Johannes 16, Wenn Gottes Geist uns berührt

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Die biblische Taufe Seite Seite 1

Transkript:

Johannes 16,5-15 12.6.2011 Wenn Gottes Geist uns berührt Geht es ihnen manchmal auch so, dass sie sich wünschen, es wäre doch schön, wenn Jesus leiblich hier wäre? Sind sie auch manchmal neidisch auf die Jünger, die Tag und Nacht mit Jesus unterwegs waren. Die konnten mit ihm reden, von Mensch zu Mensch. Sie erlebten hautnah, wie Menschen geheilt wurden. Sie konnte das Brot essen, das auf einmal da war, nachdem Jesus zu seinem Vater im Himmel gebetet hatte. Sie konnten ihn sehen, wie er im Sturm auf den Wellen zu ihnen kam. Petrus konnte auf den Wellen zu Jesus gehen. Ich würde gerne mal wissen, wie das ist, auf Wellen zu gehen. Aber eigentlich würde mir schon reichen, wenn Jesus in eine schwierige Situationen hinein ein Wort sagt und die Probleme legen sich, wie ein Sturm. Vielleicht sagen Sie auch, ja wenn ich Jesus richtig sehen könnte, wenn er fassbar wäre, wenn ich ihn unmittelbar erleben könnte, dann könnte ich glauben. Wenn ich ihn anfassen könnte, wie damals diese kranke Frau und plötzlich eine Kraft durch mich fließt. Ja, das war schon etwas ganz besonderes, was die Menschen damals mit Jesus erlebt hatten. Vor allem für die 12 Jünger, die drei Jahre mit ihm unterwegs waren. Die konnten Jesus nachfolgen im wahrsten Sinne des Wortes. Einfach hinter ihm her. Jesus geht voraus und sie laufen vertrauensvoll hinter her. So wünschte ich mir das auch! Kein Wunder, dass die Jünger sehr traurig wurden, als Jesus ihnen erklärte, dass er weggehen würde. Es war für sie unvorstellbar, ohne Jesus zu leben. Die drei Jahre mit ihm waren die schönste Zeit ihres Lebens. Und jetzt sollte auf einmal alles vorbei sein? Sie konnten sich ein Leben ohne Jesus nicht mehr vorstellen. Deshalb wurden sie nach dem Abendmahl sehr traurig. Nach dem Abendmahl, in der Nacht in der Jesus verhaftet wurde, da sprach Jesus mit seinen Jüngern ganz offen darüber, dass er weggehen wird. Er sprach mit ihnen darüber, wie das sein wird, wenn er nicht mehr bei ihnen ist. Da war auch von Schwierigkeiten die Rede. Sie würden verfolgt werden, aus der Synagoge ausgeschlossen und sogar getötet werden. Aber Jesus wollte ihnen erklären, dass es viel besser ist, wenn er weggeht. Davon handelt der Predigttext für diesen Pfingstsonntag. Joh 16,5-15 5 Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? 6 Denn ihr seid erfüllt von tiefer Traurigkeit über das, was ich euch sage. 7 Doch glaubt mir: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Helfer nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. 8 Und wenn er kommt, wird er der Welt zeigen, dass sie im Unrecht ist; er wird den Menschen die Augen öffnen für die Sünde, für die Gerechtigkeit und für das Gericht. 9 Er wird ihnen zeigen, worin ihre Sünde besteht: darin, dass sie nicht an mich glauben. 10 Er wird ihnen zeigen, worin sich Gottes Gerechtigkeit erweist: darin, dass ich zum Vater gehe, wenn ich euch verlasse und ihr mich nicht mehr seht. 11 Und was das Gericht betrifft, wird er ihnen zeigen, dass der Herrscher dieser Welt verurteilt ist. 12 Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr wärt jetzt überfordert. 13 Doch wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden. 14 Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. 15 Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.«glaubt mir: Es ist gut für euch, dass ich weggehe Kaum zu glauben, wie soll das gut sein, wenn Jesus weg ist? Stellen wir uns doch einmal für einen Moment vor, wie das wäre, wenn Jesus nachdem er auferstanden ist, nicht in den Himmel aufgefahren wäre. Keine Himmelfahrt. Kein Feiertag. Keine Bierwägelchen. Dann säße er jetzt vielleicht hier vorne im Gottesdienst, oder eher hinten? Oder er würde sogar predigen noch besser! Aber ausgerechnet hier in Biebertal? Vermutlich wäre er in den großen Städten. Es gäbe riesige Treffen wie beim Kirchentag in Dresden mit Tausenden von Christen. Oder Jesus hätte sich in Jerusalem ein Gotteshaus gebaut. Dort würde er wohnen und wer etwas von ihm will, der muss nach Jerusalem. Ich stelle mir schon die Men- 1

