Häusern hindurch nach vorn zur Straßenseite. Mit aller Kraft wummerte Lauren gegen die Haustür ihrer neuen Nachbarn so fest, dass ihr die Fingerknöchel wehtaten. Sie hätte zwar auch klingeln können, aber das hätte ihre derzeitige Stimmung nicht angemessen zum Ausdruck gebracht. Dann schüttelte sie ihre schmerzende Hand und wartete. Dabei ließ sie den Blick über das Chaos auf der Veranda schweifen: ein Baseballhandschuh, mehrere Frisbees, dazu eine einbeinige Barbiepuppe mit sehr individuellem Haarschnitt und ein Skateboard. Wahrscheinlich sah es im Hausinneren nicht besser aus. Schade, dachte Lauren. Man könnte es sich hier so hübsch machen: ein paar weiße Korbstühle aufstellen und ein paar Blumenampeln aufhängen zum Beispiel. Als niemand auf ihr Klopfen reagierte,
drückte sie doch auf den Klingelknopf. Und dann noch einmal. Sie hörte, dass im Haus geflüstert wurde. Offenbar ignorierten diese Vandalen sie einfach. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Die Kinder waren doch bestimmt nicht völlig allein zu Hause! Jetzt war es wieder still, Lauren hörte nicht mal jemanden flüstern. Also drückte sie zum dritten Mal auf den Klingelknopf. Als auch dann niemand reagierte, beschloss sie, noch ein weiteres Mal anzuklopfen. Gerade hatte sie die Hand gehoben, da schwang die Tür auf. Vor ihr stand ein großer, breitschultriger Mann, der sich ein Handy ans Ohr hielt. Irritiert wirkte er, und nicht gerade gut gelaunt. Er hob einen Finger, um ihr zu bedeuten, dass er noch eine Minute Zeit brauchte. Aha, das war also der Vater dieser drei Vandalen. Dem müsste auch mal jemand
anständiges Benehmen beibringen, genau wie seinen Kindern. Am liebsten hätte sie ihm jetzt das Mobiltelefon aus der Hand gerissen. Dann hätte sie bestimmt sofort seine volle Aufmerksamkeit gehabt. Aber so etwas würde sie natürlich nie tun. Außerdem war Lauren inzwischen längst nicht mehr so entschlossen, ihren Nachbarn kräftig zusammenzufalten. Sie hatte sich noch nie besonders wohl in ihrer Haut gefühlt, wenn sie mit einem Mann aneinandergeriet. Erst recht nicht, wenn er auch noch so unverschämt gut aussah wie dieser. Dass Lauren gerade mal eins sechzig groß war und ihr neuer Nachbar deutlich über eins achtzig, trug auch nicht dazu bei, dass sie sich wohl in ihrer Haut fühlte. Das machte es nicht gerade leicht, sich mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten. Sie musterte ihn aufmerksam. Offenbar
hatte er sich in den letzten ein, zwei Tagen nicht rasiert. Es sah auch so aus, als wäre er schon länger nicht mehr beim Friseur gewesen. Seine Haare waren zwar nicht direkt lang, hingen ihm aber etwas zottelig ins markante Gesicht. Besonders seine perfekt geschnittene Nase fiel Lauren auf; sie hatte eine Schwäche für schöne Nasen. Und obwohl er bloß Jeans und ein verwaschenes graues T-Shirt trug, strahlte er trotzdem eine unglaubliche Autorität aus. Na super, dachte Lauren. Vielleicht hätte ich ihm doch lieber einen bösen Brief schreiben sollen. Du, ich ruf dich später noch mal an, ja?, sprach der Mann in den Hörer. Dann sah er ihr das erste Mal in die Augen. Und lächelte. Vor meiner Haustür steht gerade eine Frau in Schlafanzug und Häschenpuschen, und sie hat einen Baseball in der Hand. Ich glaube, es
geht um etwas Wichtiges, sie sieht nämlich aus, als hätte ihr jemand in die Cornflakes gespuckt. Lauren versuchte, möglichst unauffällig an sich herabzusehen. Ja, sie war tatsächlich noch im Schlafanzug: Zu einer langen, weichen Baumwollhose trug sie ein ärmelloses, ziemlich eng anliegendes Oberteil. Und keinen BH darunter. Zum Glück füllte sie das Top nicht besonders stark aus. Trotzdem war es ihr inzwischen unangenehm, in diesem Aufzug zu ihrem neuen Nachbarn herübergerauscht zu sein. Nicht nur unangenehm, sondern sogar hochnotpeinlich. Außerdem hatte sie immer noch den blöden Baseball in der Hand. In diesem Augenblick klappte der Mann sein Telefon zu und sah sie direkt an. Lauren