WS 22 Wie sag ich's meinem Kinde?" Mit Kindern und Jugendlichen Tod und Trauer erleben Heiner Melching, Berlin Dipl. Soz.-Päd. / Trauerbegleiter (ITA) Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de
Wie sag ich's meinem Kinde?" Mit Kindern und Jugendlichen Tod und Trauer erleben Heiner Melching, Berlin Dipl. Soz.-Päd. / Trauerbegleiter (ITA) Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de
Grundsätze der Kommunikation
Halten wir Kinder im Ernstfall für zu jung, als dass wir das Verstehen der leidvollen Zusammenhänge voraussetzen könnten? Wollen wir sie schützen vor dem Tod und den qualvollen Gefühlen, die die Erwachsenen überschwemmen? Unterstellen wir nicht immer wieder, dass Kinder muntere und glückliche Wesen sein sollten, die nicht zu trauern brauchen? Oder ist es die allgemeine Unsicherheit, die Eltern, Verwandte und Freunde überfällt, weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihren Kindern über den Tod reden sollen? Oder ist es der Umstand, dass Kinder gewöhnlich nicht flüssig und direkt mitteilen, was in ihnen vorgeht? Mechtild Voss-Eiser, 1992
Im Vordergrund steht meistens die Sorge um das Kind Kinder erleben aber nicht nur eine bestimmte Krisensituation sondern auch die Reaktionen des gesamten sozialen Umfelds auf die Krise! Sowie dessen Not und Unsicherheit im Umgang mit ihnen Die scheinbare Not der Kinder ist oft die Not der Erwachsenen
Kinder machen Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Haltung zum Tod
Zitat aus dem Bericht von Ronjas Mutter Ronja ist im Herzzentrum in Bad Oeynhausen gestorben. Als wir am nächsten Tag wieder nach Hause gefahren sind, hat Moritz (Ronjas Bruder, damals 5 j.) seinem gleichaltrigen Cousin erzählt, dass seine Schwester gestorben ist. Daraufhin kam dann prompt die Reaktion: Psst darüber spricht man nicht! Moritz Antwort: Was würdest du denn machen, wenn dein Bruder gestorben wäre? Wie recht der kleine Kerl mit seinen 5 Jahren doch hatte. Darüber muss man sprechen
Meine Mama hat Krebs und muss bald sterben
Kinder und Jugendliche als Angehörige / Trauernde Sind fester Bestandteil des sozialen Umfelds. Sie gehören dazu! Wissen nicht unbedingt weniger über den Tod als Erwachsene. Können in jedem Alter selbst entscheiden, inwieweit sie einbezogen werden möchten. Sollen oftmals behütet werden vor den Schrecken des Todes - werden dadurch aber meistens ausgegrenzt. Haben andere Ausdrucksformen für ihre Trauer. (selten verbal - keine Erwachsenensprache ) Haben einen unmittelbareren Zugang zu ihren Gefühlen - erscheinen dadurch schwankender. Haben ihre eigenen Wege und Ansprechpartner (nicht unbedingt die Eltern). Können mit Wahrheiten und Realität besser umgehen als mit irrealen Phantasien und Beschönigungen ( Oma ist eingeschlafen ).
Dina R. mit ihrer Tochter Lena am Bett des toten Sohnes Elias. Totgeboren nach eingeleiteter Geburt in SSW 22+6 (Diagnose in der 21. SSW, u.a.: Polyzystische Nieren beidseits)
Aufbahrung Den Tod be-greifen
Ausschnitte aus der Trauerfeier für Ronja Kinderchor (nach 24 min) - Träume wachsen nicht auf Erden 3:15 min Pastor Stemberg (nach 50 min) Schmetterlingsaktion 1:18 min Kinderchor (nach 60 min.) - Wir sind die kleinen in der Gemeinde 2:43 min
Alterseinteilung - Entwicklungspsychologie 0 3 Jahre 3 5 Jahre 6 9 Jahre 10 14 Jahre
Kinder bis drei Jahren Der Tod ist etwas Abstraktes Kein Zeitverständnis Tod = Abwesenheit Die Auswirkungen eines Todesfalls werden gefühlsmäßig erfasst.
Kinder zwischen drei und fünf Jahren magisches Denken - SchuldGEFÜHLE Tod wird als vorübergehend wahrgenommen Tod kann noch nicht auf sich selbst bezogen werden Neugierde
Kinder zwischen sechs und neun Jahren Irreversibilät und Nonfunktionalität des Todes sind fassbar. Der Tod wird personifiziert. Fragen nach der Seele und der Unsterblichkeit
Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren Ähnliche Vorstellung wie Erwachsene Erkennen der eigenen Sterblichkeit Fragen nach Leben und Tod Philosophische Überlegungen
Trauernde Jugendliche
Äußerungen von trauernden Jugendlichen Geschwistern an ihre Eltern
Was sollten Kinder erfahren? - Und von wem? Dass z.b. die Mutter krank ist Wie die Krankheit heißt z.b. Krebs (benennbar machen) Dass versucht wird, der Mutter zu helfen und wie diese Hilfe aussieht Ärzte - evtl. OP, Bestrahlung, Medikamente etc. Dass Veränderungen eintreten und welche Körperliche Vorgänge / Erkrankung dem Alter des Kindes entsprechend verständlich machen Was geschieht mit dem/der Verstorbenen 26
Auch Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Information und. auch auf Nichtinformation
(schwierige) Fragen von Kindern
Muss Mama sterben? Kann ich auch sterben? Fragen von Kindern Wirst Du jetzt auch sterben? Wo wohne ich dann? Wie lange wird sie noch leben? Wer bringt mich dann zur Schule? Wenn ich auch tot bin, treffe ich sie dann wieder? Wo sind die Menschen, wenn sie tot sind? Wer kocht mir was? Warum muss Mama sterben?
