rolle? Wenn ja, muss man dem Gedanken ganz klar Einhalt gebieten. Diese Belastung ist nicht gut für die Betroffenen. Ich erkläre ihnen zum Beispiel: Es gibt viele Menschen mit Sonnenbränden, die kein Melanom entwickeln, sodass auch eigene Sonnenbrände nicht unnötig hochgespielt werden. Bei der Entstehung von Krebs kommen also weitere Details hinzu, die wir nicht im Griff haben. Wichtig ist vor allem, den Patienten zu beruhigen. Er braucht seine Kraft, um die Krankheit zu bewältigen und nicht für die Selbstanklage. Auf welche Weise helfen Sie Patienten, mit der Diagnose Hautkrebs umzugehen? Ich signalisiere ihnen, mit der Diagnose nicht allein zu sein. Auf den Punkt gebracht: da sein, zuhören, Ängste erfassen, verstehen, was jeder Einzelne benötigt, informieren, gegebenenfalls Hilfe von Psychologen oder Sozialarbeitern hinzuziehen. Meine Antworten sind dabei nie vorformuliert, denn wenn ich sagte: Wir machen das jetzt so und so, bringt es gar nichts. Zunächst höre ich dem Patienten nur zu und versuche zu erreichen, dass er ausdrückt, was er eigentlich sagen möchte. Damit schaffe ich eine solide Basis, auf der er mir vertraut. Und diese Compliance also sein aktives Mitwirken an der Therapie brauche ich, um ihn behandeln zu können. Bei der Behandlung von Krebspatienten werden oft Psycho-Onkologen integriert. Wie unterstützen diese die Betroffenen? Das erklärt sich am besten an einem Beispiel: Im Freiburger Hauttumorzentrum, wo ich lange tätig war, arbeiten Ärzte sehr eng mit Psycho-Onkologen zusammen. Da es dort einen diesbezüglichen Schwerpunkt gibt, gehen sie sogar mit zur Visite. Der Patient lernt sie als Teil des Teams kennen und kann sich ihnen, wenn er es wünscht, in Einzelgesprächen Der Patient braucht seine Kraft, um die Krankheit zu bewältigen. Einen nahen Ver wandten zu Gesprächen hinzuzuziehen ist häufig sinnvoll. Diagnose: Hautkrebs 21

Das Spektrum der Psycho-Onkologie ist insgesamt sehr vielfältig. Es sollten keine Berührungsängste zwischen Patienten und Angehörigen bestehen. anvertrauen. Manche schütten ein einziges Mal ihr Herz aus, andere hatten schon 30 Sitzungen. Darüber hinaus umfasst das Angebot Informationsabende, zu denen Patienten und Angehörige eingeladen werden. Hier können sie sich im Beisein von Psycho-Onkologen austauschen oder auch gezielt zu allgemeinen Themen beraten lassen. Das Spektrum der Psycho- Onkologie ist insgesamt sehr vielfältig. Paar- und Familiengespräche, Entspannungsverfahren oder Sterbebegleitung gehören ebenfalls dazu. Verändern sich Patienten, wenn Psycho-Onkologen sie betreuen? Absolut sicher ist: Psychosoziale Interventionen haben einen direkten, positiven Einfluss auf die Lebensqualität Krebskranker. Sie entlasten die Patienten, stärken ihre Bewältigung und fördern ihre aktive Mitarbeit. Ein Beispiel: Entspannungstraining hilft den Betroffenen, ruhiger zu werden, die Dinge überlegter anzugehen und sich dann auch besser zu fühlen. Für Hauttumorzentren besteht daher nicht umsonst die Auflage, einen Psychologen im Team zu haben. Wo können Patienten einen geeigneten Psycho-Onkologen finden? Psychologen, Sozialarbeiter und Ärzte, die sich zu Psycho-Onkologen weitergebildet haben, sind zunächst einmal als solche gekennzeichnet. In Deutschland gibt es zwei Plattformen, auf denen Betroffene sich informieren können: die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (dapo) und die Arbeitsgemeinschaft Psychoonkologie (PSO) der Deutschen Krebsgesellschaft. Auch bei psychosozialen Krebsberatungsstellen in ihrer Nähe oder in Selbsthilfegruppen, die zunehmend für Melanompatienten gegründet