Wirtschaftlichkeit von kleinen Windenergieanlagen

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Transkript:

60 Henning Eckel, Stefan Hartmann und Walter Eggersglüß Wirtschaftlichkeit von kleinen Windenergieanlagen Kleine Windenergieanlagen (KWEA) können zur Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen beitragen. Sie stoßen besonders im landwirtschaftlichen Bereich auf großes Interesse. Ziel kann es dabei zum einen sein, aus wirtschaftlichen Gründen einen möglichst großen Anteil des im Betrieb verbrauchten Stroms selber zu erzeugen und sich damit auch unabhängiger von der Strompreisentwicklung zu machen, zum anderen einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Neben einer kurzen Übersicht zu Standortwahl und Stromertrag sowie zum rechtlichen Rahmen, wird in diesem Beitrag die Wirtschaftlichkeit von kleinen Windenergieanlagen unter verschiedenen Standortbedingungen modellhaft dargestellt. Es zeigt sich, dass eine kleine Windenergieanlage unter günstigen Bedingungen durch Substitution des ansonsten eingekauften Stroms wirtschaftlich betrieben werden kann. Dazu sind allerdings ein guter Standort und eine gute zeitliche Übereinstimmung von Stromproduktion und Stromverbrauch erforderlich. Schlüsselwörter Windenergie, kleine Windenergieanlage, Stromerzeugung, Eigenstromversorgung Small wind turbines can contribute to the supply of electricity from renewable resources. They have attracted great interest, especially in the agricultural sector. On the one hand, the target can be an economical one: producing an as large as possible share of the electricity consumed on the farm and thus becoming more independent of electricity price developments. On the other hand, such a move offers a contribution to climate protection. Following a short overview on site selection, electricity yields and the legal framework this article discusses the profitability of small wind turbines taking into account various exemplary site conditions. It becomes clear that small wind turbines may be profitable through their production of electricity that otherwise would have to be purchased. Preconditions for this are favourable site conditions and a strong temporal correlation of electricity production and consumption. Keywords Windenergy, small wind turbines, electricity production, electricity self-supply Abstract Eckel, Henning; Hartmann, Stefan and Eggersglüß, Walter Profitability of small wind turbines Landtechnik 67 (2012), no. 1, pp. 60 64, 3 figures, 3 tables, 6 references n Für den Begriff kleine Windenergieanlage gibt es unterschiedliche Definitionen. Der Bundesverband Windenergie klassifiziert Anlagen bis 100 kw Generator-Nennleistung als kleine Windenergieanlagen. In der IEC Norm 61400-2:2006 [1] werden Anlagen bis zu einer vom Rotor überstrichenden Fläche von 200 m 2 als kleine Windenergieanlagen definiert. Dies entspricht einer Generator-Nennleistung von etwa 60 70 kw. In diesem Beitrag werden Anlagen in der Leistungsspanne von 7,5 25 kw Nennleistung betrachtet. Kleine Windenergieanlagen sind mit horizontaler oder vertikaler Achse verfügbar. Anlagen mit Horizontalachse sind wegen ihres höheren Wirkungsgrads am weitesten verbreitet. Spielt die Geräuschentwicklung am Standort eine wesentliche Rolle, können Anlagen mit Vertikalachse aufgrund ihrer höheren Laufruhe