Arno Stern in Paris, Sohn von Isidor Stern [Schotten-175.4] aus Schotten

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1 Arno Stern in Paris, Sohn von Isidor Stern [Schotten-175.4] aus Schotten Arno Stern wurde 1924 als Sohn des Isidor Stern (geb. 1895 in Schotten, gest. 1978 in Montbeliard in Frankreich) in Kassel geboren. Mit seiner Familie emigrierte er im Frühjahr 1933 vor den Nazis nach Frankreich. Nach Kriegsende nahm Arno Stern eine Stelle zur Betreuung von Kriegswaisen in einem Pariser Vorort an. Er ließ die Kinder malen, begriff sofort die Wichtigkeit dieses Spielens und erfand dafür eine besondere Einrichtung, den Malort mit schützenden Wänden und einem Palettentisch. In den 1950er Jahren richtete er in Paris Malateliers für Kinder ein, über die nicht nur in französischen Zeitungen und Zeitschriften berichtet wurde. Er war Experte der UNESCO auf einem Kongress über Kunsterziehung in England und gab und gibt, unterstützt von seinem Sohn, sein Wissen noch heute in seinem Institut für Ausdruckssemilogie in Paris an Studierende aus allen Ländern weiter (Quelle: www.arnostern.com/de/irse_d.htm). Abb. 1 u. 2: Arno Stern, sein Sohn André und sein Enkel Antonin. Abb. 3: Ein Blick in Arno Sterns Malort in Paris im Jahre 2016.

2 Abb. 4: Isidor Stern und Ehefrau Martha anlässlich der Goldenen Hochzeit 1973 im Kreise der Familie. Die Personen sind (v. li.): Julius Sterns 2. To. Eva, Dr. Sante David, Bertrand Sterns Ehefrau Anita, Martha Stern, Julius Sterns älteste Tochter Ruth, Isidor Stern, Arno Sterns Ehefrau Michèle, Arno Stern und vorn Arno Sterns Sohn Bertrand und André, zweiter Sohn von Arno Stern. Abb. 5: Hochzeitsgesellschaft von Isidor Stern und Ehefrau Martha geb. David am 5. Juni 1923 in Eberbach, rechts sitzend Isidors Vater Leopold Stern I. und die Schwiegermutter Klara David, links Isidors Schwiegervater Albert A. David und seine Mutter Frieda geb. Neuhäuser.

3 Als der Erste Weltkrieg ausbrach meldete sich mein Vater - der erst 19 Jahre alt war - anstelle seines bereits verheirateten Bruders Julius, als Freiwilliger und war berittener Dragoner an der Spitze des Heeres. Aus Dankbarkeit lud ihn Julius nach dem Krieg zur Erholung nach Leipzig ein, wo er in der Villa ein Jahr verbrachte, und in den besten Kreisen der Gesellschaft verkehrte. Diesbezüglich die folgenschwere spätere Begebenheit: mein Vater hielt sich 1940 vorübergehend in Paris auf und war in einem jüdischen Heim in Montmartre untergebracht. Eines Abends, als er nach Hause kam, rief ihn der Leiter in sein Büro und sagte: "Herr Stern, setzen Sie sich, ich habe eine sehr schlimme Nachricht für Sie. Hier ist eine Vorladung für Sie auf die Gestapo. Versuchen Sie, sofort in die freie Zone zu verschwinden!" Das tat mein Vater aber nicht, sondern er begab sich zur Gestapo und wurde dort liebenswürdig vom höchsten Beamten empfangen: ein Jugendfreund aus Leipzig, mit dem er bei Julius Tennis und Billard gespielt hatte, und der sich mit ihm über diese Jugendzeit unterhielt. Mein Vater sagte nach einer Weile: Hast du mich denn nur bestellt, damit wir unsere Erlebnisse austauschen? - Nee, sagte der Gestapo-Chef. Es liegt eine Anklage vor, Du habest in der Schweiz Vorträge gegen das Dritte Reich gehalten. - Unmöglich, erwiderte mein Vater, ich habe nachweisbar Frankreich seit meiner Ankunft 1933 nicht verlassen! Du kannst es ja nachprüfen in meinen Akten!" Und der Jugendfreund erteilte ihm sogar einen Passierschein, um mit der Bahn in die freie Zone zu meiner Mutter und mir zu fahren." Dies wollte ich Ihnen erzählen, und liebe Grüsse aus Paris zufügen." (Arno Stern, erste E-Mail vom 20.11.2016) Abb. 6: Isidor Stern aus Schotten im Jahre 1922. Abb. 7: Isidor Stern als Junge in Schotten.

