Einbruchhemmende Fenster und Türen

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Seite 1 von 15 ift Rosenheim Prüfstellenleiter ift Zentrum Türen, Tore, Sicherheit Einbruchhemmende Fenster und Türen 1 Entwicklung in der Normung Auf der Grundlage einer ift-richtlinie wurde mit Ausgabedatum September 1989 eine erste Norm mit Anforderungen an einbruchhemmende Fenster herausgegeben: DIN V 18054 Einbruchhemmende Fenster. Nach der ersten Überarbeitung dieser Norm erschien die Nachfolgeausgabe im Dezember 1991. Parallel entstanden in Europa Normvorlagen zu der Europäischen Normenreihe ENV 1627 bis 1630. Im Mai 1999 wurde dann die Normenreihe DIN V ENV 1627 ff. auf europäischer Ebene veröffentlicht. Im Gegenzug wurden die in Deutschland bekannten Regelwerke zum Einbruchschutz DIN V 18103 Einbruchhemmende Türen und DIN V 18054 Einbruchhemmende Fenster zurückgezogen. Tabelle 1 Die neue Normenreihe zur Einbruchhemmung Normnummer Normtitel DIN V ENV 1627 Fenster, Türen, Abschlüsse Einbruchhemmung Anforderungen und Klassifizierung DIN V ENV 1628 Fenster, Türen, Abschlüsse Einbruchhemmung Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter statischer Belastung DIN V ENV 1629 Fenster, Türen, Abschlüsse Einbruchhemmung Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit unter dynamischer Belastung DIN V ENV 1630 Fenster, Türen, Abschlüsse Einbruchhemmung Prüfverfahren für die Ermittlung der Widerstandsfähigkeit gegen manuelle Einbruchversuche

Seite 2 von 15 DIN V ENV 1627 bietet in sechs unterschiedlichen Klassen ein vielfältiges Angebot an Klassifizierungsmöglichkeiten für einbruchhemmende Fenster, Türen, Rollläden und sonstige Abschlüsse. In Tabelle 2 sind die unterschiedlichen Widerstandsklassen mit einer gemäß Norm zu erwartenden Täterbeschreibung und Widerstandszeit sowie entsprechende Einsatzmöglichkeiten gegenübergestellt. Tabelle 2 Widerstandsklassen mit Täterbeschreibung, zu erwartender Widerstandszeit und Einsatzmöglichkeiten von einbruchhemmenden Fenstern und Türen WK Täterbeschreibung Widerstandszeit Einsatzempfehlung 1 Bauteile der Widerstandsklasse 1 weisen einen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit körperlicher Gewalt, wie Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben und Herausreißen auf (vorwiegend Vandalismus). 2 Der Gelegenheitstäter versucht zusätzlich mit einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, Zangen und Keilen das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. 3 Der Täter versucht zusätzlich mit einem zweiten Schraubendreher und einem Kuhfuß das verschlossene und verriegelte Bauteil aufzubrechen. 4 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Sägewerkzeuge und Schlagwerkzeuge wie Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer und Meisel und eine Akku- Bohrmaschine ein. 5 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 125 mm ein. 6 Der erfahrene Täter setzt zusätzlich leistungsfähige Elektrowerkzeuge wie z. B. Bohrmaschine, Stich- oder Säbelsäge und Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 230 mm ein. keine manuelle Prüfung Grundsicherheit Türen und Fenster mit geringer Einbruchhemmung 3 min Standardsicherheit Türen und Fenster mit normalem Risiko 5 min erhöhte Sicherheit Türen und Fenster mit erhöhtem Risiko 10 min hohe Sicherheit Türen und Fenster mit hoher Sicherheitsanforderung 15 min Türen und Fenster für Hochsicherheitsbereiche und Personenschutz mit hohem Risiko 20 min Türen und Fenster für Hochsicherheitsbereiche und Personenschutz mit hohem Risiko