Vorteile bieten. Standortwahl und Stromertrag Die Leistung, die eine Windenergieanlage erbringen kann, hängt von vier Faktoren ab: Den größten Einfluss hat die Windgeschwindigkeit, die in der dritten Potenz in die Leistungsberechnung eingeht. Darüber hinaus müssen der Leistungsbeiwert der Anlage (c p ), die vom Rotor überstrichene Fläche und die Luftdichte berücksichtigt werden. Der Leistungsbeiwert beschreibt als dimensionslose Größe den Anteil der im Wind enthaltenen Energie, den die Anlage nutzen kann. Der maximal

61 Abb. 1 Abb. 2 Wind H 2 H Bereich in dem Turbulenzen auftreten Zone of disturbed flow 20 H 2 H a) H = Hindernishöhe/Height of obstruction Bereich, in dem vor und nach einem Hindernis Turbulenzen auftreten (verändert nach [3]) Fig. 1: Zone of disturbed flow ahead and behind an obstruction (adapted from [3]) mögliche Wert beträgt nach dem Betz schen Gesetz 0,59. In der Praxis werden c p -Werte bis etwa 0,50 erreicht. Für den Energieertrag spielt der Standort der Anlage eine entscheidende Rolle. Neben dem Windangebot sind auch kleinräumige Faktoren wie der Abstand zu Bebauung und Vegetation zu beachten. Insbesondere sollte gewährleistet sein, dass die Anlage aus der Hauptwindrichtung ungehindert angeströmt werden kann. Dabei sollte der Abstand der Anlage zum Hindernis als Faustformel mindestens das 20-fache der Hindernishöhe betragen [2] damit die Leistung der Anlage nicht durch Turbulenzen beeinträchtigt wird (Abbildung 1). Als Orientierung für den möglichen Stromertrag kann in Abhängigkeit von der am Standort auftretenden mittleren Windgeschwindigkeit in Nabenhöhe von folgenden Erträgen ausgegangen werden: b) 4,0 m/s => 185 kwh/m² überstrichener Rotorfläche 4,5 m/s => 260 kwh/m² Rotorfläche 5,0 m/s => 335 kwh/m² Rotorfläche 5,5 m/s => 420 kwh/m² Rotorfläche 6,0 m/s => 500 kwh/m² Rotorfläche Beispiel Bei einem Rotordurchmesser von 9 m, einer überstrichenen Rotorfläche von 65 m² und einem Windmittel in Höhe der Rotormitte von 4,5 m/s, ist mit einem Jahresertrag in der Größenordnung von 16 900 kwh zu rechnen. Eine genauere Abschätzung des Ertrags ist bei Kenntnis der Windverteilung möglich. Die in Abbildung 2 dargestellten Zusammenhänge basieren auf einer KWEA mit 7,5 kw Nennleistung, die bei 16 m/s erreicht wird und sind mithilfe des MS-EXCEL-Tools Small Wind Turbine Yield Estaminator [4] berechnet. Abbildung 2a zeigt eine typische Windverteilung für einen Standort mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von 5,0 m/s. In Abbildung 2b ist der Verlauf des c p -Werts und der Anlagenleistung mit zunehmender Windgeschwindigkeit dargestellt. Der höchste c p -Wert wird in diesem Beispiel bei einer Windgeschwindigkeit von 6 7 m/s erreicht. Die Zeitanteile (h/a) der einzelnen Windgeschwindigkeiten in Höhe der Rotormitte, multipliziert mit den jeweils dazu pas- Windverteilung (a), WEA-Leistungskurve und c p -Wert (b) und Jahresstromproduktion (c) am Beispiel einer 7,5-kW-Anlage mit 6,0 m Rotordurchmesser Fig. 2: Wind speed distribution (a), power curve and c p -value (b) and annual electricity output (c) using the example of a 7,5 kw wind turbine with 6,0 m rotor diameter c)

