LWL-Medienzentrum für Westfalen. Die Kaffeekantate. Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach

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Transkript:

LWL-Medienzentrum für Westfalen Die Kaffeekantate Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach

DVD mit Begleitheft, 2014 (D 170) Spielfilm, 43 Min., Farbe Die Filme auf dieser DVD sind durch das Urheberecht geschützt. Neben der privaten Aufführung können sie zu nichtgewerblichen Zwecken öffentlich gezeigt werden. Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Vermietung, Sendung, Vervielfältigung und gewerbliche Vorführung sind ohne ausdrückliche Genehmigung nicht gestattet. Etwaige Anfragen sind zu richten an: LWL-Medienzentrum für Westfalen Fürstenbergstr. 14, 48147 Münster E-Mail: medienzentrum@lwl.org Internet: www.lwl-medienzentrum.de Begleitheft zur DVD Herausgeber: Landschaftsverband Westfalen-Lippe LWL-Medienzentrum für Westfalen in Kooperation mit Julian Isfort und der Filmwerkstatt Münster Redaktion: Claudia Landwehr Vorderseite: Filmstill aus Die Kaffeekantate Rückseite: Haus Rothenberge in Wettringen, Foto: Oguz Teoman Entwurf Umschlag und Label: B&S Werbeagentur Münster www.werbeagentur.ms Satz und grafische Gestaltung: Ute Havers Druck: DruckVerlag Kettler, Bönen/Westfalen ISBN 978-3-939974-38-3 2014 Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Die Kaffeekantate Eine musikalisei Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach Begleitheft zur DVD herausgegeben vom LWL-Medienzentrum für Westfalen

Inhaltsverzeichnis I. Einführung Seite 5 II. Die Kaffeekantate Von der Idee zum Film Julian Isfort 6 III. Die Location Haus Rothenberge bei Wettrigen Markus Köster IV. Produktionsangaben V. Struktur der DVD 10 13 15

I. Einführung Eine musikalische Filmkomödie nach Johann Sebastian Bach und das auch noch aus Westfalen passt das zusammen? Ja, es passt! Das zeigt auf wunderbare Weise Julian Isforts Film Die Kaffeekantate. Der junge Filmemacher und Musiker hatte die Idee, die Musik Bachs in eine dem Medium Film gerecht werdende Form zu bringen. Ein durchaus anspruchsvolles Unterfangen. Dabei ging es Isfort nicht allein darum, den musikalischen Stoff in eine neue und modern anmutende Fassung zu bringen, sondern auch die klassischen Elemente der Musik in den Film einzubinden. So musste die Musik transformiert werden, umgeschrieben in die Sprache des Films. Zugleich sollte der Film sein Publikum auch unterhalten deshalb das Genre einer Komödie, die aber ihren cineastischen Anspruch nicht aufgibt. Kern der Geschichte ist die ungebremste Kaffeesucht der jungen Baroness Lieschen, die ihren Vater Baron Schlendrian immer weiter in den Ruin treibt. Um Haus und Hof zu retten, soll Lieschen den Bankier des Barons heiraten. Doch sie ist in heimlicher Liebe zum Kaffee kochenden Gärtner des Vaters entflammt. Durch die Unterstützung ihrer Bediensteten gelingt es Lieschen schließlich, ihren Vater vom Kaffeegenuss zu überzeugen. Am Ende gibt er seinen Segen zur Heirat der Tochter mit ihrer großen Liebe. In einer Mischung aus Dialog und Gesang erzählt Julian Isfort die unkomplizierte Geschichte, die im Sommer 2012 auf Haus Rothenberge in Wettringen (Kreis Steinfurt) gedreht wurde. Das nach seinen Erbauern auch Villa Jordaan genannte Herrenhaus bot die perfekte Kulisse für diese moderne Variante der Bach-Kantate Schweigt stille, plaudert nicht. Landschaft, Einrichtung, Lage all das passte zum Plot. Zudem konnten hier sowohl sämtliche Innen- als auch Außenaufnahmen gedreht werden. Der 43-minütige Film steht auf der DVD auch in einer Version mit englischen Untertiteln zur Verfügung. 5

