WS 22. Wie sag ich's meinem Kinde?" Mit Kindern und Jugendlichen Tod und Trauer erleben

Ähnliche Dokumente
Was ist PZB? Personen-zentrierte Begleitung in einfacher Sprache erklärt

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Deine Meinung ist wichtig. Informationen für Kinder und Jugendliche zur Anhörung

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Also: Wie es uns geht, das hat nichts mit dem zu tun, ob wir an Gott glauben.

M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I

Themenbereich "Trauer"

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal!

Darum geht es in diesem Heft

A2 Lies den Text in A1b noch einmal. Welche Fragen kann man mit dem Text beantworten? Kreuze an und schreib die Antworten in dein Heft.

Das Leitbild vom Verein WIR

Predigt Salvenmoser: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe.

Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor!

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Entwickeln Sie Ihre Vision!

Workshop. Teil1: Wie spreche ich mit Kindern über den Tod? Teil 2: Umgang mit kindlicher Abwehr. B.Juen

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Sibylle Mall // Medya & Dilan

1. Weniger Steuern zahlen

Nina. 2. Ninas Mutter lebt nicht mit Nina und der Familie zusammen. Warum könnte das so sein? Vermute. Vielleicht ist sie. Möglicherweise.

Elternzeit Was ist das?

Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75 Jahren von August bis September Einstellung zur Organ- und Gewebespende (Passive Akzeptanz)

Weltenbummler oder Couch-Potato? Lektion 10 in Themen neu 3, nach Übung 5

Nina. bei der Hörgeräte-Akustikerin. Musterexemplar

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

ERSTE LESUNG Sach 9, 9-10 SIEHE, DEIN KÖNIG KOMMT ZU DIR; ER IST DEMÜTIG

Evangelisieren warum eigentlich?

Anne Frank, ihr Leben

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Herzensrosen, die bedingungslose Liebe und die Schuld

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Wenn der Papa die Mama haut

NINA DEISSLER. Flirten. Wie wirke ich? Was kann ich sagen? Wie spiele ich meine Stärken aus?

Was kann ich jetzt? von P. G.

Meine Entscheidung zur Wiederaufnahme der Arbeit

B: bei mir war es ja die X, die hat schon lange probiert mich dahin zu kriegen, aber es hat eine Weile gedauert.

Kulturelle Evolution 12

Das bringt nichts. Trotzdem. Mach doch, was du willst. Mach ich auch. Wo sind die drei eigentlich hin gefahren? Emmett will sich neue PS3-Spiele

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

changenow THE PLAN Die 7 Brillen der Vergangenheit

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort. vor zwei Wochen habe ich euch schon gepredigt, dass das

Krippenspiel für das Jahr 2058

Der Klassenrat entscheidet

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Jeder ist ein Teil vom Ganzen Inklusion ändert den Blick

Einstufungstest Deutsch (A1, A2, B1)

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

ALEMÃO. Text 1. Lernen, lernen, lernen

GOTTESDIENST vor den Sommerferien in leichter Sprache

Wo blüht durch mein Zu-Tun Leben auf? Was drängt in mir zum Leben... oder durch mich?

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Kinderschlafcomic Schwerdtle, B., Kanis, J., Kübler, A. & Schlarb, A. A.

Ein Gespräch kann. Leben retten. [U25] Online-Suizidprävention

Herr Müller möchte anderen Menschen helfen. Er bekommt kein Geld für diese Arbeit. Aber die Arbeit macht ihm Freude.

Liebe oder doch Hass (13)

Was wir gut und wichtig finden

Lernerfolge sichern - Ein wichtiger Beitrag zu mehr Motivation

Die Zahnlückenkinder wollen`s wissen

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Vom Sparschwein zum Bankerschwein und zurück.

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Qualitätsbedingungen schulischer Inklusion für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung

Das Frauenhaus ein guter Ort für Kinder! Schutz und Unterstützung für Mädchen und Jungen, die häusliche Gewalt erlebt haben.

