Was ist Postgeschichte? Warum ist sie so vielseitig und interessant? Thomas Berger philexpo 17 Wettingen, 12. Mai 2017
Die Stellung der Postgeschichte in der Welt der Philatelie Traditionelle Philatelie Postgeschichte Traditionelle Philatelie Die Briefmarke an sich Essays / Proben Ungebrauchte Marken, Ganzsachen Sie wurden nie das, wofür sie gemacht wurden Der Brief Vorphilatelie Briefe mit Marken Verwendete Ganzsachen Das intakte Objekt Die Briefmarke an sich Gebrauchte Marken / Briefstücke Das zerstörte Objekt Soziale Philatelie (Falt-)Briefe Verwendete Ganzsachen Ansichtskarten Das intakte Objekt samt Nachricht In gewisser Weise auch Teil der Postgeschichte: Aero- / Astrophilatelie Ausserhalb dieses Schemas: Thematische Philatelie ( unabhängig vom Objekt )
Aspekte der Postgeschichte Postgeschichtliche Sammlungen beschäftigen sich primär mit den folgenden drei Themen: 1. Tarife und Frankaturen 2. Stempelkunde 3. Leitwege
1. Tarife und Frankaturen Was kostet das? Inlandstarife : Briefkreise / Gewichtsprogression Auslandstarife: bilaterale Postverträge oder multilaterale Postvereine Wer bezahlt das? Frankobrief / Portobrief Unterschiedliche Tarife bei Franko <-> Porto? Bis wohin konnte der Absender bezahlen? Teilfranko Weiterfranko Taxierungsvermerke auf Vorder- oder Siegelseite Aktive und passive Portofreiheit
1. Tarife und Frankaturen P.P. Teilfranko : Zürich -> Calais -> Liverpool -> New York 1856 Markenfrankatur mit Strubel 15 Rp. + 20 Rp. + 1 Fr. = 135 Rp.: Porto aus dem zweiten schweizer Briefkreis über England bis zum amerikanischen Landungshafen Barzahlung des Empfängers für die Strecke vom Landungshafen New York bis an seine Adresse, hier 5 Cents. Teilfranko Der Empfänger zahlt den Teil des Weges, den er frankieren kann, dieser Teil wird mit Briefmarken quittiert (Briefmarken = Quittungszettelchen für eine Postdienstleistung). Aufgrund der Postverträge kann ein Teil nicht vom Absender bezahlt werden, sondern muss vom Empfänger bezahlt werden. Ex Corinphila (2017)
1. Tarife und Frankaturen Was kostet das? Inlandstarife : Briefkreise / Gewichtsprogression Auslandstarife: bilaterale Postverträge oder multilaterale Postvereine Wer bezahlt das? Frankobrief / Portobrief Unterschiedliche Tarife bei Franko <-> Porto? Bis wohin konnte der Absender bezahlen? Teilfranko Weiterfranko Taxierungsvermerke auf Vorder- oder Siegelseite Aktive und passive Portofreiheit Wie wurde bezahlt? Barzahlung / Frankatur mit Briefmarken / geteilte Frankoabgeltung
1. Tarife und Frankaturen Geteilte Frankoabgeltung : Weinfelden -> Stuttgart 1852/53 Markenfrankatur mit Rayon II 10 Rp.: Porto im zweiten schweizer Briefkreis bis zur Grenze des Deutschösterreichischen Postvereins Barfrankierung : 6 Kreuzer = 15 Rp. siegelseitig notiert; Anteil für den DÖPV Geteilte Frankoabgeltung Der Empfänger zahlt den gesamten Weg, aber nur ein Teil wird mit Briefmarken quittiert. Ex D. Feldman (2011)
1. Tarife und Frankaturen Was kostet das? Inlandstarife : Briefkreise / Gewichtsprogression Auslandstarife: bilaterale Postverträge oder multilaterale Postvereine Wer bezahlt das? Frankobrief / Portobrief Unterschiedliche Tarife bei Franko <-> Porto? Bis wohin konnte der Absender bezahlen? Teilfranko Weiterfranko Taxierungsvermerke auf Vorder- oder Siegelseite Aktive und passive Portofreiheit Wie wurde bezahlt? Barzahlung / Frankatur mit Briefmarken / geteilte Frankoabgeltung Welche Zusatzleistungen waren möglich? Einschreiben, Wertbrief, Nachnahme..
2. Stempelkunde Stempel existierten schon lange vor den Briefmarken. Wo kommt der Brief her? Wann wurde er abgeschickt? (= Wie lange hat der Transport gedauert?) Wie wurden Briefmarken & Wertstempel entwertet? Datumsstempel oder Entwertungsstempel? Wo wurden welche Stempel abgeschlagen? Postämter, Postablagen, Grenzpunkte
2. Stempelkunde Postablagen : Tessiner Strahlenstempel im oberen Maggiatal 1866 Postablage Someo : Der Brief wird entgegengenommen, mit einer Sitzenden Helveta 5 Rp. Braun frankiert, diese mit dem datumslosen Strahlenstempel entwertet. Postamt Bignasco : Der Brief wird nach Bignasco transportiert, dort mit dem Datumsstempel versehen und nach Sornico weitergeleitet Sornico Val Bavona Bignasco Valle Maggia Someo Die Form des Stempels sagt etwas über seine Funktion und den Ort aus, an dem er verwendet wurde. Ex Corinphila (2016)
2. Stempelkunde Stempel existierten schon lange vor den Briefmarken. Wo kommt der Brief her? Wann wurde er abgeschickt? (= Wie lange hat der Transport gedauert?) Wie wurden Briefmarken & Wertstempel entwertet? Datumsstempel oder Entwertungsstempel? Wo wurden welche Stempel abgeschlagen? Postämter, Postablagen, Grenzpunkte Postvertragsstempel Stempel zur Bestimmung von Herkunftsorten und Tarifbestimmungen Nebenstempel für Zusatzleistungen
3. Leitwege und Transportrouten Entlang welcher Wege wurden Briefe transportiert? Postverträge im internationalen Postverkehr Verbindungen mit der Eisenbahn, per Schiffspost und Flugpost Bilaterale Postverträge Multilaterale Postverträge Deutsch-österreichischer Postverein LEGA Allgemeiner Postverein (UGP) & Weltpostverein (UPU)
3. Leitwege und Transportrouten Konstantinopel -> Odessa -> Lyon 1875 -> Odessa -> Preussen -> Frankreich -> Varna -> Donau -> Wien -> Frankreich Alternative Leitwege: Die deutsche Post in der Levante nutzte österreichische oder russische Schiffe für ihren Posttransport nach Europa. Im November 1875 war Frankreich noch nicht Mitglied des Allgemeinen Postvereins und deshalb kosteten beide Leitwege unterschiedlich viel: 45 Pf. mit dem Lloyd über Varna bzw. 50 Pf. mit der ROPiT über Odessa. Dieser Beleg zeigt beide Wege auf einmal. Zunächst sollte der Brief über Odessa gehen und war mit 45 Pf. frankiert, dann wurden 5 Pf. zugeklebt und der Brief lief über Odessa.
3. Leitwege und Transportrouten Chios -> Konstantinopel -> Odessa -> Reni -> Galati 1879 Alles wird einfacher mit dem Weltpostverein : Vier Postdienste ein Tarif Ägyptische Schiffspost Chios nach Konstantinopel (Linie Alexandria - Konstantinopel), russisches Schiff nach Odessa, russische Bahnpost nach Reni & rumänische Post nach Galatz.