16. Möglichkeiten zur Erweiterung bestehender Kläranlagen zur Spurenstoffelimination

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Transkript:

16. Möglichkeiten zur Erweiterung bestehender Kläranlagen zur Spurenstoffelimination 1 Einleitung Johannes Pinnekamp, Christopher Keysers, Frank Benstöm, Susanne Malms, David Montag, Aachen Die Befunde der in der aquatischen Umwelt nachweisbaren organischen Spurenstoffe sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Ein Grund hierfür liegt in den Möglichkeiten moderner Analysemethoden, die es erlauben, extrem niedrige Stoffkonzentrationen im Bereich von Nano- bis Pikogramm pro Liter zu bestimmen. Aufgrund der Persistenz, des Bioakkumulationspotenzials und der Toxizität vieler Spurenstoffe sind breit gefächerte Bestrebungen unerlässlich, den Eintrag in die Kanalisation bzw. in die Gewässer zu minimieren. Dahingehend liegt neben der Erarbeitung und Implementierung von Vermeidungsstrategien eine Herausforderung für die Wasserwirtschaft in der Entwicklung effektiver, ökonomischer und ökologischer Verfahren zur Spurenstoffelimination, durch die konventionelle Kläranlagen erweitert werden können. Aachener Schriften zur Stadtentwässerung, Band 15, Aachen 2011, ISBN 978-3-938996-08-9 Kommunale Kläranlagen verfügen hinsichtlich der Elimination von Kohlenstoff und Nährstoffen über eine gute Reinigungsleistung; dennoch kann die Einleitung biologisch gereinigter Abwässer zu unerwünschten Effekten in der aquatischen Umwelt führen. Eine Ursache hierfür sind organische Spurenstoffe, wie bspw. Arzneimittel, Flammschutzmittel oder Industriechemikalien. Die verfahrenstechnischen Merkmale der Kläranlage, wie das Schlammalter der biologischen Stufe oder die kinetischen Bedingungen für den Stoffumsatz, sind für die Elimination von Spurenstoffen nachrangig gegenüber den jeweiligen Eigenschaften der betrachteten Stoffe, wie Polarität, Hydrophobie etc. Erst weitergehende chemische und physikalische Verfahren bzw. deren Kombination ermöglichen in vielen Fällen die Elimination oder zumindest eine weitgehende Reduzierung der bei der konventionellen Abwasserreinigung nicht entfernbaren Arzneimittelrückstände. 2 Prinzipielle Erweiterungsansätze zur Ertüchtigung bestehender Kläranlagen zur Spurenstoffelimination Die Verfahren der Ozonierung und Aktivkohleadsorption durch Pulveraktivkohle (PAK) oder granulierte Aktivkohle (GAK) gelten als wirkungsvolle Verfahren für eine weitergehende Abwasserbehandlung und werden u.a. innerhalb verschiedener Projekte des vom MKULNV NRW finanzierten Forschungsschwerpunktes derzeit großtechnisch auf verschiedenen Kläranlagen in NRW untersucht. Die Abwasserreinigung in Membranbioreaktoren kann keine nennenswerte Elimination bewirken, da die Trenngrenze von Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen einen direkten Rückhalt zahl-

- 16 / 2 - reicher Spurenstoffe nicht zulässt. Das Filtrat von MBR wäre hingegen aufgrund seiner Beschaffenheit prinzipiell gut in weiteren Verfahrensschritten gezielt hinsichtlich einer Spurenstoffelimination zu behandeln. Hierfür kämen dann wieder dichte Membranverfahren sowie die Ozonierung und Aktivkohlebehandlung in Frage. AOP- Verfahren (advanced oxidation processes) eignen sich prinzipiell auch zur Elimination organischer Spurenstoffe. Im Zuge der derzeit laufenden Forschungsvorhaben werden unterschiedliche AOP-Verfahren untersucht und innerhalb eines Projektes auf einer kommunalen Kläranlage pilotiert. Dennoch fokussiert sich dieser Beitrag auf den Einsatz von Ozon und Aktivkohle, da diese Verfahrenstechniken in Verbindung mit kommunalen Kläranlagen am weitesten entwickelt und untersucht sind. Zur Einbindung der Verfahren zur Spurenstoffelimination in den Abwasserreinigungsprozess existieren diverse verfahrenstechnische Ansätze. Bei den Verfahren der Ozonierung bzw. Aktivkohleadsorption wird die weitergehende Reinigungsstufe der Nachklärung nachgeschaltet. Wird das Abwasser in dieser Stufe im Vollstrom behandelt, kann eine zusätzliche biologische Nachbehandlung bzw. Filtration nötig sein. Bei der Teilstrombehandlung erfolgt (zeitweise) eine Rezirkulation in die biologische Reinigungsstufe, wo in Abhängigkeit der Verfahren (Ozonierung oder PAK-Adsorption) die biologische Nachbehandlung ozonierten Abwassers oder die Separation der Kohlepartikel erfolgt. Konkret stellen sich die Möglichkeiten zur Umsetzung der oxidativen und adsorptiven Verfahren durch eine Voll- bzw. Teilstrombehandlung wie folgt dar: Verfahren zur Vollstrombehandlung o Ozonierung des Ablaufs der Nachklärung mit anschließender biologischer Nachbehandlung o PAK-Dosierung im Ablauf der Nachklärung in ein separates Kontaktbecken und anschließende Phasenseparation sowie Filtration o o PAK-Dosierung im Ablauf der Nachklärung bzw. im Zulauf der Filtration GAK-Filtration im Ablauf der Nachklärung als nachgeschaltetes Verfahren Verfahren zur Teilstrombehandlung o o Ozonierung des Ablaufs der Nachklärung und Rückführung in die biologische Reinigungsstufe PAK-Dosierung des Ablaufs der Nachklärung in ein separates Kontaktbecken und Rückführung in die biologische Reinigungsstufe 3 Verfahren zur Vollstrombehandlung 3.1 Ozonierung des Ablaufs der Nachklärung mit anschließender biologischer Nachbehandlung Die Oxidation organischer Abwasserinhaltsstoffe mittels Ozon (O 3 ) ist ein effektives Verfahren zur Elimination organischer Spurenstoffe. Das biologisch gereinigte Ab-