schenschlangen vor. Nein, vermutlich wäre er an mehreren Orten gleichzeitig, so wie damals nach seiner Auferstehung. Da ging er mit zwei Jüngern nach Emmaus. Nachdem sie ihn erkannt hatten, war er auf einmal verschwunden. Und als diese Jünger aufgeregt zu den anderen liefen, sagten diese, Jesus ist zur gleichen Zeit dem Petrus erschienen. Jesus war nach seiner Auferstehung nicht mehr an Raum und Zeit gebunden. Er konnte an mehreren Orten gleichzeitig sein. Aber wenn ich mir das jetzt ganz praktisch vorstelle: Jesus ist jetzt hier im Gottesdienst, gleichzeitig in Bieber, in Heuchelheim in Marburg Ich glaube aus diesen praktischen Gründen war es schon gut, dass Jesus ging und dafür eine andere Lösung hatte. Jesus hat diese sichtbare Welt verlassen. Er ging zurück in die Welt Gottes. Von dort hat er einen Helfer geschickt. Im Griechischen steht für Helfer Paraklet. Para bedeutet neben, bei Klet kommt von kaleo, rufen, verwandt mit dem Englischen call. Es ist also einer, der gerufen wird und der neben jemand steht oder der Herbeigerufene. Im klassischen Griechisch war ein Paraklet Ein juristischer Berater, ein Anwalt. Ein Beistand in schwierigen Angelegenheiten, die wir alleine nicht meistern können. Ein Anwalt ist auch ein Stellvertreter. Er vertritt seinen Mandanten. Mit dem Paraklet bezeichnet Jesus den Heilige Geist, der an Pfingsten kommen sollte. Vers 13: wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit. Der Heilige Geist ist also sozusagen der Stellvertreter von Jesus. Jesus kehrt zurück in den Himmel, in die Welt Gottes und er schickt uns einen Vertreter, an seiner Stelle. Kurz vorher hatte es Jesus den Jüngern noch deutlicher gesagt: Kap 14,16ff: Der Vater wird euch an meiner Stelle einen anderen Helfer geben, der für immer bei euch sein wird; ich werde ihn darum bitten. Er wird euch den Geist der Wahrheit geben, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Aber ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Jesus sagt damit also, ich war als Helfer bei euch, aber ich verlasse euch. Dafür sende ich euch einen anderen Helfer, der für immer bei euch bleiben wird. Das ist der Geist der Wahrheit der Heilige Geist. Er wird bei euch bleiben und weiter sagt Jesus, er wird in euch sein. Und dann sagt Jesus etwas sehr Bezeichnendes: Ich werde euch nicht als hilflose Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber werdet mich sehen, und weil ich lebe, werdet auch ihr leben. An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und dass ihr in mir seid und ich in euch bin. Jesu sagt also zunächst, der Vater wird euch einen Helfer senden, der immer bei euch und sogar in euch sein wird. Und im selben Atemzug sagt Jesus, ich lasse euch nicht allein, ich komme zu euch. Also ist Jesus sozusagen im Heiligen Geist. Jesus und der Heilige Geist sind identisch. Jesus hat demnach die Jünger sichtbar und leiblich verlassen, er kam aber als Heiliger Geist wieder zu ihnen zurück. Der Heilige Geist ist dann sozusagen Jesus in anderer Konsistenz. So kann man sich auch die Dreieinigkeit erklären. Mit der Dreieinigkeit ist es wie mit dem Wasser. Wasser gibt es flüssig, fest und gasförmig. Es ist aber immer der gleiche Stoff, H2O, nur eben in anderer Konsistenz. So erklärt sich dann, was Jesus in Vers 13 und 14 meint: Was er, der Geist der Wahrheit, sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. Jesus