Küstenschutz: Für eine sichere und lebenswerte Zukunft in einer intakten Küstenlandschaft

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Transkript:

Küstenschutz: Für eine sichere und lebenswerte Zukunft in einer intakten Küstenlandschaft 20. Mai 2009 Stellungnahme bei der Anhörung zum Küstenschutz im Umwelt- und Agrarausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages Dr. Hans-Ulrich Rösner WWF Deutschland, Wattenmeerbüro www.wwf.de/wattenmeer

Themen dieser Stellungnahme 1. Einführung (Naturschutz, Küstenschutz) 2. Kommentar zum Bericht der Landesregierung 3. Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg) 4. Zusammenfassung

Einführung: Schutz des Wattenmeeres Dänemark Schleswig- Holstein Hamburg Niedersachsen Deutschland Niederlande Foto: CWSS

Foto: CWSS

Foto to: Na tion onal pa rk ve rw al tung

Die Werte zusammengefasst Größtes zusammenhängendes Wattgebiet der Erde Gehört zu den natürlichsten Gebieten in Westeuropa Drehscheibe für Vogelzug zwischen Arktis und Afrika Gehört zu drei Staaten 10.000 Quadratkilometer, davon 4.500 Wattflächen 400 qkm Salzwiesen Dänemark Schleswig- Holstein 10-12 Mill. Wat- & Wasservögel (davon 10% Brutvögel) 20.000 Seehunde, 2.000 Kegelrobben 70.000 Einwohner (3,7 Mill. in Region) Hamburg 10 Mill. Touristen (2,8-5,3 Mrd. Umsatz) Niedersachsen Deutschland Niederlande Foto: CWSS

Globale Bedeutung aus zwei Gründen: ökologisch für Wat- und Wasservögel und als flächenhaftes Tidegebiet naturschutzpolitisch als Modell für zwischenstaatliche Zusammenarbeit Deshalb in allen 3 Staten geschützt Deshalb Nationalparks (in Kürze auch in Dänemark) Deshalb Antrag auf Anerkennung als Weltnaturerbe bei der UNESCO! Dänemark Schleswig- Holstein Hamburg Niedersachsen Deutschland Niederlande Foto: CWSS

Einführung: Küstenschutz

Foto to: WWF- Ar ch iv

Foto to: WWF- Arch chiv

Foto: Klem emen ens Kark rkow

Kommentar zum Bericht der Landesregierung Der Bericht beschreibt die Situation des Küstenschutzes umfassend, die Bedeutung für Schleswig-Holstein wird richtig herausgestellt. Ausnahme: Küstenschutzbedingte Probleme für die Natur werden kaum behandelt. Hier greift der Bericht deutlich zu kurz - im Rückblick, aktuell, sowie bezüglich der Zukunft. Die Sicherheit der Menschen hat Vorrang - aber großräumige und dauerhafte Schäden müssen dennoch benannt werden: Harte Trennung zwischen Land und Meer Voranschreitende Verfelsung der Küstenlinie durch Deckwerke Verringerung der natürlichen Dynamik Voranschreitende Erschließung ruhiger Bereiche durch Deichwege.

Negativ-Beispiel: Grabenräumung

Negativ-Beispiel: Deckwerke Halligen teils zu massiv

Negativ-Beispiel: Deckwerke Ostseite Sylt fördern Erosion

Negativ-Beispiel: Anfangsplanung Olanddamm

Kommentar zum Bericht der Landesregierung (2) Beispiele für Probleme aus den letzten Jahren: Olanddamm, Hallig- Deckwerke, Blidselbucht List, Mövenbergdeich List, Sandentnahme Sylt, Vorlandarbeiten, Deicherhöhungen, Deichwege Pellworm, Aber der Trend ist positiv: Zunehmender Dialog mit der Küstenschutzverwaltung Beirat Integriertes Küstenschutzmanagement AG Hallig 2050 Vorlandmanagementkonzept Fachpläne Salzwiesenatlas

Nationalpark Positiv-Beispiel: Salzwiesen Schriftenreihe, Heft 15 Salzwiesen an der Westküste von Schleswig-Holstein 1988-2001 M. Stock, S. Gettner, H. Hagge, K. Heinzel, J. Kohlus und H. Stumpe