- 16 / 3 - wasser wird in einem dem Nachklärbecken nachgeschalteten Reaktionsbehälter mit Ozon begast. Die direkte Reaktion mit O 3 und die indirekte Reaktion mit OH- Radikalen führen zur unselektiven (Teil-)Mineralisation der organischen Verbindungen. Anschließend wird das ozonierte Abwasser einer biologischen Nachbehandlungsstufe zugeführt, um die teiloxidierten Verbindungen weiter zu mineralisieren. Im Zuge mehrerer halb- und großtechnischer Untersuchungen wurde das Verfahren zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen untersucht. Die bereits umgesetzten Verfahren zur Ozonierung gereinigten Abwassers unterscheiden sich im Wesentlichen im Bezug auf das Eintragssystem des O 2 /O 3 -Gasgemisches (Injektor/Diffusor) und in der Art der biologischen Nachbehandlung (Schönungsteich, biologisch aktivierte Filtration, biologische Festbettverfahren). Das prinzipielle Verfahrensschema einer nachgeschalteten Ozonierung auf kommunalen Kläranlagen ist in Abb. 1 dargestellt. Abb. 1: Biologische Reinigungsstufe mit ergänzender Ozonierung und biologischer Nachbehandlung Das Volumen der Ozonierungsstufe ist so auszulegen, dass eine Aufenthaltszeit von fünf Minuten bei maßgeblichem Zufluss sichergestellt ist. Die Spanne der Aufenthaltszeiten bei maßgeblichem Zufluss der bereits realisierten Anlagen liegt zwischen 5 und 20 Minuten. Das Erfordernis einer biologischen Nachbehandlung des ozonierten Abwassers kann derzeit noch nicht abschließend bewertet werden. Abegglen et al. (2009) konnten durch effektbasierte Ökotoxizitätstest eine deutliche Abnahme des ökotoxikologischen Potenzials des ozonierten Abwassers nachweisen. Die biologische Nachbehandlungsstufe wird ihrerseits als wichtige Sicherheitsbarriere für die weitere Reduktion der Oxidationsnebenprodukte angesehen. Eine abschließende Bewertung über die Erfordernis der Nachbehandlung von ozoniertem Abwasser kann derzeit noch nicht gegeben werden.

