Grundlagen des biologischen Pflanzenschutzes bei Topfkräutern. Pflanzenschutzdienst

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Transkript:

Grundlagen des biologischen Pflanzenschutzes bei Topfkräutern

Biologische Bekämpfung von Trauermücken

Biologische Bekämpfung von Trauermücken Hypoaspis miles Raubmilbe BioMükk Steinernema feltiae Nematoden bodenlebende Räuber mit breitem Beutespektrum kann mehrere Wochen hungern wirkt langsam vorbeugender Einsatz 125 Tiere pro m² Fundamente/unter Tischen mitbehandeln Eiweiß-Toxin aus Bacillus thuringiensis isr. ist ein Fraßgift -> Lebensraum der Larven gut durchfeuchten! wirkt schnell, nach wenigen Stunden bei erhöhtem Trauermücken-Druck 300g - 400g / 100 m² nach 8-10 Tagen wiederholen dringen durch Körperöffnungen ein und geben ein Bakterium ab tote Larven sind milchig Temperatur >12 C richtige Art der Ausbringung wichtig Einsatz zu Beginn der Kultur

Wöchentliches Monitoring mit Hilfe von Gelbtafeln

Verwechslungsmöglichkeiten Trauermücke räuberische Langbeinfliege Sumpf-Fliege Schmetterlingsmücke

Amblyseius cucumeris Frankliniella occidentalis Biologische Bekämpfung von Thripsen Hypoaspis miles

Schäden durch Thripse

Entwicklungszyklus von Thripsen Quelle: Koppert; Kennen en Herkennen

Einflußfaktoren für die erfolgreiche Anwendung von Amblyseius cucumeris zur Bekämpfung von Thripsen Temperatur: 12 C- 30 C möglicher Einsa tzbereich Relative Luftfeuchtigkeit: >70% 18 C- 30 C optimaler Einsatzbereich Verfügbarkeit von Nahrung Frühzeitiger Einsatz der Raubmilben Regelmäßige Kontrolle von Blautafeln Bei starkem Zuflug keine ausreichend schnelle Wirkung!

Biologische Bekämpfung von Thripsen Hypoaspis miles: Frisst Thripspuppen im Boden, Trauermückenlarven, Sumpffliegenlarven, Collembolen. Einsatztermin: Direkt nach dem Topfen Einsatzmenge: 125 Tiere/m² Einsatzintervalle: Ein Mal/ Kultur Amblyseius cucumeris: Frisst Eier und Larven von Thripsen, kleine Spinnmilbenstadien, Weichhautmilben. Einsatztermin: 1. Nach dem Topfen 2. Vor dem Rücken Einsatzintervalle: 4- wöchig Einsatzmenge: 100 Tiere/m²

Applikationstechnik

Kontrolle des Thripsbefalls Mit Hilfe von Blautafeln Wöchentliche Kontrolle der Tafeln Aufzeichnung der Fangzahlen Bei leichtem Anstieg der Thripsfänge Anzahl der Raubmilben erhöhen Bei stärkerem Anstieg Abstände zwischen den Freilassungen verkürzen Bei starkem Anstieg der Thripsfänge (Zuflug) integrierbare Pflanzenschutzmittel einsetzen

Biologische Bekämpfung von Blattläusen

Einsatzmöglichkeiten von Blattlausfeinden Regelmäßige Freilassungen Offene Zucht der Blattlausfeinde

Regelmäßige Freilassungen Einsatz von Aphidius colemani, Aphidius ervi, Lysiphlebus testaceipes und Aphidoletes aphidimyza Einsatzmengen: ¼ Tier/m² jeder Art (vorbeugend) 1 Tier/m² jeder Art (bei Befall) Blockfreilassungen von je 3 Einsätzen in wöchentlichen Abständen Bei Neubefall Wiederholung

Aufbau einer offenen Zucht von Blattlausgegenspielern: Kauf von fertigen Bankerplants mit zwei verschiedenen Getreidelausarten. Teilung der Bankerplants Eintopfen in größere Kulturgefäße

Nach ausreichender Vermehrung der Getreideläuse werden die Töpfe in die Kultur gestellt. Einsatz von Aphidius colemani, Aphidius ervi, Lysiphlebus testaceipes und Aphidoletes aphidimyza in kleinen Mengen.

Kontrolle von Pflanzen. Kontrolle des Blattlausbefalls Ankommende Blattläuse sollten sofort parasitiert werden. Blattlausmumien sollten 7-10 Tage nach dem Schlupfwespeneinsatz sichtbar sein. In Befallsherden sollten Larven der Räuberischen Gallmücke zu sehen sein.