Positiv-Beispiel: Salzwiesen -20 0 20 40 60 80 100 120 140 ha 1988-2001 Rickelsbüļler Koog F-W-L übke-koog Nord F-W-Lü bke-koog S üd Marienkoog Neugalmsbüļler Koog Osewoldter Koog Ockholmer Koog Hamburger Hallig Süḑerhafen S üḑwest S üderhafen Nordost Nordstrander Damm Schob ü ller Vorland Porrenkoog/Dockkoog Husum S üḑ Simonsberg Uelvesb ü ller Vorland Jordfletherkoog Vorland Norderheverkoog Ost Norderheverkoog West Westerhever T ümlauer Bucht St. Peter-Ording Nord St. Peter-Ording S üḑ Ehstensiel/Grothusenkoog Wesselburener Koog Hedwigenkoog Helmsand Friedrichskoog-Vorland Dieksanderkoog-Nord Dieksanderkoog-Süḑ Kaiser-Wilhelm-Koog Neufelderkoog/Neufeld Fläche (ha) 9000 8000 7000 6000 Flächenentwicklung der Festlandssalzwiesen an der Westküste von Schleswig-Holstein 1980 1988 1996 2001 2006 Jahr ha Graf afik en: Ma rtin Sto ck

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): Szenarien Meeresspiegel: 50 cm, 1 m oder 1,2 m Anstieg bis 2100 - die Unsicherheit der Prognosen ist hoch. Aber er wird auf jeden Fall beschleunigt ansteigen! Es besteht die Gefahr, dass das Wattenmeer nicht ausreichend mitwachsen kann und erodiert. Das negative Szenario: Einbetonierte und um 2 Meter erhöhte Deiche, vor denen Watt und Salzwiesen verschwunden und die Inseln am Abbrechen sind. Die Menschen hinter dem Deich leben in einer Art Kessel tief unterhalb des Meeresspiegels, aus dem das Wasser mit großem Energieaufwand abgepumpt wird. Das Eintreten eines solchen Szenarios ist nicht ausgeschlossen, wenn wir nicht gegensteuern! Das positive Szenario: Dem Küstenschutz gelingt es, die Menschen an der Küste zu schützen UND zugleich die einmalige Wattenmeerlandschaft zu erhalten. Dies ist herausragend wichtig für die Menschen in der Region, aber auch aus schleswigholsteinischer, nationaler und internationaler Sicht!

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): Konsequenzen aus dem Positiv-Szenario Man muss die notwendigen Weichen stellen, solange dies noch möglich ist. Bezüglich der Begrenzung des Klimawandels UND bezüglich der Anpassung an jene Folgen, die nicht mehr vermeidbar sind. Wir brauchen eine erweiterte Zielsetzung für die gesellschaftliche Aufgabe Küstenschutz, z.b.: Schutz der Menschen gegen Sturmfluten UND Schutz des Wattenmeeres und der Küste als Ganzes in ihren natürlichen Funktionen. Eine moderne Übersetzung von flächenhafter Küstenschutz! Gemeinsames Anliegen: Mehr Geld für den Küstenschutz, zugleich aber auch Anpassung der Gemeinschaftsaufgabe (GAK) des Bundes an erweiterte Zielsetzung. Wir brauchen neue Ideen und Methoden: (1) Stets die naturfreundlichste Maßnahmen-Variante, (2) Natürliche Prozesse nutzen, (3) Ungewöhnliche und internationale Kooperationen, (4) Vorausschauende Raumplanung, und (5) Gemeinsame Pilot-Projekte.

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 1. Stets die naturfreundlichste Maßnahmen-Variante Beispiele für Möglichkeiten zur Eingriffs-Minimierung: Deicherhöhungen sind ein Eingriff in die Natur - aber er wird viel kleiner, wenn keine Salzwiesen überbaut werden, das Baumaterial aus dem Binnenland kommt, und der Deich grün bleibt. Sandvorspülungen sind ein Eingriff in die Natur - aber ein viel kleinerer als Buhnen, Tetrapoden, Deckwerke und Dämme. Wichtig ist auch, wo man den Sand entnimmt! Deckwerke: So flach wie möglich, sie müssen von Vogelküken zu queren sein. Lahnungen und Vorlandentwässerung: Beschränken auf das für den Schutz der Deiche wirklich Notwendige.

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 2. Natürliche Prozesse nutzen Sand aus der Nordsee füttert die Küstenlinie und die Dünen, schafft Widerstandsfähigkeit, erlaubt mehr Dynamik, und erhöht die Sicherheit. Dies gilt nicht nur für die Westküste von Sylt. Niedrig liegende Marschgebiete sollten wieder mitwachsen können. Das wird nur gelingen, wenn sie zu einem offenen System werden. Halligen können mit dem Meeresspiegel mitwachsen - aber Überflutungshäufigkeit und -dauer müssen stimmen.

vor 1000 Jahren Hochwasser Niedrigwasser heute Quelle: Karsten Reise 2007

Opening wash overs less currents along Ameland during storm surge Opening wash overs East side of Terschelling (Boschplaat) Quel elle le: Albert Oost 20 07

Langeoog: Wiederherstellung einer Salzwiese Quelle: Google

Quelle: SAHALL 2009 (M. Deicke, V. Karius, H. von Eynatten)