redet also über den Heiligen Geist zu uns. Jesus kommt durch den Heiligen Geist zu uns. So gesehen, hat Jesus das Problem, dass er körperlich nicht überall sein kann, genial gelöst. Wir können Jesus in einer ganz anderen Dimension erleben. Als Heiliger Geist spricht er zu uns, ist er bei uns und wohnt sogar in uns. Wie wir das erleben können, dazu komme ich gleich noch. Zunächst aber sagt Jesus, wie der Geist der Wahrheit in der Welt wirken wird. Mit Welt meint Jesus die Menschen, die nicht ihn glauben. Jesus wirkt durch den Geist der Wahrheit an den Menschen, die nicht glauben. Er öffnet ihnen die Augen, so wie er damals Blinde sehend gemacht hat. Die einen konnten schlagartig sehen. Bei einem kam das Sehen erst allmählich. Zunächst sah er die Dinge nur schemenhaft, dann konnte er klar erkennen. So wirkt Jesus heute noch durch seinen Geist. Und jeder, der gerne Jesus erkennen möchte, der kann es machen wie damals die Blinden. Die einen haben laut zu Jesus gerufen, andere wurden einfach in seine Nähe geführt und wieder andere baten Jesus: Berühre mich. Sie alle wurden sehend. Wenn sie Jesus erkennen wollen, wenn sie glauben wollen, dann bitten sie Jesus, rufen sie zu ihm. Bitten sie, dass er sie anrührt 2

und ihnen die Augen öffnet. Der Heilige Geist kann aber auch ganz anders wirken. So wie beim ersten Pfingstfest. Petrus predigte vor Tausenden von Leuten. Allein das ist schon ein Wunder. Petrus sieben Wochen vorher hatte Jesus verleugnet. Er war zu feige, sich vor ein paar Sklaven und Soldaten zu Jesus zu bekennen, aus Angst, er würde verhaftet werden. Dann trat er vor eine riesige Menge und predigte. Petrus hatte keinen Crashkurs im Persönlichkeitstraining gemacht. Es war der Heilige Geist, der auf ihn gekommen war. Auf einmal hatte er einen bisher nie gekannten Mut. Petrus erzählte den Leuten von Jesus. Er sagte, wer Jesus wirklich war, der Sohn Gottes. Und er traute sich sogar zu sagen: Ihr habt ihn getötet. Ihr habt ihn durch die Römer kreuzigen lassen. Aber Gott hat ihn aus der Gewalt des Todes befreit und hat ihn auferweckt. Und dann erklärte Petrus der staunenden Menge, dass Jesus der verheißene Messias war. Plötzlich konnte Petrus das mit Bibelstellen aus dem Alten Testament erklären. Das hatte er von Jesus in den 40 Tagen nach Ostern gelernt. Und dann passierte etwas, was unmöglich durch diesen einfachen Fischer aus Galiläa geschehen konnte. Die Leute, die noch vor sieben Wochen riefen: Kreuzige ihn Diese Leute nicht alle aber viele diese Leute waren total betroffen. Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Was sollen wir tun? So öffnet der Heilige Geist Menschen die Augen. Mit einem Mal erkennen sie, ich habe an das Falsche geglaubt. Ich habe mich total geirrt. Mein Leben ging in die falsche Richtung. Jesus sagte: Der Heilige Geist wird ihnen zeigen, worin ihre Sünde besteht; darin, dass sie nicht an mich glauben. Es geht also letztlich nicht um die einzelnen schlimmen Dinge, die wir im Laufe unseres Lebens so tun. Es geht gar nicht um die vielen kleinen und großen Sünden. Das können wir sowieso nicht wieder gut machen oder ausgleichen durch gute Taten. Nein, die eigentliche Sünde ist, nicht an Jesus zu glauben. Nicht zu glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Nicht zu glauben, dass Jesus für unsere Schuld am Kreuz bezahlen musste. Der Geist der Wahrheit öffnet die Augen dafür, dass das der vorbestimmte Weg von Gott war. Der Geist zeigt, worin sich Gottes Gerechtigkeit erweist. Das heißt, der Tod Jesu am Kreuz war nicht das bittere Ende eines guten Menschen. Dieser Tod hat uns mit Gott versöhnt. Die Bibel nennt das gerecht gemacht oder gerechtfertigt. Wenn wir an diesen stellvertretenden Tod glauben, brauchen wir uns nicht mehr selbst vor Gott rechtfertigen. Damit