Fotostammtisch-Schaumburg

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Sufi-Zentrum Rabbaniyya. Eusubillahi-mineş-şeytanirrajim Bismillahirr-rahmanirrahim. Angst und Drohung. Sheikh Eşref Efendi - Sufiland

Mehr Arbeits-Plätze für Menschen mit Behinderung auf dem 1. Arbeits-Markt

Predigt an Silvester 2015 Zuhause bei Gott (Mt 11,28)

Das Weihnachtswunder

Umfrage bei Menschen mit Behinderung über Sport in Leipzig Was kam bei der Umfrage heraus?

Kreativ visualisieren

Du bist auf der feiern, bist du auf. die Katze. der Stein der Welt. der Pilot. Weil Mama und die Wolken zu. die Großmutter. der Gärtner küssen.

Erntedankfest. Danken und Teilen (Entwurf für Eltern Kindgruppen)

Dass aus mir doch noch was wird Jaqueline M. im Gespräch mit Nadine M.

Kurzanleitung für eine erfüllte Partnerschaft

Wenn Eltern erkranken Belastungen von Kindern und Jugendlichen krebserkrankter Erwachsener

alle Bilder: Google-Suche Unterstützung von Angehörigen Krebskranker

Fragebogen Kopfschmerzen

Leichte-Sprache-Bilder

Papa - was ist American Dream?

Berufsunfähigkeit? Da bin ich finanziell im Trockenen.

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Nur für Partner die bereits einen Backoffice Zugang haben. Aber KEINEN Portal Zugang

1: 9. Hamburger Gründerpreis - Kategorie Existenzgründer :00 Uhr

Das Gewissen Sekundarstufe 1 2 Std.

Unsere Ideen für Bremen!

1. Mündlich, im Plenum > Text/Geschichte/n zur Person entwerfen/imaginieren

Transkript:

WS 22 Wie sag ich's meinem Kinde?" Mit Kindern und Jugendlichen Tod und Trauer erleben Heiner Melching, Berlin Dipl. Soz.-Päd. / Trauerbegleiter (ITA) Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de

Wie sag ich's meinem Kinde?" Mit Kindern und Jugendlichen Tod und Trauer erleben Heiner Melching, Berlin Dipl. Soz.-Päd. / Trauerbegleiter (ITA) Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de

Grundsätze der Kommunikation

Halten wir Kinder im Ernstfall für zu jung, als dass wir das Verstehen der leidvollen Zusammenhänge voraussetzen könnten? Wollen wir sie schützen vor dem Tod und den qualvollen Gefühlen, die die Erwachsenen überschwemmen? Unterstellen wir nicht immer wieder, dass Kinder muntere und glückliche Wesen sein sollten, die nicht zu trauern brauchen? Oder ist es die allgemeine Unsicherheit, die Eltern, Verwandte und Freunde überfällt, weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihren Kindern über den Tod reden sollen? Oder ist es der Umstand, dass Kinder gewöhnlich nicht flüssig und direkt mitteilen, was in ihnen vorgeht? Mechtild Voss-Eiser, 1992

Im Vordergrund steht meistens die Sorge um das Kind Kinder erleben aber nicht nur eine bestimmte Krisensituation sondern auch die Reaktionen des gesamten sozialen Umfelds auf die Krise! Sowie dessen Not und Unsicherheit im Umgang mit ihnen Die scheinbare Not der Kinder ist oft die Not der Erwachsenen

Kinder machen Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Haltung zum Tod

Zitat aus dem Bericht von Ronjas Mutter Ronja ist im Herzzentrum in Bad Oeynhausen gestorben. Als wir am nächsten Tag wieder nach Hause gefahren sind, hat Moritz (Ronjas Bruder, damals 5 j.) seinem gleichaltrigen Cousin erzählt, dass seine Schwester gestorben ist. Daraufhin kam dann prompt die Reaktion: Psst darüber spricht man nicht! Moritz Antwort: Was würdest du denn machen, wenn dein Bruder gestorben wäre? Wie recht der kleine Kerl mit seinen 5 Jahren doch hatte. Darüber muss man sprechen