- 16 / 4 - KA Bad Sassendorf (Lippeverband) Für Carbamazepin und Diclofenac können schon bei Ozondosen von 2 mg O 3 /l (z spez. = 0,3-0,5 g O3 /g DOC ) Abbauraten von rund 90 % erzielt werden, wohingegen sich für Stoffe, die eine deutlich geringere stoffspezifische Reaktionskonstante haben, wie z. B. Metoprolol, Abbauraten von ca. 30 % ergeben. Bei einer Dosierung von 5 mg O 3 /l (z spez. = 0,4-1,2 g O3 /g DOC ) konnten für Carbamazepin und Diclofenac verbesserte Eliminationsraten (ca. 95 %) erzielt werden. Für den Stoff Metoprolol konnte die Elimination bei dieser Dosis auf ebenfalls bis zu ca. 95 % gesteigert werden. Für das Röntgenkontrastmittel Amidotrizoesäure konnte unabhängig von der untersuchten Ozondosis keine nennenswerte Elimination festgestellt werden, die oberhalb des analytischen Fehlers liegt. (ARGE, 2011) KA Regensdorf Im Rahmen der Pilotversuche auf der Kläranlage Regensdorf (Schweiz) konnte für Carbamazepin und Diclofenac schon bei geringen Ozondosen (z spez. = 0,4 g O3 /g DOC ) eine Elimination von größer 95 % ermittelt werden, für Metoprolol betrug die Elimination rund 60 %. Durch die Erhöhung der Ozondosis (z spez. = 0,8 g O3 /g DOC ) konnte für Metoprolol eine Stoffentnahme von größer 90% erzielt werden. (Abegglen et al., 2009) 3.2 PAK-Dosierung im Ablauf der Nachklärung in ein separates Kontaktbecken und anschließende Phasenseparation sowie Filtration Das Verfahren der PAK-Adsorption nach Metzger und Kapp, das auf der KA Ulm- Steinhäule an einer halbtechnischen Versuchsanlage untersucht wurde, besteht im Wesentlichen aus einer der biologischen Stufe nachgeschalteten Adsorptionsstufe in Form eines Kontaktreaktors und eines Sedimentationsbeckens sowie einer anschließenden Sandfiltration. Das Verfahrensschema ist in Abb. 2 dargestellt. Im Zulauf des Kontaktreaktors, der als Kaskade ausgeführt ist, erfolgt zunächst eine Zudosierung von Fällmittel zum Aufbau einer abtrennbaren Flocke. Anschließend wird die PAK direkt in den Kontaktreaktor als Suspension zudosiert. Die Beimischung von Flockungshilfsmittel im Ablauf des Kontaktreaktors bewirkt eine Verbesserung der Abtrenneigenschaften der Kohle-Wasser-Suspension. Die im Sedimentationsbecken abgesetzte Kohle wird zur Mehrfachbeladung als Rücklaufkohle in den Kontaktreaktor zurückgeführt. Die Überschusskohle wird aus der Adsorptionsstufe ausgetragen und in die biologische Stufe rezirkuliert, wodurch eine zusätzliche Beladung erfolgen kann. Überschüssige PAK wird über den Überschussschlammabzug aus dem System ausgetragen. Nach der Sedimentationsstufe erfolgt zum Rückhalt abtreibender Feinstpartikel erneut eine Zugabe von Fällmittel. Des Weiteren ist an dieser Stelle optional eine Nachdosierung von PAK möglich, um das Reinigungsergebnis zu verbessern. Das gereinigte Abwasser wird im Anschluss an die Adsorptionsstufe über einen Sandfilter geleitet. Das Filterspülwasser wird in die biologische Stufe zurückgeführt (Metzger, 2010).

- 16 / 5 - Biologische Reinigungsstufe PAK Fällmittel Flockungshilfsmittel (PAK) Fällmittel Zulauf Kontaktreaktor Rücklaufkohle Sedi.- becken Sandfiltration Rücklaufschlamm Überschussschlamm Überschusskohle Filterspülwasser Ablauf Abb. 2: Biologische Reinigungsstufe mit ergänzter Adsorptionsstufe und anschließender Filtration, modifiziert nach (Metzger, 2010) Nach Metzger und Kapp (2005) können mit einer Dosierung von 10 mg PAK/l DOC- Konzentrationen im Kläranlagenablauf von bis zu 12,5 mg DOC/l (35 mg CSB fil. /l) soweit verringert werden, dass eine Unterschreitung des CSB-Schwellenwerts gemäß Abwasserabgabengesetz von 20 mg CSB/l (7 mg DOC/l) möglich ist. Hinsichtlich der Elimination von Spurenstoffen konnten nach Metzger (2010) bereits bei einer Dosierung von 10 mg PAK/l die meisten der innerhalb der Versuche betrachteten Arzneimittelwirkstoffe, wie bspw. Carbamazepin, Diclofenac und Metoprolol, um durchschnittlich mehr als 80 % in der Adsorptionsstufe entfernt werden. Die Gesamtentnahme betrug für Diclofenac knapp 90 % und für Carbamazepin rund 94 %. Durch eine Verdopplung der PAK-Zugabe auf 20 mg PAK/l konnte keine signifikante Steigerung der Elimination für die Adsorptionsstufe nachgewiesen werden, was u.a. darauf zurückzuführen ist, dass die Spurenstoffkonzentrationen im Ablauf bereits bei einer Dosierung von 10 mg PAK/l teilweise unterhalb der Bestimmungsgrenze von 50 ng/l lagen. Die Elimination von Röntgenkontrastmitteln (RKM) lag bei den nicht-ionischen RKM Iomeprol, Iopromid und Iohexol bei einer PAK-Dosierung von 10 mg PAK/l, bezogen auf die Konzentrationen im biologisch gereinigten Abwasser, bei durchschnittlich über 70 %. Die ionische Amidotrizoesäure konnte lediglich zu 10 % eliminiert werden. Durch eine Dosierung von 20 mg PAK/l konnte die Elimination von Amidotrizoesäure auf 40 % gesteigert werden; bei den nicht-ionischen RKM bis auf rund 90 % (Metzger und Kapp, 2008). Nach Metzger (2010) ist der Kontaktreaktor für eine Mindestaufenthaltszeit von 30 Minuten bei maximalem Zufluss zu bemessen; die Aufenthaltszeit im Sedimentationsbecken sollte nicht weniger als 2 Stunden betragen und eine Oberflächenbeschickung von 2 m/h nicht überschritten werden. Metzger und Kapp (2008) empfehlen für die Sandfiltration eine maximale Filtergeschwindigkeit von 12 m/h; der Filteraufbau aus 75 cm Sandschicht (Ø 0,71-1,25 mm) und darüber 75 cm Hydroanthrazitschicht (Ø 1,4-2,5 mm) hat sich innerhalb der Versuche bewährt. 3.3 PAK-Dosierung im Ablauf der Nachklärung bzw. im Zulauf der Filtration Bei der Dosierung von PAK in den Zulauf der Filtration wird der Filterüberstau von