Gegenüberstellung der beiden Strategien zur Bekämpfung von Blattläusen Offene Zucht Kleine Mengen der Nützlinge nötig Kostengünstig Nützlinge vor Erstbefall vorhanden Regelmäßige Freilassungen Einsatz hoher Nützlingsmengen Teuer Optimaler Einsatztermin kann leicht verpasst werden Nützlinge sind klimatisch angepasst Nach dem Schlupf können die Nützlinge sofort Eier ablegen Nützlingsaktivität leicht zu beobachten Eventuelle Beeinträchtigung der Effektivität durch Transport Aufwendigere Kontrolle im Pflanzenbestand Auch Standort für zugeflogene Nützlinge Zusätzliche Arbeit Geringer Arbeitsaufwand

Biologische Bekämpfung von Spinnmilben Tetranychus urticae Phytoseiulus persimilis

Einsatz von Raubmilben zur Bekämpfung von Spinnmilben Phytoseiulus persimilis 1. Einsatz Bei leichtem Befall Einsatzmenge 5-10 Tiere/m² Einsatzintervalle Blockbehandlungen von 2-3 Freilassungen in wöchentlichen Abständen Etablierung Nur bei Anwesenheit von Spinnmilben

Kontrolle des Spinnmilbenbefalls Befallskontrolle befallener Pflanzen Nach 2-3 Einsätzen sollen die Raubmilben in der Mehrzahl sein Sind genügend Raubmilben vorhanden findet man nur Blattschäden und keine Spinnmilben mehr!

Biologische Bekämpfung von Weißen Fliegen

Schäden durch Weiße Fliegen

Entwicklungszyklus der Weißen Fliege und Encarsia formosa

Einsatz von Encarsia formosa zur Bekämpfung von Weißen Fliegen Temperatur: 18 C- 38 C möglicher Bereich 20 C- 25 C optimaler Bereich Relative Luftfeuchtigkeit: 50%- 85% UV- Strahlung Anwesenheit von Larven der Weißen Fliege Art der Weißen Fliegen (Bemisia tabaci, Trialeurodes vaporariorum) Beschaffenheit der Blattoberfläche Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel Frühzeitiger Einsatz Einsatz der Schlupfwespe Encarsia formosa mit 5-10 Tiere/m² in 7-14- tägigen Abständen

Kontrolle des Weißen Fliegen Befalls Kontrolle der Jungpflanzen nach Erhalt Weitere Kontrolle mit Hilfe von Gelbtafeln Sind adulte Weiße Fliegen auf den Gelbtafeln sollten zusätzlich Pflanzen kontrolliert werden Parasitierungsleistung von Encarsia formosa an befallenen Pflanzen kontrollieren

Biologische Bekämpfung von Minierfliegen Dacnusa sibirica Liriomyza huidobrensis Diglyphus isea

Schadbild bei Befall durch Minierfliegen

Entwicklungszyklus Minierfliegen Entwicklungszyklus Diglyphus isea

Einsatz von Dacnusa sibirica und Diglyphus isea Beginn des Nützlingseinsatzes bei dem ersten Auftreten von Fraßstippen Frühjahr und Herbst: Einsatz von Dacnusa sibirica Sommer: Einsatz von Diglyphus isea Einsatzmengen: in Abhängigkeit des Befallsdruckes ¼- 1 Tier/m² Einsatzintervalle: 3 Mal im Abstand von 1 Woche Kontrolle: Minierfliegen auf Gelbtafeln Blätter mit Minen isolieren und Schlupf beobachten Schlüpfen überwiegend Nützlinge ist die Bekämpfung der Minierfliegen gesichert

Sonstige Schädlinge: Zikaden Keine biologische Bekämpfung möglich.

Fazit: Biologische Verfahren sind bei der Produktion von Topfkräutern gegen die tierischen Hauptschaderreger erfolgreich einsetzbar. Durch den Einsatz von Nützlingen wird die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel reduziert. Dies bedeutet eine geringere Belastung von Anwendern und Mitarbeitern im Betrieb. Kulturarbeiten können während des Nützlingseinsatzes weitergeführt werden. Unterbrechungen der Arbeiten, wie nach der Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel entfallen.

Nützlinge können auch von Mitarbeitern ohne Sachkundenachweis durchgeführt werden. Dies entlastet qualifizierte Kräfte und bietet Raum für andere Tätigkeiten im Betrieb, die von einer Fachkraft durchgeführt werden müssen. Nützlingseinsatz im Kräuteranbau ist ein wichtiger Beitrag zum Resistenzmanagement in den Betrieben. Bei der Verbraucher- und Handelsorientierte Produktion von Topfkräutern ist der Einsatz von Nützlingen notwendig.

Zur Zeit könnte der Einsatz von Nützlingen als positiver Bestandteil bei Vermarktungsstrategien eingesetzt werden. Die Zertifizierung von Produktionsabläufen ist z. Zt. bei der Produktion von Gemüse und Kräutern eingeführt. Der biologische Pflanzenschutz ist ein wichtiges Instrument, um die geforderten Kriterien innerhalb einer Zertifizierung zu erfüllen. Durch der Einsatz von Nützlingen wird unsere Umwelt geschont.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!