Jaczoturm, Schildhornsage und der historische Hintergrund im 12. Jh. Zwischenbericht AG Geschichtswerkstatt Paul-Moor-Schule, Berlin Frieder, Tayanc, Lavinia, Leon, Alisha, Selina und Jocelyne vor dem Turm 1
Der kleine Jaczoturm ein vernachlässigtes Denkmal Er steht zwar in der Denkmalliste, aber wir fragen uns Warum ist er so wenig bekannt? Warum gibt es kein Hinweisschild? Warum wird er nicht gepflegt? Warum wissen wir so wenig über seine Herkunft? Frieder begutachtet den Zustand: Die Tür ist eingerahmt von Spinnenweben und er entdeckt neue Schmierereien am Turm.
Relief über der Tür 1954 und 2014. Der Bär ist noch weniger deutlich zu erkennen. Tayanc, Alisha,Leon, Frieder und Lavinia vergleichen: Fotos aus dem Landesarchiv von 1954. Sie stellen fest: Viele Steine wurden erneuert.
Das Sandsteinrelief ist weiter verwittert. Unscharf ist ein fliehender Reiter zu sehen, der von drei anderen, speerschwingenden Reitern verfolgt wird. Die lateinische Inschrift lautet übersetzt: Durch diese Schlucht wurde der Slawenfürst Jaczo von Albrecht dem Bären verfolgt und in die Havel getrieben. Dies geschah im Jahre des Herren 1157
Das Relief stellt die Schildhornsage dar. Wir beschäftigen uns mit der Sage, die Mitte des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, um an die Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157 zu erinnern. Abbildungen zur Schildhornsage im Neuruppiner Bilderbogen von 1907
Wir unterscheiden: Mythos und Wahrheit Mythos (Schildhornsage): Der Slawenfürst Jaczo unterlag dem askanischen Fürsten Albrecht dem Bären 1157 in einer Schlacht. Er wurde von ihm verfolgt, sprang mit seinem Pferd in die Havel und drohte zu ertrinken. Da der Slawengott Triglav ihn im Stich ließ, flehte er zum Gott der Christen, der ihm half, das andere Ufer zu erreichen. Zum Dank trat Jaczo zum Christentum über und hängte sein Schild sowie sein Horn an eine Eiche. Die Landzunge wurde von da an Schildhorn genannt. Wahrheit (nach schriftlichen Quellen und Münzen): Jaczo war schon Christ, bevor er gegen Albrecht den Bären kämpfte. Jaczo unterlag Albrecht 1157 bei der Belagerung der Brandenburg. Dies beendete den erbitterten Widerstand der Slawen (Wenden) gegen den Anschluss an das deutsche Reich*, der 150 Jahre gedauert hatte. Albrecht der Bär wurde Markgraf von Brandenburg. *Deutsches Reich = Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
Wir beschäftigen uns mit der Funktion von Denkmalen Das Standbild wurde 1898 für die ehemalige Siegesallee im Berliner Tiergarten gebaut. Jaczoturm und Schildhorndenkmal liegen sich beidseits der Havel gegenüber Wir betrachten das Denkmal Albrechts des Bären im Innenhof der Zitadelle Spandau. Das erhobene Kreuz steht für die (teils gewaltsame) Christianisierung der Slawen. Das Schildhorndenkmal auf der östlichen Seite der Havel wurde 1845 nach Bleistiftskizzen des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. entworfen.
Wir fragen uns: Wer waren eigentlich die Slawen? Warum steht in den Schulbüchern kaum etwas über sie? Warum weiß man in Spandau so wenig über sie, obwohl hier von 2005 bis 2009 eine wichtige slawische Burg (ein Fürstensitz) mit einer Siedlung ausgegraben wurde? Wir informieren uns bei unserem fachlichen Berater, Herrn Dr. Michas, dem Leiter der Ausgrabungen am Spandauer Burgwall.
Wir erkundigen uns: Wie lebten die Menschen im Spandauer Burgwall? Dr. Michas hat vor langer Zeit ein Modell der Burgwallsiedlung gebaut, das im Märkischen Museum steht. Hier erklärt er uns viel über die Gebäude, die Lebensweise und den Glauben der Slawen. Dass das Wort Berlin von Albrecht der Bär abgeleitet wurde, ist auch ein Mythos. Berlin stammt vom slawischen Wort für sumpfige Gegend ab.
Wir wollen noch mehr über die Slawen erfahren: Erkundung der Slawenburg Raddusch Loredana, Rayk, Frieder, Leon, Lavinia, Alisha, Julia vor der Burg Bei Ausgrabungen in einem ehemaligen Braunkohle-Tagebaugebiet in der Niederlausitz fanden die Archäologen Überreste einer Slawenburg. Sie wurde rekonstruiert. Unser fachlicher Berater Tobias Glaser erklärt uns die Konstruktion der Burg. Sie diente der Verteidigung gegen die deutschen Ritter, die die Slawen unterwerfen wollten. Die Menschen in der Siedlung in der Nähe fanden hier Schutz
Wir erfahren und erproben: Wie lebten und arbeiteten die Slawen? Wir mahlen Getreide, weben, schlagen Feuer, und stellen Schläfenringe her. Lavinia mit Schläfenringen, einem typischen Schmuck der Slawen.
Arbeit in der Holzwerkstatt der Schule Wir bauen Modelle nach Zeichnungen zum Spandauer Burgwall Rekonstruktionszeichnung (Burgwall, 10. Jh.) Frieder, Leon, Alisha, Julia, Lavinia, Jocelyne und Selina nehmen sich vor, die Ausgrabungsergebnisse anschaulich darzustellen: Sie beginnen, Modelle von zwei wichtigen Gebäuden des Burgwalls zu bauen. Überreste des Spandauer Burgwalls wurden nicht weit von unserer Schule von Archäologen ausgegraben. Die Ergebnisse der Grabungen sind wenig bekannt.
Der slawische Tempel Hier fand man Hinweise auf das Pferdeorakel Im Burgwall fand man Reste eines kleinen Tempels. Im Boden steckte eine Lanzenspitze. Vermutlich wurde hier von einem slawischen Priester das Pferdeorakel durchgeführt: Vor einer Schlacht führte der Priester ein besonders großes, weißes Pferd über gekreuzte, im Boden steckende Lanzen. Überschritt das Pferd das Hindernis zuerst mit dem rechten Fuß, nahm man an, dass dem Vorhaben Glück beschieden war. Lavinias Pferd passt perfekt, um das Pferdeorakel darzustellen.
Der Wehrturm Der Turm hatte keine Tür und war nur über eine Leiter zugänglich. Die Holzpfähle waren in Blockbauweise verbunden. Leon feilt an den Holzverbindungen. Adrian, Frieder und Tayanc in Aktion. Frieder und Lavinia setzen zusammen. Die fertigen Modelle sollen vor dem Jaczoturm der Öffentlichkeit präsentiert werden.