- 16 / 6 - abwärtsdurchströmten Flockungsfiltern als Reaktionsraum für die Aktivkohleadsorption genutzt. Auf vielen Kläranlagen in Nordrhein-Westfalen sind solche Filter zur Feststoff- und Phosphorelimination installiert worden und können ohne den Bau separater Reaktions- und Sedimentationsbecken auf eine PAK-Adsorption angepasst werden. Zum Umbau der vorhandenen Filter ist neben der Anpassung der MSR-Technik auch eine zusätzliche Dosier- und Einmischstation für die PAK sowie ein Lagersilo vorzusehen. Zusätzlich kann noch ein Rührwerk für den Filterüberstand installiert werden, um die PAK in Schwebe zu halten (Abb. 3). Die zur Verfügung stehende mittlere Kontaktzeit der zu adsorbierenden Stoffe mit der PAK ergibt sich aus der Filtergeschwindigkeit. Die Verweilzeit der Aktivkohle im System wird durch die Dauer des Filtrationsintervalls bis zur Rückspülung des Filters bestimmt. Das Filterspülwasser mit der beladenen PAK kann ins Belebungsbecken zurückgeführt werden, um ggf. eine weitere Beladung der PAK zu ermöglichen. Alternativ kann eine Rückführung in den Zulauf der Kläranlage erfolgen, um die PAK schneller aus dem System zu entfernen. Die PAK-Dosierung in den Zulauf der Filtration wurde auf der Kläranlage Wuppertal- Buchenhofen des Wupperverbands für einen Teilstrom realisiert. Abb. 3: PAK-Dosierung Ablauf Nachklärung Kläranlage Buchenhofen Die Kläranlage Wuppertal-Buchenhofen verfügt über eine Ausbaugröße von 600.000 EW und behandelt auch industrielle und gewerbliche Abwässer, zu denen u. a auch ein Großeinleiter aus der pharmazeutischen Industrie gehört. 1995 wurde ein mehrschichtiger, abwärtsdurchströmter Flockungsfilter nachgerüstet, der über eine Klappenspülung verfügt (keine Spülrinne). Der Filter setzt sich aus 28 einzelnen Betonfilterzellen zu je 60 m² zusammen. Die Filterschichten der Zellen bestehen aus Hydroanthrazit (1,4 m) und Quarzsand (0,4 m). Im Frühjahr 2010 wurde begonnen, eine der 28 Filterzellen für den Einsatz von PAK umzurüsten. Dazu wurden zur separaten Beschickung der Filterzelle zwei Pumpen installiert, die über eine regelbare Förderleistung von insgesamt 50 bis 200 l/s verfügen. Der Filtrationszyklus hat eine konstante Dauer von 24 h, anschließend wird eine Rückspülung eingeleitet. Neben den Beschickungspumpen wurde zur Lagerung der

- 16 / 7 - PAK ein Silo mit einem Nutzinhalt von 75 m³ errichtet. Zudem wurde eine Dosier- und Einmischvorrichtung für die PAK sowie, zur bedarfsweisen Zudosierung, für ein Flockungsmittel (FM) und ein Flockungshilfsmittel (FHM) vorgesehen (Bornemann et al., 2011). Zur Ermittlung geeigneter PAK, FM und FHM-Dosierungen und der daraus resultierenden Eliminationsleistungen wurden Voruntersuchungen in einem Versuchsfilter mit Abwasser der Kläranlage Wuppertal-Buchenhofen durchgeführt (Erbe, 2010; Taudien, 2011). Die in diesen Vorversuchen ermittelten Eliminationsleistungen für verschiedene Spurenstoffe sind für eine PAK-Dosierung von 20 mg/l (SAE Super, Fa. Norit) in Abb. 4 aufgetragen. Es zeigt sich, dass Carbamazepin, Diclofenac, Metoprolol und Benzotriazol gut aus dem Wasser entfernt werden können (im Mittel über 80%). Sulfamethoxazol zeigt hingegen große Schwankungen in den erzielbaren, geringeren Eliminationsraten. Amidotrizoesäure kann mit im Mittel unter 10 % nur sehr schlecht eliminiert werden. 100 90 mittlere Eliminationsrate [%] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Abb. 4: Carbamazepin Diclofenac Sulfamethoxazol Metoprolol Benzotriazol Amidotrizoesäure Elimination in halbtechnischen Vorversuchen auf der Kläranlage Wuppertal-Buchenhofen mit Dosierungen PAK: 20 mg/l, FM: 0,0 3,4 mg Fe/l und FHM: 0 0,25 mg/l (Taudien, 2011) Die umgerüstete Flockungsfilterzelle soll mit der in Vorversuchen ermittelten Dosis von 20 mg PAK/l und einer Dosis von 40 mg PAK/l betrieben werden, um die Auswirkungen der höheren PAK-Dosierung auf die Eliminationsleistung zu untersuchen (Bornemann et al., 2011). 3.4 GAK-Filtration im Ablauf der Nachklärung als nachgeschaltetes Verfahren Die Filtration über granulierte Aktivkohle (GAK) ist ein in der Industrieabwasserreinigung, der Altlastensanierung und Deponiesickerwasserbehandlung sowie der Trinkwasseraufbereitung seit Jahrzehnten etabliertes und zuverlässiges Adsorptionsverfahren. Zur Spurenstoffeliminationsleistung mittels eines großtechnischen Einsatzes von GAK liegen bislang gesicherte Erkenntnisse nur aus dem Trinkwasserbereich vor. Diese sind jedoch nicht auf die Aufbereitung von kommunalem Abwasser über-

