Das Allgäu in der Eiszeit und deren Auswirkungen

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Transkript:

Das Allgäu in der Eiszeit und deren Auswirkungen von: M. Heß Gymnasium Georgianum - Europaschule Kurs EK 1 HES 19. August 2013

KlimaJsche Gegebenheiten in den Alpenregionen im TerJär und Quartär Zeichnete sich das Erdzeitalter des Ter$ärs (von vor 65 Mio. Jahren vor ca. 2 Mio. Jahren) durch tropisches Klima aus, so veränderte sich im nachfolgenden Quartär, das vor ca. 2 Mio. Jahren begann und noch bis heute andauert, das Klima zu deutlich milderen Temperaturen. Dieses Erdzeitalter, das Quartär, ist gekennzeichnet durch den Wechsel von Kaltzeiten, die Glaziale, und unterschiedlich langen Warmzeiten, die sog. Interglaziale. In den Interglazialen schmolzen die mächjgen Gletscher, die häufig 1.000 m hoch waren, und führten zur Überformung der Alpen. In den Glazialen entstanden immer wieder neue Gletscher, die die vorherigen eiszeitlichen Gesteinsablagerungen und Geländeoberflächen erneut mit mächjgem Gletschereis überprägten. Somit sind von den älteren Eiszeiten heute nur noch wenige Ablagerungsreste in den Alpen selbst vorhanden.

Eiszeiten in der Alpenregion im Quartär Eiszeiten Günz Eiszeit Haslach Eiszeit Mindel Eiszeit Riß Eiszeit Würm Eiszeit Jahre vor heute vor 800.000 640.000 vor 620.000 520.000 vor 400.000 240.000 vor 230.000 140.000 vor 120.000 11.000

Würm Eiszeit, die letzte Eiszeit Die heujge Geländemorphologie im Allgäu ist überwiegend das Ergebnis der jüngsten Eiszeit, der Würm - Eiszeit, die vor ca. 120.000 Jahren begann und vor ca. 11.000 Jahren endete. Die größten Eismassen der Würm - Eiszeit gab es vor 20.000 Jahren, wobei u.a. der riesige Rhein-Gletscher die Region des Allgäus bedeckte. Dieser Gletscher reichte bis in die Region um Maierhöfen, Isny und Gebratshofen.

Das Allgäu

Ausdehnung des Rhein-Gletschers

Was ist ein Gletscher? Massen aus Schnee bilden den Firn, wenn der Schnee über mehrere Jahre liegen bleibt und sich dann weiter zu dem Eis des Gletschers verdichtet. Gletscher entstehen und überdauern im Gebirge erst in einer Höhenstufe, wenn über mehrere Jahre im Winter mehr Schnee fällt als im Sommer abschmilzt. Der Schnee verändert sich zu Firn, indem er eine Umwandlung, eine Metamorphose, durchmacht. Dabei nehmen die sechseckigen Schneekristalle eine immer kompaktere Formen an und verdichten sich. Dort, wo der Gletscher im oberen Bereich neue Schneemassen erhält, liegt das Nährgebiet des Gletschers. Es wird auch als Akkumula$onszone bezeichnet. Im unteren Bereich hingegen, wo der Gletscher abschmilzt, spricht man vom Zehrgebiet, oder der Abla$onszone des Gletschers.

Arbeit des Gletschers Die Eismassen bewegen sich langsam talwärts. Dabei bewegen sich die oberen Eismassen des Gletschers schneller als die darunterliegenden. Bei diesem Prozess wird Gestein aufgenommen und durch die Bewegung des Eises werden die Gesteinsmaterialien aneinander gerieben. Sie verändern somit ihre Form, Steinbrocken können dabei rundgeschliffen werden, oder werden in kleinere Stein- und Sandteile zerlegt. Diese Materialien bewirken auch eine Reibung der Gesteine im Untergrund, die dadurch häufig einen Gletscherschliff erhalten. Morphologische Erhebungen unter dem Gletscher wurden häufig vom Eis überfahren, sodass längliche Geländerücken herausmodelliert wurden. Diese walfischähnlichen Buckel werden Drumlines genannt und lassen heute die Vorstoßrichtung des ehemaligen Gletschers erkennen.

Gletscherschliff in den Alpen

Glaziale Serie Dort, wo der Gletscher am Ende der Gletscherzunge seine Abschmelzzone haje, wurden mit den Wassermassen Steine, Kiese und Sande am Ende, der sog. Endmoräne abgelagert. Dort, wo das Schmelzwasser aus dem Gletscher austrat, entstand das Gletschertor. Schmelzwasserbäche lagerten vor dem Gletschertor laufend den Moränenschuj um und bilden dabei Terrassenlandschaken. Je nach der Menge und der Hangneigung, sprich der Fließgeschwindigkeit, wurden die mitgeführten Materialien sorjert. Bei geringer Fließgeschwindigkeit lagerten sich primär Sande ab, die bei hoher Fließgeschwindigkeit und großen Wassermassen noch mitgeführt wurden. Demnach befinden sich am unmijelbaren Ende der Gletscherzunge häufig größere Gesteinsbrocken. An den Seiten des ehemaligen Eises wurden die Ufermoränen abgelagert und unterhalb des ehemaligen Gletschers findet man heute die Grundmoräne. Diese Abfolge von Ufermoräne, Grundmoräne, Endmoräne und abgelagerten Sanden, dem Sander, sowie dem Fluss, der sich bildete, bezeichnet man als die Glaziale Serie.

Vom V-Tal zum U-Tal Die in den Allgäuer Alpen ursprünglich, zu Beginn des Quartärs, vorliegenden V-Täler wurden durch die Arbeit des Eises durch Seiten- und Tiefenerosionen zu U-förmigen Tälern, den Trogtälern, umgeformt.

Vom V-Tal zum U-Tal

Vom V-Tal zum U-Tal

Trejachspitze im Allgäu - Trogtal -

Entstehung eines Gletschersees Dort, wo sich Gletscher zurückgezogen haben, sind in den Tälern Moränen aufgestaut worden (Stauchmoränen), die zur Entstehung von Gletscherseen führten. Diese in typischer Folge von durch Gletscherrückzügen entstandenen Seen sind ok nicht länger als einige 100 Meter.

Freibergsee im Allgäu

Hochmoore in den Allgäuer Alpen In manchen dieser kleineren Gletscherseen haben sich nach der Würm-Eiszeit Hochmoore gebildet. Hochmoore sind dadurch gekennzeichnet, dass sie das Wasser aus den Niederschlägen (Regen, Schnee, Hagel) erhalten.

Das Hochmoor auf dem Söllereck

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!