II. Die Kaffeekantate Von der Idee zum Film Julian Isfort Die Idee zum Film Die Kaffeekantate entstand schon vor ein paar Jahren bei einem gemütlichen Abendessen auf Haus Stapel in Havixbeck. Ich war dort mit ein paar anderen Gästen eingeladen, da wir gerade die Produktion unseres Dokumentarfilms Bauer Seesing und Herr Baron abgeschlossen hatten. Auf Haus Stapel haben wir hauptsächlich gedreht. Vor dem Essen gab es barocken Gesang im großen Saal. Unter den Gästen war auch mein Mentor Peter Lilienthal. Durch die Musik und das angrenzende Kaffeezimmer, war er an die Kaffeekantate von J. S. Bach erinnert und erzählte uns davon. Keiner der Gäste hatte bisher davon gehört und somit waren wir umso interessierter. Lilienthal betonte die Einzigartigkeit dieser Kantate, da Bach hier nicht wie üblich nach Auftrag arbeitete. Er komponierte aus reiner Liebe zum Kaffee für sein eigenes Kaffeehausensemble. Ebenfalls interessant ist das für die damalige Zeit relativ freche Thema. Das Kaffeetrinken war für Frauen zu dieser Zeit tatsächlich noch verpönt und Bach beschreibt uns das Lieschen, das ihren Vater an der Nase herumführt, um ungestört ihren Kaffee trinken zu können. Als Filmemacher und Musiker war ich schon immer daran interessiert beides zu verbinden. Die Idee aus der Kaffeekantate eine kleine musikalische Filmkomödie zu machen, entstand schnell, zumal es mit Haus Stapel einen idealen Drehort gab, die Filmmusik ja quasi schon vorhanden war und sich die ursprüngliche Geschichte für einen Kurzfilm gut eignete. Dass es bis zum fertigen Film dann doch noch sehr lange dauern sollte, konnte keiner ahnen. Wenn man einen Kurzfilm mit wenig Geld dreht, dann muss man oft improvisieren. Es ist nicht alles planbar und manchmal wird eine Idee zu Gunsten einer anderen verändert oder gestrichen. Es ließ sich leider aus verschiedenen Gründen nicht realisieren, ein weiteres Mal auf Haus Stapel drehen. Und somit machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Drehort. Das ist nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass wir den möglichen Drehort für 10 Tage rund um die Uhr nutzen mussten. Ein paralleler Betrieb ist in dieser Zeit nicht denkbar. Nach etlichen erfolglosen Besichtigungen historischer Häuser waren wir schon dabei aufzugeben, als ich im Internet ein Foto von Haus Rothenberge entdeckte. Mein erster Gedanke 6

Baron Schlendrian im Gespräch mit seiner Tochter und Bankier Großkamp. Film-Still aus Die Kaffeekantate war: Das wäre ideal! und meine Hoffnung stieg, als ich herausfand, dass das Haus im Besitz der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster war. Schon bald darauf bekamen wir sogar die Dreherlaubnis, doch ich stand nun vor einem neuen Problem. Der Film war ursprünglich historisch angelegt und wir wollten die Schauspieler barock kostümieren und die Räume dementsprechend ausstatten. Eine Auflage der Dreherlaubnis war jedoch, nichts an dem Haus zu verändern. Angesichts der Tatsache, dass wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht einen Pfennig Geld für den Dreh hatten, entschied ich mich, die Geschichte in die Moderne zu holen. Dies gestaltete sich erneut als schwierig, denn welcher Vater würde heute seiner erwachsenen Tochter das Kaffeetrinken verbieten können? Und Baron Schlendrians Wut auf den Kaffee konnte ich nicht streichen, da ich das Libretto nicht verändern wollte. Die rettende Idee war, den Kaffeekonsum des Lieschens so sehr auf die Spitze zu treiben, dass ihr Vater sogar schon Schulden beim hinterhältigen Banker aufnehmen muss. Schlendrians Wut auf den Kaffee blieb somit verständlich. Einige weitere Neuerungen wie die ungehorsamen Bediensteten, insbesondere die Rolle des jungen Gärtners machten die Geschichte rund und wir waren endliche drehbereit. 7