Ergebnisse des Projektes SAHALL ( Sedimentakkumulation Halligen ) In der Vergangenheit der untersuchten Halligen bestand ein Gleichgewicht zwischen Meeresspiegelbewegung und Halligwachstum Sedimentaufwachsraten nehmen in jüngerer Zeit (seit ca. 1963) auch bei beschleunigtem Meerespiegelanstieg zu Der Aufschlickungsprozess ist grundsätzlich geeignet die Halligen mittelfristig zu sichern, aber: Die Sedimentaufwachsraten unterscheiden sich zwischen großen und kleinen Halligen (auffällig hoch: Nordstrandischmoor, auffällig niedrig: Langeness) Sedimentaufwachsraten von Süderoog und Nordstrandischmoor liegen heute im Bereich des Meeresspiegelanstiegs Sedimentaufwachsraten von Hooge und Langeness liegen heute unterhalb des Bereichs des Meerespiegelanstiegs Eine Förderung der Sedimentation durch geeignete bauliche Maßnahmen erscheint für Hooge und Langeness notwendig Qu elle: SA HALL 200 9 (M. Deicke ke, V. Karius, H. von Eyna tten )

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 3. Ungewöhnliche und internationale Kooperationen Beispiele sind bereits Beirat Integriertes Küstenschutz- Management (BIK) und AG Hallig 2050. Beispiele über Schleswig-Holstein hinaus: CPSL (trilaterale AG Coastal Protection and Sea Level Rise ), Forschungsprojekt ComCoast, IKZM- Projekt der Michael Otto Stiftung, Het Tij Geleerd in den Niederlanden.

Het Tij Geleerd A strategy for the increase of resilience and quality of the Wadden Sea Quel elle le: Albert Oost 20 07

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 3. Ungewöhnliche und internationale Kooperationen Gute Beispiele sind bereits Beirat Integriertes Küstenschutz- Management (BIK) und AG Hallig 2050. Beispiele über Schleswig-Holstein hinaus: CPSL (trilaterale AG Coastal Protection and Sea Level Rise ), Forschungsprojekt ComCoast, IKZM- Projekt der Michael Otto Stiftung, Het Tij Geleerd in den Niederlanden. Aber: Diskussion über Küstenschutz-Maßnahmen nicht erst pro forma dann, wenn sich die Behörde schon festgelegt hat. Warum bei Projekten nicht auch echte Kooperationen - durchaus auch mit Naturschutzverbänden?

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 4. Vorausschauende Raumplanung Raum- und Bauplanung langfristig anlegen: Möglichst keine Neubauten in Gefahrenbereichen. Wenn Neubauten in Gefahrenbereichen (z.b. Halligen): Neue Bauformen? Dynamik in die örtliche Planung einbauen: Vorsorge für Wanderung von Orten und Naturräumen. Quel ellele : Leo Voogt 20050

Anpassung an den Klimawandel (Meeresspiegelanstieg): 5. Gemeinsame Pilot-Projekte Niemand weiß heute sicher, welche Maßnahmen wie erfolgreich für das Ziel einer sicheren UND natürlichen Küste sein werden. Man wird manches auch ausprobieren und festgefahrene Gleise dabei verlassen müssen. Dazu gehören auch Maßnahmen, die im Küstenschutz bisher unüblich waren. Dabei müssen wir unbedingt einen lebendigen Erfahrungsaustausch mit anderen Ländern pflegen (vor allem Niedersachsen, Hamburg, Niederlande, Dänemark, Großbritannien).

Mögliche, in einem Zusammenhang stehende Maßnahmen: (1) Ausweisung prospektiver Gebiete für Sandentnahmen (2) Verstärkung des Weststrandes (3) Dünenwall für den Möwenbergdeich (4) Oststrand für List (5) Sand für die Wattufer zwischen List und Kampen (6) Düne wandern lassen 4 3 6 5 2 1 1 Quelle: Karsten Reise

Zusammenfassung: Der Küstenschutz gehört zu den wichtigsten Zukunftsthemen Schleswig-Holsteins (gemeinsames übergeordnetes Projekt: für Anpassung an den Klimawandel jetzt die Weichen stellen) schafft nicht nur Sicherheit für Leben und Eigentum, sondern muss auch eine lebenswerte Zukunft in einer intakten Landschaft ermöglichen (Erweiterung der Zielsetzung um die Erhaltung des Wattenmeeres) sollte sich stärker von der Vergangenheit lösen und nach vorne blicken (Minimierung von Eingriffen, mehr natürliche Prozesse nutzen, mehr Kooperationen, vorausschauende Raumplanung, Pilot-Projekte) und für dies alles wollen wir Öffentlichkeit, Politik, Behörden, Verbände und Forschung gewinnen (mehr Dialog, IKZM, mehr Geld bei erweiterter Zielsetzung der GAK, BIK & Co.)