werden, bietet sich eine Nachfrage an. Inwiefern können Angehörige und Freunde die Betroffenen unterstützen? Die Krankheit strapaziert das Leben auf verschiedenen Ebenen: körperlich, seelisch, sozial und ökonomisch. Diese Faktoren verdeutlichen schon, dass das normale Familienleben gestört werden kann. Es sollten deshalb keine Berührungsängste zwischen Patient, Familie und Freunden bestehen, alle Themen auf den Tisch zu bringen und Wünsche zu konkretisieren. Gibt es Hürden, kann der behandelnde Arzt mitunter helfen, sie zu überwinden und eventuell fachliche Unterstützung von außen dazuzuholen. Ich erinnere mich an den Fall einer schwer kranken jungen Patientin: Hier trafen Freundin, Bruder, benachbartes Ehepaar, Psychologin, Anwalt und geschiedener Ehemann aufeinander, um in einer schwierigen Situation zu diskutieren, wer künftig die Tochter der Frau erziehen solle. Bei komplexen Problemen wie diesen können sich Angehörige und Freunde dann natürlich einbringen. Manche Angehörige zögern zuzugeben, dass sie überfordert sind. Was empfehlen Sie ihnen? Dieser Zustand ist auf Dauer nicht zu ertragen. Der Mitleidende wird irgendwann selber krank und damit ist keinem 22 Diagnose: Hautkrebs

geholfen. Insbesondere von Palliativkonzepten weiß man, dass Familienangehörige Pausen benötigen. Warum überfordert sich jemand, sind es die Erwartungen anderer oder ein Versprechen? Bei demjenigen müssen wir nachforschen und mit ihm besprechen, wie eine mögliche, für ihn akzeptable Lösung aussieht: Wir können jedem Hilfe anbieten. Angehörige müssen allerdings lernen, ihren Zustand zu artikulieren. Das kostet manchmal sicherlich Überwindung, aber es geht. Nach der Therapie ist das Gefühlschaos für viele Patienten nicht vorbei, während ihre Angehörigen darauf hoffen, dass alles wieder in Ordnung ist. Führt das zu Missverständnissen? Das liegt in der Individualität einer Beziehung. Für den Patienten könnte man eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme empfehlen, die ihm hilft, die Krankheit besser zu verarbeiten, sich gegebenenfalls an Einschränkungen zu gewöhnen und sich wieder beruflich als auch privat zu integrieren. Eine Rehabilitation hört jedoch nicht nach drei oder vier Wochen auf. Sie fordert den Patienten, eigenverantwortlich weiterzumachen, während die Familie um Unterstützung und Entgegenkommen gebeten wird. Bei der Fatigue, der therapie- und tumorbedingten Müdigkeit, ist es anders. Da müssen wir Ärzte den Angehörigen sagen: Nicht drängen, der oder die kann wirklich nicht. Diesen Punkt zu erfassen und einer Familie klarzumachen, dass zum Beispiel der Papa nur die halbe Leistung erbringen kann, ist noch einmal eine besondere Kunst. Einige Patienten erfahren, dass sie nicht mehr gesund werden. Was raten Sie ihnen in diesem Fall? Als behandelnder Arzt werde ich immer nach den besten Behandlungsmöglichkeiten suchen. Ich gebe nicht einfach Ratschläge, sondern tue alles, was medizinisch in meiner Macht steht. Legen Sie Patienten nahe, sich offen mit dem Tod auseinanderzusetzen? Trotz Progress und unter Therapien, die wenig Aussicht auf Heilung bieten, gilt das Prinzip Hoffnung sehr lange während einer Krebserkrankung. Der Tod ist dabei wirklich nur ein allerletzter Schritt. Möchte jemand aus eigenem Wunsch darüber sprechen, bin ich gerne dazu bereit. Fast ausschließlich kommen Patienten damit aber erst am Ende ihrer Erkrankung zu mir. Der Tod wird wichtig, wenn Entscheidungen zu treffen sind, ein Testament zu regeln ist, eine Tochter von weit her anreisen muss oder ein Familienstreit beizulegen ist, solange die Kraft und die