Erfahrungen, Fehler, Trends aus der Evaluierung Komfortlüftungen Mehrfamilienhaus 2011 Inhalt 1. Allgemeines 2. Typische Kritikpunkte bei mechanischen Lüftungen im MFH 3. Was würden die Bauträger und PlanerInnen heute anders machen? 4. Wohin geht der Trend? Welche Entwicklungen sind sichtbar? Ausgabe V1.0: 25.2.2011
1. Allgemeines Im Folgenden sind die wesentlichen qualitativen Ergebnisse und Erfahrungen der Evaluierung von zentralen und semizentralen Wohnraumlüftungen im Mehrfamilienhaus aus dem Jahre 2011 zusammengefasst. Bei dieser Evaluierung wurden 14 Anlagen in Österreich untersucht. Der Planungsleitfaden und die 60 Qualitätskriterien (eigene Dokumente) stellen letztendlich die systematische Schlussfolgerung und Empfehlungen aus der Evaluierung dar. Die qualitativen Ergebnisse der Evaluierung wurden in folgende vier Bereiche unterteilt: 1. Typische Kritikpunkte 2. Was würden die Bauträger heute anders machen? 3. Sichtbare Trends, neue Entwicklungen 4. Einzelne Anlagenbereiche: Einzelne Evaluierungsergebnisse und Beispiele für Fehler und gute Lösungen Zu einem ernsthaften Schaden kam es nur bei einer der 14 Anlagen. Der Wärmetauscher wurde durch Frost zerstört. Durch die Kombination von Undichtheit zwischen Abluft- und Zuluftbereich sowie einer nicht waagrechten Aufstellung des Lüftungsgerätes gelangte Kondensat vom Abluft- in den Zuluftbereich und zerstörte den Wärmetauscher. Größere Defekte mit Anlagenausfällen ergaben sich auch noch aufgrund des Ausfalls eines Frequenzumformers bzw. durch die Vereisung des Primärwärmetauchers eines wassergeführten Vereisungsschutzes aufgrund eines Ausfalles der Heizung. Ansonsten liefen die Anlagen weitgehend störungsfrei. Seite 2 Erfahrungen Evaluierung 2011 - Mehrfamilienwohnhaus
2. Typische Kritikpunkte bei mechanischen Lüftungen im MFH Die gesammelten Kritikpunkte an den Wohnraumlüftungen lassen sich grob auf die folgenden Punkte reduzieren: 1. Für Lüftungsanlage nicht optimierte Grundrisse und dadurch keine optimale kaskadische Nutzung 2. Ungenügende Luftmengen (Lüftung zum Feuchteschutz) 3. Keine ausreichende Anpassung der Luftmenge an die Nutzung (anwesend - abwesend) und damit teilweise Probleme mit trockener Luft 4. Geruchsübertragung durch ungünstige Ansaug- und Fortluftsituationen 5. Unbalancierter Volumenstrom einzelner Wohnungen und damit verbundene Inbzw. Exfiltration bzw. Geruchsübertragung aus anderen Wohnungen, Schächten, etc. 6. Zu hohe Schallpegel im Wohnbereich (ältere Anlagen) 7. Zu hohe Druckverluste durch zu hohe Luftgeschwindigkeiten und strömungsungünstige Anlagenteile (z.b. Brandschutzklappen) 8. Zu hoher Strombedarf, veraltete Motoren- und Antriebstechnik (AC-Motoren statt EC-Motoren, Keilriemenantriebe anstatt Direktantriebe, hohe Druckverluste) 9. Dämmung der warmen Luftleitungen außerhalb der Gebäudehülle bzw. der kalten Leitungen innerhalb der Gebäudehülle oft zu gering 10. Keine ausreichende Betreuung der Anlage bzw. keine Fernwartung 11. Ungenügende Aufklärung von NachnutzerInnen 16 Ausschreibungskriterien - Mehrfamilienwohnhaus Seite 3
