Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herren Jesus Christus. Amen

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Transkript:

"Es gibt kein schlechtes Wetter - es gibt nur falsche Kleidung. Über "die listigen Anschläge des Teufels" (Eph 6, 10) Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herren Jesus Christus. Amen Liebe Gemeinde, der vorhin als Epistellesung gehörte Predigttext ist sehr dicht, man kann ihn gerne noch einmal hören. Unter der Überschrift Die geistliche Waffenrüstung heißt es im Brief an die Epheser im 6. Kapitel: Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Ein wuchtiger Text, liebe Gemeinde, klare Farben, ordentliche Konturen, kantige Grenzen, Hochgebirge statt Flachland. Man spürt noch nach bummeligen 2000 Jahren, dass es hier um einen wirklichen Kampf geht, um eine Art spirituelle Luftschlacht zwischen Licht und Finsternis, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen

Gott und Teufel. Allein die damals bekannte militärische Bewaffnung war bildstark genug, um die notwendige Ausgehuniform eines Christenkämpfers zu beschreiben: Ergreift das Maschinengewehr des Wortes Gottes, nehmt die ABC-Maske des Glaubens und zieht an den high-tech-waffenrock eines Marines, nur so könnt ihr das Feld behalten und die Schlacht gewinnen. Kennen Sie den russischen Film Wächter der Nacht? Oder die Blade-Triologie aus Hollywood? Oder die vielen vergleichbaren Filme, in denen immer gegen dunkle Wesen, Vampire oder untote Geister gekämpft wird. In gewisser Weise spiegeln diese Filme die säkulare Fassung jener Bedrohungen, von denen die Bibel spricht. Eigentlich müsste ich darum mit Ihnen einen Filmgottesdienst feiern, damit wir eine Ahnung von der Wucht der Bilder und damit von der existenziellen Dimension des Themas bekommen. Aber vielleicht geht es auch anders: Was sind eigentlich die bösen Geistern unter dem Himmel? Die Angreifer das macht der Text klar sind eine geistige Macht, es geht nicht um Gewehre und Soldaten, nicht um Heere und Feuerkraft, sondern um Mächtige und Gewaltige, nämlich die Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen. Gemeint sind dunkle Kräfte, bösartige Schattengeister, teuflische Anschläge. Nun kann man heutzutage die Rede vom Teufel oder bösen Geistern natürlich auch voraufgeklärt, unsinnig und pathetisch finden, denn natürlich sind alle diese Redeweisen symbolische Reden, Metaphern, Gleichnisse, Bilder. Aber es ist uneigentliche Rede von etwas sehr Eigentlichem! Denn geistlich und kulturell muss man ja für unsere heutige Situation nüchtern sagen: Je deutlicher von einer Wiederkehr der Religionen, einer Remythologisierung des modernen Lebens und von einer neuen Sehnsucht nach Geheimnisvollem, Erhabenem und Bedeutungsvollem gesprochen wird, desto stärker kommen auch die dunklen Seiten dieser Wende, gleichsam die verdrängten Abgründe zur Sprache. Politisch handeln wir dies zur Zeit zumeist unter dem Stichwort der Militanz der Religionen, ihrer vermeintlichen Talibanisierung und ihrer

