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Transkript:

Jersey im Ärmelkanal wird 1940 durch die 319. ID besetzt ergänzt: 30.04.2017 von Karl-Wilhelm Maurer Jersey im 2. Weltkrieg Am 1. Juli 1940 wurde die englische Kanal- Insel Jersey von deutschen Truppen besetzt. Das gleiche Schicksal hatten tags zuvor die anderen Kanal-Inseln Guernsey, Alderney und Sark ereilt. Von den 100.000 Inselbewohnern waren zuvor ca. 25% geflüchtet.- Hitler maß dieser Einnahme besondere Bedeutung bei, war dies doch das einzige englische Territorium in deutscher Hand. Und von hier aus sollte England angegriffen werden. Deshalb waren die Kanalinseln ein wichtiges Glied in Hitlers Atlantikwall, einer Küstenbefestigung von Dänemark bis Spanien. Die Kosten für die Kanalinseln betrugen ca. 10% der Gesamtausgaben. Bedauernswerte Zwangsarbeiter aus den von den Deutschen besetzten Gebieten mussten auf diesen Inseln die Bunker und Geschütz-Stellungen bauen. Viele dieser Kriegsbauten stehen heute noch; teilweise sind sie Museum. Truppen der 319. Inf.-Div., kommandiert von Gen-Lt Graf v. Schmettow*, waren auf alle Kanalinseln verteilt, auf Jersey u.a. die Schnelle (Pz-Jäger-) Abteilung 319 mit zwei Kompanien. Die 2. Kompanie wurde ab dem 16.9.43 von meinem Vater, OLt R. Maurer, geführt, der zuvor mit der 251.ID an der Ostfront gekämpft hatte und wegen seiner Front-Erfahrung diese Abt. im Angriffsfall kommandieren sollte. Bis Kriegsende wohnte er im Haus Windsor Crescent Nr. 1 in der Hauptstadt St. Helier. Seine Kompanie war im ca. 3 Gehminuten entfernten Jesuiten- Colleg, Maison St. Louis, untergebracht. * ) Gen-Lt v. Schmettow war ein umsichtiger Kommandeur und bei seinen Truppen und der Bevölkerung beliebt. Jersey am 26. Meine Frau und ich hatten an diesem Tag im Rahmen einer Normandie-/Bretagne-Reise einen Ausflug von St. Malo zur Insel Jersey gemacht und dort durch eine geführte Rundfahrt einen groben Überblick bekommen. Der Norden ist überwiegend Steilküste, während in den drei anderen Himmelsrichtungen Sandstrände zum Baden einladen. Hier fällt der Unterschied zwischen Flut und Ebbe besonders stark auf. Nach dem Mittagessen machten wir einen Stadtbummel und suchten nach Vaters Wohn- und Wirkungsstätten aus der Besatzungszeit. Dabei trafen wir auf freundliche, auskunftsfreudige Jerseyianer. Ein Haß wegen der damaligen Besetzung auf Deutsche war nicht zu spüren. 1

Mai 1944 Jesuiten-Colleg Maison St. Louis Im 2. und 3. Stock des Jesuiten-Collegs war die 2. Kompanie der Schnellen Abt. 319 untergebracht. Im 1. Stock durch eine Holzwand abgetrennt wohnte Pater Rey mit seinen ca. 11 Patres. Im Garten des Collegs standen die Fahrzeuge und Geschütze der Kompanie. Während der Besatzungszeit lebten beide Parteien friedlich nebeneinander. Nach der Kapitulation wurde dem Kompaniechef leider Diebstahl unterstellt. Dies führte dann zu einer unliebsamen Auseinandersetzung. An Hand mitgebrachter Fotos baten wir Einheimische um Auskunft zum Jesuiten-Colleg. Bereitwillig zeigten sie uns den Weg, vorbei an einem Neubau, zum renovierten Colleg-Gebäude, das jetzt zum Hotel de France gehört. Im Neubau entdeckten wir einen kirchlichen Saal. Die Jesuiten leben heute an einer anderen Stelle auf Jersey so die Aussage der Befragten und mit älteren Einheimischen aus der Nachbarschaft des Hotels unterhielten wir uns angeregt über die damalige Zeit, in der alle unter Hunger litten. Mai 1944 Windsor Crescent Nr. 1 Mein Vater war am 1. Februar 1944 zum Hauptmann befördert worden. Ende Mai 44 erhielten wir einen Brief von ihm mit 3 Fotos: das nebenstehende Foto zeigt ihn in seiner neuen Uniform am Eingang von Windsor Crescent Nr. 1. Dieses Haus bewohnte er alleine (nur wenige Wochen war der OGfr Döring einquartierter Mitbewohner) mit seinem tüchtigen Burschen namens Schuck, Mädchen für alles. Schuck konnte kochen, backen und den Garten bestellen. War dieses Haus von den Deutschen beschlagnahmt worden oder hatte es sein Besitzer verlassen? Durch die Notizen meines Vaters auf zwei Fotos 1.) Windsor Crescent Nr. 1 und 2.) mein Haus ca. 150 m rechts von der St. Mark s Kirche war Vaters Domizil auf dem Stadtplan schnell gefunden. So gingen wir von Maison St. Louis die St. Marks Road hinunter und standen bald vor Windsor Crescent Nr. 1. Hier hat mein Vater also 20 Monate lang gewohnt. Der Eingangsbereich des Hauses hatte sich nur wenig verändert. In der Byron Road sprachen wir einen älteren Jerseyianer an. Schnell holte er aus seinem Haus in der Oxford Road seine Brille, zeigte uns auf unserem Stadtplan, wo er als Kind gewohnt hatte und sprach von den guten deutschen Soldaten, die ihm sweets and food geschenkt hatten. Über diese Begegnung haben wir uns gefreut. 2