3. Was würden die Bauträger und PlanerInnen heute anders machen? Aus den Aussagen der Bauträger und PlanerInnen ergeben sich insbesondere folgende Punkte, die sie aus heutiger Sicht anders oder nicht mehr machen würden: 1. Außenluftansaugung und Fortluft besser trennen, da die Geruchsübertragung bei Wohngebäuden deutlich kritischer ist als im Büro oder Schulbereich 2. Keinen Luft-EWT mehr. Sie sind aus hygienischer und regelungstechnischer Sicht sowie aus Kostengründen für große Objekte überholt. Nur kurze Luft-EWT zum Feuchteschutz des Außenluftfilters (Temperaturerhöhung um 2 C) sind zu empfehlen 3. Gemeinsame Außenluft- und Fortluftleitungen für mehrere Geräte (semizentrales System) immer mit Stützventilator, da die dezentralen Geräte normalerweise den Druck nicht aufbringen können, bzw. es beim Ausschalten eines Gerätes zur Geruchsübertragung kommen kann (meist trotz Rückschlag- oder Brandrauchklappe) 4. Keine reine Luftheizung mehr 5. Strombedarf stärker beachten 6. Deutlich mehr auf geringere Druckverluste achten (Luftgeschwindigkeit generell, Brandschutzklappen, Ansauggitter, Filter, etc.) 7. Eher zentrale bzw. semizentrale Anlagen mit Filterwechsel im Gang bauen (geringere Wartungskosten, einfacherer Filterwechsel) 8. Wohnungsweise Anlagen mit Filtertausch in der Wohnung nur noch im Wohnungseigentumsbereich 9. Keine Ventilatoren mit Riemenantrieb mehr einsetzen (Wartung, 2. Filterstufe) 10. Anlagen mit Fernüberwachung ausführen Seite 4 Erfahrungen Evaluierung 2011 - Mehrfamilienwohnhaus
4. Wohin geht der Trend? Welche Entwicklungen sind sichtbar? 1. Einbeziehung des Wohnzimmers in die Kaskadennutzung (Schlafzimmer - Wohnzimmer Küche) 2. Trennung von Heizung und Lüftung (z. B. wassergeführtes Wärmeabgabesystem) auch im Passivhaus 3. Zentrale Anlagen bzw. semizentrale Anlagen mit Filtertausch im Gangbereich (wohnungsweise bzw. raumweise Lösungen eher nur bei Sanierungen) 4. Lüftungsanlage im obersten Geschoß (in der thermischen Hülle) bzw. Außen- Dachzentrale statt im Kellerbereich 5. In die Betondecke eingelegte Luftleitungen (Sternsystem für Wohnung ohne Telefonieschalldämpfer) 6. Systeme mit Fernwartung der Lüftungszentrale 7. Systeme, bei denen die Luftmenge der Wohnungen per Fernwartung an die Bewohnerzahl bzw. Nutzung angepasst bzw. verändert werden kann (Nutzerwechsel) 8. Automatische Anpassung der Gesamtluftmenge an den Bedarf - Erkennung Anwesend oder Abwesend durch (CO 2 )-Fühler im Abluftstrang 9. Feuchterückgewinnung auch bei zentralen Anlagen. Folienwärmetaucher mit Feuchteübertragung bzw. Verwendung von feuchteübertragenden Rotationswärmetauschern (mit Spülzone) 10. Regelstrategien zur Vermeidung von trockener Luft bei Anlagen ohne Feuchterückgewinnung und sehr tiefen Außentemperaturen d.h. etwas abgesenkten Luftmengen bei tiefen Außentemperaturen 11. Systeme mit Druckoptimierung (variables Druckniveau bei zentralen Systemen) 16 Ausschreibungskriterien - Mehrfamilienwohnhaus Seite 5
Die Reihe Komfortlüftungsinfo wurde im Rahmen des Projektes Marketingoffensive und Informationsplattform: Raumluftqualität und Komfortlüftung entwickelt. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie gefördert. Zusammengestellt von: TB DI Andreas Greml: andreas.greml@andreasgreml.at (früher FH Kufstein) DI Roland Kapferer, Energie Tirol: roland.kapferer@energie-tirol.at Ing. Wolfgang Leitzinger, AIT: wolfgang.leitzinger@leit-wolf.at (früher AIT bzw. arsenal research) Herausgegeben von: Weitere Informationen auf www.komfortlüftung.at Kritik und Anregungen bitte an office@komfort-lueftung.at Diese Information wurde nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Eine Haftung jeglicher Art kann jedoch nicht übernommen bzw. abgeleitet werden.