Seite 3 von 15 Auf europäischer Ebene wurde bereits mit der Überarbeitung der Normenreihe begonnen. Ziel dieser Überarbeitung ist ein Angleichen an den Stand der Technik, vor allem aber die Notwendigkeit, die immer wieder angezweifelte Reproduzierbarkeit der Prüfergebnisse zu verbessern. Wie in Bild 1 dargestellt, kann frühestens 2006 mit der Veröffentlichung von EN 1627 ff. gerechnet werden. ift-richtlinie Einbruchhemmende Fenster DIN V 18054 Einbruchhemmende Fenster DIN V 18103 Einbruchhemmende Türen DIN V ENV 1627ff. Einbruchhemmende Fenster, Türen, sonstige Abschlüsse DIN EN 1627ff.??? 1989 1991 1992 1999 2006 Bild 1 Entwicklung der Normung im Bereich Einbruchhemmung in Deutschland 2 Bedeutung der mechanischen Einbruchhemmung in Deutschland Mechanische Einbruchhemmung an Fenster und Fenstertüren gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Bereits jetzt werden bei ca. 50 % der heute produzierten Fenster und Türen mechanische Sicherheitskomponenten wie aushebelsichere Beschläge oder Sicherheitsschlösser eingebaut. Der Anteil an normgebauten Bauteilen liegt bei ca. 5 bis 8 %. Die rasanten Veränderungsprozesse und die Folgen der Globalisierung verunsichern die Menschen nachhaltig, und der Trend nach mehr Sicherheit im Wohnumfeld wächst. Im Bereich der Sicherheitstechnik hat sich die mechanische Einbruchhemmung zu einer der wichtigsten Zusatzfunktionen entwickelt. 3 Konstruktionsweisen von einbruchhemmenden Bauteilen Grundsätzlich gilt bei der Konstruktion von einbruchhemmenden Bauteilen, dass die gesamte Sicherheitskette geschlossen sein muss. Das heißt, vom Wandanschluss über Material und Falzausbildung, einer geeigneten

Seite 4 von 15 Schlossauswahl und Schlossbefestigung bzw. der Beschlagauswahl bis zu der eingesetzten Verglasung muss jedes Detail auf die Forderungen der Einbruchhemmung abgestimmt werden. Falzluft Türblattsteifigkeit Bautiefe Beschläge Holzauswahl Rohdichte Verarbeitung Glasanbindung Montage Bild 2 Einflüsse auf einbruchhemmende Eigenschaften von Türen aus Holz und Holzwerkstoffen Baukörper Rahmenmaterial Glas + Einbau Beschläge + Befestigung Befestigung zum Baukörper Bild 3 Komponenten einbruchhemmender Bauteile am Beispiel eines Fensters Nachfolgend werden einige technische Sachverhalte diskutiert, die bei der Konstruktion von einbruchhemmenden Fenstern und Türen aus Holz, Aluminium, Stahl und Kunststoff beachtet werden sollen.