Wahrnehmung noch da sind. Hier sondiere ich vorsichtig, ob der Patient für das Thema offen ist. Einen möglichen Einstieg bietet die Patientenverfügung: Wer darf Sie versorgen? Was dürfen wir noch bei Ihnen machen? Sollen wir Sie wiederbeleben? Wir bieten den Patienten auch den Besuch der Palliativstation an etwa wenn die Krankheit schnell fortschreitet. Das ist ein Ort, an dem sich viele Menschen gemeinsam auf den Tod vorbereiten und genügend Raum und Zeit für alle Beteiligten geboten wird. Doch bis dahin leben wir das Prinzip Hoffnung. Auch Angehörige müssen lernen, Stopp zu sagen, wenn es ihnen zu viel wird. Das Prinzip Hoffnung gilt sehr lange während einer Krebserkrankung. Diagnose: Hautkrebs 23

Diagnoseverfahren Untersuchungen bei Hautkrebs Bezeichnung Untersuchungstechnik Röntgenaufnahme des Brustkorbs Röntgen Thorax Mithilfe von Röntgenstrahlen werden Aufnahmen des Brustkorbs erstellt. So überprüfen die Ärzte, ob der Tumor Metastasen in der Lunge gebildet hat. Ultraschalluntersuchung des Bauchraums Abdomen-Sonografie Das Verfahren führen die Mediziner durch, um festzustellen, wo der Tumor sich befindet, wie weit er sich ausgebreitet und ob er benachbarte Lymphknoten oder Organe befallen hat. Mit dem Ultraschallkopf untersucht der Arzt den Bauch (Abdomen), die darin befindlichen Organe, beispielsweise Leber und Nieren, sowie den Beckenraum auf Auffälligkeiten. Dafür sendet der Ultraschallkopf Wellen in den Körper, die von verschiedenen Geweben in unterschiedlichem Umfang verschluckt oder zurückgeworfen werden. Aus den zurückgeworfenen Schallwellen, die wieder im Ultraschallkopf ankommen, errechnet ein Computer Bilder, die das geschallte Gewebe darstellen. Ultraschall der Lymphknoten Lymphknoten-Sonografie Bei diesem bildgebenden Verfahren untersuchen die Ärzte die nächstgelegenen Lymphknoten mit dem Ultraschallgerät. So können sie feststellen, ob der Tumor bereits gestreut hat und Lymphknoten betroffen sind. Die Aufnahmen, die der Ultraschallkopf sendet, betrachten sie auf einem Monitor. In der Regel führen Mediziner einen Ultraschall durch, bevor sie den Wächterlymphknoten entfernen. Ultraschall der Haut Sonografie Diese Ultraschalltechnik erlaubt es den Ärzten, sich die Gewebestrukturen des Patienten anzuschauen. So können sie die Dicke des Melanoms vermessen und das operative Vorgehen darauf abstimmen. Computertomografie CT Die Computertomografie wird ergänzend zum Ultraschall eingesetzt. Mit diesem Verfahren bestimmen die Ärzte die exakte Ausbreitung des Tumors: Sie können auf den Untersuchungsbildern erkennen, ob der Tumor bereits andere Organe befallen oder Metastasen gebildet hat. Auch vergrößerte Lymphknoten werden sichtbar und geben Aufschluss über die Ausbreitung des Tumors. Vorab erhält der Patient ein Kontrastmittel. Bei der Untersuchung liegt er dann auf dem CT-Untersuchungstisch, während eine Röntgenröhre und Detektoren ihn umkreisen. Aus den gewonnenen Daten errechnet ein Computer in kürzester Zeit Querschnittsbilder, die über das Körperinnere und über krankhafte Prozesse detailgetreu informieren. 24 Diagnose: Hautkrebs