Meine Mama hat Krebs und muss bald sterben

Kinder und Jugendliche als Angehörige / Trauernde Sind fester Bestandteil des sozialen Umfelds. Sie gehören dazu! Wissen nicht unbedingt weniger über den Tod als Erwachsene. Können in jedem Alter selbst entscheiden, inwieweit sie einbezogen werden möchten. Sollen oftmals behütet werden vor den Schrecken des Todes - werden dadurch aber meistens ausgegrenzt. Haben andere Ausdrucksformen für ihre Trauer. (selten verbal - keine Erwachsenensprache ) Haben einen unmittelbareren Zugang zu ihren Gefühlen - erscheinen dadurch schwankender. Haben ihre eigenen Wege und Ansprechpartner (nicht unbedingt die Eltern). Können mit Wahrheiten und Realität besser umgehen als mit irrealen Phantasien und Beschönigungen ( Oma ist eingeschlafen ).

Dina R. mit ihrer Tochter Lena am Bett des toten Sohnes Elias. Totgeboren nach eingeleiteter Geburt in SSW 22+6 (Diagnose in der 21. SSW, u.a.: Polyzystische Nieren beidseits)

Aufbahrung Den Tod be-greifen

Ausschnitte aus der Trauerfeier für Ronja Kinderchor (nach 24 min) - Träume wachsen nicht auf Erden 3:15 min Pastor Stemberg (nach 50 min) Schmetterlingsaktion 1:18 min Kinderchor (nach 60 min.) - Wir sind die kleinen in der Gemeinde 2:43 min

Alterseinteilung - Entwicklungspsychologie 0 3 Jahre 3 5 Jahre 6 9 Jahre 10 14 Jahre

Kinder bis drei Jahren Der Tod ist etwas Abstraktes Kein Zeitverständnis Tod = Abwesenheit Die Auswirkungen eines Todesfalls werden gefühlsmäßig erfasst.

Kinder zwischen drei und fünf Jahren magisches Denken - SchuldGEFÜHLE Tod wird als vorübergehend wahrgenommen Tod kann noch nicht auf sich selbst bezogen werden Neugierde

Kinder zwischen sechs und neun Jahren Irreversibilät und Nonfunktionalität des Todes sind fassbar. Der Tod wird personifiziert. Fragen nach der Seele und der Unsterblichkeit

Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren Ähnliche Vorstellung wie Erwachsene Erkennen der eigenen Sterblichkeit Fragen nach Leben und Tod Philosophische Überlegungen

Trauernde Jugendliche

Äußerungen von trauernden Jugendlichen Geschwistern an ihre Eltern

Was sollten Kinder erfahren? - Und von wem? Dass z.b. die Mutter krank ist Wie die Krankheit heißt z.b. Krebs (benennbar machen) Dass versucht wird, der Mutter zu helfen und wie diese Hilfe aussieht Ärzte - evtl. OP, Bestrahlung, Medikamente etc. Dass Veränderungen eintreten und welche Körperliche Vorgänge / Erkrankung dem Alter des Kindes entsprechend verständlich machen Was geschieht mit dem/der Verstorbenen 26

Auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Information und. auch auf Nichtinformation

(schwierige) Fragen von Kindern

Muss Mama sterben? Kann ich auch sterben? Fragen von Kindern Wirst Du jetzt auch sterben? Wo wohne ich dann? Wie lange wird sie noch leben? Wer bringt mich dann zur Schule? Wenn ich auch tot bin, treffe ich sie dann wieder? Wo sind die Menschen, wenn sie tot sind? Wer kocht mir was? Warum muss Mama sterben?