Seite 5 von 15 3.1 Konstruktionskriterien einbruchhemmender Türen Um ein Verschieben des Türflügels zu vermeiden und den Eingriff mit Einbruchwerkzeug zu erschweren, sollte die Falzluft (das Kammermaß) exakt eingehalten werden. Aus der Prüfpraxis haben sich 3 bis 4 mm Falzluft zumindest im Bereich der Verriegelungen und Bänder auf der Band- und Schließseite als günstig erwiesen. Eine noch geringere Falzluft begünstigt zwar das Bestehen der Einbruchprüfung, führt aber in der Praxis oft zu Problemen in der Gebrauchstauglichkeit der Türen. Eine Begrenzung der Falzluft auf der Bandseite durch sogenannte Falzluftbegrenzter verhindert zusätzlich ein Verschieben des Türflügels bei einem Einbruchversuch. Bei Türen mit Einfachverriegelung hat die Steifigkeit des Türblatts einen erheblichen Einfluss auf die einbruchhemmenden Eigenschaften. Durch eine hohe Türblattsteifigkeit wird dem Einbrecher die Möglichkeit genommen, ausgehend von der unteren Türflügelecke, das Element unter Spannung zu setzen und das Schloss zu überwinden. Türblätter mit geringer Steifigkeit wie z. B. Wabentüren oder Ausführungen aus Röhrenspanplatten sind für einbruchhemmende Elemente daher ungeeignet. Mit zunehmender Dicke bzw. Bautiefe steigt die Steifigkeit des Türblatts. Der Einbau eines Schlosses im Türblatt muss passgenau erfolgen, um ein Wegkippen des gesamten Schlosskastens zu verhindern. Somit wird sichergestellt, dass die auftretenden Belastungen formschlüssig auf das Türblatt übertragen werden. 3.1.1 Holzarten, Verarbeitung und Konstruktion einbruchhemmender Holztüren Für den Einsatz in den Widerstandsklassen 1 und 2 eignen sich einheimische Nadelhölzer mit einer Rohdichte größer 430 g/cm 3 und Laubhölzer mit einer Rohdichte größer 550 g/cm 3. Ab der Widerstandsklasse 3 sollten nur noch Laubhölzer mit einer Rohdichte größer 550 g/cm 3 eingesetzt werden. Die Holzauswahl und die Verarbeitung der Türen muss mit besonderer Sorgfalt erfolgen. Neben der richtigen Holzauswahl sollten Schraublöcher grundsätzlich vorgebohrt werden, um keine zusätzlichen Spaltebenen im Holz zu erzeugen und damit die Spaltwirkung des Holzes noch zu verstärken. 3.1.2 Einbruchhemmende Aluminium- und Stahltüren Bei Aluminium und Stahltüren sind folgende Punkt zu beachten: Die Überschläge des Blendrahmens (Angriff auf den Falz) und des Flügelrahmens

Seite 6 von 15 (Angriff auf die Verglasung) können durch in die Profile eingeschobene Verstärkungen bzw. eingeschraubte Verstärkungsprofile wie Winkel aus Metall zusätzlich verstärkt werden. Die Außenschale als erster Angriffspunkt bietet durch diese Verstärkungen erheblich größeren Widerstand als unverstärkte Standardprofile. Bild 4 Montagedetail einer einbruchhemmenden Stahltür (Quelle: Fa. Sälzer, Marburg) Bild 5 Montagedetail einer einbruchhemmenden Aluminiumtür (Quelle: Fa. Sälzer, Marburg) 3.1.3 Einsatz von Schlössern und Beschlägen Grundsätzlich ist es freigestellt, die Konstruktion des Türelements mit einem Hauptschloss (Einfachverriegelung) auszustatten oder eine Mehrfachverriegelung einzusetzen. Prüfungen am ift Rosenheim bestätigen, dass für die Widerstandsklassen 1 und 2 Schlösser mit einer Einfachverriegelung ausreichen, wenn die Konstruktion des gesamten Elements darauf abgestimmt ist. Sinnvoll bei Einfachverriegelungen ist es, Schlösser mit verstärkter und verlängerter Stulpausführung einzusetzen, um die auftretenden Kräfte gut auf das Türblatt ableiten zu können. Bei Türen der Widerstandsklasse 3 und höher ist eine Mehrfachverriegelung jedoch zwingend erforderlich. An Schlösser werden Anforderungen nach DIN 18251 gestellt. Hierbei werden die Gebrauchstauglichkeit von Falle und Riegel sowie die sicherheitsrelevanten Merkmale wie Riegelquerkräfte und Riegelgegenkräfte geprüft. Je nach Konstruktion ist es sinnvoll, den Riegel gegen Zurückstoßen zusätzlich durch einen Riegelschutzkasten zu schützen.