würden wir ohnehin wenig Erfolg haben. Wer den Tod Jesus für sich im Glauben annimmt, der ist gerechtfertigt bei Gott. In Ordnung, o.k. vor Gott. Weil Jesus stellvertretend für seine Schuld bestraft wurde. Vor gut zehn Jahren habe ich einen jungen Mann getraut. Der Organist in dieser Trauung war der ehemalige Schulkamerad des Bräutigams. Er hatte ihn gebeten, bei seiner Trauung die Lieder zu begleiten. Der Schulkamerad war Christ. Und jener junge Mann, der Bräutigam, hatte seinen Schulkameraden in der Schulzeit wegen seines Glaubens immer wieder fertig gemacht. Ja, er hatte ihn schwer zugesetzt, lächerlich gemacht, ausgelacht. Jahre später sind ihm die Augen aufgegangen. Gottes Geist wirkte an ihm. Es war wie bei dem Blinden, der nach und nach sehend wurde. Gottes Geist sprach durch Menschen, die ihm sehr nahe standen. Und so kam es, dass er nach und nach erkannte, wer Jesus ist und was er für ihn getan hat. Zu mir sagte er einmal sinngemäß: Wenn ich bedenke, wie sich Jesus für mich am Kreuz aufgerieben hat, da könnte ich heulen. Als es dann ans Heiraten ging, erinnerte er sich an seinen ehemaligen Schulkameraden. Er nahm Kontakt auf, entschuldigte sich und bekannte, dass er damals falsch gelegen hatte. Und dann spielte der, den er wegen seines Glaubens ausgelacht hatte, die Lieder bei seiner Trauung. Gottes Geist öffnet die Augen dafür, dass es Sünde ist, wenn man Jesus ablehnt. Der Geist zeigt aber auch, wie wir gerettet werden. Petrus sagte damals seinen betroffenen Zuhörern: Kehrt um und lasst euch auf den Namen von Jesus Christus taufen! Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben, und ihr werdet seine Gabe, den Heiligen Geist, bekommen. Kehrt um, das bedeutet, ändert euer Denken. Bisher habt ihr falsch über Jesus gedacht, ihr habt euch geirrt. Glaubt an Jesus, den Sohn Gottes, der am Kreuz für euch gestorben ist. Dann wird Gott euch eure Sünden vergeben Und ihr bekommt den Heiligen Geist. 3

Wem so die Augen geöffnet werden, der erkennt auch ein Drittes: Er erkennt, dass der Herrscher dieser Welt, damit ist der Teufel gemeint, er erkennt, dass der Teufel verurteilt ist. Lediglich das Gericht ist noch nicht ausgeführt. Und damit erkennt ein Mensch auch, wo er sich befindet. Er erkennt, dass es zwei Wirklichkeiten gibt. Der Bereich des Teufels, der Machtbereich der Finsternis und das Reich des Lichts. Und erkennt, dass es keine Grauzone gibt. Es gibt nur ein Entweder Oder. Das Reich der Finsternis geht seinem Ende, dem Gericht entgegen. Wer sich daran hält und darin bleibt, steht auf der Seite des Verlierers. Wer zu Jesus umkehrt und an ihn glaubt, der wechselt in das Leben bei Gott. Der Geist der Wahrheit öffnet den Menschen also die Augen, so dass sie in der Lage sind sich für oder gegen Jesus zu entscheiden. Sie können sich entscheiden, ob sie in der Finsternis bleiben wollen und damit dem sicheren Gericht entgegen gehen. Oder ob sie in ein neues Leben mit Jesus gehen. Damals an Pfingsten in Jerusalem entschieden sich etwa dreitausend Menschen für ein Leben mit Jesus. Gottes Geist hatte sie berührt, das hat ihr Leben grundlegend verändert. Sie hatten den Heiligen Geist bekommen und damit ist Jesus in ihr Leben hinein gekommen, denn der Heilige Geist ist Jesus in anderer Konsistenz. Das, was Jesus damals seinen Jüngern sagte, gilt allen Menschen, die zu Jesus umkehren allen, die ihn in ihr Leben aufnehmen. Wir können dadurch Jesus viel intensiver erleben, viel näher und anders als die Jünger damals, als Jesus leiblich mit ihnen lebte. Wir müssen uns nicht mehr wünschen, dass Jesus sichtbar neben uns steht, dass wir ihn anfassen können und mit ihm reden. Durch seinen Geist in uns erleben wir Jesus in seiner neuen Wirklichkeit. Viele meinen, Glauben bedeutet, dass man an bestimmte Lehrsätze