- 16 / 8 - tragbar, da die Wasserzusammensetzung (z.b. Hintergrund-DOC, Feststofffracht etc.) einen maßgeblichen Einfluss auf die zu erwartende Eliminationsleistung haben. Die prinzipiellen Vorteile von GAK im Gegensatz zu PAK liegen in der Möglichkeit der Reaktivierung nach erschöpfter Adsorptionskapazität und damit einer möglichen Wiederverwendung. Zudem kann GAK in der Regel höher beladen werden als PAK und neben der Adsorption in ihrer Funktion als Filterkorn gleichzeitig zur Feststoffabscheidung dienen. Die GAK-Filtration lässt sich in zwei Verfahrensvarianten durchführen (Abb. 5). Die erste Variante besteht in der Verwendung von Druckkesseln zur Aufnahme der GAK als Filtermaterial. Die zweite Variante besteht in der Umrüstung von bereits vorhandenen Flockungsfiltern auf GAK. Diese sind z. B. auf vielen Kläranlagen in Nordrhein-Westfalen zur Feststoff- und Phosphorelimination errichtet worden. Diese Filter werden in der Regel als Mehrschichtfilter betrieben, um eine bessere Raumfiltrationswirkung zu erzielen und somit die Rückspülintervalle zu verlängern. Auf der Kläranlage Düren-Merken des Wasserverbands Eifel-Rur wurde eine solche Flockungsfilterzelle auf GAK umgerüstet. Abb. 5: GAK-Filtration Ablauf Nachklärung KA Düren-Merken Die Ausbaugröße der KA Düren beträgt 310.000 EW. Das Abwasser ist durch industrielle Einleiter, wie bspw. die Papierindustrie, geprägt, die einen bedeutenden Teil zu der organischen Belastung beitragen. Seit 1992 wird auf der Kläranlage Düren-Merken ein Mehrschicht-Flockungsfilter betrieben, der eine weitergehende Feststoffentnahme hinter der Nachklärung bewirkt. Es handelt sich hierbei um zwölf abwärtsdurchströmte, offene Betonfilterzellen mit einer Fläche von jeweils 37,5 m². Die Filterschichten setzen sich gemäß Planungsunterlagen von oben nach unten aus Blähschiefer (1,4 2,5 mm; h = 1,2 m) und Sand (0,7 1,25 mm; h = 0,5 m) zusammen. Unterhalb der eigentlichen Filterschichten befinden sich zwei Kiesschichten (jeweils 0,1 m mit 3,15 5,6 mm bzw. 5,6 8 mm), die das Filterbett tragen (Stützschicht). Anfang Juni 2011 wurde eine der zwölf Filterzellen auf GAK umgerüstet. Dazu wurde das bisherige Filtermaterial mittels Saugfahrzeug entfernt. Um einen Durchbruch partikulärer Stoffe zu vermeiden, wurden neben der Stützschicht noch 40 cm des alten