4 Abb. 8: Isidor Stern (3. v. re.) mit Kameraden während des Krieges im Lazarett. Abb. 9: Isidor Stern 1915 als Soldat Abb. 10: Isidors Bruder Karl Stern als Soldat.

5 Abb. 11: Isidor Stern (links) vermutlich mit seinem Bruder Karl Stern (1891 - Holocaustopfer) in Leipzig. Abb. 12: Karl Stern (links) reiste in den 1920er Jahren mit einem Passagierflugzeug. "Mein Onkel Julius (den man Jules (geb. 1887 in Schotten, gest. in Frankreich) nannte), der Älteste der drei Söhne des Leopold Stern I., ging sehr früh von zu Hause in die Fremde. Er bereiste den Orient, kaufte kostbare Produkte (Spezereien) und gründete bald ein ruhmvolles Import-Unternehmen. Er hatte als junger Mann die Tochter des Herrn Thomas geheiratet. Die Firma hiess Stern & Thomas, ich weiss allerdings nicht, ob das bedeutet, dass sein Schwiegervater daran beteiligt war, oder ob sich diese Benennung auf Tante Martel bezieht. Er wurde Hoflieferant, erweiterte das Unternehmen und hatte Beziehungen zu politischen Vertretern. Er war in Leipzig (in Ötsch, so hiess das vornehme Villen-Viertel) eine sehr angesehene Persönlichkeit. Er war an der UFA beteiligt und erzählte oft von Marlene Dietrich, deren Förderer er gewesen ist. Er hatte drei Kinder. Wolf der Sohn, wurde in Paris verhaftet und kam im Vernichtungslager um. Ich besuchte von Zeit zu Zeit meine Verwandten in Suresnes. Die Tante starb kurz nach dem Krieg. Mein Onkel verliess kaum das Haus und seinen kleinen Garten. Ruth verheiratete sich, als schon sehr gereifte Dame, mit einem Amerikaner namens Rosenblatt oder Rosenfeld? der Noten-Stecker war; und Eva mit einem Schweizer namens Pigueron. Ich blieb noch lange in Kontakt mit diesen Kusinen, die nach dem Tode ihres Vaters das Haus in Suresnes verliessen. Dass sie gestorben sind wurde mir bekannt, weil ihre Telefonnummer verstummte. Von Onkel Julius und Familie besitze ich verschiedene Fotografien. Ich bedauere sehr, dass mir die Kusinen keine weiteren vermacht haben. Ich denke, dass ihnen auch diese Einzelheiten von Nutzen sein können." (Arno Stern, zweite E-Mail vom 20.11.2016).

6 Abb. 13: Abb. 14: Julius (Jules) Stern und Ehefrau Martel in Leipzig. Julius Stern im Urlaub an der Ostsee. Abb 15: Julius Stern mit seiner Mutter Frieda und seinem Vater Leopold Stern I.

7 Abb. 16: Leopold Stern I. mit Ehefrau Frieda und den Enkeln Wolf (Holocaustopfer), Eva und Ruth, den Kindern ihres Sohnes Julius Stern, bei einem Besuch in Schotten. Abb. 17: Leopold Stern I. und Ehefrau Frieda geb. Neuhäuser 1886 an ihrer Hochzeit. Abb. 18: Leopold Stern I. und Ehefrau Frieda geb. Neuhäuser nach dem Ersten Weltkrieg

8 Abb. 19: Leopold Stern I. (1858-1942) in Schotten. Abb. 20: Das Haus von Leopold Stern I. in Schotten. Abb. 21: Das Wohnzimmer im Haus des Leopold Stern I. in Schotten; links der große gusseiserne Ofen, rechts der Tresor.