glauben muss. Glauben bedeutet für sie, sich an bestimmte Regeln und Richtigkeiten zu halten. In diesem Sinn verstehen sie die Aussage von Jesus, Der Geist der Wahrheit wird euch zum vollen Verständnis der Wahrheit leiten. Also im Sinne von, ihr werdet immer mehr Glaubenswahrheiten erkennen. Ja, das wird so sein. Aber das ist nicht das Eigentliche. Jesus meint hier noch viel mehr. Denn beim Glauben geht es nicht nur um Wissen, es geht vor allem um das Leben, um das Erleben. Denn die Wahrheit, die Jesus hier anspricht, das ist keine abstrakte Theorie. Die Wahrheit, das ist Jesus selbst. An diesem denkwürdigen Abend nach dem Abendmahl, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Wenn Jesus nun sagt; der Geist der Wahrheit führt uns in das volle Verständnis der Wahrheit, dann heißt das, er lässt uns Jesus immer mehr verstehen. Luther und andere übersetzen: Der Geist der Wahrheit für uns in die ganze Wahrheit. Dann bedeutet das: er führt uns in den ganzen Jesus hinein. Durch den Heiligen Geist lernen wir Jesus also immer tiefer und immer mehr kennen. Man kann diesen Satz aber noch anders übersetzen: Der Geist der Wahrheit führt uns durch die Wahrheit. Das passt zur Aussage vom Jesus zum Weg. Das geht es nicht mehr um Richtigkeiten, sondern um unseren Lebensweg. Der Geist der Wahrheit für uns durch Jesus auf dem Weg ins Leben. Wer sich wünscht, ganz dicht hinter Jesus her zu gehen, der kann das haben, mehr noch sogar. Jesus ist in uns und will uns führen. Wie kann das aussehen? Mir fällt auf, dass Jesus die Jünger in der Mehrzahl anspricht. Der Geist der Wahrheit wird euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen, er wird euch die zukünftigen Dinge verkündigen, was er euch verkündigen wird, empfängt er von mir. Das heißt, nicht der Einzelnen empfängt für sich alleine, sondern wir hören gemeinsam. Das wäre auch gefährlich, denn wie schwer ist es oft, die eigene Stimme von der Stimme Jesu zu unterscheiden. Wir brauchen die Gemeinschaft. Gemeinsam hören wir auf das, was Jesus uns zu sagen hat. Gemeinsam lassen wir uns führen. Ich glaube, da ist uns in unserer individualistisch geprägten Kultur etwas Wichtiges verloren gegangen. Wir glauben privat und wir leben unseren Glauben privat. Jesus will aber nicht durch eine innere Stimme zu uns reden, sondern durch die Gemeinschaft der anderen. Wenn wir dahin gehend die Geschichte der Apostel lesen, stellen wir fest, da gab es keine einsamen Entscheidungen. Paulus wusste zwar, wozu ihn Jesus berufen hatte. Er zog aber erst los, als der Geist Gottes im Gottesdienst zu ihnen sprach. Wir erleben Jesus und seinen Geist am dichtesten in der Gemeinschaft. 4

Und er redet durch sein Wort, die Bibel. Ich kenne das, dass mich der Geist Jesu beim Bibel lesen berührt. Ich lese einen Text, bete darüber und auf einmal höre ich Jesus zu mir reden. Ich kenne es aber auch, dass Jesus zu mir redet, wenn ich gemeinsam mit anderen in der Bibel lese. Und Jesus redet auch Gespräch zu zweit oder zu dritt. Der junge Mann, den ich getraut habe, erlebte vor einiger Zeit eine schwere Ehekrise. Wir haben uns oft getroffen und überlegt, wie sie einen Weg aus der Krise finden. Dabei haben wir erlebt, wie Gottes Geist durch die Bibel zu uns gesprochen hat. Er hat sich von Gottes Wort führen lassen. Ganz einfache Geschichten der Bibel wurden ihm zur Hilfe. Jetzt sind sie wieder auf einem guten Weg. So können wir heute Jesus erleben. Und schließlich berührt uns der Geist Jesu, wenn er verherrlicht wird. Das geschieht wiederum in der Gemeinschaft im Gottesdienst. Wenn wir durch Lieder und durch Gebete im Gottesdienst anbeten und ehren dann berührt uns Jesus. Das wollen wir jetzt tun, indem wir gemeinsam Singen: Jesus, zu dir kann ich so kommen wie ich bin. Amen. Reinhard Reitenspieß 5