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Transkript:

Vorlesung Einführung in die Soziologie WiSe 2016/17 Mo 1015-1145 Uhr, Auditorium Maximum 31. Oktober 2016 Handlung, Kommunikation, Praxis Prof. Dr. Seite 1 17.10. Einführung und Arbeitsplanung 24.10. Was ist Soziologie? Und warum? 31.10. Handlung, Kommunikation, Praxis 07.11. Lebenswelt, Sinn, Soziale Rolle, Habitus 14.11. Interaktion, Netzwerk 21.11. Organisation 28.11. Gesellschaft Prof. Dr. Seite 2

05.12. Individuum. Individualisität, Individualisierung 12.12. Kultur 19.12. Soziale Ungleichheit, Macht und Herrschaft 09.01. Wissen/Wissenschaft 16.01. Soziologie Praxisfelder 23.01. Nochmal auf Anfang! 30.01. Klausurvorbereitung 06.02. Klausur Prof. Dr. Seite 3 Literaturempfehlungen: : Soziologie. Zehn einführende Vorlesungen, Wiesbaden: VS-Verlag 2011, 2. Aufl. (22,99 ) Peter Felixberger und : Deutschland. Ein Drehbuch, Hamburg: Murmann Verlag 2016 (20,00 ) Für Höherinnen und Hörer der VL: 12,00 Prof. Dr. Seite 4

Die erste Geschichte Es ist mittags Zeit für die Mittagspause, Zeit, um einige Besorgungen zu machen. Da treffen sich Herr A und Frau B auf der Straße. Herr A ist aufgeregt. Er hatte immer gehofft, Frau B zu treffen, und nun, da es geschehen ist, ist er ebenso froh wie aufgeregt. Herr A findet Frau B ziemlich gut, um es noch genauer zu sagen: Er steht auf Frau B, die freilich nichts davon weiß. Herr A ist für sie letztlich völlig bedeutungslos. Der Blutdruck von Herrn A ist inzwischen auf 160/80 mmhg gestiegen, sein Herz schlägt 110 mal in der Minute und pocht Prof. Dr. Seite 5 gegen seinen Kehlkopf. Er sieht Frau B und sagt nur kurz: Hallo! Er hebt dabei kurz die Hand, hat im selben Augenblick das Gefühl, Frau B seine innersten Geheimnisse zugerufen zu haben, der Blutdruck ist inzwischen wohl kaum mehr messbar, Kammerflimmern steht kurz bevor. Frau B, völlig in Gedanken, erwidert nur ebenfalls ein Hallo und geht weiter, ebenso Herr A, bei dem sich zwar die Vitalfunktionen entspannen, aber auch Enttäuschung breit macht. Gerade will er sich einreden, was er doch für ein Blödmann ist, da hört er die Stimme von Frau B: Ach, Herr A, Sie schickt der Himmel, schön dass ich Sie treffe. Herr A traut seinen Ohren nicht, dreht sich um und sieht Frau B mit freundlichem Gesicht auf ihn zukommen. Er ist natürlich überrascht, freudig überrascht, wie man sich denken Prof. Dr. Seite 6

kann. Er lässt sich nichts anmerken. Er kann abwarten, denn es ist ja nun Frau B, die die Initiative ergreift. Ich habe schon länger daran gedacht, Sie anzurufen. Frau B war, wie gesagt, in Gedanken. Sie hat ein Problem. Sie will sich beruflich verbessern und überlegt, ob sie kündigen soll oder nicht; oder ob sie vielleicht ihrem Chef ihre Unzufriedenheit mitteilen soll, um bei ihm eine bessere Stelle zu erhalten oder wenigstens ein besseres Gehalt zu beziehen. Sie kann derzeit an gar nichts anderes mehr denken. Frau B weiß aus Erzählungen eines Bekannten, dass Herr A sich vor kurzem erfolgreich eine neue Stelle gesucht hat und beruflich Prof. Dr. Seite 7 ganz zufrieden ist. Und das fällt ihr natürlich sofort ein, nachdem sie den alten Langeweiler kurz begrüßt hat. Sie fährt fort: Haben Sie nicht einmal Zeit für mich; ich hätte da was auf der Seele, na ja, es gibt Dinge, die kann man nicht zwischen Tür und Angel Sie wissen schon. Manches kann das ganze Leben von heute auf morgen umkrempeln. Herrn As Blutdruck steigt wieder. Jetzt alles auf eine Karte setzen, aber vorsichtig: Ich glaube, heute Abend könnte ich es einrichten. Wunderbar!, ruft Frau B aus. Herr A kann nun ein wenig Vorsicht zurücknehmen. Bei Schubert s um 8? Frau B geht gern darauf ein, sich mit Herrn A in der bekannten Bar am Odeonsplatz zu Prof. Dr. Seite 8