Seite 7 von 15 Die eingesetzten Profilzylinder müssen die Anforderungen nach DIN 18252 erfüllen und einen Bohrschutz besitzen. Besitzt der Profilzylinder keinen Ziehschutz, so muss der Schutzbeschlag nach DIN 18257 mit einer Zylinderabdeckung ZA ausgestattet sein. Die einzelnen Anforderungen an die Beschlagteile sind in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3 Tabelle des Nationalen Vorworts von DIN V ENV 1627 zur Zuordnung von Schließzylindern, Schutzbeschlägen und Schlössern Widerstandsklasse DIN 18252 DIN 18257 DIN 18251 2 ) DIN Schließzylinder 1 ) Schutzbeschläge 1 ) Schlösser 18250 WK 1 P2 PZ ES 1 3 2 WK 2 P2 PZ ES 1 3 2 WK 3 P2 PZ ES 2 3 2 WK 4 P3 PZ ES 3 4 2 1 ) Ziehschutz bei Schließzylindern (BZ). Auf den integrierten Ziehschutz darf verzichtet werden, wenn dieser im Schutzbeschlag integriert ist, d. h. Schutzbeschlag mit Zylinderabdeckung (ZA). Der Schließzylinder muss bohrgeschützt sein (BS). 2 ) Die erhöhte Riegelgegenkraft ist gesondert nachzuweisen, sofern kein Riegelschutzkasten verwendet wird. Die eingesetzten Bänder müssen in der Lage sein, die Lasten, die bei einer Einbruchprüfung aufgebracht werden, abzutragen. Bewährt haben sich hierbei speziell für die Einbruchhemmung konzipierte Lappenbänder. Einbohrbänder haben sich im Allgemeinen für die Einbruchhemmung als nicht geeignet erwiesen, da diese in der Regel zum Aufspalten des Türblatts führen. Zusätzlich sollten ab der Widerstandsklasse 2 sogenannte Band- oder Hintergreifsicherungen eingesetzt werden. Diese sind in unterschiedlichen Ausführungen wie Keilsperrsicherung oder Bolzensicherung am Markt erhältlich. Bandsicherungen, die gleichzeitig auf die Falzluft eingestellt werden können und somit die Falzluft begrenzen, haben sich für die Einbruchhemmung als besonders tauglich erwiesen. 3.1.4 Einsatz von transparenten und nichttransparenten Ausfachungen Je nach angestrebter Widerstandsklasse werden gemäß DIN V ENV 1627 : 1999 Anforderungen an die einzusetzende Verglasung gestellt. Die für die einbruchhemmenden Bauteilen erforderlichen Verglasungen nach DIN EN 356 werden grundsätzlich in durchwurfhemmend und

Seite 8 von 15 durchbruchhemmend eingeteilt. In der Widerstandsklasse 1 besteht die Möglichkeit, normales Mehrscheiben-Isolierglas einzusetzen, sofern die Eignung des Systems durch Prüfung nachgewiesen wurde. Ab der Widerstandsklasse 2 sind durchwurfhemmende bzw. durchbruchhemmende Verglasungen nach DIN EN 356 einzusetzen. Tabelle 4 Klassifizierung angriffhemmender Gläser nach DIN EN 356, typischer Glasaufbau und Zuordnung zu den Widerstandsklassen nach DIN 52290 Klassifizierung nach DIN V ENV 1627 Klassifizierung des Glases nach DIN EN 356 Typischer Glasaufbau, Gesamtdicke in mm Vergleichbare Klassifizierung des Glases nach DIN 52290 1 -- -- 2 P4 A A3 24-27 3 P5 A B1 27-32 4 P6 B 32-37 B1 5 P7 B 38-45 B2 6 P8 B 47-50 B3 Die Sicherung der Anbindung von transparenten und nichttransparenten Ausfachungen auf der Angriffsseite kann durch eingeschraubte Metallwinkel erfolgen. Diese verhindern, dass der Überschlag abgerissen und die Scheibe ausgeglast wird. Die Sicherung der Glasanbindung auf der Innenseite kann durch Verklebung der Scheiben zum Glasfalzgrund (verklebt wird nur die VSG-Scheibe