Vorteile Nachteile Das Verfahren bietet einen ersten Überblick des Krankheitsgeschehens. Die Strahlenbelastung ist gering. Auf Röntgenbildern sind nur Tumoren ab etwa einem Zentimeter Durchmesser als runde Herde erkennbar. Die Sonografie ist im Allgemeinen frei von Risiken und Nebenwirkungen. Luftgefüllte Hohlräume wie die Lunge können mit dem Ultraschallkopf nur in begrenztem Maße untersucht und beurteilt werden. Das Verfahren kann Metastasen in den Lymphknoten nachweisen, bevor sie überhaupt ertastet werden können. Die Lymphknoten-Sonografie hat bei der Diagnose und in der Nachsorge einen hohen Stellenwert. Nicht vergrößerte Lymphknoten sind in der Regel nicht darstellbar. Die Unterscheidung zwischen entzündeten Lymphknoten und solchen, bei denen eine Metastasierung gerade erst beginnt, gilt als schwierig. Die Sonografie der Haut ist ein wichtiger Bestandteil der Nachsorge, weil sie Lymphknoten- und Hautmetastasen darstellt. Tiefer gelegene Gewebe können mit der CT oder der MRT besser dargestellt werden. Die CT-Untersuchung ist schmerzfrei und besitzt große Aussagekraft, da das dreidimensionale Bild die exakte Lage, Größe und Absiedlungen des Tumors in benachbarten Körperregionen (Lymphknoten) zeigt. Verschiedene Gewebearten wie Knochen, Muskeln oder Fett stellt das Verfahren gut dar. Im Gegensatz zum Röntgen kommt es dabei nicht zu einer Überlagerung von Gewebe. Das Verfahren weist eine höhere Strahlenbelastung auf als das Röntgen. In seltenen Fällen reagieren Patienten überempfindlich auf das Kontrastmittel, das dabei eingesetzt wird. Diagnose: Hautkrebs 25

Diagnoseverfahren Untersuchungen bei Hautkrebs Bezeichnung Untersuchungstechnik Magnet-Resonanz Tomografie MRT, Kernspintomografie Wie die Computertomografie liefert die Magnet-Resonanz-Tomografie Schnittbilder des Körpers, anhand derer Mediziner innere Organe, Gefäße, das Gehirn sowie Strukturen beurteilen und dort nach möglichen Tumorabsiedlungen fahnden können. Der Patient wird bei diesem Verfahren liegend langsam in einen röhrenförmigen oder beim offenen Kernspintomografen in einen hufeisenförmigen Magneten hineinbewegt. Statt Röntgenstrahlen nutzt das Verfahren starke Magnetfelder, um dreidimensionale Abbildungen des Körpers zu erzeugen. Die Positronen-Emissions-Tomografie ist ein weiteres Verfahren, um Tumoren und Metastasen aufzuspüren. Sie arbeitet mit einer Zuckerlösung, die schwach radioaktiv markierte Zuckermoleküle (Tracer) enthält. Die Tracer (engl. Trace = Spur) reichern sich vor allem in den Krebszellen an, da diese einen besonders hohen Energiebedarf haben. Die PET zeichnet die Verteilung der markierten Moleküle dann auf. Nachdem der Patient die Lösung zu sich genommen hat, verteilen sich die Zuckermoleküle rasch und erreichen innerhalb einer Stunde das Zielgewebe. Während der Untersuchung wird der Patient schrittweise durch einen Scanner-Ring gefahren, der seinen gesamten Körper aufnimmt. Anschließend errechnet ein Computer ein komplexes Bild, auf dem die Ärzte genau sehen können, wo die Tracer sich angereichert haben: Auf dem PET-Bild hebt sich der Krebs nämlich farblich vom gesunden Gewebe ab. Positronen-Emissions- Tomografie PET Sentinel-Lymphonodektomie, Sentinel Lymphadenektomie Entnahme des Wächterlymphknotens Ist der Tumor dicker als einen Millimeter, empfehlen Mediziner, den Wächterlymphknoten (Sentinel) zu entfernen. Der Wächterlymphknoten der nächstgelegenen Lymphknotenstation, etwa in der Achsel, ist generell zuerst betroffen, wenn sich Krebszellen aus dem Tumorverbund gelöst und sich über die Lymphbahnen auf Wanderschaft begeben haben. Im Zuge eines operativen Eingriffs werden dann ein oder mehrere Sentinel-Lymphknoten entfernt. Der Patient erhält dabei entweder eine lokale Betäubung oder eine Narkose. Nach der Entnahme wird im Labor überprüft, ob das Gewebe Krebszellen enthält. Sind keine bösartigen Zellen vorhanden, ist davon auszugehen, dass die umliegenden Lymphknoten ebenfalls gesund sind. Das Ergebnis liefert den Ärzten Hinweise darauf, wie sie den weiteren Verlauf der Krankheit einzuschätzen haben. 26 Diagnose: Hautkrebs