Mai 1944 Windsor Crescent Nr.1 Das 3. Foto (li.) zeigt Vaters Garten und seinen Burschen Schuck. Auch eines der Hühner ist mit auf dem Foto, das die Frühstückseier lieferte. Im Garten gab es u. a. Tomaten und, wie aus Briefen hervorgeht, blühten die Rosen bis in den Dezember hinein. Windsor Crescent ist eine kleine Straße mit schönen älteren Kettenhäusern. Das Haus Nr. 1 steht auf einem Eckgrundstück, von einer Mauer umgeben, die bereits im Mai 1944 bereits da war. Auch jetzt schauten Rosen über die Gartenmauer. Mai 1944 St. Marks Road Dieser Blick auf die Stadt St. Helier, vom Maison St. Louis aus fotografiert, zeigt die St. Marks Road mit der St. Mark s Kirche im Hintergrund. Wie oft mag Vater diese St. Marks Road hinaufgegangen sein zum weithin sichtbaren Maison St. Louis? Auch am 9. Nov. 1944 nahm er diesen Weg, als ihm um 17.30 Uhr ein Feuer im Kompanie-Quartier gemeldet wurde. Deutsche und Engländer löschten gemeinsam. Der Schaden war aber nicht groß. Mai 1944 2. Kompanie Das ist die Führungsmannschaft der 2. Kompanie der Schnellen Abt. 319. In Bildmitte der Kompanie-Chef, Hauptmann R. Maurer. Rechts neben ihm wahrscheinlich Olt. Peters, der Kompanie-Führer. Er lag längere Zeit krank im Lazarett. So mußte Vater seine Arbeit mitmachen. Wie er schreibt, hat er sich jedoch dabei nicht überarbeitet. Hauptfeldwebel Köckel war sehr zuverlässig und sorgte für Ordnung im Mannschafts-Quartier Maison St. Louis. 3

Mai 1944 nach getaner Arbeit Dieses Foto entstand nach einer Schießübung mit den Unteroffizieren der 2. Kompanie der Schnellen Abt. 319. Den Gesichtern nach zu urteilen verlief sie gut. Ort der Schießübungen könnte das Gelände südlich des deutschen Kriegstunnels gewesen sein, das zur St. Aubin s Bay offen ist. Auch könnte dort der Hauptmann R. Maurer seine Übung mit der Schnellen Abt. 319 am 18. Februar 1944 durchgeführt haben, von der er in einem Brief berichtete, denn noch immer wurde auf der Insel mit einer Invasion gerechnet. Mai 1944 das Offiziersheim Blick auf das Offiziersheim vom Geschäftszimmer der Schnellen Abt. 319 aus. Im Hintergrund die Kirchturmspitze von St. Mark s Church. Nach diesem Foto zu urteilen lagen Mannschafts-Quartiere, Geschäftszimmer und Offiziersheim nahe beieinander. Aus Zeitmangel haben wir am 26. Juni 2007 dieses Haus nicht gesucht.. Mai 1944 im Offiziersheim Das Offiziersheim brachte Vater Abwechslung im langweiligen Alltag. Hitler schaute ständig von der Wand auf seine Offiziere herab. Gab es bis zur Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 dort guten Kaffee und wohlschmekkenden Kuchen, so wurde das Angebot immer dünner und endete 1945 mit Tee ohne was. Das Ende der 2.Kompanie/Schnelle Abt./319. ID des Kompanie-Chefs Rudolf Maurer Sommer 1943: OLt. R. Maurer Der Krieg hat uns vergessen!, war der Satz der Deutschen. Das war allerdings ein Segen, auch wenn Langeweile, Kälte und vor allem Hunger 11 Monate lang seit der Landung der Alliierten in der Normandie den Alltag auf den Kanalinseln bestimmten. Am 19. Mai 1945 sammelte sich die Kompanie des Hauptmanns R. Maurer und weitere Truppen im Insel-Zentrum bei Les Trois Bois, ca. eine Meile nordöstlich des deutschen Kriegstunnels. Von dort rückten ca. 1.000 Soldaten mit ihren ca. 80 Offizieren ab zum Elisabeth-Hafen von St. Helier, um von dort nach England in die Gefangenenlager gebracht zu werden. 4