- 16 / 9 - Filtermaterials in der Filterzelle belassen. Die insgesamt 43 m³ GAK (HCR 700, Fa. CSC) in der Körnung 1,4 2,5 mm wurden in Big-Bags angeliefert. Zum Einbau der GAK wurden die Big-Bags mit Hilfe eines Autokrans bis kurz über die alte Filterschicht angehoben und unter Schwenken des geöffneten Big-Bags wurde die GAK gleichmäßig in der Filterzelle verteilt. Der Ausbau des alten Filtermaterials sowie der Einbau der GAK nahmen zwei Tage in Anspruch. Anschließend wurde die GAK mehrere Tage gewässert, damit sich die offenen Porenräume der GAK mit Wasser füllen konnten und so ein Verlust der Kohle durch zu hohen Auftrieb bei der ersten Rückspülung minimiert werden konnte. Zur Inbetriebnahme der umgerüsteten Filterzelle nach der Wässerung müssen die Feinkornanteile, die unvermeidlich beim GAK-Transport und während des Einbaus entstehen, aus der Filterzelle entfernt werden. Dazu wurde eine Wasserspülung mit einer Geschwindigkeit von 10 m/h eingeleitet, die sukzessiv binnen einer Stunde in 5 m/h Schritten bis auf 60 m/h gesteigert wurde. Die einzelnen Spülgeschwindigkeiten wurden so lange beibehalten, bis das Rückspülwasser klar wurde. Da beobachtet wurde, dass bei 60 m/h punktuell Aktivkohlekörner über die Spülrinne ausgetragen wurden, wurde die Spülgeschwindigkeit für das automatische Spülprogramm, mit der die Filterzelle während ihres Regelbetriebs gereinigt wird, auf 50 m/h begrenzt, um einen Austrag von GAK zu vermeiden. Das automatische Spülprogramm der umgebauten Filterzelle ist in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1: Spülprogramm der auf GAK umgebauten Filterzelle auf der Kläranlage Düren-Merken des WVER (Auslösekriterien: Dauer: 24 h oder Menge: 6.200 m³ oder durchflussabhängige Druckdifferenz: 0,50 bar/m³/h) Spülschritt Spülmedium Spüldauer Spülgeschwindigkeit 1 Luft 90 s 56 m/h 2 Wasser 300 s 25 m/h 3 Wasser 180 s 50 m/h Der Filtrationsbetrieb der GAK-Filterzelle wurde Mitte Juni 2011 mit einem konstanten Durchfluss von 6,66 m/h aufgenommen. Die bisherigen Betriebserfahrungen stellen sich wie folgt dar: Der Druckabfall ist trotz vergleichsweise hohem AFS im Filterzulauf relativ gering und führt zu einem Spülintervall von > 24h, was für eine gute Trennung der Filterschichten nach Rückspülung und damit einer guten Raumfiltrationswirkung spricht. Bislang war keine Reduzierung der Filterbetthöhe durch Abtrieb von GAK bei Filterrückspülung messbar. Das Rückspülwasser enthält keine Aktivkohlekörner, sondern nur einen geringen Teil an GAK-Abrieb, der als leichter Schwarzstich des Rückspülwassers erkennbar ist. Das Filtrat der GAK-Filterzelle enthielt in den ersten beiden Betriebswochen mehr Feststoffe als das Filtrat der Referenzfilterzelle.

- 16 / 10 - Der höhere Feststoffgehalt in den ersten beiden Betriebswochen zeigte sich in der etwas dunkleren Färbung des Filterpapiers, das zur Bestimmung der abfiltrierbaren Stoffe (AFS) herangezogen wurde. Auch die kontinuierliche Trübungsmessung zeigte in der Versuchsfilterzelle höhere Trübungswerte als in der Referenzfilterzelle, wobei die Trübung auch in den ersten beiden Betriebswochen unterhalb von 2 NTU lag. Dies kann als geringe Trübung für den Ablauf einer Kläranlage eingestuft werden, liegt doch der Grenzwert für Trinkwasser in Deutschland bei 1 NTU. Nach zwei Wochen Filterbetrieb lag die Trübung der GAK-Filterzelle dauerhaft deutlich unter 1 NTU. Die noch weitere Verbesserung der Filtratqualität in Bezug auf die Feststoffe nach der Einfahrphase kann zwei wesentliche Ursachen haben. Zum einen können noch minimale Mengen von Feinanteilen der GAK, die bei der Inbetriebnahme des Filters nicht ausgespült werden konnten, ins Filtrat gelangt sein. Zum anderen Bedarf das neue Filtermaterial einer Reifung, die mit der Anlagerung von Feststoffen an die Filterkornoberfläche einhergeht und erst dann eine optimale Filtrationsleistung ermöglicht. Ergebnisse zur Elimination von Spurenstoffen liegen noch nicht abschließend vor. 4 Verfahren zur Teilstrombehandlung 4.1 Ozonierung des Ablaufs der Nachklärung und Rückführung in die biologische Reinigungsstufe Die Realisierung dieses verfahrenstechnischen Ansatzes zur oxidativen Elimination organischer Spurenstoffe umfasst eine durch die Rückführung des ozonierten Abwassers in die biologische Reinigungsstufe integrierte biologische Nachbehandlung (Abb. 6). Durch die Rezirkulation in die biologische Reinigungsstufe wird der Zulaufvolumenstrom der Ozonierung durch die hydraulische Kapazität der Nachklärung limitiert. Die Nachklärung wird somit durchgängig mit dem Mischwasserzufluss beschickt. Die Einleitung des Rezirkulationsstroms sollte in den aeroben Teil des Belebungsbeckens erfolgen, um eine Sauerstoffverschleppung in den anoxischen Teil zu vermeiden und um den gelösten Sauerstoff im Rezirkulationsstrom für die biologischen Prozesse zu nutzen. Abb. 6: Biologische Reinigungsstufe mit ergänzender Ozonierung im Rezirkulationsstrom