Seite 9 von 15 des Mehrscheiben-Isolierglases) oder durch Verschraubung der Glashalteleisten erfolgen. Beim Verkleben der Scheiben sollten 2-Komponenten-Klebstoffe verwendet werden, um eine vollständige Aushärtung sicherzustellen. Hierbei ist jedoch abzuklären, ob eine Verträglichkeit zwischen dem Klebstoff und dem Randverbund des Mehrscheiben-Isolierglases gegeben ist. Darüber hinaus ist dafür Sorge zu tragen, dass die Entlüftung des Glasfalzes vollständig erhalten bleibt. Verklebung Angriffsseite Metallwinkel Bild 6 Verschiedene Möglichkeiten zur Sicherung der Glasanbindung am Beispiel einer flächigen Tür aus Holz und Holzwerkstoffen 3.2 Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender Holzfenster Bei Holzfenstern haben sich Laubhölzer mit einer hohen Rohdichte und Spaltfestigkeit wie Dark Red Meranti, Sipo, Niangon und Eiche bewährt. Fenster in der Widerstandsklasse 1 und 2 sind auch mit heimischen Nadelhölzern wie Kiefer, Fichte oder Lärche bei fachgerechter Holzauswahl und Verarbeitung möglich. So sind Schraublöcher vorzubohren und Rahmenverbindungen sorgfältig zu verleimen. Einbruchhemmende Fenster benötigen aufgrund der vorgeschriebenen angriffhemmenden Gläser und der damit verbundenen Glasdicken größere Profilquerschnitte. Fenster der Widerstandsklasse 1 und 2 sind mit Profilen ab

Seite 10 von 15 einer Dicke von 68 mm (System IV 68) möglich. Ab Widerstandsklasse 3 sind mindestens 78 mm (System IV 78) dicke Profile erforderlich. WK 4-Fenster aus Holz sind nach derzeitigem Stand fast nicht zu realisieren. Widerstandsklasse 4 oder 5-Fenster aus Holz wurden am ift Rosenheim bis jetzt noch nicht geprüft. WK 3 22 % WK 4 1 % WK 1 13 % WK 2 64 % Bild 7 Zuordnung geprüfter Fenster und Fenstertüren zu den verschiedenen Widerstandsklassen (Auswertung von Einbruchprüfungen am ift Rosenheim) 3.2.1 Beschlag und Befestigung Von der Beschlagindustrie werden Beschläge für die verschiedenen Widerstandsklassen einbruchhemmender Fenster angeboten. Die in den Montageanleitungen der Beschlaghersteller gemachten Vorgaben beinhalten Angaben zur Verschraubung und Montage dieser Beschläge. Wichtig ist, dass diese Vorgaben vom Fensterhersteller eingehalten werden. Das heißt, dass Schraubentypen, Schraubenlängen sowie Verarbeitungshinweise zu berücksichtigen sind. Die Eignung des Beschlagsystems in Verbindung mit dem Profilsystem wird in der Einbruchprüfung ermittelt. Bild 8 Beschlagbefestigung in zwei Ebenen