Klare Sprache??? Wir haben Opa verloren. Dein Hund ist heute Nacht eingeschlafen. Er ist jetzt an einem besseren Ort. Sie ist im Himmel. Gott hat deinen Onkel zu sich genommen, weil er so ein guter Mensch war. Sie ist auf eine lange Reise gegangen.

Gesprächssetting mit einem Kind Erwachsenenberatung: Kleiner Raum mit Stühlen Taschentücher Kinder: Das Kind muss sich wohlfühlen Kein künstliches Setting Beim Spielen, beim Spazieren, beim Essen Emotionaler Kontakt Auf Augenhöhe

Gespräche mit trauernden Kindern/Jugendlichen Wissensgefälle ausgleichen: Einschätzung der Situation durch das Kind Emotionale Öffnung ermöglichen und fördern Pausen und Schweigen aushalten Aktives Zuhören: Offene Fragen Nicht bewerten Nicht vorschnell argumentativ antworten

Gespräche mit trauernden Kindern Was will das Kind wirklich wissen? Einfache Antworten geben Da-sein, da-bleiben Eigene Unsicherheiten zugeben: nicht allwissend sein Nicht lügen: Klarheit, Ehrlichkeit Aushalten immer wiederkehrender Fragen

Wie können Kinder / Jugendliche unterstützt werden? Unterschiedliche Ebenen der Unterstützung kognitiv (Inhaltsebene) ( Ich habe die Information erhalten, die ich brauche. ) emotional (Beziehungsebene) ( Ich bin gehört und verstanden worden Ängste und Sorgen ernst nehmen - Wertschätzung.) Instrumentelle Unterstützung (praktische Hilfen) 35

Projekt Pegasus Zentrum für trauernde Kinder www.youth-life-line.de www.young-wings.de www.allesistanders.de

www.youth-life-line.de Wir über uns Jugendliche helfen Jugendlichen in Krisen, lautet unsere Leitidee. Praktisch sieht das so aus: Unsere Peer-Berater im Alter von 16 bis 20 Jahren beraten dich, wenn du am Leben verzweifelst. Dazu nutzen wir Mail und die direkte Kommunikation im Internet per Chat. Deshalb ist es für dich ganz einfach, mit uns in Kontakt zu kommen. Über den Button Für Dich da kommst du zu unserer Beratung. Youth-Life-Line ist als Modellprojekt im März 2003 online gegangen. Es ist unter anderem ausgezeichnet worden mit den Preisen Echt gut (2004) der baden-württembergischen Landesstiftung Junge Macher sowie mit dem Förderpreis Jugend hilft 2003 von Children for a better World e.v.

Fachkräfte Daniela Ines Jörg Unser Team im Bild Unser Peer-Team Amy Anouk Cassandra Cécile Coco Debbie Elias Emely Emmet Felicitas Grace Ida Ina Jola Josy Juliet Kathi Keke Kirke Lauren Laya Linda Luana Lucia Maja Maren Marlon Max Micha Nessa Nora Paula Pauline Phoebe Rebekka Salomé Viola Wanja Nina Leila Lilli

Hospiz macht Schule Ehrenamtliche Hospizmitarbeiter absolvieren eine Fortbildung Eine Woche Projektunterricht an Grundschulen Fünf Ehrenamtliche in einer Klasse Zielgruppe: 3. und 4. Klasse Abschlussfest mit den Eltern www.hospizmachtschule.de

Projekttage im Kindergarten Vorbereitung: Einverständnis der Eltern Rituale Ausflüge: z.b. Park, Wald, Friedhof, Bestatter, Steinmetz, Florist Reflexion: Fragerunde, Malen, Rollenspiele Beobachtungsbögen Abschlussveranstaltung mit den Eltern

Instrumentelle Unterstützung (praktische Hilfen) z.b. Bilderbücher

Kinderbücher

Heft 4 / November 2012 www.vr-leidfaden.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Heiner Melching, Berlin Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de 53

www.palliativmedizin.de Auf Wiedersehen beim Mitgliedertag der DGP am 18.-19.09. 2015 in Mainz 54