62 senden Leistungen aus der Leistungskurve der KWEA (kw) ergibt die Jahresstromproduktion der KWEA, in diesem Beispiel 9 380 kwh/a (Abbildung 2c) Rechtliche Rahmenbedingungen Windenergieanlagen werden als bauliche Anlagen laut Baugesetzbuch (BauGB) behandelt. In der Regel ist deshalb ein Baugenehmigungsverfahren durchzuführen, das sich nach den Landesbauordnungen der einzelnen Bundesländer richtet. Die Einhaltung der Vorgaben zum Lärmschutz und zur Vermeidung von Störungen durch Schattenwurf ist in der Regel nur möglich, wenn die Windenergieanlagen im Außenbereich aufgestellt werden. Dabei müssen die Vorgaben des 35 Baugesetzbuch beachtet werden. Der mit Windenergieanlagen erzeugte und ins öffentliche Netz eingespeiste Strom wird nach den Regeln des Erneuerbaren Energie Gesetztes [5] vergütet. Mindestens für fünf Jahre wird eine erhöhte Anfangsvergütung gezahlt, die für im Jahr 2012 in Betrieb genommene Anlagen 8,93 Ct/kWh beträgt. Im Anschluss daran wird die Grundvergütung von 4,87 Ct/kWh angesetzt. Für Anlagen unter 50 kw installierter Leistung ergibt sich aus den Regeln des EEG, dass über den gesamten Vergütungszeitraum von 20 Jahren die erhöhte Anfangsvergütung gezahlt wird. Die Vergütungssätze für neue Anlagen werden jedes Jahr um 1,5 % abgesenkt, gelten dann aber jeweils für den gesamten Vergütungszeitraum. Wirtschaftlichkeit Die folgende Wirtschaftlichkeitsbetrachtung beruht auf einer Auswertung von Herstellerangaben für kleine Windenergieanlagen von 5 30 kw Leistung, die von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein durchgeführt wurde [6]. In Tabelle 1 ist die Spannweite der Kennwerte dargestellt, welche die Basis für die modellhafte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bilden. Tab. 2 Modellanlagen Table 2: Model plants Modell Model Überstrichene Rotorfläche Swept area Nabenhöhe (Rotormitte) Height of hub (center of rotor) Investitionsbedarf Investment needs Spezifischer Investitionsbedarf Specific investment needs Summe Jahreskosten Total annual costs kw 7,5 15 25 m² 28 65 126 m² 15 19,5 21,6 33.750 56.250 81.250 /kw 4.500 3.750 3.250 /a 2.775 4.763 7063 Für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurden drei Modellanlagen mit einer Nennleistung von 7,5, 15 und 25 kw definiert. Die Annahmen für die überstrichene Rotorfläche, die Nabenhöhen und den Investitionsbedarf für die Modellanlagen sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Betriebskosten einer kleinen Windenergieanlage setzten sich aus den Kosten für Wartung und Reparatur, den Kosten für die Versicherung und den Verwaltungskosten zusammen. Von den befragten Anlagenherstellern wurden Betriebskostenansätze von 28 98 /kw Nennleistung und Jahr genannt. Da sich aus den erhobenen Daten keine klare Abhängigkeit der Betriebskosten von der Nennleistung der Anlagen ableiten lässt, wurde für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Mittelwert von 55 /kw Nennleistung und Jahr für alle Anlagen angesetzt. Die wichtigsten Einflussgrößen, die die Stromgestehungskosten bestimmen, sind der Investitionsbedarf für die Anlage und die zu erwartenden Stromerträge. Für die modellhafte Tab. 1 Kennwerte von KWEA unterschiedlicher Leistungsklassen nach Herstellerangaben [6] Table 1: Characteristic values of small wind turbines of different power classes according to manufacturer s specifications [6] Nennleistung Nominal power KWEA-Typen Small wind turbine type Überstrichene Rotorfläche Swept area Nennleistung/überstrichene Rotorfläche Nominal power/swept area Höhe bis Rotormitte (entspricht bei Horizontalanlagen der Nabenhöhe) Heigth to center of rotor (equals height of hub in case of horizontal axis) Spezifischer Investitionsbedarf Specific investment needs kw 5 10 >10 20 > 20 30 Anzahl Stück Number 16 7 5 m² 15,2 50,0 39,6 78,4 108,0 133,0 W/m² 156 545 140 323 165 233 m 7,5 24,0 13,4 24,0 18,0 24,0 /kw Nennleistung /kw nominal power /m² überstrichene Rotorfläche /kw swept area 2.600 9.200 1. 