Toleranzfähigkeit ab. Aber wir sollten das Kind nicht mit dem Bade ausschütten; denn es ist doch falsche Solidarität mit dem Rationalismus unserer Tage, wenn wir gegen die Wiederkehr auch der Abgründe und des Teuflischen auch als Christen nur mit dem Pathos der Aufklärung und der Vernunft streiten. Wir arbeiten damit den Rationalisten unserer Tage in die Hände, die sowieso ja immer schon der Meinung sind, dass die Religionen den Frieden und die Aufklärung gefährden und am besten ganz abgeschafft gehören. Natürlich, auf dem politischen Felde ist gegenüber allen militanten Äußerungen von Religion mit Vernunft und Verfassungsrationalität zu reagieren. Aber darüber hinaus und dahinter brauchen wir auch eine geistliche Auseinandersetzung, eine theologische Kritik des Dunklen und Abgründigen, wir brauchen eine Aufklärung aus dem Lichte des Evangeliums heraus. Dazu müsste man aber zuerst wissen, worin denn theologisch die Gefährdung der Religionen liegt. Es gehört nun zu dem tieferen Schätzen unserer Tradition das Wissen, dass die dunklen Mächte, die bösen Geister, eben der Teufel immer gerade da ansetzen, wo der Mensch seine schwächste Stelle hat. Der luthernahe, sprachbegabte Volksmund weiß noch: Der Teufel scheißt immer auf den gleichen Haufen; und er haut auch immer auf die gleiche Stelle. Seine listigen Pfeile sind Präzisionswaffen, sie zielen immer auf den inneren Menschen, auf die Herzhaut, auf die Seele. Eben dies ist ja die tiefe Wahrheit der klassischen christlichen Sündelehre; denn die Sündenlehre beschreibt ja exakt die Stelle im Menschen, an der er besonders gefährdet, besonders leicht angreifbar ist. Und warum sollte eine Predigt nicht auch einmal katechetische Elemente einbauen; also, liebe Gemeinde, wenn Sie mögen, schauen Sie doch einmal in Ihrem Gesangbuch unter der Nummer 808 nach; da ist die sog. Confessio Augustana, das evangelische Grundbekenntnis von 1530, abgedruckt. Schauen Sie einmal den Artikel 2 Von der Erbsünde, der übrigens in der ganzen Reformationszeit nie ein wirkliches Streitthema mit der katholischen Kirche war; hier war man sich einig.

Natürlich wäre das ein ganz eigener theologischer Diskussionsabend, diesen Artikel zu entfalten, aber ein Aspekt sei unterstrichen. Da heißt es: Wir lehren, dass alle Menschen von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht, keinen wahren Glauben an Gott haben können. Von Natur aus können wir Menschen nicht an Gott glauben, von Haus aus können wir nicht wollen und zulassen, dass Gott Gott und der Mensch Mensch ist. Sünde heißt dementsprechend zuerst Gottes-Leere, heißt Einzelhaft in sich selbst, heißt Einsamkeit und ewige Verdammnis, mit sich alleinbleiben zu müssen. Man kann dies nicht deutlich genug unterstreichen: Sünde ist in der Tiefe der christlichen Tradition kein moralischer Begriff, sondern ein theologischer, er meint nicht Fehlverhalten, sondern Fehlhaltung, er meint eine Gottes-Ferne in der Seele, eine Leerstelle im Herzen, die entsteht, wenn Gott geht. Und diese Leerstelle, so die Vorstellung der Alten, wird dank der listigen Anschläge des Teufels, mit uns selbst ausgefüllt. Was die Alten hybris nannten oder concupiscentia = Begierde, das lässt sich heute vielleicht verstehen als Zwang des Menschen, sich größer, stärker, heiler, fitter, toller zu machen als er in Wahrheit ist. Von Haus aus müssen wir gleichsam wollen, dass Gott und damit alles, was wir nicht selbst bestimmt, gemacht, beeinflusst und erzeugt haben, kleiner ist als wir selber. Und eben dies ist der listige Angriff des Teufels zu allen Zeiten, an allen Orten und auch in allen Religionen: Dass wir Menschen nicht dulden können, dass wir innerlich nicht erlauben können, dass es Gott gibt, sondern dass wir selber Gott sein wollen und Gott spielen müssen. Es ist wie eine eingebaute Großmannssucht, wie ein vererbter Allmachtswahn, der ursprünglich eher ein Verhängnis denn eine Schuld ist. Irgendwann aber wird es Schuld, irgendwann geht dieses Wie-Gott-sein-wollen über in die eigene Verantwortung, irgendwann spielen wir dieses Spiel des aufgeblähten Egos auch mit. Irgendwann machen auch wir klar, dass der Erfolg in der Regel unsere Leistung ist, Mißerfolg aber die Schuld der anderen. Irgendwann spielen auch wir das Spiel, dass wir in der Regel immer das