Seite 11 von 15 3.2.2 Glaseinbau Wesentlich ist das Einbringen einer zusätzlichen Distanzverklotzung zwischen Glas und Flügel sowie zwischen Mauerwerk und Blendrahmen an allen Verriegelungsstellen. Zur Absicherung der Verglasung gegen Ausglasen muss die Verglasung zusätzlich gesichert werden. Glashalteleisten sind zu verschrauben (beispielsweise mit Schrauben mit einem Durchmesser von 4,5 mm und einer Länge von 45 mm in einem Abstand von ca. 200 mm). Zur zusätzlichen Sicherung hat sich ein Verkleben der angriffhemmenden Verglasung mit dem Flügelrahmen mittels Zweikomponenten-Material bewährt. Dabei ist jedoch sicherzustellen, dass der Randverbund des Mehrscheiben-Isolierglases mit dem Zweikomponenten-Material verträglich ist. Alternativ zur Verklebung hat eine Sicherung des Glases mit Stahlwinkeln, die im Glasfalz verschraubt werden, gute Ergebnisse gebracht. Wichtig ist eine versetzte Anordnung der Schrauben, um das Entstehen einer Soll- Abscherebene des Flügelprofils zu vermeiden. Werden die eingesetzten Stahlprofile als verschweißte Eckwinkel ausgebildet, wird zusätzlich die Rahmenverbindung ausgesteift. Bild 9 Einbau der Verglasung mit Stahlwinkel 3.2.3 Wetterschutzschiene Eine erhebliche Schwachstelle bildet die Wetterschutzschiene. Die Wetterschutzschiene lässt sich üblicherweise leicht herausreißen. So liegt der Falzbereich frei und die Beschläge können ungehindert angegriffen werden. Der Handel bietet

Seite 12 von 15 Wetterschutzschienen für einbruchhemmende Fenster an, die durch Verstärkungen und zusätzliche Verschraubungen den Angriff erschweren. Geeignet sind ebenfalls als Bodenschwellen ausgebildete Wetterschutzschienen. 3.3 Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender Kunststofffenster Bei Kunststofffenstern können die äußeren Kammern der Blendrahmen- und Flügelrahmenprofile durch in die Kammern eingeschobene Verstärkungsprofile aus Kunststoff oder Holz zusätzlich verstärkt werden. Die Befestigung der Beschläge am Blendrahmen erfolgt üblicherweise durch Verschraubung in die Stahlarmierung. Metallwinkel Verstärkung Glashalteleistenverschraubung Verkleben mit 2K-Material Verstärkung Befestigung nach Vorgaben des Beschlagherstellers geschlossenes Aussteifungsprofil Bild 10 Querschnitt durch ein Kunststofffenster mit den beschriebenen Konstruktionsmerkmalen 3.4 Konstruktionsmerkmale einbruchhemmender Aluminiumfenster Bei Aluminiumfenstern hat sich die Verstärkung der äußeren Schalen durch eingeschraubte bzw. eingeschobene Verstärkungswinkel in der Prüfung bewährt. Die Befestigung der Beschläge an Blend- und Flügelrahmen erfolgt üblicherweise durch Verschraubung in sogenannte Nutensteine, die in die Profile eingeschoben werden.

Seite 13 von 15 druckfeste Distanzklotzung an allen Verriegelungspunkten Verstärkungswinkel einbruchhemmende Verriegelung druckfeste Hinterfütterung und Dübelbefestigung im Baukörper im Bereich der Verriegelungspunkte Bild 11 Querschnitt durch ein Aluminiumfenster mit den beschriebenen Konstruktionsmerkmalen 4 Montage einbruchhemmender Fenster und Türen Beim Einbau von geprüften einbruchhemmenden Fenstern und Türen sind die Vorgaben der Hersteller in der den Produkten beiliegenden Montageanleitung zu beachten. In der Montageanleitung ist unter anderem festgelegt, mit welchen Montagemitteln und in welchen Abständen die Elemente befestigt werden müssen. Des Weiteren wird darauf verwiesen, welche Bereiche (in der Regel die Verriegelungs- und Bandpunkte) des Bauteils eine besonders starre Befestigung (druckfeste Hinterfütterung) zum Mauerwerk benötigen. Wichtig ist es, die auftretenden Kräfte über die Befestigung schadfrei in die Außenwand zu übertragen. Entgegen der im Bereich der Verriegelungspunkte üblichen Bewegungsfreiheit ist bei einbruchhemmenden Bauteilen eine druckfeste Hinterfütterung erforderlich. Diese verhindert bei einem Einbruchversuch ein Auslenken zwischen Blend- und Flügelrahmen und somit ein Aushebeln der Beschläge. Die Wichtigkeit dieser Maßnahme wird oft unterschätzt, was zahlreiche Gutachten belegen. Grundsätzlich sind einbruchhemmende Element nur für den Einbau in Massivwänden vorgesehen. Der richtige und fachgerechte Einbau ist erforderlich, um die Funktion und die einbruchhemmenden Eigenschaften der Elemente zu gewährleisten. Bei großen Elementen (z. B. Fensterbändern) können Probleme durch unzureichende