März 1947: P.O.W. R. Maurer; im Sept. 1947 erfolgte die Entlassung aus der engl. Kriegs-Gefangenschaft Die 319. Inf.-Division besetzt Ende Juni 1940 die britischen Kanal-Inseln Während der Feldwebel R. Maurer 1940 im Westfeldzug als Angehöriger der 251. Inf.-Division (am 30. Juni war seine Einheit im 90 km von Jersey entfernten St.-Brieuc) zum Einsatz-Gebiet Brest marschierte, besetzen Truppen der 319. ID die Kanalinseln Jersey, Guernsey, Alderney und Sark. Knapp drei Jahre später wurde mein Vater als Kompanie-Chef von der Ostfront zu dieser Division auf Guernsey und dann Jersey versetzt. Ein Teil der Inselbewohner war in Frühjahr 1940 nach England geflohen. Churchill wollte die Inseln nicht verteidigen und zog seine Truppen ab, so dass nach einer Bombardierung von Häfen alle Inseln kampflos der Wehrmacht in die Hände fielen. Es fanden im Laufe der Zeit nur wenige Angriffe auf deutsche Kriegseinrichtungen statt. Mit Verhaftung mussten allerdings jüdische Inselbewohner und Personen, die sich nicht an die ausgehandelten Vereinbarungen mit der Civil-Verwaltung hielten, rechnen. Die Inselbewohner und die Deutschen kamen abgesehen von Einzelfällen relativ gut miteinander aus, denn alle saßen im gleichen Boot und fürchteten mögliche Fliegerangriffe, egal durch deutsche oder englische Flugzeuge der R.A.F.. Die Invasion der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 traf das LXXXIV. Armee-Korps, zu dem auch die 319. ID gehörte, besonders hart, denn alle Landungsstellen lagen im Bereich dieses Korps. Allerdings sparten die Alliierten die Eroberung der Kanal-Inseln aus, da sie für den Vormarsch auf Deutschland bedeutungslos waren. Winston Churchill prahlte später damit, dass er auf seinen Kanalinseln bereits die ersten 35.000 deutschen Kriegsgefangenen habe. Und so war es auch. Bis Kriegsende fiel auf der Kanal-Insel Jersey kein feindlicher Schuss und kein Flugzeug störte die Nachtruhe. Kommando-Wechsel auf den Kanal-Inseln Die 319. ID unter Führung des Gen.-Lt v. Schmittow gehörte im Mai 1944 zum LXXXIV. AK, 7. Armee, H-Gr B. Nach der Invasion im Juni 1944 wurde die Division der Heeresgruppe B direkt unterstellt und im November 1944 dem Marine-Oberkommando West. Für die Kanalinseln wurde der bei der Marine unbeliebte Vize- Admiral Hüffmeier ein fanatischer Nazi zum Marinebefehlshaber eingesetzt, jedoch Gen. v. Schmittow unterstellt. Der Vice-Admiral versuchte nun ständig die Autorität des Generals zu untergraben bis der General letztendlich zum 1. März 1945 aus Gesundheitsgründen von seinem Posten enthoben wurde. Die Befehlsgewalt ging jetzt auf den zweitklassigen Marine-Mann über, der bereit war, wie er selbst erklärte, eher ins Gras zu beißen, als zu kapitulieren * ). Das bedeutete für die Deutschen auf den Inseln als auch für die Insel-Bevölkerung nichts Gutes. Am 20. April 1945 feierte der unbeliebte Befehlshaber Hitlers Geburtstag mit einer großen Rede zum Endsieg. 10 Tage später beging aber Adolf Hitler, der oberste Befehlshaber der deutschen Truppen, im Führerbunker in Berlin Selbstmord und am 7. Mai befahl Hitlers Nachfolger, Großadmiral Dönitz, allen deutschen Streitkräften, die Kämpfe einzustellen. Diesen Befehl befolgte auch der Vice- Admiral Hüffmeier, ohne seine geplanten Sprengungen auf den Kanalinseln auszulösen. Am 8. Mai 1945 erklärte Baron v. Aufseß, Chief civil adminstrator, im Regierungsgebäude auf Guernsey im besten englisch: Der Krieg ist zu Ende. Hiermit geben wir Ihnen die Inseln zurück *). Die formelle Kapitulation fand dann am 9. Mai 1945 an Bord des Schiffes HMS Beagle bei Jersey statt. Die Besetzer der Kanal-Inseln sahen nun ihrer Kriegsgefangenschaft in England entgegen, und die Bewohner der Inseln begannen, die vergangenen fünf Jahre aufzuarbeiten bis heute noch? * ) aus dem Buch Hitlers Inselwahn, von John Nettles, Osburg Verlag IBSN 978-3-95510-094-0 07/2007 Karl-Wilhelm Maurer, Mayr-Nusser-Weg 6, D 91058 Erlangen 5