Klare Sprache??? Wir haben Opa verloren. Dein Hund ist heute Nacht eingeschlafen. Er ist jetzt an einem besseren Ort. Sie ist im Himmel. Gott hat deinen Onkel zu sich genommen, weil er so ein guter Mensch war. Sie ist auf eine lange Reise gegangen.
Gesprächssetting mit einem Kind Erwachsenenberatung: Kleiner Raum mit Stühlen Taschentücher Kinder: Das Kind muss sich wohlfühlen Kein künstliches Setting Beim Spielen, beim Spazieren, beim Essen Emotionaler Kontakt Auf Augenhöhe
Gespräche mit trauernden Kindern/Jugendlichen Wissensgefälle ausgleichen: Einschätzung der Situation durch das Kind Emotionale Öffnung ermöglichen und fördern Pausen und Schweigen aushalten Aktives Zuhören: Offene Fragen Nicht bewerten Nicht vorschnell argumentativ antworten
Gespräche mit trauernden Kindern Was will das Kind wirklich wissen? Einfache Antworten geben Da-sein, da-bleiben Eigene Unsicherheiten zugeben: nicht allwissend sein Nicht lügen: Klarheit, Ehrlichkeit Aushalten immer wiederkehrender Fragen
Wie können Kinder / Jugendliche unterstützt werden? Unterschiedliche Ebenen der Unterstützung kognitiv (Inhaltsebene) ( Ich habe die Information erhalten, die ich brauche. ) emotional (Beziehungsebene) ( Ich bin gehört und verstanden worden Ängste und Sorgen ernst nehmen - Wertschätzung.) Instrumentelle Unterstützung (praktische Hilfen) 35
Projekt Pegasus Zentrum für trauernde Kinder www.youth-life-line.de www.young-wings.de www.allesistanders.de
www.youth-life-line.de Wir über uns Jugendliche helfen Jugendlichen in Krisen, lautet unsere Leitidee. Praktisch sieht das so aus: Unsere Peer-Berater im Alter von 16 bis 20 Jahren beraten dich, wenn du am Leben verzweifelst. Dazu nutzen wir Mail und die direkte Kommunikation im Internet per Chat. Deshalb ist es für dich ganz einfach, mit uns in Kontakt zu kommen. Über den Button Für Dich da kommst du zu unserer Beratung. Youth-Life-Line ist als Modellprojekt im März 2003 online gegangen. Es ist unter anderem ausgezeichnet worden mit den Preisen Echt gut (2004) der baden-württembergischen Landesstiftung Junge Macher sowie mit dem Förderpreis Jugend hilft 2003 von Children for a better World e.v.
Fachkräfte Daniela Ines Jörg Unser Team im Bild Unser Peer-Team Amy Anouk Cassandra Cécile Coco Debbie Elias Emely Emmet Felicitas Grace Ida Ina Jola Josy Juliet Kathi Keke Kirke Lauren Laya Linda Luana Lucia Maja Maren Marlon Max Micha Nessa Nora Paula Pauline Phoebe Rebekka Salomé Viola Wanja Nina Leila Lilli
Hospiz macht Schule Ehrenamtliche Hospizmitarbeiter absolvieren eine Fortbildung Eine Woche Projektunterricht an Grundschulen Fünf Ehrenamtliche in einer Klasse Zielgruppe: 3. und 4. Klasse Abschlussfest mit den Eltern www.hospizmachtschule.de
Projekttage im Kindergarten Vorbereitung: Einverständnis der Eltern Rituale Ausflüge: z.b. Park, Wald, Friedhof, Bestatter, Steinmetz, Florist Reflexion: Fragerunde, Malen, Rollenspiele Beobachtungsbögen Abschlussveranstaltung mit den Eltern
Instrumentelle Unterstützung (praktische Hilfen) z.b. Bilderbücher
Kinderbücher
Heft 4 / November 2012 www.vr-leidfaden.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Heiner Melching, Berlin Geschäftsführer der DGP www.palliativmedizin.de E-Mail: heiner.melching@palliativmedizin.de 53
www.palliativmedizin.de Auf Wiedersehen beim Mitgliedertag der DGP am 18.-19.09. 2015 in Mainz 54