Doch zu guter Letzt sollte uns auch noch die Finanzierung große Mühe machen. Der Stoff war mittlerweile so schräg, dass sich niemand darauf einlassen wollte. Fernsehsender teilten uns mit, dass das Konzept nicht in ihr Profil passen würde, außerdem fragten sie uns, warum wir uns nicht an die Musikredaktionen wenden würden. Das taten wir mit der Antwort, dass diese keine Filme fördern. Damit das Projekt nicht im Sande verlaufen sollte, hatten wir uns schon einen Drehtermin für Juli 2012 gesetzt und einen Großteil des Teams angefragt. Ich selbst stand in Kontakt mit potentiellen Darstellern. Es musste etwas geschehen. Aufgeben war keine Option. Wir kürzten die sowieso schon knappe Kalkulation und verließen uns auf die langjährige Erfahrung der Filmwerkstatt Münster mit extrem geringen Budget zu drehen. Durch Zufall hörten wir von einem Kulturförderprogramm der Stadt Münster. Die Chancen dort Geld zu bekommen, errechneten wir uns nicht sehr hoch, da ein Filmdreh für dieses Förderprogramm doch sehr ungewöhnlich ist. Es waren jedoch nun mehr keine vier Monate bis zum Drehstart und wir hatten keine weitere Förderung in Aussicht. Also versuchten wir es. Für einen jungen Filmemacher gibt es zwei Arten von Projekten. Es gibt die Auftragsarbeiten, mit denen er Geld verdient und sich seinen Lebensunterhalt sichert und es gibt die eigenen Projekte, mit denen er versucht, sich weiterzuentwickeln und sich im Idealfall einen Namen macht. Um diese eigenen Projekte zu realisieren, muss man entweder wahnsinnig oder naiv sein. Ohne dafür bezahlt zu werden, arbeitet man Monate lang an einer Idee, versucht Menschen davon zu überzeugen unentgeltlich daran mitzuarbeiten und geht dann umher, um ein klein wenig Geld für die nötigsten Kosten zu sammeln. Auf dem Weg dorthin hat man mit Absagen, persönlichen Zweifeln und seinem Privatleben zu tun, das ja nicht einfach wartet, bis der Film fertig ist. Eine kleine Finanzierung zu bekommen, ist dabei meist das größte Erfolgserlebnis, obwohl dann ja erst die Arbeit beginnt. Einen Monat vor Drehbeginn bekam ich mitten auf der Hochzeitsfeier meiner Cousine einen Anruf: Wir können loslegen, wir bekommen das Geld! Und in diesem Moment waren alle Mühen und Strapazen verflogen. Wir arbeiteten und organisierten nun rund um die Uhr, bis wir Anfang Juli die Villa Jordaan für fast zwei Wochen mit 30 Teammitgliedern 8

Für fast zwei Wochen bezogen die 30 Teammitglieder die Villa Jordaan. Foto: Simon Büchting bezogen. Von hier an lief alles sehr rund. Sogar ungewöhnlich gut. Das Haus als einziger Drehort war ein enormer Vorteil. Es gab keine großen Umzüge oder Umbauten und alles war griffbereit an Ort und Stelle. Sogar der Großteil des Teams konnte im Haus untergebracht werden. Die Schauspieler wohnten in einem nahe gelegenen Hotel. Morgens wurde gemeinsam im Esszimmer an der langen Tafel gefrühstückt und abends konnte auf der wunderschönen Terrasse gegrillt werden. Natürlich hatten wir einen straffen Zeitplan, der eingehalten werden musste, doch durch die beschriebenen Bedingungen entstand schnell ein familiäres Miteinander, das sogar die Geschichte des Films beeinflusste. Die letzte Szene zum Beispiel, war ursprünglich ganz anders gedacht. Die Idee, den Film so enden zu lassen, wie es nun zu sehen ist, entstand klar aus einem harmonischen Gemeinschaftsgefühl und entspricht gleichzeitig dem anarchischen Ansatz der Originalkantate von Bach. Was bleibt ist die Erinnerung an eine schöne Zeit mit vielen neuen Freunden und Eindrücken. Ich denke, dass das dem Film anzusehen ist. 9

III. Die Location Haus Rothenberge bei Wettringen Markus Köster Der Schauplatz, den Regisseur Julian Isfort für die Kaffeekantate gewählt hat, ist fast so ungewöhnlich wie der Film selbst. Haus Rothenberge, nach seinen Erbauern auch Villa Jordaan genannt, ist ein denkmalgeschütztes Herrenhaus in Rothenberge, einem Ortsteil der Gemeinde Wettringen im Kreis Steinfurt. Es wurde 1920/21 von dem renommierten münsterischen Architekten Alfred Hensen (1869-1931) erbaut. Hensen war nicht nur ein erfolgreicher Baumeister so schuf er in Münster u.a. den Stadthausturm und das Verlagshaus Aschendorff, sondern begründete 1915 auch den Westfälischen Heimatbund mit. Die Villa Jordaan erbaute er indes nicht im westfälischen Heimat-, sondern auf Wunsch der Auftraggeber im französischen Landhausstil des 18. Jahrhunderts, also gewissermaßen im Retro-Look. Architektonisch ist das zweigeschossige, gelb verputzte Landhaus eine gelungene Mischung aus barocken und klassizistischen Bauformen und Gestaltungselementen. Die Inneneinrichtung ist im Stil des französischen Rokoko gehalten. An der Südseite des Hauses befindet sich eine Gartenterrasse mit einer großen geschwungenen Freitreppe. Eine Villa im Retro-Look die Gartenseite von Haus Rothenberge in Wettringen. Foto: Olaf Mahlstedt/LWL-Medienzentrum 10