902 4.182 2. 283 4.000 719 2.727 510 1.162 521 923

63 Wirtschaftlichkeitsberechnung wurden die Anlagen über eine Nutzungsdauer von 20 Jahren abgeschrieben. Für das eingesetzte Kapital wurde ein pauschaler Zinsansatz in Höhe von 4 % berücksichtigt. Die Berechnung der Stromgestehungskosten für die drei Modellanlagen wurde jeweils für fünf unterschiedliche Standorte durchgeführt, die durch die mittlere Windgeschwindigkeit definiert sind. In Abhängigkeit von der Nabenhöhe beträgt die angenommene mittlere Windgeschwindigkeit für den schwächsten Standort 4,0 4,3 m/s und für den besten Standort 6,0 6,5 m/s. Tabelle 3 zeigt die zu erwartenden Stromerträge, den auf den jährlichen Stromertrag bezogenen spezifischen Investitionsbedarf sowie die kalkulatorischen Stromgestehungskosten. Tab. 3 Stromgestehungskosten der Modellanlagen in Abhängigkeit vom Standort Table 3: Electricity production costs related to site conditions Modell/Model kw 7,5 15 25 Sehr guter Standort/Very favourable site Windmittel in Nabenhöhe/Avarage wind speed in height of hub m/s 6 6,3 6,5 500 555 575 Jahresstromproduktion/Annual electricity output kwh/a 14000 36075 72450 Spezifischer Investitionsbedarf/Specific investment needs /kwh a 2,41 1,56 1,12 Stromgestehungskosten/Electricity production costs ct/kwh 19,82 13,20 9,75 Guter Standort/Favourable site Windmittel in Nabenhöhe/Avarage wind speed in height of hub m/s 5,5 5,8 5,9 420 470 490 Jahresstromproduktion/Annual electricity output kwh/a 11760 30550 61740 Spezifischer Investitionsbedarf/Specific investment needs /kwh a 2,87 1,84 1,32 Stromgestehungskosten/Electricity production costs ct/kwh 23,60 15,59 11,44 Mittlerer Standort/Avarage site Windmittel in Nabenhöhe/Avarage wind speed in height of hub m/s 5 5,3 5,4 335 380 402 Jahresstromproduktion/Annual electricity output kwh/a 9380 24700 50652 Spezifischer Investitionsbedarf/Specific investment needs /kwh a 3,60 2,28 1,60 Stromgestehungskosten/Electricity production costs ct/kwh 29,58 19,28 13,94 Schwacher Standort/Unfavourable site Windmittel in Nabenhöhe/Avarage wind speed in height of hub m/s 4,5 4,8 4,9 260 300 320 Jahresstromproduktion/Annual electricity output kwh/a 7280 19500 40320 Spezifischer Investitionsbedarf/Specific investment needs /kwh a 4,64 2,88 2,02 Stromgestehungskosten/Electricity production costs ct/kwh 38,12 24,43 17,52 Sehr schwacher Standort/Very unfavourable site Windmittel in Nabenhöhe/Avarage wind speed in height of hub m/s 4 4,2 4,3 185 220 235 Jahresstromproduktion/Annual electricity output kwh/a 5180 14300 29610 Spezifischer Investitionsbedarf/Specific investment needs /kwh a 6,52 3,93 2,74 Stromgestehungskosten/Electricity production costs ct/kwh 53,57 33,31 23,85 * Nutzungsdauer 20 Jahre, 4 % Zinsansatz, Betriebskosten 55 /kw Nennleistung. Useful life 20 years, interest rate 4 %, operating costs 55 /kw nominal power.