viel besser wissen und können, was gerade die anderen zu verantworten haben. Irgendwann haben auch wir ein inniges Verhältnis zu fremden Federn und ein gestörtes Verhältnis zu den eigenen Fehlern. Aber zuerst und von Anfang an, eben biographisch von Mutterleib an und gattungsmäßig seit Adam und Eva, sind wir drauf angelegt, Gott nicht Gott sein lassen zu können. Und eben diese Schwachstelle kennt auch der Teufel. Deswegen kommen seine listigen Pfeile in der Regel in Form von leichter Anerkennung und schnellem Erfolg, in Gestalt von überhasteter Zustimmung und billigem Applaus. Paulus, Augustinus, Thomas von Aquin und Luther, alle großen Theologen haben dies gewusst: Der Teufel ist listig, weil er sich in den Erfolgen, nicht in den Schwächen und Fehlern der Menschen versteckt! Die größten Krisen erwachsen auch heute bei uns in der Moderne nicht aus unseren Fehlern, sondern aus unseren Erfolgen. Und die drohende Klimakatastrophe ist nur das aktuellste politische Beispiel für die Wahrheit dieses Satzes. Und ich bin davon überzeugt, dass man bei einer hinreichend ehrlichen Selbsterkenntnis auch die eigenen, vielleicht nicht ganz so dramatischen Sünden und Fehlentwicklungen letztlich verstehen kann aus den Erfolgen, auf die wir stolz waren. Aber dies nahezubringen, wäre jetzt die Aufgabe eines Beichtspiegels. Liebe Gemeinde, ich gebe zu, ich habe mir viel zu viel vorgenommen für eine Predigt: die Erläuterung und Entfaltung der christlichen Sündenlehre ist ein sehr umfassendes Thema. Aber zugleich bin ich davon überzeugt, dass in diesen Wissensbeständen der Alten theologische Schätze schlummern, um die wir in den brav aufgeklärten Zeiten einen Bogen gemacht haben. Mit der Wiederkehr der Religionen aber sollten wir auch diese Schätze neu beachten, denn die allgemeine Wiederkehr der Religionen kann doch von uns sinnvoll nur so aufgenommen werden, dass wir die Wiederkehr der eigenen Religion stärken. Und das tun wir, wenn wir die theologische Schätze, die existenziellen Einsichten und substanziellen Tiefen der

Väter und Mütter wieder freizulegen versuchen, auch wenn sie uns auf den ersten Blick fern und fremd erscheinen. Dies natürlich auch im Blick auf die Gnadenzusage, die Überwindung jener Großmannssucht. Denn es sind ja jene listigen Pfeile des Teufels, die eine angemessene Kleidung absolut nötig machen. Und gegen jenen Größenwahn hilft gar nichts außer Gottes Wärmekleidung selbst. Insofern aber gibt es tatsächlich kein schlechtes, kein teuflisches Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Der Predigttext hat drei Kleidungsstücke genannt, sozusagen eine dreigliedrige, um nicht zu sagen trinitarische theologische Schutzkleidung, die es dem Menschen möglich macht, diesem listigen Angriff des Teufels zu trotzen. Schild des Glaubens, Helm des Heils und Schwert des Geistes. Warum gerade die? Weil diese drei Abwehrkräfte den inneren Menschen, den inwendigen, den glaubenden Menschen schützen, weil sie die drei Musketiere des inwendigen Menschen sind, die drei Engel für die Seele. Die heilige Dreifachbewaffnung aus Schwert, Helm und Schild kann uns schützen vor dem Verlust des Vertrauens in Gott: Das Schwert des Geistes hat die Fähigkeit, die Geister zu unterscheiden und Gottes gütiges Wort zu erkennen im Unterschied zu allem zu leichten Applaus, zu schneller Anerkenung, zu vordergründigem Erfolg. Der Helm des Heils kann den eigenen Geist schützen vor übler Nachrede und unedlen Tiefschlägen aus der Mottenkiste der Selbstüberhöhung. Und das Schild des Glaubens ist jenes Schutzschild, das viel älter ist als wir selbst, das schon Generationen vor uns Halt und Trost und Widerstand ermöglichte. Denn es hat schon bei den Ahnvätern Abraham, Isaak und Jakob geholfen, heißt es doch im 1. Buch Mose: Fürchte dich nicht, Abram, ich bin dein Schild und sehr großer Lohn! (Gen 15). Und liebe Gemeinde, bessere Kleidung gegen teuflisches Wetter bekommen wir in diesem Leben nicht, brauchen wir aber auch nicht. Gott sei Dank und Amen.