- 16 / 11 - Durch die Rückführung des Rezirkulationsstroms kommt es zu Verdünnungseffekten und hieraus resultierend zur Abnahme der Feststoffkonzentration im Belebungsbecken. Im Vergleich zu Verfahren, die der mechanisch-biologischen Abwasserreinigung nachgeschaltet sind, ist die Stoffentnahme nicht nur von der Eliminationsleistung der Ozonierungsstufe, sondern auch von der Rezirkulationsrate abhängig (Enxing et al., 2009). Die Umsetzung dieses Verfahrensansatzes der Ozonierung bietet sich für Kläranlagen an, die keine Abwasserfiltration besitzen, da zur Nachbehandlung die biologische Reinigungsstufe der konventionellen Kläranlage genutzt wird. Die bautechnischen Aufwendungen zur Umsetzung dieses Verfahren begrenzen sich demnach auf die Errichtung der Ozonierungsstufe und in Abhängigkeit der örtlichen Randbedingungen (geodätische Höhen) auf die Errichtung eines Rezirkulationspumpwerks. Untersuchungen zur oxidativen Entfernung von Spurenstoffen im Rezirkulationsstrom werden im Rahmen des Forschungsvorhabens Elimination von Arzneimittelrückständen in kommunalen Kläranlagen des MKULNV auf der Kläranlage Schwerte des Ruhrverbands durchgeführt und sind für Ende 2011/Anfang 2012 vorgesehen. 4.2 PAK-Dosierung des Ablaufs der Nachklärung in ein separates Kontaktbecken und Rückführung in die biologische Reinigungsstufe Neben den Verfahren der oxidativen Behandlung mit einer Rückführung des Teilstroms in die biologische Reinigungsstufe wird im Rahmen des o.g. MKULNV-Forschungsvorhabens auch die adsorptive (sowie die Kombination aus adsorptiver und oxidativer) Elimination von Spurenstoffen durch eine Pulveraktivkohlezugabe im Rezirkulationsbetrieb auf der zweistraßigen Kläranlage Schwerte untersucht (Abb. 7). Diese verfahrenstechnische Umsetzung hat im Vergleich zur PAK-Adsorption nach Metzger und Kapp (s. Kap. 3.2) den Vorteil, dass auf eine zusätzliche Separationsstufe zur Abtrennung der PAK verzichtet werden kann. Nachteilig ist die deutlich geringere PAK-Konzentration innerhalb der Adsorptionsstufe aufgrund der fehlenden PAK-Rückführung. Abb. 7: Biologische Reinigungsstufe mit ergänzender PAK-Adsorption im Rezirkulationsstrom

- 16 / 12 - Im Zuge der großtechnischen Untersuchungen wurden die Elimination bei unterschiedlichen PAK-Zugabemengen sowie die betrieblichen Auswirkungen der Rezirkulation untersucht. Die PAK-Zugabemenge variierte zwischen 5 und 20 mg PAK/l. Die Adsorptionsstufe wurde auf eine Aufenthaltszeit von 30 Minuten bei maßgeblichem Zufluss dimensioniert. Die Ergebnisse von zwei Versuchsphasen (c PAK = 5 mg/l und c PAK = 15 mg/l bezogen auf den Zulaufstrom zur Adsorptionsstufe) als Eliminationsleistung der Straße 2 im Vergleich zur konventionellen Straße 1 der Kläranlage Schwerte sowie die Eliminationsleistung der Adsorptionsstufe sind beispielhaft in Abb. 8 und 9 dargestellt. Deutlich wird, dass die Eliminationsleistung sowohl stoffspezifisch als auch dosierungsabhängig ist. Straße 1 Straße 2 PAK Stufe 100% 90% 80% 70% 60% 50% Elimination [%] 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% -60% CSB DOC Iopamidol Amidotrizoesäure AHTN HHCB TCPP 1-H-Benzotriazol Carbamazepin Diclofenac Metoprolol Sulfamethoxazol Melperon Ritalinsäure Bisphenol A Abb. 8: Mittlere frachtbezogene Elimination (Median) der Versuchseinstellung I (c PAK = 5 mg/l; dynamischer Rezirkulationsbetrieb) sowie Angabe der maximalen und minimalen frachtbezogenen Elimination (n=4) (ARGE, 2011) Die für einige Stoffe (Sulfamethoxazol, Melperon und Ritalinsäure) negativen Eliminationen sind auf Metabolisierungsprozesse im Belebungsbecken zurückzuführen. Durch die Bilanzierung von Sulfamethoxazol und dessen Hauptmetaboliten konnten die Stoffumwandlungsprozesse nachgewiesen werden.