treffen. Die beiden verabschieden sich. Beide zuversichtlich, das eine oder andere im Sinne einer radikalen Veränderung ihres Lebens vor sich zu haben. Es ist 20 Uhr. Herr A ist frisch geduscht, hat lange gebraucht, bis er die rechte Garderobe gefunden hat. Er ist völlig verwundert, dass Frau B auf einmal ein solches Interesse zeigt dabei hat sie ihn bis jetzt keines Blickes gewürdigt. Vorsorglich ist das Bett für alle eigentlich völlig unausdenkbaren Fälle frisch bezogen und die Unterwäsche ansehnlich. Frau B dagegen hat einen anstrengenden Arbeitsnachmittag hinter sich, der sie in ihrem Beschluss, etwas ändern zu wollen, bestätigt. Prof. Dr. Seite 9 Sie ist abgehetzt, müde und dennoch erwartungsvoll, irgendwie in produktiver Unruhe. Beide kommen gleichzeitig an, finden einen Tisch, wieder nur Hallo und Hallo. Beiden ist anzumerken, dass sie nicht genau wissen, wie man anfangen soll. Herr A weiß, was ein echter Mann ist, kümmert sich um den angemessenen Wein. Er schlägt nach eingehendem Studium der Karte einen Bricco dell Uccellone vor, ein 2001er Barbera von Braida, wirklich zu empfehlen. Frau B geht darauf ein. Es wird eine Flasche geordert. Kurzes Geplänkel übers Wetter, über eine gemeinsame Bekannte und über die Blitzmeldung des Tages, die Renten seien jetzt doch sicher. Prof. Dr. Seite 10

Herr A gibt sich einen Ruck: Es ist wirklich schön, dass wir uns mal sehen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Sie sich einen Ruck gegeben haben, ich... Sie haben Recht. Es muss sich was ändern. So geht es einfach nicht weiter. Ich muss Ordnung in mein Leben bringen. Und ich mache mir fast Vorwürfe, dass ich Sie nicht schon früher angesprochen habe. Herr A wird rot. Gut, dass die Bar spärlich beleuchtet ist und der Wein kommt. Wieder ganz Mann, prüft er den Wein, gibt dem Kellner zu verstehen, dass der Wein in Ordnung sei und seiner Tischpartnerin, dass er eine gute Wahl getroffen hat. In diesem Sinne liebe Frau B, lassen Sie uns auf die Zukunft trinken. Was sie wohl bringen wird? Wie zufällig streift seine Hand die ihre, trifft sein Blick den ihren. Prof. Dr. Seite 11 Aber das merkt Frau B gar nicht. Sie ist erleichtert, dass Herr A gleich zur Sache kommt. Sie hatte nach der Verabredung erst Sorge, dass es vielleicht komisch wirkt, ihn einfach anzusprechen und ihn mit ihren Geschichten zu belasten. Was werde der wohl denken. Und als Stimmungskanone ist Herr A ja auch nicht gerade bekannt. Aber er scheint doch ganz umgänglich zu sein. Also beginnt sie: Wie Sie ja wissen, arbeite ich bei XY... [es folgt eine lange Schilderung des Falles und die Frage an Herrn A, was er raten werde]. Herrn A fällt es wie Schuppen von den Augen. Er hat das alles völlig falsch verstanden. Sie hat ihn nur gefragt, weil er einmal in einer ähnlichen Situation war. Wie kann ich die Situation jetzt retten?, fragt er sich enttäuscht. Ja, das ist ein schlimmer Fall. Es fällt ihm schwer, jetzt noch ausführlich zu werden. Ich Prof. Dr. Seite 12

würde Ihnen raten, nach Ihrem Gefühl zu entscheiden. Sie müssen selbst wissen, was Sie wirklich wollen! Viel mehr fällt ihm nicht dazu ein. Frau B merkt sofort, dass der Ton sich geändert hat. Herr A trinkt den edlen Tropfen nun, als wär s ein Lambrusco vom Aldi. Er ist eher unkonzentriert und zeigt sich kaum interessiert. Komischer Rat das, denkt Frau B. Frau B hatte nach der eher euphorischen Eröffnung andere Züge erwartet. Sie fragt sich, was denn in Herrn A gefahren ist. Aber ihn fragt sie das nicht. Sie sagt: Ich glaube, Sie haben Recht. Vielen Dank für den Rat. Man muss es selber wissen. Vielleicht bin ich noch nicht so weit. Sie haben das ja damals bei Ihnen sicher auch nicht so ganz einfach entscheiden können, oder? Herr A war nicht Prof. Dr. Seite 13 mehr aus der Reserve zu locken. War es vielleicht doch zu aufdringlich, ihn zu fragen? Frau B versucht sich zu erinnern und da merkt sie auf einmal, dass Herr A womöglich etwas ganz anderes erwartet hatte. Und erst jetzt sieht sie, wie geschmackvoll er angezogen ist. Die Berührung und der Blick war sie denn blind? Frau B entscheidet noch, ob sie verärgert oder geschmeichelt sein soll und erst jetzt sieht sie, dass das ja doch ein ganz netter Kerl ist. Sie entscheidet sich, geschmeichelt zu sein und übt sich in Liebenswürdigkeit. Frau B versucht zweimal, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Es gibt ja genug, worüber man reden kann. Aber Herr A bleibt kurz angebunden. Gut, dass die Flasche endlich leer ist. Fast gleichzeitig schauen beide auf die Uhr. Der Kellner wird gerufen. Herr A zahlt den Wein, 75.-, kein Pappenstiel. Die beiden bewe- Prof. Dr. Seite 14

gen sich wieder auf sicherem Terrain. Er hilft ihr in den Mantel, sie bedankt sich für die Hilfe, er dankt für den netten Abend. Sie hält ihm die Tür auf, und er weist auf die erfrischende Luft draußen hin. Die beiden verabschieden sich und versichern sich, zu telefonieren. Mit wem, sagen sie nicht. Beide gehen ihrer Wege Frau B zurück in den Zweifel, was sie nun machen soll, Herr A in sein frisch bezogenes Bett, dem eine ruhigere Nacht bevorsteht, als es sich sein Besitzer zumindest in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Prof. Dr. Seite 15