Der Terrasse war ein symmetrischer Ziergarten vorgelagert, in dessen Zentrum eine alte Sonnenuhr aufgestellt war. Über einen weiteren Treppenabsatz gelangt man in eine große Hangwiese, an deren Ende sich ein Wasserbecken mit Wasserspeier befindet. Das Landhaus ist eingebettet in einen großen, einstmals aufwändig gestalteten Landschaftspark, zu dem genau wie im Film auch ein Gärtnerhaus gehört. Die Anlage liegt auf der Kuppe des Rothenberges und hebt sich so weithin sichtbar aus der umliegenden, weitgehend flachen Gegend ab. Die exponierte Lage erlaubt einen weiten Rundblick in die münsterländische Bucht: bis zu den Baumbergen im Süden, den Ausläufern des Teutoburger Waldes im Nordosten sowie zur Grafschaft Bentheim und zu den Niederlanden im Nordwesten. Bis heute strahlt die Villa eine besondere Atmosphäre aus und erinnert damit an ihre Erbauer und langjährigen Bewohner, das Ehepaar Jan und Bertha Jordaan. Bertha, eigentlich Engelbertha, Jordaan van Heek (1876-1960) war die Tochter eines Enscheder Textilfabrikanten, der mit Niederlassungen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet ein Vermögen verdient hatte. 1907 heiratete sie Jan Jordaan, der 1863 als Sohn eines niederländischen Spinnereidirektors in Gronau geboren wurde und nach einer Ausbildung zum Kaufmann die Leitung der Jordaan schen Privatbank in Paris übernahm. Die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Ersten Weltkrieg fasste Bertha, eine kunst- und kultursinnige Frau und leidenschaftliche Malerin, den Entschluss, von ihrem ererbten Vermögen fern der Weltstadt Paris im westlichen Münsterland ein elegantes Landhaus zu erbauen. Hier wollte sie ihre eigenen Vorstellungen vom Leben in der Natur und mit der Kunst verwirklichen. Nach seiner Fertigstellung wurde Haus Rothenberge vor allem in den Sommermonaten zu ihrer zweiten Heimat. 1929 erwarb das Ehepaar Jordaan auch die nahegelegene Wasserburg Haus Welbergen. Sechs Jahre später, 1935, starb Jan Jordaan überraschend. Bald darauf wurde Bertha vom nationalsozialistischen Staat enteignet und erhielt ihre Besitzungen erst nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Da stand ihr Entschluss schon fest, beide Häuser in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen und so ihren Bestand zu sichern. 1960 starb Bertha van Heek 84-jährig auf ihrem geliebten Landsitz Rothenberge. In einer Kapelle im Park fand sie an der Seite ihres Mannes ihre letzte Ruhestätte. 11

Bertha Jordaan-van Heek, Gemälde in Haus Welbergen. Foto: Olaf Mahlstedt/LWL-Medienzentrum Nach dem Tode von Bertha Jordaan van Heek ging sowohl Haus Rothenberge als auch die Burg Welbergen in den Besitz der Bertha-Jordaan-van Heek-Stiftung über, die sich unter anderem dem Landschafts- und Denkmalschutz sowie dem Austausch von Kunst und Wissenschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden verpflichtet fühlt. Die Stiftung überließ die Villa 1962 der Fördergesellschaft der Universität Münster. Seitdem wird das Haus von der Westfälischen Wilhelms-Universität als Gäste- und Tagungshaus für mehrtägige wissenschaftliche Seminare genutzt. Ende der 1980er Jahre ließ die Fördergesellschaft das Gebäude grundlegend renovieren. Auch wenn Julian Isforts Film Kaffeekantate eine ganz andere Geschichte erzählt als die des Ehepaars Jordaan, setzt er doch sowohl die Inneneinrichtung als auch die Außenanlagen von Haus Rothenberge eindrucksvoll in Szene und fängt mit viel Liebe zum Detail die spezielle Aura des Hauses und seiner westfälischen Umgebung ein. 12