Seite 14 von 15 Möglichkeiten der Wärmedehnung im Bauanschlussbereich auftreten. Dies ist im Einzelfall bei der Planung und Konstruktion zu berücksichtigen. Tabelle 5 Zuordnung von Wänden und Zubehörteilen zu Widerstandsklassen von einbruchhemmenden Bauteilen Widerstands klasse des einbruchhemmenden Bauteils Nenndicke in mm mind. umgebende Wände aus Mauerwerk nach DIN 1053-1 Druckfestigkeitsklasse der Steine Mörtelgruppe mind. Nenndicke in mm mind. aus Stahlbeton nach DIN 1045 Festigkeitsklass e mind. 1 u. 2 115 12 II 100 B 15 3 115 12 II 120 B 15 4 240 12 II 140 B 15 5 -- -- -- 140 B 15 6 -- -- -- 140 B 15 Bild 12 Montagedetail eines einbruchhemmenden Fensters 5 Produktzertifizierung einbruchhemmender Fenster und Türen Die Herstellung und die Produktion von einbruchhemmenden Bauteilen erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Know-how aller am Fertigungsprozess beteiligten Personen. Zur Sicherstellung der erforderlichen Qualität sollte Wert darauf gelegt werden, dass nur zertifizierte Produkte

Seite 15 von 15 eingesetzt werden. Solche Produkte sind mit dafür vorgesehenen Kennzeichnungsschildern mit einer Mindestgröße von 105 mm x 18 mm (B x H) versehen. Folgende Informationen müssen diesen Schildern entnommen werden können: a) Einbruchhemmendes Bauteil DIN V ENV 1627, b) Erreichte Widerstandsklasse, c) Produktbezeichnung des Herstellers, d) Überwachungszeichen, beispielsweise ift Rosenheim, und Reg.-Nummer des Zertifizierungsvertrages, e) Hersteller, f) Prüfberichtsnummer, g) Prüfstelle, h) Herstelljahr. Produktqualität Einbruchhemmende Fassade DIN V ENV 1627 WK 2 Reg.- Nr. 11111 Hersteller: Sicherheit GmbH Prüfstelle: ift Rosenheim Produktbezeichnung: Fassade Sicher 2004 Prüfberichtsnummer: 211 11111 vom 01.01.2000 Herstellungsjahr: 2004 Bild 13 Kennzeichnungsschild für eine einbruchhemmende Fassade der Widerstandsklasse 2 nach DIN V ENV 1627 6 Zusammenfassung Die Herstellung einbruchhemmender Fenster und Türen erfordert ein hohes Maß an Fachwissen und Know-how aller am Fertigungsprozess beteiligten Personen. Deshalb sollte Wert darauf gelegt werden, dass die Hersteller von einbruchhemmenden Bauteilen neben einem Prüfnachweis nach Norm auch über eine Produktzertifizierung verfügen. Nur durch die Produktzertifizierung der einbruchhemmenden Fenster und Türen ist sichergestellt, dass die in einer Laborprüfung ermittelten einbruchhemmenden Eigenschaften der Produkte auf Dauer in der Fertigung eingehalten werden. Die Produktzertifizierung beinhaltet unter anderem eine laufende Eigenüberwachung sowie eine regelmäßige Fremdüberwachung durch eine neutrale Stelle. Von den polizeilichen Beratungsstellen werden nur produktzertifizierte Bauteile im Rahmen der Empfehlungspraxis weiterempfohlen.