- 16 / 13 - Straße 1 Straße 2 Adsorptionsstufe 100% 90% 80% 70% 60% 50% Elimination [%] 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% -30% -40% -50% -60% CSB DOC Iopamidol Amidotrizoesäure AHTN HHCB TCPP 1-H-Benzotriazol Carbamazepin Diclofenac Metoprolol Sulfamethoxazol Melperon Ritalinsäure Bisphenol A Abb. 9: Mittlere frachtbezogene Elimination (Median) der Versuchseinstellung III (c PAK = 15 mg/l; dynamischer Rezirkulationsbetrieb) sowie Angabe der maximalen und minimalen frachtbezogenen Elimination (n=4) (ARGE, 2011) Die Rückführung des adsorptiv behandelten Teilstroms in die biologische Reinigungsstufe hat mehrere Auswirkungen auf betriebliche Aspekte des Kläranlagenbetriebs. Diese resultieren im Wesentlichen aus der unterschiedlichen hydraulischen Belastung der beiden Belebungsstraßen in Folge des Rezirkulationsbetriebs. So ist aufgrund der Verdünnung durch die Rückführung von biologisch gereinigtem Abwasser in die biologische Reinigungsstufe der Trockensubstanzgehalt der Versuchsstraße 2 bei Trockenwetterbedingungen deutlich geringer als in der konventionellen Straße 1. Infolge einsetzenden Mischwasserzuflusses und der damit einhergehenden Beendigung bzw. Reduzierung des Rezirkulationsbetriebs kommt es zum kurzzeitigen Anstieg des Trockensubstanzgehalts in der Straße 2, wohingegen der Trockensubstanzgehalt in der Referenzstraße aufgrund der hydraulischen Belastung erwartungsgemäß abfällt. (ARGE, 2011) Die Stickstoffelimination wurde durch den geringeren Gehalt an belebtem Schlamm nicht beeinträchtigt. Für alle Versuchseinstellungen des dynamischen Rezirkulationsbetriebs konnten anhand ausgewählter Trockenwetter- und Niederschlagsperioden für die Versuchsstraße geringere Ammonium- und Nitratstickstofffrachten im Ablauf ermittelt werden, als in der Referenzstraße. (ARGE, 2011) Literatur Abegglen, C.; Escher, B.; Hollender, J.; Koepke, S.; Ort, C.; Peter, A.; Siegrist, H.; von Gunten, U.; Zimmermann, S.; Koch, M.; Niederhauser, P.; Schärer, M.; Braun, C.; Gälli, R.; Junghans, M.; Brocker, S.; Moser, R.; Rensch, D. (2009): Ozonung von gereinigtem Abwasser. Schlussbericht Pilotversuch Regensdorf. Dübendorf/Schweiz.

- 16 / 14 - ARGE (2011): Arbeitsgemeinschaft Spurenstoffe NRW, Teilprojekt 6: Elimination von Arzneimittelrückständen in kommunalen Kläranlagen. Bericht über die Phase 1 der Untersuchungen, gerichtet an das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordhein-Westfalen, zum 30.6.2011 (unveröffentlicht). Bornemann, C.; Hachenberg, M.; Kazner, C.; Herr, J.; Jagemann, P.; Lyko, S.; Benstöm, F.; Montag, D.; Platz, S.; Wett, M.; Kaub, J. M.; Kolisch, G.; Osthoff, T.; Rolfs, T.; Stepkes, H. (2011): Teilprojekt 5: Ertüchtigung kommunaler Kläranlagen, insbesondere kommunaler Flockungsfiltrationsanlagen durch den Einsatz von Aktivkohle. Zwischenbericht, gerichtet an das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordhein-Westfalen, zum 31.5.2011 (unveröffentlicht). Enxing, K.; Grünebaum, T.; Jardin, N.; Rath, L.; Sadowski, A. (2009): Spurenstoffelimination durch Ozonierung und Aktivkohle: Planung, Bau der großtechnischen Versuchsanlage auf der Kläranlage Schwerte. Aachener Schriften zur Stadtentwässerung (Hrsg. J. Pinnekamp), Band 13, ISBN: 978-3-938996-06-5, 10. Kölner Kanal und Kläranlagen Kolloquium 2009, Aachen. Erbe, V. (2010). 20 Jahre Flockungsfiltrationen beim Wupperverband Auf dem Weg von der Phosphor- zur Mikroschadstoffelimination. GWA Band 220, RWTH Aachen, ISBN 978-3-938996-26-3. Metzger, S.; Kapp, H (2005): Aktivkohlebehandlung von biologisch gereinigtem Abwasser im Klärwerk Steinhäule. Vortrag bei der DWA Landesverbandstagung Baden-Württemberg am 06./07. Oktober 2005 in Friedrichshafen. Veröffentlicht im Tagungsband. Metzger, S.; Kapp, H (2008): Einsatz von Pulveraktivkohle zur Elimination von Mikroverunreinigungen. VSA-Verbandsbericht Nr. 586. Metzger, S. (2010): Einsatz von Pulveraktivkohle zur weitergehenden Reinigung von kommunalem Abwasser. Dissertationsschrift TU Berlin, Oldenbourg Industrieverlag München. Taudien, Y. (2011): Einsatz von Pulveraktivkohle zur Elimination von CSB und Mikroschadstoffen in der Flockungsfiltration einer kommunalen Kläranlage, Diplomarbeit, Bergische Universität, Wuppertal. Anschrift der Verfasser: Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp Dipl.-Ing. Christopher Keysers Dipl.-Ing. Frank Benstöm Dipl.-Ing. Susanne Malms Dr.-Ing. David Montag Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen 52056 Aachen E-Mail: isa@isa.rwth-aachen.de