IV. Produktionsangaben 1. Die Kaffeekantate, 2013 Spielfilm (43 Min.) Eine Produktion von Julian Isfort und der Filmwerkstatt Münster Gefördert durch die Stadt Münster und die Sparkasse Münsterland Ost Unterstützt durch: Universitätsgesellschaft Münster e.v.; Hotel zur Sonne, Wettringen; Röstbar, Münster; Kreisjägerschaft, Münster; Mennemann Tapeten, Billerbeck; Elektro Werning, Wettringen; Filmservice Münsterland Darsteller: Kathrin Osterode Wolfgang Krautwig Thomas Giegerich Cristina Andrione Alain Morel Kai Noll Charlotte Winkelhorst Niels Giebelhausen Ingrid Helmer Hans Meirich Rollenname: Lieschen Schlendrian Diener Dienstmädchen Gärtner Banker Baronin Erzähler Köchin Chauffeur Produzent: Julian Isfort Koproduzentin: Petra Schiedeck Koproduzent: Winfried Bettmer Produktionsleitung: Petra Schiedeck Produktionsassistentin: Désirée Schumacher Erster Aufnahmeleiter: Kivik Kuvik Setaufnahmeleiter: Jan Daniel Schneider Produktionspraktikantin: Monika Feig Vorproduktion: Oguz Teoman Setrunner: Oliver Sernetz Buch und Regie: Julian Isfort Regieassistent: Christian Peters Regiepraktikantin: Anna Bitter Skript: Rebecca Werdehausen 13

Kamera: Hendrik A. Kley 1. Kameraassistenz: Milan Bardo Bergheim 2. Kameraassistenz: Janine Pätzold, Vincent Pieper Kamerabühne: Paolo Sanzani DIT: Jochen Keller Oberbeleuchter: Klaus Sterz Beleuchter: Björn Lingner, Robin Beyer, Tim Bräutigam, Lukas Schmiedekamp Ton: Raik Lingner Tonassistentin: Ulrike Von Au Musikalische Leitung und Arrangement: Ulrich Schultheiss Gesangaufnahmen: Alfred Nienstedt, mundart Tonstudio Sounddesign: Roman Rehausen Tonmischung: Christian Riegel Szenenbildner: Philipp Wiynck Set Dresser: Elena Fissenewert Handwerker: Wolfgang Strietzel Maske: Désirée Gendolla Kostüm: Jacqueline Schienbein Schnitt: Julian Isfort Farbkorrektur: Michaela Asmussen Standfotograf: Matthias Höing Set-Zeichner: Kaspar Friedrich Schäper Catering: Petra Hüsing 2. DVD-Edition, 2014 Die Kaffeekantate. Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach DVD-Authoring: Thomas Moormann, Florian Thiel Redaktion: Claudia Landwehr Produktionsleitung: Hermann-Josef Höper 14

V. Struktur der DVD 1. Die Kaffeekantate. Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach 2. Kapitel Die Kapitel sind mit Kurztiteln angegeben. Sie können einzeln angewählt werden. Der Film wird dann ab diesem Anwahlpunkt abgespielt. 1. Rezitativ: Schweigt stille (00:55 Min.) 2. Arie: Hat man nicht mit seinen Kindern (03:22 Min.) 3. Rezitativ: Du böses Kind (05:54 Min.) 4. Arie: Ei, wie schmeckt der Kaffee süße (03:42 Min.) 5. Rezitativ: Wenn du mir nicht den Kaffee lässt (02:29 Min.) 6. Arie: Mädchen, die von harten Sinnen (02:07 Min.) 7. Rezitativ: Nun folge, was dein Vater spricht (00:57 Min.) 8. Rezitativ: Nun geht und sucht der alte Schlendrian (00:50 Min.) 9a. Arie: Heute noch 1 (09:15 Min.) 9b. Arie: Heute noch 2 (07:33 Min.) 10. Arie: Die Katze lässt das Mausen nicht (06:46 Min.) 3. Die Kaffeekantate. Eine musikalische Komödie aus Westfalen nach J. S. Bach Film mit englischen Untertiteln 15

Haus Rothenberge in Wettringen (Kreis Steinfurt), Foto: Oguz Teoman Julian Isforts musikalische Komödie basiert auf der Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach. Baron Schlendrian versucht, seine kaffeesüchtige Tochter Lieschen zur Heirat mit einem wohlhabendem Banker zu überreden. Doch die ist in heimlicher Liebe zum Kaffee kochenden Gärtner entflammt. Am Ende bekommt sie natürlich ihren Willen... Die unkomplizierte Geschichte wurde auf Haus Rothenberge im münsterländischen Wettringen gedreht, eine perfekte Kulisse für diese moderne Variante der Bach-Kantate. Eine Edition des LWL-Medienzentrums für Westfalen in Kooperation mit Julian Isfort und der Filmwerkstatt Münster ISBN 978-3-939974-38-3 Lehrprogramm gemäß 14JSchG