64 Abb. 3 Wirtschaftliches Ergebnis kleiner Windenergieanlagen in Abhängigkeit vom Eigenverbrauchsanteil (mittlerer Standort) Fig. 3: Economic performance of small wind turbines as a function of the rate of on-site consumption (average site) Unter den oben getroffenen Annahmen liegen die Stromgestehungskosten für das 7,5-kW-Modell je nach Standort zwischen 19,82 und 53,57 ct/kwh, für das 15-kW-Modell zwischen 13,20 und 33,31 ct/kwh und für die größte Modellanlage mit 25 kw zwischen 9,75 und 23,85 ct/kwh. Ein spezifischer Investitionsbedarf unter 2,45 /kwh Jahresstromerzeugung ermöglicht Stromgestehungskosten unter 20 ct/kwh. Unter dieser Bedingung kann die Stromerzeugung mit einer kleinen Windenergieanlage durch die Substitution des eingekauften Stroms zu einem positiven Betriebsergebnis führen. Hierbei wird von einem Strompreis von 20 ct/kwh ausgegangen. Am Beispiel des mittleren Standorts (Ø Windgeschwindigkeit 5,0 5,4 m/s) ist in Abbildung 3 das wirtschaftliche Ergebnis der drei Modellanlagen in Abhängigkeit vom Eigenverbrauchsanteil dargestellt. Für ein ausgeglichenes Ergebnis muss im gezeigten Beispiel (Abbildung 3) für die 25-kW-Anlage ein Eigenverbrauchsanteil von 45 %, für die 15 kw Anlage von 94 % erreicht werden. Um diesen hohen Eigenverbrauchsanteil in der Praxis zu erreichen, muss der Strombedarf ein Vielfaches der Jahresstromproduktion der KWEA betragen, damit der erzeugte Strom zu jeder Zeit abgenommen werden kann. Für die 7,5-kW-Anlage kann ein positives Betriebsergebnis unter den im Beispiel angenommenen Bedingungen nicht erreicht werden. stimmung von Stromproduktion und Bedarf erforderlich. Eine ausschließliche Einspeisung in das öffentliche Netz mit einer EEG Vergütung von 8,93 ct/kwh ist aus ökonomischer Sicht nicht sinnvoll. Neben der Frage der Wirtschaftlichkeit am gegeben Standort können auch Überlegungen zur CO 2 -armen Stromerzeugung und zur verstärkten Unabhängigkeit von der Strompreisentwicklung in eine Entscheidung für oder gegen eine kleine Windenergieanlage einfließen. Literatur [1] IEC (2006): IEC 61400-2:2006, Windenergieanlagen Teil 2: Sicherheit kleiner Windenergieanlagen, International Electrotechnical Commission, Genf [2] BVKW (2010): Kleinwindanlagen. Ein kurzer Leitfaden für die Praxis, Bundesverband Kleinwindanlagen, Riepe [3] Gipe, P. (2004): Wind Power, Renewable Energy for Home, Farm and Business, Chelsea Green Publishing [4] IWES (2011): Small Wind Turbine Yield Estaminator, www.windmonitor. de Rubrik Service (Zugriff am 09.12.2011), Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik, Kassel [5] EEG (2012): Gesetz zur Neuregelung des Rechtsrahmens für die Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vom 28.07.2011 (Änderung des Erneuerbare Energien Gesetz vom 25.10.2008), Bundesgesetzblatt Jahrgang 2011 Teil I Nr. 42 [6] Eggersglüß, W. (2010): Kleine Windenergieanlagen Investitionsbedarf und Betriebskosten. Abschlussbericht KTBL-Arbeitsprogramm Kalkulationsunterlagen, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, unveröffentlicht Autoren Henning Eckel und Stefan Hartmann sind Mitarbeiter des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.v., Bartningstraße 49, 67289 Darmstadt, E-Mail: h.eckel@ktbl.de, s.hartmann@ktbl.de Walter Eggersglüß ist Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Am Kamp 15-17, 24768 Rendsburg, E-Mail: weggersgluess@lksh.de Schlussfolgerungen In den dargestellten Beispielen sind die Stromgestehungskosten in allen Fällen höher als die EEG-Einspeisevergütung, daher muss für ein positives Betriebsergebnis ein großer Teil des produzierten Stroms selber genutzt werden, um eingekauften Strom zu substituieren. Dazu ist eine gute zeitliche Überein-